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Br. 120. 24. Jahrgang. 4. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

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Sonntag, 26. Mai 1907.

Am Mittwoch, den 29. Mai, abends von Uhr an, findet in Groß- Berlin

Flugblattverbreitung

von den bekannten Stellen aus statt.

Näheres am Mittwoch morgen.

Partei- Angelegenheiten.

Dritter Wahlkreis. Am Dienstag, den 28. Mai, abends 8 Uhr, findet eine Versammlung des Wahlvereins statt, in welcher Genosse Wolfgang eine über: Der neue Reichstag und die Sozial demokratie" sprechen wird. Um zahlreichen Besuch dieser Ver­fammlung ersucht Der Vorstand.

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Schöneberg. Am Dienstag, den 28. Mai, abends 8 Uhr, findet in E. Obsts Festsäle, Meiningerstr. 8, die Versammlung des fo­zialdemokratischen Wahlvereins statt. Die Tagesordnung lautet: 1. Hat der Liberalismus in Deutschland   noch eine Bedeutung.( Referent Genosse Ed. Bernstein.) 2. Anträge und Wahl der Delegierten zur Kreis- Generalversamını lung. 3. Verschiedenes. Um pünktliches Erscheinen ersucht Der Vorstand.

Wilmersdorf  . Am Dienstag, den 28. Mai, abends 8% Uhr, findet im Luisenpark  ", Wilhelmsaue 112, die Mitgliedervers fammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen A. Stern über Die Religion im Lichte der Kultur­geschichte". 2. Diskussion. 3. Wahl der Delegierten zur Kreis­Generalversammlung. Wir erwarten bestimmt, daß sich die Ge­noffen vollzählig in dieser Versammlung einfinden. Ferner wird schon heute darauf hingewiesen, daß am Mittwoch, den 29. Mai, abends 7 Uhr, für unseren Ort eine Flugblattverbreitung stattfindet. Alle Genossen müssen zur Stelle sein.

Sozialdemokratischer Wahlverein Groß- Lichterfelde  . Montag, den 27. Mai, abends 8 Uhr, im, Kaiserhof": Mitglieder bersammlung. Tagesordnung: Ersatzwahl zum Vorstand. Vereinsangelegenheiten. Abrechnung vom Weihnachtsvergnügen und der Maifeier. Bericht der Lokalkommission. Der Vorstand.

Der Zentralvorstand.

sie vor dem Lehrer und dessen Gattin her. Das prächtige Gmünd haben die Wächter die Schußbefohlenen bestohlen. Aehnlich Wetter, die köstliche Luft, Sonnenglanz und Vogelsang er­zeugen eine Stimmung, der Uhland poetische Form verlieh: Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden!"

Da, wo die Königsallee und die Hubertusallee fich trennen, macht der ganze Schwarm Halt. Sie erwarten die Nachzügler. Ein Surren und Summen geht durch die Reihen und über die Lippen der Knaben sprudelt das sorglose Ge­plauder in findlicher Glückseligkeit. Ein kleiner, blondlockiger Knirps mit fröhlichen, klugen Augen hat mehrere Kameraden um sich versammelt und erzählt ihnen irgend eine Wichtigkeit. Der Lehrer wird jezt aufmerksam. Na, Erich, was gibts denn da, hm?" frägt er, wohl gefällig lächelnd.

Der Kreis teilt sich und alle fichern verschmitt und ge­heimnisvoll. Der Kleine lacht erst verlegen und schweigt, dann aber erzählt er mit drolligem Ernst: Mama hat mir eine Mark Taschengeld gegeben, Papa wußte das nicht und hat mir noch eine zweite geschenkt." meint der Lehrer, sich zu einer ernsten Miene zwingend. Na, das hast Du doch nachher gleich Mama mitgeteilt?" wo, Herr Lehrer," ruft der kleine Krösus   ganz treu herzig, wenn man was bekommt, fann man es doch ruhig behalten?"

