Lranverg.— Dank folgt eine kritisch gehaltene politischeRundschau von H. B. und eine informierende gewerkschaftlicheRundschau, und Therese Schlesinger berichtet in einembesonderen Artikel über den Sieg der Wiener Schneiderinnen. Dersonst sehr reichhaltige Notizenteil, in dem man wertvolle agitatorischeBeiträge aus ganz Deutschland findet, ist diesmal zugunsten derMaiartikel etwas mager ausgefallen. Eine Seite der Mainummergehört den Dichtern. Sie enthält stimmungsvolle, dem Maitagentsprechende Verse aus Faust 2. Teil, dann folgen noch Beiträge von Franz Dietrich:„Hymnus" und von OttoKrille:„Der Schönheitsucher". Die Beilage bringt ein Ge-dicht von Eichcndorff:„Frühlingsmarsch", einen belehrenden Artikelüber:„Die Gefahren des Wochenbettes" von Hannah Dorsch.Zürich, ein Gedicht„Frühling" aus- den Tagebuchblättern vonArno Holz, eine Plauderei über„Die gute Stube" von R. D.,Notizen und Ratschläge für Mütter und Hausfrauen und zumBeschluß ein kleiner poetischer Kampfruf„Der erste Mai" vonJenny Horn- Hamburg. Die Reichhaltigkeit und Gediegenheitder Nummer wird die hochgespanntesten Erwartungen sicher nochübertreffen, darum kann deren Beschaffung jeder Genossin undjedem Genossen nur dringend empfohlen werden.Die echt englischen Lnete.London, 29. April. Im Hydepark fand gestern ein Meeting derFrauenrechtlerinnen statt. Es gelangte eine Resolution zur An-nähme, in der wegen der politischen Rechtlosigkeit der Frauen dasParlament ersucht wird, einen Gesetzentwurf anzunehmen, der dieFrauen logischerweise auch von der Steuerzahlung befteit. Nachdem Meeting gelang es den Frauenrechtlerinnen nur unter großenSchwierigkeiten, dem Hydepark zu verlassen, da mehrere TausendMänner und junge Burschen sich ihnen entgegenstellten und sie aus-pfiffen. Polizei mußte einschreiten und den Frauen einen Wegbahnen._Versammlungen.Eine Bauarveiterversammlung aufgelöst.Der Verband der Bauarbeiter hielt am Sonntag eineGeneralversammlung in Freyers Festsälen ab, die außer.ordentlich stark besucht war. Böttcher erstattete den Kassenberichtvom l. Quartal 1907: Zu dem Bestand von 81521,09 M. vomJahre 1906 kommt die Ouartalseinnahme von 66 021,66 M., dasergibt die Summe von 147 542,75 M. Die Ausgaben betrugen62 176,64 M. Es bleibt also ein Bestand von 85 366,11 M. AufAntrag der Revisoren wurde der Kassierer entlastet� Eine Be-mängelung des Berichts von feiten einzelner Mitglieder, veranlaßtezwei Revisoren, ihre Aemter niederzulegen. Böttcher wies die Be-mängelung feines Berichts als grundlos zurück.— Die Wahl desAusschusses, die nach den Verbandstagen von der Generalvcrsamm-lung vorzunehmen ist, ergab das folgende Resultat: den Ausschußbilden Julius Gruppe, Ernst Heidemann, Emil Stark,Albert S ch ö n r o ck. Fritz N e u m a n n. Unter lebhafter Zu»stimmung der Versammelten sprach ein Redner die Erwartung aus,daß die Gewählten auch politisch organisiert sind.— Die zweiRevisoren, die ihr Amt niedergelegt hatten, wurden von der Ver-sammlung wieder gewählt. Die Ersatzwahl eines Beisitzers imjjwcigvereinSvorstand war notwendig geworden und die Versamm»lung wählte Fritz Krüger.In bezug auf die Maifeier wurde folgende Resolution an»genommen:„Die in FreyerS Festsälen am Sonntag, den 28. April,tagende Versammlung der baugewerblichen HülfSarbeiter be-schließt: Um die Maifeier würdig, wirksam und demonstrativzu gestalten, ist es jedem Mitgliede zur Pflicht gemacht, am1. Mai die Arbeit ruhen zu lasten. Die Arbeitsruhe ist als diewürdigste Feier des