verlangte, dah das Plakat entfernt werde; er würde sonstdafür kargen, daß dem Händler die Rabattmarken entzogen werden.Nach der Rechtsprechung, die gegen organisierte Arbeiter angewandtwird, hat dieser Bäckermeister sich einer Nötigung schuldig gemacht.Er möge sich deshalb bor dem Staatsanwalt in acht nehmen.»Polizeilicher Uebereiferhat sich wieder einmal an unrechter Stelle zu betätigen versucht.Im Bureau des Bäckerverbandes in der Auguststraße(nicht zu ver-wechseln mit dem Streikbureau in der Sophienstraße) erschiengestern ein Schutzmann und fragte an, ob man wünsche, daß diePolizei die Ordnung auf dem Hofe und vor der Tür aufrecht er.halte. Natürlich wurde das freundliche Anerbieten höflich zurück-gewiesen. Die liebevolle Fürsorge läßt vermuten, daß der be-treffende Beamte das Opfer eines Irrtums geworden ist.Jedenfalls glaubte er es mit einem Meisterbureau oder mit denGeschäftsräumen eines meistertreuen Vereins zu tun zu haben,Welches gegen Streikende.geschützt" werden sollte.Im Interesse einer vollständigen Durchführung des Streiksund Boykotts ersucht die Streitleitung die Arbeiter und Partei-genossen, welche von auswärtigen Brothändlern Warebeziehen, auch diese oder ihre Kutscher und Austräger nach derLegitimationskarte zu fragen. Wo eine solche nichtvorgezeigt werden kann, handelt es sich um Brot aus Bäckereien,welche die Forderungen nicht bewilligt haben.In denjenigen Stadtgegenden und Vororten, wo nur wenigeBäckermeister die Forderungen bewilligt haben, werden in dennächsten Tagen Filialen der Genossenschaftsbäckereierrichtet, so daß jedem Einwohner die Möglichkeit gegeben ist. inseiner Gegend bohkottfreie Ware�zu erhalten.Ungesetzliche ZwangSmaßrrgeln einer Zwangsinnung.Bäckermeister, welche der Zwangsinnung in Rixdorf angehörenund die Forderungen der Gesellen bewilligt haben, und deshalbdaS bekannte Plakat aushängen, erhielten vom Obermeister eingedrucktes Strafmandat, welches so aussieht:Zwangsinnung der Bäckermeister zu Rixdorf.Werter Herr Kollege!Sie werden hierdurch vom Vorstand der Zwangsinnung derBäckermeister Rixdorfs laut Jnnungsbeschluß vom 18. März 1907aufgefordert,das Bewilligungsplakat deS Hamburger Bäckergesellen-Verbands sofort aus Ihrem Laden von der der Kundschaft ficht-baren Stelle zu entfernen, sowie auch irgend welcheAusweispapiere für Austräger usw.. welche die Bewilligungbesagen, auszugeben—widrigenfalls Sie nach§ 10 deS JnnungSstatuts für jeden ein-zelncn Fall in eine Strafe von 20 M. genommen werden.Rixdorf. 30. b. 1907.Der Borstaud.I. A.: Otto Ecke, Obermeister.Zweifellos ist diese Strafverfügung des Jnnungsvorstandesungesetzlich und muß in jedem Falle, wo dagegen Beschwerdebei der Aufsichtsbehörde erhoben wird, als ungültig bezeichnetwerden.§ 83 der Gewerbeordnung sagt:»Den Jnnungsmit-gliedern darf die Verpflichtung zu Handlungen oder Unter-lassungen, welche mit den Aufgaben der Innung in keiner Ver-bindung stehen, nicht auferlegt werden."— Die Aushängung einesPlakates, worin der Bäckermeister seiner Kundschaft eine auf denGewerbebetrieb bezügliche Mitteilung macht, hat mit den Auf-gaben.der Innung nichts zu tun, der Vorstand ist deshalb nichtbefugt, hierüber Bestimmungen zu treffen.