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Nr. 119. 24. Jahrgang. 1. KnlNt des Jütitintls" Kerlim yiilMIttt. Sonnabend, 25. Mai 1997. Von der Lungenheilstättenbewegung. In der Gesellschaft für soziale Medizin und Hygiene trat Dr A. Grotjahn mit einer Kritik der gegenwärtigen Lungenheilstätten- bewegung heraus. Diese Bewegung, auf die man einst so grosse sozialhygienische Hoffnungen setzte, hat in den letzten Jahren be deutend abgenommen. DasZentralkomitee zur Errichtung von Lungenheilstätten" heifft jetztZentralkomitee zur Bekämpfung von Lungentuberkulose". Zurzeit hat man in Deutschland etwa 80 VoIkS> Heilstätten neben 31 Privatanstalten und 13 Anstalten für tuberkulöse Kinder mit zusammen 10 028 Betten. Gewiß find die in diesen Anstalten erzielten Erfolge von Wert; auf den Gang der Tuberkulose als Volkskrankheit haben �ber die Heilstätten keinen Einfluß gehabt. Absolute Heilungen waren bis jetzt nur bei 3,4 Prozent der Heilstättcnpfleglinge zu konstatieren, eine Ziffer, deren Wert noch sinkt, wenn man bedenkt. daß die Kranken der Anstalten meistens sich im Anfangsstadium be- finden. Mehr Wert als die Heilung einer kleinen Menge würde die Verminderung der Ansteckungsgefahr für die Gesamt- heit des Volkes haben. Zu diesem Zwecke empfiehlt Dr. Grotjahn im Anschluß an den Marburger Kliniker L. Brauer die Gründung von Asylen für Tuberkulöse im fortgeschrittenen Z u st a n d e. Es sollte eine möglichst große Anzahl solcher kleiner Asyle auf die einzelnen Gemeinden verteilt sein und ihre Leitung den Aerzten des Ortes unterstellt werden. Man suche den billigsten zweckentsprechendsten Typus der Heilstätte und ver- allgemeinere ihn. In den von den Landesversicherungsanstalten er- bauten Lungenheilstätten belaufen sich die Baukosten und Inventar pro Bett auf 2200 bis 8300 M., in der Lungenheilstätte Sandbach tGroßherzogtum Heffen) sogar auf 11540 M.; die Kur- und Ver- pflegungSIosten kommen pro Tag auf drei bis fünf Mark und mehr Billiger sind die von einigen Wohlfahrtsvereinen errichteten und be- triebenen Heilstätten; jedoch für eine weitgehende Verallgemeine- rung ist der deutsche Typus der großen Lungenheilstätte allgemein zu teuer. Die beste Lösung der Lungenheilstättenftage hat nach Ansicht Grotjahns Norwegen gefunden. Die norwegischen Pflegeheime find billig, allgemein verbreitet und sehr beliebt. Zumeist wird in diesen Pflegeheimen gearbeitet. Die Arbeit bildet oft einen günstigen Uebergang des Patienten von der Erholung in der Anstalt zur Berufsarbeit. In diesem Sinne ist eine Kombination von Pflegeheim und Arbeitshaus oder landwirtschaftlilber Kolonie sehr zu empfehlen. DaS erstrebenswerte Ideal wäre eine Heilstätte, in der Lungenkranke unter günstigen Bedingungen jahrzehntelang leben und ihren Bruchteil von Arbeitsirast unter ärztlicher Kontrolle ver- werten können. K*» Der Vortrag des Herrn Dr. Grotjahn gab Veranlaffung zu einer lebhaften Diskussion in der Sitzung der Gesellschaft für soziale Medizin, die am Donnerstag stattfand. Dr. Lennhoff meinte, man müsse Herrn Dr. Grotjahn dank- bar sein dafür, daß er das, was in dem Herzen vieler Aerzte ge- schlummert, offen ausgesprochen habe. Als erster Redner wandte sich der Generalsekretär des deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose, Oberstabsarzt Dr. N i e t n e r, gegen die Ausführungen Grotjahns, der selbst Mitglied des Zentralkomitees, sich so wenig informiert habe, wo ihm doch das ganze Material zur Verfügung stand; er würde dann auch gewußt haben, daß für die Asylierung unheilbarer Lungenkranker bereits 80 000 M. angesammelt sind. Die Behauptung, daß die führenden Personen im Zentralkonntee im geheimen selbst fiihlen, daß eine Bekämpfung der Tuberkulose