Nr. 99.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Zelegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV. tr. 1983.
Sonntag, den 28. April 1907.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernivrecher: Amt IV. Nr. 1984.
Arbeiter! Rüstet zur Maifeier!
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In den mittleren Provinzen, in denen das beamtete Element durchweg sehr mächtig ist, hat die Regierung nadieser Regel gibt's nur eine Ausnahme: In der Provinz Guadalajara hat der Graf von Romanones, ein persönlicher Feind des Ministerpräsidenten, über den Regierungs
fandidaten gefiegt.
Bon wirklichen Wahlkämpfen kann nur die Rede sein, soweit Valencia , die bastischen Provinzen, besonders aber, soweit Katalonien in Betracht kommt, wo von 44 Abge
ordneten 38 antiministerielle durchfamen.
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Angeefelt und zur Verzweiflung gebracht durch all' jene Dinge, stürzten sich unsere Genossen auf zwei Wahlurnen und zertrümmerten sie. Zwischen den Sozialisten und den Mietlingen der Geldherren von Bilbao entspann sich ein Kampf, in dessen Verlauf mehrere Personen verwundet wurden. Am Montag, den 22., ward die Wahlhandlung in den Abteilungen, in welchen die Tumulte stattgefunden hatten, wiederholt, aber unsere Genossen nahmen an der Wahl nicht teil; es war das ein Protest gegen die Willkür der hohen Bourgeoisie und der Regierung.
Santander u. a. m., wurden viel Stimmen für die Sozia In anderen Städten, so z. B. in Oviedo , Gijon , Vigo , listen abgegeben, ohne daß es indessen gelang, auch nur ein einziges Mandat zu erobern!
Reichs.
eigentlich durchgekommen find! Die konservativen und die| listen maßgebend waren; darin lag für uns ein Nachteil, der noch republikanischen Kandidaten find eben noch dabei, den Schacher bergrößert wurde durch die Verfügung des Wahlkommissars, wonach um die Verteilung der Size abzuschließen. Und die Ergeb- Wähler, die in der Zwischenzeit aus dem Bezirk verzogen waren, nisse werden schließlich nach den Wünschen der Regierung in nicht mehr in ihrem alten Wahlbezirk wählen durften und sich Zwar ist noch nicht das Resultat aller Wahlen, die den Bureaus des Ministeriums des Innern zurechtgemacht. natürlich im neuen Bezirk nicht etwa eintragen lassen konnten; In Bilbao , wo wie immer Genosse Iglesias also ihr Wahlrecht durch den Umzug verloren hatten! Weil vorgestern stattgefunden haben, bekannt, indeſſen kann man kämpfte, war die Schlacht gewohntermaßen höchst erbittert. zwischen der Haupt- und der Nachwahl der 1. April als ll mzugs. wohl schon heute etwas Abschließendes über sie sagen. Gemäß den Gepflogenheiten der spanischen Behörden Das Geld floß in Strömen, und es gab da ein vollständiges termin lag, ist es flar, daß wir davon betroffen werden mußten. versteht es sich von selbst, daß das Ministerium, dem zurzeit Söldlingsheer, das von den Großkapitalisten der Stadt ge- Und zwar weit mehr als die Gegner, die eine mehr seßhafte der starrköpfige und unumschränkte Herr Maura präfidiert, fauft, von den Behörden geduldet und darauf dressiert war, Wählermasse hinter sich haben. Weiter kam hindernd dazu, daß bei eine erdrückende Mehrheit erlangt hat. Auf dem Bande, in die Wahlen zu gewinnentofte es, was es wolle. Da gab uns die Kandidatenfrage erst gelöst werden mußte. Wenn es dazu den südlichen Provinzen zumal, wurden die ministeriellen es erle, die sechs, ja sieben Mal wählten, und der eine auch nur zweier Tage bedurfte, so war doch der neue Kandidat, Randidaten mit tausenden von Stimmen gewählt" ob oder der andere von ihnen drängte sich ins Wahlbureau mit Genoffe Moltenbuhr, im Wahlkreise noch gar nicht bekannt. Alles Momente, die uns nicht günstig waren. Dennoch war in wohl die Wählerschaft sich fast völlig der Abstimmung dem Revolver in der Hand. enthielt. zwei Tagen alles zum Kampf formiert; Freitag, den 19. April erschien bereits ein Flugblatt für die Kandidatur Moltenbuhr, vom anderen Tage ab wurde eine täglich vierfeitig erschienene Wahlzeitung in einer Auflage von 30 000 Gremplaren verbreitet. Das hatten die Gegner