— UebrigenS gehörtzu den im§ 81» der Gewerbeordnung genannten Aufgaben derJtjnung auch„die Förderung eines gedeihlichen Verhältnisse?zwischen Meistern und Gesellen". Die JnnungSvorstände habendurch ihr Verhalten vor der Lohnbewegung das„gedeihliche Ver-hältnis", soweit ein solches bestand, gestört. Diejenigen Meisteraber, welche die Forderungen des Bäckerverbandes bewilligten,haben in ihrem Betriebe ein gedeihliches Verhältnis zwischen Meisterund Gesellen hergestellt. Sie haben damit eine Aufgabe derInnung, erfüllt und schon deshalb kann die Aufsichtsbehörde dieStrafvcrfügungen des Obermeisters nicht aufrecht erhalten. Mögesich also niemand durch die Strafbefehle einschüchtern lassen.Die Materialsperrewollen die Jnnungsmeister über diejenigen Bäckermeister ver-hängen, welche die Forderungen der Gesellen bewilligt haben.Gestern fand eine Sitzung mit den Hefelieferanten statt, in decder Sache näher getreten wurde. Auch die Mehlzusuhr will manunterbinden. Der Bäckerverband hat jedoch Vor-sorge getroffen, daß allen Meistern die be-willigt haben, Materialien von anderenleistungsfähigen Firmen geliefert werden!Der Kampf im Baugewerbe.Die Rohrer besprachen am Donnerstagabend in WilkeSLokal die Aussperrung im Baugewerbe; sie hatten eine kombi-nierte Mitgliederversammlung(Sektion des Zentral-Verbandes und Verein der Rohrer) einberufen und hörten einenVortrag von Z e g l i n mit großer Aufmerksamkeit an. Nach einemkurzen Rückblick über die Entstehung des Kampfes im Baugewerbeerörterte der Redner den gegenwärtigen Stand der Dinge. Aufmehr als 500 Bauten, wo nicht ausgesperrt worden ist, sind die neu-eingereichten Forderungen bewilligt worden, auf 300 Bauten warman bereit, auf Ehrenwort die Forderungen anzuerkennen, aberman verweigerte die Unterschrift. Die Arbeiterorganisationenhatten dagegen Grünpe, auf Unterschriften zu bestehen und ließensich apf nichts anderes ein. Die R o h r e r, so klein sie an Zahlsind, erklärte der Redner, haben eine große Macht in Händen,denn von ihnen hängt die Tätigkeit der Putzer ab. Man er-wartet, daß die Rohrer Mann für Mann bereit sind.in den Kampf zu treten, sobald sie von den Ausgesperrten zurHülfe aufgerufen werden.(Lebhafte Zustimmung in der Ver-sammlung.) Die Situation wird für die Unternehmer immer un-günstiger, meinte der Redner, sie haben ihre Macht, besonders wasden Verband der Baugeschäfte angeht, bedeutend überschätzt. Inder Streikleitung ist man erstaunt gewesen, den Gegner so schwachzu finden(!) und jetzt wird man die Situation für die Arbeiterauszunützen wissen. Dabei ist auch den Rohrern eine wichtige Rollezugedacht, über die in einer Versammlung der nächsten Woche Be-schluß gefaßt werden soll. Allerlei Schiebungen der Unternehmer,die der Redner zu schildern wußte, ergötzten die Versammelten.So haben zehn große Unternehmer ihren Polieren dieBauten überlassen, die auch unterschreiben wollten; ein Unter-nehmer versteckte sich hinter seiner— Braut, die unterschreibensollte. Auf dergleichen Angebote geht die Streikleitung nicht ein.Jetzt geht's zum Angriff vor!