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sichtlichen Krise auch in den nächsten Jahren die Aktionäre reichlich bedenken zu können. Welche Industrien an dem Konjunktursegen den kräftigsten Anteil genommen haben, zeigt diese Zusammenstellung: Die Durchschnittsdtvidende beträgt für die chemische Industrie... n.ftt Prozent , ,, Montanindustrie.... II, 8g, «» Zement-«. Ziegelindustrie 11,05. Papierindustrie.... 10,80, In etwa sind die Dividendenziffern durch den teuern Geldstand deeinflufft. Bei den Banken ist bei enorm ge- steigertem Kapital die Durchschnittsdividendc erheblich gewachsen. Die neun Berliner Großbanken, die im Jahre 1900 eine Durchschnittsdipidende von 7,7 Proz. herausbrachten, ver- teilten für das letzte Jahr 8,36 Proz. Dazu konnte man die Reserven bis ans 46 Millionen Mark hinaufbringen, bei insgesamt 1168 Millionen Kapital. Stellt man die Ergebnisse in der Weise zusammen, daß die Mehrsumme für Tantiemen und Reserven bei den Banken im Jahre 1906 gegen 1900 den Dividenden zugerechnet werden, ergibt sich folgendes Resulat: Kapital in Mill. N. 1905;;. 3451,8 1906... 3940.4 Würde man die bei den industriellen Aktiengesellschaften mehr gezahlten Tantiemen und die erhöhten Reservebeträge ebenfalls der Gewinnsumme zuweisen, dann gestaltete sich das Verzinsung Summe Prozent 347,6 10,07 403,6 10,24 Ergebnis für 1906 noch günstiger. Aber auch so i daß das Jahr 1906 dem Kapital eine die Rentab t erwiesen, lttätsquote des Glanzjahres 1900 überragende Verzinsung gebracht hat. Allgemeine Berliner Omnibusgesellschaft. In der am Dienstag stattgefundenen Generalversammlung ging i» zeitweilig etwas stürmisch her. Der Rückgang der Dividende von 15 auf 5 Proz. hat die kleinen Geister in Harnisch gebracht. Die Großen wissen besser Bescheid und hüteten sich wohl, klaren Wein einzuschenken. Der alte und der neue Borstand sagten sich zwar einigeLiebenswürdigkeiten", aber Austtärung gab es nicht. Die Erben der Omnibusgesellschaft werden zufrieden sein, die Frucht reift. Die neue Verwaltung versuchte, den kostspieligen Autoverkehr für das schlechte Ergebnis verantwortlich zu niachen. Daß in der ersten Zeit der Betrieb weniger wirtschaftlich war, ist erklärlich, besonders wenn man liest, daß die Kosten des Gummiverbrauchs sich auf 30 M. pro Tag und Auto stellen. Da liegen noch technische Mängel vor. die beseitigt werden müssen und sicher auch bald besenigt sind. Wenn alles ausprobiert ist, wird die Große �Berliner ihre Autos laufen lassen auch ohne Genehmigung von Sondertarifen. Hoffentlich läßt die Stadt sich durch die auf der Generalversammlung der Omnibus» gesellschaft aufgemachte Berechnung über die Kosten deS Autobetriebes nicht an der Nase führen. Ort und Umstände waren ja gut gewählt. ES wurden folgende Angaben gemacht. An Gummi verbrauche ein Autobus, dessen gesamte Betriebskosten pro Tag 100 M. weit übersteigen solle»(gegen ursprünglich geschätzte 70�90 M.) nicht weniger als 30 M., d. h. es müssen erst 600 Per» sonen zu 10 Ps. befördert werden, um nur die tägliche Gummi- abmitzung eines Wagens hereinzubringen. Etwas weniger als 30 M. verbrauche jeder Wagen täglich an Benzin, und daS nur, weil seiner­zeit eine günstige Eindeckung auf eine längere Periode hinaus zu billigeren Preisen als heute stattgefunden habe. Mit dieser An- nähme ist noch nichts bewiesen; zudem wird sich in Zukunft der Betrieb billiger gestalten. Die entlassenen beiden Direktoren haben die Gesellschaft auf Zahlung von L0 OOO resp. 8000 M. Jahresgehalt für die Dauer von vier Jahren und außerdem Zuweisung von 5 Proz. Dividende verklagt._ Händlervereinigung. Der ,K. B.