nicht vermutet, und wohl wesentlich des halb fette auch sofort der Kampf mit äußerster Heftigkeit ein. Zunächst wurde versucht, die Arbeitermassen in die gegnerischen Versammlungen zu loden, denn die Gegner wissen im Streise aus Erfahrung, daß sie nur dann eine größere Versammlung zustande bringen können, wenn die Arbeitermassen hingehen. Dazu, den handen, und deshalb suchten die Gegner unsere Versammlungen Gegnern die Säle zu füllen, war aber weder Zeit noch Lust vorDen hervorstechenden Zug in der Schlacht vom Sonntag auf. Wir gewährten natürlich Redefreiheit, wo= hingegen die Gegner in ihren Versammlungen dem ersten Diss bildet eben diefer Sieg der katalonischen Elemente, die im Wenn unsere Genoffen gewollt hätten, konnten sie 2 bis fuffionsredner eine halbe Stunde, jedem weiteren fozialdemokra Kriege ſtehen gegen das bedrückende Zentralisationssystem 3 Size zum mindesten gewinnen. Sie brauchten nur das tischen Redner aber nur 10 Minuten gewähren wollten. Das der Behörden von Madrid , gegen die Bureaukratie, gegen Bündnis zu schließen, das ihnen von der republikanischen sozialdemokratische Wahlkomitee hatte lediglich die Einschränkung die Günstlingswirtschaft. Es ist in der Tat das erste Mal, Partei angeboten war. Aber- Partei angeboten war. Aber- Iglesias hat's am Tage vor getroffen, daß Reichsverbändlern in unseren Versammdaß man die spanische Regierung in einem ganzen Landes- der Wahl gesagt – die Bartei wollte allein in den Wahl- lungen unter keinen Umständen das Wort erteilt werden bereiche völlig vom Kampfplate verdrängt sieht, im fampf ziehen, weil dieser Kampf nichts anderes ist, als ein sollte, weil beim Gingreifen dieser Elemente von einem sach. industriellsten und meistbevölkerten Bereiche Spaniens . Der Kampf wider die Zentralgewalt ist in Katalonien Teil des Kampfes, den das Proletariat gegen die gesamte lichen Wahlkampf keine Rede mehr hätte sein können. Daraufhin nicht etwa neuen Datums; aber bisher ward er von einer nicht etwa neuen Datums; aber bisher ward er von einer Bourgeoisie führt, und weil die Sozialisten fich in feinem blieben die bekannten Reichsverbändler fern, es erschien aber einzigen Partei geführt: von der katalonisch - regionalistischen Falle mit ihren mehr oder minder offenen Feinden ver- eine andere Garde, die durch ihr Auftreten vermuten ließen, daß mischen sollen. Agenten des Partei, der es nie gelungen war, mehr als 7 oder 8 Pläge Biehen wir ins Parlament ein" so schloß Genosse schwindelverbandes zu tun habe. Die verteilten Flugim Parlament zu erobern. Diesmal verbündeten sich mit der Katalonisch- regionalistischen Partei die Republikaner des Jalefias seine Rede so dürft Ihr sicher sein, daß wir's blätter stammten ebenfalls aus der Subelküche des Reichsverbandes. Herrn Salmeron, die Karlisten und die föderalistischen Ele- unserer eigenen Kraft zu danken haben werden. Wir brauchen Die gegnerischen Redner waren natürlich auch mit dem„ Material" mente, mit einem Worte: alle Parteien Kataloniens außer dann nicht die Flagge zu senken, vor wem es auch sei; denn des Schwindelverbandes ausgerüstet, wie ja auch die bürgerliche wir haben feinen entehrenden Handel getrieben. Gewiß Presse aus dieser Schlammquelle ihre Weisheit" schöpfte. Der den beiden Regierungsparteien: der konservativen und der wir haben ein Interesse daran, ins Parlament zu kommen, gegnerische Kandidat selbst sprach in jeder um unsere Feinde besser zu bekämpfen und das Feld für Bersammlung, in der Moltenbuhr referierte. Das Kartell der katalonischen Oppositionsparteien, ge- unsere Propaganda auszudehnen. Jedoch man darf nicht Dabei spielte er sich als Jungliberaler" auf, der das Vernannt Solidaridad Catalana"( katalonische Solidarität), " ward von vornherein von der öffentlichen Meinung Kata- bergessen, daß unsere Tätigkeit sich nicht nur im Parlament halten der Nationalliberalen nicht billigen zu fönnen erklärte. An entfaltet. Unsere gewerkschaftlichen und unsere politischen den beiden letzten Tagen hielt er überhaupt nur noch sozialloniens mit großer Sympathie aufgenommen und der Erfolg Organisationen, die