VMsuwhIsahtt und Volks- mhchaMgkeit. Unter öen Anschuldigungen gegen die Sozialdemokratie spielte auch während der letzten Militärdebatten wieder die alte Verleumdung ihre Rolle: die Sozialdemokratie wolle die Nation wehrlos machen. Das sei ja auch natürlich, sei doch die Sozialdemokratie international. Allerdings, die Sozialdemokratie ist inter- National. International nicht nur im Sinne der he rrfch enden Klassen. Denn auch die herrschenden Klassen waren und sind ja in ihrer Art international. So a. B. die regierenden Für st en Häuser. Man braucht ja nur an die schöne„heilige Alliance" zwischen den regierenden Häuptern von Rußland , Oesterreich und Preußen gu denken. Als das Volk in den sogenannten„Befreiungs- kriegen", die sich später leider nur als F ü r st e n befreiungs- kriege herausstellten, gegen die napoleonische Herrschaft sein Blut verspritzt hatte, vergaßen die Fürsten gar bald die dem Volke gemachten Versprechungen. Speziell Friedrich Wil- heim III. hatte noch vom Wiener Kongreß aus im M a i il 8 1 5 freiheitliche Einrichtungen versprochen. Aber bereits im September desselben Jahres schlössen die gekrönten Häupter Rußlands , Oesterreichs und Preußens die famose „Heilige A l l i a n c e", nach der die drei Stifter des Bundes sich„durch die Bande einer wahren und unzertrenn- lichen Brüderschaft vereinigt und verpflichtet erklärten, gleich- samals(patriarchalisch-absolutistischc!)Familienväter ihre Unter- tanen und Heere in demselben brüderlichen Geiste zu leiten!" Diese schöne internationale Fürstenverbrüde- r u n g entsprang vornehmlich den absolutistischen Gelüsten des Zaren Alexander, der die nur �zu willfährigen deutschen Fürsten gegen die freiheitlichen Bestrebungen scharf machte. Mit liebenswürdiger Offenheit äußerte der Zar, wie der General Wolzogen in seinen Memoiren erzählt, gegenüber dem Freiherrn v. Stein, er tue das,„um die russischen Großfürsten und Großfürstinnen in's Künftige mit passen- den Mariagen versorgen zu können." Worauf der Frei- Herr v. Stein antwortete:„Das habe ich freilich nicht gewußt, daß Ew. Majestät aus Deutschland eine russische - Stuterei zu machen beabsichtigen!" Seitdem ist fast ein Jahrhundert verstrichen. Daß aber die Heilige Alliance noch immer besteht, beweisen ja die Handlangerdienste, die Preußen z. B. durch den Königs- l erger Prozeß unrühmlichen Angedenkens dem zarissi- scheu Blut- und Schreckensregiment zu leisten beflissen war! Sollen wir noch an andere internationale Abmachungen unserer Herrschenden erinnern? Etwa an die Bemühungen unserer Brot- und Fleischwucherer, eine „grüne Internationale" zu schaffen. An die internationalen Abmachungen gegen den„Anarchismus"? An die internationale Kolonialreklame, die das System Dernburg aus Frankreich bezog? Man sieht, die herrschenden Klassen waren und sind international, sobald es ihre In t e r e s s e n zu wahren gilt, sobald es sich um die Knebelung des„gemeinsamen Feindes", des zum Menschenbewußtsein erwachen- den Volkes handelt! Gilt eS freilich, etwas Vernünftiges, dem Kulturfortschritt Dienliches zu schaffen, so versagt nur zu rasch der Internationalismus der Herrschenden. Gerade bei Abrüstungsdebatten entbrenn! ja die wütendste Feindschaft. Also just dann, wenn inter - nationale Vereinbarungen auch der Masse des f r o n d e n- den, steuerzahlenden Volkes zugute kommen sollen, zerreißen alle Bande frommer Scheu, selbst die Blut- . verwandtschaftsbande zwischen Onkel und Neffen! Das sozialistische Proletariat bekennt sich unerschrocken zur Jnternationalität: zur Jnternationalität des Kultur,- f o r t s ch r i t t 3 und der wahrhaften Völkerver- brüderung. Warum sollte es gerade da in stupidem Nationalitätenhaß verrannt sein, wo seine Interessen in Frage kommen. Warum sollte es den Besitzenden und Privi- legierten zuliebe weniger Jnteressensolidarität bekunden, als die herrschenden Klassen der