Sandels«, Transport« und VerkehrSarveiter gehören unbedingt zumTransportarbeiterverbande. Die vermeintlichen Anspruchsrechteanderer Organisationen auf diese Berufsschichten find unberechtigt.— Die Generalversammlung erwartet vom Zentralverbande deutscherBrauereiarbeiter, daß er sich fortan dem Transportarbeiterverbandegegenüber in solchen Bahnen bewegt, die einer modernen Arbeiter-organisation würdig sind."W i l d e i s- Leipzig beantragte zu dieser Resolution einen Zu«sah des Inhalts: Die Generalkommission möge ihre schwankendeHaltung in der Frage der Grenzstreitigkeiten aufgeben und einedem Beschluß der Vorständekonferenz entsprechende Stellung ein-nehmen.Schumann sprach gegen diesen Zusatz. Die Vorstände«ronferenz habe ihren Standpunkt festgelegt. Wenn die General-kommission demselben eine andere Auslegung gebe als ihm auf derVorständekonferenz gegeben wurde, so erkläre er, der Redner, derBeschluß der Vorständekonferenz sei festgelegt, er entspreche demStandpunkt des Handels- und Transportarbeiter-Verbandes und dieGeneralkommission könne nichts daran ändern. Man möge deshalbvon einem Beschluß gegen die Generalkommission absehen.Der Antragsteller zog hierauf seinen Zusatzantrag zurück.Im übrigen drehten sich die Debatten um geschäftliche Maß-nahmen de? Vorstandes, der Gauleiter und ähnliche Angelegenheitenohne allgemeines Interesse. Am Schluß des heutigen Sitzungstageswar die Debatte noch nicht beendet.taralvtlsWtnlmig des Verbandes der HandschuhmacherDeutschlands.Berlin, den 22. Mai 1907.Vierter Sitzungstag.Zur Beratung stehen die zum Verbandsstatut und Unterstützungs-ceglemcnt gestellten Abänderungsanträge.Beschlossen wird zunächst, bei Berufswechsel Mitglieder, anderer,der Generalkommission angeschlossenen, Verbände von der Entrichtungeines Eintrittsgeldes zu befreien, sie sind für den Bezug der Unter-stützuny bei solchen Uebertritten berechtigt.Die Erhöhung deS Verbandsbeitrages wird gegen die Stimmender Vertreter aus München, Osterwicck und Zeitz abgelehnt, es bleibtdieser somit auf 50 Pf. wie bisher festgesetzt.Die Reise« und Arbeitslosenunterstützung wird in drei Stufenam je 15 Pf. erhöht; sie beträgt je nach Dauer der Mitgliedschaft90 Pf., 1,16 und 1,40 M. Die reguläre Bezugsdauer ist achtWochen, sie kann aber bei allgemeiner Arbeitslosigkeit auf sechzehnWochen ausgedehnt werden.AIS Neueinrichtung schuf die Generalversammlung die Erwerbs-losenunterstützung für weibliche Mitglieder. Nach den alten Satzungenzahlten die letzteren Jjro Woche 10 Pf. Beitrag, wofür auf die Dauervon vier Wochen taglich 40 Pf. Arbeitslosenunterstützung gewährtwerden. Von der Generalversammlung find nun die Beitrage aus20 Pf. festgesetzt, die Unterstützungssätze wurden bei 8 Wochen Dauerauf 60 Pf. täglich beschlossen. Die wirtschaftliche Lage der Hand«schuhnäherinnen, deren Löhne als Hausarbeiterinnen von denUnternehmern gekürzt wurden, ist von Jahr zu Jahr drückendergeworden, es hat sich nun auch das Verlangen nach der gewerkschast«lichen Organisation bemerkbar gemacht. Hiervon ausgehend, soll dieAgitation energischer als bisher seitens der Verbandsleiwng be-trieben