ffd), wurde von einem Beamten nach Personalien und Vorbildung gefragt, von einem Arzt auf seinen Gesundheitszustand untersucht und— war angenommen. Daß er nicht Sozialdemokrat sein dürfe, davon sagte kein Mensch ein Sterbenswörtchen. Er war nun königlich preußischer Güterarbeiter. Sein ?ohn betrug ganze 3,00 M. pro Tag und sollte später mal auf 3,00 M. Maximum steigen; die Arbeitszeit währte in der Tag- schicht von 7 Uhr morgens bis � Uhr abends, in der Nachtschicht von 7 Uhr abends bis 7 Uhr morgens. Das war elende Be- zahlung für abrackernde Arbeit, aber S. tat redlich seine Pflicht. Ungefähr vierzehn Tage gingen so hin, ohne daß jemand ihn mit der Frage belästigte, wie er es mit der Politik halte. Da bekam er eines Abends in seiner Wohnung den Besuch eines ihm unbekannten Mannes, der sich als einen Herrn Weschke vorstellte. Er komme von der Eisenbahnverwaltung, erzählte der Fremde, da werde viel Geld(l) verdient, ob denn S. nicht an- fangen wolle, er habe sich ja wohl gemeldet. Als S. erstaunt ant- wartete, er sei doch schon seit vierzehn Tagen dort beschäftigt, eiferte der andere:„Was wollen denn dann die! Da müßten wir uns eigentlich schon gesehen haben. Na, dann werden wir uns nächste Woche wohl sehen." Er plauderte weiter:„Wir haben im«L o k a I- A n z e i g e r" und in der«M o r g e n p o st" annonciert, da haben Sie es gewiß gelesen. Lesen Ste diese Zeitungen nicht?" S. erwiderte kühl, er sei sehr lange ohne Arbeit getvescn, da habe er gar keine Zeitung gehalten. Nach dieser Auskunft empfahl sich der geheimnisvolle Besucher. In der nächsten Woche hielt S. auf dem Güterbahnhof Ausschau nach ihm, ober er hat ihn dort merkwürdiger Weise niemals zu sehen ge- kriegt. Etwa vierzehn Tage nach dem Besuch des Herrn Weschke, der so harmlos zu plaudern und dabei so neugierig zu fragen verstand, wurde S. zum Obergütervorsteher gerufen.„Sagen Sie mal," begann der,„Sie sind Mitglied eines sozial« demokratischen Wahlvereins?"—„Jawohl, Herr Borsteher."—„Bei der Staatsbahn können wir solche l o t t e r- hafte.« Leute nicht brauchen�'— S. erwiderte ruhig:„Leute, die diese Gesinnung haben, sind doch nicht lotterhaft?!" Aber der Herr Vorsteher schnitt jede weitere Erörterung ab. indem er schloß: „Ja,-das ist eben Staatsbetrieb, und der beschäftigt solche Leute nicht. Sie können hier Ihr ganzes Leben lang bei uns arbeiten, aber Sie müssen aus dem Wahlverein austreten. Ueberlegen Sie sich das und sagen Sie mir dann Bescheid." Am anderen Tage ließ S. selber sich bei dem Herrn Vorsteher melden und erklärte:„Ich bleibe meiner Gesinnung treu!"—„Na, dann bleiben Sie ihr nur treu," meinte der Vorsteher, und die Unter- redung war beendet. Einige Tage nachher, um Mitte April. wurde S. wieder zum Herrn Vorsteher befohlen. Was gab's? Der Vorsteher las ihm ein Schreiben der Verkehrsinspektion vor, wonach S. nicht weiter beschäftigt werden dürfe, weil er der sozial- demokratischen Partei angehöre und vielleicht einmal für sie agitieren könnte. Hiermit bekam S. seine Kündigung zum 1. Mai. Agitiert hatte er nicht, auch sonst konnte niemand ihm etwas vor- werfen, er hatte seine Arbeit stets zur Zufriedenheit geleistet— aber er war Sozialdemokrat, darum mußte er hinaus aus dem Paradies der Eisenbahner. Am 30. April wandte er ihm den Rücken. Das