verschiedenen Nationen unter- einander? Im Gegenteil: gerade im A u g e n b l i ck, wo die deutsche Bourgeoispresse— mit wenigen Ausnahmen— aus lächerlichsten Gründen von einem wahren Tobsuchtsanfall des läbelrasselnden Nationalismus befallen ist, heischt es die Pflicht des Proletariats, den Gedanken der kulturellen Solidarität der Völker stärker denn je zu betonen! Das internationale Proletariat steht überall dem Kampf um die koloniale Futterkrippe kühl bis ans Herz hinan gegenüber. In England sowohl wie in Frankreich steht die klassenbewußte Arbeitersckiaft genau auf dem- se l'b e n Standpunkt, den Deutschlands Proletariat einnimmt. Das Proletariat aller Länder steht der Welt- politischen Raub- und Raufpolitik durchaus ablehnend gegenüber. Das fehlte noch, daß sich die Völker zugunsten der Panzerplattenindustrie und der kolonialpolitisch interessiertem Äankokratie die Hälse brächen! Ist es aber unseren Scharf- machern mit ihrer Hetze selbst nicht ernst, so verdient ihre frivole Säbelrasselei erst recht die schärfste Verurteilung dem In- und Auslande gegenüber! Gerade weil das Proletariat patriotisch im W a h r e n Sinne ist, weil ihm das Wohl des Vaterlandes und das Wohl seiner Söhne mehr am Herzen liegt, als unseren frivolen Säbelrasslern. erhebt es den s ch ä r f st e n P r o t e st gegen solche Völkerverhetzung! Und ferner: gerade weil das deutsche Proletariat die Nation wehrhaft seh'en möchte, bekämpft es den heutigen Militarismus, fordert es an Stelle unseres heutigen Mili- tarismus die Wehrhaftmachung aller Wehrfähigen durch eine Volkswehr nach Art der schweizerischen Miliz, die nur durch ein umfassendes System der militärischen Jugend- erziehung noch verbessert werden soll. Die Sachwalter unserer herrschenden Klassen, die begreiflicherweise von einer solch demokratischen Wehrhaftmachung nichts wissen wollen, schelten und höhnen freilich über ein solches Wehrsystem. Aber nicht, weil sie dessen militärische Leistungsfähigkeit einem äußeren Feinde gegenüber bezweifeln, sondern weil sie— und allerdings nicht ohne Grund � befürchten, daß ein solches Wehrsystem sich nicht ohne weiteres gegen den„ i n n e r e n F e i n d" benutzen lassen würde! Das ist natürlich für das Proletariat nur e i n Grund mehr, gerade für ein solches Wehrsystem einzu- treten. Ein französischer Hauptmann, G a st o n Mach, der ein umfangreiches treffliches Werk über die Volkswehr veröffent- iicht Hat. schließt sein Buch mit folgenden Ausführungen: „Die Großmacht, die als die erste den Mut und den ge- sunden Verstand haben wird, sich in eine„große Schweiz " um- zuwandeln, das heißt, mit Ausnahme einiger kleiner Verbesse- rungen die Grundprinzipien, nach welchen die Bundesarmee or- ganisiert ist, annimmt, würde über ungleich größere Ver- teidigungSmittel verfügen, als jene sind, die ihr die gegen- wärtige Armee liefert. Sie wird, da sie unangreifbar auf ihrem eigenen Ge- biet ist und für niemand eine Gefahr bilden wird, eine bessere Garantie gegen die Kriegsgefahr besitzen, als dies heute der Fall ist. Sie wixd durch die Errichtung einer volkstümlichen Ver- teidigungSorganisation ihre Freiheit auf einer u n- erschütterlichen Grundlage errichten. Sie wird sich ungeheure Finanzquellen schaffen, die ihr gestatten werden, ihre Schuld zu amortisieren; sie wird große öffentliche Arbeiten, die gegenwärtig dar- niederliegen müssen, zur Ausführung bringen, den Unterricht vervollkommnen, Werke der öffentlichen Wohl- fahrt, Versicherungen und Altersrenten, die das moderne Zeitgcwissen erfordert, einrichten.... Aus den vorhergehenden Gründen und infolge der endgül- tigen Errichtung einer Sicherheit für den kommenden Tag, die für alle auf eine größere Zeitdauer berechneten Unternehmen unentbehrlich ist, wird sie in bisher ungeahnten Verhältnissen den Unternehmungsgeist, den Handel und die Industrie, kurz den Wohlstand der Pevölkerung