Em Opfer des Militarisittus.Vor ewigen Tagen bereits berichteten wir über die auf-sehenerregende Verurteilung des ehemaligen GardedragonersOtto Peters durch das Oberkriegsgerichts des Gardekorpszu Berlin. Peters hatte nach wiederholter Widersetzlichkeitgegen Vorgesetzte auf dem Tempelhofer Feld der ihn trans-portierenden Patrouille zu entfliehen versucht. Die Patrouillegab. wie ihr vorher besonders eingeschärft wordenwar, Feuer. Dem Flüchtigen wurden durch die Kugeln dieBeckenfnochen vollständig zertrümmert. Der Verletzte schwebtelange zwischen Leben und Tod. er wird voraussichtlich fürimmer ein völlig hülfloser Krüppel bleiben. Nur selten kanner stch mühsam auf Krücken fortbewegen, meistmutz er getragen werden.Die erste kriegsgerichtliche Instanz hatte Peterswegen seiner Exzesse und seines Fluchtversuchs zu 1 Jahr und14 Tagen Gefängnis verurteilt, trotzdem ein O b e r st a b s-a r z t alS Sachverständiger den angeklagten Krüppel für erblichstark belastet und ein Opfer des ungewohnten Alkoholgenussesbezeichnet hatte. Vor dem Oberkriegsgericht be-stätigten vier weitere höhere Militärärzte diesGutachten. Trotzdem erkannte auch diese Instanz auf ein Jahreinen Tag Gefängnis IUeber das Vorleben des kkrüppels teilt eine Kor-respondenz noch nachträglich mit:In der Verhandlung erschienen die alten, tiefgebeugten ElterndeS bejammernswerten Angeklagten und erklärten weinend: Ihreinziges Kind sei ihr S t o l z, ihre Hoffnung und ihreeinzige Freude gewesen, denn er war ein selten gutgeratener, liebevoller Sohn, der mit innigsterZärtlichkeit an seinen Eltern hing.Alsdann wurde auf Antrag des Verteidigers Leutnantfreiherr v. Zedlitz und Leipa als Zeuge vernommen.Zieser bekundete auf Befragen des Verhandlungsführer»: DerAngeklagte sei zunächst als Rekrut in seiner Abteilung und späterBursche bei ihm gewesen. Er sei ein pfliwtaetreuer,tüchtiger Soldat,«in in jeder Beziehung an«ftelliger, zuvorkommender, netter und durchausnüchterner Mensch gewesen, so daß er(Zeuge) erstauntwar, als er hörte, datz der Angeklagte stch betrunken habe. Erkönne dem Angeklagten das b e st e Z e u g n i s, wie«S ein Bor»gesetzter einem Untergebenen nicht besser geben könne, ausstellen.Auf Antrag des Verteidigers.unrde außerdem fe st gestellt,daß der Angellagt« weder als Zivilist, noch als Soldatjemals auch nur die geringste Strafe erlitten habe.Trotzdem erkannte das Oberkriegsgericht auf ein Jahreinen Tag Gefängnis. Im Gegensatz zu den fünf militärisch-medizinischen Sachverständigen nahm es an. datz dem An-geklagten das Bewußtsein seiner Handlungsweise nichtgefehlt Habel Wozu man da überhaupt erst den großenSachverständigenapparat aufgeboten hat? lWie bereits mitgeteilt, will der Gerichtshof einGnadengesuch stir den Verurteilten einreichen. Logischerwäre es gewesen, den Krüppel freizusprechen und seineSchadenersatzansprüche sicherzustellen!Ein Brudergrutz aus England.Dem Parteivorstand ist in Schreiben deS Vorstandes derSozialdemokratischen Föderation Englandsvom 1. Mai zugegangen, worin mitgeteilt wird, datz dex Vor-stand der Föderation in seiner letzten Sitzung folgenden Be«schlutz gefaßt hat:„Der Vorstand der Sozialdemokratischen Föderation beglück«wünscht die Sozialdemokratische Partei Deutschlands herzlichst zuder mit verstäruer sozialistischer Stimmenzahl erfolgten Wahl desGenosien Molkenbuhr in den