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Die Bitte der AngeNagten rundweg ab. Um nun ihrem Ehemann die Stellung zu erhalten und die drohende Zwangsvollstreckung zu Venneiden, ließ sich die Angeschuldigte zu einer Tat hinreihen. die ihr die jetzige Anklage einbrachte. Sie bat ihre Cousine, ihr ihre genaue»Adresse' auszuschreiben, damit sie ihr hin und wieder eine Ansichtskarte aus dem schönen Thüringen   schicken könne. Mit dieser Adresse ging die Angeklagte nach der Filiale der Deutschen Bank und lieh sich dort ein Ouittungs- formular geben. Auf diesem fälschte sie die Unterschrift ihrer Cousine, wobei sie die Adresse als Borlage benutzte, und hob dann die Summe von 2000 M. ab. Bon den 2000 M. wurden 700 M. zur Bezahlung des Wechsels, 000 M. zur Tilgung anderer Schulden und 300 M. zur Begleichung kleinerer Schulden bei ver- schiedenen Kaufleuten verwendet. Der Rest von 400 M. wurde nach Entdeckung der Fälschung noch vorgefunden und beschlagnahmt. Bor Gericht war die Angeklagte unter Tränen geständig. Der Staatsanwalt beantragte, da es sich doch um ein höheres Objekt handele, eine Gefängnisstrafe von vier Monaten. RechtSanw. Bahn plädierte auf Zubilligung mildernder Umstände. DaS Gericht ließ auch Milde walten und erkannte auf nur vier Wochen Gefängnis._ 8. Jahresversammlung des deutschen Vereins für Schul- gesundheitspflege. In Karlsruhe   begannen unter Teilnahme von Vertretern aus ganz Deutschland   die Verhandlungen der 8. Jahresversammlung des deutschen Vereins für Schulgesnndheitspflcge. Das erste Verhandlungsthema betraf die wichtige Frage der Einheitsschule: »Inwieweit ist von pädagogischen, kulturellen, hygienischen und sozialen Gesichtspunkten aus eine einheitliche Gestaltung des höheren Schulwesens möglich?" Diese Frage wurde vom k. k. Ober- sanitätsrat Dr. H u e p p e- Prag, dem Direktor des hygienischen Instituts an der dortigen Universität, wie folgt beantwortet:Wir müssen folgende Stufen unterscheiden: Unterstufe Volksschule; oder Mittelstufe oder höhere Schule und Hochschule oder Universität. Unterstufe und Mittelstufe müssen für alle einheitlich aufgebaut werden, damit die Entscheidung über den zukünftigen Beruf soweit hinausgeschoben wird, bis man die Fähigkeiten und Neigungen besser erkennen kann. Erst in der Oberstufe sollte eine Gabelung in realistische und humanistische Fächer ein- treten, so daß die.Einheitsschule' die Schule der Zukunft ist und die Bedürfnisse der Gegenwart bereits in, Prinzip befriedigt. Vom ersten Schulbeginne an muß die Sinnestätigkeit geweckt werden und zwar in der richtigen Reihenfolge von Hand, Gesicht, Gehör, um das Kind zur Bildung von Anschauungen, Vorstellungen und Be- griffen zu bringen. Die Einheitsschule löst am besten die Frage nach der Reform des Gymnasiums und nimmt ihm dieWeltfremdheit'. Die Tortur der derzeitigen Maturitätsprüfung muß abgeschafft und durch eine andere Beurteilung ersetzt werden. Die körperliche EntWickelung macht zwei Stunden täglicher Uebungen, möglichst im Freien, wünschenswert. Im Sommer sollten genügend lange Ferien, etwa zwei Monate, gewährt werden. sBeifall.) Von pädagogischen Gesichtspunkten behandelte Direktor Dörr sFrankfurt a. M.) die bleiche Frage. Er trat in warmen Worten für die allgemeine