Dr. 113. 24. Jahrgang.3. KcilM des Jotmirtä" Kerlim Msdlck.Freitag, 17. Mai 1907.Partei- �lngelegenkeiten.Zur Lokalliste I Anläßlich der bevorstehenden AusMge nach demSpreewald ersuchen wir die Parteigenossen, Vereine, Klubs undGesellschaften sich vor Arrangierung derarftger Partien rechtfrühzeitig mit folgenden Genossen in Verbindung zu setzen:Gustav Zachow, Kottbus, Schul st r. 4 und A u g u stMaschofius, Lübbenau, Mittel st r. 124. Dieselben sindjederzeit gern bereit, jede gewünschte Auskunft über Nachtquartier zuerteilen, sowie bei Beschaffung von Fährleuten streng darauf zuachten, daß keine Uebervorteilung der Ausflügler durch zu hohe Be-rechnung der Fahrpreise stattfindet. Darauf hinweisen wollen wirnoch, daß im Speewaldgebiet uns nur folgende Lokale jetzt zurVer-fügung stehen:»Schwarzer Adler" sBaumgart) inLübbenau und.SchützenhauS" in Vetschau. Bei Aus-flügen von Vetschau über Burg'nach dem Spreewald wendeman sich um Auskunft an Genossen Aug. Klünke, Vetschau,Bahnhofstraße.Alle Anfragen bezüglich Buckow Märkische Schweiz) sind an denGenossen Fritz Simon, Wald-Sieversdorf, BahnhofDamsdorf-Müncheberg, bezüglich Werder a. H. an den GenossenGustav Wüstenhagen, Werder, Brandenburger Str. 36 zurichten.In Freienwalde a. O. stehen uns jetzt nur die Lokale vonWilh. Voigt, Kanalstraße 3 und Osw. Schramm, Eberswalder-straße 7 zur Verfügung; Anftagen sind zu richten an GenossenWilh. Teßmann, Freienwalde a.£>., Uchtenhagenerstr. 17._ Die Lokalkommisfion.Berliner JVacbricbten*Aus der Stadtverordnetenversammlung.In der gestrigen Sitzung hatte der Vorsteher LangerhanZwieder einmal das Vergnügen—„ein Vergnügen" nannteer selber es— zwei neue Stadtverordnete einzu-führen. Der eine war unser Genosse Ritter, den der39. Wahlbezirk der dritten Abteilung im vorigen Monat alsErsatz für den Genossen Gründe! gewählt hat und durch dessenEintritt in die Versammlung die sozialdemokratische Fraktionnun wieder vollzählig(35 Mitglieder) geworden ist. Derandere„Neue" war der Freisinnige Hermes, dem einWahlbezirk der ersten Abteilung jetzt dje Rückkehr ins Rat-haus ermöglicht hat. nachdem er vor zwei Jahren aus seinemalten Bezirk dritter Abteilung verdientermaßen durch einenSozialdemokraten hinausgedrängt worden war. Des Zu-falls Bosheit hatte diesmal wieder dafür gesorgt, daß dasPaar, das da zusammengekoppelt werden müßte, um gemein-sam eingeführt zu werden, einen sehr lehrreichenK o n t r a st darbot. Genosse Ritter hat bei der Wahl dieStimmen von nahezu 1200 Wählern aus der minder be-mitteilen Gesellschastsschicht auf sich vereinigt und ist als Ver-trauensmann der werktätigen Bevölkerung indas Stadtparlament eingetreten. Herr Hermes ist mit knappeinem halben Schock Stimmen„gewählt" worden; er ist derAuserkorene von wohlgezählten 29 Geldsacksbesitzern.Ihm und seinen freisinnigen Freunden gilt freilich dieseshalbe Schock begüterter Leute immer noch mehr als ein reich-liches Tausend Wähler aus dem arbeitenden Volk. Nicht nurHerrn Langerhans, sondern dem gesamten Freisinn derStadtverordnetenversammlung bereitete es offensichtlich einganz außerordentliches„Vergnügen", den hinausgeworfenenHerrn Hermes nun als Vertreter des halben Schocks wieder-kehren zu sehen. Des Händeschüttelns war da kein Ende.