Reichstag an Stelle des verstorbenenJgnaz Auer, dessen Verlust für die internationale sozialistische Be«wegung er tief betrauert.Der Vorstand der Sozialdemokratischen Föderation begrüßtdieses Wachstum der sozialistischen Stimmen gegen die Ver«einigung aller anderen politischen Parteien, deren Stimmen ab-genommen haben, mit Genugtuung als ein Zeichen, daß diepolitische Strömung sich bereuS gegen den Regierungsblock zuwenden beginnt.In Hinsicht auf die jetzt sowohl in Deutschland alS in Groß«britannien unternommenen Versuche, Zwiespalt zwischen de» Völker»beider Länder z» säen, ergreift der Vorstand der SozialdemokratischenFöderation diese Gelegeilheit, um ihre deutschen Genossen zu v«r>sichern» daß die Sozialiprn in Großbritannien sich mit ollen ihrenKräften de« Beginnen, Rassenvorurteile und chauvinistische Gefühlezu errege», widersetzen werden in de« Bewußtsein, daß die Sozial«Die deutsche Sozialdemokratie erwidert die Gefühle derenglischen Genossen und wird wie sie ihre Pflicht tun in derBekämpfung der frevlen Versuche, die Völker Deutschlands undÄtglandS gegen einander zu Hetzen.politische(leberficht.Berlin, den 7. Mai 1907.Blockfreudeu und Blockschmach.Der Block ist wieder einmal zusammengeleimt; die Freisinnigen aller Couleuren haben sich geduckt und sind froh, datzihr Dompteur der Redefreiheit, der Abgeordnete Kämpf,in der heutigen Sitzung des Reichstags zum zweiten Vizewiedergewählt worden ist. Allerdings nur vom Block, der 162Stimmen für ihn in die Waaschale legte, während Sozial«demokraten und Zentrum 134 weiße Stiinmzettel abgaben.Beglückt dankte der Gerettete für die Wiederwahl.Noch größer war die Freude der Blockbrüder über dieEntscheidung bezüglich der Wahl des Abgeordneten V. R i ch t-Hofen, die von der Wahlprüfungskommission für ungültigerklärt worden war, heute aber von der geschlossenen Block«Mehrheit für gültig erklärt wurde. Die Freude war sogrotz, datz sich die Blockbrüder selber ein schallendes Bravoausbrachten! So groß wie ihre Freude rst aber auch ihreSchamlosigkeit: denn diese Entscheidung, die nur mit Hülfeder alles Rechtsbewußtsein mit Füßen tretenden Freisinnigenzustande kommen konnte, bedeutet die Schutzlosmachung deroppositionellen Parteien gegen die amtliche Wahlbeeinflussung.Es ist kein Zweifel, daß nur ein schmählicher Pakt diesesResultat erzeugen konnte: Den Freisinnigen veroürgten dieKonservativen die Wiederwahl Kampfs zum Vizeprästdentennur für den Fall, daß die Freisinnigen daS Mandat v. Richt-Hofens retten halfen. Und sie halfen eS retten!— Und das.obwohl in der Kommission ern Freisinniger für die Ungültig«keitserklärung eingetreten war. Das Schmachkonto der frei«sinnigen Helden wächst nach allem in diesem Reichstag täglichmehr. Die Strafe aber wird nicht ausbleiben.--Bei der Beratung des Handelsabkommens mit Amerikagaben die agrarischen Abgeordneten Herold C£.) und GrafSchwerin(k.) Erklärungen ab: daß sie zwar lucht befriedigtsind, aber das Abkommen atmehmen werben: sie wünschen nurlöa«rr De?