— In der Provinz ist eine lebhafteNachfrage nach' Berliner Bauarbeitern; eine stark steigende Bau-.tätigkeit wird von dort gemeldet. Welche Vorsicht den Unternehmerngegenüber geboten ist, zeigen manche Beispiele. In Charlottenburgunterschrieb ein Unternehmer am Mittwoch; am Donnerstag stellteer 15 Akkordarbeiter ein; darauf legten sämtliche Bauhand-wcrker die Arbeit nieder. Der Streik dauerte nur wenige Stunden,da gab der Unternehmer nach und die 15 Akkordarbeiter mußtenwieder abziehen.In der Diskussion wurde angeregt, daß auch die Rohrereine Regelung ihrer Lohnverhältnisse erstreben sollten; die Beschluß-fassung darüber wurde aber vorläufig noch vertagt.Die Bauarbeiter hatten noch einmal eine Anzahl vonBezirksversammlungen einberufen, die erneut zu dem gemeinsamenVorschlag aller Organisationen Stellung nehmen sollten._Lerantw. Redakteur: San» Weder, Berlin. Inseratenteil verant».:Allen Versammlungen lag folgende Resolution bor;„In Anbetracht der gegenwärtigen schwierigen Situation,kn die wir mit den Arbeitgebern geraten sind durch das Ver-halten der letzteren, hält die Versammlung es für notwendig undvorteilhaft, daß alle Organisationen, welche im Kampfe mit denArbeitgebern stehen, diesen Kampf auch gemeinsam führenmüssen; es ist dies um so notwendiger, weil die Gewerkschafteneinem starken Gegner gegenüberstehen.Um diesen Kampf nun gemeinsam führen zu können, be-schließt die heutige Versammlung des Bezirkes:1. Die Versammlung erblickt in der Uneinigkeit unterden im Kampfe stehenden Gewerkschaften keinen gutenAusgang des Kampfes; sie ist daher der Meinung, daß dieKampfeseinheit wieder hergestellt werden mutz.2. Hält die Versammlung für die augenblickliche Lagedes Kampfes eS für geboten, den Beschluß der letztenGeneralversammlung aufzuheben und die von allen inFrage kommenden Gewerkschaften ausgearbeiteten und an-genommenen Lohn- und Arbeitsbedingungen den Unter-nehmern zur Unterschrift vorzulegen. Ueberall dort, wo dieUnterschrift erfolgt, ist die Arbeit aufzunehmen.3. Die Versammlung beauftragt die eingesetzteSchlichtungskommission, daß, wenn es mit dem Arbeitgeber-Verbände zur Verhandlung kommen sollte, diese auf Grund-läge der zuerst gestellten Forderungen geführt werden.Die Zentralstreikleitung. I. A.: Wilhelm Kribow."Bei der Abstimmung machte sich erneut die heftige Oppositionder Arbeiter gegen die strikte ablehnende Haltung der Unternehmergegen jede Arbeitszeitverkürzung geltend. Nur 1491 Stimmenerklärten sich für die Resolution, 2979 dagegen. Kommt eS zuVerhandlungen, so haben also die Unternehmer auch diesenWiderstand durch möglichst weitgehende Konzessionen zu über-winden.Zur Lohnbewegung der Dachdecker.Am Donnerstag fand im„Swinemünder GefellfchaftShauS"eine zahlreich besuchte Versammlung der Dachdecker statt, in derGörnitz über den Stand der Lohnbewegung berichtete. Gegen-über dem, was am Mittwoch im„Vorwärts" berichtet wurde, warenwesentliche Aenderungen nicht eingetreten. Die Firmen, die be-willigt haben, haben reichlich zu tun, und zum Teil sind hier weitereArbeitskräfte eingestellt worden. Die Firmen, die den Kampf fort-setzen, müssen immer mehr damit rechnen, daß ihnen die besteKundschaft verloren geht. Der Umstand, daß es im allgemeinenin Deutschland nicht an Arbeitsgelegenheit für Dachdecker mangelt,trägt dazu bei, daß die Zahl derer, die