Einheitsschule ein und betonte, daß mindestens die ersten vier Jahre für alle schulpflichtigen Kinder im wesentlichen die gleichen pädagogischen Matznahmen erfordern. Für diese Zeit ist also die gleiche, allgemeine Volksschule durchaus am Platze. Als dritter Referent stellte auch Oberlehrer Dr. Gruhn- Berlin   die Einheitsschule als das Ergebnis der schulgeschichtlichen Entwickelung hin. Er verteidigte die Anhänger der Einheitsschule gegen den Vorwurf, daß sie Umstürzler seien, und forderte die baldige Umgestaltung unseres Schulwesens im Sinne der Einheits- schule. Die gemeinsame Erziehung der Geschlechter ivürde von un­berechenbarem Segen für die Jugend, für die Familie und für die Gesellschaft sein. Auch die Lehrerbildung für alle Stufen müßte ein- heitlichcr gestaltet werden. Die Diskussion nahm einen recht lebhasten Verlauf. Stadt- schulrat Dr. Wehrhahn-Hannover wandte sich vor allem gegen eine Trennung in Stadt- und Landschulen. Die Frage der Einheits- schule sei noch nicht spruchreif. Ein anderer Redner erklärte, jeden Znsammenhang des Themas mit der Schulgesundheit Uber« Haupt zu vermissen. ES habe Steine gegen da« klassische Gymnasium gehagelt. Pfarrer Bumann- Baden trat für die Einheitsschule ein. Nie schmerze eS ihn mehr, als wenn er als OrtSschulinspektor oft sehen müsse, wie die geistigen Fähigkeiten armer Kinder in den Volksschulen verkümmern. Stadtverordnelenvorsteher Prof. Heyne-Schöneberg sprach für die Beibehaltung des AbiturientenexamenS. Direktor Braun-Hagen: Wenn es in der Verzärtelung der Jugend so weitergeht, geht eS mit unserem Volke bergab. Nach weiterer Debatte gelangte ein Antrag Bösche zur Annahme, in dem der Vorstand beaustragt wird, eine willige Stadtverwaltung zu der Errichtung einer Einheitsschule zu bewegen, um die mit ihr gemachten Erfahrungen mit den bei anderen Schulen erzielten Erfolgen vergleichen zu können. Die in Weimar   stattgefundene Tagung des Verein? für deutsche Erziebung nahm eine Resolution an, in der man sich ebenfalls für die Einheitsschule erklärte._ Moderne" BildungSanstalten. Die Beaufftchtigulig der Schulen auf dem platten Lande wurde recht treffend illustriert durch eine Verhandlung vor dem Halleschen Schöffengericht. Ein Baumeister war, wie wir kürzlich berichteten, infolge VcrmögenSverfallS gezwungen, seine Kinder, die früher hohe Schulen besuchten, in die Dorfschule zu schicken, wo ein Lehrer in einer Klasse 118 Kinder zu unterrichten hatte. Er hielt die Kinder aber vom Schulbesuch fern, da in dem Dorfe das Scharlachficber derartig grassierte, daß in kurzer Zeit zehn Kinder starben. Auch ein Sohn des Angeklagten erkrankte durch Ansteckung und starb. Unter Träneil erklärte der gestrafte Vater in der ersten Verhandlung, er habe seine anderen Kinder durch Fern- halten vom Schulbesuch schlitzen müssen, da es in der Schule an Desinfektionsmitteln gefehlt habe. Man war nicht wenig erstaunt, als in der erneuten Verhandlung an Stelle eines Arztes der OrtS« Pfarrer als Sachverständiger austrat und bekundete, die Schulbchörde habe pflichtgemäß gehandelt; von einer Epidemie sei keine Rede ge- Wesen. Der Baumeister wurde zu 20 M. Geldstrafe verurteilt. Ucberwachung der Heimarbeiter. Unter Mitwirkung des Vorstandes der Braunschweigischen Handelskammer