der nun auch lachen muß. Die Frau lacht herzlich auf und reißt ihren Gatten mit,

liegt es in Bayern  . Dort bestehen gegen 25 Wach- und Schließ gesellschaften, deren Inhaber zumeist einzelne Personen find. Fünf der Inhaber sind wegen Körperberlegung, Betrug, Unterschlagung, schweren Diebstahls und Urkundenfälschung bestraft. Kontrolleure, Wachtmeister oder Wächter von 15 Gesellschaften waren wegen Diebstahl, Betrug, Unterschlagung, Körperverlegung, Hausfriedens bruch, Sachbeschädigung, Bedrohung, Widerstand gegen die Staats gewalt bestraft. Andere standen im Verdacht, Brandstiftungen, Sachbeschädigungen und Ruhestörungen vorgenommen zu haben, um das Augenmerk auf ihre Gesellschaft zu lenken. Diebstähle, Bedrohung und Versuch eines Sittlichkeitsverbrechens durch Wächter trolleur wurde wegen Brandstiftung in Untersuchungshaft ge waren Gegenstand strafgerichtlicher Untersuchungen. Ein Kon­nommen. Manche Gesellschaften sind nicht kapitalfräftig genug. Einige der Inhaber treiben sogar Kautionsschwindel. Um Prämien zu erlangen oder für die Gesellschaft Reklame zu machen, haben Wächter öfters vorgegeben, Einbrecher verscheucht oder Sach beschädigungen und Brände verhütet zu haben. Auch Uebergriffe in die polizeiliche Zuständigkeit sind nicht selten; mehrere Wächter und Leiter von Gesellschaften haben wiederholt unberechtigterweise droht. Häufig wird das Publikum durch reklamehafte unwahre Verhaftungen vorgenommen und Personen mit ihren Waffen be Berichte über Diebstähle, Sicherheitsgefährdungen und dergl. beun ruhigt. Die bayerische Regierung schlägt deshalb bor, die Wach und Schließgeschäfte unter§ 34 oder 35 der Gewerbeordnung zu stellen. Im ersteren Falle bedürfte der Betrieb der Erlaubnis, bie unter Umständen zu versagen wäre. Bedenklich ist dabei die Reklame, die dann mit der förmlichen Konzeffionierung getrieben würde. In Bayern   ist man deshalb der Ansicht, daߧ 35 ge nügen würde.

Eröffnung eines neuen Straßenbahnringes. Ein neuer Straßenbahnring wird am nächsten Montag, den 27. Mai, eröffnet. Der neue Ring erhält die Bezeichnung Westring. Der Ring geht von der Grunewaldstraße, Ecke der Akazienstraße, durch die Golk über

Auf der anderen Seite kommt eine Frau, die einen alten, wadeligen Kinderwagen schiebt, der mit Zeitungen beladen Zehlendorf  . Am Dienstag, den 28. Mai, abends 8% Uhr, ist. Er neigt sich eigensinnig nach rechts, als wollte er jeden findet im Lokal von B. Midley, Potsdamerstr. 25, eine Mitglieder- Moment umtippen und die Frau hat alle Mühe, ihn im bersammlung des hiesigen Wahlvereins statt. Auf der Tages­ordnung steht u. a. Berichterstattung von der Generalversammlung und bringen eine häßliche Disharmonie in die heitere den Nollendorfplah, durch die Kleiststraße über den Wittenberg­quietschen und pfeifen und plab, die Tauenzienstraße, Auguste- Victoriaplah, Hardenbergstraße, Ulm   über das Erfurter Programm. Der überaus wichtigen Stimmung. Mit dem Wagen steht das Aeußere der Frau Joachimsthalerstraße, Kurfürstendamm  , Uhlandstraße, Berlinerstraße Tagesordnung wegen wird das Erscheinen aller Genossen erwartet. im Einklang. Sie ist ärmlich gekleidet und das welke, gräm- und Grunewaldstraße sowie umgekehrt. Ms Linie der Westlichen Gäste willkommen! Der Vorstand. liche Geficht wird durch das dunkle Kopftuch fast ganz ber- Vorortbahn erhält der Ring den Buchstaben H im Anschluß an die Steglit. Mittwoch abend 7 Uhr findet von sämtlichen Bezirks- 6 Jahr alt sein, während ein etwa 12 jähriger auf- ½ Stunde, der Fahrpreis 10 Pf. Mit der Eröffnung des West­Bezirks- hüllt. hüllt. Ein kleines, semmelblondes Mädchen mochte wohl gegen Linien A bis G. Die Dauer der ganzen Rundfahrt beträgt totalen aus Flugblattverbreitung statt. ringes steigt die Zahl der Straßenbahnringe auf 6, 1 Stadtring, geschoffener, blutarmer Junge barfuß nebenber geht. Verdrießlich gudt er vor sich hin, die herrliche Frühlings- H Westring. Mit den 3 Ringen der Stadtbahn, Nord, Süd­2 Außenring, 3 Großer Ring, 4 Ostwestring, I Südring und ſtimmung scheint bei ihm keine frohen Gefühle auszulösen. und Vollring, gibt es dann 9 Ringe im Berliner   Verkehr. Beitungen." Da", fie nennt einige Namen, während sie Jezt hält die Kutsche. Die Mutter reicht ihm mehrere selbst einen Back unter den Arm nimmt. Er flingelt bei einer Gittertür, während die Kleine bei dem Wagen bleibt. Die Tür öffnet sich von selbst. Kaum eingetreten, umkreisen ihn wütend 2 fleine Terrier und schnappen nach seinen nadten mit den Beitungen nach ihnen, indem er fürchterlich schreit. Beinen. Er hebt bald das eine, bald das andere und schlägt Der Vorstand. Die Schüler auf der anderen Seite amüsieren sich hierüber föstlich. Jetzt kommt eine Zofe mit weißem Häubchen.