Berlin verlassen, immergrößer wird. Und nicht nur ledige, auch verheiratete Dachdeckerhaben es vorgezogen, in der Provinz Arbeit anzunehmen. DenStand der Bewegung bezeichnete der Redner als in keiner Weiseungünstig. Gleichwohl sei es nach der achtwöchigcn Dauer desKampfes im Interesse des ganzen Gewerbes wünschenswert, daßwieder Frieden eintrete. Der Redner teilte mit, daß am Mitt-woch zwischen ihm und dem Vorsitzenden der Arbeitgeber eine Aus-spräche stattgefunden habe, und daß es wahrscheinlich im Laufeder nächsten Woche wieder zu Verhandlungen kommen werde./Die Diskussion sowie die Abstimmung über einige Anträge er-gaben, daß die Mehrheit der Versammlung mit der Leitung derBewegung wie auch mit der Herabsetzung der Forderungen auf8� Stunden Arbeit und 85 Pf. Stundenlohn einverstanden war.Auch die Potsdamer Maurerstehen seit dem I.April in einer Lohnbewegung. Trotz mehrmaligenVerhandeln? ist bis heute noch kein endgültiges Resultat zustandegekommen. Während die Maurer bei einer zweijährigen Tarifdauer65 Pf. Stundenlohn fordern(bisher 60 Pf.), wollen die Unternehmernur einen solchen von 63 Pf. im ersten Jahre und 65 Pf. erst imzweiten Jahre zahlen. Bei einer dreijährigen Tarifdauer würdensie sofort 65 Pf. zahlen. Eine vergangenen Dienstag abgehalteneMaurerversammlung nahm von den bisher stattgehabten VerHand«lungen Kenntnis und kam hierbei allseitig zum Ausdruck, daß manbei der Forderung verharren möge. Vorläufig werden die Maurerunter Wciterarbcitung zu den alten Bedingungen eine abwartendeStellung einnehmen._HuoUmd.Achtung, Stukkateure!Wegen der Konflikte im deutschen Baugewerbe find Stukka-teure aus Berlin, Hamburg und anderen Orten hierhergekommen, um Arbeit zu bekommen.Die Verhältnisse im schlvedischen Stukkateurgewerbe sind jedochsolche, daß Zuzug fernzuhalten ist. Die Arbeitsgelegen-heit ist nicht größer, als daß die schwedische Arbeitskraft das Be-dürfnis voll decken kann. Nur wenigen können wir Unterstützunggeben.Der Vorstand deS Schwedischen Stukkateurverbandes.Emil Peterssen. Knut Erikssen.Unterm neuen Wahlrecht in Bayern.Die siegreiche Sozialdemokratie.Am Freitag hat das neue direkte Landtagswahlrecht imBayernlande seine erste Probe bestanden, hat die Sozialdemo-kratie Bayerns zum ersten Male unter dem neuen Wahl-system, das sie erkämpft hat, gefochten. Ein arbeitsreicherWahlkampf liegt hinter ihr, den sie gegen alle bürgerlicheParteien zu führen hatte. Liberaler Block und Zentrumgriffen sie mit gleicher Heftigkeit und mit gleich schmutzigenWaffen an. Nücken des Wahlsystems, Tücken der Bureau-kratie, die die proletarischen Wähler vor allem trafen, hattensich mit den Gegnern gegen die Partei des arbeitenden Volkesvereinigt. Aber sie haben nur den Erfolg gehabt, den Kampf-cifer unserer Genossen zu steigern.Die bis Mitternacht vorliegenden Resultate lassen er-kennen, daß das von unseren Genossen erkämpfte direkteWahlrecht für die arbeitenden Klassen Früchte tragen wird.Zwanzig Mandate dürften uns sicher sein und die sindohne alle Kompromisse errungen. 