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Nr. 127.

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Vorwärts

Berliner Volksblatt.

24. Jahrg.

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Zelegramm Adresse: Sozialdemokrat Berlin  ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1983.

Der bayerische   Wahlerfolg.

Aus Südbayern wird uns geschrieben:

Dienstag, den 4. Juni 1907.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt IV. Nr. 1984.

attiven und inaktiven Minister anrüpelt und diesen ihren fann eine solche Soalition gar nicht in Frage kommen. Und tillen Freunden alle Schuld am Blockelend beimißt, das ist ob eine derartige Tattit für die Sozialdemokratie über­Vteuflischer Undant. Herr v. Feiliksch, der frühere Minister haupt nüßlich wäre, das zu erörtern bleibt Zeit genug. In des Innern, ist der Urheber der Wahlkreiseinteilung, er allen prinzipiellen Fragen von einiger Bedeutung haben hat München  , Nürnberg  , Oberfranken  , die Pfalz   usw. Liberale und Ultramontone bisher doch geschlossen gegen uns Ein hervorragender Erfolg der Sozialdemokratie, ein so zugunsten der Liberalen eingeteilt, daß, nicht zulegt gestimmt. Daß es anders wird, dafür ist der Eintritt einiger völliges Versagen der bürgerlichen Blockpolitik, so läßt sich aus diesem Grunde sogar die demokratische Frankfurter   ehrlicher Liberalen in die Fraktion der Dorfältesten vorerst kurz das Landtagswahlergebnis vom 31. Mai werten. Das Zeitung" ihn als einen wahrhaft liberalen Mann" gefeiert nur eine geringe Bürgschaft. Zudem werden wir in sechs Ergebnis selbst ist den Lesern des Vorwärts" bekannt, seine hat. Er wußte das Wahlgesez so gut zu interpretieren, daß Jahren bei weiterer sorgfältiger Organisation und treuer parteipolitische Bedeutung wird überall zur Würdigung ge- die Arbeiter um 20 Proz. ihrer Wahlberechtigten gekommen Pflichterfüllung uns dreißig Mandate holen. langen, wo immer Sozialdemokraten wohnen. Und für uns find. Die Regierung hat den Wahltag auf einen Freitag nach in Bayern   bringt es nicht nur die Lust des ehrlich erarbeiteten Erfolges, sondern auch die Gewähr eines stetigen und un­widerstehlichen Fortschreitens unserer Sache auch unter den schwierigsten Umständen.

können.

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Wir können also, nachdem es so gut gelungen ist, das Blockgespenst in sein Nichts aufzulösen, ruhig den Dingen entgegensehen, wie sie tommen. Und dann entscheiden gemäß dem Willen der Partei und zu ihrem weiteren Gedeihen. Aus Nürnberg   wird uns zum selben Thema ge­schrieben:

