|t. 108. N. Mgang.Z. KnlM des.Mmsrls" Kerlim WsdlMZMMbeud» 11. WM?.msssz.parte!- Angelegenheiten.Marienfelde. Am Sonntag, den-�. Mai, nachmittags 4 Uhr.findet eine Volksversammlung für Frauen und Männer im Lokalevon Berger statt. Reichstagsabgeordneter Genosse Fritz Zubeil hälteinen Vortrag über: Die Frau im politischen Kampfe. 2. Diskussion8. Verschiedenes. Zahlreichen Besuch erwartetDie Kreisvertrauensperson.Weißensee. Morgen Sonntag, den 12. Mai er. findet eineSgitationstour in den ländlichen Bezirken statt. Sammelpunkt früh7Vz Uhr beim Genossen Rotzkopf(früher Schmutz), König-Chaufiee 38.Zahlreiche Beteiligung der Genossen ist erforderlich. Der Vorstand.Schildow-Blankenfelde(Bezirk Niederschönhausen). Am Sonntag,den 12. Mai, nachmittags 3 Uhr, findet in Mönchsmühle bei Knappe,die fällige Wahlvereinsversammlung statt. 1. Vortragdes Genossen F. Braun über: Ist Religion Privatsache? 2. Dis-kussion. 3. Verschiedenes. Um regen und pünktlichen Besuch dieserVersammlung ersucht__ Der Vorstand.Berliner l�acbricbten.Wen» Betrunkene zur Polizeiwache gebracht werden,wird ihnen in zahlreichen Fällen eine Behandlung zu teil.die in keiner Weise gerechtferttgt werden kann und aufsschärfste getadelt werden muß. In letzter Zeit sind unswiederholte Fälle mitgeteilt worden, in denen Betrunkene,die von Schutzleuten arretiert worden waren, in der schlimmstenWeise zugerichtet worden sind. Der Polizeisäbel scheint alsdas geeignetste Mittel erachtet zu werden, einem Menschen,der infolge übermäßigen Alkoholgenusses seiner Sinne nichtmächtig ist, auf die Beine zu Helsen. So wurde uns mitgeteilt,daß vor einigen Wochen Polizeibeamte am Grünen Wegeinen Betrunkenen mit dem Säbel schwere Verletzungen bei-gebracht hätten. Die Beamten mögen angenommen haben,daß der Arrestant sich seiner Verhaftung widersetze undihnen nur noch die Zuflucht zum Säbel übrig blieb. AmHimmelfahrtstage scheint sich ein ähnlicher Vorfall zu-getragen zu haben, über den eine Korrespondenz wiefolgt berichtet:„Von der blanken Waffe mußte(I) einPolizeibeamter am Nettelbeckplatz Gebrauch machen. DerMaurer Walter Furtenge, Pappel-Mee 76, befand sich inangeheiterter Stimmung und hatte Lärm verursacht. Als ihnein Schutzmann arretieren wollte, machte er diesem großeSchwierigkeiten, sodaß sich der Beamte schließlich veranlaßtsah, blank zu ziehen. Er versetzte dem Arrestanten mit demSäbel einen tiefen Stich in den Unterarm. Auf der Unfall-station in der Lindowerstraße erhielt F. die ersten Not-verbände."Mitteilungen ähnlicher Art gehen fast jede Woche durchdie Presse und uns will scheinen, als ob die Handhabung desPolizeisäbels— wenn überhaupt— Betrunkenen gegenüberam allerwenigsten angebracht ist. Es erscheint dringendwünschenswert, daß der Polizeipräsident über die Behandlungvon Betrunkenen durch Schutzleute eine Anweisung ergehenließe, die Betrunkene vor dem Polizeisäbel und seinen Lebenund Gesundheit gefährdenden Folgen bewahrt.Aus dem Polizeigewahrsamwar am 2. Februar ein Arbeiter W e i n h e u b e l als krank an dasVirchow-Krankenhaus überwiesen worden. Der Polizeiarzt hatte beiW. ein inneres Leiden festgestellt, als aber W. am 3. Februar imKrankenhause ge starben