1 Ein Nnkrsg»vf Schluß der GeneHtWelKtWe Med iMsekiMMM. Es wird über den§ 35 Abs. B beraten, derselbe bestimmt die Festsetzung der Diäten für die Delegierten der Generalversamm- lungen. Es wird beschlossen, die Diäten auf 9,00 M. pro Tag festzusetzen, und für entgangenen Arbeitsverdienst pro Tag S M. zu zahlen. Danach folgt die Abstimmung über die Einführung klassifi» Vierter Beitrage. Diese ist eine namentliche. Die K l a s s i- izierung wird mit 84 gegen 116 Stimmen abge» lehnt. Damit sind alle Anträge betr. der Klassifizierung der Beiträge abgelehnt. Seemann -KönigSberg : Der Umstand, daß 84 Delegierte für Staffelbeiträge stimmen, dürfte Veranlassung sein, dem Vor- stand die Ausarbeitung einer Vorlage für Staffelbeiträge zu übertragen. Garbe-Kiel will eine Kommission zu diesem Zwecke haben. D i ß m a n n- Franlfurt, H a a S- Gevelsberg halten solche Kommission für überflüssig und unpraltisch. Die Generalversammlung beschließt, eine B-gliedrige Kommission zu wählen, die in Gemeinschaft mit dem Vorstand eine Vorlage für die Klassifizierung der Beiträge ausarbeiten und der nächsten Generalversammlung vorlegen soll. ES folgte die Beratung über die Höhe der Beiträge. P h i l r p p» Breslau : Die Stautenberatungskommission hat sich dem Antrage des Vorstandes angeschlossen die Beiträge auf 60 Pf. für männliche Mitglieder zu erhöhen. ES soll auch un- statthaft sein, bei Beitragsbefreiung in Fällen von Notlagen usw. geklebte beitragsfreie Marken durch Wertmarken zu überkleben, da damit nichts als eine Verlängerung der Karrenzzeit erzielt wird. ES genüge auch die Erhöhung der Beiträge für weibliche Mitglieder um 10 Pf. und es sei zu erwarten, daß diese Beitrags- erhöhung auch auf längere Zeit als zwei Jahre reiche. K est n er- Nürnberg plädiert für Erhöhung der Beiträge der weiblichen Mitglieder um nur B Pf. Grube-Stettin: Der Vorstand hat sich als kein guter Rechenkünstler erwiesen, weil die Ausgaben für die Krankenunter- stützung höher seien, als angenommen. Die Erhöhung der Bei- träge erschwert die Agitation. DaS Anstellen von Beamten dürfe kein Grund für die Beitragserhöhung sein. Die schlechtbezahlten Arbeiter können die 60 Pf. nicht bezahlen. Wenn doch auf der nächsten Generalversammlung die Klassifizierung durchgeführt werden müsse, so könne man jetzt den Versuch machen, mit der alten Beitragshöhe auszukommen. Giesen- Köln plädiert für eine Erhöhung um B Pf. L e h n e r t- Braunschweig: Die Unternehmer werden, wenn wir gefüllte Kassen haben, unsere Organisation weit mehr respek- tieren, das habe die Formerbewegung bewiesen. Wir hätten hei gefüllten Kassen die Unternehmer weit mehr in Schach gehalten. Frl. G r o b o n- Berlin: Die Erhöhung der Beiträge um 10 Pf. für weibliche Mitglieder sei zu viel. Wenn die Unter- stützungen für die weiblichen Mitglieder erhöht werden« zahlen diese auch Höhere Beiträge. En gel. Berlin : Wir sollen unsere Ausgaben vermindern, dann brauchen wir nicht 10 Pf. Erhöhung der Beiträge. Ein Antrag auf Schluß der Debatte wird angenommen. Philipp. Breslau (Schlußwort): Wir müssen eine Kriegs- tafle schaffen, wie sie des Metallarbeiter-Verbandes würdig ist. ES findet getrennte Abstimmung über die Höhe der Beiträge für männliche und weibliche Mitglieder statt. In namentlicher Abstimmung wird die Erhöhung der Bei- träge für männliche Mitglieder auf 