—Die Sitzung selbst brachte uns eine teilweise Wieder-holung jener Assistenzarzt-Debatte, in der vorvier Wochen der Herr Oberbürgermeister eine so unglücklicheRolle gespielt hatte. Die Vorschläge des Ausschusses wurdengestern von dem größten Teil der Versammlung unterstützt,selbstverständlich auch von der sozialdemokratischen Fraktion,für die unser Genosse Wehl sprach. Herr K i r s ch n e raber, der im Ausschuß völlig unterlegen war, konnte sich nochimmer nicht beruhigen. Er klagte, um die paar Mark werdevon den Merzten gekämpft, wie wenn es sich um wer weiß washandle: der Gegenstand sei ja so geringfügig, daß es sichkaum lohne, darüber zu sprechen. Merkte er nicht, daß daswie Selbstironie wirken mußte? Genosse Singer wiesihm übrigens nach, daß es sich hier denn doch um etwas ganzanderes als um„die paar Mark" handle. Die Vorschläge desAusschusses wurden schließlich mit sehr großer Mehrheit an-genommen. Die Assistenzärzte, denen Herr Ätrschneffempfohlen hatte, bescheiden zu warten, bis der Magistratselber ihnen mehr geben wolle, waren so mit ihrem Schreiendoch rascher zum Ziele gelangt.Auch eine„Wohnungsnot!Ein Mosseblatt veröffentlicht einen Arfikel„Wohnungs-nöte". Als wir diese Ueberschrist lasen, dachten wir im ersten Augen-blick, das Blatt wolle es riskieren, fich mit den Hausbesitzern zuüberwerfen. In dem Arfikel wird zunächst auch erzählt, daß»diesoziale Fürsorge für die unteren, die ärmeren Klassen der Gesell-schast" es als»eine ihrer vornehmsten und wichtigsten Aufgaben'erkannt habe, diesen Klaffen.möglichst geräumige und gesundeWohnungsberhälwiffe"(soll wohl heißen: möglichst geräumige undgesunde Wohnungen) zu schaffen. Es wird sogar hinzugefügt, daß.dieWohnungsbedingungen der armen Bevöllerung in Berlin inmanchen Stadtteilen noch recht verbefferungsbedürstig find". Dannaber werden wir in ausführlicher Darlegung belehrt, es gebe nocheine andere Art„Wohnungsnot", das fei die N o t, die d i e H a u S-befitzer mit ihren Häusern haben, die Schwierigkeit,ihre Wohnungen möglichst sämtlich zu vermieten.Die Größe dieser«Wohnungsnot" werde, so meint das Blatt,bewiesen durch die wachsende Zahl derjenigen Woh-nungen, die unvermietet bleiben. Die Angaben, die«S hierüber macht, sind nicht ganz korrekt; wir wollen die richtige»hersetzen. Nach den Ermittelungen des Stattstischen. Amtsunserer Stadt, deren Ergebnis im neuesten Band des BerlinerStattstischen Jahrbuchs mitgeteilt ist, waren Anfang desJahres 1906 unvermietet: 8926 Wohnungen, die nichtmit Gewerberäumen verbunden waren, außerdem 743 Woh-nungen, die mit Gewerberäumen verbunden waren, ferner3618 Geschästslokale. die nicht mit Wohnungen verbunden waren,macht zusammen 14 192 unvermietete Wohnungen bezw. Geschäfts-lokale. In den fünf vorhergehenden Jahren 1806. 1904 usw. bis1901 wurden 11 936. 9361. 8113. 6299, 6180 leerstehende Wohnungenbezw. Geschästslokale gezählt. 14 192 unvermietete Wohnungen usw..das klingt ja nun außerordentlich viel, besonders dann, wenn manhiermit die 6180 von 1901 vergleicht. Aber erstens mutz immereine gewisse Anzahl Wohnungen leer bleiben, wenn nicht bei denVermietungen und bei den Umzügen böse Störungen eintreten sollen,.wie wir sie in Zeiten der Wohnungsknappheit mehrfach erlebthaben. Sodann aber ist die im Jahre 1906 ermittelte Zahl derunvermieteten Wohnungen usw. noch lange nicht so hoch,daß schon über ei» ungewöhnliches Wohnungs-Ueberangebot gejammert werden dürfte. Im Jahre1901, das ja uns Mietern als ein Jahr schlimmer Wohnungsnotnoch in unangenehmster Erinnerung ist, war die Zahl der un-vermieteten Wohnungen usw. auf einen so niedrigen Stand ge-funken, daß man bis auf die„Gründerjahre" zurückgehen muß, umnoch geringere Zahlen zu finden. Die 6180 leeren Wohnungen usw.des Jahres 1901 waren rund 10 vom Tausend aller überhaupt vor-handenen. Einen geringeren Anteil der leeren Wohnungen usw. ander Gesamtzahl weisen nur die