ßerttn und Qmgcgend. Die Unterredung mit dem Oberbürgermeister oder: Der Obermeister ohne Bollmacht! Gestern vormittag fand eine vertrauliche und unverbindliche Unterredung des Oberbürgermeisters K i r s ch n e r mit dem Ober- meister Fritz Schmidt, dem Vorsitzenden der vereinigten Aäckerinnungen Grost-Bcrlins statt zu dem Zwecke, eine friedliche Erledigung der Differenzen im Bäckergcwerbe auf dem von den Gehülfen gewünschten Wege zu erreichen. Oberbürger- meister K i r s ch n e r empfahl zuerst das Einigungsamt des hiesigen Gewerbegerichts als die passendste Instanz zur Schlichtung der Streitigkeiten. Obermeister Schmidt lehnte dies aber ab. Er berief sich auf den in allen Versammlungen der Innungen stets gefaßten Beschluß, das Gcwerbegericht auf keinen Fall an- zuerkennen. Dies könne er den Vorständen nicht vorschlagen. Der Oberbürgermeister empfahl dann den zweiten Vorschlag der Ge- hülfen, ihn oder einen anderen höheren Magistratsbeamten als unparteiischen Leiter der Verhandlungen zu nehmen. Er selbst könne es nicht. Er sei aber bereit, einen der höheren Magistrats- beamten zu empfehlen. Hierzu konnte Obermeister Schmidt keine Zusage geben. Er habe keine Vollmacht der Innungen. Er müsse daher diesen Vorschlag den Vorständen der 15 vereinigten Innungen unterbreiten und diese haben hierüber zu beschließen. Eine Sitzung der vereinigten Vorstände finde am kommenden Freitagnachmittag statt. Diese Rücksprache verlief also vollkommen resultatlos! Am Montag soll dem Oberbürgermeister Kirschner der Beschluß der Vorstands- fitzung mit einer längeren schriftlichen Begründung durch die dazu durch die Innungen gewählte Kommission, der Obermeister Schmidt, Altmeister Müller und Obermeister L i e b i n g- Reinickendorf angehören, unterbreitet werden. Die Ringbrauereien und die Maifeier. Auf die Anfrage der unterzeichneten Organisation betreffs Frei- gäbe des 1. Mai haben folgende Brauereien geantwortet und ihren Arbeitnehmern die Feier des 1. Mai durch Arbeitsruhe freigestellt: Genossenschaftsbranerci Friedrichsklagen, Berliner Stadtbrauerei. Belforterstraße; Weißbierbrauerei Breithaupt, Palisadenstraße; Engelhardt Nachfolger, Pankow ; Feldschlotzbrauerei Gr.-Licht er- selbe; EnderL, Weißenses; Schloßbrauerei Königs-Wusterhaufen; WeiMier-Genosfenschaftsbrauerei Attdreasstraße. Die an sämtliche Ringbrauercien gerichteten diesbezüglichen Schreiben wurden vom Syndikus des Vereins der Brauereien durch nachstehendes Schreiben beantwortet: Berlin . NW. , den 25. 4. 1907. Universitätsstr. 3b. An den Zentralverband deutscher Brauereiarbeiter Sektion I und II. Berlin . Auf die an die Mitglieder unseres Vereins gerichteten An- fragen betr. Freigabe des 1. Mai verweisen wir ergebenst darauf. daß der ablehnende Standpunkt des Vereins in dieser Beziehung gelegentlich der Tarifverhandlungen dahin klargelegt worden ist, daß das Ausbleiben der Arbeitnehmer am 1. Mai als Entlassungs- grund angesehen wird. Die Aufnahme der seitens der Organisation anfangs bean- t ragten Bestimmung in die Tarife, nach welcher der 1. Mai als Feiertag freigegeben werden sollte, ist daraufhin unterblieben. Die Brauereien sind demgemäß nicht in der Lage, den neuerdings gestellten diesbezüglichen Wünschen zu entsprechen. Hochachtungsvoll Verein der Nraueveien B-erlinS und Ilmgegend. I. A.: Meyer, Syndikus. Da vorstehendes Schreiben mit den bei den Tarifvcrhandlungen über die Frage der Freigabe des 1. Mai gepflogenen Erörterungen nicht in Einklang zu bringen war, ivandten sich die unterzeichneten Organisationen abermals an den Verein der Brauereien und ist seitens des Syndikus die