Recht, Arbeiter wegen ihrer politischen Ueberzeugung aus ihrer Stelle zu entfernen, mutz einer Staatsbahnverwaltung bo- stritten werden. Wenn sie aber so verfahren zu dürfen glaubt, sollte sie es auch für ihre Pflicht halten, bei der Beschaffung von Arbeitern schon in ihren Annoncen, Plakaten usw. zu erklären. daß sie keine..lotterhaften" Sozialdemokraten einstellen will. ES würde ihr dann freilich, wie schon gesagt, verdammt schwer�wcrden. ihren Bedarf an Arbeltern zu decken. Aber auch das würde er- schwert. daß die Staatsbahnverwaltung antisozialdemo- tratischc Propaganda treibt, indem sie Arbeiter vor die Wahl stellt, entweder ihre Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie aufzugeben oder ihre Stellung zu verlieren. Die Markthallendcputation nahm in ihrer Sitzung den Antrag unserer Genossen Htntze und Schubert au. den Fleisch-Eagrosmarkt nach den Terrains an der Landsberger Allee in der Nähe des Schlacht- Hofes zu verlegen. Der Antrag wurde von unseren Genossen damit begründet, daß die jetzigen Zustände in der Zentralhalle und den angrenzenden Straßen ganz unhaltbare geworden seien; der Fuhrwerksverkehr m der Gegend sei in den Vormittagsstunden(jin ganz enormer und geradezu für den Verkehr gefährlich geworden; jede weitere Ans- dehnnng des Marktes, der schon jetzt viel zu klein, sei unterbunden, wenn man nicht zu einer Verlegung komme. Der Fleisch-EngroSmarkt gehöre schon auS praktischen Gründen in die Nähe de» Schlachthofes hin. Die ftei werdenden Räume würden sofort für den Gemüse- und Obst-Engrosmarkt gebraucht werden. Da der Borsitzende noch mitteilte, daß die Verhandlungen m,t dem FiskuS wegen Ankauf des Terrains am Lehrter Güterbahnhof noch keinen Schritt vorwärts gekommen seien, trat die Deputation einstimmig für den Antrag unserer Genossen ein.___ Es sollen zur Durchführung des Projekts 4—5 Pavillons von zusammen 10—12 000 Quadratmeter errichtet werden. Endlich ist man mit der Verlegung des EngrosmarkteS einen Schritt vorwärts gekommen. Die Bereinigung mehrerer Pakete zu tiner Postpaketadresse ist für die Zeit vom 12. bis einschließlich 10. Mai im inneren deutschen Verkehr nicht gestattet. Auch für den Auslandsverkehr empfiehlt es sich im Interesse des Publikums, während dieser Zeit ,u jedem Pakete besondere Begleitpapiere auszufertigen. Bon einem schweren Geschick ist die Portiersfrau Hagen aus der Linkstraße 22 betroffen worden. Gestern kam während ihrer Abwesenheit in ihrer Kellerwohnung Feuer aus, wobei ihr fünf- jähriger Sohn an Rauchvergiftung derart mitge- nommen wurde, daß er da« Bewußtsein noch nicht wiedererlangt hat. Um ihr« fünf noch unmündigen Kinder ernähren zu können, hat die Frau auch außerhalb deS Hauses die Reinigung eines großen Bureaus übernommen. Als sie gestern nach dieser Stelle gegangen war und ihren jüngsten fünfjährigen Sohn allein in der Wohnung zurückgelassen hatte, geriet zedenfalls durch Spielen mit Streichhölzern das Bett in Brand. Bald darauf kehrte die Mutter zurück und eS gelang ihr noch, das Kind au» dem total verqualmten Zimmer herauszuholen. Der Kleine war aber bereits bewußtlos. Die alarmierte Feuerwehr behandelte ihn mit Sauerstoff und schafft- ihn dann nach einem Kranlenhquse, wo er hoffnungslos darniederliegt. Selbstmord im Stabtbahnzug. In einem Abteil dritter