-Ztg." zufolge planen die 18 der rheinisch-westfälischeit Träger-Händler-Vereinigung angehörenden Firmen die Bildung eines VerkausskoutorS. Nederzeichnet. Die von der Preußischen Zentral-Bodenkredit- Aktiengesellschaft heute zur Subskription aufgelegten 10 Millionen Mark 4prozentige Zentral-Pfandbriefe vom Jahre 1906, unkündbar bis 1016, sind vielfach überzeichnet worden, so daß auf die einzelnen Zeichnungen«ur geringe Beträge entfallen können. Soziales. Osivreuhischer Gutsbesitzer und Arbeitersekretariat. Der Königsberger Arbeiterselretiu, Genosse Stolt. hatte für eine Landarbeiterin an den Gutsbesitzer Kroll in Kosaken bei G o I d a p einen Brief gerichtet. Darauf erhielt er eine Post- karte mit folgender Antwort: An das Arbeitersekretariat Königsberg i. Pr.. Vorder-Roßgarten 50. Bezügl. Ihres Schreibens v. 26. v. M. frage ich zunächst an, was Sie eigentlich für ein Institut find, da ich mit einem Ar- beitersekretariat noch nichts zu tun hatte, nicht weiß, ob sie eine staatliche oder private Institution sind. Das Aeußere Ihres Schreibens macht ja soweit einen ganz imponierenden Eindruck, besonders Schreibmaschine, schwungvolle Unterschrift und auch wohlgesetzter Inhalt.-- Aber man weiß nicht, ob usw.?!-- Hatte seinerzeit einen dortigen Freund gebeten, mit Ihnen persönlich Rücksprache zu nehmen, doch leider hat derselbe sie nicht angetroffen, da Sie wohl gerade an der Raifeier mit H. Haase und Genossen teilnahmen. Was Ihre Mandantin anbetrifft, so habe ich dieses Pflänzchen bereits der Staatsanwaltschaft wegen Diebstahls angezeigt. Der Abholung der Sachen steht meiner- soits nichts entgegen und ftage nur noch an. ob für die damit beauftragte Person nicht auch noch etwa eine geschlossene Kalesche zur Abholung von der Bahn beansprucht wird. Mas die angeb- liche Beleidigung von seiten meiner Ehefrau anbetrifft, so be- daure ich es tief, daß ich dieselbe nicht mit der Reitpeitsche unter- - stützt habe. Hochachtungsvoll gez. Kroll. Kpfaken b. Goldap , den 5. Mai 1007. Der Herr Kroll bedauert, seine Ehefrau nicht mit der Reit peitsche unterstützt zu haben. Hst es nicht bedauerlicher, daß die Eheftau ihn nichtmit der Reitpeitsche unterstützt" hat? Heimarbeiterschutz im Sinn« her Unternehmer. In ähnlicher Weise wie die Berliner Handelskammer läuft jetzt auch der Zentralausschuß Berliner kaufmännischer, gewerblicher und mdustrieller Vereine und der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller gegen Heimarbeiterschutz Sturm. Während die all- gemeine Regelung der Heimarbeit im Sinne de» sozialdemo- kratischen Antrags von allen Sachkennern für notwendig, möglich und spruchreif erachtet wird, ist ein Teil her Unternehmer und mit ihm die Reichsregierung bestrebt, völlig unzulängliche Vorschriften vorzubereiten, auf Spezialgesetze und Spezialverordnungen und Enqueten die Heimarbeiter zu vertrösten. Im Geist dieser Hig- zögerungSpolitik sind folgende von den genannten Bereinen am S. Rai gefaßten Beschlüsse gehalten: 1. Die Verpflichtung der Arbeitgeber, für Zwecke der Aufsicht, Versicherung und Statistik über die von ihnen unmittelbar be- schäftigten Zwischenmeister, Hausgewerbetreibende pdex Heim- arbeiter einen sortlaustnden Nachweis zu führen, wird ausdrücklich glß Lorbedingung und Grundlage aller Reformen anerkannt, S'ner ösrschtift, gach Kelcher dje Lohnpedingusgen tzpr Aushändigung der Arbeit schriftlich festzusetzen sind, stehen erhebliche Bedenken nicht im Wege. 3. Die Ausdehnung der Zwangsversicherung auf die Heimarbeiter, sowie die Errichtung von Auslunftsstellen und Ar- Veitsnachweisen ist wünschenswert. 