haben sich zahlreiche Konservenfirmen in Braun- schweig unter Verabredung einer Vertragsstrafe von 20 M. für jeden Fall der Zuwiderhandlung über eine große Reihe von Punkten geeinigt, die bei der Beschäftigung von Heimarbeitern beachtet werden sollen. Nur Personen, die sich den für die Heimarbeit maßgebenden Bestimmungen unbedingt unterwerfen, dürfen angenommen werden; zur Abrechnung mit ihnen sind vor- geschriebene Bücher zu benutzen. Jede Firma hat Namen und Wohnung sätntlicher von ihr beschäftigten Personen zu Beginn der Kampagne der UebcrwachungSkommission anzu- zeigen, die auS sechs Konscrvenindustriellen und einem von der Handelskammer ernannten Vorsitzenden Mitaliede gebildet wird, und spätere Veränderungen im Bestände den zuständigen UeberwachungS  - beamten zu melden, die auf Vorschlag dieser Kommission für jede Kampagne von der Handelskammer wiederruflich angestellt und auf gemeinschaftliche Rechnung nach Verhältnis der Heimarbeiter und Anzahl besoldet werden. Meinuiigsverschiedeuheiteit zwischen dielen Beamten und der Kommission entscheidet die Handelskammer. Die Ucberwachung hat möglichst täglich und unerwartet jauch Sonn- tagSj an den beteiligten Heimarbeitsstellen zu erfolgen. Der Beamte führt ein Tagebuch, in das alle von ihm beobachteten Verstöße gegen die Bestimmungen einzutragen sind; allmonatlich zweimal muß er mündlich dem Geschäftsführer der Ueberwachungskommission Bericht erstatten. Aus dem Inhalt der Bestimmungen ist folgendes zu er- wähnen: die Gemüse, Pilze, Früchte usw. müssen in einem dazu geeigneten, durchaus reinlichen, nicht zu warmen, gut gelüfteten Räume aufbewahrt werden. In Kranken- und Schlaf- zimmern ist die Lagerung und Verarbeitung unter keinen Umständen statthaft. Das Ausschütten auf den Fußboden ist streng untersagt. Die Arbeit hat in sauberer Kleidung und mit sauberen Händen zu geschehen. Haustiere jHunde, Katzen u. dcrgl.) dürfen nicht in den Arbeits- und Aufbewahrungsräumen geduldet werden. Kranken Personen und kleinen Kindern ist die Berührung mit den zu ver- arbeitenden Produkten zu verwehren. Kinder dürfen nur in- soweit, als es die gesetzlichen Bestimmungen zulassen, Be- schäftigung erhalten. Der Transport der Erzeugnisse von und zur Fabrik hat in sauberen verdeckten Behältern zu geschehen. Ge- schölter Spargel darf nur in einer mit einem Weißen Leinentuche ausgelegten Riepe transportiert werden. Jede in der Juniarbeit beschäftigte Person darf Produkte jeweilig nur aus einer Fabrik in ihrer Wohnung verarbeiten; das gleichzeitige Arbeiten für mehrere Fabriken ist verboten, weil, abgesehen von anderen Nachteilen, sonst eine Vermischung der verschiedenen Gemüse und dergleichen leicht eintreten und Unzuträglichkeiten hervorrufen würde. Alle Heimarbeiter und Heimarbeiterinnen haben sich der Be- aufsichtigung durch die Ueberwachungsbeamten zu unterwerfen, die über jeden ihrer Besuche eine Bescheinigung in das stets von den Arbeitnehmern bereitzuhaltende Abrechnungsbuch einzutragen haben. Die Besichtigung erstreckt sich besonders auf die Reinlichkeit und Zweckdienlichkeit der benutzten Räumlichkeiten, Gerätschaften usw. Der Ueberwachungsbeamte ist verpflichtet, von jeder Uebertretung der Bestimmungen unverzüglich allen beteiligten Konservenfabriken Nachricht zukommen zu lassen._ Herr Hartmann der Logenbruder. Herr Richard Hartmann  , Buchdruckereibesitzer Berlin   17. 