werden. Im Verbandsorgan soll auf die Arbeiterinnenfragemehr Rücksicht genommen werden. Abgesehen wird dagegen davon,die„Gleichheit" obligatorisch einzuführen. Erhöht wird die Streik-Unterstützung um 26 Pf. pro Tag auf 12,26 M. bezw. 16,76 M.;Familien Abgereister erhalten auf die Dauer von sechs Wochenwöchentlich 6 M. Unterstützung.10. Geveralversammlung des Verbandes der Lagerhalterund Laaerhatterinnen Deutschlands.Leipzig» 20. Mai.Nachmittags S Uhr wurde vom Vorsitzenden der LeipzigerOrtsverwaltung, M ö l l e r- Schönefeld, der Verbandstag mit einerlängeren mit Beifall aufgenommenen Begrüßungsrede eröffnet.Vom Bezirk Dresden ist der Antrag eingegangen, auf die TageS-ordnung noch zu setzen: 1. Ursachen und Wirkungen der Rabatt-sparvercine und deren Agitation und 2. Welche Schritte sind nötigzur weiteren Entwickelung und Hebung der Konsumgenossen-schaften? Dieser Antrag wurde von Braune damit begründet,daß von den Verwaltungen zu wenig getan würde, um die invielen Vereinen vorhandene Stagnation in bezug auf den Umsatzzu beseitigen. Die Lagerhalter seien ebenfalls als ein Teil derVerwaltung in den Konsumvereinen anzusehen und als solche der-pflichtet, auf Mittel und Wege zu sinnen, die das Konsumgenossen-schaftswesen fördern. Zum Schlüsse weist er entschieden einenVorwurf zurück, der den Antragstellern von einem Kollegen in den„Monats-Blättern" gemacht wurde. Der Dresdener Antrag wirdnach kurzer Debatte zurückgezogen und die Tagesordnung damitin der vorliegenden Form genehmigt. Nach erfolgter Wahl derMandatsprüfungS-Kommission wurde die Vorversammlung ge-schlössen.Leipzig, 21. Mai.Der von der Generalversammlung gewählte VorsitzendeL a m m e- Schöneberg-Berlin eröffnete um 9 Uhr die VerHand-lungen. Der Vorsitzende des Verbandes, Reinsdorf- Leipzig,begrüßte die anwesenden Gäste. K u b e« Berlin, als Vertreterder Generalkommission, R e d e r- Leipzig, als Vertreter derHandels« und Transportarbeiter Deutschlands, Meng es-Wien,als Vertreter der Handels, und Transportarbeiter Oesterreichs,und P l o t t k e- Leipzig, als Vertreter der Ortsgruppe Leipzig desHandlungsaehülfenvcrbandes, heben in ihren Erwiderungen dieengen Beziehungen hervor, die ihre Verbände mit dem Lager-halterverband verbinden.Darauf erstattet die MandatsprüfungSkommission Bericht.Von den abgegebenen 61 Mandaten war das Mandat AhlerS-Bantbeanstandet worden. Die Kommission ersucht die General-Versammlung, auch dieses Mandat für gültig zu erklären, wasauch geschieht.Reinsdorf- Leipzig gibt hierauf den Vorständsbericht.AuS diesem ist noch zu entnehmen, daß der Verband eine Agitations-broschüre herausgegeben hat, die den Titel trägt:»Die StellungdeS Lagerhalters in den Genossenschaften". Redner streift dannkurz die Tarifverhandlungen mit dem Zentralverbande deutscherKonsumvereine, die, wie bereits erwähnt, einen besonderen TageS-ordnungspunkt bilden. Bedauert wird vom Vorsitzenden, daß beiTranstischen Aufnahmen, die vom Verband vorgenommen wurden,sehr viele Bezirke nicht daS nötige Interesse zeigten. Die An-forderungen, die von den einzelnen Bezirken an den Vorstandin bezug auf die Referentenfrage gestellt