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Nr. 107. 24. Jahrgang. 3. Seilagt des Jon W Kerlim SilMIitt. Donnerstag, 9. Mai 1907. TIA Partei- Angelegenheiten. Zur Lokalliste. Auf Wunsch der Parteigenossen des Kreises Kottbus-Spremberg richten wir an die Parteigenossen Groß-Berlins und hauptsächlich an die Vereine, soweit die- selben in diesem Jahre Partien nach dem Spreewald planen, das Ersuchen, sich möglichst frühzeitig mit dem Ge- nassen Wilhelm Zachow. Kottbus, Schulstr. 4, in Verbindung zu setzen. Ganz besonders machen wir darauf aufmerksam, daß alle Anfragen betreffs etwaiger Partien an den P f i n g st f e i e r tagen sofort zu erfolgen haben. DaS gleiche gilt auch für Partien nach Buckow  (Märkische Schweiz), und sind hier alle Anfragen zu richten an den Genossen Fritz Simon, Wald-Sieversdorf, Bahnhof DamÄdorf-Münchcberg. Diejenigen Parteigenossen, welche bei ihren Ausflügen Erkner   besuchen, machen wir darauf aufmerksam, datz daZ dortige LokalK l 0 st e r h 0 f" nach der Erklärung des Inhabers der Arbeiterschaft zu Versammlungen nie zur Verfügung stehen wird, folglich ist dasselbe seitens der Parteigenossen streng zu meiden. In Niederschönhausen   steht uns das LokalLinden- garte n". Jnh. A. Stephan, Lindenstr. 43. zu den bekannten Bedingungen zur Verfügung. Wannsee  . Sonvbend, den lt. d. M., abends 8 Uhr, im Fürstenhof" Mitgliederversammlung. Die wichtige Tagesordnung bedingt vollzähliges Erscheinen. Der Vorstand. Friedrichshagen  . Sonnabend, den 11. Mai, abends Punkt S Uhr, im Restaurant Wilhelmsbad, Seestr. 45, Monatsversamm- lung des Wahl Vereins. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen Eugen Brückner überSozialgesetzgebung(Kranken- Versicherung). 2. Diskussion. 3. Bericht der Delegierten von der Generalversammlung Grost-Berlin. 4. Vereinsangelegenheiten. 5. Verschiedenes und Fragekasten. Gäste willkommen. Der Vorstand. Riederlehme-Reumühle. Den Parteigenossen genannter Orte zur Kenntnis, daß der Zahlabend am Sonnabend, den 11. d. M.. in dem bekannten Lokale stattfindet. Die Parteigenossen werden ersucht, recht zahlreich zu erscheinen, da die Broschüre:Eine Ab rechnung mit dem Reichslügenverband" verteilt wird. Der Vorstand. Spandau  . Freitag abend 8 Uhr findet bei Kumke, Schön- walderstraste 80, eine öffentliche Versammlung statt, in der Genosse SimonKatzenstein über:DerKampf um diewirt» fchaftliche Befreiung" referieren wird. Um zahlreiches Erscheinen der Frauen und Männer ersucht Der Einberufer. berliner jVadmcbten. Fort mit der Prügelpädagogik! Die Schuldeputation hat der Lehrerschaft unserer Gemeinde schulen ein Merkblatt für prügelnde Lehrer und Lehrerinnen zugehen lassen. Schon Anfang März war im Vorwärts" gemeldet worden, daß im Auftrage der Schuldeputation ein solches Merkblatt ausgearbeitet werde, und dag der neue Stadt- schulrat Fischer die Anregung dazu gegeben habe. Die Mahnung, die die Schuldeputation da an die Lehrerschaft richtet, ist leider sehr nötig. Die gesetzliche Schranke der in unseren Schulen zulässigen Züchtigung ist so schreibt die Schuldeputation durch§ 50 des 12. Titels im 2. Teil des Allgemeinen Landrechts gegeben, der lautet:Die Schulzucht darf niemals bis zu Misihand- lungen, welche der Gesundheit der Kinder auch nur auf ent- fernte Art schädlich werden können, ausgedehnt werden." Durch Ministerialerlasse sindalle allgemeinen Verfügungen, welche dem den Lehrern zustehenden Züchtigungsrechte engere Grenzen ziehen als es die bestehenden Gesetze tun," ausdrücklich auf- gehoben,um die Lehrpersonen davor zu schützen, dah sie. auch wenn eine strafbare