«Mi aM«Nltaristisch«n Ideen und Agitationen HerdSS find � her deutschen Sozialdemokratie unmöglich. Ml deutsch» Sozialdemokratie ist ein entschiedener Gl»»Ii des bestehenden Heeressystems, aber sie OUOchtlt eine militärische Organisation in den tzi»ti bestehenden Staaten noch so lange für «Iii», wie nicht in den verschiedenen Kultur» r Rite« Vereinbarungen und Einrichtungen ge» riffea sind, die Kriege ein für allemal un» »«»»ich machen. Gl lange also noch, die Gefahr besteht, daß Kriege möglich Emuh jeder Staat wenigstens so weit militärisch organisiert daß er einem Angriffskrieg begegnen kann und das eigene vir Eriberungen durch den Feind zu schützen vermag. Wenn also die deutsche Sozialdemokratie alle ehrlichen Be- swebungen unterstützt, die darauf gerichtet sind. Kriege zu der» miiden und dm Frieden zu fichern, wie zum Beispiel die Errich- hing van internationalen Schiedsgerichten zur Entscheidung von Streitigkeiten zwischen den verschiedenen Staaten, so Kalt sie doch »in» militärische Organisation so lange für nötig, wie dti Gefahr eines Krieges vorhanden ist. Aus diesem Grunde fordert die deutsche Sozialdemokratie in ihrem Programm: Erziehung zur allgemeinen Wehrhaftigkeit. Bolkswehr an Stelle der stehenden Heere. Würde also ein deutscher Parteigenofie Ansichten und Forderungen propagieren, wie sie von Hcrvö vertreten werden, so könnte auf Grund unseres Parteiprogramms die Frage aus» geworfen werden: ob dieser Parteigenosse noch zur Partei gehört. Vte Partei könnte eine Agitation nicht gewähren lasien, die »igen ihr Programm verstößt,' die Partei auf das schwerste schädigt und deren Forderungen vom Standpunkt der bestehenden Zustände aus als unausführbar, weil dem eigenen Lande nachteilig, angesehen werden müßten.' Die hier durch Sperrsatz hervorgehobenen Stellen hat Bebel im Manuskript unterstrichen. Unter das Wort.Angriffskrieg' hat er zwei dicke Striche gesetzt. An sich wäre gegen Bebels Erklärung, da fie nicht als Interview, sondern nur als eine Meinungsäußerung Bebels für die französischen Parteigenossen gedacht war. nicht» einzuwenden. Bebel erklärt ausdrücklich, daß die deutsche Sozial» demokratie ein entschiedener Gegner des bestehenden H e e r e s f h st e m S ist und die E r s e tz u n g diese? militaristischen Systems durch eine Volkswehr erstrebt. Auch dagegen, daß Bebel erklärt, die deutsche Sozialdemokratie könnte ein» Agitation wie die HervSs nicht dulden, ist an sich nichts einzuwenden. Denn so wohlmeinend auch die Abfichten Hervö» und feiner Gesinnungsgenossen sein mögen, und so viel Berechtigtes ihnen auch zugrunde liegt: die Grundauf« f a s s u n g HervtS, die.patriotische' Phrase unserer Militaristen und der Organe unseres Klafienstaate« seien durch eine spezifisch autimilttariftisch» Propaganda und durch die Proklamation. in jedem Falle einfach der Mobilmachungsorder nicht Folge zu» e i st e n, zu überwinden, ist einseitig, utopistisch und unrealifierbar. Nur durch allseitige Klasienkampsschulung und Führung des KlafienkampseS auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens läßt sich unser heutiger Militarismus als Instrument der kapitalistischen Klassenherrschaft überwinden. WaS berechtigt und möglich an Herdts Progaganda ist, die Zerstörung der.patriotischen Phrase und die Bekämpfung der chauvinistischen Verhetzung, wird sewstverständlich auch von der deutschen Sozialdenmkratie wie von der Sozialdemokratie jede» Lande» geleistet. Mißdeutungen konnte die Erklärung nur durch den von Bebel nicht gewillten und nicht