Klasse hat sich am Mittwoch der 25jährige Uhrmacher Paul EzronSka aus der Brückenstraße 1 das Leben genommen. Vor den Augen der anderen Fahrgäste trank der Lebensmüde in einem Südringzuge eine Flasche Lysol auS. Die Mitfahrenden vermuteten, daß C. Schnaps trinke und sie ließen ihn infolgedessen ruhig gewähren. Kurz vor der Station Potsdamer Bahnhof brach der Selbstmörder plötzlich leblos zusammen und war bald daraus ens Leiche. Jetzt erst wurde man gewahr, daß sich C. mit Lysol vergiftet hatte. Schwerer Unfall beim„Kriegspielen". Die sogen. Schüler. schlachten, die in jedem Jahre um diese Zeit an den Grenzen Berlins stattfinden, haben diesmal recht gefährliche Formen an- genommen. Die Knaben sind teilweise mit Schußwaffen ausge. rüstet, und erst kürzlich ist bei einem Kriegspiel in einem west. lichen Vorort ein Schüler von einem der Gegner angeschossen und schwer ütsltjü m&W, mm«Weichen ilebersall in der Jansastraße wurde gestern ein Knabe mit einem spitzig zuge schnittenen Holzsäbel so heftig in die rechte Hand gestochen, daß die Waffe stist bis zum Knöchel durchdrang und die Spitze im Fleisch abbrach. Der Schwerverletzte mußte nach der Unfallstation gebracht werden. Arbeitslosigkeit hat gestern den 56jährigen Arbeiter Reinhold Mews, Grünerwcg 13, in den Tod getrieben. M. war schon lange Zeit hindurch arbeitslos und vergeblich hatte er versucht, neue Be- schäftigung zu erhalten. Er grisf in der Verzweiflung zum Strick. Nachbarn fanden den Lebensmüden gestern in seiner Behausung erhängt auf. Weil er nicht Minister werden konnte. Ein trauriges Ende hat der Invalide Karl Binotsch, Hollmannstraße 33. gefunden. Vor einigen Jahren war B. von einem Automobil überfahren worden und seitdem litt er an einer Gehirnkrankheit. Der Zustand des bedauernswerten Mannes, der seine Arbeit aufgeben mutzte und sich seitdem kärglich durchs Leben schlug, wurde immer trauriger. B. bildete sich schließlich ein. er müßte noch einmal Minster werden und er ließ sich trotz allen Abredens nicht von seiner krankhaften Einbildung abbringen. Während nun gestern seine Frau, die in dem erwähnten Hause die Reinigung übernommen hatte, die Treppen Putzte, ging B. nach der Kellerwohnung hinunter, schloß sich ein und erhängte sich. Als die Frau später das Zimmer be- treten wollte, mußte sie eS gewaltsam öffnen lassen. B. war aber bereits tot. Im Gebrüder Herrnfeld-Dheater findet nunmehr am Sonnabend abend die Erstaufführung von Anton und Donat Herrnfelds neuestem Werk, der Separee-Affäre„Es lebe das Nachtleben!" statt Eine» schweren Verlust hat am Vormittag des 1. Mai ein Arbeiter erlitten, der auf dem Wege vom Rosenthaler Tor bis zum Spittelmarkt ein kleines Päckchen verlor, das 80 M. in Gold enthielt. Den Arbeiter, der Vater von 5 Kindern ist. trifft der Verlust um so schwerer, als das Geld nur teilweise sein Eigentum war. Der eventuelle Finder wird von ihm gebeten, das Gesimdene aus dem Bureau des Verbandes der Tapezierer, Gewerlschaftshaus. Engel- Ufer 15. abgeben zu wollen. In der Maiversammlung der Metallarbeiter im Palasttheater ist ein Portemonnaie mit 82 Mark Inhalt verloren worden. Der Finder wird aebeten. dasselbe im Bureau des Deutschen Metall« arbetterverbandes, Charitöstraße 3. abzugeben. Bei der Maifeier deS zweiten Kreise« in der Berliner Bock- brauerei«st ein Armband gefunden worden; abzuholen Steglitzerstr. 