war, wurde in der Obduktion einSchädelbruch an ihm entdeckt.Im„Vorwärts" wurde damals(in Nr. 3S) über dieses Vorkommnis berichtet. Um die wünschenswerte Aufklärung herbei-zuführen, übergaben wir die Angelegenheit so der Oeffentlichkeit,lvie sie uns dargestellt worden war. Wir teilten mit: Weinheubel seiam 1. Februar abends beim Schneeschippen in der AndreaSstratzeüberfahren worden, man habe ihn nach der Unfallstation amGrünen Weg gebracht, von dort sei er aber als unverletzt fort-geschickt worden; nachher sei er von zwei Schutzleuten des95. Polizeireviers(Bureau: Frucht- und Müncheberger-stratze) auf der Stratze aufgefunden und für krank ge-halten worden, man habe ihn nach derselben Unfallstationgebracht, der Arzt habe aber gesagt, Weinheubel sei nur b e t r u n k e n.man solle ihn sich ausnüchtern lassen; von den Schutzleuten seigeantwortet worden, da müsse W. nach dem Polizeigewahrsamgeschafft werden, und sie hätten darauf sich mit ihm entfernt; amanderen Tage sei dann W. vom Polizeipräsidium an das Kranken-Haus abgeliefert worden, wo er am nächstfolgenden Tage gestorbenund nun ein Schädelbruch festgestellt worden sei. Wir fügtenhinzu: es entziehe sich unserer Kenntnis, ob W. von den Schutz-lenten, denen er auf der Unfallstation als nur betrunken bezeichnetwurde, sogleich in polizeilicher Obhut behalten oder einstweilenwieder noch sich selber überlassen worden sei.Wegen der Veröffentlichung dieser Angaben_ wurden wir vonbürgerlichen Blättern in üblicher Weise mit einem Schmutzkübelvoll Schmähungen überschüttet. Zwar mußten diese Blätterden von uns vorgetragenen Sachverhalt bestätigen!Aber dessenungeachtet zeterte die„National- Zeitung". � dasei wieder einmal„in frivolster Weise gegen die Behördengehetzt" worden, tobte die„Post", hier handle es sich um ein neuesBeispiel der„systematischen Hetze der Sozialdemokratie gegen diePolizei", schwindelte das Stöckersche.Reich", der„Vorwärts" habe„g e l o g e n". Das Stöcker« Blättchen fügte hinzu,„durch Be-kundungen dreier Aerzte stehe fest", daß W.„beim Anfahren durchden Wagen einen Schädelbruch erlitten" habe. Die Behauptung, daßdas„feststehe" und von.dreiAerzten"bekundetwordensei, war das einzigneue in dem keifenden Geschimpfe, mit dem die bürgerliche Presseuns geantlvortet hatte. Wir mutzten uns einstweilen damit bescheiden, daß der Schädelbruch nicht nur dem Polizeiarzt unddann zunächst auch den Krankenhausärzten unbemertt ge-blieben, sondern sogar dem Unfall st ationSarzt entgangensei. der doch die Pflicht hatte, an dem Verunglückten ganzbesonders griindlich nach etwaigen Verletzungen zu forschen.Uns war zwar nicht klar, waS all' diese Aerzte nach-träglich über einen Schädelbruch„bekundet" haben konnten, dervorher von allen miteinander nicht erkannt worden wäre. Aberwir enthielten uns jedes Urteils hierüber und warteten das Er-gebnis der Untersuchung ab.Natürlich mußte ja gegen den Kutscher vorgegangenwerden, der den Unglückswagen geführt hatte. In seinem Berseinwurde die Leiche ausgegraben und noch einmal obduziert, und eSwurde dann eine Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung gegen ihneingeleitet. Nunmehr liegt das Ergebnis vor: das