vorhergesehenen Umstand ausgesetzt sein. daß Bebels Auslastung von der bürgerlichen Presse Frankreich « und Deutschlands publiziert und als gerade für die momentane politische Situation berechnete Kundgebung dargestellt wmde. So betitelt da» Mosse-Blatt seine Notiz.Bebel gegen den Antimilitarismus', obwohl Bebel nur den spezifisch Hirvöschen Antimilitarismus meint«, nicht aber den«nti» Militarismus s ch l e ch t h i n, der ja gerade, wie Bebel selbst dartut. eine der wichtigsten Kardinalforderungen der Sozial» demokratie bilde. Die.Kölnische volkSzettung' kommentiert die Erklärung folgendermaßen: .Diese» Interview mit seinem ganz unzweifelhaften Ergebnis, da ja die Antwort in einer Art feierlicher schriftlicher Fixierung erfolgte, ist wohl die bemerkenSwirteste unter all den gleichzeitigen AuSholungen deutscher Politiker. Der Vorbehalt wegen der.Miliz' ist ja selbstverständlich, die übrigen Wendungen indessen zeigen einen Bebel, der die Notwendigkeit de« Parieren» bei Strafe des Hinausfliegen» auf«inen ganz merkwürdigen Punkt anwendet.' Alles da« beweist, wie überaus vorsichtig unser« Ge noffen im Erteilen von Auskünften an ihnen nicht genau bekannte Personen sein müssen. Hat doch die ftanzösische Thauvinistenpresse bereits einige Wendungen aus Bebel» letzter NeichStagSrede zu fruktifizieren versucht. So bemerkten die.DöbatS' .Man kann es nicht oft genug wiederholen: ein Abgrund trennt in dieser Hinsicht die deutschen Sozialdemokraten von den französischen S ozia li sten— Herrn.» e be l von Herrn I a u r t».... General v. Einem hat gesprochen, wie e» sein Amt erfordert. Herr Bebel dagegen hat ftet und ohne Zweifel die Gefühle ausgedrückt, die wahrscheinlich die der m eisten Sozialisten Deutschland », aber keines» Wegs die der Sozialisten aller Länder find. Man muß darauf besonders darum hinweisen, weil diese Grundsätze nicht die der meisten ftanzösischen Sozialistensührer sind. Solche Worte im Munde eine» Bebel geben sicherlich mehr zu denken als alle militaristische Beredsamkeit eine» RegierungSmitgliede«, w e i l s i e für«ine bestimmte Geistesverfassung de» Volke» Zeugnis ablegen.' Ferner schrieb der.TemPS': ,stu derselben Stunde, wo die französischen Sozialiften die Soldaten zum Ungehorsam aufreizen, erklärt Bebel bestimmt, daß da» Heer sich nicht mit Politik zu beschäftigen hat. Am Tage, nachdem ein ftanzösi- scher General bestraft wurde, weil er das Wort Krieg aus- gesprochen hat, fordert der Führer deS teutonischen Sozia- lismuS den zuständigen Mmistcr General v. Einem auf, die «eldübungen so auSfüh ren zu lassen, wie sie in rieaSzeit stattfinden würden. DaS ist ein alter Ge- dank« dieses ausgezeichneten Deutschen Bebel. Er bat ibn schon früher einmal im Reichstag entwickelt. So ist der f r a n z o f i f ch« Sozialist, der sich ähnlich auszusprechen wagen würde? Um den Abstand zu ermessen, der die Sozialisten die«» und jenseits de» Rhein » trennt, braucht man wirlltch nur dieses eine festzustellen: fie haben an der Spitze ihrer Partei einen Bebel, an der Spitze der unsrigen steht ein Hervö.' Da» find natürllch nur täppische Versuch«, die öffentliche Meinung in Frankreich irrezuführen— genauso wie unsere BourgeoiSpresse den.haterlaudslosen' deutschen Sozialdemokraten immer die braven»patriotischen' Sozialdemokraten Fxaitkmch« gegenitberstellt. Aber gerade weil dii chauvinistische Hetzpresse diesseits und jenseits de« Rhein » solch dreiste Täuschungsmanöver systematisch betriibt. ist es doppelt geboten, ihr diesen frivolen Schwindel, der leider zu oft