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Kanäle mit ausländischen«rvettern Saat, die den deutschen   Srdeitrrn das Brot wegnehmen. Hoffentlich fetzt Graf PojadowSky feine feierlichen Versicherungen in die Tat um.(Bravol bei den Swial- denmkraten.) Abg. Köhler(W irisch. Vg.): Di« Landwirtschast kann für »mnalbauten keine ArbeitZkräste mehr abaebem Der Etat wird bewilligt. Es folgt be« Reichsjustizetat. Wbg. Stadthagen(Soz.): Nach der Reichsverfassuna darf an einem vom Reichstag und Wundes-rat beschlossenen Gesetz ohne Ge» nehmiguny dieser Faktoren keine Aendevung vorgenommen werden. Tatsachlich sind aber am Brausteuergesetz und am Erbschaftssteuer. gesctz nachträglich sogenannte«Berichtigungen" vorgenommen worden. DaS ist zweifellos unzulässig. Es ist ja erklärlich, wenn be, der Hast, mit der Regierung und Reichstagsmehrheit damals die neuen Steuern einheimsen wollten, Fehler vorkamen. Aber zu jeder Berichtigung'ist die Genehmigung des Reichstags erforder. lich, und die jetzige Methode widerspricht dem Gesetz uno der Ver» fassung. Dazu kommt, daß die Berichtigungen des Reichskanzlers ohne jeden Grund gemacht worden find. Bei§ 8 des Unfallversiche- rungSgesetzeZ ist ein ähnliches Versehen vorgekommen. Hier aber handelt es sich um ein Gesetz im Interesse der Arbeiter, daher hat der Reickskanzler eine Korrektur nicht für nötig befunden.(Hört! hörtl) Ebenso wenig in dem§ 1716 des Bürgerlichen Gesetzbuches  , wonach der Vater verpflichtet ist, der Mutter die Kosten der Eni» bindung und des Unterhalts in den ersten sechs Wochen nach der Entbindung innerhalb der Grenzen der Notdurft zu ersetzen. Di« Worte«innerhalb der Grenzen der Notdurst" sind im Jahre 1806 von der großen Mehrheit des Reichstags gestrichen worden, abe,. in der Zusammenstellung sind aus Versehen diese Worte stehen ge- blieben. Durch diesen Fehler sind die unehelichen Kinder auf daS schwerste geschadigt. Wu müssen dringend verlangen, daß auch iu diesen Fällen die Fohler verbessert werden.(Bravol bei den Sozialdemokraten.) Reichsschatzsekretär Frhr. v. Stengel: Die Behauptung, baß der Herr Reichskanzler sich in diesem Falle einer VerfassungSver- letzung schuldig gemacht hat, ist eine große Uebertpeibung.(Sehr wahr! rechts.) Als der Druckfehler gemerkt wurde, war der Reichs. tag nicht mehr versammelt. Gleich nach seinem Zusammentritt ist ihm di» Veränderung des Textes mitgeteilt worden. Abg. Dr. Wiemcr(frs. Bp.): Auch wir sind der Ansicht, daß man nachträgliche Aenderungen von Gesetzestexten nicht leicht nehmen sollte. Im vorliegenden Falle ist daS Reichsschatzamt loyal verfahren. Abg. Stadthagen  (Soz.): Ich erwarte, daß man nun auch den Druckfehler beseitigen wird, durch den die unehelichen Kinder so geschädigt sind.(Sehr gutl bei den Sozialdemokraten.) Der Etat wird hierauf angenommen» ES folgt der Etat des Reichseisenbahnamt». Abg. Starz(südd. Bpt.) tritt für die Betriebsmittelgemein. schlaft der Eisenbahnen ein. Abg. Pichler(Z.) tritt dem entgegen. Hessischer Bundesratsbebollmächtigter Geheimrat Dr. v. Neid. Hardt: Ich muß dem Vorredner entgegentreten. Der Vertrag mit Preußen hat uns nicht gelähmt. Auch herrscht keineswegs in Hessen  allgemeine Unzufriedenheit. Abg. Ulrich(Soz.) Hätte der hessische Vertreter Gelegenheit, zu hören, wie man sich im hessischen Landtag über die Frage äußert, so hatte er das hier nicht gesagt.(Heiterkeit.) Selbst die Nationalliberalen sind dort bezüglich des Eisenbahnwesens mit den anderen Parteien ein» verstanden.