lelfreit.(Vielfache Pfuirufe.)— Nach Genehmigung des neuenStatuts wandte man sich der Beratung der Satzungsänderungen zu.Tie Anträge, die das Verbot der parteipolitischen und religiösenDiskussionen im Verbände aufheben sollten, fanden, keine Unterstützung, ebensowenig die Anträge auf Herabsetzung der Beiträge.In der Nachmittagssitzung wurden die übrigen Anträge zumStatut nach kurzer Debatte einer Kommission zur Vorberatungüberwiesen.— Hierauf gab P okorny denPreßbericht,weil der eigentliche Berichterstatter, Redakteur W i tz m a n n,wegen der Streikbewegung im Saarrevier und Lothringen dorthinhatte abreisen müssen. Pokorny führte aus, daß der Redaktions-Wechsel, durch den an Stelle von Hue und Leimpeters er und Witz-mann getreten sei, nicht die geringste sachliche Differenz als Ursachegehabt habe. Es sei keine Rede davon, daß etwa mit der Eni-fernung Hues oder Leimpeters die Radikalinskis gesiegt hätten.Er sei als Gewerkschaftler und auch als Redakteur an die Beschlüssedes Verbandes gebunden und könne deshalb gar nicht der RichtungFranz Mehrings folgen, selbst wenn ihm sein Herz dahindrängte.Er wisse auch als guter Parteigenosse, wo die Grenze der Parteiaufhöre und das Gebiet der Gewerkschaft anfange. Hue sei ge-gangen, weil er auf parlamentarischem und schriftstellerischem Gc-biete mehr für die Bergarbeiter leisten zu können geglaubt habe.Für die Redaktion sei er unersetzlich, aber auch auf dem neuenFelde seiner Tätigkeit noch werwoller. Leimpeters habe als ver-antwortlicher Redakteur soviel gerichtliche Strafen erlitten, daßseine Kraft zu Ende war und er den Posten aufgeben mußte.Die beiden Redakteure hätten allein im letzten Jahre schon neunMonate Gefängnis verbüßt; allerdings sähen sie auch die hohenGeldstrafen ab, um nicht den Klassenstaat unnütz zu bereichern.(Heiterkeit.) Der Ton und die Richtung der„Bergarbeiter-Zeitung" seien unverändert wie früher. Während der Gefängnis-zeit habe Hue die Redaktion geführt, ohne daß es jemand gemerkthabe. Während der Reichstagswahl sei die„Bergarbeiter-Zeiwng"für die Sozialdemokratie eingetreten. Aber das sei einfach diePflicht der„Bergarbeiter-Zeitung" gewesen. Jedenfalls hätte dieoffene Stellungnahm« der beiden Redakteure nicht soviel Partei-Politik entwickelt, wie der christliche„Bergknappe" mit seiner ver»steckten Propaganda für das Zentrum.— In der Diskussionwurden nur untergeordnete Beschwerden vorgebracht, die sich inder Hauptsache auf das Annoncenwesen beziehen. Die Schreibweiseder Redaktion wurde durchweg gebilligt.Morgen werden die Verhandlungen fortgesetzt.£liis Induftrlc und ftandel*Die Konjunktur.In unserem letzten„Wirtschaftlichen Wochenbericht" zitiertenwir eine Auslassung im Jahresbericht des Vereins Berliner Kauf-leute und Industrieller. Zur Begründung der dort ausgesprochenenAnsicht, daß der Hochpunkt der Konjunktur Ende IVOS überschrittenwar, werden eine Reihe Tatsachen und Erscheinungen angeführt,von denen hier einige Raum finden mögen:Zunächst die Abnahme der Bautätigkeit, dann die außerordent-liche Anspannung'des Geld- und Kreditmarktes(die Kreditgewährung derneun Berliner Großbanken betrug Ende 1901 1217fMillionen, Ende 19062417 Millionen oder 1,2 Milliarden Marl mehr). DieSpannung am Geldmarkt rührt nicht her vonAusschreitungen der Spekulation und derBörse,sondern von der gesteigerten produktiven Tätig-keit von Handel und Industrie.Ferner wird verwiesen auf das langsamere Tempo der Zu-nähme des Berliner Güterverkehrs, der 1905 um 9'/« Proz., 1906dagegen nur noch um 5>/z Proz. gestiegen ist, wobei noch zu be-merken und für Berlin interessant ist, daß die Bahnförderung derGüter den Verkehr zu Wasser um 18 Proz. übertraf, ein Verhältnis,das