noch Gläudig, findet, nicht zu er- leichtern. , Die Mai- Attssperrnnge«. Aussperrungen als Antwort auf die Maifeier find eine regel» mäßig wiederkehrende Erscheinung. Aber je mehr die Maifeier an Ausdehnung gewinnt, desto drohender werden zwar vor der Feier die Worte der Unternehmer, desto mehr schrumpft jedoch nach der Maifeier ihr Tatendrang zusammen. Und gerade in den Berufen, wo die Feier durch Arbeitsruhe ihre größte Ausdehnung gewonnen hat, ist die Zahl der Ausgesperrten im Verhältnis zur Ziffer der Demonstrierenden eine lächerlich geringe; während in den anderen Fällen, wo die gegenwärtigen Machtverhältnisse so liegen, daß nur wenige Arbeiter die Feier wagen dürfen, das Unternehmertum desto brutaler gegen diese wenigen vorgeht. Die Unternehmer im Berliner Baugewerbe haben be- kanntlich beschlossen, die Maifeiernden bis zum Schluß der Woche, also drei Tage lang, auszusperren. Wie weit dieser Beschluß auS- geführt wird, läßt sich bis jetzt noch nicht übersehen, da der Zentral- verband der Maurer, der anscheinend am stärksten an der AuS- sperrung beteiligt ist, die Feststellung der Ausgesperrten noch nicht abgeschlossen hat. Von. den anderen Organisationen liegen auch noch keine genauen Zahlen vor. jedoch werden sie nach den bis jetzt vor- liegenden Angaben und Schätzung der noch nicht Gemeldeten wie folgt angegeben: Zentralverband der Bauhülfsarbeiker 11—1200, Verband der Zimmerer öSt>, Vereinigung der Zimmerer 2öS, Bereinigung der Maurer 500. v Bei den Glasern sind in fünf Betrieben S7 Mann aus- gesperrt worden. Laut Anschlag deS UnteruehmerverbandeS sollen dieselben erst am 6. Mai wieder eingestellt werden. 4S Mann davon erhielten am Vorabend des 1.. Mai sofort ihre Papiere. Der Holzarbeiter-Verbaad hat im ganze» 820 Mai- ausgesperrte festgestellt. Beim Metallarbeiter-Verband find auS 23 Betrieben 437 Ausgesperrte gemeldet. Am brutalsten geht gegen die Maifeiernden natürlich wieder der Berliner Kühnemänner-Verband vor, der folgende» Rund- schreiben erläßt: Verband Berliner Metall-Jndustrieller, Eingetragener Verein. Geschäftsstelle Berlin N. 4, Gartenstraße. J..Nr. eöö/07. Berlin , den 1. Mai 1907. Rundschreiben Nr. 8/1907. Im Anschluß an unser Rundschreiben Nr. S/1907 vom 13./IV. betreffend den 1. Mai. bitten wir, un« umgehend die Namen sämtlicher Arbeiter anzugeben, die ohne stichhaltige Gründe am 1./V. die Arbeit versäumt oder vorzeinq verlassen haben. Ebenso ist die Einstellung von Arbeitem mit EmlaffungSschem vom 30./IV. bi» S./V., die sich nicht im Besitz von Nachweisscheinen befinden, nur nach vorheriger Anfrage bei der Geschäftsführung unsere» Verbandes, ob der Betreffend« nicht etwa zu den Malfeiernden gehört, vorzunehmen. verband Berliner Metall-JndustrielleQ Der Vorsitzende: Ernst Birfig, lgl. Kommerzienrat. Diese» Schriftstück ist nach mehrfacher Richwng hin interestant. ES beschränkt die Aussperrung der Maifeiernden nicht auf einige Zeit, sondern eröffnet ihnen die Aussicht, aus ungemeffene Zeit der Arbeitslosigkeit zu verfallen. Äber auch auf die gerade von den Metallindustriellen den Arbeitern gegenüber sooft geforderte.Freiheit der Entschließung' bei der Einstellung oder Entlastung von Arbeitern, wirst dieses Zirkular ein sonderbare» Licht. Dt« Einstellung von Arbeitern mit einem Eni» laffungSschein vom»0. April bi» S. Mai ist nur nach vorheriger Anftage bei der Geschäftsführung de» ScharfmacherverbandeS ge« stattet. Damit basta I Die.Herren im Hause' haben nicht zu murren, wenn ihre Leitung ihnen befiehlt, den Arbeitern die echte Kühnemännerbrutalität zu bewetsen. Im Gegenteil: Schwerst, Straf» dem, der andere nicht an steiwilligir Arbeit htnderti • Au» dem Reiche Negen folgende Tillgramm« vor: Hamburg , L. Mai.