Tages zu betrachten. Die Versammlungspricht die Erwartung aus, daß jedes Mitglied aus Idealismusdie Arbeit ruhen läßt und prinzipiell sich dafür entscheiden wird.Ferner wird erwartet und gehofft, daß sich kein Mitglied durchdie Aussperrungsmanöver des Unternehmertums einschüchternläßt, sondern daß Mann für Mann an der Feier teilnimmt."Die Frage der Erhöhung der Beiträge, wie sie vom Verbands.tage beschlossen worden ist, entfesselte eine stürmische Diskussion,so daß der Vorsitzende die Versammlung einmal auf einige Minutenvertagen mußte. Böttcher unterbreitete der Versammlung denVorschlag des Vorstandes, die Erhöhung des Lokalbeitrags von 5 Pf.fallen zu lasten und dafür die Erhöhung des Verbandsbeitrags um10 Pf. anzunehmen. Dadurch würden nur 5 Pf. mehr gezahltwerden. Dieser Vorschlag stieß ebenfalls auf heftigen Widerspruch.Einige Redner machten geltend, daß bei einem Stundenverdienstvon 50 Pf. ein Wochenbeitrag von 65 Pf. zu hoch sei. Als einRedner auf die Verhandlungen über diese Frage auf dem Ver-bandstage näher eingehen wollte, duldete der Vorsitzende dies nicht.Dadurch entstand ziemlich viel Lärm und der überwachende Polizei-leutnant löste die Versammlung auf.Wie sehr der Beamte sich über die Stimmung in der Versamm-lung täuschte, ist daraus zu ersehen, daß er dem Vorsitzenden Höf-lichst anbot, unter seinem Geleit den Saal zu verlassen, so bedroh-lich sah er die Haltung der Versammlung gegen den Vorsitzendenan. Verwundert lehnte K r i e b o w das Anerbieten ab.Der Zentralverband der Zimmerer hielt am Sonntag beiL i t f i n seine regelmäßige Delegiertenversammlung ab. Zu derim Druck vorliegenden Abrechnung bemerkt der KassiererW e l l s o w. daß die Abrechnung die Zeit vom 13. Dezember 1906bis zum 13. April umfaßt und daß, verursacht durch die beitrags-freien Wintermonate, die Ausgaben die Einnahmen übersteigen.Der Bestand der Lokalkasse beträgt 105 738,20 M., gegen 114 173,75Mark am Jahresschluß. Dann erstattet H o w i e h l e r Bericht vonder 17. Generalversammlung des Verbandes. In längeren Aus-führungen gibt er einen Ueberblick über den Verlauf und die Be-schlüffe des Verbandstages. Die Diskussion über den Bericht wurdevertagt. Anschließend an den Bericht erfolgte die Wahl des Ver-bandsauSschustes, da Berlin wiederum als Sitz desselben bestimmtist. Gewählt sind Kube, Engelhardt, K. Schulz,"enada. Fr. Simon, Grise und G« s ch k e. Zu der dies-jährigen Maifeier bringt der Vorstand in Vorschlag, es so zuhandhaben wie im Vorjahre. Die im Stadtkreis Berlin wohnendenKameraden versammeln sich im großen Saale der BrauereiFriedrichshain, während die Kameraden der Vororte sich den Ver-sammlungen der GewerkschaftSkartclle anschließen und sich an denbekannten Stellen treffen. Beschlossen wird, nur an Verbands-Mitglieder, wenn diese sich durch ihr Mitgliedsbuch legitimieren,welche? in Ordnung sein muß, Maimarken auszugeben, und daßdie Kameraden, welche wegen der Maifeier ausgesperrt werden,sich sofort am anderen Tage in den Bezirken zur Kontrolle zumelden haben. Alles Nähere wird noch durch Handzettel bekanntgegeben. Von der vorigen Versammlung ist nachzutragen, daß gegendie Mitglieder D i e d r i ch und B i e s e l, die in der Treppen�abrilvon Geisler, Dieffenbachstraße, als Arbeitswillige fungieren.der Ausschluß beim Zentralvorstand beantragt ist.Die Freie Bereinigung der Mufikinstrumentenarbeiter hieltam Montag ihre Generalversammlung ab. Die Abrechnung vom1. Quartal 1907 ergab eine Einnahme von 5737,00 