Jahre 1872, 1873, 1874 auf, in denennur 1166, 1042, 1436 leer standen, d. h. e8/«, 6, 78/« vom Tausendaller damals vorhandenen Wohnungen usw. Im Jahre 1874 standen3627 Wohnungen usw. leer, aber das waren damals bereits wieder17% vom Tausend. Die Zahl stteg weiter bis 1879 auf 20 671oder 77% vom Tausend, sank dann bis 1887 auf 6904 oder 20%vom Tausend, stieg von neuem bis 1896 auf 31 699 oder 68% vomTausend und sank sodann wiederum bis 1901 auf, wie oben gesagt,6180 oder 10 vom Tausend. Seitdem ist die Zahl der leerenWohnungen usw. bis 1906 wieder auf 14 192 gestiegen, das findjetzt 24 vom Tausend. Aber ein Blick auf das Ueberangebot,das noch vor zehn Jahren— in der Mitte der neunziger Jahre—aus dem Berliner Wohnungsmartt herrschte, belehrt uns, daß dergegenwärttge Zustand noch kein Grund sein kann, schon von einer„Wohnungsnot" der Hausbesitzer zu sprechen.Das eine ist wahr: wer als Häuserkäufer in den Wohnungsnot-jähren 1901 usw. gierig darauf loS gekaust hat, weil er hoffte, eswerde noch recht lange so bleiben, der mag ja inzwischen schonseine Enttäuschungen erlebt haben. Aber die zur Miete wohnendeBevölkerung ist nun mal so herzlos, kein Mitleid zu empfinden fürspekulierende Wohnungswucherer, die sich ver-spekuliert haben. Nach der Darstellung des Mosseblatteswäre die„Wohnungsnot" in den Reihen der Hausbesitzer so großdaß der alte Typus des nichtswenden Hauspaschas, der in Schlafrock und Käppchen mit der langen Pfeife zum Fenster hinausschaut,«längst zur Sage geworden" sei. Ach nein, so weit sind wir nochnicht in Berlin I_Arbciter-Bildungsschule Berlin. Der Unterricht inNaturerkenntnis fällt am Sonnabend aus, ebenso amMontag Geschichte und Nationalökonomie fürFortgeschrittene, sowie am Dienstag Literatur-geschichte.Bei Beginn des stärkeren Reiseverkehrs bringt Minister Breiten-bach durch Erlaß vom 7. d. M. die nachfolgenden Bestimmungenwieder in Erinnerung: Um den Klagen darüber abzuhelfen, daßfür Nichtraucher nicht ausreichend gesorgt sei und da? Rauch-verbot in einzelnen Wagen und Abteilen vielfach übertreten wird,ist streng darauf zu achten, daß bei Bildung der Züge die Hälfteder Abteile zweiter und dritter Klaffe als Nichtraucherabteile be-zeichnet werden; die F r a u e n abteile sind dabei m die Nicht-raucherabteile nicht einzurechnen. In den v- Zügen ist dasRauchen in den Gängen der Wagen für Nichtraucher und solcher,die für Raucher und Nichtraucher Abteile führen, unbedingt unter-sagt. In den Schlaf- Wagen darf während der Stunden von10 Uhr abends bis 7 Uhr morgens überhaupt nicht geraucht werden,sonst nur bei Zustimmung aller in demselben Abteil mitreisendenPersonen und bei geschlossenen Türen(nicht in den Gängen). DasZugpersonal hat die Aufrechterhalwng dieser Bestimmungen selbständig zu überwachen und gegen Uebertretungen höflich aberbestimmt einzuschreiten. In den D-Zügen ist es den Reisenden derdritten Klaffe nicht gestattet, in den Gängen der Wagen höhererKlassen sich aufzuhalten. Auch ist es als Mißstand enipfunden, daßeinzelne Reisende sich in den Gängen dauernd aufhaltenund die in den Abteilen befindlichen Reisenden am Ausblickverhindern und stören. Es ist davon auszugehen, daß der Raumv o r den Abteilen dauernd nur von den Reij enden in Anspruch ge-nommen werden darf, die ihre Plätze in dem betreffenden Abteilhaben. Der Minister verkennt nicht, daß die Aufrecht-erhaltung der Ordnung, besonders in den D-Zügen, fürdas Zugpersonal mit Schwierigkeiten verknüpft ist. Es liegt daherauch«n eigenen Interesse der Reisenden, sich gegenseitig in demBestreben zu unterstützen, unnöttge