<Privatteligr amm de«.Vorwärts') Dt« Aussperrung anläßlich der Maifeier unbedeutead. vov Holzarbeiter Snd einen Tag. 30 zehn Tage. 804 M-urer einen Tag. 400 Vau- hlssser und Klempner einen respektive zwei Tage ausgesperrt, vi« gemeldete Androhung einer zehntägigen AuSsverrung ist nur von einem geringen Teil der Arbeitgeber durchgeführt. 4K0 Moatrur» im Heizungsfach inszenierten eine Arbeitseinstellung zwecks Erhöhung de» StundenlihneS van 60 auf 80 Pf, Worthaufen, 2. Mai. Wegen Beteiligung an der Maifeier find von mehreren hiestgen Tadakfabrik«« insgesamt etwa 800 Arbeite» ausgesperrt worden. Frankfurt lMain). T Mai. sPrivatteleg ram m de» .Vorwärts'.) In Frankfurt am Main sind IN) Helzarbeiter wegen der Maifeier ausgesperrt. Nürnbera, 2. Mai. sPrivattelegramm de«.Vorwärts'.) Die Bauarbeiter in NNrnberg.Fürth find wegen der Maifeier aul- gesperrt. Sonstig« Aussperrungen kamen nicht vor.«u» der Provinz liegen nur wenig Nachrichten vor. Die Magdeburger Terrorismus- Legende. Magdeburg.«0. Aprils Vom ersten VerhandlmigStage ist noch nachzutragen, daß noch der Hauptbelastungszeug-. reichStreuer.Arbeiter' Haase ver- nommen wurde. Er erklärte, früher Sozialdemokrat gewesen, dann ober durch den Verein zum.Blauen Kreuz' bekehrt ivorden zu sein; worauf er in den Verband reichstreuer Arbeiter eingetreten sei. Sm vorigen Jahre habe er in der Berliner Rednerschule de» eichSverbande» gegen die Sozialdemokratie einen Kursus durchgemacht. Er gibt dann eme Schilde. rung von dem Borfall am». Februar, di« zwar noch schrecklich genug anzuhören ist. aber an die Schauerlichkeiten, die die bürgerliche Presse zu erzählen wußte, nicht entfernt heranreicht. Nicht von einer au» dem Hinterhalt kommenden gweihumdertköpfigen Rotte ist Haase überfallen worden, sondern eine größer« Anzahl Arbeiter. die mit ihm gemeinsam nach Feierabend den Betrieb verließen und den gleichen Heimweg hatten, ist ihm— seiner Meinung nach aus Verabredung—. gefolgt. Die Menge habe gejshli und geschimpft und ihn sowie seine Begkeiter mit Schnee beworfen. Ein Stück hartgefrorenen Schnee» sei ihm an die BaEr geworfen worden und einen Tiitt gegen den richten Oberschenkel habe er be- kommen. Hingeworfen habe man ihn nicht. Infolge dieser«or- 0e habe sich seiner eine.seelische Erregung' bemächtigt. iß ihn der Arzt geraten habe, zu Hause zu bleiben. Bier en lang sei er dann nicht zur Arbeit gegangen. Haas« gibt zu, vorbeitraft zu sein, früher in»egleitun, mit seinem Stiefvater al» Leierkastenmann umhergezogen zu sein und dabei viel Schnaps getrunken zu haben. Haas« bestreitet aber, daß er stch al» Einarmiger verkleidet und at«.verkrüppelter Bergmann' aus einem Schützenfeste habe bis an den Unterleib eingraben lassen. Weder Haase noch seine Begliiter Snnen Nennenswertes gegen di, Angeklagten auSsaaen. Der Zeug« Schätzt«, der mit Haas« dem verbam» reichStreuer Arbeiter und de«.Blauen Kreuz' angehört. muß sogar bekunden, daß der Rädelsführer' Oswald Beck ruhig und anständig gewesen se,. Die zahlreichen Zeugen—?