&maf6attn ia II'Handlungen mehr zu erfahren. Dem nationalliberalen Abge-ordneten S t r e e s e m a n n blieb es vorbehalten, dasKomödiespiel unbewußt aufzudecken: er erklärte sich fürKommissionsberatung, damit es nach außen nicht den Anscheingewinne, als müsse der Reichstag dem Abkommen zustimmen.Genosse Molkenbuhr rollte die handelspolitischeSituation auf und entgegnete den habsüchtigen Junkern undZollwucherern, sie hätten mit ihrer Schutzzollpolitik den Anstoßzu den amerikanischen Repressalien gegeben. Natürlich gröhltenihm dafür die Agrarier entgegen, aber Molkenbuhr ist einzu gewandter Parlamentarier, um sich dadurch irritieren zulassen, und so mußten die Herren die Charakterisierung ihrerVolksausplünderungspolitik zu Ende hören. Das Abkommenwurde schließlich an eine Kommission von 28 Mitgliedernverwiesen.Dann gelangte der Marineetat zur Erledigung. Hervor-zuheben ist aus den Debatten hierzu, daß die AbgeordnetenA h l e b o r n und Stadthagen die prekäre Lage be»sprachen, in die die Orte Bant, Neuende, Herpena. u. m. geraten sind, da die kaiserliche Werftverwaltung nichtszu den Steuerlasten jener Orte beiträgt, so daß die Kommunal-steuer an einzelnen Orten bis zu 609 Proz. der Staatssteuerbeträgt! Stadthagen kritisierte noch besonders das Verfahren,ausländische Arbeiter heranzuziehen, die als Lohndrückerbenutzt werden.Der 3. Nachtragsetat, den Nordostseekanal betreffend,wurde vom Genossen D i e tz besprochen, der hervorhob, daß dieSozialdemokratie alle Kulturwerke unterstütze. Aber erwarnte, zum Kanalbau ausländische Arbeiter in Massen heran«zuziehen, wie das früher geschehen sei.Einige kleinere Vorlagen sowie Petitionen wurden schnellerledigt. Morgen: Zölle und Verbrauchssteuern, Südwest«afrika usw._Herrenhaus.Da» Herrenhaus hat am Dienstag die StatSberatung sortgesetztund in etwa vier Stunden nicht weniger als 27 Etat».erledigt",darunter so umfangreiche wie den der allgemeinen Finanzverwaltung.den der Handels- und Gewerbeverwaltung, der Bergverwaltung undden der Eisenbahnverwaltung! Das ist«in Zeichen dafür, was einParlament leisten kann, vorausgesetzt daß nur Vertreter von an«gestammtem Grundbesitz oder solche Leute drin sitzen, die dle Würdeal» Gesetzgeber schon mit auf die Welt gebracht haben.Allgemein interessierende Fragen wurden beim Etat de» Bureau»des Staatsministeriums angeschnitten. Von den verschiedenstenRednern ward über den hohen Stand des Kurses der Staats«papiere geklagt, aber irgend ein Mittel zur H e b u n g de» Kurseswußte niemand anzugeben. Zwischendurch ließ stch der un»vermeidlicht Graf Mirbach immer und immer wieder vernehmen.um über die Belastung des Ostens zu jammern. Fastnach jedem Redner ergriff er da» Wort, bis e» selbst seinen eigenenStandesgtnoffen zu viel wurde und Eulenburg« Prosten ganzunzweideutig erklärte, daß Mirbächletn» Klagen über die Verlnachläsfigung de» Ostens unbegründet find.Beim Sisenbahnetat gelangte der bereit» mitgeteilte An«trag de» Herrn Dr. v. B u r g» d o r f f auf veseitignug der Fahrkarten«steuer zur Annahme! Herr v. BurgSdorff. der sich schon wiederholtder Regierung als Sozialistentöter in wohlwollende Empfehlung! gebracht hat, unterließ«S auch diesmal nicht, sein altesSteckenpferd zu reiten. Er faselte davon, daß die Arbeiter zu billigfahren, daß die Fahrkartensteuer nicht auch von Billett» vierterKlaff« erhoben wird und daß die Arbeiter, die in der Großstadtarbeiten und Sonntags in ihre Heimat fahren, da» sozial»demokratische Gift dorthin tragen und die Bevölkerunginfizieren. Al« Ersatz für den Ausfall an Einnahmen.den da» Reich au» der Aufhebung der Kahrlartensteuererleidet, empfahl er«ine Besteuerung von Genußmitteln, wie Tabakund vier! In seinem Sifer