als Volkskrankheit durch die Heilstätten aussichtslos sei, wieS Dr. Nietner namens des Präsidiums zurück. Wenn sich Dr. Grotjahn die 2000 Fragebogen ansehen wollte, die alljährlich versandt werden, würde er sehen, daß die Außenstehenden ganz anders über die kleinen Verlegenheitsmitteln denken, über die er sich so geringschätzig geäußert. Herr Geh. Rat Bielefeldt erkannte offen an, was Dr. Grotjahn als Mißstände bei den Heilstätten be- zeichnet hat, trat ihm aber dennoch in verschiedenen Punkten ent- gegen, namentlich darin, daß die Heilstätten nur eine Verzögerung des Zustandes herbeiführten. Herr Geh.Rat Pütter betonte, daß man für alle Bemühungen dankbar sein müsse, welche auf dem Gebiete der Tuberkulose versucht würden. Man müsse die tuber- kulösen Familien zur W o h n un g s h y g i en e er« ziehen, waS durch die Tuberkulose-Fürforgestellen geschieht. In Berlin sind in den letzten 2'/, Jahren 34 800 Menschen untersucht und 13 200 Wohnungen in guten hygienischen Zustand gebracht worden. Prof. Dr. K u t t n e r sieht in den Asylen nur Heilstätten mit einem etwas billigeren Apparat. Dr. R a b e n o w sprach sich sehr zugunsten der Heilstätten auS, ebenso seien die Fürsorgestellen außerordentlich segensreich. Die landwirtschaftlichen Kolonien würden sich als höchst unprakttsch erweisen und die Land- bevölkerung würde sich höchst bedanken für solche Gäste. Herr Dr. Freund von der Landesversicherungsanstalt äußerte sich in seinen zur Verlesung gebrachten Ausführungen dahin. daß eine Krisis in der Hcilstättenbewegnng nur in der Einbildung des Herrn Dr. Grotjahn exifttere. Die Heilstätten seien hygienische Volksschulen. Was die Kosten anlangt, so seien die besten Heilstätten gerade gut genug. So so die Beelitzer Heilstätte keineswegs luxuriös, nur sei dort in technischer Hinsicht das Beste geleistet worden. Nachdem sich noch mehrere Redner zu- gunsten der Heilstätten ausgesprochen, beschloß Herr Sanitätsrat Dr. L a n d s b e r g e r den Reigen. Die Heilstätten seien nützlich, daS sei zweifellos, habe doch die Statisttk erwiesen, daß von Lungen« kranken, welche den Heilstätten im ersten und zweiten Stadium überwiesen worden, 86 resp. 00 Proz. durch fünf Jahre hindurch arbeitsfähig geblieben sind. «» Auf Veranlaffung deS deutschen Zentralkomitees zur Be- kämpfung der Tuberkulose fand am Freitag in der II. medizinischen Klinik(Geh. Rat Dr. Kraus) der königlichen Charitö die IV. Tub erkul o sen-Aerzte- Versammlung statt. Professor Dr. Paul Krause- Jena berichtete über Röntgendurchleuchtung zur Diagnose- und Prognosenstellung bei Lungenkrankheiten, während Stabsarzt Dr. Stuertz-Metz einen intereffanten röntgeno- logischen Beitrag zur Frühdiagnose der Lungentuberkulose gab und über die lymphangitische Entstehung deS Lungenspitzenkatarrhs von den HiluSdrllsen aus gesprochen hatte. Von mehr Interesse für die Allgemeinheit waren die beiden Berichte deS Chefarztes Dr. Schröder- Schöneberg und des Vorsitzenden der Landes- Versicherungsanstalt Westfalen , Landesrat Dr. Althoff- Münster, über die Dauer der Heilstättenkuren. Dr. Schröder führte auS, daß für Patienten, die subjektive und objektive Zeichen einer aktiven Tuberkulose zeigen, die strengste Anstaltsbehandlung eine notwendige Vorbedingung für den Dauererfolg sei. Die nur latent Tuberkulosen, ferner abgeheilte chronische Fälle mit Residuen, chronische Bronchitis und chronischer arhaesivcr Pleuritis gehören nicht in die Anstalten; sie können aus prophylaktischen Gründen und zur Stärkung ihrer Konstitution kürzerer oder längerer Zeit event. mehrmals im Verlaufe einiger Jahre in DiSpensaires, Walderholungs stätten oder offenen Kurorten behandelt und beobachtet werden. Die Hauptsache aber ist, daß