60 Pf. pro Woche mit 163 gegen 36 Stimmen angenommen. Die Erhöhung der Beiträge für weibliche Mitglieder auf 30 Pf. wird abgelehnt, dagegen die Festsetzung auf 25 Pf. für weibliche und jugendliche Mitglieder angenommen. Es entsteht hiernach ein Zweifel, ob es ein Zwang sei, daß die jugendlichen Arbeiter 25 Pf. zu zahlen, oder ob auch die Zahlung von 60 Pf. zulässig ist. Die Generalversammlung entscheidet über diese Angelegenheit wie folgt: Diejenigen Mit- - glieder, welche heute schon B0 Pf. Beitrag zahlen, zahlen für die Folge 60 Pf. Neuaufzunehmende müssen, sofern sie Lehrlinge oder ungelernte Arbeiter unter 18 Jahren sind, den Beitrag von SB Pf. zahlen. Die Generalversammlung beschließt ferner, den invaliden Mit- gliedern, die heute 10 Pf. Beitrag zahlen, den Eintritt in die Kasse der Lö-Pf.-Beiträge zu gestatten. Ein Antrag, dieses auch solchen Arbeitern zuzubilligen, welche weniger als 12 M. pro Woche verdienen« wird abgelehnt.� Zur gefl. Beachtung! Im gestrigen Bericht ist ein Irrtum unterlaufen, der Vorsitzende des Ausschusses hat nicht gesagt, daß die Protokolle der Vorstandssitzungen mangel- Haft sind, sondern er meinte, die Protokolle des Schiedsgerichts. Dertlllndstllg der Handels-, Transport- and Verkehrs- arbeiter. Berlin , 23. Mai 1907. Heute hielt der VerbandStag noch eine Wendsitzung ab. Inder- selben ergänzte Jochade-Hamburg , der Sekretär der Jnter- nationalen Transportarbeiter-Föderation, die Ausführungen, welche Schumann in der Nachmittagssttzung über den internationalen Trans- Portarbeiterkongreß gemacht hatte. Dann referierte Schultzki- Berlin über den Genoflenschaftstag in Stettin 1906. Da ist ein Tarif für die in Konsumgenossenschaften beschäf- tigten Handels- und Transportarbeiter abgeschlossen und auch ein Tanfamt eingesetzt worden. Bis Ende 1906 ist der Tarif voll anerkannt worden in 35 Genossenschaften, der Großeinkaufs- gesellschaft mit 4 Filialen und der Verlagsanstalt deutscher Konsum- vereine mit insgesamt 536 Beschäftigten. Verbesserungen im Arbeits. Verhältnis ohne Anerkennung des Tarifs führten 16 Genossenschaften mit 155 Beschäftigten ein. 14 Genossenschaften mit 64 Beschäftigten lehnten die Anerkennung des TarifeS ab und führten auch keine Verbesserungen im Arbeitsverhältnis ein. Mit einer Reihe weiterer Genossenschaften sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen. — Der Referent sagte, das Tarifamt habe die Erwartungen, welche der Verband auf die Tätigkeit desselben setzte, nicht erfüllt, die Verhandlungen machten große Schwierigkeiten. Den Vertretem der Genossenschaften gegenüber habe man oft das Gefühl, als ob man nicht mit Genossen, sondern mit kapitalistischen Unternehmern zu tun habe.— Dieser Ansicht gab auch Dreher Ausdruck, der neben zwei Genossenschaftsvertretern dem Tarifamte an- gehört. An der Hand vieler Einzelfälle legte der Redner dar, baß manche Konsumvereine die Bestunmungen deS Tarifs zu umgehen suchen, und daß es oft recht schwer halte, die im Tarif festgelegten Rechte der Arbeiter in den Konsumvereinen zur Anerkennung zu bringen. Der Verband betrachte eS als seine Aufgabe, auS den Krämern, die in den Konsumvereinen das große Wort führen, Leute zu machen, welche die sozialen Verhältnisse be- areifen und den Arbeitern entgegenkommen.