(Hörtl hörtl im Zentrum.) Gewiß dürfen wir Eisenbahnen bauen, wenn wir sie beschließen: aber sie werden dann nicht in die Gemeinschaft einbezogen, sie bekommen kein« An. schlüsse und schweben in der Luft.(Heiterkeit.) ES heißt in dem Vertrag, daß die Wünsche Hessens  tunlichst" berücksichtigt werden sollen. Was aber für Hessen  «tunlich" ist, entscheidet Preußen! i(Große Heiterkeit.) Wir treten für eine Reichseisenbahn» gemcinschaft ein, nicht für eine mit Preußen. Abg. Frhr. v. Gamp(Rp.): Der Vorredner möge im hessischen Landtag doch für die Kündigung der preußischen Eisen» bahngcmeinschaft eintreten. ES ist undankbar von den Hessen  . das Geschenk, daS sie von Preußen erhalten, nicht anzuerkennen. (Lebhaftes Ohol im Zentrum und bei den Sozialdemokraten.) Würde der Vorredner das preußische Eisenbahnnetz studieren, so würde er wissen, daß Preußens Eisenbahnpolitik eine großzügige ist.(Beifall rechts.) Abg. Ulrich(Soz., mit Lärm rechts empfangen): Herr v. Gamp empfiehlt uns, das preußische Eisenbahnnetz zu studieren. Würde er unseren Vertrag mit Hessen   nur ein wenig studieren, so könnte er uns nicht raten, ihn zu kündigen: denn er ist unkündbar. Wenn er sagt. Preußen verschenke etwas an Hessen  , so glaubt er das wohl selbst nicht..(Heiterkeit.) Bei unS sagt man: «Preußen ist wie'S Meer: Was es hat, gibt'S nicht mehr her.' (Große Heiterkeit.) Hat Preußen schon jemals etwas verschenkt? (Schallende Heiterkeit.) Ich verspreche Ihnen, die Frage der Reichseisenbahnen nicht mehr aus dem Auge zu lassen, aber wenn alle Staaten ebenso wie wir H es s e n in Preußen aufgehen sollten. so wäre das ein nationale? Unglück.(Lebhafte? Bravol im Zenkerum und bei den Sozialdemokraten.) Abg. Frhr. v. Gamp(Rp.): Jeder Vertrag ist mit gegenseitiger Uebereinstimmung aufhebbar. Die preußischen gesetzgebenden Faktoren würden den Vertrag mit Hessen   lieber heute als morgen aufheben. Damit schließt die Debatte. Der Etat wird angenommen. Die noch übrigen Etats werden debattelos bewilligt, ebenso oas EtatSgesetz und der Etat in der Gesamtabstimmung gegen die Stimmen der Sozialdemokraten. Hierauf vertagt sich das Haus. Nächste Sitzung in 20 Minuten, d. h. um 6.46 Uhr.(TageS- ordnung: Dritte Lesung des Auslieferungsvertrages mit Griechen- land. Wahlprüfungen.) Schluß d.S6 Uhr. 6 4. Sitzung vom Dienstag, den 14. Mai nachmittags 6?L Uhr. Am BundeSratStisch: Graf PosadovSky. Der Auslieferungsvertrag mit Griechenland  wird in dritter Lesung debatstlo« angenommen. SS folgen_ Wahlprüfungen. Zur Wahl deS Abg. Schack HWirtsch. Bg.)! beantragt die Kommission Beweiserhebungen. Abg. Raab(Wirtsch. Vg.): Mr fhmmen dem Antrage der Kommission zu. betonen aber, daß wir m der Tatsache, über welche die Erhebungen stattfinden sollen, daß nämlich Burgermeister mit ihrem Titel Wahlaufrufe unterschrieben haben sollen einen er. heblichen Grund zur Beanstandung mcht wurden«rblicken können. Die Abg. v. Oertzen(Rp.) und Herntze(natl.) geben eine kurze Erklärung in demselben Sinne ab. Abg. Singer(Soz.): Im Gegensatz zu den Borrednern erklare ich, daß meine Freuride, falls bit Punkte« auf welche d»e Er- Hebungen sich beziehen, als wahr erwiesen werden, daraus un- zweiselhast die Ungültigkeit der Wahl folgern wurden..