Erklärung abgegeben worden, daß die Er- klärung, die Begehung der Maifeier durch Ausbleiben von der Arbeit sei ein Entlassungsgrund seitens der Tariftommission der Arbeit- geber nicht abgegeben worden sei. Zentrawerband deutscher Brauereiarbeiter, Sektion I und II. A» alle Maifeiernden, mögen sie die Arbeit ruhen lassen oder dies beim besten Willen nicht tun können, sei die Mahnung gerichtet: nicht so gedankenlos zu handeln, andere, die wohl die Arbeit ruhen lassen könnten, daran zu hindern, indem man Dienstleistungen begehrt, deren Verrichtung am 1. Mai nicht unbedingt erforderlich ist. Wir ver- langen von den Maifeierndcn. daß sie nicht, wie es recht häufig geschieht, nun gerade am 1. Mai zum Barbier kommen, um sich rasieren und das Haar schneiden zu lassen. Das ist keineswegs notwendig, weil dies ebenso gut am Tage vorher oder einen Tag später geschehen kann. Es am 1. Mai besorgen zu lassen, ist ungerecht, weil dadurch die Barbiere, welche ihre Geschäfte am 1. Mai gern geschlossen halten möchten, gezwungen sind, sie offenzuhalten und Gehülfen und Lehrlinge zu beschäftigen, mit Rücksicht— auf die Maifeiernden. Die einfachsten proletarischen Moralbegriffe rechtfertigen unser Verlangen, am 1. Mai die Aarbier- und Friseurgeschäfte nicht zu besuchen und uns nicht an der Arbeitsruhe zu hindern oder doch uns deren Ausübung nicht zu erschweren— aus den eigenen Reihen. Die organisierten Barbier- und Friseurgehülfen. Solidarisches Handeln. In einer gestern am 29. April tagenden Versammlung der Heimarbeiter der S t o ck i n d u st r i e wurde der Beschluß gefaßt, daß im Falle der Aussperrung aus Anlaß deS 1. Mai die Heimarbeiter die Fertig st ellung der von Betriebs- arbeitern angefangenen Arbeiten verweigern. Zur Aussperrung der Müllkutscher in Charlottenburg . In der Sonntagsausgabe der„Charlottenburger Neuen Zeit", die in Arbeiterangelegcnheiten nicht gerade die personifizierte Zu- verlässigkeit ist. war zu lesen, daß die Müllkutscher und Mitfahrer der Allgemeinen Müllverwertungsgesellschaft in den Streik getreten seien, daß sich dann die Direktion mit den Angestellten in Verbindung gesetzt habe und der Arbeiter zugesagt hätten, für den alten Lohn weiterzuarbeiten. Gegen diese falsche Darstellung erlauben wir uns folgende Richtigstellung zu geben. Schon seit zirka zwei Jahren wurden mit obengenannter Firma, allerdings hieß sie damals Charlottenburger Müllabfuhr, alle Verhandlungen mit der Organisation geführt und alle Verhandlungen stets zur Zufriedenheit beiderseits erledigt; auch war es nichts Auffälliges, wenn der Herr Dr. Werner sich im Verbandsbureau sehen ließ. Am 1. April mußte nach der Ver- stadtlichung der Müllabfuhr in diesem Betriebe ein Arbeiteraus- fchuß vorhanden sein, und wurde zu diesem Zwecke am 25. März eine Betriebssitzung abgehalten. Am 28. März trat die Gesellschaft mit dem neugewählten Arbeiterausschuß und den Vertreter der Organisation zu einer gemeinsamen Beratung zusammen und wurden in dieser Sitzung die Paragraphen der Geschäftsordnung und der Arbeitsordnung einer Besprechung unterzogen. Ferner wurde beschlossen, daß an den Beratungen des Arbeiterausschusses und der Direktion auch ein Vertreter der Organisation teilnehmen solle. Die Protokolle wurden auch stets von beiden Parteien ge-. zeichnet. In der Sitzung vom 28. März wurde auch gleich die fernere Sitzung zum 1». April angesetzt und nahm auch an dieser anstandslos der Vertreter der Organisation teil._ ßmsirn. Redakteur tum» Med». Bprliv. LolerateiUkU Vk&uU&i Daß es den Arbeitern gar nicht in den Sinn kam, tvege'n Lohn» fragen ufw. in den Streik zu