einem Feiertag verlegt, damit ja der Wahleifer der Proletarier gebändigt werde und die Rentämter des liberalen Finanz­ministers v. Pfaff, die Kreisregierungen des liberalen Nach folgers des Herrn v. Feilitsch haben das ihre getan, um Wir haben in Anbetracht der an dieser Stelle wiederholt den Arbeiterwählern weitere 20 Proz. der Wahlberechtigten besprochenen Verhältnisse auf zwölf bis fünfzehn Mandate ge- abzuknöpfen. Und nun statt Anerkennung der schnöde Vorwurf, Der Sieg in Nürnberg   hat nach der Schlappe von rechnet und haben zwanzig errungen. Aber diese sehr beträcht das Ministerium habe die Interessen des Liberalismus( lies: 1905 ungeheure Begeisterung hervorgerufen. Unsere Stimmen­liche Steigerung unserer Fraktionsziffer ist nicht einmal das die Personalien) den Schwarzen ausgeliefert! zahl hat dort eine ganz ansehnliche Steigerung erfahren. 1905 Hauptmoment des Wahlausfalls. Am bedeutsamsten erscheint Bis jetzt sind mir nur zwei bayerische bürgerliche Blätter erzielten wir im Stadtbezirke 21 595, die vereinigten Gegner mir vielmehr die unverrückbare Tatsache, daß wir selbst auf mehr oder weniger liberalen Anstrichs zu Gesicht ge- 14 894 Stimmen. Troz unseres Vorsprunges von nahezu Grund eines so mangelhaften direkten Wahlverfahrens bei tommen, die auch die eigene Schuld zu erörtern ver- 7000 Stimmen verloren wir damals infolge einer raffinierten weiterem verständigen und geschlossenen parlamentarischen suchen. Das eine ist der freisinnige Fränt. Kurier", Wahlbezirksgeometrie sämtliche vier Mandate, da die bürgera Wirken und einer sorgfältigen Organisation in unseren Fort- der den Verlust des 3. Nürnberger   Wahlkreises dem erbau- liche Minderheit mehr Wahlmänner aufbrachte als wir. schritten von gar keiner gegnerischen Koalition gehindert werden lichen Umstande zuschreibt, daß einmal außerordentlich Diesmal befamen wir 27 995, der Block 19 160 Stimmen. biel liberale Wähler in Bädern oder auf Geschäfts- Unsere Stimmenzahl hat sich also in zwei Jahren um mehr Darüber später Genaueres, wenn erst die verlässigen Einzel- reisen abwesend waren und daß andererseits sich in ge- a Is 6000 vermehrt, obwohl viele frühere Wähler durch ziffern vorliegen. Zunächst ein paar Worte über die neue Frattion wissen Kreisen leider Gottes eine außerordent Hinaufrückung des Wahlalters das Wahlrecht verloren und ihre neuen Leute. liche Gleichgültigkeit gegen die Wahl ge haben. Um rund 8400 Stimmen haben wir den bürgerlichen In München   sind gewählt außer den früheren Mit zeigt hat." Ordnungsbrei überflügelt. Auch der zweimännige Wahlkreis gliedern der Landtagsfraktion( v. Vollmar, Timm, Das andere ist ein in München   erscheinendes und von Fürth   hat sich als feste sozialistische Hochburg gezeigt. Franz Schmitt, Adolf Müller): Eduard Schmid  , einem ehemals für die Liberalen sehr tätigen Journalisten Unsere beiden Kandidaten Segiz und Harscher schlugen den Redakteur unseres Münchener   Parteiorgans, feit acht Jahren geleitetes Drgan, die Bayerische Zeitung  ". Sie Block mit rund 800 Stimmen Vorsprung. Der überraschendste als Magistratsrat Mitglied der Münchener   Gemeinde- fagt: Erfolg ist die Wahl des Genossen v. Haller im Wahlkreise verwaltung, ein genauer Kenner unseres bayerischen Gemeinde- Der bayerische   Liberalismus, d. H. die vereinigten Sibe Erlangen  , ein für den Liberalismus um so vernichtenderer wesens; er war in einem besonders heiß umstrittenen Wahl- ralen und Demokraten, haben von dem neuen Wahl Schlag, als Haller den Vorsitzenden der nationalliberalen freise aufgestellt und wird namentlich bei- der bevorstehenden system teinen Vorteil gezogen, aus dem sehr einfachen Grund, Landespartei, Prof. Geiger, besiegte, allerdings nur mit der Reform des Gemeinderechts eine besonders wertvolle Straft sein. Maſſen wie weil fie nirgends Waffen aufzubieten hatten wie Zentrum und Genosse Pickelmann, ebenfalls Magistratsrat, steht seit Sozialdemokratie. Auch die Drittelsmehrheit brachte ihnen keinen fleinen Mehrheit von zirka 80 Stimmen und infolge des Um­Jahren in der vordersten Reihe unserer Münchener   Parteibewegung. Nutzen, sondern lediglich die Wahlkreiseinteilung in München  , wo standes, daß der agrarische Führer Beckh- Rathsberg mit seiner vier wohlhabende Innenbezirke den Liberalen sicher sind. Sie Sonderkandidatur auftrat, weil der Block ihm für seine Wahl­Erhart Auer, Kassenbeamter, ein Neffe unseres unvergeß­haben daher sehr schlecht abgeschnitten, denn wenn hülfe nicht genug Entschädigung in anderen Wahlkreisen bot. lichen Nazi und nach allen Proben seiner bisherigen Partei- sie auch in München   4, in Augsburg   und Schiveinfurt je Wir können aber darauf rechnen, daß uns der Kreis nicht wieder tätigkeit von ebenso gutem niederbayerischen Holze. Und ein Mandat gewannen, so verloren sie in Nürnberg   3, und entrissen werden wird, da namentlich auf dem Lande die in­schließlich Genosse Roßhaupter  , Arbeiter in der Zentral- fonnten nirgends wesentliche Neuerwerbungen machen. Wenn dustrielle Entwickelung reißende Fortschritte macht. Sie wird durch werfstätte der Verkehrsverwaltung, ein bekanntes Mitglied des fie vor zwei Jahren um die Hälfte ihrer Mandate durch den demnächstigen Bau einer Bahn von Nürnberg   in die Süddeutschen Eisenbahnerverbandes. Er ist in einem Eisen­das Kompromiß von Sozialdemokratie und Zentrum erleichtert fränkische Schweiz  , die einen bis jetzt vom Verkehr vollständig bahnerviertel" trok hartnäckigen Gegenkampfes der christlichen wurden, so sind sie jetzt auf diesem Tiefstand ge= Eisenbahner gewählt worden, und sein Sieg ist die deutliche Antwort auf unerhörte Provokationen des Verkehrsministers von Frauendorfer, der, offenbar von dem ultramon­tanen Eisenbahnreferenten angetrieben, sich zu wahrheits­widrigen Beschuldigungen gegen die Eisenbahnarbeiter hin­reißen ließ, für die er trotz wiederholter öffentlicher Auf­forderung bis heute noch jeden Beweis schuldig ist.