bei der Billigkeit des Wassertransportes und dem vortrefflichenZustande der Berliner Wasserstraßen nur durch die mangelhafte undteilweise völlig ungenügende Beschaffenheit der Berliner Lade-,Entlade- und Speichereieinrichtungen erklärt werden kann. Der Be-richt erklärt den schleunigen Ausbau dieser Einrichtungen für dringendnotwendig.Weiter weist der Bericht hin auf die amerikanischen Verhältnisseund die Abbestellung von OrdreS seitens der amerikanischen Eisen-bahnen, sowie auf den andauernden Kapital-Neubedarf der Ver-einigten Staaten. Ferner wird die Schwächung der Börse hervor-gehoben, indem das Verbot des Terminhandels die Spekulation aufden Kassa-Jndustrie-Aktienmarkt konzentrierte, an dem das Publikumwiderstandslos jede ungünstige Nachricht mit umfangreichen Verkäufenbeantwortet.Minister v. Rheinbaben, dem anscheinend danachlgeizt, auch eineagrarische Grabschrist zu verdienen, hat am Montag im Herren-hause einen Hymnus auf die neudeutsche Zollschraubenpolitiksteigen lassen. Alle Befürchtungen, die sich an die Handelsverträgeknüpften, hätten sich als irrig erwiesen. Ein solches Urteil stelltungefähr denselben Befähigungsnachweis dar wie des Finanzministersletzter Staatspump. Es könnte nicht schaden, wenn er aus demBericht einige Belehrung schöpfte. ES heißt da ganz richtig:„Es war ein für die Schöpfer der neuen Handelsverträgegünstiges Zusammentreffen, daß die Wirksamkeit dieser Verträgemit der kraftvollen Entfaltung des Wirtschaftslebens zusammen-fiel.... Die Vertreter von Handel und Industrie können nichtgenug davor warnen, aus der Entwickelung der letzten Jahreschon jetzt auf die Bewährung der Hochschutzpolitik zu schließen----Einen Maßstab besitzen wir allerdings heute schon, um die inFrage stehenden Wirkungen wenigstens nach der negativen Seiteermitteln zu können: den Vergleich mit dem Auslände.Während der Wert der deutschen Ausfuhr 1906 um 7 Proz.gestiegen ist, ist die Ausfuhr der Vereinigten Staaten um 11 Proz.und diejenige Großbritanniens um 14 Proz. gestiegen, und auchhinsichtlich der Einfuhr steht Deutschland mit einer Steigerungvon 10 Proz. hinter den Vereinigten Staaten undsogar hinter Frankreich mit je 12 Proz. zurück.während 1905 Deutschland in gleichem Maße wie Groß-britannien und Amerika an dem Aufschwünge des Welthandelsteilgenommen hatte."Solche Tatsachen sind für die von den Agrariern wegen ihresWohlverhaltens belobigten Minister anscheinend viel zu eklige Dinger,um sich damit zu befassen. Die Meinungsrezeptur der„DeutschenTageszeitung" genügt.Nach Hervorhebung der Momente, die zur Vorsicht mahnen,schließt der wirtschaftliche Teil des Berichtes mit einem Hinweis aufdie günstigen Faktoren, die ihnen gegenüber stehen.Eine eigentliche Krise fei nicht zu befürchten, nur eine Ab-flauung, wenn die warnenden Worte beachtet, allerseits weises Maß-halten die Richtschnur des Handelns werde. Wörtlich wird daausgeführt:„Die Industrie hat in den Zeiten der Hochkonjunktur dieMöglichkeit gehabt und wahrgenommen, ihre innerenVerhältnisse zu konsolidieren. Die Bettiebe find nicht übermäßigerweitert und durch Rücklage» gestärkt. Desgleichen haben dieBanken die Prosperität der letzten Jahre benutzt, um ihre Reservenzu stärken, und eS standen am Schlüsse des Berichtsjahres beiden neun Berliner Großbanken einem Aktienkapital von1200 Millionen Mark 340 Millionen Mark Reserven gegenüber.Endlich haben die Verbände an innerer und äußererMacht gewonnen und ihre Organisation wesentlich gefestigt. Weiter-hin fällt ins Gewicht, daß die der Industrie erteilten Aufträge imwesentlichen Bedarfsaufträge sind und keinen spekulativenCharakter tragen.Das Vertrauen in die Stetigkeit unserer wirffchaftlichen