« stjid in». samt 72— sagen größtenteils immer da» gleiche au». Bon einer vliobrednng ist niemandem«twas bikannt. ---- m fem w-b- M 'jeden Abend vor dem Fabriktor statt, und den Herinerslebeneriueg entlang gingen jeden Abend zur Feierabendzeit zahlreiche Arbeiter. Auch wird bekundet, daß sich viele Kinder in der Menge befanden. Einige Zeugen haben von Erbitterung gegen Haase aus dem Wer? etwas bemerkt, während andere Zeugen über solche Erbitterung nichts wissen. Von Interesse ist die Aussage des Sachverständigen, praktischen Arzt Dr. Hilger, der Haase nach jenem Vorfall behandelt hat. Dr. Hilger hat Haase nach einigen Tagen geraten, wieder zur Arbeit zu gehen. Haase hat aber gesagt, dann könne er wieder einer solchen Verfolgung ausgesetzt werden.(St habe ihm aber trotzdem zugeredet, wieder hinzugehen. Als Haase aber darauf bestanden habe, daß sich ähnliche Szenen wieder ereignen könnten und seine„Krankheit' dadurch verschlimmert würde, habe er, der Arzt, sich mit der Krankenkasse in Verbindung gesetzt und in deren Einvernehmen die Behandlung Haases fortgesetzt. Wäre Haase durch einen zweiten Vorfall kränker geworden, dann wären der Kasse noch größere Kosten entstanden. Der Sachverständige bekundet dann, daß Haase nervös aufgeregt gewesen wäre, was wohl auf den Vorfall zurückzuführen sei. Er habe Haase schon in» Vorjahre wegen nervöser Störungen behandelt, die auf Alkoho» l i s m u s und erbliche Belastun/gi zurückzuführen seien. Mehrere nahe Anverwandte von Haase seien geisteskrank; ein Onkel sei infolge Geisteskrankheit gestorben. Zahlreichen Zeugen, wie auch den meisten Angeklagten wirb vom Staatsanwalt die Frage vorgelegt, ob sie Mitglied des Metall- arbeiterverbandes und ob sie Sozialdemokraten seien. Das Bemühen des Staatsanwalts, den Vorfall zu einer sozialdemokratischen Moritat zu stempeln, ist aber völlig fehlgeschlagen. Bei diesem Bemühen verstieg er sich zu einer Verletzung des Wahlgeheimnisses. Die Szene schildert am besten ein Dialog: Staatsanwalt zum Zeugen Franke: Sind Sie Mitglied deS Metallarbeiterverbandes?— Zeuge: Neiul Staat»« anwalt: Sind Sie Sozialdemokrat?— Zeuge: Nein!—> Staatsanwalt: Wählen Sie denn sozialdemo» kratisch?>— Zeuge(nach kurzem Zögern): Jal(Bewegung,)s •— Verteidiger Rechtsanwalt Landöberg: Soll denn die Fra-i allen Zeugen vorgelegt werden und am Ende auch noch den Vc.« teidigern? Darauf ein kurze» Flüstern der Richter untere n- ander und mit dem Staatsanwalt, dann erhebt sich dieser u-d sagt:.Ich gebe die Erklärung ab. daß ich bedauere, die Frage gestellt zu haben.' Der Name des EtaalS, anwalts ist Feisenberger.— Am zweiten Verhandlungstage wurde die Zeugenvernehmung zu Ende geführt. Magdeburg , 1. Mai. Den dritten Tag füllten die PlaidoyerS au». Staatsanwalt ! feisenberger suchte in dreistündiger Rede die beiden zur n- läge stehenden Vorfälle als einen sozialdemokraii« schen TerroriSmuS akt hinzustellen. Zwar ersiuste er die Geschworenen, sich nicht von der politischen lleberzeugung der Angeklagten beeinflussen zu lassen. Die Fragen nach dem politischen Bekenntnis der Angeklagten haben nur dazu dienen sollen» den Hintergrund zu zeigen, um die Erklärung dafür zu ir» Winnen, wie sich solch« Vorfalle ereignen könnten. Der Sta> anwalt befaßt sich dann mit der Person de» Haase, der wohl«nie bewegte Vergangenheit habe, aber nun von derselben bürgerlichen Gesellschaft gerettet worden sei, die- sonst immer von gewisser Seite als der Inbegriff alles Schlechten hingestellt werde. Gegen Haas- sei von Personen mit wenig verantwortlic-- keitSgesühl in Versammlungen und in der Presse gehetzt worden. Die Folge davon seien die zur Anklage stehenden Borfälle. Die Bemerkung HaaseS über die B- lästigung der Mädchen, auf die man die gegen ihn herrschende Er« bitterung zurückführen wolle, sei in der Hitze deS Wahlkampfes(l)s gefallen. DaS Vorgehen gegen Haase