13 bei Nessel abends 8—9 Uhr. Ein Schlüsselring mit einem großen Schlüssel.md zwei kleinen Schlüsseln ist bei R. Kockwitz. Plan- Ufer 92B, Ouergebäude 4 Treppen, abzuholen. Vorort- JVadmcbtcm Charlottenbnrg. Ein neue Stadtanleihe in Höhe von 40 Millionen Mark beab, sichtigl die Stadt Charlottenburg aufzunehmen Hiervon sind bestimmt 1329 000 M. zur Ergänzung der Mittel für bereits in früheren Anleihen vorgesehene Zwecke, zirka 24 Millionen zur Cr, ganzung der Mittel für den Ausbau und die Erweiterung und Er, neuernng bereits vorhandener Einrichtungen, lO�h Millionen für neue Zwecke, unter anderem für den Bau eines Schulhauses für die obligatorische Fortbildungsschule, den Erwerb eines Spiel- Platzes im Grunewald, den Bau einer Heilstätte für Tuberkulöse, verbunden mit einem GenesungÄheim, den Bau eines Kranken- Hauses für Geburtshülfe, verbunden mit einem Wöchnerinnenheim, ferner 3,8 Millionen zur Verstärkung der Mittel deS Grundstücks- erwerbsfonds und 254 800 M. zur Deckung des Aussalle» an Kurs. Verlust bei der 1905« Anleihe. Es ist dies die größte Anleihe, die die Stadt Charlottenbuvg jemals aufgenommen Hai. Wenn man be- denkt, daß von den 40 Rillionen allein etwa 13� Millionen Mark für industrielle Werke verlangt werden, rund ö Million«), Mark für Unternehmungen, welche die Verzinsung und Tilgung der Mittel selbst ausbringen, sowie rund 4 Millionen für den Grund- stückserwevbsfonds, so braucht man über die Höhe der Anleihe nicht zu erschrecken. Eine Gefährdung dsr Finanzlage von Charlotten- bürg ist auch durch dies« Anleihe nicht zu befürchten. Die Charlottenburger Stadtverordnetenversammlung überwies am Mittwoch die Vorlage des Magistrats betr. Aufnahme einer An- leihe von 40 Millionen cm einen Ausschuß. Nach Erledigung einer Reihe kleinerer Vorlagen beschäftigte sich die Versammlung mit der Frage der städtischen Wohnungjsinfpektion. Anlaß dazu gab ein« vom Genossen Vogel begründet« Interpellation der Sozialdemokraten, die die Ausübung' der Wohnungsinspektiog durch eigens hierfür vorgebildete Techniker und Hygienikcr fordert und insbesondere auf die durch den schlechten Zustand vieler Wohnungen der ärmeren Bevölkerung vermehrte Ausbreitung der Tuberkulose und der Säuglingssterblichkeit Bezug nimmt. Wie der Oberbürger- meister Schustehrus erklärte, hat die Gesundheitsdeputation einstimmig die Einfühlung der städtischen Wohnungsaufsicht in Verbindung mit der Errichtung eines städtischen WohnungSnachweiseS empfohlen. ES sind bereits die Grundsätze für die an die Beschaffen- heit der Wohnungen zu stellenden Anforderungen sowie den Entwurf einer Ergänzung der Polizewerord-mmg über das Schlafstellenwesen ausgearbeitet. Falls der Magistrat don Vorschlägen der Deputation beitritt, wird nach den Sommerserien eine enisprechende Vorlage an die Versammlung gelangen. Infolge dieser Erklärung erübrigte sich eine Besprechung der Interpellation. Eine von der Freien Vereinigung eingebrachte Interpellation betraf die geplante Verlegung des Landgerichts III nach de,, G«- schäftsräumen des Landgerichts I in der Grunerstraße in Berlin , Es wurde allseitig anerkannt,' daß die Verlegung zwar im Interesse der Rechtsanwälte liege, daß aber der Nordwesten von Charlotten- bürg dadurch