Die Leichen eines Liebespaares wurden gestern vormittag amStößensee in der Nähe von Pichelsberge auf der Spandauer Seitegefunden. Der Mann ist etwa 10 bis 20 Jahre alt, er trug einendunkelgrauen lleberrock. einen Jackettanzug mit weißer Weste undSchnürstiefel mit Lackbesatz. Das Mädchen scheint einige Jahrealter zu sein; es ist mit schwarzein Nock, weißer Bluse und grauerJacke bekleidet. Man fand keinerlei Geld noch Ausweispapiere beiden Toten. Ein aufgefundener Gepäckschein vom Stettiner Bahnhoflästt darauf schließen,' daß die Lebensmüden von auswärts kamen.Das Engclufer, von Michaellirchplatz bis zur Adalbertbrücke.wird behufs Umpflasteruug vom 2. Mai ab bis auf weiteres fürFuhrwerke und Reiter gesperrt.Berliner Adreßbuch. Der zweite Nachtrag zum Jahrgang 1907ist soeben erschienen und gelangt von morgen ab zur Ausgabe.Derselbe enthält alle feit Erscheinen der Hauptausgabe angemeldetenWohnungsveränderungen, Geschästseröffmmgen und Geschäfts.Verlegungen, Zuzüge, Berichtigungen usw. Außer dem vollständigenInhalt des ersten Nachtrages find insbesondere die Ergebnisse desAprilumzuges und die jetzt schon feststehenden, im Lanfe des Jahresstattfindenden WohnnngS- und sonstigen Beränderuugen eingehendberücksichtigt. Auch dieser zweite Nachtrag wird allen Abnehmerndes diesjährigen Adreßbuchs in der Hauptexpedition des„BerlinerLokal. Anzeigers", SW., Zimmerstr. 37—41, und in dessen sämtlichenFilialexpeditionen bis Ende Mai d. I. unentgeltlich verabfolgt.Abonnenten der Straßenbahn können ihre Abonncmentsmarkenim Werte von 7,70 Mark, 10,20 Mark und 20,40 Mark jetzt auchwieder im„Kaufhaus des Westens", Tauenzicnstraße(Wittenberg-platz) erhalten. Der Verlauf erfolgt im Parterrre am Schalter-räum des Retsebureaus.Ein Leichentransport! Aus der Auferstehungs-gemeinde wird uns über einen Loichentransport berichtet, dersich unter sonderbaren Umständen vollzogen hat. Das dreijährigeKind eines Malers S. aus der K.-straße war gestorben und sollteauf dem Friedhof dieser Gemeinde beerdigt werden. Di« Familielebt in bescheidenen Verhältnissen, daher mußte sie sich die Benutzungeines Leichenwagens versagen. Es wurde beabsichtigt, den Sarg mitder Leiche von der Wohnung aus nach dein Friedhof hinauszutragen.Man kann das in Berlin öfter beobachten, daß unbemittelteFamilien auf diese Weise selber den Transport von Kinderlcichenbewerkstelligen. Indes, auf der Küsterci der Auferstehungsgeineindewurde der Mutter des verstorbenen Kindes mitgeteilt, daß nurLeichen von Kindern deS ersten Lebensjahres hinausgetragen werdendürfen. Da aber die Familie die Kch'ten der Benutzung einesLeichenwagens nicht erichmingen konnte, so wurde nun der kleineSarg in einen Kinderwagen gestellt und in ihmnach dem Friedhof hinausg«fahren. Zwei der Familiebefreundete Arbeiter waren bereit, den Transport zu unternehmen.Abends um%9 Uhr brachen, sie auf und wanderten im Dunkelnvom Viehhofsviertel über das noch nicht bebaute, unwegsameTerrain des Nordostens hinaus nach Weißensee, wo der Friedhofliegt. Zwar hatte die Fanitlie es unterlassen, sich den Schein zuverschaffen, der zur Einstellung der Leiche in die Leichenhalle er-forderlich ist. Aber da die Gebühren für die Gruft bereits auf derKüsterei bezahlt und alle sonstigen Formalitäten erledigt waren, sowurde angenommen, daß Schwierigkeiten nicht entstehen könnten.Zur Vorsicht gab der