sei verabredet gewesen. Der Staatsanwalt geht dann auf die einzelnen Angeklagten naher ein und beantragt, bei sämtlichen die Schuldfragen zu bejahen. Die eigentlich Schuldigen seien die Unverant- wortlichen, die im Wahlkampf in Versamm» lungen und in der Presse gehetzt hätten. Dil Geschwirenen möchten durch ihren Wahrspruch der Bevölkerung di« Beruhigung geben, daß niemand uu« &«straft jemanden wegen seine» politischen «berzeugung verfolgen dürfe. Der Verteidiger. Rechtsanwalt Landsberg , polemisiert: gegen den Versuch de» Staatsanwalt», di« Vorfälle zu politischen Borgängen zu stempeln. Haase» infame Bemerkung über die Belästigung der Mädchen durch Arbeiter hätte diese gegen ihn aufgebracht. Daß nicht politische Gründl vorlägen, beweise am besten die Tatsache, daß dem Haas« gleichgesinnten Arbeitern nicht» ge- schehen sei. Außerdem eigne sich ein Mensch wie Haas« nicht zum politischen Führer. Bei einem Sozialdemokraten ustt gleicher Vergangenheit würden di« Gegner bald sagen, die S o z i a l d e m o- kraten holten stch ihre Redner au» Gosse und Zuchthau». Redner führt eingehend den Nachweis, daß«S sich nicht um LandfriedenSbruch gehanoelt hat. Wäre die Menge wirk- lich zu Gewalttätigkeiten entschlossen gewesen, dann wäre es Haase schlecht ergangen. Der Verteidiger beantragt Freisprechung seiner Klienten oder eventl. nur groben Unfug als vorliegend anzunehmen, Die übrigen Verteidiger schließen sich diese,» Ausführungen an. Daß Urteil. Nach zweieinhalbstündiger Beratung verkünden die Ge« schworenen ihren Wahrspruch. Danach haben ste den Borfall am 4. Februar nicht al» LandfriedenSbruch. sondern a l S groben Unfug angesehen. Bezüglich de» S. Februar wurden elf Angeklagte de» LandfriedenSbrucheS schuldig befunden, von denen bei dreien jedoch mangelnd» Sinstcht angenommen. Bei vier An- geklagten wurde nur die Frage auf groben Unfug bejaht; bei drei Angeklagten wurden sämtliche Schuldfragen verneint. Die Au- geklagten Paul und Oswald Beck wurden der Rädelsführerei für nicht schuldig erkannt. Gemäß diesem Wahrspruch verurteilte das Gericht die Angeklagten Bremer und Lehmann zu fr fünf Monaten Grsängni» und einem Mannt Haft, di« Angeklagten Schulz, Beuel «, W-inert, Kempfe, Paul Beck und Oswald Beck zu je fünf Monaten Gefängnis und die Angeklagten Franz Hey, Gustav Hey und gul- brecht zu je einem Monat Haft. Die Angeklagten Brandt, Jockel. Meyer, Witt. Kolze und völcke wurden fretgesprocheu. Gine Mostsche Fluukerei. Folgend,» Schreiben Aug un» zu: New Jork, 21.«pril. Werte Genossenl Im Anschluß an ein« Aeuherung des Junker» Brandenstein über die Benutzung der ersten Wagenklasse der deutschen Eisen- bahnen seitens der sozialistischen Reichitagsabgeordneten finde ich in der dortigen Parteipresse«in» Stelle au» den Mostschcn Memoiren zittert, dt« stch auch mit mir beschäftigt. Wenn ich die Bemerkung in der Magdeburger.BolkSstimme ' vom ö. April:„Was würde der.konvenable' Brandenstein vom Sisenbahnminister for- dein, wenn er ähnliche» heute erleben sollt«?' recht verstehe, soll damit angedeutet werden, daß so handwerkSburschenartigeS Auf. treten sozialistischer Abgeordneter, wie e» 187b möglich war, heute doch nicht mehr vorkommen könnte. Ich habe demgegenüber zu erklären, daß dt« ganze Mostsche Erzählung mit der ihm etgenen Geschmacklosigkeit frei erfunden ist. DaS hätten sich die deutschen Parteiredakteurg nach dem, wa» nach dem Tod« Most» in ihren eigenen Blättern ver- igortichj b«d» ife Wcjrü ÜWMb fli vi«*
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