wurden, waren so hohe,daß sie nicht ganz erfüllt werden konnten. Eine rege Agitationwurde in Schlesien und im Elsaß mit gutem Erfolge betrieben.Dann geht der Redner auf verschiedene Gesuche um DarlehnS- undGemaßregelten-Unterstützung ein. Die Unterverbandstage deSZentralverbandcs deutscher Konsumvereine zu beschicken, ist derVorstand des LagerhalterverbandeS abgekommen, da er sich vondieser Beschickung keinen Nutzen verspricht.H e n n i a- Leipzig gibt hierauf den Kassenbericht, der vonDohnel- Leipzig noch näher erläutert wird. Da wir die Haupt-sächlichsten Konten bereits im Vorbericht angeführt haben, er-übrigt es sich, hier näher darauf einzugehen. Auf Antrag deSRevisors L u ck n e r wird den beiden Genannten Decharge erteilt.Rüt er- Berlin gibt den Bericht deS Ausschusses. Der Ausschußhat in den letzten beiden Jahren verhältnismäßig wenig zu tungehabt. Bei den Tarif- und Dienstvertragsverhandlungen gingder Ausschuß mit dem Hauptvorstand gemeinschaftlich vor, wobeider Ausschuß die Anregung gab, den Hauptwert auf die Regelungder Mankobergütung zu legen. Denn durch zu geringe Manko-Vergütung ist schon so mancher gewissenhafte Lagerhalter um Ehreund Ansehen gekommen. Mit der Haltung und Schreibweiseder Verbandszeitung ist der Ausschuß vollständig einverstanden.Beschwerden gegen die Verbandsleitung lagen nicht vor. DerRedner behandelt dann ausführlich die vom Vorsitzenden gestreifteReferentenfrage, wobei er bemerkte, daß die Kollegen nicht so sehrauf bestimmte Personen sehen sollten.P ö tz s ch- Berlin gibt im Auftrage der Preßkommission Be-richt. Nach den der betreffenden Kommission vorgelegten Be-schwerden zu urteilen, die sich nur auf zwei Fälle beschränken, istdie Kollegenschaft mit der Haltung des Verbandsorgans ein-verstanden. Die„Monats-Blätter" erscheinen jetzt in einer Auf-läge von 2000 Exemplaren. Der Berichterstatter geht dann näherauf die in den„Monats-Blättern" gegen die„Konsumgenossen-schaftliche Rundschau" geführte Polemik ein, die er vollständigbilligt.Die Diskussion eröffnet Braune- Radeberg, der dieGründe nicht für stichhaltig ansieht, die der Vorstand des Zentral-Verbandes deutscher 5konsumvereine anführt, um die Nicht-beichickung der Generalversammlung zu motivieren. Ein der-artiges Verhalten trage nicht zum genossenschaftlichen Zusammen-arbeiten bei.R e i ch e l t- Chemnitz teilt nicht die Ansicht deS Vorstandes,die Revisionsverbandstage der Konsumvereine nicht zu beschicken.Wäre z. B. der sächsische Revisionsverbandstag in Pirna beschicktworden, so hätte sich wahrscheinlich der Geschäftsführer Lehmannvom Konsumverein Leipzig-Eutritzsch sehr gehütet, unsere Forde-rungen als grauenhaft zu bezeichnen. Oder aber es hätte ihm klargemacht werden können, daß unsere Forderungen nur die sind,die ein großer Teil der Kollegen in öffentlichen Versammlungenals Redner vertreten müssen.Sehr schlechte Verhältnisse bestehen in Plauen i. V., wieH o b e r- Plauen berichtet. Der dortige Wirtschaftsverein der-biete kontraktlich seinen Lagerhaltern, dem Lagerhalterverbandbeizutreten; mache ihnen also daS Koalitionsrecht illusorisch.Scharberg- Hamburg ist