Sarglieferant den beiden Arbeitern einenZettel mit, worin er den Friodhofsinspekwr von dem(Sachherhalt inKenntnis setzte. Um l�lv Uhr kam die Leiche auf dem Friedhof an.Dort ergab sich nun, daß der Inspektor in schroffer Form die Auf-nähme der Leiche rundweg verweigerte, weil keinHallenschein vorgewiesen werden konnte. Als die Axbeiker erklärten, dann müßten sie die Leiche dort draußen zurücklassen, drohteder Inspektor, er würde einen Gendarm herbeiholen. Da derInspektor trotz allen Parlamentierens sich völlig unzugänglich er-wie», so entschlossen sich die beiden Arbeiter, die Leiche wieder mit-zunehmen. In Nacht und Nebel wanderten sie mit,hrem Kinderwagen und dem Sarg nach Berlinzurück. Durch einen Wächter mußten sie sich die Haustür öffnenlassen, um die Leiche abgeben zu können. Am anderen Vormittagwurde die Leiche wieder nach Weißensee hinausgeschafft und nachVorweisung des HallenfcheinS ausgenommen, und am Nachmittagfand dann die Beerdigung statt. Als ans dem Friedhof Frau S.dem Inspektor Vorwürfe wegen seines Mangels an Entgegen-kommen machte, behauptete dieser, die Arbeiter seien betrunkengewesen. Diese Behauptung wurde sogleich auf dem Friedhofzurückgewiesen. Auch uns ist versichert worden, daß von Betrunken-heit keine Rede sein könne. Unseres Erachtens spricht gegen dieseBehauptung eigentlich schon der Umstand, daß der Inspektor diebeiden Leute mit der Leiche wieder nach Hause schickte. Wenn, erdie Arbeiter für„betrunken" hielt, so verstehen wir nicht, wie erihnen dann die Lei che noch überlassen durfte. Istes vereinbar mit den Pflichten eines Friedhofsinspektors, daß er„betrunkene" Männer in der Nacht eine Leiche in einem Kinder-wagen von Weißenfee nach Berlin zurückbringen läßt?Feuerwehrbericht. In der vorletzten Nacht kam ein gefährlicherBrand in der Prenzlauer Allee 88 in einem Schuppen auS. Alsder Brand gegen 2 Uhr nachts bemerkt wurde, hatten die Flammenschon eine große Ausdehnung erlangt und den angrenzenden Stallerfaßt. Die in diesem Stall untergebrachten Pferde konnten bisauf eins, das schon erstickt war, gerettet werden. Der 3. Zug nahmsofort mehrere Schlauchleitungen vor. Es gelang, eine weitereAusdehnung des Brandes zu verhüten. Der Schuppen mit Kistenund Tonnen und der Stall sind niedergebrannt. Die Entstehungkonnte nicht ermittelt werden. Gestern früh um f» Uhr branntein der Müllerstratze 122 ein Stall, Preßkohlen und anderes. Der13. Zug wurde nach der Friedrichstraße 109 gerufen. Dort warein Automobil- Omnibus durch Festbrennen einer Bremse inBrand geraten. Fette, Ocle, Regale und anderes brannten ineinem Lagerraum in der Wassertorstraße 66. Die Feuerwehr kirntztekräftig löschen, um die Gefahr zu beseitigen. Ferner hatte dieWehr in der Weißenburgerstraße 44 zu tun, wo in einer KücheFeuer ausgekommen war. Außerdem rückte die Wehr noch nachder Mtinzstratze 14, Alcxandrinenstrahe 105, Neuen Wilhelm-straßc 7, Kaiser Wilhelmstraße 18a und anderen Stellen zum.Feuer aus._Vorort- JVacbncbtemGchöneberg.Der Schiineberger Stadtverordnetenversammlung lag amMontag(das Bauprogramm für das<ieu zu errichtende Rathausvor, nachdem in der vorhergehenden Sitzung die Platzfrage bereitsendgültig entschieden war. Auch war seitens des Magistrats be°antragt worden, die Hochbaudcputation mit dem Entwurf des Bau-Projekts zu betrauen, eine Ausschreibung also nicht vorzunehmen.Nach