schwer geschädigt würde. Die Stadt Charlottcnburg habe große finanzielle Opfer gebracht, um die Erbauung des Land- gerichts zu ermöglichen. Zwei weitere Interpellationen, die sich auf die Aussperrung der Müllkutscher beziehen, sollen auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gesetzt werden. Die eine geht von den Sozialdemo- kraten aus und fragt den Magistrat, was er zu tun gedenke um die Müllverwertungsgesellschaft dqzn anzuhalten daß ste ihrer rontrakt- lichen Verpflichtung, bot Streitfällen das Gewerbegericht al» Eini- tuilgsamt anzurufen, nachkomme. Die zweite ist van der Freien iereinigung eingereicht und beschränkt sich auf die An' „_..._____.JP. I W..»frage nach dein Stand der gegen Iva rt igen Verhältnisse auf dem Gebiet der Müll- abfuhr. Auf die nächste Sitzung vertagt wurde ferner ein liberaler Antrag, den Reichstag zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß der Wahlkreis Teltow-Becskow-Storkow-Charlottenburg in verschiedene Wahlkreise zerlegt wird und auf Eharlottenbuvg zwei Abgeordnete entfallen. Schöuebcrg, Mehrere Einbrüche, deren Täter man zum Teil bereits gefaßt hat, find in den letzten Tagen in Schöneberg passiert. In der ver- gangenen Nacht wurden au« dem Herrenaardcrobegeschäft hon Max Moser, Kolonnenstr. 53. Waren im Werte von mehreren tausend Mark mittel« Einbruchs durch«„«schneiden der Türfüllung gestohlen. Die Diebe haben nur die teuersten Ware» genommen, ebenso wie kürzlich au» dem benachbarten Zigarrengeschäft. Kolonnenstr. 65, nur die feinsten Zigarren im Wert von 6000 M. Bon diesen Tätern fehlt jede Spur; dagegen ist es gelungen, eine siebenköpfige Bande von Einbrechern festzunehmen, di» lange Zeit von den Neubauten das dort lagernde Zinkblech und sämtliche Bleirohre stahlen. Sie wurden in dem Moment gefaßt, als sie das Blei und Zink verkauft datten. Beide Käufer der gestohlenen Sachen wurden wegen dringenden Berdachts der Hehlerei ebenfalls verhaftet.— Gleichfall» verhaftet wurden zwei Einbrecher, namens Glenz und Kassier, die aus den während des Tages unbeaufsichtigt gelassenen Wohnungen, nachdem st« diese mit """■"""ein geöffnet, nur Geld- Gold- und Schmuckjach«« jtatzlsn- alles andere aber unberührt ließen. Bei einer Haussuchung fand die Polizei u. a. auch ein Mikroskop sin Werte von 800 M., das das Fabrikzeichen L. Bönöche Nr. 2909 trägt und wahrscheinlich einen, Arzt gestohlen ist. Straßenunfall. Heute nachmittag fuhr in Schöneberg vor dem Gebäude der Reichspost in der Hauptstraße der V-Wagei, Nr. 65 der Straßenbahnlinie Zoologischer Garten-Steglitz auf den bor ihm herfahrenden mit gefüllten Eierkisten beladenen Handwagen der Eier- großhandlung von Felder, Elisabethstr. 5, mit solcher Gewalt auf. daß der Wagen mitten durch brach, die zerbrochenen Eierkisten auf den Straßendamm flogen und der 50jährige Führer Becker, Kleine Franlfurterstr. 