treten, geht daraus hervor, daß am Karfreitag die Kutscher im Interesse der Firma Müll gefahren hatten, weil die Arbeiter wußten, daß mit der Uebernahme der Gesamtabfuhr sich Unzuträglichkeiten eingeschlichen hatten und jeder Kutscher und Mitfahrer das Bestreben hatte, so viel wie möglich zu helfen, daß geordnete Verhältnisse eintreten. In der Sitzung vom 28. März wurde von Herrn von der Linde mehrfach erklärt, daß die Löhne auch eine Aufbesserung erfahren werden, vielleicht innerhalb von vier Wochen. Bei Gelegenheit der letzten Verhandlung wurde noch erklärt: Gewiß, wir sehen ein, daß die Touren besser ein- geteilt und auch die Löhne einer Regelung unterzogen werden müssen. Unser Betrieb soll ein Musterbetrieb sein. Aus all diesen Aeußcrungcn der Herren Direktoren mußte man annehmen, daß es ihnen erwünscht sein könne, wenn ein Tarif eingereicht würde, und so wurde die Organisation durch eine am 21. April abgehaltene stark besuchte Versammlung beauftragt, das Nötige zu veranlassen. Am Mittwoch, den 24. April, abends, erhielt die Firma eine Bc- stätigung über die am 21. April gesandten und von der Organisa- tion empfangenen Briefschaften; gleichzeitig wurde der Lohntarif mit beigefügt. Am DonnerStagmorgen wurde bon feiten der Firma die Parole ausgegeben, abends sollten die Sachen abgegeben werden, damit am Sonnabend reine in Empfang genommen werden können. Als am Freitag ein Mitglied des Arbeiterausschusses im Depot ankam, wurde ihm erklärt, wenn er nicht für den alten Lohn weiter arbeite, sei er entlassen. Und als darauf noch mehrere Kutscher nach dem Depot kamen, wurden zwei Mitglieder des Ausschusses sofort entlassen. Die anderen sollten ein Schreiben unterzeichnen, daß sie weiterarbeiten wollen. Daß sich nun unter den Leuten eine Erregung bemerkbar machte, ist erklärlich: noch dazu, als immer mehr nach dem Depot Kommende sofort entlassen wurden. Der Herr Dr. Werner erklärte einem ihn fragenden Ausschuß- mitgliede, daß die Entlassung stattfinde, weil der Verband den Tarif eingereicht habe. Wäre der Arbeiterausschutz allein ge- kommen, dann hätte man sich verständigen können. Dies der wahre Sachverhalt. Am Sonnabendvormittag wurde von den Aus- ständigen eine Verständigung mit der Direktion versucht; aber was erhielt der Ausschuß für eine Antwort? Bon einer Verhandlung mit der Organisation kann keine Rede sein. Eine Wiederein- stellung aller ist nicht denkbar und um niemanden wehe zu tun, könne gewürfelt werden, wer anfangen soll. Eine solche Verhöhnung von Arbeitern steht wohl einzig da, und war es selbstverständlich, daß niemand unter solchen Umständen die Arbeit aufnahm. Die lieben Streikbrecher hat man auch wieder unter die Fittiche der Schutzmannschaft genommen. Gleichzeitig wurden sie mit Eisenstange und Revolver ausgerüstet. Der Arbeitswillige Knitter konnte seine Knalllust nicht unterdrücken und schoß dreimal hintereinander aus einen Haufen von Kutschern und Ar- beitern. Ob die Gesellschaft nun das Gewerbegericht anrufen wird, wie sie in der Abmachung mit dem Magistrat sich verpflichtet hat? Warten wir's ruhig ab. Wie Magistrat und Kapital Hand in Hand gehen, beweist der Umstand, daß die Kontrolleure des Magi- strats als Begleitung zu den Wagen der Gesellschaft beigegeben werden. Die Ausständigen bitten dringend um die Solidarität der Arbeiterschaft Berlins und Umgegend. Achtung, Dachdecker! Laut VersammlungSbeschluß ist Zuzug nach Potsdam und NowaweS für Kollegen, die nicht zum Berliner Bezirk gehören, strengstens fernzuhalten. Wir er- suchen, zureitende Kollegen darauf aufmerksam zu machen. Um Nachdruck in befreundete Blätter