19(15 hatten wir nur 12errungen, obwohl verschiedene Mandate(Schweinfurt,Kempten usw.) uns nur durch das taktische Zusammengehenmit dem Zentrum zufielen. Besonders erfreulich sind dieglänzenden Resultate in München und N ü r n-b e rg. Höchst erfreulich ist der Sieg in Fürth undErlangen, wo wir noch in den letzten Reichstagswahlenunterlagen.München, 31. Mai, 10 Uhr 11 Minuten nachmittags.(Privatdepesche des.Vorwärts'.)Großer Wahlsieg. Gewählt sind die acht SozialdemokratenVoll mar, Müller, Timm. Eduard Schmid, FranzSchmitt, Auer, Pickelmann und Roßhaupte r. Außerdemwurden vier liberale Blockkandidaten gewählt. Nachstürmischem Wahlkampse und bei großer Wahlbeteiligungerzielten wir bedeutende Mehrheiten.Nürnberg, 31. Mai. 9.46 Uhr Nm.(Privatdepesche des.Vorwärt s".)Die Sozialdemokratie hat in Nürnberg und Fürth einenglänzenden Sieg erfochten. Von sechs Mandaten in Nürnbergsind fünf von der Sozialdemokratie erobert. Die GenossenFrhr. v. Haller, Dorn, Simon. Sueßheim undSaeckler sind gewählt.__Glocke, Berlin. Druck U.Verlag: vorwärts Buchdr.u.VcrlazianstnljIn Fürth wurden die Genossen Segitz und Harschergewählt.Nürnberg, 31. Mai, 10 Uhr 23 Uhr nachmittags.(Privatdepesche des.Vorwärts".)In Erlangen wurde Genosse Frhr. v. Haller gegen denBlock gewählt. Er ist also, da er auch in Nürnberg durchdrang,doppelt gewählt. Er nimmt in Erlangen an.In Hof sind wir gegen Müller- Meiningen(liberal) unter»legen.Nürnberg, 31. Mai, 11 Uhr 11 Minuten nachmittags.(Privatdcpesche des„Vorwärts".)Die Sozialdemokratie hat in ganz Bayern bis jetzt20 Mandate erobert. Zwei gute Kreise stehen noch aus.In Würzburg wurden ein Block- und ein Zentrums-kandidat gewählt, in Bayreuth Casselmann undBrendel vom Block., Hof, 31. Mai. 10 Uhr 17 Minuten nachmittags.(Privatdepesche des„Vorwärts".)In Hof-Stadr und H o f- L a n d hat der Block gesiegt.DaS Stimmenverhältuis ist:Hof- Stadt: Sozialdemokrat 2165, Liberal 2649,Zentrum 129.Hof-Land: Sozialdemokrat 1970, Liberal 2551.LudwigShafcn, 31. Mai, 9 Uhr 26 Minuten nachmittag?.(Privatdepesche des.Vorwärts".)Genosse Ehrhart gewählt.Er erhielt 3441, der Block 2073, das Zentrum 802 Stimmen.LudwigShafcn, 31. Mai, 11,20 Uhr Nm.(Privatdepesche des.Vorwärts).Im Wahlkreis Ludwigshafen-Land erhieltenKoerner(Soz.) 4006. Block 2044, Zentrum 1350 Stimmen.Genosse Koerner ist gewählt.In Kaiserslautern wurden die Sozialdemokraten Ehr«Hardt und Klement mit 1009 Stimmen Mehrheit gewählt.LudwigShafcn, 31. Mai, 11,36 Nm.(Privatdepesche des„Vorwärts).In der Rheipfalz sind bis jetzt gewählt 4 Sozialdemokraten»7 Liberale, 3 Bündlcr und 2 Zentrum. Genosse Ehrhart wurdedoppelt gewählt.Nach den bis Mitternacht vorliegenden Telegrammendes Bureau Wolff sind von 163 Mandaten 54 dem Jen-trum und 17 den Liberalen'(einschließlich 2j Kandidaten derDeutschen Volkspartei) und 4 der Freien Vereinigung(agrarisch) zugefallen. Vom Block ist Dr. Quidde(D. Vp.)in München 5, Dr. Günther in München 6, Haebelein, libc-raler Samenhändler(„der Fink hat wieder Samen") inNürnberg 2, Köhl(D. Vp.) in Würzburg 2, gewählt. AlsUnikum aller Parlamente ist der liberal-katholische PfarrerGrandinger in Naila durchgekommen.Letzte JVaebnebten und DepeFeben,Urteil im Mordprozest Liberka.Beuthen, 31. Mai.