17 wohnhaft, von seinem eigenen Wagen überfahren wurde. Mit Hülse des Publikums gelang eS, den Verunglückten aus seiner gefahrlichen Lage zu befreien; der äußerlich nur leicht Verletzte scheint schwere innere Verletzungen erhalten zu haben, da ihn, das Blut aus den, Munde quoll. Wer di?. Schuld an de«, Unfall trägt, wird die Untersuchung ergeben Lichtenberg . Vetternwirtschaft? Die vom Gemelndevorstand beantragte Aufnahme einer Anleihe in Höhe von 150 000 Mark von der Sparkasse in Schkeuditz dürfte die Aufmerksamkeit weiter Kreise auf sich lenken. Neben den Zinsen und der Amortisation wird bekanntlich eine Vermittlerproviston von 1 Prozent gefordert. Unsere Genossen bcaittragten Ablehnung der Vorlage und erbaten sich eine Erklärung, weshalb die Gemeinde sich nicht mit dem in Frage kommenden Geldinstitut direkt in Verbindmig setze. Herr Bürgermerster Ziethen erklärte, daß der Genieindevorstanv sich an mehr als 100 Behörden gewandt habe, es sei jedoch gar keine oder eine ablehnende Antwort erfolgt. Später sei durch Ver- mittler der Gemeinde Geld angeboten und geliehen worden. Zu dieser Angelegenheit hat sich nun der Bürgermeister Schmidt in der Stadtverordnetensitzung zu Schkeuditz wie folgt geäußert: „Ein Einwohner der Gemeinde Rosenthal, die früher einmal Geld bei der hiesigen Sparkasse geliehen hat. hat mitgeteilt, daß auch die Gemeinde Lichtenberg eine Anleihe aufzunehmen gedenke, und an- gefragt, ob Lichtenberg von der Sparkasse Schkeuditz Geld erhalten könne. Ihm wurde anheimgegeben, die Gemeinde Lichtenberg zu veranlassen. sich direkt an das Sparkassendirektorium zu wenden. Letzteres ist geschehen ohne jeden Vermittler! Lichtenberg wurde außerdem direkt Offerte gemacht zur Annahme eines Darlehens im Beirage von 300 000 M. in 3>/,prozentigen Wertpapieren, wozu die Gemeinde(soll heißen der Gemeinde- vorstand?> insofern Stellung nahm, daß sie sick, zur Aufnahme eines Amortisationsdarlehens in Höbe von 150 000 M. endgültig erklärte und un, Uebersendung der Schuldurkunde bat. Das Sparkqfsen- direktorium hat noch keinen Beschluß gefaßt, obgleich eigentlich keinen Augenblick gezögert werden sollte, von einen, solch günstigen Angebot Gebrauch zu machen. Hier sei von einem Vermittler nichts bekannt. die Sparkasse bediene sich eines solchen eveut. bei Beleihung aus- Wärtiger Hypotheken." Unsere Parleigenossen werden nun selbstverständlich den Versuch machen, die 1ö00 M, dem Steuersäckel zu erhalten eventuell zu ver- anlassen suchen, das ohne zwingenden Grund Gezahlte der Gemeinde wieder zuzuführen._ Schwer zugerichtet worden ist der Gastwirt Schlanwv in der Wilhelmstraße von fünf Männern, durchweg jugendlichen Arbeitern. Letztere behaupten, in der Notivehr gehandelt zu haben weil Schlanow auf der Straße auf die Leute«inen Nevolverschuß abge- feuert habe. Brist. Der Gemeindevorsteher von Britz hat den Bund der Haus- und Grundbesitzervereine„Groß Berlin" auf dessen Anfrage wie folgt beschieden:„Im Interesse des dringend erwünschten Schnellverkehrs nimmt die hiesig« Gemeindeverwaltung lebhaften Anteil an den Verhandlungen»veget» Durchführung der geplanten Schwebebahn Gesundbrunne n»Nixdorf, zumal der Wunsch bestehst, eine Haltestelle der Schwebebahn in Britz zu erhalten. Die hiesige Gemejnd! wird nach Kräften bemüht sei«, das Unter» uehmeninjederBeziehungzufördern". Tempelhof . Ei» schwerer Baunnfall ereignete sich gestern vormittag bei den Kanalisationsarbciten in her Wcrderstraße zu Tempelhof , die von der Tiefbaugesellschaft Mast in Berlin auögesllhrt und schichtweise von je hier Arbeiten, bewerkstelligt werden. Während hie Arbeiter KulinowSki und Schierkowski gegen>/,12 Uhr an der äußersten Süd- ecke der sechs Meter tiefen Baugrube unmittelbar an der