körperliche Mißhandlung nicht stattgefunden hat, oder wenn nur ein disziplinarisch zu ahnender pädagogischer Mißgriff vorliegt, der gerichtlichen Verfolgung ausgesetzt werden." Es follte aber durch diese Verfügungen in den bis dahin für die Handhabung dos Züchtigungsrcchtes matzgebend gewesenen pädagogischen Grundsätzen nichts geändert werden. Wenn wir unter diesen Umständen auch von Anordnungen bezüglich der körperlichen Züchtigungen absehen müssen, so halten wir uns doch im Interesse der in unferen Schuldienst eintretender jungen Lehrer und Lehrerinnen für verpflichtet, auf die Ge- fahren der körperlichen Züchtigung hinzu. weisen. Die Zahl der schwächlichen, blutarmen und nervösen Kinder ist in Gemeindeschulen verhältnismäßig hoch. Eine an sich sehr mäßige Züchtigung, die einem kräftigen Knaben keinen Schaden zufügt, wird bei einem geschwächten oder nervösen Knaben schwere körperliche oder seelifche Störungen verursachen können. Nach dem Urteil namhafter Pädagogen unterbleiben in Mädchenschulen körperliche Strafen am besten vollständig. Wenn körperliche Züchtigungen von Knaben durchaus nicht zu vermeiden sind, so empfehlen sich wenige Schläge auf das Gesäß. Aber selbst diese dem geeignetsten Körperteil verabfolgte Körper- strafe kann für den Schüler aber auch für den Lehrer un- liebfame Folgen haben, wenn der Lehrer nicht die größte Ruhe und Besonnenheit beim Strafen bewahrt. Werden die be- nachbarten Stellen, die Oberschenkel oder der Rücken getroffen, so treten besonders bei mageren Kindern mit empfindlicher Haut blaurote Verfärbung der Haut mit Schwellung und tagelang be- stehende Schmerzhaftigkeit ein. Treffen die Schläge die Schulter- knochen, so kann die Schwellung und Schmerzhaftigkeit besonders groß, die Bewegung des Armes tagelang bebindert und ein An- trag auf Verfolgung des Lehrers wegen Körperverletzung die Folge sein. Bei Schlägen auf die Handfläche sind die Haut- Verfärbungen weniger deutlich, die Hemmung im Gebrauche der Hand kann aber recht erheblich sein. Auf die Hände als die Or- gane ihrer Arbeit find viele Kinder in ihrem weiteren Leben angewiesen. Auf das ernsteste muß vor Schlägen auf den Kopf und gar vor dem Stoßen des KopfeS gegen einen festen Gegen» stand gewarnt werden. Die Gehirnerschütterungen, welche danach beobachtet wurden, brauchen keineswegs sogleich nach der Züch- tigung hervorzutreten. Vielmehr kann daS Kind nach Schul» schluß noch ohne besondere Beschwerden in das elterliche Haus zurüÄehren, wo dann aber in den nächsten Stunden die An- zeichen der Gehirnerschütterung offenkundig werden. Im gün- stigsten Falle muß das Kind einige Tage daS Bett hüten und vom Arzte behandelt werden, im ungünstigsten Falle hat eine solche Mißhandlung schon den Tod zur Folge gehabt. Auch bei Streitig- leiten der Kinder untereinander können Schläge gegen den Kopf, welche die Kinder sich gegenseitig versetzen, zu GesundhcitS- störungen führen; insbesondere kann Stoßen und Schlagen gegen den Bauch gefährlich werden. Es erscheint wünschenswert, beim Unterricht auf diese Gefahren hinzuweisen. Schläge in da» Geficht geben oft zu Rasenbluten Veranlassung. Ohrfeigen können eine Zerreißung des Trommelfells. Ohrensausen. Kopf. schmerz und Schwerhörigkeit veranlassen. VieNeicht noch wichtiger find die Störungen seelischer Natur, welche man an Kindern be- obachtet hat, die von ihren Lehrern sehr streng behandelt, auch bei geringen Verfehlungen oder gar bei Minderleistungen, die durch mangelnde Begabung veranlaßt find, streng getadelt und körperlich gestraft d ürfen. Bei Kindern, d.e ei« fchwacheS Nervensystem