einer kurzen Debatte wurde die ganze Angelegenheit einemaus 13 Mitgliedern bestehenden Ausschuß überwiesen.Zur Ausstattung der neu errichteten Säuglingsfür-sorgeanstalt und zur Beschaffung von Büchern für diestädtischen Fürforgtest elji e n bewilligte die Versammlung1100 M.Längere Auseinandersetzungen brachte der Antrag des Magi-strats, im städtischen Arbeitsnachweis für erfolgreiche Ver-Mittelung weiblicher Dienstboten von den Herrschaften eine G e-b ü h r von 3 M. zu erheben. Der Magistrat begnindete dieseGebühr damit, daß bei dem jetzigen Zustande die Inanspruchnahmedes städtischen Arbeitsnachweises in dem Zweige für Vermittelungvon weiblichem Gesinde fortdauernd sinkt. Während im März 1906auf 848 Herrschaften noch 227 Dienstboten kamen, meldeten sich imMärz dieses Jahres für 477 Herrschaften nur noch 197 Dienstboten.Die Ursache dieser Erscheinung wäre darin zu suchen, daß die ge-werblichen StellcnvermittelungSbuvcaus das Vertrauen derstellunglsuchcnden Mädchen zu dem städtischen Nachweis zu er-schüttern bemüht sind. Das Vertrauen der Dienstboten zu demNachweis könne nur gehoben werden, wenn ebenso wie bei der ge-werbe mäßigen Stclleiwermittelung, eine Gebühr genommen wird.Dadurch würden diejenigen Herrschaften, welche jetzt infolge derMührenfpeiheit durch allzu häufigen Wechsel ihres Tienstpcrjonals,die tüchtigen und zuberlässigen Dienstboten von der Benutzung desNachweises abschrecken, voraussichtlich dem Nachweis ferngehalten.Auch würden viele Herrschasten den Stachweis benutzen, die jetztglauben, in einem unentgeltlichen Nachweis keine guten Dienst-boten zu finden. Stadw. Dr. Voßberg(Lib.) wünscht eine Ab-stufung dieser Gebühr nach der Höhe des zu zahlenden Lohnes undstellt einen dementsprechend«» Antrag. Er empfiehlt das Inserierenin auswärtigen Blättern, um die stcllungsuchenden Mädchen nachdem Schöncberger Nachweis heranzuziehen. Auch hält er es fürunrichtig, Stellen nach außerhalb Schönebergs zu vermitteln.Stadtv. D ä u m i g(Soz.) tritt den Ausführungen des Vorrednersentgegen und erklärt, daß er mit dem Antrage des Magistrats ein-verstanden sei, unter der Bedingung, daß diese Gebühr nur ver-suchsweise auf ein Jahr erhoben wird Eine Abstufung derGebühr nach der Höhe des zu zahlenden Lohnes würde gleich.bedeutend sein mit einer Prämie für diejenigen Herrschasten, dieihre Dienstboten schlecht entlohnen. Nachdem auch der Vertreterdes Magistrats sich gegen den Antrag des Stadtv. Voßberg aus-gesprochen hatte, wird derselbe abgelehnt und die Magistratsvorlageversuchsweise auf ein Jahr eine Gebühr von 3 M. zu erheben, angonoiwnen.Der Antrag des Stadtv. Kunze betr. Schaffung einer Stadtschul ratstelle ist von dem eingesetzten Ausschuß abgelehntworden. Die Versammlung beschließt einstimmig gemäß demA schu han hxlge.Ein Antrag des Stadtv. b. Glasenapp verlangte, daß die G em e i n d e w ä H l e r l i st e» in der Zeit vom 15.— 30. Juli ausgelegt werden, statt wie bisher in der Zeit vom 15.— 30. August, umden einzelnen Parteien die Gelegenheit zu bieten, schon früher inden Wahlkampf einzutreten. Vom Magistrat wurde aber daran:aufmerksam gemacht, daß die Auslegung szeit im August auf ein-stimmigen Beschluß der Stadtverordnetenversammlung vor einigenJahren eingeführt ist. Es wäre doch nicht angängig, jetzt wiederden alten Zustand zu schaffen.