ging der junge Herr sogar soweft, derRegierung ein geheime? Bündnis mit der Sozialdemokratie vor«zuwerfen: Allen femste» behauptete er, daß die SleichSregierung nurau« Furcht davor, daß die Sozialdemokraten fie schief ansehenkönnten, vor dem Ausbau der indirekten Steuer» zurückschreckt, st)Abgeordnetenhaus.Datz Abgeordnetenhaus hat am Dienstag zunächst die verg«gesetznovelle den KommisfionSvorschlägen entsprechend in zweiterLesung genehmigt. Hterauf wurde der Entwurf eine» Ouellenschutz«gesetze« nach kurzer Debatte an eine Kommission verwiesen und derAntrag Arendt(k.) u. Gen. betreffend Verstärkung der staatlichenMaßregeln zum Schutze de» Deutschtum» in den Ostmarken, der beider Etatsberatung aus versehen abgelehnt war. nach denüblichen Polendebatten gegen die Stimmen de» Zentrum», dir Frei«finnige« und der Polen angenommen.Junkerliche Steueräugst«.Der preußische Finanzminister hat kürzlich in der Finanz«kommisston de» Herrenhauses eine Erhöhung der Gin«kommensteuer als notwendig bezeichnet. Die.Deutsche Tage«»zettung' wamt heuchlerisch vor der Einführung prozentualerZuschläge zu den Steuern auf sämtliche. also auch kleiner« undmittlere Einkommen. Statt nun aber einfach erheblichere Zu«fchlägefürdi« höheren SinkommenSklassen vorzuschlagen, empfiehltda» agrarische Organ ein«—> Dt videndenfteuerl DaS in«dfu st r t« l l e Einkommen soll besonders herangezogen werden, damitja die notleidenden Lotifundienbefitzer von einemSteuerauffchlage befreit bleiben.Der Ertrag der Einkommensteuer für die physischen Zenfttenin Preußen mit mehr als 0000 M. Einkommen bezifferte sich 1806auf IIb Millionen Mark. Bei der Erhöhung dieser Steuer um10-»- 30 Proz.— also«wer mäßigen Erhöhung— wären leichtSO— Sö Millionen mehr herauszuholen. Aber dazumüßten auch die Junker beitragen. Deshalb verlangen fie--zumSchutz der.kleinen' Einkommen eine Dividendensteuer IBo»„ewige»" Zentrum.Der ultramontane„volksfreund' in Aachen bringteinen Artikel über die AbrüstungSftage, worin festgestellt wird, daßdie besten Geister aller Rationen fett Jahren, ja feitJahrzednien sich i« Sinne de« ewigen Frieden» ausgesprochenhaben und daß die großen SolkSmassrn ganz sicherlich hinier diese»Männern stehen. Dann heißt eS:.Wie lang« noch wird e» dauern, ehe der gesundeMenschenverstand bei allen Mächten zum siegreichenDurchbruch kommt? Hoffen wir zunächst auf die Haag erKonserenz; möge ste un». wenn auch nur«inen Schritt, demso bedeutungsvollen Ziel« näher führen.'Dagegen bringt die.Trierische LandeSzeitung', dasDasbachblatt, einen höhnenden Artikel über die englische.Ab-rüftungSkomödie" und singt Bülow«in Loblied, daß er'die»nllitärisch- Grandlage" stelle. Denn, so schreibt da»„Alle diplomatischen Finessen können kein feste», dauerhafte»Fundament bilden; die Kriegsbereitschaft und Stärke aber istetwa» Reelle». Sichere», Haltbare» und Wirksame«, nicht bloß fürbe voneßttznn« dB SM« fisCft fnta»«Ach ffc**' Zähmung der ausländischen Gegner. Von diesem Standpunkteau» tonnen wir dem Spiel der Abrüstung�-kom'ödianten mit voller Gemütsruhe zusehen."Wer vertritt nun hier den richtigen Zentrumsstandpunkt, dasgeistliche Blatt in Aachen oder das in Trier?