(Sehr wahr! be, den Soziakdemokraten.) Der Antrag der Kommission wird angenommen. Bei den Wahlen der Abgeordneten(4. N«d«r» bayern  , Z.). Glowatzki(3. Oppeln   L-). Wehl(4. Hannover  . natl.). Schwabach  (1. Königsberg  , patl.) beantragt die Kam. Mitjiou Beweiserhebungen. > Diesen Antragen tvird debatkeloS znziflkmmk. Die Wahlen von Dr. Ruegenberg(«. Koblenz  , Z.)', Dr. Neumann�ofer(Lippe, frs. Vg.), Dr. P i ch l e r(3. Nieder- bayern, Z.), Fürst zu Dohna- Schlobitten(4. Königs- berg, k.), Frhr  . Heyl zu Herrnsheim(7. Hessen  , nall.), Linck(6. Mecklenburg- Schwerin  , natl.), Dr. Müller- Meiningen  (1. Sachsen-Meiningen  , frs. Vp.), Dr. D r ö s ch e r (2. Mecklenburg-Schwerin,!.). Graf v. Schwerin.Löwitz (l. Stettin  , k.), v. CzarlinSki(2. Bromberg  . Pole  ), Fürst v. Hatzfeldt  (6. Breslau  , Rp.), Sommer(8. Merseburg  , frs. Vp.), Hausmann(9. Hannover  , natl.), Dr. Stengel (1. Stralsund  , frs. Vg.), Frhr. v. Steinäcker(S. Stettin, f.), Dr. Heckscher(10. Schleswig-Holstein  ), Dr.'J ä g e r 3. Schwaben und Neuburg, Z.), Trimborn(1. Köln  , Z.), Dr. Delbrück (8. Stettin  , frs. Vg.), Findel(11. Hannover  , natl.), Gans Edler zu Putlitz(6. Stettin  , k.), Fürst Radziwill  (10. Posen, Pole  ), Wiedeberg(7. Arnsberg  , Z.), Roeren (4. Trier  , Z.) beantragt die Wahlprüfungskommission für gültig zu erklären. Diese Anträge werden debattelos angenommen. Die Wahl von Dr. Hermes(7. Liegnitz  , frs. Vp.) beantragt die Kommission ebenfalls für gültig zu erklären. Abg. Singer(Soz.): Wir halten die Deduktion der Mehrheit der Kommission nicht für richtig. Bei dieser Gelegenheit möchte ich dem Wunsche Ausdruck geben, daß bei mündlichen Berichten über Wahlen, bei denen Proteste vorliegen, diese Proteste dem Hause doch mindestens zur Kenntnis gebracht werden. Abg. Wellstein(Z., Borsitzender der Wahlprüfungskommission) Der Erfüllung dieses Wunsches steht nichts im Wege, aber münd liche Berichte werden nur erstattet, wenn die Proteste wirklich ganz unberechtigt sind. Die Wahl wird für gültig erklärt. Die Wahlen von M a n z(2. Mittelftanken, frs. Vp.) und Schlüter(6. Frankfurt  , Rp.) werden, da sie längere Debatten hervorrufen werden, von der Tagesordnung abgesetzt. Die Tagesordnung ist erschöpft. Abg. Bassermann(natl.) dankt dem Präsidium für die liebenswürdige Führung der Geschäfte".(Bravol) Graf Posadowsky   verliest die kaiserliche Botschaft, welche die Vertagung des Hauses bis zum 19. November ausspricht. Hierauf bringt der Präsident Graf Stolberg   daS Kaiserhoch aus. Die Sozialdemokraten haben vorher den Saal verlassen. Schluß 7 Uhr._ Die russische   Revolution. Der erste Mai. Petersburg, 14. Mai.  (W. T. B.) Bis 12 Uhr mittags hatten wegen der Maifeier 93 097 Arbeiter auf 236 Fabriken die Arbeit eingestellt. Auf den großen Werken waren sich die Arbeiter noch nicht schlüssig, ob sie sich an der Maifeier be teiligen sollen. Reichsduma. Am Montag nahm die Duma ihre Arbeiten wieder auf. ES wurde die Interpellation M a k l a k o ff verhandelt, die sich mit einer ungesetzlichen Verfügung des Generalgouverneurs von Moskau  , Hörschelmann, beschäftigt. Hörschelmann hat widerrechtlich ein Feld kriegsgerichtsurteil kassiert, durch welches ein wegen Ermordung eines Polizeispitzels Angeklagter mit Zwangsarbeit bestraft worden war. Der Herr Generalgouverneur ernannte ein anderes Gericht und dieses tat, was er verlangte: Es verurteilte vier Personen zum Tode! Der Kriegsminister Rüdiger und fem Kollege von der Justiz, Gchtscheglowitow, sowie Makaroff, der Gehülst des Ministers deS Innern, suchten Hörschelmann zu verteidigen, aber nicht ihnen, son> dern dem Interpellanten stimmte die Duma zu, ebenso den Aus führungen anderer Redner aus dem Hause, die wie Kusmin Karawajeff und Hessen   Maklakoff-Z Ausführungen unterstützten. Schließlich wurde folgende Resolutton Hessen   mit allen gegen 3 Sttmmen angenommen: In Anbetracht, daß die Ungesetzlichkeit der Handlungen deS Generalgouverneurs Hörschelmann aus den Erklärungen des Kriegsministers und des Justizministers hervorgeht, weil