Belästtgungen fernzuhalten und denMitreisenden gegenüber die nötige Rücksicht zu beobachten. Der Ministerspricht die Hoffnung aus, daß bei allseitigem guten Willen es ge-lingen werde, die Beachtung aller zur Austechterhalwng der Ordnunggetroffenen Bestimmungen durch alle Beteiligten zu erreichen.Bekanntlich werden die D-Züge zum großen Teil vom befferenPublikum benutzt, es ist daher die dringende Mahnung des Eisen-bahnministers, den Mitreisenden gegenüber die nötige Rücksicht zubeobachten, nicht ganz uninteressant; es scheint doch bisher dienöttge Rücksicht nicht geübt worden zu sein, sonst wäre die Mahnungdoch überflüssig.Der Ausflugsverkehr der Großen Berliner MotoromnibuSgesellschaftbeginnt am Pfingstsonntag. den 19. Mai, und wird am Pfingst-montag, den 20., und am dritten Feiertag fortgesetzt. Es werdenfolgende Motoromnibuslinien in beiden Richtungen in Betrieb ge-setzt: 1. Nollendorfplatz(nördliche Seite)— Beelitzhof(Wannsee) fürErwachsene 80 Pfennig, für Kinder bis zu 10 Jahren 60 Pfennig.2. Nollendorfplatz— Alte Fischerhütte beziehungsweise KrummeLanke; für Erwachsene 70 Pfennig, fiir Kinder 40 Pfennig.3. Nollendorfplatz— Paulsborn bezw. Onkel Toms Hütte; für Er-wachsene 50. für Kinder 30 Pfennig, 4. Turmstratze(Ecke Beussel-straße)— Karlshof; für Erwachsene 20. für Kinder 10 Pfennig. ZweiKinder zahlen den Fahrpreis für einen Erwachsenen. Die Wagenverkehren von 9 Uhr morgens ab je nach Bedarf; die letzten Wagenfahren von Beelitzhof um zirka 10 Uhr abends, von den übrigenAusflugspunkten um zirka 11 Uhr abends ab.Die Berliner Feuerwehr ist jetzt in zwei Oberbrandinspektionengeteilt. Der ersten Oberbrandinspektion unter dem Oberbrand-rnspettor Reinhardt ist die Führung bestimmter Geschäfte derII., III. und V. Kompagnie übertragen worden. Zur IL Oberbrandinspektion ressortieren die I. und IV. Kompagnie. Sie ist demOberbrandinspestor Dransfeld übertragen. Dieser hat dieFührung der II. Kompagnie an den Brandinspektor Teubner ab-gegeben. Die Führung der ID. Kompagnie hat BrandinspektorRecker von dem Oberbrandinspektor Reinhardt übernommen.Verteuerung von Ferien-Sonderzügcn. Ein Sonderzug zuermäßigten Fahrpreisen wird von Berlin nach Dresden undSchandau am Sonnabend vor Pfingsten, den 18. Mai, abgelassen.Die Züge wiederholen sich am 6. und 14. Juli sowie am 15. August.Die Preise der Rückfahrkarten sind aber höher als früher. Siesind nicht nur um den Betrag der Reichssteuer vermehrt, sondernauch um 2 M. in der zweiten und 1 M. in der dritten Klasse er-höht. Eine Rückfahrkarte zu den Sonderzügen von Berlin nachDresden kostet demnach in der dritten Klasse 9,30 M.. in der zweiten14.90 M. Nach Schandau sind die Preise 11,10 M. und 17.70 M.Zugrunde gelegt sind die früheren Fahrpreise. Dazu wird dieReichssteuer und für alle Fälle der Zuschlag für die Benutzungvon Schnellzügen bei der Rückfahrt gleich im voraus erhoben, denman also bezahlt, auch wenn man zuschlagfreie Eil- und Personen-züge benutzt. Die Fahrkarten für die Sonderzüge sind aber immernoch etwas billiger als gewöhnliche Fahrkarten, djL von Bexliv nachDresden und zurück in Personenzügen 11,20 M. dritter Klassekosten, wozu unter anderem der Schnellzugszuschlag hinzutritt.Der Sonderzug am Pfingstsonnabend geht vom Anhalter Bahnhof2,10 Uhr nachmittags. Er hat bereits einen derartigen Zuspruchgefunden, daß ihm zwei weitere Sonderzüge nachfolgen müssen.Der erste Sonderzug ist auf dem Dresdener Hauptbahnhof 6,01abends, in Schandau 7,14. Die Rückfahrkarten gelten jetzt zweiMonate, also bis zum 17. Juli 12 Uhr nachts, sowohl über