—Merkwürdige Fraktionsverhältnissescheinen im Aachener Rathauszentrum zu herrschen.Jüngst hatte die Stadtverordnetenversammlung über die An«stellung eines neuen Beigeordneten zu beschließen. Vom Zentrum.das die Mehrheit im Kollegium ha:, war ein Rechtsanwalt, derFührer der Aachener Ultramontanen, vorgeschlagen worden, abereS wurde der Kandidat der Liberalen gewählt, für den auch einTeil der Zentrumsstadtverordneten stimmte. Dazu schreibt nunder„Volksfreund", das Aachener Zentrumsblatt:„Tonangebend ist auf dem Aachener Rathause die liberaleMinderheit im Bunde mit dem Herrn Oberbürgermeister Veit-mann, dessen Parteistandpunkt uns nicht klar, sicher aber nichtZentrum ist. Zu dieser Koalition gesellt sich dann im ent-scheidenden Augenblicke der sogenannte rechte Flügel der so-genannten Zentrumsfraktion des Stadtrats. Wir sagen mitAbsicht: sogenannten Zentrumsfraktion des Stadt-ratS. Denn es bekennt sich zwar die Mehrheit der von derZcntrumspartei gewählten Mitglieder dieser Fraktion zumZentruinSprogramm; von einigen Herren ist eS aber nichtzweifelsfrei, ob fie voll und ganz auf demBoden der Zentrumspartei stehen; und von demHospitanten(bis 1ö03 Mitglied I) der Fraktion, HerrnKommerzicnrat Vossen, ist es sogar bekannt, daß er daspolitische Zentrum vernichten möchte."Danach gibt es in der Aachener Zentrumsfraktion zunächstvoll und ganze Zentrumsleute, dann gibt es„nicht zweifelsfreie"Zentrumsleute, die gewöhnlich mit den Liberalen stimmen, sindendlich hat die Fraktion noch einen„Hospitanten", dessendarauf hingeht, die Partei zu vernichten. Und so erklärt sich denn.daß das Rathaus-Zentrum tn Aachen, trotzdem es die Mehrheit derStadtverordneten hat, dennoch in der Minderheit ist, wäbrend um»gekehrt die Liberalen, die in der Minderheit sind. Über die Mci-heit verfügen. So was kann aber auch nur beim Zentrumpassieren!_Anarchistendebatte im württembergischen Landtage.Stuttaart, 4. Mai 1S07(Eig. Der.).Die Justizdebatte, über deren wesentlichsten Teile im„Vorwärts" vom 28. und 30. April berichtet wurde, ging am2. Mai zu Ende. Der sozialdemokratische Antrag auf Erweiterungder Kompetenz der Gemeindegerichte in den Gemein cn1. und 2. Klasse wurde mit 35 gegen 31 Stimmen abgelehnt.Hervorzuheben ist noch, daß der Justizminister v. Schmidlininbezug auf die Berufung von Arbeitern zu Schöffe»und Geschworenen eine in ihrem allgemeinen Teil sehr ent-gegenkommende Erklärung abgab. Der gute Eindruck dieser c uesivon sozialdemokratischer Seite beifällig aufgenommenen Erklär jwurde leider vom Minister selbst dadurch abgeschwächt, daß mdie in der letzten Zeit erfolgte Ablehnung zweier bekanmerSozialdemokraten, die vom Stuttgarter Gemeindcrat zuGeschworenen ausgelost waren, nur mit sehr faden«scheinigen Gründen verteidigte.Zu der Beratung des Etats des Innern sprach al» ctstcvRedner der Sozialdemokratie Abg. Dr. Lindemann. Evwendete sich entschieden gegen die Absicht der Re-gierung. die Stuttgarter Polizei, die seither tridin allen Orten, dem Gemeinderat untersteht zu ver,staatlichen. Er führte Windthorst und Miguel als Bcqgegen die Absicht der Regierung die Stuttgarter Polizei.die seither wie in allen Orten, dem Gemeinderat untersteht, zuverstaatlichen. Er führte Windthorst und Miguel als Be-gründer und Befürworter der Anschauung an, daß die Ausübungder Polizeigewalt ein eigenes Recht der Gemeinden sei.m Freitag erwiderte Minister v. Pischeck auf diese Rede.In der Großstadt seien die Ansprüche an die Polizei größer unddem sei die Gemeindepolizei nicht gewachsen. DaS wichtigste abersei ihm die politische Polizei, denn die Ueberwachung der Anarchistensei notwendig.