haben, die aufgeregt, reizbar oder sehr empfindsam sind, veranlaßt eine solche Behandlung Erscheinungen schwerer Neurasthenie oder psychischer Depression, mehr oder weniger aus- gesprochener Melancholie. Es kommen alle Grade und Formen der Nervenschwäche zur Beobachtung: Kopfschmerz, Schlaflosig- keit. Zittern, übertriebene Aengftlichkett, bisweilen sogar Selbst- mord. Man sieht, daß von dem Wunsch eines völligen Ver­zichtes auf die Prügelpädagogik zunächst noch keine Rede ist. Freilich sind der Schuldeputation durch die Ministerial- erlasse die Hände gebunden. Sie kann unter diesen Umständen nicht anordnen, sondern nur mahnen. Immerhin muß aber diese an die Lehrerschaft gerichtete amtliche Mahnung zur Besonnen- heit schon als ein Fortschritt angesehen werden. Wir hoffen, daß es von hier aus gelingen wird, allmählich die Prügelpäda- gogik gänzlich aus unseren Volksschulen hinaus- zugewöhnen._ Die SänglingSfürsorgestellen der Stadt Berlin  sollen in nächster Zeit wieder um zwei vermehrt werden. Im Jahre 1S05 wurde mit den ersten Fürsorgestellen begonnen, die im Norden, im Nordwesten, im Osten und im Südosten eingerichtet worden waren. Schon im Jahre 1908 mußte dann eine fünfte er- öffnet werden, die besonders für den Gesundbrunnen   bestimmt war. Jetzt ist für das Jahr 1907 die Eröffnung einer sechsten und einer siebenten Fürsorgestelle geplant, durch die der Nordosten und Süd- Westen versorgt werden sollen. Die Notwendigkeit, die Fürsorge- stellen zu vermehren, hat sich rascher herausgestellt, als mancher der Herren von der freisinnigen Stadtverordnetenmehrheit eS erwartet hat. In der sozialdemokratischen Fraktion des Stadtparlaments war man längst darüber im klaren gewesen, wie sehr die Stadt- gemeinde mit der endlichen Einrichtung solcher Fürsorgestellen einem Bedürfnis entgegenkam. Die bisher betriebenen fünf Säuglingsfürsorge- stellen sind die folgenden: 1. im Hause Blumenstr. 78, für die Stadtbezirke 110 und 145201; 2. im Hause Elsasserstr. 27 für die Stadtbezirke 202253, 255259, 264274; 3. in der Markthalle am Arminiusplatz, für die Stadtbezirke 1114, 8148, 279304; 4. im Hause Naunynstt. 63(früher am Luisenufer), für die. Stadt- bezirke 1530 und 49144; 5. im Hause Pankstr. 7, für die Stadtbezirke 254, 260263, 275278, 305-326. In allen fünf Fürsorgestellen wird Sprechstunde an allen Wochentagen 23 Uhr abgehalten. Ueber die sechste und die siebente Fürsorgestelle werden wir Mitteilung machen, sobald sie ein- gerichtet und eröffnet sind. Dann wird auch die Abgrenzung der Bezirke, die den einzelnen Fürsorgestellen zugewiesen werden, teil- weise eine andere als bisher sein. Der Zweck der Säuglingsfürsorgestellen ist imVorwärts" oft dargelegt worden. Wir wiederholen hier das wichtigste darüber. Die Fürsorge st eilen gewähren Müttern oder Pflegemüttern unentgeltlich Rat über Wartung und Ernährung schwächlicher und kränklicher Kinder des ersten Lebensjahres. Die Leiter der Fürsorge- stellen haben schon in ihren Berichten über das Jahr 1905 sogleich übereinstimmend erklärt, daß die Frauen, die diesen Rat suchten, sich der ihnen gebotenen hygienischen Belehrung durchaus zugängig er- wiesen. In den Fürsorgestellen soll auch darauf hingewirkt werden, daß die Mütter ihre Säuglinge möglich st mit der Brust nähren. Bedürftigen Müttern, die ihre Kinder stillen möchten, aber durch Erwerbstätigkeit daran gehindert werden, wird nötigen- fall? auf Antrag des Arztes eine Unterstützung in bar(die Stillprämie") gegeben. Müttern, die nicht stillen können, und Pflegemüttern kann zubereitete Milch oder ein Nähr- Präparat eine Zeitlang