ebenfalls nicht mit dem Beschlußdes Vorstandes, die Revisionsverbandstage nicht zu besuchen, ein-verstanden. Er berichtet ferner, daß die Hamburger„Produktion"einen Versuch gemacht habe, Lagerhalter ohne jede Kaution undVerantwortung anzustellen. Der Versuch sei als mißlungen zubezeichnen, obwohl die Verwaltung des Vereins dies öffentlichabstreite.B u s s e- Hannover berichtet: In seinem Bezirk sei ein Ver-ein gegründet worden, der im ersten Jahre 21 000 M. Umsatz erzielte, in den folgenden Jahren aber bei stetig sinkendem Umsatzimmer höhere Rückvergütung auszahlte. Jetzt sei in der General-Versammlung der Antrag gestellt worden, dem Lagerhalter statt100 M. nur 86 M. Monatsgehalt zu zahlen.Die übrige Diskussion drehte sich hauptsächlich um dieDelegation zu den RcvisionSverbandStagen. Ein Antrag vonKrause- Magdeburg, die Revisionsverbandstage regelmäßig zubeschicken, wird angenommen.In der Nachmittags-Sitzung referierte B a m m e S- Leipzigüber die Tarif- und DienstvertragS-Verhand-lungen mit dem Zentralverband deutscher Konsumvereine. Erführte aus, daß die vom Verband aufgestellten Forderungen un-wesentlich abweichen von den bereits im Jahre 1393 von hervor-ragenden Genossenschaftern, wie Lorenz, Radestock usw., als be-rechtigt anerkannten. Der unsererseits ausgearbeitete Entwurfenthalte Bestimmungen über den Achtuhr- und Sonntags-Laden-schluß, der bei einigem guten Willen wohl durchführbar sei. Fernerwird fester Gehalt gefordert an Stelle der noch vielfach üblichenBezahlung nach Prozenten des Umsatzes. Eine der wichtigstenBestimmungen ist die Regelung der Mankovergütung und die Fest-setzung einer Umsatzgrenze pro Verkaufskraft, und zwar nicht alleinim Interesse der Lagerhalter, sondern auch der Vereine, denn eSsei nicht zuviel behauptet, daß die Stagnation in einzelnen Ver-einen zum Teil mit darauf beruhe, daß an Lohntagen nicht inder schnellen und ordnungsgemäßen Weise bedient werden könne,als wünschenswert sei. Von Wichtigkeit sei ferner, daß ein Lager-Halter nicht schon auf Grund eines einzigen Defizits haftbar ge-macht oder gar entlassen werden könne. Selbst bei der gewissen-haftesten Verwaltung seien Irrtümer nicht ausgeschlossen, die dannbei der nächsten Inventur oft entdeckt werden; deshalb sei dieUeberschreibung von Fehlbetrag und Ueberschuh nur gerecht. Dieseskizzierten Forderungen lehnte der Vorstand deS Zentralverbandesab; es sei daher notwendig, die Oeffentlichkeit durch die Pressedamit bekannt zu machen.In der Diskussion äußert W tl b e r t-Barmen Bedenken,daß der Tarif für alle Kollegen eine Verbesserung bedeute.Götz- Nürnberg und Weber- Chemnitz wünschen, daß derDien st vertrag nicht eher angenommen werde, als bis derTarif geregelt ist.N i l i u s- Halle wendet sich gegen die Ausführungen Kauf-mann»(Sekretär des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine)auf einem Nevisionsverbandstage, die die geringere Bezahlung desweiblichen Personals bezweckten. Allerdings könne sich Kaufmannauf den Zentralverband der HandlungSgehülfen stützen, der einesolche Ausfassung als berechtigt anerkannt habe.Die Sitzung wird abgebrochen.Em der Partei.Parteiliteratur.