Lankwis. Dienstag, den 28. Mai, abends 8 Uhr, Sigung Bes Wahlvereins im Restaurant Rettger, Calandrelliftr. 27. Ge noffe Schubert spricht über unsere Volksschule wie sie ist und wie fie fein sollte". Die Genoffen werden ersucht, voüzählig au er

scheinen.

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Nieber- Schöneweide. Der Wahlverein hält am Dienstag, den 28. Mai, abends 8% Uhr, im Lotal Loreley" feine Mitglieder bersammlung ab. In derfelben wird der Genosse Kurt Heinig  einen Vortrag über Alkohol, Schule und Kirche" halten. Hier wählt. Es ist deshalb notwendig, daß alle Barteigenoffen pünktlich werden auch die Delegierten zur Kreis- Generalversammlung ge­erscheinen. Gäste haben Zutritt.

Weißensee  . Heute Sonntag nachmittag findet für die Mit­glieder des Wahlbereins eine Besichtigung der Neuen Berliner Genossenschaftsbäderei" in Reinidendorf statt, woran auch Frauen teilnehmen fönnen. Treffpunkt beim Genossen Roßkopf( früher Schmus), König- Chaussee 38, nachmittags präzise 3 Uhr.

Der Vorstand.

Reinidendorf- Oft. Am Dienstag, den 28. Mai, abends 8 Uhr, findet im Restaurant zur Eisenbahn", Provinz- Ede Nordbahn­Straße, eine Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt. Ge­noffe Bloc spricht über unsere auswärtige Politi". Genossen! Dieses wichtige Thema verpflichtet Euch alle, Mann für Mann in der Versammlung zu erscheinen. Der Vorstand.

Neinickendorf- West. Am Dienstag, den 28. Mai, abends 8% Uhr, findet im Lokale von Muster, Berlinerstraße, die mit gliederversammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Vor­trag über den 2. Teil des Parteiprogramms. 2. Bericht von der Generalversammlung Groß- Berlins  . 3. Parteiangelegenheiten und Verschiedenes.-Das Erscheinen der Mitglieder ist Pflicht.

erwartet

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Der Vorstand.

Junge, was machst Du für' n Lärm, Du wedst ja die Herrschaften aus dem Schlaf." Sie treibt die Hunde zurück und nimmt ihm die Zeitungen ab.

Die Schüler sind jetzt vollzählig beisammen und ordnen sich zum Weitermarsch. Da kommt ein Diener auf dem Fahrrad und hält bei der Gruppe. Ein fräftiger Knabe mit sonnengebräuntem Teint tritt zu ihm hin.

Hier, Heini, schickt Mama Deinen Paletot, sie meint, Du fönntest Dich unterwegs erkälten."

Ach was!" Heini berzieht verächtlich die Lippen. brauche den Lappen nicht!"

Ich

für

und

Jezt mischt sich der Lehrer ein. Wenn's Mama gut findet, Heini, mußt Du schon folgen!" ein Secoffizier darf nicht zimperlich sein!" Dieser aber stellt sich in Pofitur:" Ich gehe zur See, Der Lehrer lacht: Das ist brab gesprochen, Heini. Ich werde Euch übrigens, wenn wir frühstücken, von unserer schönen, großen Flotte erzählen."