4. Auf das nachdrücklichste wird vor einer Verallgemeine- r u n g allex Maßregeln gewarnt, welche die Verschiedenheiten in den einzelnen Orten oder Betriebszweigen unberücksichtigt lassen würden. 5. Soweit Mahregeln über die vorstehend aufgeführten Punkte hinaus ergriffen werden sollen, kann dies nur durch Spezial gesetze oder Verordnungen geschehen. 6. Reformversuche, die die Existenzmöglichkeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer st, Frage stellen würden, und die vitalsten Lebcnsinterxssen der unteren Volksschichten gefährden und schließ- lich untergraben müßten, sind entschieden zu verwerfen: so gibt allein die Berliner Heimindustrie bei einem Jahresumsatz von 600 Millionen Mark 120 000 Menschen Beschäftigung und Unterhalt. 7, Vor Einführung gesetzgeberischer Maßnahmen ist es not- tvendig, die von der Regierung in die Wege geleitete Beschaffung authentischen Materials über die Lage der He»m- arbeiter abzuwarten und die Resultate der Enquejs den be- teiligten Kreise» zux Beratung vorzulegen. Euq der Frauenbewegung. Der Streit. In dein kahlen, unfreundlichen Zimmer eines einfachen, düsteren Lokals haben sich zirka 60"-70 Frauen und junge Mädchen ein- gefunden. Halb zagend traten sie herein und setzten sich an den ungedeckten Tischen. Alle sehen sie schlecht genährt aus und ärmlich I... lieber dem Ganzen lagerte eine gewisse, undefinierbare Atmo sphäre, so ein Armerleutegeruch durchströmte das Lokal. Elend und Not sprach anS jedem kummervollen Gesicht, aus der ganzen Person. Und alle hatten so etwas Ungelenkes, HülfloseS an sich... Es sind Arbeiterinnen, die die taggewohnte Beschäftigung an den Webstühlen selbst zur Maschine gemacht hat. Und mit der Dürftigkeit des Aeußeren parte sich eine gewisse Scheu. Trotzdem, eine Erregung ging durch die Versammlung, etwas Trotziges zeigte sich in der Gesamthaltung, man merkte, die Menge stand im Banne eines für den Einzelnen großen Ereignisses. Aller Augen richteten sich auf eine schlicht, aber akurat gekleidete, nicht mehr ganz junge Frau mit ernsten, fcharfgeschnittenen Gesichts- zügen. Jetzt erhebt sie sich, es wird still im Räume wie in der Kirche. Genossinnen, Leidensgefährtinnen I" so beginnt die Frau»me Rede an die Versammelten.Not, bittere Nor hat uns hier zu- sammengebracht. Das Darben find wir gewohnt, wir kennen das Leben ja nicht anders. Aber alles hat doch eine Grenze. Sind wir wirklich noch Menschen? Ich sage nein, wir find nur Sklaven. Aber dabei haben wir nicht zum Sattessen. Und nun soll«S noch schlimmer werden. Abzüge will der Herr machen. Der Meister hat es angekündigt...,(Ein dumpfes Murmeln läßt sich vernehmen.) Leidensgenossinnen, sollen wir das annehmen? Sollen wir uns noch tiefer in Not und Elend hinabdrücken lassen?*... Nein, nein I" tönt es vereinzelt aus der Versammlung..Dann müssen wir die Arbeit einstellen." sagt die Rednertn. Dumpfes Schweigen. Auf einzelnen Gestchtem prägt fich deutlich Bestürzung, ängstliche Ratlosigkeit aus. Nach einigen Sekunde» unheimlicher Stille springt ein junges, intelligentes Mädchen auf.Ja. streiken wir!" so sprudelt fie hastig hervor.Hungern verbunden mit Arbeitsruhe ist doch noch bester als Hunger leiden und fich abquälen. Was ist uns das Lehen? Nichts! Seit sechs Monaten haben wir. meine alten Eltern und ich. nichts anderes genossen al» Kaffee und Kartoffeln!"