für fieberlose unkomplizierte aktive Tuberkulosen der Lungen im Anfangsstadium an einer durchschnitt- lichen Minima Ikurdau er von drei Monaten in der Heilstätte festgehalten werden müsse. Komplikationen erfordern eine längere Kurdauer. Wenn die Heilstätten nach diesen Grundsätzen verfahren, dann werden sie ihren Zwecken mehr entsprechen und wirkliche Heilanstalten sein. Auch wird die jetzt wiederholt an ihnen geübte scharfe Kritik bald verstummen. Landesrat Dr. A I t h o f f führte aus. daß die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit für längere Zeit nur so weit verfolgt werden könne, als die Kosten der Behandlung im angemessenen Verhältnis zum Erfolge stehen. Entgegen der dreimonatlichen Kur sind in Bad Lippspringe seit Jahren gleichartige Dauererfolge mit sechswöchigen Kuren erzielt worden, die zwar häufigere Wiederholungen erfordern, in ihren Kosten aber trotzdem durchschnittlich hinter den sonst üblichen zurück- bleiben. Referent empfiehlt derartige Versuche. Die folgenden Punkte der Tagesordnung beziehen sich auf Erfahrungen über Kinder- Heilstätten, die bessere Ausnutzung des Nordseeklimas, die Behandlung der Nachtschweiße der Phthisiker und die Nieselfeldbewirtschaftulig im Betriebe der Heilstätten. Achte ordentliche Generalversammlnng des Deutschen Metattalbelter-Detbandes. l Offizieller Bericht des Verbandsvorstandes.) Vierter Berhandlungstag. Vormittagssitzung. Ein Uebertritt vom Allgemeinen Mctallarbeiter-Verband zum Deutschen Metallarbeiter-Verband wird dem Vorstand überwiesen. Die Uebersetzung des Statuts und Verhaltungsreglemcnts in fran- zösische und italienische Sprache begründet Fuhrmann, Oberstein, mit den großen Schwierigkeiten, die im allgemciven wegen der Rückständigkeit der Bevölkerung und des mehrsprachigen Verkehrs vorliegen. Die Sache wird dem Vorstand überwiesen. Ein Antrag, Statut und Verhaltungsreglement in Einklang zu bringen, wird angenommen. Bei Ausschlüssen aus dem Ver- bände soll dem Vorstand anheimgestellt werden, die diesbezüglichen Bekanntmachungen nicht mehr in oerMetallarbciter-Zeitung" zu veröffentlichen. Die gesetzliche Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit be- spricht Jahne!- Essen. Ein diesbezüglicher Antrag wird mit der Motivierung abgelehnt, daß im Reichstage bereits die acht- stündige Arbeitszeit beantragt wurde. Die Protokolle der Vcrbandstage sollen übersichtlicher angelegt werden. Ferner wird beschlossen, in den Präsenzlisten den Beruf der Delegierten anzugeben, welchen diese zurzeit ausüben. So- dann wird beschlossen, den Rednern zur Generaldebatte und den Berichterstattern der Kommissionen das Stenogramm zur Durch- ficht zur Verfügung zu stellen. Zum Verbandstage spricht Gießen- Köln den Wunsch aus, gegen den übermäßigen Alkoholgcnuß Artikel zu bringen. S ch e r m, Redakteur, bespricht die zur Sache gehörenden An- träge. Es sei nicht ratsam, den beschränkten Raum unseres Organcs noch mehr zu belasten. Das gilt von der Alkoholfrage sowohl als in bezug auf die technischen Artikel und Fragekasten. Beilagen können nicht gebracht werden, weil der Versand in Paketen geschieht und die ganze Expedition darunter leiden würde. Donath- Hagen vertritt einen Antrag, im Organ mehr auf die Verhältnisse der Hüttenarbeiter Rücksicht zu nehmen. Das Agitationsfeld sei dort noch so groß, daß durch Besprechung der Verhältnisse der Hüttenarbeiter die Agitation unterstützt werden mutz. Fuhrmann- Oberstem weist darauf hin, daß für die Ver- Hältnisse der Hüttenarbeiter durch die Erfahrungen, die der Vor- stand gemacht hat, genügend Material zur Agitation gegeben sei. Lohfing-Suhl wünscht die Einrichtung eines Sprcchsaales im Interesse derjenigen Mitglieder, welche Bibliotheken