unentgeltlich oder zum Selbstkostenpreise geliefert werden. Die Vergünstigungen, die in den SäuglingSfnrsorgestellen ge- währt werden, stehen allen Müttern zu, deren Bedürftigkeit anerkannt wird. Sie sind aber keine Armeuunterstützung, den Männern und Vätern bringen sie mithin keine Schmälerung des Wahlrechtes. Wir können nur immer den Wunsch aus- sprechen, daß recht viele Mütter die Säuglingssürsorgestellen auf- suchen mögen, um sich dort Rat über Wartung und Ernährung ihrer Kinder zu holen und nötigenfalls eine Unterstützung zu beantragen Der Stadtverordnetenauöschuß zur Vorbereitung der Neu- wähl eines besoldeten Stadtrats an Stelle des in den Ruhestand getretenen Stadtsyndikus Geheimen Regierungsrat Weise hat am Dienstag abend beschlossen, dem Plenum der Versammlung die Wahl des Magistratsrats Dr. Ledermann vorzuschlagen. Es soll bereits in der nächsten Sitzung Bericht erstattet werden, damit in 14 Tagen die Wahl erfolgen kann. Dr. Ledermann trat am 1. April 1894 beim Magistrat ein und wurde am 1. April 1901 lebenslänglich angestellt. In dieser Zeit war er in der Schul- dcputation, Grundeigentumsdeputation, bei der Armendirektion und im Stadtausschuß, ferner vornehmlich in Syndikats- und Prozeßsachen und seit mehreren Jahren auch als Personalienrat tätig. Ein Pfingst-Sondrrzug zu ermäßigten Fahrpreisen wird am Sonnabend, den 18. d. Ms.   von Berlin   nach dem Riesen- g e b i r g e abgelassen werden. Die Abfahrt vom hiesigen Görlitzer Bahnhofe erfolgt vonn. 7Uhr, die Ankunft in Görlitz   10.59 vorm., in Greiffenberg   12.0S;mittags, in Hirschberg 1 Uhr nachm. In Greiffenberg   Anschluß nach Friedeberg(Qu.) an 1.09 nachm., von Hirschberg nach Petersdorf(Ank. 2.06 nachm.). Ober« Schreiberhau  (3.10 nachm.), Schmiedeberg(2.20 nachm.); ab Zillerthal 2.11, an Krummhübel   2.32 nachm. Zur Ausgabe kommen Rückfahrkarten mit zweimonatiger Gültigkeit(die erst mit dem 17. Juli d. I. erlischt) Berlin  : Friedeberg, «PeterSdorf und-Schmiedeberg zum Preise von 14,10 M. (3. Kl.) bezw. 21,80 M.<2. Kl.). Der Fahrgartenvcrlauf beginnt am nächsten Montag, 13. d. MtS., auf dem Görlitzer   Bahnhofe, er wird 24 Stunden vor Zugabgang geschlossen. Zur Sicherung von Plätzen in Nichtraucher- und Frauenabteilen empfiehlt sich früh- zeitigeS Erscheinen am Zuge. Zur Bewältigung deS Pfingstvcrkehrs läßt die königl. Eisenbahn  - direktton Posen von den stark benutzten Zügen eine Reihe von Vorzügen ab, die kurz vor den Haichtzugen fahren und so die Anschlüsse auf den Zwischen- und Endstationen sicher erreichen. Wir heben die folgenden Vorzüge mit ihren Abfahrtszeiten und Ziel- stattonen hervor: ab Charlottenburg  : Nr. 3(7.58 vorm.). 16. bis 24. Mai, nach Breslau  , Kandrzin, Kattowitz  , Nr. 5(4.13 nach- mittags), 16. bis 23. Mai, nach Breslau  , Kattowitz  . Nr. 229 (8.28 abends), am 21. Mai nach Breslau  , MySlowitz, Nr. 53 (2.13 nachm.), am 17.. 18., 21. und 22. Mai nach Posen, Nr. 55 19.20 vorm.). an den gleichen Tagen, nach Polen  , Nr. 205, am 18. Mai. nach Posen; at vchlesifchen Bahnh»f: Ztr. 221 (7.08 vorm.). am 18. und 18. Mai, nach Breslau  , Nr. 223(ab 10.35 vorm.), am 17. und 18. Mai, nach Liegnitz   und Breslau  , Nr. 225(3.01 nachm.), am 18. Mai, nach Sagau, Breslau  . Nr. 227 <8.06 abends), am 18. Mai. nach Breslau  . Nr. 229(9.06 abends). am 16. bis 18. Mai, nach Breslau  . MySlowitz  , Nr. 201(7.56 vorm.), am 17. bis 19.. 21. und 22. Mai. naä) Pose«, Nr. 203(5.45 vorm.). am 17. und 18.