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Nr. 290.

Grscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Biertel­fährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich as Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue belt" 10 Pig. Post- Abonnement: 8,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Desterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Musland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Bost- Beitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.

Vorwärts

9. Jahrg.

Snfertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins: und Versammlungs Anzeigen 20 Pig Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ift an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonu und Festtagen bis 9 Uhr Vor: mittags geöffnet.

Fernsprech- Aurding 3mt I, Nr. 4186.

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Parteigenossen!

Sonnabend, den 10. Dezember 1892.

Der bisherige Kassirer der Partei, August Bebel  , hat sein Umt niedergelegt und ist dasselbe auf den nengewählten Kassirer

ausschließlich an

Albin Gerisch

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

rüdjich tsloser als seine Genossen um ihn herum, deshalb hatte Spekulation ist Beherrscherin der Welt geworden. Nichts er den größten Erfolg, wurde er der reichste Mann der Welt auf gilt ihr gegenüber die Arbeit der Massen. Eine einzige seinem Felde. In seinen Händen wurde alles zur Spekulation, groß angelegte Spekulation vernichtet die Arbeit von Geld, Zugend, Ehre, Menschen. Er spielte und spielte fort Millionen Individuen. Die Jagd nach dem Mammon ist mit einer Gewiffenlosigkeit, der gegenüber das Wort Ver der Leitsteru unserer Kapitalistenhechte geworden. brechen" noch einen Ehrentitel bedeutet..

Da quälen sie sich unausgesetzt ab, wie sie die Profits übertragen. Es sind deshalb von jeht ab alle Geldsendungen Seine Laufbahn begann damit, daß er eine Eisenbahn be- rate ste igern können, ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der oder Anfragen, welche sich auf Rassenangelegenheiten beziehen, stahl und dadurch vernichtete, nicht ganz auf gefeßlichem Wege Menschheit, ohne Rücksicht auf das unvermeidliche Glend, zwar, aber doch innerhalb der Grenzen des tapitalistischen das jede unvernünftige und übertriebene Spekulation in Moralkoder. Allzu schwere Vergehen gegen das Eigenthumis- Gestalt von Krisen, Preisfällen, Arbeitsstockung und Ver recht ließen sich ja allenfalls mit Geld, dem Zaubermittel armung der Massen nach sich ziehen muß, und jetzt sind sie unferes Jahrhunderts, hinwegamputiren. So zahlte auch in ihrem blinden Tasten bei den Kartellen glücklich an­Gould, um dem Gefängnisse zu entgehen, 36 Millionen von gelangt, die nichts weiter sind, als eine neue Form für das alte Wesen, für die Spekulation. seinem Raube als Bestechungsgelder heraus.

zu richten.

Albin Gerisch,

Berlin   SW., Kazbachstr. 9, 1 Treppe

Die Genossen werden dringend ersucht, auf diesen Adressen­techfel genau zu achten und bei ihren Sendungen sich danach

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au richten.

Mit fozialdemokratischem Gruß Berlin  , den 6. Dezember 1892,

Der Parteivorstand.

Das System Gould.

System Gould.

Das war schmerzlich, aber zu verschmerzen. Hatte er doch jest, was er brauchte, um den Kampf ums Dasein mit seinen Genossen aufnehmen zu können, Geld, den Hebel zu feinen späteren Erfolgen.

der Unternehmerklasse hindurch. Sie ist ihr zur Lebens­Die Spekulation schimmert durch alle Handlungen gewohnheit geworden, sie ist die Triebfeder in der heutigen Gesellschaft.