M. und eineAusgabe von 4351,75 M., mithin einen Ueberfchuß von 1386,15 M.Unter den Ausgaben sind besonder» zu erwähnen je 1000 M.zurückgezahlte Darlehen an die Maurer und Zimmerer. Die aus-gesperrten Tischler haben 1260 M. erhalten und im eigenen Berufsind 461 M. ausgegeben worden. Im vergangenen Ouarlal sind142 Mitglieder aufgenommen worden. Nur gegen einen Kollegenerhoben sich Einwendungen und wird dieser Fall dem Vorstandezur weiteren Recherche überwiesen. Zur Maifeier wurde einstimmigdie Arbeitsruhe beschlossen. Der Vorsitzende gab noch bekannt, daßnach Schluß der Maiversammlung ein gemeinsamer Spaziergangin zwanglosen Gruppen nach Treptow stattfindet.— Zur Tischler-aussperrung beantragte der Vorstand, daß für die Monate Aprilund Mai 4 Extramarken a 50 Pf. geklebt werden sollen. DieAbstimmung ergab die einstimmige Annahme dieses Antrages.Nunmehr erhielt Genosse Dr. Alfred Bernstein das Workzu seinem Vortrage über„Die soziale Frage, beleuchtet vomhygienischen Standpunkt". An der Diskussion beteiligten sichKleinlein, Blücher, Riediger und Wilms. UnterOrganisationsangelegenheiten gab K a m e n z ein Schreiben desParteivorstandes bekannt, in welchem derselbe anfrug, ob dieOrganisation geneigt ist, Grundsätze zu vereinbaren, nach denenein Anschluß der freien Gewerkschaften an die Zentralvcrbändeausführbar erscheint.— Da die Versammlung schon 3 Stundengetagt hatte, wird der Vorstand beauftragt, in Bälde eine General-Versammlung einzuberufen, in welcher diese Angelegenheit be-sprachen werden soll.Kupferschmiede. In der am Donnerstag im Gewerkschafts-haus« abgehaltenen Versammlung der Filiale Berlin des Verbandesder Kupferschmiede erstatteten die Delegierten den Bericht von derGeneralversammlung. Eine Resolution, welche sich mit den dortgefaßten Beschlüssen einverstanden erklärte, wurde einstimmig an-genommen. Zur Frage der Maifeier wurde ein Antrag gestelltund angenommen, welcher besagt, daß in den reinen Kupfer-schmiedereibetrieben, wo% sich für die Feier erklären, die Arbeits-ruhe stattfindet. Mitglieder in gemischten Betrieben, Maschinen-fabriken usw. haben sich nach den Werkbeschlüssen zu richten. Weiterwurde beschlossen, den Maibeitrag der arbeitenden Kollegen von1 M. auf 2 M. zu erhöhen und den sich ergebenden Betrag denausgesperrten Holzarbeitern zu überweisen. Nach schon frühergefaßten Beschlüssen erhielten oie Holzarbeiter eine einmalige Ratevon 100 M. und eine laufende Unterstützung von 50 M. pro Woche.Des weiteren wurde angeregt, recht zahlreich in die Wahlvereineeinzutreten.Die bei JnnungSmeistern beschäftigten Schmiede hielten amletzten Donnerstag eine außerordentlich zahlreich besuchte Ver»sammlung ab, um in allererster Linie zum 1. Mai Stellung zunehmen. Sämtliche Tische mußten aus dem Saale entfernt werden,und trotzdem konnte der Saal von Wille in der Brunnenstraße dieErschienenen kaum fassen. Nach einem Referat des KollegenA. S ch l i n s k y wurde unter eingehender Würdigung der momen-tanen Verhältnisse nahezu einstimmig beschlossen, auch in diesemJahre den 1. Mai durch Arbeitsruhe zu feiern. Mitgeteiltwurde noch, das an demselben Tage auch die Arbeitgeber eineVersammlung einberufen hatten, um ihrerseits Stellung zu nehmen.Die Versammelten waren jedoch der Ansicht, daß die Beschlüsse derArbeitgeber keinerlei Einfluß auf ihre Beschlußfassung ausübenkönnen.