nicht in genügendem Matze zur Verfügung haben, um technische Fragen zu erledigen. Dagegen spricht O u i st, Redakteur, unter Hinweis auf die Höhe der Auflage, des Fehlens des Allgemeinintcresses und der technischen Schwierigkeiten. Ullrich- Frankfurt spricht ebenfalls dagegen, weil die Metallindustrie zu vielseitig ist, um auch nur annähernd allen Verhältnissen bei dem verfügbaren Raum Rechnung zu tragen. Die darauf bezüglichen Anträge werden der Redaktion zur Berück- sichtigung überwiesen. K ö n i g- Dortmund plädiert für eine Beilage in polnischer Sprache wegen der hohen Zahl der im Ruhrrevier beschäftigten Arbeiter. Es soll dem Vorstande eine Direktive nach dieser Richtung gegeben werden. Ullrich- Breslau und F r ü n g e l- Elbing sprechen in dem- selben Sinne. Letzterer empfiehlt für den Fall der Ablehnung, dieOswiata" in größerer Zahl als bisher den Kollegen zur Ver- fügung zu stellen. Der Antrag auf Schaffung einer Beilage in polnischer Sprache wird darauf angenommen; die technische Ausführung dem Vor- stände überlassen. Das Jnseratenwesen in derMetallarbeiter. Zeitung' wird von mehreren Rednern besprochen, insbesondere wird bei den Arbeitsmarktinseraten Vorsicht empfohlen. Es komme vor, daß Stellen vermittelt würden mit recht schlechten Arbeits- Verhältnissen. Es solle vor der Aufnahme eine Anftage an die Ortsverwaltungen gerichtet werden. Schlicke: Es muß unterschieden werden, ob ein oder mehrere Arbeitskräfte, ob in Klein- oder Großbetrieb. Die Anftagen werden seitens der Expedition gemacht, aber die Antworten sind nicht immer so, wie es erwünscht ist. Chiffre-Jnserate können nicht abgewiesen werden, bringen auch keine nennenswerten Nachteile für die Kollegen. E b r l i n g- Vegesack : Die Generalversammlung in Leipzig ist mit der Zurückweisung aller Inserate zu weit gegangen. Es sollten Inserate zur Empfehlung von Werkzeugen, wissenschaftlichen Vorträgen und Werken aufgenommen werden können. Der dazu vorliegende Antrag wird abgelehnt. Die Wiederaufnahme des vor v Jahren ausgeschlossenen Kollegen K r a u ß- Nürnberg wird abgelehnt, nachdem Schlicke eine aus- führliche Darstellung der Sache gegeben hat. Es folgt Punkt 3 der Tagesordnung: Revision der Verbands st atuten. Schlicke gibt zunächst eine Erklärung ab, weshalb der Vor- stand den Auftrag, eine Vorlage für die Klassifizierung der Bei- träge zu machen, nicht ausgeführt habe. Es sei eine Einführung nur obligatorisch denkbar. Die Scheidung nach Lohnklassen sei undurchführbar, weil damit eine Selbsteinschätzung verbunden sei, die eine sichere Unterlage nicht biete. Nach Ortsgrößenklasscn sei eine Unterscheidung auch nicht möglich, weil die Kaufkraft des Geldes nicht in allen Orten gleich fei und oft bei höherem Lohn die Lebenshaltung schlechter fei. Ebenso konnten die ortsüblichen Tagelöhne nicht zugrunde gelegt werden, weil diese in den seltensten Fällen den Tatsachen entsprechen. Dazu kommen die technischen Schwierigkeiten bei der Verwaltung, das Auf- und Ab- steigen in eine andere Klasse und die dadurch kompliziert sich ge- staltcnde Berechnung der Unterstützungssätze. Es müsse dann auch sine Herabsetzung der Unterstützungssätze eintreten, und das bedeute keinen Nutzen für den Wepbgnd, KgK Wichtigste aper fei4 daß man eine Wahrscheinlichkeitsrechnung über die finanziellen Ergebnisse nicht aufstellen kann, weil es unmöglich sei, zu beurteilen, wie hoch die Zahl der in jeder Klasse steuernden Mitglieder und Kollegen sei. Es sei also ein Sprung ins Dunkle, den die General- Versammlung nicht machen dürfe. Daher konnte auch der Vorstand eine Vorlage, wie sie verlangt wurde, nicht machen. Der Vorstand schlägt eine Beitragserhöhung vor, um zu neuen Kämpfen gerüstet zu