Verfahrenist singest eilt worden, und zwar wegen mangelnden Be-weises. Datz der Kutscher den Arbeiter überfahren hat, steht fest undist durch Augenzeugen bewiesen; der Kutscher selber, der sofort durchdie Polizei festgehalten wurde, hat das auch dem Untersuchungsrichterselbstverständlich ohne weiteres zugegeben. Der Beschlutz, dennoch nichteinmal Anklage zu erheben und das Verfahren ohne weiteres einzu-stellen, stützt sich wohl auf die Annahme, daß W. sich seinenSchädelbruch anderswo geholt haben kann. Auchaaä> dieser neuesten Wendung der Dinge wollen wir uns noch jedesUrteils über die rätselhafte Angelegenheit enthalten und zunächst malden zweiten Schnuitzkübel abwarten, den die bürgerliche Presse überuns ausleeren wird._Vom prächtigsten Wetter begleitet war der Himmelsfahrtstag.Die düsteren Wolken, die sich mittags drohend am Himmel zeigten,zogen vorüber, ohne die herrliche Witterung zu beeinträchtigen.In der engeren und weiteren Umgebung Berlins herrschte natur-gemäß ein außerordentlich starker Ausflüglerverkehr. Der weitausgrößte Teil der Bevölkerung Grotz-Berlins war hinaus ins Freiegewandert. Schon in den frühesten Morgenstunden waren die Vor-ortszüge überfüllt. Wie an jedem Himmelfahrtstage, so fandenauch am Donnerstag wieder die üblichen Herrenpartien in großerZahl statt. Unzählige Vereine hatten gemeinsame Ausflüge unternommen und in den Forsten der Umgebung herrschte ein lebhaftesTreiben. Auch der Besuch der Friedhöfe war ein außerordentlichstarker. Sowohl die Verwaltung der Eisenbahn wie auch diejenigender Straßenbahnen hatten alle nur möglichen Vorbereitungen zurBewältigung des gewaltigen Verkehrs getroffen. Am Tage ginges einigermaßen, aber abends bei der Heim Beförderung der Aus-slügler konnten die gebotenen Verkehrsmittel dem Andrang desPublikums nicht standhalten. Das Blütenstädtchen Werder hatteeinen so starken Besuch aufzuweisen, wie dies bisher selten derFall war. Den dortigen Restaurateuren war es teilweise nichtmöglich, den ungeheuren Anforderungen gerecht zu werden. Aberauch an vielen anderen Ausflugsorten wurden die Wirte, trotzdemsie sich vorbereitet hatten, durch den unerwartet starken Ansturmder Gäste in Verlegenheit gebracht. Auf den Gewässern hatte sichein ungemein starker Ruderer- und Seglerverkehr entwickelt, unddie üblichen Bootsunfälle blieben auch gestern nicht aus.Der Maxim-Schwindel hat jetzt seinen Mittelpunkt in Berlin,nachdem die Polizeibehörde dem berüchttgten„Professor Maxim" inLondon das Handwerk gelegt hat und ihm dort der Boden zu heitzgeworden ist. Die Maximsche Wahrsagemaschine, eine Drehscheibe,die auf Bleistiften ruht, wird von Berlin aus zum Preise von 3 M.(bei einem wirklichen Werte von etwa 10 Pf.) vertrieben. DieserDrehscheibe wird von den Verkäufern nachgerühmt,„daß sie Bot-schaffen der Geister bringt, Fragen beantwortet, Ratschläge erteilt.Mut einflößt(!), doch auch Vorwürfe macht(I I), da sie weder Personnoch Rang achtet". Die Berliner Nachfolger des englischen Gaunersbieten auch noch ein zweites Wahrsage-Jnstrunient an, eine Kristallkugel,„deren Anblick im Hirn die Gabe des Hellsehens erweckt und Dingeschauen läßt, die sich zur selben Zeit an anderen