— In demselben Sinne sprachen auch die übrigen Diskussionsredner. Zu diesem Punkt der Tagesordnung wurde folgende Resolution emgebracht: »Die Generalversammlung billigt den Abschluß eines TarifeS mit dem Zentralverbande deutscher Konsumvereine als eine Ab- schlagzyhlung auf die berechtigten Forderungen der in Genossen- fchaften tätigen Berufskollegen.— Die Generalversammlung beauftragt den Vorstand des Verbandes, nach Ablauf dieses TarifeS, für eine anderlveitige, den Verhältnissen entsprechende Regelung der Ortszuschläge zu sorgen und den wefteren berechtigten Wünschen der Genossenschaftö- arbeiter mit allem Nachdruck Rechnung zu tragen.— Die Generalversammlung erklärt, daß bei etwaigen Dlffermzen im Arbeitsverhältnis nur die tariflich vorgesehenen Beschwerdemstanzen anzurufen sind. Deren Entscheidung ist endgültig und eine Inanspruchnahme bürgerlicher Rechtsinstitutionen ohne Zustimmung des Zentralvorstandes unseres Verbandes nicht zulassig. Mit der einstimmigen Annahme der Resolution endete die Lbendsttzung um 11'/« Uhr. Berlin , ü. Mal [ Die heutige VoMitiagWltnA wurde ausgefüllt durch die � Debatte über einige Angelegenheiten, welche die Beschwerdekommission untersucht und die Entscheidung der Generalversammlung unterbreitet hat. DaS Mitglied Orth in Hamburg wurde dem Antrage der Beschwerdekommisston gemäß aus dem Verbände ausgeschlossen, weil er sich Schriftstücke, die Verbandseigentum find, angeeignet hat, um fie gegen den Zentralvorstand zu verwenden.— Den größten Teil der Debatte nahm eine Angelegenheit ein, welche Schumann schon im Vorstandsbericht behandelt hatte. Sie betnfst den Gauleiter H a b i ch t- Frankfurt a. M. Nach den Fessstellungen der Beschwerdekommission hat Habicht im Verkehr mit der Ortsverwaltung Aschaffenburg die Mitglieder der- selben sowie den Kartellvorsitzenden durch sehr grobe Worte beleidigt. Die Aschaffenburger haben sich deshalb beim Zentralvorstande be- schwert, dieser hat Habicht wegen seines Auftretens gerügt, darau hat Habicht seine Stellung als Gauleiter gekündigt. Später hat er die Kündigung zurückgezogen und fich wegen der Rüge beim Ausschutz über den Borstand beschwert. Infolgedessen ist die Angelegenheit jetzt vor den Verbandstag gekommen.— In der Debatte wurde gegen Habicht geltend gemacht, daß nicht nur der vorliegende Einzelfall zu seinen Ungunsten spreche, sondern daß er durch sein exentrischeS Wesen, sein ungewöhnlich grobes Auftreten schon öfter Anstoß in Partei- und Gewerkschaftskreisen erregt habe. Habicht verteidigte fich in längeren Reden gegen diese Be- schuldigungen. Er bezeichnete dieselben als grundlos und stellte die betreffenden Vorgänge ganz anders dar als seine Ankläger.— Eni- sprechend dem Antrage der Beschwerdekommission beschloß der VerbandStag, daß die dem Gauleiter Habicht vom Vorstand er- teilte Rüge berechtigt war und deshalb nicht zurückgenommen wird. In der Nachmittagssttzung hielt Stelling- Lübeck ew Referat über die «echtsfähigkett der Berufs vereine. Er unterzog den verflossenen Gesetzentwurf einer scharfen Kritik und empfahl folgende Resolution, die ohne Debatte angenommen wurde: Die Generalversammlung protestiert mit aller Entschiedenheit egen jede weitere Einschränkung deS KoalittonSrechts der Ar- eiter durch reakttonäre Gesetzentwürfe zur Regelung der Rechts- fähigkeit der Berufsvereine.