Ver-hältnisse ist somit begründeter und gewiß auch allgemeiner alsam Schluß der letzten Konjunkturperiode, und so gewiß als eineallmähliche Abschwächung der Konjunktur sein wird, so gewiß darfauch andererseits infolge der vorsichtigen Geschäftsführung vonHandel und Industrie, infolge der vorsichtigen Kreditgewährungender Bankwelt und infolge der Diskontopolitik der Reichsbank an-genommen werden, daß wohl ruhige, vielleicht auch flaue, aberkeine stürmischen Zeiten uns erwarten.Ist diese Prognose richtig, so enthält sie zugleich die Ver-pflichtung, für unfere führenden Unternehmungen fowohl wie fürjeden einzelnen und nicht zuletzt für Staat und Kommune, bei demAnhalten der Spannung ihre Bedürfnisse einzuschränken bezw. aufdas Matz des Notwendigen zurückzuführen.Der Umstand, daß die iudustriellen Werke immer noch mitHochdruck arbeiten und kein Nachlassen in den Bestellungen zu ver-zeichnen haben, vermag an der vorstehend) in knappen Umrissendargelegten Situation nichts zu ändern, denn diese Bestellungenstammen noch teils aus der Hochkonjunktur, teils erfolgten sieunter bereu Einwirkungen, und sie vermögen in keinem Falledie nachgewiesenen Bedenken aufzuwiegen, die augenblicklich nochbei der Abfassung des Berichts in der in dieser Zeit vorhernie erlebten Anspannung der Reichsbank ihren sichtbarsten Ausdruckfinden.Liegt also kein Grund zur Beunruhigung bor, so heißt esjetzt doch: kein stürmisches Vorwärtsdrängenmehr, sondern besonnenes Matzhalten undfortgesetzte Konsolidierung."Das was hier angeführt ist, hat zweifellos sein Teil Berech-tigung, aber es ist ein schlechter Trost für die Arbeiterschaft. Daßden industriellen Werken und den Banken ein beträchtliches Abflauender Produktion nicht sehr wehe tun wird, weil man durch starke Rück-stellungen einen Notgroschcn zurückgelegt hat, hebt für die Arbeiter-schaft die bösen Folgen einer Konjunkturabschwächung nicht auf.Einmal haben die Arbeiter keine Reserven ansammeln können, weiterist mit der Einschränkung der Produktion unabwendbar Einkommens-schmälerung durch Arbeitslosigkeit und teilweise auch noch direkteLohnkürzung verbunden. Da zudem die Lebensmittelpreise, Wohnungs-mieten usw. von ihrem Hochstand wenig oder gar nicht abgehenwerden, bedeutet die Abflauung für den Arbeiter die Krise, wenndie Dividenden der Aktionäre auch weniger gefährdet erscheinen.Kapital und Mutungssperrc. Der elsaß-lothringische Landes-ausschuß beschäftigt sich gegenwärtig mit einem neuen Berggesetz,welches auch eine Mutungssperre vorsieht und die Bergfreiheitaufheben will, allergings vorläufig nur für zwei Jahre. Jetzt follnach der Lothringer„Volksstimme" der Großindustrielle Thyssenzwischen Maizisres und Hapendingen für 2 690 000 M. Grundstückeaufgekauft haben. Man bringt diese Ankäufe mit der in Aussichtstehenden Mutungssperre in Verbindung.Provisionen. Daß im Handel noch manche Schmarotzerpflanzeexistiert und noch manche Reform notwendig ist, beweist wieder maleine Zuschrift an die„Köln. Volkszeitung". Es wird da mitgeteilt,daß vor einiger Zeit eine Reihe Lehrer Westfalens, besonders in denländlichen Bezirken, von dem Fahrräder- und Nähmaschineii-Engros-Versandhaus lG. S., Altona-Ottensen einen Katalog über Näh-mafchinen und dazu ei� Begleitschreiben mit der Bezeichnung„Ver-trauliche Mitteilung" zugesandt erhielten. Den Lehrern wird an«Geboten, gegen Provision Maschinen zu verkaufen. In dem Angebotieß es:In Ihrem eigenen Interesse empfehle ich Ihnen, über dieIhnen hiermit eingeräumten Vorzugspreise Diskretion zu be-wahren.... Ich überlasse es ganz Ihrem Ermessen, wie Sie dieVerkaufspreise festsetzen wollen, da ich nicht weiß, wieviel Sie anjeder Maschine verdienen wollen, und