Bei seinem Tode hinterläßt er ein Vermögen von Naive Leute stellen sich auch heute noch den Gang der eindreiviertel Milliarden wart. Das ist in einem fapita Volkswirthschaft so vor, als sei er das Resultat des Thuns listisch so hoch entotdelten Lande wie Amerika  , wo die und Lassens aller Einzelindividuen, der Gemeinden, des Millionärzüchteret im Großen vor sich geht, eine beachtens Volkes, ja in legter Linie aller Kulturnationen, und als werthe Ericeinung. Vollbrachte der Mann doch ein Wert, sei der Staat, als oberster Hüter der Ordnung und Wohl­wozu hier zu Laude, bei unseren Gelddynastien, den Roth- fahrt, allein im Stande, durch Verwaltung und Gesez schild's, Hirsch's u. s. w., ein sehr ehrwürdiges Alter nöthig gebung einen erkennbaren Einfluß auf den Gang der Bolts­teit die zoumeit des tapitalistischen Ausbeutungs­Der Tod desjenigen on her face personlich ist, in ein paar Jahren. Forscht man nach den Gründen dieser auffallenden Er- wirthschaft auszuüben, sie zu kontrolliren und, je nach ben Jay Souto, läßt den Blick unwillkürlich wieder auf die bahn- Systeme, er verrichtete niemals selbst stulturarbeit. Er ließ haben. Heute ist ihm diese Eigenschaft längst entwunden. fafuis am deutlichsten illuſtrict hat, des Spekulanten scheinung, hier sind sie. Er, der Besiger so großer Eisen- gemachten Wahrnehmungen, zu reguliren. Selchen Einfluß mag der Staat eheden wohl gehabt grossamen Irrthümer der Kapitalistenweltordnung, auf andere seine Bahnen unen und hatten sie sie gebaut, hatten Ge Verderblichkeit ihres Wirthschaftssystems fallen, auf das Millionen von Menschen ihre Intelligenz, ihre Arbeits: Nicht der Staat regulirt den Gang der Volkswirth­traft, ihr Vermögen daran, gegeben, um das Kulturwerk zu schaft, sondern die großen Kapitalmagnaten beeinflussen und Gewiß, der Mann Gould, der kühnste aller geit vollbringen, so kam er, der Mächtigere, und eignete sich kontrolliren fie. Und diese Beeinflussung der Volkswirth­genössischen Spekulanten, verkörpert ein Syſtem, so grau- auf dem Wege der Börsenspekulation Das Wert der anderen schaft entzieht sich der äußeren Beobachtung, indem sie den sam, wie es die Phantasie eines Dante sich nicht hätte an. Daß er dies vermochte, daran trägt die seichte Moral, nimmt und nunmehr ungestört ganzen Ländern den nach­Schein der natürlichen Entwicklung der Verhältnisse an­Was sind seine Schrecken der Hölle die lage Gesetzgebung, kurz die ganze Einrichtung des nimmt und nunmehr ungestört ganzen Ländern den nach­gegen jenen unendlichen Leidensweg, den die Menschheit, Kapitalistenstaates, gleichmäßig bei; sind doch alle diese baltigsten Schaden zufügt. die arbeitende, unter der kapitalistischen   Zuchtruthe Dinge nach den Bedürfnissen der Besitzenden zugeschnitten! Erden zu durchwandern hat? Das von Arbeitern, den geistigen wie den physischen, Lohnstlaven, dem Kapitalismus   angewendete Raubsystem macht aus den das ist das große Geheimniß der Erfolge Gould's. Sitten und Gewohnheiten gestatteten ihm, eine Bahn die gegen die andere auszuspielen, unbekümmert um das Wohl Es fordert seine Opfer, unerbittlich, brutal und mit zum Bewußtsein ihrer Menschenwürde kommen, die heute des Landes, den Blick unverwandt auf den Geldbeutel ge- stets wachsendem Wolfshunger. mit ihrer Arbeitskraft zugleich ihren Körper, ihre Freiheit, richtet, bis er schließlich in den Besiz jenes gewaltigen Immer zügelloser, immer unerträglicher sind die Jrr­einen unantastbaren Anspruch hat. verkaufen, worauf der Mensch nach den Naturgesezen Bahnnetzes gelangte, das ihm die Früchte des Arbeits- thümer und Mißbräuche des Systems Gould, das mit seiner ertrages von Millionen arbeitender Individuen mühelos in tulturwidrigen Arbeitsmethode gegen die Gesetze der Natur Gehen wir uns das System Gould an. Was that der den Schooß warf. So ward der Milliardär, indem er die und die Sagungen der Humanität wüthet und der Mensch­Mann, der in knapp drei Jahrzehnten aus einem mittel- Segnungen der Kultur in den Dienst seines Geldsackes heit die Ede zur Hölle macht.

ausmalen tönnen.

schon auf

alles

Farmerssohn zum Besizer eines 20 000 Kilometer umfassenden Gisenbahnnekes, dessen Herstellung über 2 Milliarden Mark geloftet hatte?

wandelte den Segen der Maschinen in Fluch. Und hierin liegt zugleich die schärfste Verurtheilung des Systems Gould,

der kapitalistischen   Weltbeglückungs- Theorie.

Man findet dieses System, wenn auch im Kleinen, bei uns Eine solche Kapitalswirthschaft war das System Gould. allenthalben wieder. Auf Schwächung der Volkskraft und Ausraubung des Nächsten ist es begründet.

Das Spekulantensystem muß fallen, noch ehe es den Höhepunkt der Finsterniß erreicht. Soust: reißt es die Blüthe der Völker in den Abgrund.

Die Frage ist nicht mehr: Wie lange noch will die Menschheit das Joch tragen, das ihr eine Handvoll Egoisten aufgebürdet hat, nein, wie lange noch tann sie es

Arbeitete er im Schweiße seines Angesichts, machte er Was der Amerikaner im Großen that, das thun unsere die Stultur fördernde, bahnbrechende Eutdedungen? D nein! Kapitaliſten im Kleinen. Sie erseyen alle die ehrliche Ar­Er spielte. Das ist alles. Und weil er verwegener spielte, beit durch Spekulation. Die nerven- und finutigelude tragen?"

Feuilleton.

Nagbrua verboten.)

Bel- Ami. Roman  

von Guy de Maupassant  .