sich entwickeln sehen. Sie wird für die Zukunft moralisch und physisch g e i st i g gesu-nde Generationen vo-r bereiten, indem sie die jungen Leute dem ungesunden Kontagium der Kaserne entzieht und allen Kindern, den starken und den schwachen, den Knaben und Mädchen, eine vollständige Erziehung zu teil werden läßt." So begegnen sich die Freunde der Freiheit und des Kulturfortschritts diesseits und jenseits der Landesgrcnzen! Und zur Festigung dieser internationalen Begründung der wabrhaften Wehrhaftigkeit und damit zugleich des Kultur- fortschritts und der Volksfreiheit beizutragen, ist die große Mission des internationalen Prole- tariats! ver 8o2foUsmiis als Prophet. „Sitzen wir aber erst einmal an den Fieberküsten Ost- afrikas fest, dann werden auch noch ganzandereForde- rungen an uns herantreten: dann wird es vor allen Dingen heißen: nachdem wir einmal soviel Gut und Blut für jene Lande geopfert und aufgewendet haben, ist es ein G e b o t der nationalen Ehre, dieselben zu halten: was immer es kosten. mag, wir müssen dafür eintreten. Dann wird in erster Linie notwendig, eine� bedeutende Verstärkung der Flotte vorzunehmen, es wird ferner notlvendig, eine bedeutende Anzahl von Kolonialtruppen aus deutschen Reichsmitteln zu unterhalten. Es wird dann heißen: wir müssen uns der- artig in unserer Marine rüsten, daß wir im Falle einer europäischen Krisis nicht nur unsere heimatlichen Msten, sondern auch unsereKolonien in fremden Ländern ausreichend schützen und verteidigen können. � So werden Sie mit Ihrer Kolonialpolitik Schritt für Schritt weiter getrieben, ohne daß sie heute nur ent- fernt imstande sind, zu wissen, welche Opfer Ihnen zugemutet werden." Aus einer Rede Bebels vom 26. Januar 1889. 2eN und Kildung. Wer sich heute unter Benutzung der Unterrichtsanstalten der bürgerlichen Gesellschaft eine möglichst umfassende Bildung an- eignen will, muß zu diesem Zwecke zunächst bis zu seinem acht- zehnten Lebensjahre die eigentliche Schulbank drücken. Nur das Reifezeugnis eines humanistischen Gymnasiums läßt dem jungen Studenten die volle uneingeschränkte Wahl deS Studiums, wenn auch neuerdings die Real- und Reformgymnasien und Oberreal. schulen mehr und mehr dem alten Gymnasium von seinen Bor - rechten abnehmen. In jedem Falle beträgt die Kursusdauer des vollständigen Gymnasiums mindestens neun Jahre. Die Auf- nähme in die unterste Klasse erfolgt nicht vor dem vollendeten neunten Lebensjahre. Es müssen also schon viele glückliche Um- stände zusammentreffen, wenn ein Gymnasiast vor oder mit seinem 18. Lebensjahre die Schule verlassen kann.' In den meisten Fällen wird er erst mit neunzehn Jahren die Universität beziehen. Wie lange er hier zubringt, hängt teils von dem erwählten Studium, teils von dem Lerneifer des einzelnen Studenten ab. Weniger als 8— 10 Semester(4— 5 Jahre) kommen fast für keine Disziplin in Betracht. In einzelnen Fakultäten geht es nicht unter 12 Semestern. Dann darf aber nicht die einjährige Dienstzeit oder ein flottes Burschenleben das Studium unterbrechen oder in die Länge ziehen. Außerdem gibt eS bei den meisten Studienfächern Uebergangsjahre aus dem eigentlichen Studium in die Praxis. während welcher Zeit der Akademiker auch noch kein Geld oder doch nur sehr wenig verdient. So kommt es, daß ein akademisch ge- bildeter Mann im Durchschnitt LS Jahre alt geworden ist, ehe er wirtschaftlich auf eigenen Füßen steht. Bis dahin hat er auf Kosten anderer, meistens der eigenen wohlhabenden Eltern, gelebt. Man kann also sagen, daß dem akademisch gebildeten Manne un- gefähr zwei volle Jahrzehnte zur Verfügung stehen, in denen er frei von Sorge und von sonstiger niederdrückender Arbeit sich aus- schließlich seiner geistigen Ausbildung widmen kann. Wie steht es demgegenüber mit dem Volksschüler? Seine Schulzeit währt vom ö. bis zum 14. Lebensjahre, also nur 8 Jahre. Während dieser Zeit wird er