Kundgebungen in Volksversammlungen demokratische" Reden; um jeden Preis sollte uns das Mandat verstärkte sich bald unter dem Eindruck der Schifanierungen und auf der Straße und die Propaganda durch die Presse entriffen werden. Der Kandidat spielte den anständigen Mann, seitens der Regierung sowie der Gegnerschaft der mili- bleiben und werden immer bleiben die Kardinalpunkte der von den Rüpeleien seiner Wahlgarde nichts wissen wollte, aber anarchistischen Deputierten Zerroux geleiteten pseudo- revo- unserer revolutionären Tätigkeit." lutionären Partei. Bei den Provinzialratswahlen kürzlich siegte Solidaridad Catalana auf der ganzen Linie. Bei den Korteswahlen jeßt siegte Solidaridad Catalana im ganzen, In welchem Geruche aber selbst unter diesen Elementen der oben näher bezeichneten Gebiete, und zwar trotz des Wider- Mit einer Spannung ohne gleichen haben in den letzten Tagen Reichsschwindelverband steht, das wird am besten durch die Tatsache standes der Regierung und trotz der Machenschaften der nicht nur wir, sondern auch die Gegner auf den Kreis gesehen, der illustriert, daß diese Leute alle miteinander vom ReichsPseudo- Revolutionäre, welche den Versuch unternahmen, als erster nach den Januarwahlen die Probe auf die angekündigte verband nichts wissen wollten, es erschien ihnen zu Salmeron, den Führer der Republikaner, zu ermorden, und allgemeine Vernichtung der Sozialdemokratie bestehen anrüchig, als Reichsverbändler betrachtet zu werden. Wie sie welche Cambó, den Führer der Katalonisten, schwer ver- follte. Die Arbeiterwähler in Glauchau - Meerane haben die von aber ihre Kenntnisse aus dem Schmuzarsenal des Schwindelwundeten. In der Hauptstadt Barcelona erzielte Solidaridad uns in sie gefeßten Erwartungen nicht getäuscht, sie haben den verbandes bezogen hatten, so war auch ihr Betragen dem der ReichsCatalana 51 000 Stimmen gegen 21 000 der Pseudo- Revo- gegnerischen Ansturm abgewiesen- so gründlich, daß die Gegner verbandsagenten vollständig würdig. In unseren Versammlungen lutionäre. wohl die Hoffnung aufgeben müssen, gerade in diesem Kreise jemals spielten sie sich zunächst als die Herren auf, die zu bestimmen Das Vorgehen Kataloniens , das Aussicht hat, auf die Sozialdemokratie verdrängen zu können. Wie in wenigen Ge- hätten, was zu tun und zu lassen wäre. Als sie damit nicht durchValencia, Biskaya , die Balearen überzugreifen, macht starken bieten Deutschlands stehen sich dort die Klaffengegensätze scharf drangen, schritten sie zum Radau, und die letzten Tage war es Eindruck auf die öffentliche Meinung Spaniens , und sowohl gegenüber. Man braucht nur der schweren Kämpfe von offenbar darauf abgesehen, uns die Versammlungen zu fprengen. Maura wie die diversen Führer der liberalen Partei er- Crimmitschau zu gedenken. Das nationalliberale Unter- Daß dabei ganz systematisch vorgegangen wurde, erhellt am besten fennen übereinstimmend an, daß die Tätigkeit der Soli- nehmertum in dem benachbarten Glauchau - Meerane ist aus dem aus der Tatsache, daß in den gegnerischen Zeitungen der Reichs= daridad Catalana im Verein mit der der karlistischen und gleichen Holz geschnitzt. Die Unternehmer sind zumeist Empor- treue Verein" neben seinen eigenen auch unsere Versammlungen republikanischen Minderheiten der Regierung in der neuen fömmlinge, probig brutal den Arbeitern inferierte, mit der Aufforderung, jeden Nachmittag um vier Uhr Rammer viel zu schaffen machen wird. Und auch darin gegenüber. Es besteht dort an sich schon ein überaus ge- in einem bestimmten Lokal zu erscheinen, um zu besprechen, welche stimmen jene überein, daß höchstwahrscheinlich eine neue spanntes Verhältnis. Auf wirtschaftlichem Gebiet haben in den Versammlungen besucht werden sollten. Die Fabrikanten in politische era im öffentlichen sowie im Regierungsleben meisten Fällen die Unternehmer bewiesen, daß sie die Stärkeren Meerane entließen am Tage einer von uns einberufenen VersammSpaniens anhebt. find, sie wollten nun auch noch das politische Uebergewicht lung ihr Kontorpersonal, Wertmeister usw. bereits um halb sechs
liberalen.