— Der Antrag wurde einstimmigabgelehnt, nicht einmal die Unterzeichner desselben stimmten dafür.Von liberaler Seite wurde bei dieser Gelegenheit der Wunsch aus-gesprochen, daß es gelingen möge, bei den nächsten Stadtverordneten-wählen einig zusammenzugehen und jede Agitation von Partei-g rund sähen aus überslüssig zu machen.Charlottenbnrg.,Eine Protestversammlung gegen das Verbot des FreienKindergartens in Chavlottenburg wird am Montag, den6. Mai, in den„Germania-Prachtsälen", Chausseestr. 103, statt-finden. Es soll ein»rnchtiger Protest werden gegen das Systemder Bevormundung und Frömmelei, dem auch dieses wertvolleKulturwerk zum Opfer fallen soll. Zahlreiche Beteiligung istdringend erwünscht.Wilmersdorf.Zum erstenmal feiert die Wilmersdorfer Arbeiterschaft den1. Mai in einem größeren Lokal, in dem nach langem Kampf er-oberten Luisenpark, WilhelmSaue 112. Es wird deshalbvon der gesamten Arbeiterschaft erwartet, daß sie sich sowohl in derVormittagsversammlung, wie auch nachmittag« zu den festlichenVeranstaltungen zahlreich einfindet, damit sich diese Kundgebung derWilmersdorfer Arbeiterschaft zu einer imposanten gestaltet.Grofj-Lichterfelde.Die Baufirma Mertens u. Sohn in der Ferdinandstraße hatden viel mißbrauchten K 11 des Preßgesetzes in Bewegung gesetzt,um den Unfall an der Kreissäge in einem möglichst milden Lichtefür sie erscheinen zu lassen.Die Firma behauptet in ihrer Berichtigung, daß die Schutzbor-richtung vollkommen vorschriftsmäßig gewesen und noch vor einigenMonaten vom Gswerbeinspektor revidiert worden fei; dem gegen-über muß betont werden, daß Wohl die sogenannte Haube, abernrcht der Spaltekeil, der ebenfalls zu der Schutzvorrichtunggehört, vorhanden war. Erst nach dem Unfall wurde er angebracht.Daß dem Verletzten verboten gewesen sei, an der Kreissäge zuarbeiten, ist ebenso unzutreffend. Von einem solchen Verbot istniemand etwas bekannt und auch der Verunglückte bestreitet dies.Richtig, aber recht belanglos ist, daß nur zu zwei, nicht zu dreiAerzten geschickt worden ist. Daß im Betriebe Verbandszeug vor-handen gewesen sei, ist unwahr. Nur in der Privatwohnung deSHerrn Mertens befindet sich eine sogenannte Hausapotheke, aberkein Verbandszeug und-Material. Auch bisher mußten die Ar-beiter stets bei kleineren Verletzungen, die in einem solchen Betriebenicht immer vermieden werden können, sich Watte von den dort bc°schaftigden Schmieden holen, die diese sich aus eigene Kosten an-schaffen. Jetzt allerdings befindet sich ein Verbandskasten mitMaterial auch im Betriebe. Diese Wendung zum Besserenerfolgte erst infolge der Notiz im„Vorwärts". Die Firma ver-wendet viel Scharssinn darauf, den„Urheber" derselben zu ermittelnund in den Kollegenkreisen scheint diese löbliche Absicht der Unter.nehmer bis zu einem gewissen Grade leider Unterstützung zu finden.Die Arbeiter mögen aber bedenken, daß es weit verdienstlicher ist.Mißstände, unter denen sie alle, der eine mehr, der andere weniger,zu leiden haben, aufzudecken, zu kritisieren und deren Beseitigunganzustreben, als sich in allerhand Mutmaßungen über den angeb.lichen Verfasser der Notiz zu ergehen.Steglitz.Zur Gemcindewahl. Wie bereits mitgeteilt wurde, sind dieGemeindewahlen auf Montag, den 6. Mai, verschobenworden. Nach einer Bekanntmachung des GemeindevorstandeS findnunmehr an diesem Tage in jedem Wahlbezirke zwei Vertreter zuwählen und zwar je ein