sein. Wir stehen erst vor der Entscheidungsschlacht und daher sei die Stärkung der Kasse eine unerläßliche Notwendig. keit, und die Erhöhung um 10 Pf. für männliche und 5 Pf. für weibliche Mitglieder sei das mindeste, was er fordern müsse. Brandes- Magdeburg beantragt, immer einen Redner für und einen gegen die Klassifizierung der Beiträge sprechen zu lassen. Dieser Antrag wird angenommen. K u h n t- Kiel: Der Vorstand konnte als Gegner der Klassifizierung der Beiträge keine Vorlage ausarbeiten. Da aber die Mitglieder annehmen, daß der Vorstand eine solche Vorlage ausarbeitet, haben die Ortsverwaltungen nur wenige Vorlagen gebracht. Für die Erfolge bei der Agitation sei aber die Klassifizierung unerläßlich, weil wir den anderen Organisationen den Wind aus den Segeln nehmen, wenn wir die Möglichkeit auch niedriger Beiträge bieten. Zu kompliziert dürfte das System gar nicht sein, zwei Klassen genügen. Der Borstand hätte rechnerische Unterlagen geben müssen. Es wäre ein Fortschritt, wenn wir sagen können. daß jeder seinem Einkommen entsprechend steuern könne, und die Unterstützungssätze demnach eingerichtet seien. Die technischen Schwierigkeiten seien nicht so groß, es seien schon früher mehr wie eine Sorte Beitragsmarken im Verkehr gewesen. Die Bedenken Schlickes sind übertrieben. Es können manche Konflikte ver- mieden werden, wenn auch nicht sofort, so doch im Laufe der Zeit. Haas-Gevelsberg: Die Zeit der Klassifizierung der Beiträge ist noch nicht gekommen. Wenn die Beiträge über 80 Pf. steigen, dann komme die Zeit. Bei den heutigen Löhnen sei ein Beitrag von 60 Pf. zu zahlen. Die Durchführung würde auf Schwierigkeiten stoßen. Die Vorschläge für die Klassifizierung seien so verschieden. daß man ein klares Bild dessen noch lange nicht habe» was die Mit- gliedcr wollen. Bei den Maurern, Textilarbeitern usw. sei die Klassifizierung möglich, bei den Metallarbeitern mit den ver- schiedensten Löhnen nicht. Wenn jemand eine starke Familie habe und Anspruch nur auf niedrige Unterstützungssätze, so würde das Zwistigkeiten bei den Kämpfen geben mit denen, die die hohen Sätze beziehen. Unsere ErwerbLlosenunterstützung mache den Mit» gliedern die 60 Pf. annehmbar. Die hohen Summen, welche aus» gezahlt seien, beweisen das. Es soll eine Kommission eingesetzt werden, die die Klassifizierung vorbereitet. Gurtschkc- Berlin weist auf die Konkurrcnzorganisationen hin, welche die Klassifizierung schon eingeführt haben. In der Großeisenindustric seien jugendliche Arbeiter, die so niedrige Löhne haben, daß sie die 60 Pf. nicht zahlen können. Mit dem Entgegen- kommen gegen diese Leute habe der Vorstand bereits das Prinzip der Einheitsbeiträge durchbrochen. Es gebe aber auch Kollegen, die sehr gut mehr als 60 Pf. zahlen können. Der Vorstand hätte mehr Entgegenkommen durch Ausarbeitung einer Vorlage zeigen müssen. Brachwitz- Brandenburg : Die Veränderlichkeit deS Ver» dienstes sei das größte Hindernis. Es sei zweifelhast, ob höhere Einnahmen erzielt werden können. Die Ungelernten bilden in Brandenburg die Mehrheit. Das sei Beweis, daß diese auch höhere Beiträge zahlen. Der niedrige Beitrag ist nicht daS rechte Mittel zur Agitation. Redner erklärt, daß in Brandenburg die Mit» glieder gern die 60 Pf. zahlen. I Er ist für Einsetzung einer Kommission. Krause- Chemnitz hat in der StalutenberatungSkommission für die Klassifizierung gesprochen, als einziger Befürworter. ES sei auS allen Bezirken die Meinung gekommen, daß die Klassifi» zierung möglich sei. Was nach Jahren möglich sei, ist auch heute schon. Das Prinzip der Einheitsbeträge ist schon durchbrochen durch die Vorlage des Vorstandes. Es muß mindestens durchgeführt 1 werden, daß Leute, die weniger als 12 