wird gebeten. Verband der Dachdecker, Filiale Potsdam . Veutkcbea Kelch. Achtung! Fabrikarbeiter! In Finkenwalde -Podejuch bei Stettin stehen ungefähr 350 Arbeiter der dortigen Zement- fabrik in einer Lohnbewegung. Alle Versuche, die Sache im guten zu schlichten, sind gescheitert. Wohl machte die Direktion im letzten Augenblicke Zugeständnisse, welche aber so minimal sind, daß darauf nicht eingegangen werden konnte. Ferner hat die Direktion der Lohnkommission gekündigt, wie auch älteren Kollegen, welche schon jahrelang im Betriebe beschäftigt sind. Aus allen diesen Gründen legten sämtliche Arbeiter die Arbeit nieder und ersuchen wir die organisierte Arbeiterschaft, den Zuzug nach hier fernzuhalten, da die Direktion alle Versuche machen wird. Ersatz- kräfte herbeizuschaffen. Die Gauleitung des Fabrikarbeiter-VerbandeS. I.A.: R. Wiesenhütter. Kampf um jeden Preis! Die Aussperrung der Hafenarbeiter in Königsberg wird nun doch erfolgen, wenn sie nicht schon inzwischen beschlossen worden ist. Die Großkaufleute und Reeder wollen unter allen Umständen den Kampf, um mit der Organisation der Hafenarbeiter aufräumen zu können. Während sie am Freitag die Vertreter des Hafenarbeiterverbandes scheinbar zu Friedensverhandlungen einluden, warben ihre Agenten schon in anderen Städten Arbeitswillige gegen einen Tagelohn von fünf Mark. Bereits am Donnerstag war in Königsberg bekannt, daß man in Breslau eifrig Arbeitswillige anwerbe. So sieht die Friedensliebe der Reeder und Großkaufleute in Wirklichkeit aus. Sie haben nun den Hafenarbeitern folgende Bedingungen unterbreitet: 1. Die Stauerarbeiter verpflichten sich, ihre Verbandsangelegenheiten mit dem Arbeitsverhältnis in keiner Weise zu venmschen, insbesondere auch mit Nicht- Verbandsarbeitern, gleichviel ob an Land oder auf Schiffen, friedlich zusammenzuarbeiten und die Nicht- Verbandsarbeiter weder durch Worte noch durch Handlungen z» be- lästigen, auch sich den Anordnungen der Staucrmeister und der sonstigen zur Beaufsichtigung der Arbeiter Angestellten zu fügen. 2. Die Stauerarbeiter verpflichten sich, die seitens der Reeder. Schiffsmakler, Empfänger und Ablader auf die Schiffe geschickten Expedienten und Angestellten weder durch Worte noch durch Hand- lungen irgendwie zu belästigen. 3. Die Stauerarbeiter verpflichten sich, auf den Schiffen nicht zu rauchen. 4. Die Stauerarbeiter verpflichten sich, alle zur Be- und Ent- ladung der Schiffe erforderlichen Arbeiten unweigerlich zu über- nehmen und ohne Verzögerung schnellstens auszuführen, ins- besondere ist eine auf einem Dampfer begonnene Arbeit zu Ende zu führen. Die Fortsetzung der Arbeit darf von der Gewährung eines Vorschusses im Laufe des Tages nicht abhängig gemacht werden. 5, Hieben und Gänge sind ausschließlich nach Anordnung des StauermcisterS zusammenzusetzen. 6. Entlassung einzelner Arbeiter wegen Ungehörigkciten darf den übrigen keinen Grund zur Widersetzlichkeit oder Niederlegung der Arbeit geben. Das sind die Forderungen der Arbeitgeber. Die Hafenarbeiter haben schon am Sonnabend zu ihnen Stellung genommen, da die Arbeitgeber bis Montag, vormittags 10 Uhr, die Antwort haben wollten. In der stark besuchten Hafenarbeiterversammlung war man sich völlig klar, daß es die Reeder und Großkaufleute nur auf die Ver- nichtung der Organisation der Hafenarbeiter abgesehen haben. Punkt 1 wurde selbstverständlich abgelehnt. Den Nichtorganisierten gewähre der§ 153 der Gewerbeordnung hin- reichend Schutz und den Arbeitgebern stehe es ja frei, Verstöße gegen den betreffenden Paragraphen zur Anzeige zu bringen. Die Punkte 2 und 3 wurden angenommen. Der