Ach ja, Herr Lehrer!" jubeln sie alle, ihn umringend. " Sich mal die armen Kinder da drüben." Die Dame zeigt nach der anderen Seite. Der Junge schaut mit großen, brennenden Augen dem munteren Treiben zu.

Nieder- Schönhausen. Am Dienstag, den 28. Mai, abends 8% Uhr, findet in Neu- Karlshof", Beuth, Ede Charlottenstraße, die Wahlvereinsversammlung statt. Genoffe Hesse- Berlin spricht über Das Erfurter Parteiprogramm". Pflicht aller Parteigenossen ist es, recht zahlreich und pünktlich zu erscheinen. Mein Gott," der Lehrer zuckt die Schultern. Irgend Bankow. Am Dienstag, den 28. Mai, findet im Großfurtschen Feldschlößchen", Berlinerstraße, die Mitglieder- iemand muß doch die Zeitungen austragen und es ist ganz versammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Bortrag gut, wenn die Kinder von Jugend auf zur Arbeit erzogen des Genossen Albrecht Fülle über" Die positiven Leistungen der werden!" Sozialdemokratie". 2. Diskussion. 3. Vereinsangelegenheiten und Dem Jungen aber rollen die heißen Tränen über, die Verschiedenes.- Gäste haben Zutritt. Zahlreiches Erscheinen blaffen Wangen  . Er stampft tropig mit dem Fuße auf: Ich Der Vorstand. geh och uff's Schiff!" Du bleibst hier," ruft das kleine Schwesterchen, ich fag's Mutter!" Die Frau kommt jezt zurück. Mit feifender, meinerlicher Stimme schreit sie: Ich denke, der ist schon fertig, jezt steht er da und guckt in der Welt rum. Du weißt doch, Maimorgen! Es ist früh gegen 6 Uhr. In strahlender daß Du noch zur Schule mußt, es ist schon 347." Er starrt noch immer wie traumverloren den Schülern Bracht flutet die aufgehende Sonne von dem tiefblauen nach. Diese haben jezt ein Zied angestimmt und hell und Simmel und wedt den in traumschwerem Schlummertlar klingen die jugendfrischen Stimmen durch die kühle, köst liegenden Grunewald  . Aus den dunkeln Büschen flingen die liche Morgenluft: weichen, schmelzenden Töne der Nachtigall, die Amsel flötet sehnsuchtsvoll und der muntere Buchfint schmettert feine jugendfrischen Weisen in den neuerwachten Morgen hinein.

Berliner   Nachrichten.

Arm und Reich.

Hübsche, geschmackvolle Villen, tief in Tannengrün ge­bettet, erheben sich schweigend in vornehmer Ruhe. Diese hier im Renaissance-, jene im Barock-, die andere im Rokokostil, eine immer verlockender wie die andere.

Hier wohnt Ruhe, füße, fatte, wohlige Nuhe!

Froh herbei, wolfenfrei ist der Tag erwacht, Ueberall Berg und Tal frisch in Morgenpracht! Wer möcht nicht ins Weite ziehen, Wenn die Welt so schön,

Nicht vom Tale aufwärts ziehen Zu den klaren Höh'n."

Bom Bahnhof Halensee her marschiert eine Anzahl polizeiliche Beaufsichtigung der Wach- und Schließgesellschaften Maßnahmen gegen Wach- und Schließgefellschaften. Eine Schüler in Begleitung ihres Lehrers und einer Dame, an- wird in Preußen und Bayern   erwogen. Die preußischen Minister scheinend dessen Gattin. Die schmucken, vornehmen Anzüge des Innern und für Handel haben jetzt den Berliner   Polizei der Knaben legen Zeugnis ab von der Vorsicht bei der Wahl präsidenten und die Regierungspräsidenten zum Bericht über die ihrer Eltern. Jeder hat eine Botanifierbüchse am grünen Frage aufgefordert. Mit diesen Unternehmungen hat man in Band umbängen. Mit lachenden, forglofen Gefichtern trivveln Süddeutschland   schlechte Erfahrungen gemacht. In Schwäbisch  