Hausbesitzer und ein Mieter, da gleich dieErsatzwahl für den erst voriges Jahr gewählten, kürzlich verstorbenenGenieindevertreter Sebastian mit vorgenommen wird. Der Sozialdemokratische Wahlverein muß also neben den drei KandidatenAßmann, Krag und Leimbach noch einen vierten aufstellen. Zudiesem Zwecke findet am Freitag, den 3. Mai, abends8 Uhr, eine Versammlung bei Schellhase statt, zu der sichhoffentlich die Mitglieder zahlreich einfinden. Auch Gäste sind willkommen.Johannisthal.Opfer seines Berufes. Schwer verletzt in das KrankenhausBethanien eingeliefert wurde vorgestern mittag der Rangierer AugustRieger aus Rnmmelsburg. Derselbe war auf dem RangierbahnhofNieder-Schöneweide-Johannisthal angestellt und gegen 12 Uhr damitbeschäftigt, drei vom Rangierberg abgelassene Güterwaggons aufein anderes Gleis zu leiten. R. rutschte hierbei so unglücklich vondem Trittbrett des ersten Wagens ab, daß er auf das Gleis fielund ihm die Räder der nachfolgenden Waggons den linken Ober-schenke! zermalmten. Der Schwerverletzte wurde mittels Extrazugesnach der Unfallstation am Görlitzer Bahnhof befördert und von dortaus nach dem oben erwähnten Krankenhause übergeführt. Rieger, derim 40. Lebensjahre steht, ist verheiratet, Vater zweiter Kinder undsteht bereits feit 17 Jahren im Dienst.Biesdorf.Große Entrüstung hat das letzte Eisenbahnunglück in der Ein-wohnerschaft Biesdorfs hervorgerufen. Das ablehnende Verhaltender Eisenbahndirektion gegen die bereits vor Jahren geforderteUnterführung am Uebergang der Marzahnerstraße wurde in einerProtcstversammlung scharf verurteilt. Zum Schluß wurde folgendePetition an die Eisenbahndirektion abzusenden beschlossen:„Dieheuie hier versammelten Mitglieder des BürgervereinS geben ihrerEntrüstung über die unhaltbaren Zustände am Uebergang derMarzahnerstratze beim Bahnhof Biesdorf, welche zu dem bedauer-lichen Unglück führten, dem zwei Menschenleben zum Opfer ge-fallen sind, erregten Ausdruck. Sie erwarten, daß die Eisenbahn-behörde durch Unterführung der genannten Straße schleunigstMaßnahmen trifft, die derartige Vorkommnisse für die Zukunftabsolut ausschließen." iRnmmelsburg.In den Flammen ums Leben gekommen ist in der Dienstag-nacht die 48jährige Witwe Platte aus der Lessingstr. 6— 7. FrauP. wollte gestern gegen 12 Uhr abends die Petroleumlampe aus-löschen und warf dieselbe auf unvorsichtige Weise um. Im Ruwaren die Kleider der P. von den Flammen ergriffen und dieWitwe selbst glich in wenigen Minuten einer Feuersäule. Durchdie.Hülferufe der Unglücklichen nnirden ihre beiden Kinder,Mädchen im Alter von 8 und 10 Jahren, aus dem Schlafe gewecktund diese alarmierten die Hausbewohner, die sofort durch Ueber-werfen von Decken und Betten die Flammen zu ersticken suchten.Dies gelang auch alsbald, doch hatte die Witwe bereits so schwereBrandwunden erlitten, daß ihre Ueberführung nach dem Kranken-Hanse notwendig war. Hier ist die bedauernswerte Frau alsbaldnach ihrer Einlicferung ihren Verletzungen erlegenVermischtes.Wie wird mau— populär?Ein nettes Geschichtchen vom Kronprinzen wird aus Vetschauberichtet. Dort fuhr am letzten Donnerstag mittags ein Arbeiterder Spinnerei Bliitchen auf seinem Rade nach dem benachbartenGöritz, um dort, wie gewöhnlich, zu Mittag zu essen. Etwa aufdem halben Wege konnte er aber des stärken Windes wegen nichtweiter und stieg ab. Sich umblickend, gewahrte