— Die Generalversammlung verlangt eine reichsgesetzliche, freiheitliche Regelung des Vereins« und Versammlungsrechts unter ausnahmsloser Aufhebung aller diesbezüglichen Landesgesetze und polizeilichen Bestimmungen. Außerdem fordert die Generalversammlung die Verleihung der Rechtsfähigkeit an alle Berufsvereine ohne jede Klausel und Einschränkung, weil nur auf solcher Grundlage ein für die ganze Gesellschaft nutzbringender Ausbau der Arbeiter- berufsvereine möglich und durchführbar ist.— Die General- Versammlung erwartet, daß die Berufskollegen allen Versuchen, die Verleihung der Rechtsfähigkeit mit reaktionären Kompensationen zu verbinden oder von ihnen abhängig zu machen, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln entgegentteten resp. den schärfiten Widerstand entgegensetzen werden. Hierauf folgte ein Referat von Zimmer-Breslau über das Thema: Unsere Stellung zur Jngendorganisatio«. Der Redner verwies darauf, daß die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter im Handels- und Transportgewerbe einen immer größeren Umfang annehme. Daraus ergebe sich für den Verband die Pflicht, die Jugendlichen zur Organifatton heranzuziehen und dafür zu 'orgen, daß ihnen angemessene Löhne gezahlt werden. Das liege auch im Interesse der erwachsenen Arbeiter, denn auch ihre Löhne würden gedrückt, wenn den Unternehmern ein billiges Arbeiter- Material m den Jugendlichen zur Verfügung stehe. Aber auch für die Aufklärung und geifttge Hebung der jugendlichen Berufs- ungehörigen müsse der Verband Sorge tragen. Die Erziehung der Jugend sei in erster Linie eine Aufgabe der Gewerkschaften, denn die polisssche Partei sei dazu weniger in der Lage, weil ihr die Arbeiter erst in reiferem Alter beitreten. In allen Orten, wo eine bemerkenswerte Zahl jugendlicher Arbeiter im Berufe beschäftigt sind, müßten fie in eigenen Sektionen möglichst unter selbständiger Leitung organisiert werden.— Der Referent empfahl folgende Resolution, die ohne Debatte einstimmig angenommen wurde: Die fortschreitende EntWickelung des Handels- und Transport- f;ewerbes läßt in immer größerem Maßstabe die Verwendung ugendlicher Arbeiter zu. Die Unternehmerschaft bevorzugt die jugendlichen Berufskollegen als billige und willige Arbeitskräfte. Werden daher die Jugendlichen nicht ebenso wie die erwachsenen Arbeiter zur Berufsorganisation herangezogen, so besteht in hohem Maße die Gefahr, daß sich die Unternehmer ihrer bei Ausständen als Arbeitswillige und Lohndrücker bedienen können. AuS diesen Gründen und zur Hebung der Lage der jugendlichen Arbeiter sowie zu deren Schutze ist es unbedingt notwendig, fie mit gleichen Rechten und Pflichten zunächst zur BerufSorganisatton heran- zuziehen. Die Generalversammlung verpflichtet daher alle Mit- tlieder, die jugendlichen Berufsarbeiter beider Geschlechter dem ierbande als Mitglieder zuzuführen. Zu diesem Punkt wurde noch ein Antrag angenommen, welcher den Verbandsvorstand ersucht, zu gelegener Zeit eine Schrift für die Jugend herauszugeben. Ueber Tarifverträge and Ihre Bedeutung referierte Himpel« Berlin . Er gab einen Ueberblick über die Ensstehung und Ausbreitung der Tarifverträge, schilderte ihre Be- deutung für die Gewerkschaften und empfahl folgende Resolution: Die Generalversammlung erklärt die tarifliche Regelung der Lohn« und Arbeitsverhältnisse zur Erreichung de« Zieles. die Lage der Berufsangehörigen zu heben, für notwendig und er- ftrebenswert. Die Generalversammlung macht es daher allen Ber- bandsfunkttonären zur Pflicht, bei Lohnbewegungen dahin zu wirken, daß eine tarifliche Festlegung der Lohn- und Arbeits- Bedingungen herbeigeführt wird. Als relativ vollkommenste Regelung— weil im Interesse der Allgemeinheit liegend— ist der Abschluß von Kollektiv- resp. Korporativerttägen zu er» ftreben.