Die Berliner Stadtmission auf dem Proteftantentag. Auf dem in Wiesbaden   tagenden 23. Deutschen   Protestantentag führte in einem Referat über" Die politische Lage in Deutschland  und die nächsten Aufgaben für den christlichen Liberalismus" der Referent Pastor Alfred Fischer u. a. aus:

sei in der Berliner Stadtmission nichts zu spüren. Es wird ja be Bon Nächstenliebe und Förderung des kirchlichen Glaubens hauptet, in der Berliner Stadtmission werde keine politische Agitation getrieben. Stöcker selbst habe das aber zugeben müssen. Ueberall trete die Orthodoxie sehr anmaßend auf. Sie maßt sich an, nicht eine kirchliche Richtung, sondern die Kirche selbst zu sein, und das allein richtige Bekenntnis fest zu haben. Dabei arbeite die Orthodoxie aber fortwährend an einem neuen Bekenntnis und schließlich wird auch in ihren Reihen einmal Zwietracht darüber entstehen, wer bon ihnen denn eigentlich rechtgläubig ist, denn innerlich herrscht keine Einigkeit. Uns Liberalen wirft die Orthodorie den Faustschlag ins Gesicht, daß wir dem Volte nicht die ganze Wahrheit sagen. Ja, man geht sogar so weit, zu bes haupten, daß wir am Ende alle Religion leugnen. Dagegen müssen wir uns entschieden wehren, und bei den verschiedenen Fällen" gilt es für uns, rücksichtslos für den einzutreten, der weiter kommen will. Wir haben jetzt eine große Pfarrernot, aber auch eine große Kandidatennot, weil heutzutage ein großer sittlicher Mut dazu gehört, wenn ein Pfarrer seine Ueberzeugung offen und ehrlich

aussprechen will.

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Aber wir dürfen teine Konzessionen machen. Mein Vater wäre sicherlich sofort abgesetzt worden, wenn er der Orthodoxie Kon sessionen gemacht hätte. Bei den Kirchenwahlen in Berlin   ist man mit den größten Frechheiten gegen uns vorgegangen. Man hat gesagt, die Liberalen kommen von der Gasse. Mit den schmutzigsten Berleumdungen hat man gegen uns gearbeitet. Man fürchtet sich bor dem sogenannten Berliner Ton". Aber ich fann sagen: Dem lieben Gott wird der" Berliner Ton" in den Volksversammlungen Ich bin mit dem Ton in den Berliner   Voltsversammlungen ganz vielleicht lieber sein, als in den Pastoralkonferenzen.( Beifall.) zufrieden, wenn auch manch anderen eine humanistisch- ästethische Gänsehaut überlaufen mag. Der kirchliche Liberalismus steht ebenso auf dem Boden des Christentums, wie der Katholizismus und die evangelische Orthodorie. Wir wollen feinen Radikalismus. Wir weisen jeden Versuch ab, mit einer Schicht von Gebildeten oder vielmehr lebergebildeten eine neue Lehre aufzustellen, wie es Surrogate für das Christentum. manche haben wollen. Die Uebergebildeten haben schon genug evangelische deutsche Volt, uns gehört die breite Schicht der Be völkerung, der aufstrebende Arbeiterstand, uns gehören die Massen. Der Katholizismus ist die Idee der Verkirchlichung der Welt, die Orthodoxie ist die Jdee der Berchristlichung der Welt, der Liberalis­mus aber will das Christentum verweltlichen. Darum müssen wir den Gedanken des allgemeinen Christentums in die Massen tragen, auch die Besprechung von sozialen Fragen in der Gemeinde­in die Herzen aller und auch in die der Frauen. Wir verlangen bersammlung und vor allem eine Hochschäzung der christlichen Ver­fassung, damit auch die Gebildeten sich dem Christentum wieder zu­wenden. Wir verlangen ferner eine weitere Ausgestaltung der Bastorenbildung, und wenn wir wirklich arbeiten wollen, so wollen wir dabei doch auf dem Boden des Christentums stehen bleiben und wollen allezeit fröhliche, unbedingte Christen sein.( Lebhafter Beifall.)

Wir wenden uns an das

In der Diskussion trat Pastor Braun( Berlin  ) für die an­gegriffene Berliner Stadtmission ein. Im allgemeinen stehen aber synode fich politisch betätigt habe, wenn man das auch bestreitet. Zum die Diskussionsredner auf dem Standpunkt, daß die Berliner   Stadt­Schluß forderte Pastor Fischer sen.( Berlin  ) nochmals auf, alles zu versuchen, um die Massen dem Christentume zu erhalten. Bei der Sozialdemokratie und bei der Orthodorie fänden sich viele Un­flänge, weil bei beiden der Autoritätsglaube vorherrsche.( Große Seiterfeit.) Die Sozialdemokraten fürchten den tirchlichen