Elster-werda als über Röderau. Von Schandau bis Pirna und von Pirnabis Dresden können die Karten auch auf den Dampfern benutztwerden. Für Eildampfer ist aber abermals ein Zuschlag zu ent-richten. Durchgehende Abfertigung von Gepäck findet nur bei derEisenbahn statt. Die Fahrt kann auf der Rückreise einmal unter-brachen werden. Der Uebergang von der Eisenbahn auf das Schiffoder umgekehrt gilt nicht als Fahrtunterbrechung. Die Sonderzua.karten sind auf dem Anhalter Bahnhof von 8 bis 1 und 3 bis 6 Uhrbis zum 17. Mai zu haben.Die Pfingstfcrien beginnen heute und dauern bis zum Donners-tag, den 23. Mai, an welchem Tage die Schulen wieder mit demUnterricht beginnen. Die Sommerferien beginnen in Berlin amFreitag, den 6. Juli.Zwei neue Rettungsstationen werden an Gewässern der Um-gebung Berlins errichtet werden, was sicherlich von Interesse fürdie den Wassersport liebenden Berliner Ausflügler sein dürfte.Die«Rettungsgesellschaft der Wassersportvereine von Berlin undUmgegend" wird während der beiden Pfingstfeiertage am Dolgen-und Wolziger-See je eine Rettungsstation unterhalten, die von8 Uhr früh bis 7 Uhr abends mit je zwei ortskundigen Fischernund Samaritern besetzt sein werden. Die Station am Wolziger.See befindet sich an den Fischermolen bei Blossin, diejenige amDolgen-See an der Mole bei dem Hönowschen Gasthause inFriedrichsbauhof bei Pieros.Tote Fische in großer Zahl bedeckten gestern die Oberfläche derSpree. Zu Tausenden schwammen sie auf dem Wasser, das inallen Regenbogenfarben schillerte. Die Ursache des Fischsterbenswar nicht zu ermitteln, vermutlich rührt es von einer Verunreinigungdes Wassers her.Die Auto-Omnibusse der Straßenbahn. Am Pfingstsonntagwird die Große Berliner Straßenbahn ihren Automobil-Omnibus-verkehr aufnehmen und am ersten Tage die beiden LinienHallesches Tor— Stettiner Bahnhof und Hallesches Tor— Alexander-platz eröffnen.Aus dem Straßengetriebe. In der Brunnenstraße versuchtevorgestern abend um hbS Uhr die sieben Jahre alte Tochter Ellides im Hause Nr. 106 des genannten Straßenzuges wohnendenZigarrenhändlers Buchholz den Fahrdamm der Brunnenstraße zuüberschreiten, um sich nach der elterlichen Wohnung zu begeben.Hierbei achtete das Kind nicht darauf, daß gerade ein Straßen-bahnzug der Linie 39 in der Richtung nach dem Gesundbrunnenin geringer Entfernung heraufgefahren kam. Obwohl der Führerdes Motorwaggons sofort die sämtlichen Bremsmittel anwandte,konnte er das Unglück nicht mehr verhüten. Das Mädchen wurdeumgestoßen und kam unter dem Vorderperron des Bahnwagens,jedoch vor dem Schutzrahmen zu liegen. Die kleine B. erlitt einenBruch des rechten Oberarmes und des linken Beines und wurde,nachdem ihr aus der Unfallstation die erste Hülfe zuteil gewordenwar, nach dem Krankenhause übergeführt.— Ein gleicher Unfalltrug sich in der Kaiser Friedrichstraße in Rixdorf zu. Der sieben-jährige Knabe Walter Schellhase aus der Kaiser Friedrichstraße 23lief beim Ueberschreiten des Fahrdammcs dieser Straße gegeneinen herannahenden Straßenbahnwagen der Linie V(RichtungRingbahnhof Rixdorf) und wurde umgestoßen. Dem Kleinen wurdeeine Zehe des linken Fußes abgequetscht. Der Verunglückte, demein hinzugerufener Arzt einen Notverband anlegte, wurde nach demstädtischen Krankenhause in der Cannerstraße übergeführt.