Orten, selbst inweiter Entfernung begeben". Spärere Anfragen sollen gewöhnlichdie Richtigkeit des Geschehenen ergeben. Für diese Kugel lassen sichdie Spekulanten auf diejenigen, die nicht alle werden, nicht wenigerals 5 M. bezahlen, dafür kann die Wunderkugel allerdings, wie sieankündigen, auch als Briefbeschwerer benutzt iverden.Wie Kommerzienrat Bolle für seine jugendlichen Angestelltensorgt. Man schreibt uns: In dem hochherrschaftlichen VorderhauseHabsburgerstraße 11, in nächster Nähe des Winterfeldtplatzes, be-findet sich ein aus vier Räumen bestehender Keller, der auf Polizei-liche Anordnung nicht für andere Zwecke als für Lagerzweckebenutzt werden darf, da er wegen seiner Feuchtigkeit zum dauern-den Aufenthalt für Menschen ungeeignet ist. Für die Haus-besitzerin war diese Polizeiverfügung eine fatale Geschichte. Trotz-dem hat sie es fertiggebracht, aus dem feuchten Keller, ohne daßer zu Lagerzwecken verwendet wird, Kapital zu schlagen und ihnzur ständigen Benutzung durch Menschen zu vermieten. IhrHelfershelfer bei diesem menschenfreundlichen Bestreben ist keinanderer als der Kommerzienrat Bolle. Bereits seit dem 1. Ok-tober 1996 bildet der Keller eine Sammelstelle für alle diejenigenjugendlichen Angestellten d�r Bolleschen Meierei, welche in jenerGegend wohnen und ebcndort die Milch ausfahren. Von morgens4Mt Uhr an versammeln sich hier etwa 59— 69 Bollemädchen undBollejungen, unter Aufsicht eines älteren Kontrollbeamtcn, auf dereinen Seite die männlichen, auf der anderen die weiblichen Per-sonen. Nur ein Abort ist für beide Geschlechter vorhanden. Alsvor mehreren Jahren darauf aufmerksam gemacht wurde, datz diejugendlichen Angestellten Balles im Winter so sehr dürftig ge-kleidet gingen, tat Herr Bolle sehr entrüstet und zählte in einerseiner beliebten„Berichtigungen" alle die Wohltaten auf, die ergerade für diese jungen Leute übrig habe. Nennt KommerzienratBolle es auch eine Wohltat, wenn er Menschen, und noch dazujunge Menschen, für die mit besonderer Liebe gesorgt werden soll,zum längeren Aufenthalt in einem Keller zwingt, den die Sanitäts-Polizei für den menschlichen Aufenthalt gesperrt hat? Es ist nichtunmittelbar nötig, daß man in solchem feuchten, gesundheitsschäd-lichen Räume schläft, um sich eine schwere Krankheit zu holen.Dazu kann schon der stundenlange bloße Aufenthalt genügen, unddie Bolleschen Angestellten halten sich hier'vis in den Nachmittaghinein auf. Dem Herrn Kommerzienrat ist also offenbar gestattetworden, was man einem gewöhnlichen Geschäftsmann höchstwahr-scheinlich verboten hätte. Ist der Keller noch feucht und somitgesundheitsschädlich, was er nach der Auskunft von Hausbewohnernnach wie vor sein soll, so mutz Herr Bolle schleunigst genötigtwerden, an anderer Stelle etwas teurer zu mieten und etwas besserair seine jugendlichen Angestellten zu sorgen.Auf dem Müggelsee gekentert sind am Himmelfahrtstage zweiRuderboote. Durch zwei Rettungsdampfer wurden von den16 Insassen, die ins Wasser fielen, 15 gerettet, während einer seinLeben einbüßte.