M. verdienen, der 30-Pf.» Klasse angehören dürfen. Es sei eine Härte, den Leuten, die 12 und 15 Mk. verdienen, denselben Beitrag abzunehmen, wie denen, die 30 M. und mehr verdienen. Bei einem Wochenbeitrag von 30 Pf. müssen die Unterstützungen von 3 M. pro Woche aufwärts gezahlt werden. Ebenso müsse die Streikunterstützung klassifiziert werden. Durch das Vertrauensmännershstem sei es wohl möglich, den Verdienst festzustellen, als auch jeden Kollegen in die richtige Klasse einzureihen. Die Erhöhung auf 60 Pf.' wird Rückschläge bringen; das habe die Erhebung der Extrabeiträge gezeigt.» Hefter- Mühlhausen : Es gibt eine sehr große Zahl von un» gelernten Arbeitern, die besser dastehen, als die Gelernten. In Punkts Zahlen fei kein Idealismus vorhanden. Es sei unrichtig gewesen, daß in derMetallarb.-Zeitung" Kollegen für Erweite. rung der Unterstützungseinrichtungen eingetreten seien. ES ist zu schwer, die Lohnverhältnisse festzustellen, insbesondere in Orten mit schlechter Organisation. In der Textilindustrie sind nicht so verschiedene Löhne als bei den Metallarbeitern, daher sei es bei:. den Textilarbeitern möglich, die Klassifizierung einzuführen. Schlicke erklärt am Schluß der Vormittagssitzung, daß eine Notiz, die das BureauHerold" gebracht habe, und die von der Presse verbreitet werde, nach welcher er sich gegen den poli» tischen Massenstreik ausgesprochen habe, auf Unwahrheit beruhe. Er habe weder bei der Eröffnungsrede, noch bei dem Jahresbericht auch nur ein Wort vom politischen Massen- streik gesprochen.. Der Wunsch sei hier zweifellos Vater de? Gedankens. NachmittagS-Sitzung. Ullrich-Frankfurt: Der Zeitpunkt der Staffelbeiträge ist wohl schon gekommen. Es mutz die Verdiensthöhe und die örtlichen Verhältnisse in Betracht gezogen werden. Es darf eine allgemeine Erhöhung der Beiträge nicht stattfinden. Es ist besser, jetzt eine neue Klasse von 60 Pf. zu schaffen, und die Leistungen entsprechend zu erhöhen. Die technischen Schwierigkeiten sind nicht so groß. Eine genaue Berechnung deS finanziellen Ergebnisses ist nicht möglich, aber auch nicht nötig. Auch die Streikunterstützung muß abgestuft werden. Pawlo witsch-Solingen: Es gibt eind Reihe Gründe für die Klassifizierung, aber einige wenige Gegengründe wiegen schwerer als die ersteren. Die Verdienste in Solingen sind in einzelnen Branchen überaus niedrig. Wir könnten mit einer Zwischenstufe von 45 Pf. große Erfolge erzielen. Aber alle die hier gemachten Vorschläge sind unannehmbar. Die Verhältnisse in einzelnen Orten sind so verschieden, daß eine feste Norm sich nicht finden läßt. Dazu kommt, daß ungelernte Arbeiter mit 60 Pf. Stundenverdienst ebensowenig selten sind, wie Schlosser, Schmiede usw. mit 1821 Pf. Von unseren 350 000 Mitgliedern sind zu viele, die nur als Zahlende in Betracht kommen, und bei diesen kann man nicht rechnen, daß sie die Selbsteinschätzung richtig vornehmen. Es ist für jetzt das beste, bei dem bisherigen System zu bleiben. Jk-e ck e r- Düsseldorf: Es ist eine Schabloniflerung nach Berufen, Orten und Verdienst nicht möglich. Die Selbsteinschätzung ist das einzig Richtige, und bei anderen Organisationen schon ein- geführt. Es dürfte, wie anderswo, die Versicherung in der höchsten Klasse die meisten Anhänger finden. Zwei Klassen ge- nügen, 50 und 75 Pf. Durch die 75-P.-Klasse würden alle Zuschuß- lassen überflüssig werden. Der Beitrag von 60 Pf. ist noch nicht als die Höchstgrenze zu betrachten. Die Unterschiede im Lohn sind zu groß, als daß ein anderes System gangbar wäre. G ö l d n e r- Meißen: Die Klassifizierung ist jetzt noch nicht durchsührbar. Wir müssen zur Ablehnung jeder Beitragserhöhung kommen und sei eS unter Herabsetzung der Erwerbslosenunter- stützung.-