... Wir auch nicht, wir auch nicht," ruft man von verschiedenen Seiten.... Schlimmer kann dann doch nicht mehr werden. Darum wollen wir lieber streiken, als uns noch mehr Abzüge machen zu lasten. Lieber sterben, als so weiter leben."... Ja streiken,"»wir streiken", lasten sich mehrer« Stimmen vernehmen. Eine Bewegung geht durch die Menge. Nun erhebt sich eine alte Frau und winkt Ruhe... AuS ihrem gramdurchfurchten Gesicht blicken ein paar perweinte Augen. In abgeriffenen Sätzen stößt fie hervor:Macht ein Ende mit dem Elend l Gestem ist mein Kind gestorben. Allein, zu Hause. Ich mußte in der Fabrik sein, der Herr wollte eS und wir hatten Hunger. Mein Kind allein gestorben l Ist das menschlich?"... Die Frau kann nicht weiter sprechen. Schmerz und Erregung überwältigen sie. Der Bann ist gebrochen.... Streik l Streit l" ertönt e« wie aus einem Mund«. Alles springt auf und gestikuliert. Verwünschungen gegen den Fabrikanten werden kaut.... Allmählich tritt wieder Ruhe ein. Di« erste Rednerin gibt noch verschiedene Aufklärungen und läßt dann über den Streik abstimmen. Einstimmig wird«r beschlosien. ES folgen dann noch einige Ver- baltungSmahregeln: die noch nicht Organifierten lasten fich ein schreiben, dann verlassen die Arbeiterinnen da» Lokal.... In einem sashionablen Badeort weilt der Fabrikherr. Während er mit Familie einem Blumenkorso beiwohnt, wird ihm«in Tele- gramm überreicht.... Er reißt eS auf und liest. Die Zorn«»- ädern auf seiner Stirn verkünden, daß der Inhalt ihn nicht erfreut Unter heftigen Ausfällen auf die Unbotmäßigkeit des Pöbel« be- richtet er> einer Frau, daß die Arbeiterinnen wegen Lohnabzuge» streiken.» Verdammte Geschichte!".,.Die neu« V!lla muß noch au», möbliert werden und Erwin» Ehrenschulden verschlingen immer mehr.... Das muh der Abzug aufbringen. Berd..... Bande mit ihrem Streik. Aber mögen fie streuen, der Hunger wird fie schon bald zurücktreiben."... Er telegraphiert zurück:»Lohnabzug bleibt bestehen I" m. y, Versammlungen Veranstaltungen. Wilmersdorf . Freitag, den 10. Mai.»>/, Uhr. Generalversammlung im Lutsenpark, WilhelmSaue 112. Vr.-Lichterselde und Umgegend. Sonntag, den 12. Mai. Besuch der ArbeiierwohlsahrtS-Ausstelluna. Treffpunkt: Charlottenburg am Knie. Berliner - und BiSmarastraßen-Ecke, pünktlich>/,2 Uhr. Montag, den 18. Mai, 8V3 Uhr. in Gr.-Lichterfelde . Tbauffee- straße 104 hei Reisen, Monatsversammlung. Referent: Genoi'e PintS. Versammlungen. Die Arbeiter und«tbeiterinnen der Firma Bergeman« Elektrizitätswerke. Oudenarder- und Henniugsdorferstraße, ver­sammelten sich am Dienstag imKösliner Hof", um allerlei Mißstände bei der genannten Firma zu besprechen. A. Wu schick referierte. Er erklärte, daß trotz der glänzenden Geschäftslage, hohen Dividenden und dem äußeren guten Schein die Arbeiter- Verhältnisse bei Bergemann viel schlechter liegen als bei anderen Firmen. Der Lohn sei niedrig. Es gäbe Arbeiter, die nicht mehr als 37 Pf. pro Stunde verdienen und manche erhalten nur 20 Pf.»eher die Anmaßung einiger Meister und Vorarbeiter gegen die Arbeiter einerseits und ihr« tiefe Unterwürfigkeit gegen die Tir-klion andererseits wird unter den Angestellten mit der größten Verachtung und Entrüstung gesprochen. Ueberstunden. arbeit wird viel verlangt, und das größte Nebel ist. daß die Arbeiter selbst fich dazu drängen, anstatt Widerstand zu leisten und einen besseren Lohn zu verlangen. An