20, Bad- straße 8d, teilt uns mit, daß er mit der von uns in der gestrigen Nummer unter obiger Stichmarke veröffentlichten Angelegenheit in Verbindung gebracht wird und ersucht uns, mitzuteilen, daß er dieser Sache völlig fernsteht._' Mus Induftrle und Handel Verteidigung hoher Fleischpreise. DieAllgemeine Fleischer-Zeitung" schreibt: Es gibt kaum einen gewerblichen Stand, der unter Angriffen wegen der Preisfestsetzung für seine Ware so schwer zu leiden hat wie der Fleischerstand. Gehen die Viehpreise in die Höhe und der Fleischer folgt auch nur zögernd und auch nur bis zu einem Grade mit der Erhöhung der Fleischpreise nach, so wird er schon der Gewinnsucht bezichtigt; weichen die Viehpreise und der Fleischer setzt entsprechend die Fleischpreise herab, so wird wieder gegen ihn gehetzt, weil er angeblich die Preise nicht weit genug herabsetze. Man möchte fast sagen, es ist zur Gewohnheit geworden, auf alle Fälle die Fleischer zur Zielscheibe zu nehmen. Dies ist nur daraus erklärlich, daß man schablonenhaft und äußerlich Vieh und Fleischpreise aus früherer Zeit mit Vieh- und Fleischpreisen, wie sie jetzt gezahlt werden, vergleicht, ohne die Wandlung, die in allen in Be- tracht kommenden Verhältnissen eingetreten ist, zu berücksichtigen. Man spricht davon, daß dieSpannung', das heißt der Unterschied zwischen den Vieh- und Fleischpreisen, in neuerer Zeit größer ge- loorden sei. Sind denn aber nicht auch alle Ausgaben für den tleischereibetrieb ungeheuer gestiegen? Die Mietspreise, die rbeitslöhne, die Beköstigung sind bedeutend gestiegen, die Kosten der Gebühren und Steuern haben sich gewaltig vermehrt, die Fleischbeschau, die im Interesse der Ernährung des Volkes mit gesundem Fleisch eingeführt ist, verursacht einen jährlichen Schaden von Millionen, der Betrieß ist in jeder Beziehung kost- spieliger geworden. Dazu kommt, daß erfahrungsmäßig der Begehr nach den besseren Fleischstücken immer größer wird, während die geringeren Stücke vom Publikum zurückgesetzt werden und deshalb weit unter dem Einkaufspreis abgegeben werden müssen, und dies hat zur natürlichen Folge, daß die besseren Stücke Höher bewertet werden müssen, wenn der Fleischer nicht am Ende mit Verlust arbeiten soll. Bei dem jetzigen Geschrei wird auch nicht berücksichtigt, daß alle Dauerware, die die Fleischer jetzt auf Lager haben, Wurst, Speck und Schinken, noch von den teuren Schweinen stammen. Statt über die hohen Schweinefleischpreise zu zetern und über die Fleischer zu räs onnieren, oder gar zu einer Einschränkung der Schweine- zucht zu schreiten, sollten die Landwirte das billige AufzuchtS- Material sich zunutze machen und ihre Stallungen füllen. Denn nach allgemeinem Urteil ist zum Herbst wieder ein Anziehen der Schweinepreise zu erwarten. Ueberzeugend wirkt die Verteidigung der hohen Fleischprcise gerade nicht. Daß z. B. die Dauerware noch von den teuren Schweinen stamme, ist kein Grund, die hohen Preise beizubehalten, denn die Fleischer haben sofort mit dem Steigen der Viehpreise auch die Fleischpreise hinaufgehen lassen und haben daher für die Danerware, die von den billigen Schweinen stammte, Rekordpreise