— Ferner wurde in dieser Versammlung Stellung zudem kürzlich erfolgten Wechsel des Herbergswirtes auf dem Nach»weis der Berliner Schmicdeinnung genommen. Der frühereHerberaswirt war aus den Reihen der Gesellen von der Innungeingesetzt worden, da derselbe jedoch den Wünschen der Meisternicht genügend nachkam, wurde er derzeitig gekündigt. Der neueHerbergswirt war zu der Versammlung eingeladen und auch er»schienen. Er versprach, seinen Posten zur Zufriedenheit beiderTeile gewissenhaft zu verschen. Die Versammelten ließen ihmjedoch keinen Zweifel darüber, daß sie verlangen, daß der Arbeits-nachwei» sowie die Herberge nach modernen Grundsätzen geleitetwerden soll.— Mit einem Hoch auf die moderne Arbeiterbewegungwurde die imposante Versammlung geschlossen.T(� Mittwoch, de» 1. Mai: �Ktai- Versammlungen 1907der imGewerksehafts- Kartell für Berlin und Umgegend vereinigten Organisationen.Tagesordnung in allen Versammlungen:Die Dedeuwng des 1. Mai.Sauarbeiter.„Englischer Garten". Akexanderstr. 27o, vormittags10 Uhr. Referent: Genosse Karl Wicfenthal.flkfenleger u Riilfsarbeiterfowic 6lafer.„Neues Klubhaus", Kommandantenstr. 72— untererSaal—, vormittags 10 Uhr. Referent: GenosseHermann Puttlitz.Isolierer u. Stelnholzleger.„B-eters Festsäle", Weberstr. 17. nachnittags 3 Uhr.Referent: Genosse Gustav Zegli».ktirsebner.„AltcS10 Uhr.Schllvcnhauö", Linienstr. v. vormittagsReferentin: Frau M. Zeetze.Capezkrer«Ausflug nach Fril.InSflug nach Friedrichshagen. Abfahrt früh S Uhr52 Min. vom Schlesifchen Bahnhof; von allen anderenStationen der Stadt- und Ringbahn entsprechendfrüher oder später. Treffpunkt 10»/, Uhr in Friedrichs-Hagen,„GesellschastShauS". Kiekow, Friedrichftr. 69.Für Nachzügler: nachmittags 3 Uhr im Restaurant.Teufelssee". Gäste willkommen.yi*Ur.Feuerstein» Alte Jakobstr. 75. vormittags 10 Uhr.Referent: Genosse Andreas Kleinlein.IWaRIrer.Brauerei Königstadt, Schönhauser Allee l 1/12, bor»mittags 10 Uhr. Referent: Genosse Fritz Kater.IMktallarbefter.„Sophien- Säle", Sophienftr. 17/18, vormittags10 Uhr. Referent: Genosse Julius Gehl.I�Kisiklnssrumenten ArbeiterGraumann, Naunynstr. 27, vormittags 9 Uhr.Referent: Genosse Ernst Obst.Rohrer.Carl Patt, Draaonerstr. 15, vormittags 10 Uhr.Referent: Genosse Karl Thieme.Schiff» und Bootshauer.Halwast, Stralauer Allee 17 s, vormittags 10 Uhr.Referent: Genosse Karl Knöpchen.CifchUr, Zinn-} Zink- undBleigießer.(Letztere treffen sich morgens 8 Uhr, Pücklerstr. 18 beiGrundmann.) ZoelS» Köpenickerstr. 137/133, vor-mittags 10 Uhr. Referent: Genosse Ernst Rieger.Die Orgauisationsmitglieder treffe» sich eine Stunde vor Beginn der Versammlung in in ihren BerkehrSlokalen und begeben sich dann zu den Versammlungen.Sie Versammlungen finden mit Trauen statt.röpfer.„KönigSbank"» Gr. Frankfurterstr. 117, vormittags10 Uhr. Referent: Genosse Fr. Herrmann.Zimmerer.Böhmisches BranhauS» Landsberger Allee 11—13,vormittags 10 Uhr. Referent: Genosse Fritz Wille.Bruppenverkammlung.Daran nehmen teil:Bürstenmacher, Konfcktionsarbeiter, Vereinder Frauen und Mädchen» Hausdiener,Packer usw., Markthallenarbcitcr» Barbiereund Stukkateure.„Bolkshcim", Ackerstraße 123, vormittags 10 Uhr,Referent: Genosse Ehrhard Schlenker.Vereinigte GewerkschaftenRfixdorfs.„Gröplers Biirgcrfäle", Bergstr. 147, vormittags10 Uhr. Referent: Genosse Paul Wehrle.Vereinigte GewerkschaftenChartottenhurgs.Schulz(oberer Saal), Kaiser Friedrichstr. 124, vormittags 10 Uhr. Referent: Genosse Gustav Alheim.Ueber den Verlauf der Versammlungen ist dem Bureau des Kartells Mitteilung zu machen.Jede Organisation hat ihre Versammlung selbst anzumelden.Der Ausschuß.