ich glaube sicher, daß Sieunter diesen Umständen einen guten Absatz erzielen werden....Das Geschäft würde wohl am besten in der Weise zu handhabenkein, daß ich dasselbe direkt mit den Käufern mache, und als Pro-Vision erhalten Sie denjenigen Betrag, den Sie aus die Notierungender weißen Preisliste aufschlagen. Das einfachste ist, daß derBetrag der Sendung»achgenommen wird und nach Eingang derNachnahme übermittele ich Ihnen unter strengster Diskretion ihreProvision per Post. Die billigste Nähmaschine kostet nach derPreisliste 79 M, nach der Vorzugspreisliste nur 37,50 M. Beider teuersten Maschine stellen sich die Preife auf 159 hezw. 38 M.Der Preisunterschied beträgt mithin 32,59—62 M. Das fällt demVermittler zu. der, linfolge seiner amtlichen Stellung, viel Ver-trauen genießt."Natürlich will das Versandhaus auch noch verdienen, fodaß dieMaschinen im Handel um mindestens 190 Proz. verteuert werden.Soziales*DaS Reichsgericht wendet sich gegen Boykott.Am 12. Juli v. I. hat das Reichsgericht in einem Kieler Prozeßdie Schadenersatzverpflichtung aus einem Boykottgrundsätzlich abgelehnt. Das Urteil haben wir seinerzeit wörtlichmitgeteilt. Die Unternehmerpresse machte gegen dies Urteil mobil.Jetzt wird ein Urteil desselben Reichsgerichts vom 3. April d. I.veröffentlicht. In diesem werden die Grundsätze des Kieler Urteilserheblich eingeschränkt und die Schadenersatzpflicht fürdie Verhängung eines Boykotts für gewisse Fälle bejaht.Der Sachverhalt ist folgender.Der Verband der Bäckcrberufsgenossen Deutschlands und zweiBäckergesellen hatte in einem Flugblatt behauptet, daß der Bäcker-meister L. zu Berlin ihnen gegenüber ehrenwortbrüchig gewordensei, daß er Freundschaft in den Kreisen der Buchmacher gesuchthaben mag, die zwölsstündige Arbeitszeit nicht einhalte usw. usw.,und daß er wegen mancherlei angegebenen Sachen der Kund-schaft des Publikums unwürdig fei und vor ihm gewarnt werdenmüsse. L. behauptet, infolgedessen großen Geschäftsausfall gehabtzu haben und klagte gegen den angegebenen Ver-band und die beiden Gesellen auf Schadlos-Haltung von vorläufig 3909 Mark. Die Beklagtenmachten zu ihrem Recht geltend, daß es sich bei dem Kampfe umsittliche Forderungen, um Abschaffung des Kost- und Logiswesensder Bäckergesellen usw. gehandelt habe, und daß die von ihnen auf-gestillten Behauptungen der Wahrheit entsprächen. Sie hätten L..der zuerst den Beittitt versprochen habe, dem Publikum empfohlenund hätten dann auch in dem weiteren Flugblatte, nachdem er vonseinen Versprechungen zurückgetteten sei. dies dem Publikum bekanntgeben müssen. Der Rückgang des Geschäfts des L. sei nicht in denBehauptungen des Flugblattes zu suchen, sondern beruhe auf Ver-Wendung schlechter Ware und Vernachlässigung des Geschäfts.Das Landgericht Berlin unv das Kammer-gericht erkannten die Ansprüche des Klägersals dem Grunde nach gerechtfertigt an. Sie nahmeneinen Verstoß gegen Z 326 des Bürgerlichen Gesetzbuches(vorsätzlicheSchädigung in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise) an.Die Anwendbarkeit des Absatz 2§ 824 des Bürgerlichen Gesetzbuchesverneint das Kammergericht, weil gegen den§ 326 des BürgerlichenGesetzbuches verstoßen worden sei und es dann ganz gleichgülttigwäre, ob ein berechtigtes Interesse bestanden habe oder nicht.Die Revision ist vom Reichsgericht mit folgender Be-gründung zurückgewiesen:„Die Revision macht geltend, dasUrteil lasse eine genügende Begründung hinfichtlich der Anwendungdes§ 326 vermissen: alle die vom Berufungsgericht für rechtlich unerheb-lich erklärten Tatsachen seien erheblich für die Frage, ob die Beklagtenin einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise dem Kläger