hereingeholt. Etwas stark mutet die Erklärung an, daß die Ver- teuerung der Beköstigung gestiegen sei. Die Fleischer schrauben die Lebensmittelpreise in die Höhe, denn Fleisch ist doch das für den Geldbeutel am meisten ins Gewicht fallende Lebensmittel, und sie erklären dann hinterher: Die Verteuerung der Lebensmittel recht- fertige das Hinaufschrauben der Preise I Und die Steigerung der Mietspreise schmerzt doch wohl den Konsumenten mehr, als den Fleischermeister-Hausbesitzer. Die Sache ist die, daß die Fleischer die Einbuße, die sie vorübergehend erlitten haben, nun voll und darüber hinaus auf den Konsumenten abwälzen. Dieser muß den Agrarier und den Fleischer dazu Tribut zollen. Terrain- Aktiengesellschaft Park Witzleben in Berlin  . In der Haupwersammlung wurde mitgeteilt, daß der Verkauf der für das Reichsmilitärgericht bestimmten Baustelle an die Reichsregierung nunmehr vollzogen sei. Der im laufenden Jahr erzielte Rohgewinn rühre hauptsächlick aus diesem Geschäft her und beziffere sich auf etwa 032 000 M. Andere Verkaufsverhandlungen seien in der Schwebe. Aus den verfügbaren Mitteln sollen im Juli weitere 15 Proz. zur Rückzahlung gelangen, da bei der gegenwärttgen Lage de« Baugeschäfts auf größere Eingänge vorläufig nicht zu rechnen sei. Die Errichtung eines Stadtbahnhofes in der Nähe des Ge- sellschaftSbesitzes dürfte nicht lange auf sich warten lassen. Rechtfertigung von Lohnerhöhungen. In ihrem Jahresbericht be- merkt die oberbayerische Handels- und Gewerbekammer, daß die Steigerung der Lebensmittelpreise zum großen Teil durch die Er- höhung der Getreidezölle und der Zölle auf andere agrarische Pro- dukte verursacht wurde und fährt dann fort:»Was hier mit der einen Hand dem agrarisch interessierten Teil der Bevölkerung gegeben wird. wird der Judustrie genommen; denn die hohen Lebensmittelpreise rufen natürlich den begreiflichen Wunsch und da? Bedürfnis nach höheren Arbeitslöhnen hervor. Es ist daher erklärlich, wenn ein durchgehendes Merkmal der Berichte aus den einzelnen Branchen die Erhöhung der Arbeitslöhne bildet, welche übrigens fast all- gemein als eben durch die Lebensmittelteuerung gerechtfertigt zu- gestanden wird und man könnte sich auS sozialpolittschen Gründen über diese Tatsache freuen, wenn nicht ihre Ursache eine so bedenk- liche wäre und wenn sie nicht eine harte Last für manche Gewerbs- zweige, namentlich für die ohnedies schwer kämpfenden kleineren Betriebe bilden würde.' AuSfiihrvergütung abgelehnt. Der»Kölnischen Volkszeitung" zufolge hat das Rheinisch-Weftfälische Kohlensyndikat auf erneute Vorstellungen der reinen Walzwerke die Wiedereinführung der Ausfuhrvergütung abgelehnt, da der Geschäftsstand eine Notwendig- feit dafür nicht ergebe. Gericdts-Leitung. Aufgehobene Disziplinarvcrordnnngsslrafe. Kakao, Schokolade, TheaterbillettZ und Apfeltvein verhandelte der Obersekretär Hoffmann bei der Berliner   Landesversicherungsanstalt auch an ihre unterstellte Beamte. Der Bureaugehülfe Lanzenberg glaubte seine Nichtbesörderung im Amt auf einen ungünstigen Be- richt seines Vorgesetzten Hoffmann zurückführen zu müssen. In einer Eingabe an den Vorsitzenden der Versicherungsanstalt erwähnte er dies und nahm auch Bezug auf den Handel HoffmannS. Der Vor- sitzende des