Hörschelmann ein Urteil eines Feldkriegsgerichts kassiert hat, während da« Gesetz jede Revision und jede Kassation der Urteile dieser Gerichte verbietet: in Ansehung, daß die Ungesetzlichkeit der Handlungsweise des Generalgouverneurs Hörschelmann positiv ststgestellt ist und die Hinrichtung von vier Personen zur Folge hatte und dem zuständigen Urteil unterworfen werden muß, was nicht durch die von den Ministern vorgebrachten Rechtfertigungen ersetzt werden kann, geht die Duma zur Tages ordnung über. Verworfen wurde ein Zusatzantrag der Sozialdemokraten, der bezweckte, die Erklärungen der Regierung als unbefriedigend zu bezeichnen. Erregte Etatberatung. Petersburg, 14. Mai. Die Reichsduma wird nach 2 Uhr eröffnet. Die revoluttonären Sozialdemokraten tragen aus Anlaß der Mai« feier rote Blumen. Die Duma berät Artikel für Arttstl das Budget der Dumakanzlei. Der Gehülfe de» Ministers deS Innern, KryschanowSky, erklärt, die Regierung wolle die Etatsberatung beschleunigen: sie bestehe nicht darauf, daß auf technische Erwägungen eingegangen werde, aber sie ver- lange Beobachtung des Gesetzes, welches für die höchsten Beamten der Dumakanzlei höhere Bildung fordert. Der Präsident unterbricht KryschanowSky und schlägt ihm vor, diese Er- klärungen bei der Beratung der entsprechenden Artikel abzugeben! KryschanowSky verläßt die Tribüne. äußert aber über das Verhalten des Präsidenten sein Beftemden, weil die Re- gierung nach dem Gesetz das Recht habe, ihre Erklärungen abzugeben, wann e» ihr paßt. Inmitten des LärmS   steigt P u r i s ch l e w i t f ch auf die Tribüne und ruft: Wenn der Gehülst des Minister« seine Erklärungen bei der Beratung der einzelnen Artikel abgeben werde. werde man nicht den allgemeinen Eindruck haben. Der Präsident entzieht Purischkewitsch da» Wort und untersagt den Lärm. Darauf gestaltet die Debatst sich wieder ruhiger. Di« Duma nimmt die einzelnen Posittonen des Etats, der im ganzen 400 916 Rubel umfaßt, nacheinander an. Um S Uhr abends w,rd dst Sitzung geschlossen. Nächsst Sitzung Donnerstag. Ans de« Augiasställe« der russische« Fiuanzverwaltung. Der sehr gemäßigte Moskauer   Professor I. Oserow, der auf besondere Erlaubnis hin Zutritt zum Archiv der Reichskontrolle erhalten hat. veröffentlicht nun auf Grund der authentischen Do» kumente ein Werk, das einen äußerst wertvollen Beitrag zum Ka. pitel«Die Verschleuderung de» russischen Staatsbesitzes" bildet. Wir geben im folgenden ein paar charakteristische Beispiele wieder: Ueber die.nichtordnuagSgemäße"(mit anderen Worten gesetzwidrige) Darlehenserteilung der Reichsbank fällt Pro. fessor Oserow folgendes Urteil, da? er durch zahlreiche Beispiel« lelegt:Die Reichsbank ist bei unS fast zu einer Spielhölle geworden, wo jeder sein Glück versuchen und um Darlehen bitten kann in der Hoffnung, daß das Glück ihm günstig sein und ihm ein Darlehen zufallen werde." Noch schlimmer steht es mit der Eisenbahnverwaltung: Die Lieferungen sind nachgerade das Monopol einiger Personen ge. worden, unter denen technische Angestellte des Verkehrsministeriums nicht selten sind! Die Lieferungen werden«ach Abzug von 40 bi» 60 Proz. in zweite»der dritte HSndr abgegeben. Die Bestellungen für den EisenbahnhauShalt werden von einem besonderen Komitee vergeben, das ungewöhnlich hohe Preise zahlt. So wird den Jusow'schen Stahlwerken pro Pud Eisenbahnschienen 1,12 R. ge- zahlt, während es den Werken selbst 0,89 A. kostet. Die Ost» chinesische Bah« ist durch fljtt Soff crtcTrf s chask fast sprüchwörklich geworden. So schreibt Herr T. nach einer Revision dieser Bahn an den Reichskontrolleur:Die