er ein Automobil,das von Vetschau kam; es fuhr bei dem Radfahrer ein kurzesStück vorbei, hielt dann aber plötzlich an. Darauf wurde dieCoupeetür des Automobils geöffnet und ein junger Herr fragteden Radfahrer, ob es ihm angenehm wäre, mitzufahren, da ermit dem Rade bei dem Sturm doch nicht mehr vorwärts komme.Dankend nahm der Mann das Anerbieten an, lud sein Rad aufden Vordersitz, setzte sich dazu und fuhr bis zu seiner neben demGöritzer Bahnhof gelegenen Wohnung per Auto. Hier sehr schnellangelangt, erklärte B. am Ziele zu sein, bedankte sich und stieg ab.Da srug ihn der freundliche Herr, ob er denn wisse, mit wem ergefahren sei. Als B. verneinte, schlug der Herr seinen lleberrockzurück und erklärte, daß er der Kronprinz des Deutschen Reiches sei..Wenn man das von einem französischen oder amerikanischen—Prinzen erzählte, würden wir sagen: Der versteht sich auf Reklame.Bulkaiiausbriich aus Stromboli.Ein vulkanischer Ausbrach auf der Insel Stromboli erfolgteMontagvormittag 9'/? Uhr; er war von einer sehr heftigen De-tonation begleitet, durch die die Bevölkerung in Schrecken gesetztwurde. Der Vulkan warf ungefähr fünf Minuten lang Massenglühender Steinchen aus, welche die in der Nähe des Kratersliegenden Weinberge in Brand setzten. Einige Häuser und zweiKirchen find beschädigt; zwei Kinder find leicht verletzt worden.AuS Palermo wird hierüber berichtet: Die. vulkanischenEruptionen des Stromboli haben nachgelassen, indessen ist der an»gerichtete Schaden sehr bedeutend. Auch mehrere Wohnhäuser findzerstört. Der'Vulkan ist noch immer in dichten Rauch eingehüllt.Ein Torpedoboot ist von Messina abgegangen, um den EinwohnernSchutz zu gewähren._In der Grube ertrunken. Wie aus Lüttich gemeldet wird, sindneun Arbeiter infolge eines Einbruchs von Wasser, in die Kohlen-grübe Angleur ums Leben gekommen. Bis Montagabend find fünfLeichen geborgen worden.Feuer i« Theater. Im Apollotheater zu Budapest geriet durchFortwerfen einer brennenden Zigarette während der Vorstellung einVorhang in Brand. Hinzueilenden Soldaten gelang es, das Feuerzu ersticken und großes Unglück zu verhüten.Eine Pulverexplofiou. Im Hafen von Antivari brach ein Brandaus, der ein Gebäude ergriff, wo große Mengen Pulver undDynamit lagerten. ES entstand eine furchtbare Explosion, wobeieine Frau auf der Stelle getötet, 27 Personen lebensgefährlich und41 mehr oder minder schwer verletzt wurden. Zahlreiche Häuser sinddem Einsturz nahe.Zugentgleisung. In der Nähe von Neapel erfolgte vorgesterneine Zugentgleisung, wobei ein Wagen während eines Zeitraumesvon dre, viertel Stunden über einem Abgrund schwebte. Bei den»Unfall sind zwölf Personen schwer verletzt worden.Neverfall auf der Eisenbahn. In vergangener Nacht wurde derauf der Station Gorjainowo haltende Personenzug überfallen. EinVersuch, die Kronpost zu rauben, mißlang, doch nahmen die Täterden im Zuge befindlichen privaten Kaffenboten 30000 Rudel ab.Die Täter sind enttommen.Eingegangene vruckfckritten.Bon der„Neuen Zeit«(Stuttgart, Paul Singer) ist soeben das30. Heft deS 25. Jahrgangs erschienen. Das Heft enthatt folgende Artikel:Robert Schweichel 4.— Die Maifeier.— Zur Würdigung I. Auers. VonParvus.— Positive Leistungen der Sozialdemokratie. Ein Beitrag zurGeschichte der Gesetzgebung. Von Hermann Moltenbuhr.(Schlafe.)— Derinternationale<Kcwerkschastsbericht für 1905. Von Wilhelm Jansson.