vor-sätzlich hatten Schaden zufügen wollen oder nicht. Es sei überhauptrechtsirrig, auf den gegebenen oder doch von den Beklagten behauptetenSachverhatt jene Vorschrift anzuwenden, da, wenn die Voraus-setzungen des§ 824. insbesondere die des Absatz 2 vorlägen, voneiner Anwendbarkeit des§ 826 nicht die Rede sein könne. Endlichentbehre oucb die Annahme des BerufunaSaerichts. daß durch dieHandlungsweise der Beklagten dem Kläger ein Schaden entstandensei, namentlich gegenüber der Behauptung der Beklagten, daß einetwaiger Rückgang des Geschäfts des Klägers auf Nachlässigkeitim Geschäft und auf Verwendung schlechten Materials zurückzuführensei, der erforderlichen Begründung.Es ist nicht zu verkennen, daß eine erschöpfe»«dere Beurteilung des Streit st offes seitens dtzsBerusungsgerichtes am Platze gewesen wäre stnddaß namentlich die Bemerkung, es sei unerheblich, ob die Beklagtenoder sonst jemand an den in den Flugblättern enthaltenen Mit-teilungen ein berechtigtes Interesse gehabt hätten oder nicht, nichtzutreffend ist. Allein dem angefochtenen Urteil ist die tat-sächliche F e st st eil l u n g zu entnehmen, daß ein solchesInteresse bei dem Vorgehen der Beklagtengegen den Kläger überhaupt nicht vorge»legen' hat. Das Berufungsgericht stellt zu»nächst auf Grund der eigenen Erklärung der Be«klagten fest, daß ihr Vorgehen nicht dazu be-stimmt war, den Kläger zur ander weiten Unter»werfung unter die den Bäckermeistern im all«gemeinen ge st eilten Bedingungen zu ver»anlassen, daß sie vielmehr eine solche Unter»werfung gar nicht mehr angenommen habenwürden. Damit scheidet ohne weiteres die Frage aus,ob die mit dem Ausstand der Bäckergesellen verfolgtenZiele berechtigt waren oder nicht. ES wird weiter fest-gestellt, daß die Beklagten in den Flugblättern vor demKläger gewarnt und ihn als der Kundschaft des Publikumspersönlich unwürdig hingestellt haben, offenbar zu dem Zweck, seine Wirt-fchastliche Existenz zu untergraben und ihn dauernd erwerbs-und brotloszu machen. Hierin ist die Feststellung zu erblicken, daß es den Beklagtennicht darum zu tun gewesen ist, das Verhalten des Klägers ihnengegenüber und sein Geschäftsgebahren zur Kenntnis des Publikumszu bringen, um diesem eine objektive Beurteilung zuermöglichen, sei es in dessen Interesse, sei es in ihrem eigenenInteresse dem Publikum gegenüber, sondern daß sie mit der Ver-breitung der Flugblätter in einer gehässigen, den Kläger persönlich herab-würdigenden Weise lediglich den Zweck verfolgt haben, den Kläger Wirt-schaftlich zu ruinieren. Bei einer solchen Sachlage kann von einemberechtigten Interesse im Sinne des K 824 Absatz 2 nicht die Redesein; es greift vielmehr der§ 826 Platz, dessen Voraussetzungen dasBerufungsgericht einwandfrei festgestellt hat. In dieser Beziehungist eS auch ohne Belang, daß die in den Flugblättern über denKläger behaupteten Tatsachen wahr sein sollten; denn auch inder Mitteilung wahrer Tatsachen kann nament-lich im Hinblick auf ihre Form und ihren Zweckein Verstoß gegen die guten Sitten liegen.Zu beanstanden ist es endlich nicht, wenn das Verufungs-gericht nach der Lebenserfahrung für erwiesen ansieht, daßdas Vorgehen der Beklagten den beabsichtigten Erfolg einerSchädigung des Klägers wenigstens zum Teil gehabt hat."(8. April1907. Akt.