«at. nach Posen. Der Todessprung eines unbekannten Lebensmüden erregte vorgestern am späten Abend an der Kronprinzenbrücke großes Auf- sehen. In der Dunkelheit sprang eine fremde Person von dem Brückengeländer in die Spree hinab. Trotzdem das Gewässer so- fort abgesucht wurde, konnte der Lebensmüde nicht entdeckt werden. Ob es sich um einen Mann oder um eine Frauensperson handelt, konnte infolge der bereits eingetretenen starken Finsternis nicht festgestellt werden. Bessere Unfallschutzvorrichtungcn für Bauarbeiter, diese Forderung muß immer aufs neue erhoben werden. Wieder wird uns ein Un- fall gemeldet, der nur dadurch möglich geworden sein soll, daß man nicht rechtzeitig für die nötige Schutzvorrichtung gesorgt hatte. Auf dem Neubau Königgrätzerstraße 114, den die Firma Boswau u. Knauer ausführt, wurde die Decke zwischen dem zweiten und dem dritten Stockwerk verschalt. Die Einschaler standen auf einer Rüstung, die im zweiten Stockwerk aufgestellt war. Gleich- zeitig arbeiteten im vierten Stockwerk Maurer  , aber die Decke vom dritten zum vierten Stockwerk war noch nicht hinreichend eingedeckt. Der Polier war darauf aufmerksam gemacht worden, daß dieser Zustand den unten arbeitenden Einschalern gefährlich werden könne. Noch ehe er für Abhülfe sorgte, kam es zu dem befürchteten Unfall. Als oben im vierten Stockwerk ein Brett umgekippt wurde, fielen mehrere Steine bis zum zweiten Stockwerk. Ein Stein fiel dem Einschalcr Ernst Reiche auf den Kopf und ver- letzte ihn so erheblich, daß ihm sofort das Blut über das Gesicht strömte. Auf der nächsten Unfallstation erhielt Reiche die erste Hülfe. Nachdem der Unfall geschehen war, beeilte sich der Polier, Abhülfe zu schaffen. Mit Dynamit gesprengt wurde gestern morgen im Seddinsee ein dem Schiffscigener Minack   gehörender großer Oderkahn. Das Fahrzeug, welches vor einigen Wochen daselbst gesunken war, bildete für die Schiffahrt ein großes Hindernis, weshalb eine Abteilung Gardepioniere zur Sprengung kommandiert wurde. Die Unfall- stelle war natürlich abgesperrt, und Hunderte von Zuschauern wohnten dem interessanten Schauspiel bei, das etwa eine halbe Stunde währte und mit der völligen Zertrümmerung des Fahr- zeuges endete. Durch einen Bauunfall sind gestern mittag zwei Menschen in große Gefahr geraten. In dem Eckhause Mohrenstr. 42, Ecke Mark- grafenstraße, wird ein altes Gebäude abgebrochen. Dieser Abbruch war bis zum ersten Stockwerk vollzogen worden, als aber gestern mittag die Maurer den Balkon abbrechen wollten, stürzte dieser hinab und auch die ganze Wand fiel um, wobei die Schntttnassen in die Markgrafenstraße fielen und die vor- übergehende 42 Jahre alte Arbeiterwitwe Luise Braun. wohnhaft Mnskauerstratze 46 und ihre 11jährige Tochter Erna begruben. Die schnell herbeigerufene Feuerwehr befteite beide Per- sonen und brachte sie mittels Fenerwehrwagen in die Unfallstatton Kronenstratze, wo sie verbunden wurden. Zum Glück hatten sie nur leichtere Verletzungen davongetragen, so daß sie nach Hause entlassen werden konnten. Wie uns noch mitgeteilt wurde, soll der Balkon gar nicht ab- gesteift worden sein, was bei dieser Arbeit unerläßlich gewesen wäre. Wegen eine? hartnäckigen Lungenleidens hat vorgestern abend der 23jährige Ingenieur S., der in der Schwedterstraße 4 als Aftermieter wohnte, Selbstmord verübt. Vor noch nicht langer Zeit war S. aus Ungarn   nach Berlin   gekommen und hier wunde er bald stark lungenleidend. In der Verzweiflung schoß sich der Unglückliche eine Kugel in die Schläfe, wodurch der Tod auf der Stelle eintrat. Zwei lohnende Einbruchsdiebstähle sind in der gesttiaen Nacht ver- übt worden. In der Gaslampenfabrik Anker am Rosenthaler Tor erbeuteten Einbrecher Kupfer- und Messingleitungsdrähte sowie Werkzeuge im Werte von 1200 M. Die Diebe entkamen ungehindert mit ihrer schweren Beute. Bei einem nächtlichen Einbruchsdieb- stahl in dem Damenkonfektionsgeschäft von Moses  , Rosenthalerstr. 