Schutzvorrichtungen fehlt vielfach: dje japitäreg EinriHtMigep M äußerst Bwgel- hast; füx hie Bequemlichkeit der Arbeiter in der Garderobe, i« Speisesaal und im Waschraum wird nichts getan; es fehlt an Ventilation, und manche andere Mängel wurden noch ausgezählt. Die Aktionäre aber bekommen 18 Proz. Dividende und die Aktie« stehen hoch im Kurs. 3000 Personen werde« bxj der Firma vc- schäftigt, aber und das ist der Hauptgrund aller Hebel nur ein sehr kleiner Teil davon ist organisiert, die meisten halten sich der Gewerkschaft fern und haben den Schaden davon. Einige Meister verlangen sogar die Bezahlung unbrauchbar gewordener Werkzeuge, und toer sich die Zumutung gefallen läßt, muß be- zahlen, wenn auch nicht alle dumm genug sind, das unberechtigte Verlangen zu erfüllen. In dem Betriebe in der Henningsdorfer» straße liegen hie Verhältnisse noch schlechter als in der Oude- narderstraße. Die Unzufriedenheit unter den Arbeitern wird immer größer und es ist zu hoffen, daß sich genügend Angestellte der Gewerkschaft anschließen werden, damit diese sich der Sache erfolgreich annehme« kann. Die Zahlstelle Berlin des Buchbinberperbandes hielt am Mon« tag hei Buggenhogen eine Genexalbersammlung ab, die stch zu- nächst mit dem Gesdiäfls- und Kassenbericht vom ersten Quartal 1Ö07 beschäftigte. Ter Bevollmächtigte Klar gab«ine Uebcr- ficht über die Tätigkeit der Ortsverwaltung, sowie über die wichtigsten Vorgänge in der Zahlstelle und den verschiedenen Branchen. Ii, den meisten Branchen war per Geschäftsgang kein guter. In dex Etuibranche kam es bei einer Firma zu Diffe» renzen, wobei es sich wieder zeigte, wie unpraktisch eS ist, daß im Tarifvertrag dieser Branche statt eines Minimallohnes ein Durch­schnittslohn festgesetzt ist. Wird in einer Firma ein besser bc» zahlte r Arbeiter entlassen, so müssen in der Regel die Löhne der übrigen erhöht werden, um damit den Durchschnittslohn wieder zu erreichen. Da die Etuiarbeiter fast sämtlich organisiert sind, aSten sie streng darauf, daß dies auch geschieht. Wie leicht erklärlich, kommt darüber öfter zu Streitlgkeiten mit den Arbeitgebern, als wenn ein Mjnimallohnsatz bestände. In der Kartonbranche ist eine sehr rege und auch fruchtbare Agitation entfaltet worden; ebenso in der Luxuspapierbranche. Diese beiden Branchen hatten noch eine starke Zunahme von Mitgliedern zu verzeichnen. Uebcr die Firma Priester u. Co.. Luxuspapier- und Zellulotdioaren- fabrik, wurde nach sechswöchigem Streik die Sperre verhängt. Im übrigen zeigte es sich bei anderen Firmen dieser Branche, daß es durch die Organisation wohl möglich ist, auf friedliche« Wege einzelne Verbesserungen der Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu er- zielen. In der Buchbinderbranche war die agitatorisch« Tätigkeit nach der Meinung des Redners nicht so lebhaft, wie eS zu wünschen war. Sehr wichtige Fragen, die hier zu erledige» sind, werden wohl in Zukunft ein stärkeres Interesse hervorrufen. Die Mitgliederzahl der Zahlstelle betrug am Quartalsschluß 6077. Der Umstand, daß einzelne Beitragslisten nicht rechtzeitig eingereicht wurden, hat dazu geführt, daß einzelne Mitglieder zu Unrecht aus die Streichliste gekommen sind. Die Maifeier wurde, wie durch Ausgabe von Marken festgestellt ist, von 1400 Kollegen und Kolleginnen durch ArbeitSruhe be- gangen. Der Saal im Tith-Hotel mußte schon um SM> Uhr polizei­lich abgesperrt werden. Die vorjährige Aussperrung hat also nicht vermocht, die Maifeier der Berliner Buchbinder zu verhindern. Die vom BerbandSvorstand angeordnete Urabstimmung über die Einführung einer Jnvalidenunterstützung ergab innerhalb der Zahlstelle Berlin eine starte Majorität gegen diesen Unterstützung»- zweig. Bon männlichen Mitgliedern stimmten über die erste Frage: Soll eine Jnvalidenunterstützung eingeführt werden?" 