-Z. VI. 356/96.)Auch in diesem Urteil anerkennt ja das Reichsgericht grundsätzlichdie Berechtigung des Boykotts, macht die Nicht- Schadenersatzpflichtaber von so vielen„wenn" und„aber" und„tatsächlichen Fest-stellungen" abhängig, daß die grundsätzliche Anerkennung wertlosund ein Gesetz, das die Schadenersatzpflicht in ähnlicher Weise wiedas neuere englische Boykottgesetz ausdrücklich verneint, auch fürDeuffchland dringend erforderlich wird, um das Koalitionsrecht auchvor zivilrechtlichen Schikanen zu schützen.Wocrmanns Schadenersatzklage.In der Schadenersatzklage der Firma Woermann gegen 106Schanerleute, Iveil diese zu Anfang Februar von der Arbeit fern-geblieben waren, erkannte das Gewerbegericht gestern, wie unstelegraphisch genreldet wird, durch Zwischenurteil die Ansprüche derKlägerin als dem Grunde nach berechttgt an.Agitattonsvereiu für Landsbera-Soldi». Am Hwunelsahrtstagfrüh 7 Uhr, Treffpunkt Koppen- und Madaistraßen-Ecke.Berein der Lehrlinge, jugendliche» Arbeiter und ArbeiterinnenBerlins und Umgegend.(Abteilung 16.) Heute abend 3 Uhr beiOstrowski, Schillingstr. 35»: Versammlung.VermifeKtes.S Eisenbahnunfall. Der von Devant-les-Ponts kommende Güter»zug I). 8038 fuhr gestern abend 9 Uhr 5 Minuten auf BahnhofSablon auf ein nnt Wagen besetztes Gleis. Hülfsbremser FranzMagg wurde schwer verletzt und verstarb auf dem Transport nachdem Hospital. Der Materialschaden ist nicht erheblich, der Betriebnichtlgestört.Bom Glockenklöppel erschlagen k In Oberhausen an der Nahelöste sich Sonntagvormittag beim Läuten der Klöppel der Glockeund erschlug einen Mann namens Haßner.Neue Eruptionen sind durch die Instrumente der seismographischenAnstalten zu Göttingen, Laibach und Shide verzeichnet worden. InLaibach wie auch in Göttingen zeigte der Seismograph zwei Erd-stöße an. Wie aus Laibach gemeldet wird, begann der erste um7 Uhr 12 Min. am Sonnabendmorgen und erreichte das Maximumvon 2 Millimeter um 8 Uhr, der zweite begann um 9 Uhr 54 Min.und dauerte 1% Stunden. Der größte Ausschlag betrug 6 Millimeter,was ein sehr starkes Beben bedeutet. Das Zentrum des Erdbebensbefand sich nach der Laibacher Schätzung in einer Entfernung vonetwa 13 999 Kilometer, während Professor Milne, der Leiter desShide-Observatoriums auf der Insel Wight, die Entfernung auf8600 Kilometer schätzt und glaubt, daß es ein Seebeben an derWestküste von Zentralamerika oder östlich von Japan war.— lieberdie erneute Tätigkeit des Aetna erhalten wir im Anschluß an unferebisherigen Meldungen noch folgendes Telegramm: Das Aetna-Observatorium meldet aus Catania: Die Tätigkeit des Aetnanimmt zu. Eine Oeffnung im Mittelkrater stößt Rauch und kleineweißglühende Steine aus. Am 4. d. M. hat sich noch eine kleinereOeffnung aufgetan, aus der heiße Lava ausströmt. Pom Observa-torium aus hörte man bis gestern fast ununterbrochenes unter-irdisches Getöse. Von Nicolosi aus wurden rötliche Rauchwolkenbeobachtet.1b Personen verbrannt. Der„Matin" berichtet aus Peters-bürg: Eine Feuersbrunst, welche in dem protestantischen Asyl vonWassiliosttow gestern ausbrach, verursachte den Tod von 15 Per»sonen, 9 wurden schwer verletzt.Meuterei im Gefängnis. Im Gefängnis von M a r' e n g o kames nach einer Meldung aus Turin zu einer Meuterei der Gefangenen.veranlaßt durch die schlechte Behandlung derselben seitens der Auf-seher. 300 Gefangene zerstörten die Türen des Gefängnisses unddemolierten alles, wobei es zwischen ihnen und den Aufsehern zueinem schweren Kampf kam. Schließlich trat polizeiliche Verstärkungein, worauf es gelang, die Meuterer zu überwälttgen.Wittern, igsüderstcht vom 7. Mai 1997, morgens 8 Ith«.Statt««»II- 5ScUnSwtnemde. 759 Still. 758 ONOerlln 758 SO>.a.M.759SWünchen 769 SWWien j762SlwolkenlLwolkigZwolkenl3 bedeckt2 wolkig1 halb bd.C �W SsStationenä C£ 2gj«x:taparandaeterSburgScillyWerde«,Pari»772 N768 NW753 OSO759 ONO758 SSeu«2wolkenl2wolkenlIheiter2 bedeckt5bedeckt»ckuHjls6107UWetter-Prognose für Mittwoch, den 8. Mai 1007.Vorwiegend heiter und sehr warm bei mätzigen südöstlichen Winden'Gewitter nicht ausgeschlossen, sonst trocken.«erltaer vattorbaroaa.