mit dürftigem unzulänglichem Wissen abgespeist, und das muß er sich noch häufig genug unter er- schwerenden Verhältnissen aneignen. Er hat nicht ein eigenes Zimmer oder doch behagliche Häuslichkeit, wie die meisten Gym- nasiasten, sondern in dumpfen engen Stuben, bevölkert von den Eltern und den größeren und kleineren Geschwistern und wohl auch von Einlogierern, müssen die meisten Volksschüler ihre häuslichen Arbeiten erledigen. Nicht können sie sich täglich durch kräftige Nahrung für ihre geistige Arbeit stärken, sondern bei ärmlichster Nahrung, in Hunderttausenden von Fällen ohne jede» Frühstück und ohne warmes Mittagessen, müssen sie dem Schulunterricht zu jolgen suchen. Nicht können sie sich bei Spiel und Sport und in erfrischenden Ferienreisen von der Schulanstrengung erholen. sondern häufig genug müssen sie außer der Schulzeit schwere oder ermüdende körperliche Arbeit verrichten. Nicht haben sie in Vater oder Mutter hülfsbereite Miterzieher, sondern beide sind von der Sorge umS tägliche Brot völlig in Anspruch genommen und müssen oft so weite Wege von und zur Arbeit zurücklegen, daß ihnen zur Unterstützung der Schultätiokeit ihrer Kinder weder Zeit noch Stimmung übrig bleiben. So ungleich verteilt der heutige kapitalistische Klassenfiaat Licht und Schatten in bezug auf die öffentliche Erziehung: den Reichen wird mit Scheffeln vom Besten zugemessen, den Armen wird der kärglich und mit unzulänglicher Nahrung gefüllte Löffel noch oft genug aus der Hand geschlagen, oder er fällt ihnen vor Müdigkeit aus der Hand. Um so höhere Anerkennung verdient der in der Arbeiterschaft im allgemeinen und in jedem aufgeklärten Arbeiter vorhandene Drang nach Vermehrung und Vertiefung ihrer mangelhaften Schulbildung. Seitdem die Arbeiterklasse zur Selbständigkeit er- wacht ist, seitdem sie sich bewußt als Klasse fühlt, seitdem weiß sie auch den hohen, befreienden Wert einer wahren Weiterbildung zu schätzen. Worin eine solche Bildung besteht, und durch welches besonder« Studium sie zu erwerben ist, soll in diesem Zusammenhange nicht erörtert werden, sondern nur das Verhältnis, in dem die Zeit, die dem Arbeiter für die eigene Weiterbildung zur Verfügung bleibt, zu ihrer Notwendigkeit steht. Denn in erster Linie braucht ein bildungseifriger Arbeiter freie Zeit für das Studium. Wohl gehört auch noch manches andere dazu, so ein gesättigter Magen, einige Groschen Geld zum Erwerb nützlicher Bücher und ein ruhiges Plätzchen zum Lesen und Schreiben. Aber Zeit braucht man doch zunächst. Wer keine Zeit zum Lesen hat, dem nützen die schönsten Bücher seiner eigenen oder einer öffentlichen Bibliothek nichts. An Zeit aber fehlt es' dem Arbeiter heute gerade am aller- meisten. Der achtstündige Arbeitstag ist fast noch in keinem einzigen Beruf eingeführt, statt dessen müssen sich Hunderttausende von Arbeitern noch bei zehn-, elf- und noch mehrstündiger Arbeits- zeit von früh bis spät abplacken. Der Schluß der Arbeitszeit be- deutet für den heutigen Arbeiter aber noch nicht Ruhe. Meistens muß er dann noch einen weiten Weg von seiner Arbeitsstätte bis in seine Wohnung zurücklegen, und zwar nicht nur in den au»- gedehnten Hauptstädten; auch in vielen kleinen Orten liegen die Fa- briken weit draußen, oder die Arbeiter wohnen in einem Nachbar- ort, so daß zur zehn- und clfstündigen Arbeitszeit noch leicht zwei weitere Stunden für Hin- und Rückweg hinzukommen. Ist der Arbeiter zu Hause angelangt, so mus� er sich vom Fabrikschmutze reinigen und essen, so daß ihm schließlich für Nachtruhe und häus- lichc Pflichten mannigfacher Art insgesamt kaum zehn Stunden bleiben. Wenn der Arbeiter von dieser kurzen Ruhezeit wirklich noch ein Stündchen für das Lesen einer guten Schrift oder da? An- hören eines belehrenden Vortrags zu opfern sich entschließt, so ist er häufig zu müde und abgespannt für eine solche geistige Beschäf- tigung. Er schläft