(!) Man könne aber der Polizei nicht zumuten.oem Gemeinderat Bericht zu erstatten, wie fiaüberhaupt nicht in ihrer Existenz von dem in seiner Zusammen-setzung abwechselnden Gememderat abhängig sein könne. In diogleich« Kerbe hieb auch der nationalliberale Abg. Kübel, den»ein städtischer Schutzmann nicht genügend Autorität genießt.,Auf diese von scharfmacherischem Geist getragenen Reden ant«wartete für die Sozialdemokratie zunächst Abg. M a t t n t a t, der dentn» Feld geführten Anarchistenschrecken al» gänzlich hinfällig be«zeichnete. Die in Deutschland vereinzelt vorkommenden Anarchistenseien durchweg harmlose und ungefährliche Leute. Bisher seiWürttemberg erfreulicherweise von einer so weitgehenden Ueber-wachunasmelhod« verschont geblieben, wie fie anderwärts besteheund die nur auf eine Schikanierung der Vereine hinauslaufe.Als am Sonnabeud der Minister nochmals die Ueberwachungder Anarchisten als staatliche Aufgabe bezeichnet«, antwortete ihmnamen» der Sozialdemokratie Abg. Heymann. Er wie» nach,daß man im Stuttgarter Gemeinderat die Abficht de» Mnisteriumssehr richtig aufgefaßt habe, als man in einer Eingabe die Ver«staatlichung der Polizei al» einen Singriff in diealtefreihettlich« Gemeindeverfassung, al« einen Ein«griff in dt« Selbstverwaltung und die Ent»ziehuna eine« wichtigen politischen Recht« derStadt Stuttgart bezeickmete. Er stellte fest, daß diese Ein-gäbe vom Bemeinderat einstimmig beschloffen worden sei. daß,hr also auch die nationalliberalen und konservativenMitglieder zugestimmt hätten. Die Absicht, derDtuttgarterGemeinde-Verwaltung die Polizeigewalt zu nehmen, sei gerade zu der Zeitaufgetaucht, wo die Mehrheit des Gemeinderat« eine d e in o-krati sch-sozialdemokratische geworden sei, scheine e» also,daß Stuttgart für die zunehmend« demokrattsche Gesinnung semerBevölkerung bestraft werden solle.Wa» Minister v. Pischek auf diese beifällig aufgenommeneRede erwiderte, war nicht sehr belangreich. Die Ausgabe, dieunsicheren Elemente. mithin auch die Anarchisten zu über-wachen, fall« dem Staate zu. Die Anarchisten seien keineswegsharmlos, da» beweise— die Revolntton in Rußland I Im übrigenweise er die Abficht, der Arbeiterbewegung Schwierigkeiten machenzu«ollen, entschieden zurück.Räch Zuendeführung der Debatte wurde die Abstimmung überdie vorliegenden Anträge auf Montag vertagt.Ein««derer vom ReichSlügeuverband.?u unserem gestrigen Bericht über den Prozeßebert-Echöpflin ist zu berichtigen, daß der Ver-teidiaer Dr. Karl Liebknecht in einem seiner Beweis-antrage nicht behauptet hat, der General V. Lieberthabe m einer Versammlung gesagt, daß Genosse Singer sichan Kindern unter 14 Jahren vergangen habe. Diese gemeineVerleumdung ist vielmehr von einem Agenten deSReichslügenverbandeL, einem gewissen L e u f f e nausgesprochen worden, für dessen Handlungen Herr v. Liebertals Leiter deS ReichSverbandeL allerdings in gewissem Maßedie moralische Verantwortung mit trägt. Genosse Liebknechtscheint Beweiserhebung über die Leuffensche Verleumdungbeantragt zu haben, um die Kampsesweise des Reichsverbandeszu charakterisieren._ftamfcrdd».Da» franzöfisch- japanische Abkommen, dessen Wortlautallerdings noch nicht endguüig festgestellt ist, wird van derdav-iVH» öfretfsichea MtzUM"" schs Giftig vnd