Punkt 4 soll nur dann akzeptiert werden, wenn die Stauermeister sich gleichfalls schriftlich verpflichten, die einmal für ein Schiff angenommenen Arbeiter bis zu Ende zu beschäftigen. Abgelehnt wurde die Bestimmung, daß die Weiterarbeit nicht von der Gewährung eines Vorschusses abhängig OuiBlf Sitiw. Druck u. Ealaa: SemätifSudiii:. u. PalsafcragiB gemacht werden darf. Dagegen wurde wieder Punkt 5 a n g e- n o m m e n, andererseits aber Punkt«abgelehnt. Es wurde in der Versammlung betont, daß man die Hand zum Frieden bieten und den Arbeitgebern durch die Annahme der drei Punkte und Formulierung von Gegenvorschlägen entgegenkommen wolle. Die Arbeitgeber hätten am Freitag vorgeschlagen, gleich über einen Lohntarif der Schifssarbeiter zu beraten, obwohl dieser erst im No- vcmber d. I. ablaufe. Man habe aber den Borschlag zurückgezogen, als von den Vertretern der Hafenarbeiter die Forderung, dann gleich für alle Hafenarbeiter einen Tarif auszuarbeiten, aufgestellt wurde. In der bürgerlichen Presse, die bon den Arbeitgebern über den Konflikt mit langen Artikeln gespeist wird, heißt eS, daß die ganze Aktion seitens der SchifiahrtSinteressenten im vollen Einverständnis nicht nur mit dem Arbeitgeber verband in die Wege geleitet sei, sondern daß sich dem letzteren auch diejenigen Getreide» exporteure angeschlossen hätten, deren Läger sich im Silo be« fänden, so daß nunmehr in diesem Falle die ganze Getreide» brauche geschlossen da st ehe. Der Zentralverband deutscher Reeder tvidme der ganzen Angelegenheit sein größtes Interesse; lehne die Arbeiterschaft Forderungen der Arbeitgeber ab, so werde man sich auf einen Konflikt ernstester Art gefaßt machen dürfen, für welchen Fall der Zentralverband deutscher Reeder seine weitgehend sie und tatkräftig sie Hülfe zugesagt habe. Damit ist ausdrücklich gesagt worden, daß nunmehr die Ballin und Konsorten nach Beendigung der Aussperrung im Hamburger Hafen an die Vernichtung der Organisation in Königsberg herangehen wollen. Ist Königsberg abgetan, so kommen sicher andere Handelsstädte heran. In Danzig Iriselt es ja auch! Die Hafenarbeiter, die eben in Hamburg einen großen Kampf beendet haben, gehen also schweren Zeiten entgegen. Wahrscheinlich tvird man einzelne Streikbrecherkolonnen aus Hamburg nach Königs- bqxg senden. Nun die Königsberger Hafenarbeiter haben in ihrer Versammlung beschlossen, wie ein Mann zusammenzustehen, falls sie ausgesperrt werden. Und an der deutschen Arbeiterschaft liegt es, sie in diesem ihnen aufgezwungenen Kampfe nach Kräften zu unter- stützen. Das kann am besten durch die Fernhaltung von Arbeits- willigen geschehen._ Zur Lohnbewegung der Bäcker von Hamburg , Altona und Um- gegend. In einer am Sonntag stattgehabten Versammlung der Bäckergesellen des genannten Städtekomplexes wurde der von den Vertretern der Innungen und der Gefellcnschaft gutgeheißene Tarifvertrag mit großer Mehrheit abgelehnt. Der bisherige Lohn beträgt für Weißbäcker 23, für Grobbäcker 25 M. Gefordert werden 26 bezw. 28 M., geboten wurden 25 bezw. 26 M. mit der Maßgabe, daß ab 1. Mai 1909 für jede 5iategorie der Lohn um 1 M. steigt. Während die Gesellen für alle Kategorien und für alle Werkstätten einen freien Tag in der Woche forderten, enthalt der Vertragsentwurf nur für die großen Backstuben mit sechs und mehr Gesellen einen freien Tag. Gegen diese Bestimmung erhob sich scharfe Opposition, die auch in der Abstimmung zum Ausdruck kam. Voraussichtlich wird nochmals mit den Innungen verhandelt werden. Tie Bewegung in Osfcnbach. Ein Privattelegramm meldet uns: Offenbach , 29. April. 