Untersuchung des Rechenschaft»» Wesens hat folgendes zutage gefördert: Viele Quittungen, die an« geblich chinesisch sein sollten, bestanden in Wirklichkeit aus phan» tastischen Zeichen! Eine und dieselbe Person wird bald als des Schreibens kundig, bald als deS Schreiben? unkundig angegeben. Die Empfangsbescheinigungen verschiedener Chinesen auf den Listen find oft von einer und derselben Person gestellt....! Und nun ein Beispiel auS dem Rechenschaftswesen de» Fi« nanzministeriumS: In seinem Bericht an die Reichskontrolle vom Jahre 1902 heißt es unter anderem:«Dem Oberingenieur sind 42 Millionen überwiesen worden." Kein Wort mehr ol» sei hier die Rede von 42 Kopeken. Die Hütten und Bergwerke werden über die Maßen schlecht verwaltet. Die staatlichen Bestellungen werden an Privatunter» nehmungen abgegeben, während die st a a t l i ch e n Werke still- stehen müssen, wenn sie sich nicht an private Vermittler wende« wollen, die ihnen für entsprechenden klingenden Lohn staatliche Be» stellungen zuführen!! Für das Beamtentum find staatliche Bestellungen überhaupt ein goldener Born. Besonders beliebt sind Auslands- bestellungen; denn hiergilt die Regel, daß bei diesen Be» stellungen 19 Proz. für diejenigen abfallen, die momentan die Macht besitzen..."Nicht selten kommt eS vor, daß sogar bei inländischen Lieferungen eine Vermittelungsgebühr von 10 bis 20 Proz. gezahlt wird." Es gibt natürlich auch andere Wege, den Staat zuerleichtern". Es sei bloß ein Beispiel angeführt: Dem Prinzen von Oldenburg  wurden 1000 Detzjatin Land in Gagry für 40 000 Rubelverlauft", während der tatsächliche Verkaufswert dieses Landstückes 7 Mill. Rubel betrug....! I Für alle, die im Besitz von Macht oder Einfluß waren" schreibt Professor Oserowwar es ein leichtes, ihren Willen durchzusetzen. Der Staatssäckel war diesen Einflüssen gegenüber äußerst nachgiebig... Einflußreiche Personen konnten bei un» das Reichsschatzamt in die verschiedenartigsten Operationen hinein- ziehen: in unvorteilhafte Abschlüsse, verlustbringende Lieferungen und so weiter," so daß in Wirklichleitdas Reichsschatzamt an einen Spielklub gemahnt, dem Abenteurer aus aller Herren Ländern mit den verschiedenartigsten Kunstgriffen zustrebten, selbstver- ständlich unter dem Deckmantel verschiedener Projekte, die Rußland  beglücken" sollten." So schreibt ein loyaler,wohlgesinnter" Professor, der daS vollkommene Vertrauen der Obrigkeit genießt. Was muh es also voninteressantem" Material noch in denjenigen Geheimfächern des Finanzministeriums und der Reichskontrolle geben, zu denen sogarVertrauensmänner" der Regierung keinen Zutritt haben? Zum Tode verurteilt trotz deS Ponr le mörlte. Nach langen Beratungen, die auf Betreiben von gewisser Seit» immer wieder hinausgeschoben, beziehungsweisevon neuem auf- genommen" werden mußten, ist die Kommission, die mit der An, gelegenheit des Generals Stössel betraut war, nun doch zur Ver- urteilung zum Tode und Hinrichtung durch den Strang gekommen! Die Gründe dieses Urteilssprucbs. der gefällt ist von aktiven Militärpersonen, die sich unter einem gewissen Druck be- fanden, sind folgende: Am 1. Januar 1906 hat General Fock auf Befehl deS General» Stössel den Japanern ohne Schlacht die Positionen eingeräumt. in denen man sich noch halten konnte und muhte. Hierdurch wurde den Japanern die jjanze alte Stadt, das heißt diejenige Hälfte der Festung ausgeliefert, wo der gesamte Proviant konzentriert war, den Stössel trotz der ihm Mitte November gewordenen dringenden Vorstellungen nicht nach der Neustadt. beziehungS» weise Ljaotschan übergeführt hat. Am 