Vorstands, Dr. Freund, erteilte ihm darauf einen strengen Verweis, weil in der Eingabe die wahrheitswidrige Be- hauptung enthalten sei, daß der Obersekretär den Apfelwein auf eigene Rechnung verkaufe, während der Verkauf des Apfelweins für den Beamtenverein erfolge. Da die Behauptung eine bewußt falsche sei, zu den Pflichten der Beamten aber Wahrheitsliebe gehöre, so müsse der Verweis erfolgen. Im Übrigen sei Hoffmann gegenüber der Verkauf von Kakao, Schokolade und Theaterbilletts als ungehörig gerügt worden. Der Bezirksausschuß, bei dem Lanzenberg auf Auf- Hebung der Disziplinarordnungsstrafe klagte, erachtete den Verweis für gerechtfertigt, indem er davon ausging, daß die wahrheitswidrige Behauptung dereigenen Rechnung' entweder eine bewußte oder aber doch eine leichtfertige wäre. Das Obervcrwaltiingsgericht als höchste Instanz hob jedoch das Urteil auf, setzte die Disziplinarordnungsstrafe des Verweises außer Kraft und führte kurz aus: Der Verweis fei nur erteilt wegen einer Behauptung, daß Hoffmann für»eigene Rechnung" verkauft habe. In der Beziehung falle aber nach Meinung des Senats dem Kläger ein Dienstvergehen nicht zur Last. Zwei Monate Gefängnis für eine» Faustschlag. Vor dem Rixdorfer Schöffengericht hatte sich der Kohlenarbeiter Karl Schmidt, Weichselstr. 37, wegen gemeinschaftlicher Körper- Verletzung eines Arbeitswilligen namens Ferdinand Seifert zu der- antworten. Der Vorgang der zur Anklage führte, ist nach Angabe beS Ar­beitswilligen folgender: Auf dem Kohlenplatz bei Cäsar Wollheim, Treptow  , waren die Arbeiter im Ausstand; der Beschuldigte Schmidt, ferner die Arbeiter Plack, otta. Gubenerstr. 48, und Laue standen zwischen Hoffmannstraße und Elsenstraße je zirka 00 Meter von einander entfernt Streikposten. Der Arbeiter Ferdinand Seifert, RummelSburg  , war 23 Tage zuvor kotz des Streiks bei Cäsar Wollheim als Kohlen- schipper in Arbeit getreten und wollte sich am 4. September 1900, morgens 58/4 Uhr, nach seiner Arbeitsstelle begeben. Als er auf dem Bahnhof ankam und zu Fuß nach der Elsen- straße ging, erkannte Laue in Seifert den Arbeitswilligen und machte eine Bewegung, indem er seine Mütze hochhob; Schmidt gab dieses Signal an Streikposten Plachotta weiter. Plachotta stellte darauf den Seifert zur Rede. Nach der Behauptung des Geschlagenen Seifert soll Schmidt am Bahnhosshotcl hinter einem Baum ge- standen haben, Plachotta hinter einem Pfeiler, den Laue habe er überhaupt nicht gesehen. Plötzlich habe er einen wuchtigen Schlag auf den Kopf erhalten, so daß er zu Boden stürzte. Als er ans dem Gesicht am Boden lag, will er noch mehrere Schläge auf den Kopf erhalten haben, von wein, wisse er selbst nicht. Der Briefträger Hänel war Zeuge der Schlägerei und sagte aus, daß Schmidt geschlagen habe; Plachotta stand zu Füßen des Ge- schlagenen, der an der Erde gelegen habe. Der Schwiegervater des Hänel, Kohlenplatzwächter Saar, der einige Sekunden später hinzu- kam, sagte, Schmidt habe nicht geschlagen, er habe am Fußende oeS an der Erde liegenden Verletzten gestanden. Der AmtSanwalts-Vertreter, Referendar Zwicker, nimmt kotz der Widersprüche an, daß der Angeklagte immerhin in erreichbarer Nähe des Seifertschen Kopfes gestanden hat, und da zwei bis drei Mann auf der Lauer gestanden