— Auf den Grund geraten ist am gleichen Tageder Dampfer„Woltersdorf" in der Nähe der Ruderstation Erkner,und alle Anstrengungen, das Fahrzeug wieder flott zu machen,waren vergeblich. Unter den 69 bis 79 Passagieren, die an Bordwaren, herrschte Erregung und große Entrüstung. Ruderer mutztendie Leute an Land setzen, der Dampfer blieb liegen.Ermäßigte Eintrittskarten zur Sezession(25 Pf. statt 1 Mk.)an allen Tagen ohne Beschränkung gültig, stehen den Gewerk-'chaften im Bureau des„G e w e r k sch a f tS h au s es" zur Ver-'ügung. Diese Karten werden nur an legitimierte Beauftragte>er Organisationen abgegeben.Die Betriebsstörung bei den Berliner Elektrizitätswerken amMittwoch abend hat besonders auf die Geschäftswelt erheblich ein-gewirkt. In dem Teil der Leipzigerstraße zwischen Charlotten-tratze und Spittelmarkt, in dem ganzen Teil der östlichen Friedrich-tadt und in Moabit erloschen die Bogenlampen der Straßen-beleuchtung und das goldene Flimmern der Kronen und Glüh-lampen in den Häusern machte undurchdringlichem Dunkel Platz.Nur die großen Hotels und Warenhäuser, die ihr Licht aus eigenenelektrischen Zentralen beziehen, prangten in unverminderter Hellig-keit. Dazu kam, daß in vielen Lokalen Gaslicht als Reserve-beleuchtung vorhanden war, so daß in diesen Fällen die Kalamitätnicht von langer Dauer war. Am schwersten äußerte sich dieStörung in der königlichen Oper: Die Vorstellung der„Salome"von Richard Strauß mußte, da die Bühne und der dichtgefüllte Zu-chauerraum plötzlich im Dunkeln lagen, abgebrochen werden. Sogut man konnte, strebte man den Ausgängen zu, den Weg not-oürstig durch Streichhölzer und Wachszündhölzer erhellend. DerMangel einer Reservebeleuchtung im Opernhause machte sich amMittwoch abend doppelt unliebsam bemerkbar.Nicht minder kritisch war die Situation in den Waren- undGeschäftshäusern, wo die versagende elektrische Beleuchtung durchkein anderes Licht ersetzt werden konnte. Die ganze Stratzengegendam Dönhoffplatz lag in tiefem Dunkel— ein Berlin„bei Nacht",wie eS sich die reaktionärsten Gemüter nicht dunkler vorstellenkönnen. Wo nicht das Gaslicht sofort als Retter in der Not beider Hand war, beeilte» sich tausend flinke Hände, eine notdürftigeErhellung durch Kerzen herzustellen. Das kauflusttge Publikum,das die mattbeleuchteten Räume füllte, wurde höflichst ersucht, dasLokal zu verlassen. Kleinere Geschäfte schlössen kurzerhand. Vorden Portalen und Türen standen Hunderte von Menschen, diekeinen Einlaß erhielten. Der Schaden, den viele Geschäftsleutedurch das plötzliche Versagen des elektrischen Lichts erleiden, istganz beträchtlich, da gerade am Vorabend von Himmelfahrt einbesonders kauflustiges Publikum die Straßen füllte.Ucber die Ursache der Störung teilt die Direktion der B. E.-W.folgendes mit: In der Zentrale Moabit entstand am Mittwochabend 8 Uhr an den Hauptsammelschienen, wo hochgespannterStrom an die Unterstation Markgrafenstratze geleitet wird, einDefekt, indem ein Kabelschuh durchbrannte. Infolgedessen konntedie Unterstation Markgrafenstraße keinen Strom erhalten. Diebeiden Nachbarstationen in der Alten Jakobstraße und Mauerstraßesprangen zu Hülfe, um die Konsumenten der Station Markgrafen-stratze, zu der auch das königliche Schauspielhaus und die Oper ge-hören, mit Strom zu versehen. Dadurch wurden diese