1. Januar befahl Stössel, das Feuer einzustellen, da Unterhandlungen wegen einer ehren- haften Uebergabe der Festung im Gange seien. Indessen wurden die Uebergabebedingungen nicht den Chefs der Truppenteile, sondern den Mannschaften und zwar nach erfolgter Ueber�gb« mit- geteilt. Trotzdem beim KriegSrat am 29. Dezemb"*" nehmern 19 gegen die Uebergabe der Festung sich 2 der Stimme enthalten haben(General Bielyj  ? noch viel Munition vorhanden ist. General   Smir daß der Proviant noch länger als einen Monat t anderen Generäle versicherten, daß im Bedarfsfalle BerteidigungSmacht am Platze ist), gab General Sb sichten nicht kund, ließ das Protokoll dieses KriegSra schreiben und lieferte bald daraus die Festung aus. An noch vor dem Eintreffen der kaiserlichen Depesche, sp Stössel den Offizieren seine Verwunderung darüber mit den Mannschaften in die Gefangenschaft gehen der Uebergabe der Festung aber überließ Stössel da» und Gut derselben seinem Schicksal. Die Kriegsgefangenen je nach Rang einige Pud Gepäck mitnehmen, Stössel» Gepäck aber wurde am 10. Januar auf 40 Wagen aus Port Arthur gebracht. Verbandstag der Töpfer. In der gestrigen Vormittagssitzung wurde die Debatte über die Rechenschaftsberichte fortgesetzt. Es find hauptsächlich innere. Angelegenheiten der Organisation, die hierbei zur Sprache kommen, sowie einige Differenzen zwischen Zentralvorstand und Filialen. namentlich der Filiale Berlin  , die zu ihrer Zeit mancherlei Auf» regung hervorgerufen haben. ES zeigte sich in der Debatte all- gemein die Ueberzeugung. daß der Zentralvorstand sein Amt bestem Wissen und Gewissen verwaltet hat und daß einige Angriffe, die im Laufe der Geschäftsperiode gegen die lei.. Personen gerichtet wurden, durchaus unberechtigt waren, j Antrag, jährlich einigen Mitgliedern Gelegenheit zu geben/ den von der Generalkommission veranstalteten UnterrichtskuT teilzunehmen, wurde in der Debatte allgemein gebilligt. Auch vom Redakteur Schmit vorgeschlagenen Regeln über Mit« und Redaktion desTöpfer" fanden, abgesehen von einzelnen Wendungen, die Billigung der Diskussionsredner. Dazu liegt ein Antrag vor, den Redakteur zu verpflichten, die Parteipr�M über die wichtigster' Kämpfe im Töpferberuf zu informieren. 4» Die Debatte erreichte in der VormtUagssitzung nicht ihr Suvi und wurde nachmittags fortgesetzt. Nachmittagssitzung. In der Debatte über die Rechenschaftsberichte wird ferner eine im vorigen Jahr von der Leipziger   Filiale geplante Ofen- setzerkonferenz erwähnt, die nicht die Billigung des Zentral. Vorstandes fand und auch nicht zustande gekommen ist. Aus der Konferenz sollte über die Misere im Ofensetzergewerbe in Ver- bindung mit dem Vordringen der Dampfheizung gesprochen werden. Der Zentralvorstand hielt eine solche Konferenz kurz vor dem Verbandstag. sowie die Art ihrer Einberufung nicht für zweckmäßig. Zur Sache selbst wurde von mehreren Tiskussions. rednern hervorgehoben, daß die Einführung der Dampfheizung durch Pfuscharbeit im Ofensctzergewerbe begünstigt wird. d,e auch mit der Lieferung schlechter Kacheln zusammenhängt. Es wurde- der Wunsch laut, man sollte in den Tarifverträgen Vorsorg«, treffen, daß nur gute» Material zur Verarbeitung geliefert werden darf, und eventuell auch durch Verständigung mit den Werk» stattarbeitern für die Herstellung guten Material» gesorgt wird. Im Zusammenhang damit wurde auch die schmähliche Lehrliny». auSbeutung erwähnt, die der Ausbildung tüchtiger Gehülfen hl«» derlich ist. Ferner wurde in der Debatte die Verschmelzungsfrage be» rührt. K» haben bereits Verhandlungen zwischen dem Zevtral»