taristischen Elemente und der von dem ehemaligen
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Glauchau- Meerane.
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man es mit berkappten
natürlich nicht das mindeste tat, um diesen Leuten Anstand zu empfehlen. Mindestens 50 Mann sind von gegnerischer Seite den ganzen Tag unterwegs gewesen, um auf jede denkbare Art Agitation zu betreiben.
Was nun das Eingreifen der sozialistischen an sich reißen. Sie bauten darauf, daß gerade in diesem Kreise Uhr, mit der Weisung, den Saal zu befeßen, ehe die Ar. Partei betrifft, so hat sie wie immer den Wahlkampf die Wahlbeteiligung stets eine verhältnismäßig schwache war. Das beiter aus den Fabriken tämen. Dieser saubere Plan geführt mit dem Ausblick auf Propaganda und auf die po- zu fam, daß der langjährige Vertreter Auer, durch Krankheit ver- wurde nur dadurch vereitelt, daß der Einberufer den Saal abschloß; litische Erziehung des Proletariats, ohne auf große Erfolge hindert, sich seit Jahren fast nicht mehr um den Kreis tümmern darauf holten die sprengluftigen Leute die Polizei, damit diese zu rechnen; hat sie doch außer gegen die Regierungs- fonnte, alles Dinge, die sehr wohl Beachtung verdienten. Bei die sofortige Oeffnung des Saales erzwinge! Das allerdings konnte Korruption auch noch gegen die vereinigten bürgerlichen der Hauptwahl im Januar büßten wir 2274 Stimmen ein, die die Polizei nicht schließlich kamen die Arbeitermassen, und die Mächte, monarchische wie republikanische, zu kämpfen. Gegner gewannen 6000 Stimmen ein bedenkliches Zeichen. beabsichtigt gewesene Sprengung der Versammlung mußte unter
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Trotzdem hoffte die Partei, in Madrid und in Bilbao zu Das hat die Gegner in der Meinung bestärkt, daß ihre Hoffnung bleiben. Derartige Vorkommnisse mußten natürlich die ohnehin fiegen, wo sie ja starke politische und gewerkschaftliche Organi- auf einen bürgerlichen Sieg in diesem Kreise keineswegs vorhandene Verbitterung noch ganz bedeutend steigern, und wenn sationen besitzt. Wieder einmal hat sie sich getäuscht. Aller- aussichtslos ſei. Durch den unerwarteten Tod Auers sollte es nicht zu Gewaltausbrüchen kam, dann ist dies vor allen Dingen dings- darauf war nicht zu rechnen, daß die Willkür der rascher als sich vermuten ließ, die Möglichkeit zu einer Erprobung der bewundernswerten Ruhe der Massen zu ber Regierung und die Schamlosigkeit der Bourgeoisie solche dieser Meinung geboten werden. danken. Wenn daher jetzt die bürgerliche Presse die Nachricht berDimensionen annehmen fönnte wie diesmal. In Madrid Mit einer ganz ungewohnten und ungewöhnlichen Schnelligkeit breitet, ein gewisser Müller sei nach einer Versammlung verlegt weiß man zur Stunde noch nicht einmal, welche Kandidaten ist die Neuwahl angefekt worden, für die noch die alten Wähler- worden, so muß konstatiert werden, daß der besagte Müller der