618 mit ja und 980 mit nein; über die zweite Frage:Sind Sie*"it. einen erhöhten Beitrag bei Einführung der Jnvalidenunterstapang zu zahlen?" stimmten 640 mit ja und 1015 mit nein. Von den weiblichen Mitgliedern antworteten aus die erste Frage 377 mit ja und 1943 mit nein, auf die zweite 327 mit ja und 1394 mit nein. Der Kassenbericht sowie der Bericht vom Arbeitsnachweis lagen den Mitgliedern in Vervielfältigung vor. Die Abrechnung der Zentralkafle schließt mit der Bilanzsumm« von 27 356,28 M. Für Arbeitslosenunterstützung wurden an männliche Mitglieder 7139 Mark ausgezahlt, an weibliche 2083,75 M., für Streikunterstützung wurden 1542,45 M. ausgegeben, an dt« Verbandskasse gesandt 9500 M. Die Abrechnung der Lokalkasse zeigt, daß der Bestand dieser Kasse im Laufe des Quartals von 9852,86 M. auf 21 308,53 Mark angewachsen ist. Der Kassierer B Y to m S k i gab zu dem Bericht einige mündliche Ergänzungen und Erläuterungen. Auf dem Arbeitsnachweis meldeten sich im Laufe deS Quartals 584 männliche und 609 weibliche Arbeitslose. Stellen wurden ge- meldet für männliche Kollegen 408, von denen 816 besetzt wurden. für weibliche 622, von denen 386 besetzt wurden. Daß ein so großer Teil der für Arbeiterinnen vorhandenen Stellen nicht befetzt wurde. ist, wie der Arbeitsvermittler R i e g e r ausführte, hauptsächlich daraus zu erklären, daß tüchtige Arbeiterinnen nicht gern für den Minimallohn arbeiten, was nian ihnen ja auch nicht verdenken kann. Der von der Buchbinderinnung in der Herberge zur Heimat errichtete Nachweis hat keine Bedeutung gewonnen unv wird namentlich von den Arbeiterinnen streng gemieden. Die Innung?- meister selbst benutzen größtenteils den Nachweis in der Gormann- Die Bibliothek der Zahlstelle wurde, wie der Bibliothekar Schmidt berichtete, von 564 männlichen und 328 weiblichen Mit- gliedern benutzt. Der Bücherbestand ist von 1335 aus 1354 Bände Sestiegen. An Stelle eines erkrankten Revisors wurde Paul (ahn für dieses Amt gewählt.. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf den Gautag. der am Sonntag nach Pfingsten in Brandenliurg stattfindet. Nach einigen einleitenden Worten des Gauvorsitzenden L emser be» gründete Klar einen Antrag der Ortsverwaltung, wonach der Beurag der Zahlpelle Berlin zur Gaukasse von 5 Pf. pro Mitglied und Jahr auf jährlich 100 M. herabgesetzt werden sollte. Der An- trag wurde aber nach längerer Debatte abgelehnt. Weitere An- träge zum Gautag lagen nicht vor. Als Gautagsdelegierte wurde« Gerber, Lippold. stlar und Brucks gewählt. Zum Schluß machte der Vorsitzende auf die Wahlen der Delc. Eierten zum Berbandstaa aufmerksam, die am 1. Juni in vier okalen, im Südosten. Südwesten. Osten und Norden Berlins , statt. finden. Die Aufstellung der Kandidaten erfolgt in einer auß-- ordentlichen Generalverfommlung am 15. Mai im Gewert- schaftshaus. INSERATE jür die«ächste Nummer müssen spätesten» bis»Uhr nachmittag« de« vorherige» Tage» tn»n serer Gxpedttto» abgegeben«erde»...... I ». Oröfiere Anzeigen für die Sonntags* Nummer erbitten dagegen schon dt» ffreltUg nachmittag 5 Uhr, da nur in diese» Falke die Ausnahme garantiert X X X X X X werde» kann. X X X X X X