(W. T. B.) Im Mordprozeß Liberkawurde heute der Spruch gefällt. Der Roßschlächter Liberkawurde wegen zweifachen Mordes zweimal zum Tode undwegen Beihülfe zu 19 Jahren Znchthau« verurteilt; Kiolthkawurde wegen zweifachen Mordes zum Tode und Frau Liberkawegen Unterlassung der Anzeige eines beabsichtigten Mordes inzwei Fällen zu je 3 Jahren, zusammen 5 Jahren Gefängnis ver»urteilt. Außerdem wird sich Frau Liberka vor dem nächstenSchwurgericht am 17. Juni wegen Meineides in zwei Fällen zuverantworten haben._Die Internationale des Kapitalismus.Hamburg, 81. Mai.(W. T. B.) Der Zentralverein deutscherReeder gibt bekannt, seitens der Reedcrvereinigungen von England,Dänemark, Schweden und Norwegen werde darauf hingewirkt, daßwährend der Tauer des AusstandeS deutsche Seeleute, die in derZeit nach dem 1. Mai den Dienst bei deutschen Reedereien auf,gegeben haben, im Ausland nicht angestellt werden-Aus der Ferienkolonie.Frankfurt a. M., 31. Mai.(B. H.) Wie der Mainzer Korre»fpondcnt der„Frankfurter Zeitung" hört, ist in der Angelegenheitdes Soldaten vom 117. Infanterieregiment, der sich am Mittwochauf Posten erschossen ha«, eine Nntersuchnng eingeleitet worden,da sich in der Kaserne Dinge abgespielt haben sollen, die de»Soldaten in den Tod getrieben haben.Gesunkenes Segelschiff.Cuxhaven, 31. Mai.(B. H.) Die oldenburgische Tjalk„Katharina" wurde heute Mittag von dem Australdampfer„Reisender" angefahren und so schwer getroffen, daß sie sofort sank,Die Mannschaft ist gerettet.Der Streik der französischen Seeleute.Paris, 31. Mai.(W. T. B.) Der Ausstand der eingeschrie«denen Seeleute dehnt sich aus auf Toulon, Agde, Bordeaux, SaintNazaire, Nantes, Eette und Algier. Ueberall ist für die nötigenSchiffswachen gesorgt. Da der Ausstand gegen die Behörden undnicht gegen die Reeder gerichtet ist, wurde den Ausständigen vonder Ausstandsleitung anempfohlen, eine korrekte Haltung zu be»wahren.Marseille, 31. Mai.(B. H.) Der Ausstand der eingeschrie«bencn Seeleute ist heute allgemein. Zwischenfälle sind bisher nichtvorgekommen. Tie Mehrzahl der hier vor Anker liegenden Schiffekonnte nicht abgehen; nur 5 Dampfer nach Tunis, Corfica, NewDork und London konnten expediert werden. Die mit Früchten undGemüse bcladenen Fahrzeuge sind noch bedient worden, doch hatderen Mannschaft für morgen gekündigt. Auch der Schleppdampfer-dienst konnte heute noch aufrechterhalten werden, wird jedochmorgen eingestellt. Auch in Havre ist der Ausstand allgemein; derKüstcnschiffahrtsdienst ist völlig unterbrochen. Mehrere bereits zurAusreise fertige Danipfer mußten ihre Abfahrt verschieben. Manbefürchtet, daß auch die beiden großen transatlantischen Dampfer„Provence" und„Gascogue", welche morgen mit 2599 Auswande-rcrn abgehen sollten, nicht werden abfahren können. Auch die übri-gen Schiffsangestellten wie Kellner usw. beabsichtigen, sich mit deneingeschriebenen Seeleuten solidarisch zu erklären. In Bordeauxist der Ausstand der Seeleute ebenfalls vollständig, dagegen ist inBrest vom Ausstande noch nichts zu bemerken.Der weiße Schrecken und feine Folgen.Lodz, 31. Mai.(W. T. B.) Vergangene Nacht wurde an fünfzum Tode durch den Strang Verurteilten das Urteil vollzogen.Ein Revicraufsehrr und ein ihm begleitender Soldat wurden heuteauf der Straße erschossen.>., Berlin SV/. Hierzu 3 Beilagen u. UnterhaltungSblatt