— Von allen Tarifverträgen, welche den Unternehmern eingereicht werden sollen, ist dem Zentralvorstand vorher Abschrift einzureichen. Ohne Zustimmung desselben dürfen Verträge nicht abgeschlossen werden. Die Resolutton wurde ohne Debatte angenommen. ZVttte ordentliche Generalversammlang des Dentschen Arbeiter- Abstinenten- Knndes. Hamburg , den 21. Mai. Während der Pfingsttage tagte im Gewerkschaftshause zu Ham- bürg die zweite Generalversammlung des Bunde«. Erschienen waren außer dem Bundesvorstand 17 Delegierte, 6 Gauleiter, der Vorsitzende des Ausschusses, K law itt er-Bremen, Katzen. stein-Berlin als Vertreter der Preßkommission. Davidsohn. Berlin als Redakteur des Bundesorgans und vom Schriftenverlag Michaelis-Berlin . A s k e w-England begrüßte namenS der englischen Arbeiter. Wstinenten die Generalversammlung, deren Arbeiten besten Er. folg wünschend.. Beschlossen wurde, em Glückwunschtelegramm zu dem Wahlsteg an die Redaktion der.Wiener Arbeiterzeitung " abzu- senden. Aus dem gedruckt vorliegenden, sehr umfangreichen Geschäfts. bericht ist ersichtlich, daß der 1903 im Anschluß an den.Jnter. nationalen Kongreß gegen den Alkoholismus" in Bremen ins Leben gerufene Bund Fortschritte— wenn auch bescheidene— gemacht hat. Geklagt wird über„die sich noch häufig zeigende Abneigung, überhaupt mit der Alkoholftage sich zu beschäftigen" und auch über den schwachen Besuch von Vorträgen über die Alkoholfrage. WS ein Erfolg der Wstinenzbewegung werden dfx vgv Pgrteitgg zu.Parteitag sich Mchrevden Anträge auf Bs- hrmdliMg bet„Alkoholfragd" bezeichnek. Auch ssckkl?sn GriVftk- fchaften wird konstatiert, daß sie der Alkoholfrage mehr und mehr ihre Aufmerksamkeit widmen Der von der Generalversammlung 1905 gefaßte Beschluß, die Sonderausstellung über den Alkoholis- mus in Charlottenburg zu beschicken, konnte nicht durchgeführt werden, weil es dem Geheimrat Werner vom Ministerium des Innern, dem das Ausstellungsgebäude unterstand, die Broschüre „Neue Waffen im Klassenkampfe" angetan hatte. Er ließ die Broschüren aus dem dem Bunde eingeräumten Kasten entfernen und dem Genossen M i e t h k e, dem Verwalter der den Alkoholgegnern zur Disposition gestellten Abteilung, das Betreten des Ausstellungs- gebäudes untersagen, und da eine Beschwerde über diese Maß- nähme unberücksichtigt blieb, schied der Bund aus der Reihe der Aussteller aus. Beftuchtend für die Agitation wirkte die Gauein- teilung, namentlich für Schleswig-Holstein , Hamburg und Thü- ringen-Sachsen. Von den Gewerkschaftskartellen wird gesagt, daß sie sich in letzter Zeit häufiger als früher bereit finden,„uns durch die Einberufung der Versammlungen und völlige oder teilweise Kostendeckung zu unterstützen." Der Mitgliederbestand betrug am 1. April 1905 rund 1300, zur Zeit beträgt er 1600, darunter 157 weibliche Mitglieder. Die Kassenverhältnisse haben sich günstiger ? gestaltet: während das erste und zweite Geschäftsjahr eine Ge- amteinnahme von 4659,60 Mk. aufwies, überholte das dritte Ge- schäftsjahr die beiden vorhergehenden zusammen. Im vierten Ge- fchäftSjahr wurde dem Bund ein Legat von 13 304 Mk. überwiesen. Von den Gewerkschaftskartellen und Parteivereinen sind in den beiden Berichtsjahren über 400 Mk. eingegangen. Diese Einnahme wird noch als„entwickelungsfähig" bezeichnet. Für die Agi- tation wurden in den beiden ersten Jahren 162 Mk. ausgegeben, im dritten Jahre dagegen 665 Mk. und im vierten 1369 Mk.