beidenStationen natürlich sehr überlastet, infolgedessen schmolzen dieSicherungen in den Verbindungsleitungen der Stationen durch,und zwar an all den Punkten in den Straßen, wo Kabelkastenliegen. Nun kam es darauf an, diese Sicherungen so schnell wiemöglich durch neue zu ersetzen. DaS nahm geraume Zeit in An-spruch, und währenddessen konnten die Konsumenten kein Lichterhalten. Nachdem die Sicherungen wieder hergestellt wordenwaren, konnte die volle Stromabgabe zwischen 11 und 12 Uhrwieder aufgenommen werden.Die ganze Störung konnte sich nur deswegen auf ein verhält-nismätzig so ausgedehntes Gebiet erstrecken, weil gerade jetzt dieStation Markgrafenstraße, die früher Dampfzentrale und Unter-station war, im Umbau begriffen ist. Sie soll jetzt nur noch alsUnterstation dienen und ist als solche von der Zentrale Moabitabhängig. Dazu kommt, daß jetzt die B. E.-W. infolge des Vertrages mit der Stadt erhebliche Vergrößerungen und Umbautenihrer Werke bornehmen._Ein Großfeuervon großer Ausdehnung beschäftigte am Himmelfahrtstage dieBerliner Feuerwehr von früh bis spät in der Mühlenstratze gegen-über dem Schlesischen Güterbahnhof. Dort stand der große Speichervon R. Riedel, Mühlenstt. 73/77, unmittelbar an der Spree inFlammen. Dieser Speicher, der schon einmal von einem großenFeuer betroffen wurde, enthält mehrere Betriebe in verschiedenenGebäuden. Das Hauptgebäude ist ein mächttger Bau von etwa199 Meter Länge. In diesem, und zwar im zweiten Stock, soll derBrand kurz nach 7 Uhr durch Unvorsichtigkeit ausgekommen sein. Nachden Angaben der Arbeiter, die dort ftüh mit Reparaturarbettenbeschäftigt waren, ist das Feuer durch Ueberkochen von Lack in einemRaum der Pappenindustrie Gesellschaft m. b. H. ausgekommen. DieFlammen erfaßten Lacke und Pappen. Mit rasender Geschwindigkeitnahm das Feuer, genährt durch die Pappen, Kartonschsw., eine solcheAusdehnung an, daß die Arbeiter und Arbeiterinnen sich nm durcheilige Flucht in Sicherheit bringen konnten. Als die telephomschbenachrichtigte Feuerwehr an der Brandstelle erschien, stand IberDachstuhl des Hauptgebäudes schon in Flammen. Es wurde deS-halb an alle Wachen„Mittelfeuer" gemeldet. Der Brand-direktor Reichel erschien sofort mit mehreren Zügen undließ nun„Großfeuer" melden. In kurzer Zeit war mit Ausnahmeder Züge 12, 13, 14, 15 und 16 von der 4. Kompagnie die gesamteFeuerwehr zur Stelle. Mit 24 Rohren, davon 7 B- Rohren, wurdeWasser gegeben. Drei mechanische Leitern wurdm auf dem Hofebenutzt, um von außen an den Brandherd zu kommen. Die Hitzewar enorm, besonders im Zentrum. Die Zwischendecken und Wändestürzten infolge der Hitze ein und das isoliert an der Straßestehende Wohnhaus fing ebenfalls Feuer. Der Anblick des brennendenSpeichers war um 9 Uhr ein großartiger. Die brennenden Pappenflogen weithin durch die Lust und bildeten keine geringeGefahr für die umliegenden Gebäude und die Mann-schasten der Feuerwehr. An mehreren Stellen, u. a. auf demSchlesischen Bahnhof sowie in der Mühlenstraße 11 und 12 zündetedas Flugfeuer. Dort; brannten eine Lowrh Heu, ferner Säcke.Kohlen, ein Baum u. a. Mehrere große Kähne mußten schleunigstihre Ankerplätze verlaffen. Sie waren kaum