beim Lesen oder Zuhören ein. Am e r st en Mai erhebt die klassenbewußte Arbeiterschaft den lauten Ruf auf Einführung des Achtstundentages? Neben allen übrigen Vorteilen dieser Arbeitszeitverkürzung würde sie auch den Arbeitern die Mög- ttchkeit schaffen, mehr als bisher an ihrer geistigen Weiterbildung zu arbeiten. Wer nach zwölfstündiger Arbeit in einstündigem Marsche abgespannt nach Hause keucht, läßt sich leicht verführen, in einem der zahlreichen lockenden Lokale am Wege einen gefähr- lichen und heimtückischen Stimulus für die erschlafften Lebens- geister zu suchen. Mit der kurzen Zeit, die ihm allenfalls zu Hause noch bleibt, weiß er nichts Rechtes mehr anzufangen. Wer aber nach achtstündiger Arbeitszeit noch einen mehrstündigen Abend vor sich sieht, hütet sich viel eher, diese schöne Zeit bei gleichgültigem Wirtshaustratsch zu vertrödeln, sondern er benutzt sie zur Arbeit an sich selbst und im Interesse seiner Familie. Wenn aber der proletarische Vater durch kürzere Arbeitszeit wieder mehr seiner Familie zurückgegeben wird, so wird er auch wieder mehr zum Erzieher seiner Kinder.werden und auch dadurch zur Hebung der Arbeiterbildung beitragen. In der jüngsten Zeit hat die Bildungsbewegung in der organi« sierten Arbeiterschaft einen gewaltigen Anlauf genommen. Bil- dungskurse werden gegründet, Bibliotheken werden eingerichtet oder vervollkommnet, das Lesebedürfnis wird angeregt, allgemein em- pfindet man die Notwendigkeit, daß auf diesem wichtigen Gebiete mehr als bisher getan werden mutz. Mögen die Arbeiter, wenn sie in diesem Jahre am Tage der Maifeier wiederum die Forderung der Verkürzung der Arbeitszeit erheben, auch dabei der Weiter- bildung gedenken. Nicht auS Faulheit, nicht um mützig in den Kneipen zu sitzen, verlangt die Arbeiterschaft den Achtstundentag, sondern um in der gewonnenen Zeit neben anderen wichtigen Dingen in ernster Arbeit an sich selbst die schmachvolle Versündigung der bürgerlichen Gesellichaft an der geistigen Ausbildung der Ar- beiterjugend nach Möglichkeit wieder auszugleichen, um durch«ine gesunde Arbeiterbildung der Kultur einen weiteren Weg deS Fort- schritts frei zu machen. Die moderne Sklaverei. Aber tnoB ist diese körperliche Freiheit(im Gegen- faß zu der körperlichen Unfreiheit des Sklaven) wert ohne die soziale? Der Bettler hat ein Einkommen, das kaum zum Löben genügt, trotzdem genießt er größere Freiheit als der Arbeiter, der, um leben zu können, an die A r b e i t g e- f e s s e l t ist. Doch seine Triebe bleiben unbefriedigt. Er will ins Theater gehen, aber er hat kaum genug, um sich zu nähren.... Mit dem stolzen Titel, ein freier Mensch zu sein, hat er nur den Dunst statt der Wirklich- keit der sozialen Freiheit: er ist nur ein passives Mitglied der Gesellschaft. Streng genommen hat der Arbeiter nur einen Tag in der Woche, den S o n n- t a g, wo er körperlich frei ist, alle anderen Tage ist er g e- Kunden.... Die große Menge ist nur auf die k ö r p e r- l i ch e Arbeit beschränkt, ihre Beschäftigung ist i n d i- rekte Sklaverei, eine Qual, von der sie sich zu befreien wünscht. Charles Fourier . SemririchaMarnpf und Di- Mal. Selten haben sich um die Maifeier und die Maifeier- idee soviel Kämpfe gruppiert wie in' diesem Jahre. Um die Maifeier direkt und um die durch die Maifeier propagierte Idee einer Verkürzung der Arbeitszeit, des Achtstundentages. Seit 1889 der internationale Kongreß in Paris die Mai- feier beschloß, hat der Gedanke an eine Verkürzung der Arbeitszeit tn der Arbeiterschaft unverkennbar an Boden ge- Wonnen. Der immer wiederkehrende Hinweis auf die Not- wendigkeit einer solchen Verkürzung hat seine Wirkung getan. In den sicbenziger Jahren und im Anfang der achtziger Jahre war es schwer, die Arbeiterschaft für eine so ideelle Forde- rung zu begeistern» während die Massen schnell ins Feuer
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