1700 Maschinenfabrikarbeiter wurden heute ausständig Die Unternehmer lehnten die Teilnahme von Ver- bandsvcrtretern an den Verhandlungen ab. Wolffs Bureau teilt ferner mit? Offenbach , 29. April. Auf den Streikbeschluß der im deutschen Metallarbeiter oerband organisierten Metallarbeiter der Oftenbachcr Metallindustrie werden, wie verlautet, die Fabrikanten mit einer allgemeinen Aussperrung antworten. Letzte JNfacbncbten und Dcpefchcn. Mehr Arbeitcrschutz. Bielefeld , 29. April. (B. H. ) Im nahen Sieker stürzte ein Bogen der im Bau begriffenen Kirche heute mittag ein. Fünf Ar- beiter wurden schwer verletzt, einer ist tot. Eine Biermillionen-Stiftung. Paris , 29. April. (W. T. B.) Ein jüngst verstorbener Rentner Commercy vermachte der Pariser Universität vier Millionen Frank, deren Zinsen insbesondere zu Stipendien für junge Forscher verwendet werden sollen. Gestrandeter Dampfer. Eherbourg, 29. April. sW. T. B.) Der Hamburger Dampfer „Fricka", der sich aus der Reise von Huelva nach Rouen befand, ist beim Kap de la Hague gestrandet. Neunzehn Man» der Besatzung find gerettet worden und hier eingetroffen. Sie werden sich von hier nach Hamburg begeben._ Die Rekrutenvorlage und die Duma. Petersburg, 29. April. (W. T. B. Von einem besonderen Korrespondenten.) Ueber den Verlauf der heutigen geheimen Dumasitzung verlautet folgendes: Der Kriegsminister erklärte, nach dem Kriege mit Japan sei es besonders notwendig, das militärische Prestige Rußlands aufrecht zu erhalten.„Wollen Sie uns das er- forderlich erachtete Rekrutenkontingcnt nicht bewilligen," sagte er. „so werden wir es ohne Sie ausheben aus grund des 8 119 der Staatsgrundgesetzr." Hierauf verlas der Kriegsminister diesen Paragraphen.—„Sie müssen uns die verlangten Soldaten bewil- ligen."(Großer Lärm im ganzen Hause, Rufe: Wir befinden uns nicht in einer Kaserne! Sprechen Sie nicht mit und wie mit Sol- daten!) Abg. Hessen (Kadett) fordert das Haus auf, angesichts eines so ernsten Augenblicks die Ruhe zu bewahren.(Allgemeiner Beifall außer bei der äußersten Rechten.) Hessen fuhr fort: „Als der Kriegsminister in solchem Tone sprach, vergaß er, daß er zu Vertretern des ganzen russischen Volkes sprach. Der Minister kann Courtoisie von der Duma nur beanspruchen, wenn er selbst sich eincS höflichen ToncS bedient." Hessen forderte dann die Duma auf, die Worte des Ministers zu ignorieren und die sachliche Debatte zu eröffnen. Gegen Schluß der Sitzung kam es dann zu heftigen Lärmszenen, als der Sozialdemokrat S u r a b o w rief. solange das gegenwärtige autokratische Regime fortbestehe und die Armee zum Polizeidienst im Innern verwandt werde, würden ihr immer die moralischen Eigenschaften fehlen, gegen einen äußeren Feind zu kämpfen. Nach weiteren Angriffen gegen den Thron und die Armee vergrößerte sich der Lärm. Die Mitglieder der Rechten schreien, trampelten nnd schlugen mit den Fäusten auf die Pulte. Die anwesenden Minister verließen den Saal. Infolge der Lärm-� szenen schloß der Präsident Golowin die Sitzung um 8 Uhr. Aufstand in Montenegro. Belgrad , 29. April. (B. H. Der„Stampa" wird aus Cettinje gemeldet, daß in Montenegro ein förmlicher Aufstaud aus- gebrochen sei. Gegen die Regierung herrscht wegen der Zerstörung von Buchdruckereien in Niksic und Podgurea große Erbitterung. Mehrere bewaffnete Stämme seien im Begriffe, nach Cettinje zu marschieren. Man befürchtet blutige Zusammenstöße mit den Auf- ständischen. Das Standrecht wurde bereits verkündet, die Miliz ijt einberufen worden. ßaülSjttgerLcCö�Beriin SW," Hierzu 2 Beilagen u, Unterhaltungeblatt
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