— Diebürgerlichen Parteien und der Militarismus. Von Karl Emil.— LiterarischeRundschau: Helene Simon, Schule, und Brot. Von Heinrich Schulz.Wilhelm Herzberg, Wegweiser durch das neue bayerische Wahlgesetz nebstWahlkiciscintcilung. Von ew.— Notizen: Bericht der Armenischensozialdemokratischen Arbeiterorganisation(im Kaukasus).Die„Neue Zeit» erscheint wöchentlich einmal und ist durch alle Buch-Handlungen, Postanstalten und Kolportcure zum Preise von 3,25 M. proQuartal zu beziehen; jedoch kann dieselbe bei der Post nur pro Quartalabonniert werden. Das einzelne Heft kostet 25 Ps.Probenummern stehen jederzeit zur Versügung.Die zweite Mai- Nummer- des„Wahren Jacob« ist soebenerschienen und stellt zugleich ein Gcdenkblait für Jgnaz Auer dar.Neben der Wiedergabe eines vorzüglichen Bildes Auers bringt sie einenNachruf aus der Feder Eduard Bernsteins, der vonicbmlich die erste Zeitder Auerschcn Wirksamkeit vor dem Jnkrasttreten des Sozialistengesetzes be-handelt.— Aufeerdem enthält die Nummer die beiden farbigen Bilder„Zumersten Mai«(nach Böcklin) und„Der Zar in Verlegenheit« sowie die Jllu-strationen„Am ersten Mai«,„Der Beginn der liberalen Aera«,„Visiten-karte des Kttminaljchutzmaiins Paul Dietrich«,„Der Streber«,„DcniburgsLustballon«,„Das Kellersest des Hottentottcnblocks« und„Ein feudaler Bor-schlag«. Der textliche Teil der Nunimer bringt die Gedichte„Völtermal«,.Maiklage«,„Der Schrei«,„Pobjedonoszcw",„Maientraum",„DerSchmied",„Das kleinere Uebel",..Weltuntergang", und aufeer zahlreichenkleineren Beiträgen noch das satirische Feuilleton„Shcriock Holmes imReiche Ballins". DenDreis der 12 Seilen starken Nummer ist 10 Ps.Berliner Marttpretse. Ans dem amtlichen Bericht der städtischenMarkthallen-Dtrektion.(Großhandel.) Rindfleisch la 66—70 pr. 100 Pfd.,IIa 60-05, lila 56-69, Bullcnfleisch la 64—68, IIa 54—62, Kühe, seit52—58, do. mager 42—50, Fresser 50— 62, Bullen, dän, 53— 60, do. Holl.0,00. Kalbfleisch, Dopp eilender 105-130, Masltälber la 88-92, Ha76-84, nia 0,00, Kälber gcr. gen. 54-63, do, Holl. 55-62, dän. 57—64.Hammelfleisch Mastlämmer 65— 70, la 63—65, IIa 58—63, Schafe 53—56.Schweiiiesleisch 48—54. Rehwild, mit Abschuß pcr Psd. 0,70—0,73. Rothirsch0,00. Rothirsch, Abschuß 0,56—0,60. Damhirsch 0,00. Wildschweine 0,40—0,50.Frischlinge 0,00. Kaninchen per etflif 0,70—0,90. Hühner, alte, perStück 1,50-2,50, do. Na 1,20-1,40, do. junge 1,20—1,80. Wolgahühner1,10—1,75, Tauben 0,50—0,65, italienische 0,00. Enten per Stück 0,00,dito Eis- ver Stück 0,00, dito Hamburger per Stück 2,50bis 4,75. Gäule, Hainburger per Pfund 1,10—1,25, dito Eis- 0,00.Hechte per 100 Pfund 86—110, groß, mittel 0,00. Zander mittel 0,00,do. klein u. matt 135. Schleie Holl. IIa 95—100, do. groß 0,00, klein 0,00,Aale, groß 126—131, do. klein 0,00, do. mittel 0,00, do. unsortiert 0,00.Plötzen 37— 47, do. stumpf 32—43, do. matt 0,00. Karpfen unsortiert62-65, do. 40er 0,00, do. 35er 0,00. Bleie 0,00. Aland 38-40. Bunte(fische 51. Barse 90, do. matt 0,00. Karauschen 93. Bleiische 0,00. Wels 0,00. Quappen 0,00. Amerikanischer Lach» la neuerper 100 Pfd. 110—-130, do. Na neuer 90—100, do. lila neuer 75.Seelachs 20—25. Sprotten, Kieler, Wall 1,00—1,50, Danziger, Kiste 0,50—0,70.Flundern, Kieler, Stiege la 3—4, do. mittel per Kiste 2—3, Hamb.Stiege 4-ö. halbe Kiste 8,00, Bücklinge,»er Wall Kieler 8.W-2M.