23, stahl eine Bande für 1000 M. Blusen, Röcke und andere Damen  - bekleidungsgegenstände. Arbeiterbilbungsschule. Infolge freundlicher Einladung der Potsdamer Arbeiterbildungsschule findet am heutigen Himmel- fahrtstage ein Ausflug nach Potsdam   statt. Abfahrt früh 8% Uhr vom Wannseebahnhof nach Wannsee  , von dort zu Fuß über Moor- lake nach Potsdam  . Für Nachzügler Treffpunkt mittags 1 Uhr bei Ladcnthin, Kaiser Wilhelmstratze 33. Nachmittags Besichti- gung von Sanssouci   und Umgegend. Abends Zusammenkunft bei Ladcnthin. Um recht zahlreiche Beteiligung an diesem Ausflug wird gebeten. Straßensperrung. Die Rochstraße ist behufs Ausführung von Brückenarbeiten bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter ge- sperrt. Das Mitgliedsbuch Nr. 6502 des Verbandes aller in der Hut- fabrikation beschäftigten Arbeiter ist verloren gegangen. Der Finder wird gebeten, nähere Mitteilungen an Max Ziegler, Lindenstr. 38. gelangen zu lassen. Im Sportpark Treptow   finden heute von nachmittags 4 Uhr ab Dreistundenrennen statt. Feucrwchrbcricht. In der vorletzten Nacht entstand in der Leip- zigcrstraße durch den Brand eines AutomobiS-Omnibusses eine große Aufregung. Gegen 2 Uhr geriet das Automobil vor dem Hause Nr. 46 in Brand. Die Flammen erfaßten die Benzin- und Oel- behälter. Um die Gefahr zu beseitigen, mußte der 19. Zug kräftig Wasser geben. Der Omnibus ist stark beschädigt und muß aus dem Verkehr gezogen werden. Die Fahrgäste konnten sich sämtlich in Sicherheit bringen. Zweimal wurde Dienstagabend die Feuerwehr nach dem Exerzierplatz an der Schwedterstraße alarmiert. Erst brannte dort der Zaun und später eine alte Pappel. Die Brandstifter find entkommen. Der 9. Zug hatte in der Königgrätzerstr. 90 zu tun. Dort hatte sich Phosphor in einem Laboratorium entzündet. Ein größerer Brand wurde auS der Köpenickerstr. 37 gemeldet. Dort war abends im vierten Stock auf dem dritten Hofe in einer Goldleistenfabrik Feuer ausgekommen und hatte schnell an Ausdehnung gewonnen. ES gelang, die Flammen mit einer Dampfspritze zu löschen. Die Entstehung wird auf Fahr- lässigkeit zurückgeführt. Im ersten Stock Regentenstr. 12 brannten Möbel, Tapeten, Gardinen, Portieren, Immobilien und andere«. Ferner rückte die Wehr nach der Friedrichstr. 167, Oudenarderstr. 84, Unter den Linden 24 und mehreren anderen Stellen aus. Der Zoologische Garten ist von Herrn Rittershofer mit einer Seltenheit ersten Ranges bedacht worden. Es gelang diesem Herrn, bei seiner Rückkehr aus Samoa   von dort eine leb-nde Zahn- taube mitzubringen, die er dem Garten zum Geschenk machte. Die Zahntaube, ein kurzflügliger, starkbeiniger Vogel von der Größe unserer Ringeltaube, ist in seinem Vorkommen auf Samoa   be- schränkt und dort nur noch in wenigen Stücken vorhanden. Sic ist durch die Einfuhr der Katzen als Bodenvogel und weil schlechte Flieger dem Aussterben nahe gebracht worden. Abweichend von allen anderen Tauben, befitzt dieses Tier einen starken Haken. schnabel, mit dem es Früchte enthülst, und der ihnen einen von den Verwandten ganz verschiedenen GesichtsauSdruck verleiht. Der seltene Fremdling ist im neuen Vogelhause untergebracht. Unter den soeben im Berliner   Aquarium eingetroffenen Tier- sendungen brachte ein Transport aus den nordeuropäischen Meeren eine Anzahl Gäste, deren Ankunft für das Institut immer ge- vikermaße« ei« Ereignis bedeutet. Denn trotzdem der Hering.