— Ueberden Zusammenstoß eines Automobilomnibusses mit einem Straßen-bahnwagen, wabei drei Personen verletzt wurden, wird mitgeteilt:Am Mittwochabend gegen%8 Uhr fuhr der Automobilomnibus1329 Linie 8(Richtung Bülowstraße) in der Potsdamer Ecke derBülowstraße infolge Versagens seiner'Bremsen auf den dorthaltenden, in der Richtung nach Schönebcrg verkehrenden Straßen-bahnwagen der Linie 40 E auf. Infolge des Zusammenprallcswurde am Bahnwagcn der Hinterperron eingedrückt und derKontroller umgelegt. Der Autobus erlitt Beschädigungen anseinem Vorderteil. Auf dem Hinterperron des Straßenbahnwagensbefanden sich mehrere Personen, von denen ein in der Ludwigs-kirchstraße wohnender Herr Busch eine Quetschung des linken Fußes,der in der Eisenacherstraße 60a wohnende Herr Felix Karkowskieinen Bruch des linken Mittelfußes davontrugen. Herr AdamReimers, Laubestraße 6 in Rixdorf wohnhaft, erlitt Haut-abschürfungen an der rechten Hand. Alle drei Verletzten erhieltendie erste Hülfe auf der Unfallstation und konnten sich dann nachihren Wohnungen begeben.— In der Müllerstraße wurde der21jährige Zögling Leopold Marcuse, Utrechterstraße 11 wohnhaft.von einem Straßenbahnwagen der Linie 68 umgerissen und eineStrecke mitgeschleift. M. war im Begriff gewesen, mit einemFreunde den Fahrdamm zu überschreiten, als er plötzlich von einemvorübersausenden Motorwagen mitsamt seinem Begleiter zu Bodengeschleudert wurde. M. geriet unter die Vorderplattform undwurde unter dem Schutzrahmen eingequetscht. Nachdem er ausseiner qualvollen Lage befreit worden war, wurde er nach derUnfallstation in der Lindowerstraße gebracht und von dort nachAnlegung von Notverbänden in das Krankenhaus Moabit über-geführt.— Ein weiterer Straßenbahnunfall ereignete sich vor-gestern nachmittag am Kurfürstendamm. Ein Droschkenautomobilstieß mit einem Straßenbahnzug der Linie R zusammen, und zwarmit solcher Heftigkeit, daß das Automobil umgeschleudert wurde.Die Scheiben wurden zertrümmert und durch umherfliegendeGlassplitter erlitt der Insasse, der Kaufmann Wolf, Kurfürsten-dämm 181, erhebliche Verletzungen im Gesicht und an den Händen.Die erste ärztliche Hülfe erhielt er auf der Unfallstation amZoologischen Garten.Eine Affenjagd rief Mittwoch abend im Südwesten der Stadtungeheures Aufsehen hervor. Einem Italiener, der mit dem Tierein der Lindenstraße auf die Höfe gegangen war. war dies in einemunbewachten Augenblick entflohen und auf die Straße geeilt. Nachkurzer„Umschau" lief der Affe nach der Junkerstraße zu und bogin diese ein. Allmählich hatten sich Hunderte von Menschen ander Verfolgung des Bierfühlers beteiligt. Ein allgemeines„Hallo"erfolgte jedesmal, wenn das flinke Tier seinen Verfolgern ent-schlüpfte. So ging denn die Affenjagd durch die Markgrafen- undKochstraße. Schließlich suchte das gehetzte„Wild" in dem HauseKochstraße 28 seine Zuflucht. Jetzt erst gelang es, den Ausreißerzu erwischen. Der Italiener, der seinem Tier eine derbe Züchti-gung zuteil werden ließ, entging nur mit knapper Not der Gefahr.von dem empörten Publikum gelyncht zu werden.Aus dem dunklen Berlin. Der blutige Ueberfall auf eineProstituierte rief in der vorverflossenen Nacht in der Demminer-straße große Aufregung hervor. Wegen eines jungen Mannes wares zwischen der Prostituierten Anna Neffke, Ruppinerstraße 29.und einer anderen Dirne zu einem Streit gekommen. Mit einemBund Schlüssel in der Hand stürzte sich die Rivalin wütend aufdie N. und schlug solange auf sie ein, bis sie besinnungslos zu-sammenbrach. Mehrere andere Dirnen, die ebenfalls hinzukamen,mißhandelten die N. gleichfalls. Unbarmherzig schlugen sie aufdie Bewußtlose ein. Blutüberströmt wurde die Schwerverletztenach der Unfallstation gebracht. Der Vorfall hatte unter denHunderten von Zuschauern die größte Empörung hervorgerufen.Die Haupttätepinnen sind vyg der Polizei festgenommen worden.