abgeschwommen, alsein großer Teil des Speichers nach der Spree zu einstürzte undzwar gerade an der Stelle, wo noch kurz vorher die Kähne vorAnker gelegen hatten. Auch der für den Transport von Lastenauf dem Hofe am Gebäude angebaute Fahrstuhl stürzte gegen9 Uhr in sich zusammen. Um diese Zeit stand derDachstuhl, sowie das zweite Stockwerk des Speichers schon voll-ständig in Flammen. Vom Mittelbau brannte der zweit« Stock.Die Treppen im rechten und linken Flügel waren nicht mehr zubegehen und eS lag die Gefahr nahe, daß der Dachstuhl deS vorderenWohngebäudeS in Flammen aufging; er brannte schon an mehrerenStellen. Noch größer war die Gefahr für einen angrenzenden Neu-bau. Dieser überragte mit seinem mächttgen Gebälk den brennendenSpeicher, das aber zum Glück nicht vom Feuer erfaßt wurde.Ein Dutzend Rohre von Dampfspritzen hielten an dieser ge»fährdeten Stelle das entfesselte Element auf. Auch von derentgegengesetzten Seite war die Feuerwehr wirksam bor-gegangen, so daß man von drei Seiten unausgesetzt riefigeWassermengen in die Gluten gespritzt wurden. Nur von der Wasser-eite aus konnte die Feuerwehr nicht an den Brandherd heran. DerSpeicher steht unmittelbar hart am rechte» Ufer der Spree ganz inder Nähe der Oberbaumbrücke. Ein Spritzendampfer hätte w diesemFalle recht gute Dienste leisten können, besonders wegen der großenLeistungsfähigkeit eines solchen FährzeugeS. Die Löschung waruuter diesen Umständen keine leichte Arbeit. Der günstige Umstand,daß das Feuer ftüh am Tage auskam, wurde durch andereungünstige wieder aufgewogen. Trotzdem gelang eS der Wehr i«verhältnismäßig kurzer Zeit daS Feuer in ihre Gewalt zu bekommen.Als in Vertretung deS beurlaubten Polizeipräsidenten v. BorrieSGeheimer Ober-RegierungSrat F r i e d h e i m an der Brandstelle er»chien, war die Macht des Feuers schon gebrochen, wenn auch dieFlammen im Mittelbau noch hell emporloderten. Die Brandstellewar von der Schutzmannschast vollständig abgesperrt. In der Mühlen-tratze ruhte der Verkehr. Die Oberbaumbrücke und das Gröben-Ufer war von Zehntausenden von Menschen besetzt, die bis zumAbend ausharrten. Das Schauspiel war für viele neu, schön undbillig. Der Schaden ist natürlich bedeutend. Was in demSpeicher von den Flammen verschont geblieben ist, hat durchHitze, Rauch und Wasser gelitten. Am meisten hat die Pappen»industriegesellschaft, dann die Wäscherei von Hoechst(Jnh. A. u. R.Vetter), die erste Berliner Wäschemanufaktor von Franz Wagner,die Wäscherei von Siegfried und eine Maschmenfabrik zu leiden ge-habt. Der Schaden soll aber durch Versicherung gedeckt sein.Personen haben bei dem Brande keine Verletzungen davongetragen.Eine Dampfspritze blieb auf der Fahrt nach der Brandstelle unter-wegs liegen infolge eines Radbruchs. Die Besatzung konnte sich nochdurch Abspringen retten._Ein schwerer Automobilunfall hat sich Donnerstag nachmittagin der Müllerstraße zugetragen. Ein Privatautomobil, in dem sichProfessor Stratzmann befand, fuhr den Arbeiter Friedrich Tetzlaff,Gerichtstr. 72 wohnhaft, um und schleifte ihn ein Stück mit.Pros. St. brachte den Schwerverletzten in dem Kraftwagen sofortnach der Unfallstation 5 und von dort nach seiner Wohnung.