„Die Geschichte der Berliner Arbeiterbewegung". Ew Kapitel zurGeschichte der deutschen Sozialdemokratie. Herausgegeben vonEduard Bernstein. Reich illustriert mit Bildern und DokumentenI. Teil: Vom Jahre 1848 bis zum Erlaß des Sozialistengesetzes.17 Hefte a 30 Pfennig.Bis jetzt sind die ersten drei Lieferungen erschienen. AuS demInhalt nennen wir: 1. Kapitel: Berlins Arbeiter am Vorabend derMärzrevolution. 2. Kapitel: Berlins Arbeiter in den Märztagen.3. Kapitel: Die Sammlung der Arbeiter im Revolutionschaos.4. Kapitel: Der erste Berliner Arbeitcrkongreß und sein Werk.6. Kapitel: Die Arbeiter und die letzten RevolutionSkämpse.Der Verfasser schildert unter Beibringung reichen Urkunden-Materials die Zeit der 48er Revolution und die Anteilnahme der Ar«bester an dieser Bewegung. Mit großem Interesse wird der Leserdie Schilderungen der Barrikadenkämpfe verfolgen. Er sieht die da«maligen Volksversammlungen mit ihren Forderungen und ihrenRednern und gewinnt ein lebhaftes Bild der Zeitverhältnisse.Bestellungen auf daS im Verlage der Buchhandlung-Vorwärtserscheinende Werk nimmt jede Buchhandlung und jeder Kolporteurentgegen.„lieber BcrfassungSwcsen" von Ferdinand Lassalle. DreiAbhandlungen: lieber Verfassungswesen.— WaS nun?— Machtund Recht. Neue Ausgabe mit Einleitungen versehen von EduardBernstein. Verlag: Buchhandlung Vorwärts, Berlin. Preis 1 M.,Volksausgabe 60 Pf.E. Bernstein schreibt in seinem Vorwort: Von allen politischenAbhandlungen Ferdinand LassalleS ist keine so ganz und gar aktuellgeblieben, wie sein Vortrag„Ueber Verfassungswesen". Nicht Pietätgegen einen großen Vorkämpfer, sondern Pflicht gegen die lebendenund insbesondere die heranwachsenden Kämpfer gebietet in ersterReihe, ihn mit seinen Ergänzungen„WaS nun"? und„Macht undRecht" allezeit zugänglich zu erhalten. Er ist noch heute einePropagandaschrift ersten Ranges, die der ungeschnlteste Leser mitLeichtigkeit versteht und selbst der erfahrene Politiker wieder mitFrucht nachlesen wird.Das Gruppenbild der sozialdemokratische» ReichStagSfraktion,enthaltend die Bilder der bei den Wahlen 1207 gewählten sozial«demokratischen ReichStagSabgeordnetcn wird in den nächsten Tagenim Verlag der Buchhandlung Vorwärts, Berlin, erscheinen. DerPreis beträgt 40 Pf., bei direkter Zusendung inkl. Verpackung60 Pf.In hochfeiner, künstlerischer Ausstattung auf bestem Kunstdruck-karton und nach den neuesten photographischen Aufnahmen hergestellt,ist daS Bild ein prächtiger Zimmerschmuck für jedes Arbeilerheim.Die Kartostgröße ist 40 X 66 Zentimeter.— Der außerordentlichbillige Preis ermöglicht es auch den minder gut Situierten, sichdieses Bild zuzulegen. Zu beziehen durch jede Parteibuchhandluugund jeden Kolporteur.„Kommunale Praxis". Wochenschrift für Kommunalpolitik undGemeindesozialismus. Herausgeber: Dr. Albert Südekum. Verlag:Buchhandlung Vorwärts, Berlin SW. 68, Lindenstr. 69.Die Nr. 20 der„Kommunalen Praxis' bringt einen sehr inter-essanten Artikel über die Aufgaben der städtischen Armenpflege,außerdem eine Fülle von agitatorisch wertvollen Notizen. Die„Kommunale Praxis" erscheint wöchentlich und kostet vierteljährlichnur 2,60 M. Probenummern find jederzeit kostenlos vom VerlagBuchhandlung Vorwärts, Berlin LW. 68, Lindenstr. 