— Der Schriftenverlag balancierte in Einnahme und Aus- gäbe mit 10 093,62 Mk. Das von Davidsohn redigierte BundeSorgan„Der abstinente Arbeiter" weist noch eine Unter- bilanz auf, die man durch die Heranziehung von Inseraten her- abzumindern hofft. Seit dem 1. August 1906 erhält die gesamte Partei- und Gewerkschaftspresse das Organ zugestellt. Die Berichte werden vom Bundesvorsitzenden Neu mann, vom Hauptkassierer Zänker, vom Redakteur Davidsohn. der die Mitgliedschaften zur Mitarbeit an dem Bundesorgan auf. fordert, und von Michaelis ergänzt. N e u m a n n bemerkte u. a., der Parteivorstand habe es ohne Angabe der Gründe abgelehnt, das Bundesorgan in der Liste der Parteiorgane auf- zuführen, dagegen habe der„Freie Gastwirt" in dieser Liste ge- standen. Ueber die Agitation sprach N e u m a n n. Nach langer Debatte gelangt folgende Resolution zur Annahme: „Um die Agitation für den Bund intensiver gestalten zu können, beschließt die zweite Generalversammlung: Dem Bundesvorstand wird anheim gegeben, die Mittel deS Bundes dazu zu verwenden, daß an Orten, in denen unsere Be- wegung noch keinen festen Fuß gefaßt hat, öffentliche Versamm- lungen abgehalten und die Kartelle und Parteivereine ersucht werden, solche Versammlungen einzuberufen. Sonst sind öffent- liche Versammlungen nur dann zu unterstützen, wenn an den in Frage kommenden Orten die Verhältnisse es als angebracht erscheinen lassen. Weiter ist das BundeSorgan von Zeit zu Zeit als AgitationS» nummer herauszugeben. Es soll sich speziell mit der Auf- klärung der Jugend und der Frauen befassen. Ferner sind Schritte einzuleiten, die es ermöglichen, Wand«- Versammlungen zu veranstalten. Um der Partei- und Gewerkschaftspresse Gelegenheit zu geben, der Alkoholftage mehr Beachtung zu schenken, ist eine Kartenkorrespondenz zu schaffen, aus der Artikel übernommen werden können." Ueber„Alkohol und Strafrecht" referierte Katzen- st ein-Berlin , der in seinem längeren, mit großem Beifall auf- ?enommenen Referat u. a. ausführt: Aufgabe der sozialdemo- ratischen Abstinenten ist es, dem Strafvollzug und seiner Reform ihre Beachtung zu schenken, soweit der Alkohol als bestimmender Faktor dabei in Betracht kommt. Beeinflußt der Alkohol nun das Verbrechen? Der Alkohol in jeder Form ist ein Betäubungs- mittel, er lähmt gewisse Nerven- und Hirnzentren, er schwächt das Verantwortlichkeitsgefühl und die Selbstkritik, die Scham, die Rück- sichtnahme. So ist der Alkohol ftaglos ein starker Faktor beim Verbrechen. Man. kann nicht— wie das Bürgerliche häufig machen— sagen, daß er der alleinige oder auch nur der Haupt- sächlichste Faktor ist; nein, die sozialen Zusammenhänge find nicht so einfacher Natur. Ebenso und noch mehr als den AlkoholiSmuS bekämpfen wir die Tuberkulose. Auf einem Gebiete ist der Alko- hol besonders gefährlich, bei den.Gelegenheitsverbrechen. Wir finden die akuten