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ein und suchte etwas Geld zu sparen, um bei seiner Ver mählung nicht ganz ohne jeden Pfennig zu sein. Er wurde ebenso geizig, wie er früher verschwenderisch gewesen war. Der Sommer ging vorüber und auch der Herbst, ohne daß irgend jemand etwas von ihren Plänen ahnte, denn sie sahen sich nur wenig, und wenn es geschah, auf die natürlichste Art von der Welt.

Eines Abends sah ihn Madeleine scharf in die Augen und sagte: Haben Sie Frau von Marelle unsere Absicht Nein, tebe Freundin. Ich habe Ihnen das Ge heimniß zu wahren versprochen, und so weiß keine lebende Seele von mir etwas davon."

Er schwankte und war sehr verwirrt: Ja, aber, aber... sie sind.

Dann aber entschloß er sich als wahrhaft starker Mann und sagte:

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Es sind Bauern, liebe Freundin. Sie haben eine kleine Schenke und haben sich die Groschen abgedarbt, um mich studiren zu lassen. Ich schäme mich ihrer nicht, aber ihre... Einfachheit ihre bäuerliche Einfachheit könnte Sie vielleicht stören."

Sie lächelte ihn zärtlich an, und ihr Gesicht strahlte in faufter Güte.

Nein. Ich werde sie sehr lieb gewinnen. Wir wollen

sie zusammen besuchen. Ich bestehe darauf. Wir reden

Ruie und begann leidenschaftlich ihre Hände zu küssen, Aber er ahnte, daß sie annahm, sank vor ihr auf die schon mitgetheilt?" während er rief: Oh danfe, dante! Wie lieb' ich Sie!" fie war. Nun merkte er, daß er ihr gefiele, seit lange viel Sie erhob sich. Auch er stand auf und sah, wie blaß leicht schon gefiele; und wie sie sich so gegenüberstanden, Schloß er sie in seine Arme und füßte sie auf ihre Stien: machen. Den Walters will ich es sagen und zwar in diefer aber meine Eltern sind todt. Ich habe keinen Freund

es war ein langer, zärtlicher und feierlicher Kuß.

Sie glitt von seiner Brust, und als sie wieder frei

war, sagte sie ernst:

" Schön, es wäre aber jetzt Zeit ihr Mittheilung zu noch weiter darüber. Auch ich bin kleiner Lente Kind...

Woche noch, wenn es Ihnen recht ist."

Er wurde roth. Ja morjen schon!"

"

Sie reichte ihm die Hand und fügte hinzu:... Außer Ihnen." ihn so gefesselt. Ihm wurde weich ums Herz. Noch keine Frau hatte Noch an etwas Anderes habe ich gedacht," sagte sie, Was denn?" fragte er.

Sie schlug die Augen nieder, wie um ihre Verwirrung nichts entschlossen. Es könnte aber sein, daß ich ja sagte. zeit fein. Das paßte sehr gut. Sind Sie damit ein Es läßt sich aber schwer auseinandersetzen." Sören Sie, lieber Freund, ich habe mich noch zu zu verbergen und sagte: Anfang Mai tönnte unsere Hodj Sie müssen mir aber versprechen, das Geheimniß so lange verstanden?"

völlig zu verwahren, bis ich Ihnen die Erlaubniß zu reden

gebe."

Ich gehorche Ihnen freudig in Allem."

"

So wissen Sie denn, theurer Freund, daß ich wie Der zehnte Mai ist ein Sonnabend. Er würde mir alle Frauen bin, daß ich meine fleinen Schwächen Er schwor es und ging freudigen Herzens fort. am besten passen, denn mein Geburtstag ist an diesem habe, daß ich zum Beispiel das Glänzende, Tönende

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Auch in seinen weiteren Besuchen legte er sich große Tage."

Am zehnten Mai also."

" Ihre Eltern wohnen in Rouen  , nicht wahr?

Burückhaltung auf und quälte sie nicht ein festeres Ver­Sprechen zu geben, denn sie hatte eine Art von der Zukunft| zu reden, später" zu sagen und Pläne zu besprechen, wobei sagten es mir so." Barter als eine förmliche Annahme seines Autrages ihm| ihre Vereinigung die Voraussetzung war, die besser und unaufhörlich die sichere Erfüllung verhießen.

Duron arbeitete angestrengt, schränkte seine Ausgaben

" Ja, in der Nähe von Rouen   in Chantelen." Was sind sie denn?"

Sie find... fie find kleine Rentner." " Ach! Ich hätte große Lust sie kennen zu lernen."

liebe. Gar zu gern würde ich einen adligen Namen tragen. Könnten Sie sich denn nicht gelegentlich unserer Heirath... Gie selber ein bischen adeln?"

Nun war sie roth geworden, als wenn sie ihm einen unzarten Vorschlag gemacht hätte.

Er erwiderte einfach:" Ich habe schon oft darüber nachgedacht, aber es tam mir nicht leicht vor." Weshalb denn?"