69, zu beziehen.Lanbagitation. Die Pfingstnummer der.KönigsbergerVolkszeitung" enthielt eine Bekanntmachung des Agitations-komitees für Ostpreußen, worin es hieß:„Parteigenossen, die zu den Feiertagen die Provinz besuchen,erhalten zum Zwecke der Agitation die Broschüren:„EineAbrechnung mit dem Reichslügenverband"— Rede Fischers— vom Unterzeichneten kostenfrei.Wir bitten, hiervon recht ausgiebigen Gebrauch zu machenund besonders bei den Besuchen auf dem Lande Abonnenten fürden„Landboten" und Mitglieder ftir die Kreisvereine zu werben.Auch die Parteigenossen und Genossinnen, die im SommerAusflüge in die Umgebung von Königsberg machen, könnenunserer Agitation auf dem Lande und in den kleiuen Städten sehrviel nützen, wenn sie uns die Adressen der Leute übermitteln, vondenen sie annehmen, daß dieselben der Sozialdemokratte zugäng-,lich sind...."Diese Art der Agitation ließe sich wohl auch für andere Landes-teile in Anwendung bringen.Gemcindewahlsieg. In Ellerbeck(SchleSwig-Holstein) siegteder sozialdemokratische Kandidat bei der Wahl der dritten Wähler«klasse mit 213 gegen 172 Stimmen.Ein Nadelstich. Die„liberale" Stadttatsmehrheit zu K«rlS»ruhe hat sich über Kritiken des, V o l k f r e u n d S" an der stadt«rätlichen Tätigkeit geärgert. Und hat auch Rache genommen und dem„Vollsfreund" folgenden Ukas gesandt:„Nachdem Sie ungeachtet unseres Ersuchens vom 16. April d. I.unsere berichtigende Darstellung nur teilweise und zerstückelt zumAbdruck gebracht, dagegen in den Nummern 106 und 108 zweiArtikeln Aufnahme gewährt haben, die ebenso unberechtigte alsgehässige und verletzende Ausfälle gegen die Stadtverwaltung ent-halten, sehen wir uns veranlaßt, die mit Ihnen unterm 19. April1900 getroffene Vereinbarung gemäß deren 8 0 mit foforttgerWirkung aufzuheben."Das heißt, den»„Volksfteund" werden die amtlichen Inserateund die offiziellen Berichte über die Sitzungen des Stadttats ent«zogen. Nach der Ansicht der„liberalen" StadttatSmehrhest sind alsonur arttge Blätter, die alles, was der Stadtrat tut, gut und schönfinden, würdig, die amtlichen Inserate zu erhalten. Wer nörgelt,wird am Geldbeutel gesttaft. Brave Liberale IDeutsche Arbritersänger in Brüssel. Man schreibt uns ausBrüssel vom 21. d. M.: Pfingsten hatte die hiesige Arbeiterschaftdie Freude, den Arbeiter-Gesangverein Essens inBrüssel zu begrüßen. Der Empfang der deutschen Genossen amPfingstsonntag gestaltete sich zu einer kameradschaftlichen und froh»lichen Manifestation von jenem warmen internattonalen Charatter, demdie Sozialdemottatie imlner Ausdruck gibt, wenn Arbeiter verschiedenerZungen sich zu ernstein oder fröhliche»» Zusammensein finden. VomBahnhofe begaben sich die deutschen Arbeltergäste— etwa 100 an derZahl— von Mitgliedern desDeutschenArbeitervereinS inBrüssel, vom Gesangverein Molenbeek-Brüssel und demMusikkorpS„Echo du Peuple" geleitet, ins„Maifon du Peuple", wodie Sänger mit warnien Begrüßungsreden bewillkommnet wurden.Es sprachen Genosse Oclors, der Administtator des„Maison