und chronischen Wirkungen des Alkohols und haben seine individuellen und sozialen Folgen zu prüfen. Nach vielen Statistiken ist dargetan, daß die Zahl der Vergehen oder Verbrechen immer an den Tagen am höchsten ist, an denen der Alkoholgenuß am größten ist. Die Unfallstatistik zeigt uns das gleiche Bild. Nun hat man in bürgerlichen Kreisen den Ge- danken ausgesprochen, daß man nicht die Vergehen in der Trunken- heit bestrafen sollte, wohl aber die Trunkenheit selbst. Diese Strafe wäre ein Ausnahmegesetz gegen die Arbeiterklasse, denn viele Umstände wirken dahin, daß ein Arbeiter in seiner Trunken» heit der Oeffentlichkeit viel mehr ausgesetzt ist, als ein Besscrsitu- ierter. Fordern müssen wir aber, daß der Alkoholkranke zur Hei- lung nicht einer Strafanstalt oder einem Arbeitshause übergeben wird, sondern daß diese Krankheit in Heilanstalten behandelt wird. Alle sozialen Faktoren müssen hier bessernd zusammenwirken: Wohnungsreform, Verkürzung der Arbeitszeit. Vor allem aber müssen wir hier bessernd in der Erziehung der Jugend wirken, in den Schulen muß ein Alkoholunterricht eingeführt werden. Es ist Zeit, daß wir uns in diesen Dingen endlich einmal auf uns selbst besinnen, um den ungeheuren pestenden Alkoholsumpf trocken zu legen. Dem Strafvollzug müssen wir aber den Zug der Rache nehmen und die Fürsorge obenanstcllen. So zu fordern und zu handeln gebietet der Sinn unseres Programms, um die Mensch, heit aus allen Qualen und Fesseln zu befreien. Die zum Statut gestellten Anträge verursachen ebenfalls eine lange Debatte. Von einer Erhöhung der Bundesbeiträge(10 Pf. für männ , liche und 5 Pf. für weibliche Mitglieder pro Woche) wird abge- sehen, dagegen wird das Ewtrittsgeld für männliche Mitglieder von 26 auf 50 Pf. und für weibliche Mitglieder von 15 auf 25 Pf. erhöht. Der Extrabeitrag soll, statt bisher halbjährlich, monatlich erhoben werden, und zwar in der seitherigen Höhe von 10 bezw. �Der Bundesvorstand beantragt die Anstellung eines besol, beten Beamten. Nach langem Für und Wider wird der An- trag angenommen. Eingehend erörtert wird die Stellungnahme deS Bunde? zu den Guttemplerlogen, die, wie an Beispielen dargelegt wird, zum Teil den Arbeiterabstinenten gegenüber eine Stellungnahme im Sinne der Schai�macher beobachten. Die Ortsgruppe Berlin ver» langt den Austritt aus solchen Abstineuzorganisationen innerhalb eines halben Jahres nach Eintritt in den Bund. Es wird eine längere Resolution angenommen, an deren Schluß es heißt: „ES kann der Partei nicht gleichgültig fein, daß bürger, liche Abstinenzorganisationen eine große Anzahl sozialdemo- kratischer, politisch und gewerkschaftlich organisierter Arbeiter den Anschauungen der modernen Arbeiterbewegung entfremden. Es kann ihr auch nicht gleichgültig sein, daß nichtsdesto, weniger leitende Parteigenossen es noch immer für ange, bracht halten, zum Teil hervorragende Stellungen im Gut, templerorden zu bekleiden. Im Hinblick auf diese Darlegungen fordert die zweite Gene« ralversammlung des ArbeitcrabstinentenbundeS die Parteige, nassen allenthalben auf, ein wachsames Auge auf das Treiben der Beamten des GuttemplerordenS zu haben." Damit sind die anderen hierzu vorliegenden Anträge erledigt. Von den weiteren zur Annahme gelangten Antragen fejai nsch diele erwähnt»
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