Friedrich Karlstraße arbeiteten, stürzten plötzlich infolge ungenügender Ab« steifung die Schutzbohlen zusammen und rissen die hinter ihnen lagernden Sandmassen mit. Beide Arbeiter wurden verschüttet. Glücklicherweise blieb ihnen der Kopf frei. Auf ihre Hülfe» rufe eilten ihr» Arbeitskollegen herbei, denen eS aber nicht gelang. sie au» der furchtbaren Lage zu befreien Es mußte vielmehr di» Feuerwehr alarmiert werden Aber nur langsam konnte da» Nettungswerk bei der überaus gefahrvollen Lage, die jeden Augenblick einen weiteren Nachsturz befürchten ließ, vor sich geh«,,. Endlich, nach über 2'/zstündiger Arbeit konnte der Arbeiter Schier- kowski geborgen werden, auch sein Kollege wurde bald darauf herauf- gezogen. Sie hatten beide unter dem Drucke der Sandmassen schwer gelitten. Aus Mund und Ohren drang ihnen das Blut. Zwei Lerzte bemühten sich, den Verunglückten Linderung zu bringen Von dem Krankenwagen der Feuerwehr wurden dann beide, die nickt unbedenkliche innere Quetschungen erlitten hatten, den, Britzer Kranken» haus zugeführt. Groß-Lichterfelde . In der jüngsten Gemeindrvertretersitzung erfolgte die Wahl der Kommissionsnntglie�-r. Bemängelt wurde von einer Seite, daß der Schöffe Longe nahezu in allen Kommissionen vertreten sei. Für die Krahin«rsch» höher« Madchenschule wurden 400 M. zur Anschaffung von Utensilien bewilligt. Einem Antrag der„Vereinigung für Volks- und Jugendspiel«", auch im Osten einen Spielplatz für die Kinder auf dem zur Geineindeschule III gehörigen Grundstücke in der Jägersiraße herzurichten, wird stattgegeben und zu diesem Zwecke 400 M. bewilligt. Bei dieser Gelogeicheit wurde vom Gemeinde- Vertreter Celjnwtrn darauf hingewiesen, daß dir Gemeindeschule HI> „och immer nicht an die Kanalisation angeschlossen sei. Diese Tat- fache suchte der Gemetndevertrxter P r a u s e in einein Zwischenrufe abzuleugnen Schöffe Dr. Lenzner erwiderte, es sei richtig, daß jene Schule noch nicht an die.Kanalisation angeschlossen se, und dort noch da« Tonnensystem existier«. Dieser unangenehme Zustand habe schon die Presse beschäftigt,(Der„Vorwärts" hatte bor längerer Zeit die geradezu haarsträubenden Zustände in dieser Schule gegeißelt; die Orlspresse hat sie totgeschwiegen.) ES sei schwierig,«ine Klosettanlage anzubauen,. weil der noch vorhandene Raum zur Erweiterung der Schule gebraucht werde. Jedenfalls sei aber der jetzige Zustand unhaltbar und eine Aenderung dringend notwendig. Der Gemeindevertretung werde eine diesbezügliche Vor, lag« zugchen. Mit den Anlagen auf dem neuen Friedhof an her Zehleiworfer Grenze soll deninächst begonnen werden Das Areal umfaßt 33 Morgen und wird unter Berücksichtigung der EntWicke» lung des Ortes 30 Jahre ausreichen. Einem Wunsche des Gemeinbevertreters Dr. Souchon ent- sprechend sollen auf dem Friedhof auch Urnenhaine angelegr und de« Anhaiqzern der Feuerbestattung zur Benutzung überlassen werden Der Rathaussaal wird vom 9. Mai bis 13. Juni dem Künstler» kkub zur Veranstaltung einer Ausstellung zur Verfügung gestellt; eventuelle Sitzungen finden während dieser Zeit in der Aula des SchillergymnasmmS statt.— Tegel . Das Werl der Gehaltserhöhungen für die Lehrerschaft der Schulen Tegels ist«mimehr vollendet- Am Krettagnachmittag hat
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