duPeuple", Genosse Franz Fischer vom„Peuple" und der SekretärdeS Brüsseler deutschen Gesangvereins, alle in deutscher Sprache,worauf der Präsident deS Essener Gesangvereins in herzlicher Weisedankte. Am Pfingstmontag vereinigte ein äußerst animiertes Fest dieBrüsseler und die Essener Arbeiter in den riesigen Garten- undSaallokalitäten das„Thöatre Lyrique". Die deutschen Ge«nassen vom. Sängerkreis" brachten den GesangSwillkonnngruß,dein sich die vortrefflichen Leistungen der belgischen Genossen vomGesangverein Molenbeel und des Essener Gesangvereinsanschlössen..Besonders diese wurden in rauschender undtempera-mentv oller Weise akklamiert und in ftan-zösischen, deutschen und vlämischen Lauten wurden die präzisenund schwungvollen Produktionen der Essener fte»ldig anerkanitt.Auch die Essener Arbeiter haben sich, daS hörte man und sah man ihnenwohl an, in dein den Deutschen heimisch anmutenden Brüssel garbald wohl gefühlt und wie die Brüsseler Arbeiter werden auch siesich der frohen Brüsseler Pfingsttage, die bei aller Heiterkeit vondem Weihegesühl solidarischen iiampsesempfindens getragen waren,gerne erinnern. Ein charakteristtsches Zeichen für unsere Ideen:Während man ftöhlich durch den Saal tanzte, gingen zwischendurch die tanzenden Paare Genossen und Genossinnen, um für diestreikenden Textilarbeiter in Flandern zu sammeln. Ueberflüssig zusagen, daß auch die Deutschen ihr Scherflein gaben.pollreilicbes, Oerlcbtliches uTw.GehauSsucht wurde dieser Tage in der Expedition der.Saar«wacht" zu Saarbrücken nach etwaigen Exemplaren der Nr. 262 der.Saarwacht" von 1906 mit dem Artikel:„Herr, was muß ich tun,um vollkommen zu werden?" Gefunden hat man selbstverständlichnichts. Was in dem Artikel StaatsgcfährlicheS enthalten sein solldas man erst nach so langer Frist entdeckte, ist noch unbekannt.Soziales.Vom Schullchrerelcnd.Die LehrerSftau Berta Sch w o ch o w hatte sich wegen schwererUrkundenfälschung und Betrug« vor der 7. Strafkammerde? Landgerichts l zu verantworten. Der Ehemann der Angefchul«digten ist Lehrer in einem kleinen Orte in Thüringen und beziehtein Gehalt von 83 M. monatlich. Vor etwa zivci Jahren hatte S.geheiratet, dabei aber seiner Frau verschwiegen, daß er etwa1000 M. Schulden hatte. Diese stammten noch aus einer Zeit.als er ein monatliches Gehalt von 56 Mark und einigenPfennigen hatte. Als der erste Wechsel über einen größerenBetrag präsentiert wurde, gab es die erste Wolke an dem ehelichenHimmel der damals noch Jungverheirateten. Herr S. verstand eSjedoch, seinen Hauptschuldner, einen Schuhmackermeister Andersohn,zu immer wiederholten Prolongationen des Wechsels zu bewegen,so daß sich die Bezahlung der Schuld etwa zwei Jahre hinzögerte.Im Januar dieses Jahre» verstarb der Hauptschuldner des S.,so daß der Wechsel am 22. Jai»uar fällig wurde, währender sonst nochmals prolongiert worden wäre. Schwochow be-fand sich somit in einer sehr unangenehmen Situation. SeineEhefrau versprach auf irgend eine Weise Geld zu verschaffen undreiste nach Berlin, um sich hier von einer vermögenden Cousine einDarlehn von 2000 M. zu verschaffen. Wider Erwarten schlug diese