haben, so sei eine gemeinschaftliche Körperverletzung als vorliegend zu erachten. Er hält Schmidt für überführt und beantragt zwei Monate Gefängnis. Rechtsanwalt Rosenfeld beantragte Freisprechung. Hier handele eS sich um einen völlig unbe st rasten Menschen, der wegen ein paar Faustschläge, falls das Gericht den Schmidt überhaupt nach der Beweisaufnahme für Überführt halten könne, höchstens eine kleine Geldstrafe verdiene. Ein genieinschaftlichcs Handeln betreffs der Körperverletzung läge zweifellos nicht vor. Eventuell beantrage er noch Ladung der Zeugen Laue und Plachotta. Das Urteil lautete dem Ankage des AmtSanwaltS gemäß auf zwei Monate GefängniSl Verband der Frtseurgchülfen' Deutschlands  (Zweigverein Berlin  und Vororte, Zahlstelle Charloltenburg). Heute abend vfl, Uhr bei Mertens, Nrummestraße 43: Versammlung. Vermischtes. Geborgene Leichen. Wie dieDanziger Zeitung' meldet, wurde der am Pfingstmontag zwischen Hela und Adlerhorst gekenterte Kutter nach Neufahrwasser eingebracht. In der Kajüte fand man die Leichen der beiden Passagiere, deS Kaufmanns Schimmelpfeng und seiner Erau aus Königsberg   und des jüngsten Sohnes des Fischers. Die eichen der beiden anderen während der Fahrt über Bord gespülten Personen sind noch nicht geborgen worden. DaS ominöse HochzcitSschießcn. Am zweiten Pfingstfeiertage beging der Schieferbrucharbeiter Max Neupert in Nöttcrsdorf bei Schleiz   seine Hochzeit. Auf dem Wege von der Kirche zu Osla zurück nach RötterSdorf   wurde dem Unfug des Hochzeitsschießens gehuldigt; ein Revolver versagte. Einer der Trauzeugen hantierte mit dem Revolver, wobei sich die Waffe entlud. Die Kugel traf den ledigen Wirtschaftsgehülfen Haas, der den Hochzeitswaacn führte, in den Kopf und tötete ihn sofort. Die Pferde wurden scheu, gingen durch und warfen den Wagen um, wobei die Insassen heraus« geschleudert wurden; viele wurden verletzt. Noch ein Opfer. Wie dem»Wiesbadener Tageblatt' aus Schlangenbad   gemeldet wird, ist ein Fahrgast, der bei dem Eisenbahn- unglück am ersten Pfingstfeiertag schwer verletzt wurde, im Schwestern- heim Klostertiesenbach gestorben. Wieder ein Eisenbahnunfall. Vor der Halle des Bahnhofes der Staatseisenbahngesellschaft in Wien   fuhr gestern früh die Maschine eines Personenzuges gegen einen Eilgüterzug. 18 Personen wurden leicht verletzt. Untersuchung ist eingeleitet. Ein Leuchtturm eingestürzt. Wie aus Bordeaux   berichtet wird, ist der im Jahre 1895 erbaute Coubre-Leuchlturm an der Garonne« miindung, der bereits im Jahre 1890 außer Betrieb gesetzt werden mußte, weil er vom Meere unterspült worden war, in der ver- gangenen Nacht eingestürzt. Menschen sind dabei nicht zu Schaden gekommen._ 200 Menschen umgekommen. Nach Sydney   ist die Nachricht gelangt, daß ein Orkan und eine Flutwelle die Karolineninseln am 30. April Hein, gesucht und großen Schaden angerichtet habe. ES sollen 200 Eingeborene um- gekommen sein._ Einschmuggclung japanischer Frauen. In Townsend find nach einer Meldung aus San Francisco   an Bord des Dampfers .Oamfa", der aus Uokohama gekommen war, sechs große Kisten beschlagnahmt worden, in denen sich Japanerinnen befanden. ES handelt sich um einen Versuch, entgegen der neuen EmwanderungS- bill japanische Frauen einzuschmuggeln.