Theater.
Kammerspiele des Deutschen Theaters. Gyges und sein Ning, Tragödie in fünf Alten von Friedrich ebbel. Bewunderung und Verwunderung sind die hervorstechendsten Züge des Gesamteindruds, den das Gygesdrama hinterläßt, ein Staunen ohne eigentliches Ergiffensein. Die Energie, mit der Hebbel den Gedanken formt, ihn in steter Steigerung bis zu den lezten fchroffsten Konsequenzen treibt, drückt zugleich dem Handeln der Personen als Trägern der Idee ein so fremdartiges Gepräge auf, daß trok aller architektonischen Geschlossenheit des Aufbaues, troß der überquellend reichen dichterischen Bildlichkeit der Sprache das Wert doch keine stärkere innere Anteilnahme auslöft.
In der alten griechischen Sage versteckt der Lydier- König KanSaules, seinen Freund, den Griechen Gyges , der einen unsichtbar machenden Zauberring befizt, in dem ehelichen Schlafgemach, um ihm die Schönheit der entschleierten Königin sehen zu lassen. Sie bemerkt es und beschließt, blutig den ihrer Frauenehre angetanen Schimpf an dem Gatten zu rächen. Gyges selbst soll der Bolstreder fein. Wenn er Kandaules töte, verspricht sie ihm ihre Hand und die Krone. Er tut wie sie geheißen und lebt dann, ohne daß der Mord eine Strafe der Götter herbeiruft, viele Jahre an ihrer Seit als glücklicher Regent. Für Hebbel wird Rhodopes Tat zum Sinnbilde der Macht, mit der die angeborene, durch Tradition und Sitte verstärkte Schamhaftigkeit das weibliche Gemüt beherrscht. Alle anderen Motive, die mitspielend die Rache psychologisch näher erklären könnten, sind in der Dichtung ausgelöscht, um den Fall
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Sonntag, 5. Mai 1907.
Es war eine von diesem Standpunkt flug und einheitlich durch. geführte Leistung, indes die überlegene Größe und tiefe Güte tam so nicht voll zu ihrem Recht. Frau Durieur liegt alles Rhodopeartige zu fern, als das es ihr hätte gelingen fönnen, die Stimmung, welche die Gestalt umschweben soll, nachschaffend zu erzeugen. Umso vollkommener hatte sich Herr Kahler in die Figur des jungen Ghges eingefühlt. Jünglings, die Ueberschwänglichkeit der Liebesehrfurcht und des Die herbe Reinheit des Schuldbewußtseins erhielten einen Ausdrud von frappanter Echtheit.
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zum reinen Fall", zum Symbol der Jdee" zu machen. Der Dichter stattet den Randaules mit einer solchen Bartheit, einem folchen Uebermaß des Edelfinnes, aus, daß neben dem Glanze des Charakters der Frebel verblaßt, nur wie eine augenblickliche, seinem Wesen fremde Abirrung erscheint. Nie hat er sonst gegen Rhodope gefehlt. Sie muß ihn lieben und liebend, nur um dieses Ginen willen, seinen Tod verlangen- fie, die Mitleidige, die nicht ein Infelt bernichten tann! Alle begleitenden Momente find in fünstlerischer Absicht so gewählt, daß sie dem ungeheuerlichen Entschluß entgegenwirten müssen und dennoch nichts wider ihn ber mögen. Was aber auf diese Weise für die Reinheit" des Falls gewonnen wird, sett unvermeidlich auch die Illusionskraft der Münchener Theater. Das Münchener Residenztheater hat in Gestalt herab. Das Schamgefühl Rhodopes, das losgerissen von dieser Saison seine dritte Uraufführung glücklich zustande gebracht jeder anderen Seelenregung im Namen des höchsten Pflichtgebotes mit Gawan , einem Mysterium von G. Studen. Der Autor bas Blut des geliebten Gatten heischt, erhält eine pathologische flüchtet in das Schattenreich der Mystit, um aus Gebet und WeihFärbung. Diese Monomanie wird durch die Art, wie sich der rauch das Mysterium des Gnadenwunders erbliden zu lassen. Ga Hochsinnige Griechenjüngling und Kandaules in freier Wahl ihr heißt, daß Studen nach und nach die ganze Artussage dramatisieren unterwerfen, mit einem Anschein des Rechts und innerer Majestät will, ein Probeftüd lag in Gawan bor . Der Tod ist ausersehen, umkleidet. Nicht um Rhodope zu gewinnen, sondern weil er, was Gawan an König Artus ' Tafelrunde auf seine Untadeligkeit zu ver fie von ihm verlangt, zerrissenen Herzens als gerechte Strafe an- suchen. Als grüner Ritter fordert er Gawans Rittermut heraus, erkennt, fordert Gyges den töniglichen Freund zum tötlichen Zwei- bann seine Tugendhaftigkeit, indem eine irdische Maid in Gestalt tampf heraus und Kandaules dentt nicht anders. Wie in der der Jungfrau Maria den reinen Tor zu verführen trachtet. Gawân Sage vermählt fie fich dem Jüngling, jedoch nicht um bereint mit bleibt standhaft wie Barzifal, verstrict sich nur in eine Lüge vor ihm zu leben, sondern um die Sühne zu vollenden. Die Schuld, dem Ritter Tod. Doch vor der Himmelskönigin Bilde beichtet er daß er sie hüllenlos geschaut, ist dadurch abgetragen, daß er ihr feine Schuld und dem Reuigen wird das Wunder der Gnade zu Gatte wurde: als Entfühnte stößt sie sich das Messer in die Brust. teil. Er wird erlöst durch Jungfrau Maria und besiegt den Tod. Im Gegenfaße zu dem allgemeinen Ton idealistischen Das Stüd hat Stil in seiner tonfequenten marianischen Stimmung, Stilifierens, auf welchen die Vorstellung wie auch die von Slevogt es wendet sich an die Sinne und wirkt wie ein Opiat. Das Heil entworfenen, nur andeutenden Dekorationen abgestimmt waren, der Bühne liegt jedoch nicht in diesem lebensflüchtigen christlichen gab Herr Wegener einen Randaules naturalistischer Spielart. Idealen.
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