Aus Nürnberg   erhält die Fraktion in der Person des Genossen Dr. Süßheim endlich auch ihren Juristen und in den Genossen Simon, Dorn und Säckler willkommene Arbeitskräfte für verschiedene gewerkschaftliche und sozial­politische Spezialgebiete. Haller in Nürnberg   und in Erlangen   gewählt, wird in Erlangen   annehmen. Seine Wiederwahl bedeutet für die Landtagsgruppe einen großen Gewinn. Aus Fürth   fommt neben Segiz der Genosse Harscher. Die Pfalz   schickt Ehrhart, Körner und Clement wieder. Ehrhart wird für Raiserslautern annehmen, so daß außer in Nürn­ berg   VI, wo Haller mit 2000 Stimmen Mehrheit gesiegt hat, auch in Ludwigshafen  , wo wir eine absolute Mehrheit von ungefähr 1000 Stimmen haben, eine Nachwahl stattzufinden hat. Die Kandidaten für diese Neuwahlen sind bis jetzt noch nicht bestimmt.

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blieben. Damals warf sie jenes Stompromiß, heute war abgeschlossenen großen Teil des Wahlkreises erschließen und feines da und dennoch konnte sich die Stoßkraft des neuen auch die Industrie anziehen wird, noch mehr gefördert. Eayerischen Liberalismus nicht bewähren. Sie legten sich diesmal Leider war es nicht möglich, in einigen für uns nicht selber lahm durch ein Wahlbündnis mit dem ungünstigen industriellen Kreisen Oberfrankens   die Gegner Bund der Landwirte, den Konservativen und niederzuringen, da die Wahlkreiseinteilung meist so getroffen Bauernbündlern; man hoffte dadurch zu großen Siegen in ist, daß die Städte vom Lande erdrückt werden. Die ansehn Franken zu gelangen, man errang fie nicht, was erreicht wurde, lichen Stimmenzahlen, die wir dort aufbrachten, geben uns war lediglich das, daß das Nürnberger   Programm, das den aber die Hoffnung, daß auch dort in nicht allzu langer Zeit bayerischen Liberalismus 1905 zusammenschloß, durch dieses

Kompromiß mit den agrarischen Reaktionären die Sozialdemokratie Siege erfechten wird. Bayerns   in Frage gestellt wurde, daß dieses Bedürfnis ihm die ganze Werbekraft raubte. Und dieses sacrificium intellectus wurde auch durch keinen Mandatzuwachs gelohnt, denn denn man hielt mit Mühe und Not die alten Size.

25 statt 23 Mandate hat heute der

Kaufmännische Kolonialverwaltung.

bayerische Liberalismus, 19 statt 20 haben durch seine Hülfe die Die liberale Presse vermag sich noch immer nicht über die bereinigten Konservativen und Bündler, eine Gruppe, die nur Nedensarten zu beruhigen, mit denen Erzellenz Dernburg  durch den Liberalismus fünstlich erhalten worden im Berl. Tagebl." die Tatsache zu rechtfertigen versuchte, ist, die auf eigenen Füßen noch feine sechs Man- daß bei der Neubesetzung der Kolonialamtsposten das kauf­date bekommt. Und diese selbstlose Stüßung einer wankenden männische Element so völlig umgangen worden ist. Ein Schar führte dazu, daß das bayerische Zentrum von seinen großer Teil der liberalen Geschäftswelt hat sich bei der letzten 102 Mandaten nur drei verlor und mit 99 in den Landtag zurück­fehrt!"

Diese Darstellung ist im wesentlichen richtig. Es hätte nur noch hinzugefügt werden müssen, daß im rechtsrheinischen Bayern   wie in der Pfalz   im Blockrausche des Reichstags wahlerfolges das besprochene Kompromiß eigens zu dem Zwecke geschlossen worden war, der Sozialdemokratie jede Aussicht zu einer eigenen Vertretung zu nehmen.-

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Aus dieser Aufzählung der Charakteristik ergibt sich, daß die neue Landtagsfraktion aus guten und für die verschiedensten Gebiete tauglichen Arbeitskräften besteht. Sie wird in ge­steigertem Maße wirken und damit unserer Partei vermehrten Ein Trost im Leiden aber ist den Geprügelten doch ge­Einfluß verschaffen, der Vertiefung unserer Ideen dienlich worden, die Berliner   Blockmutter, die Norddeutsche Allgemeine sein können. Daß das aber ohne Rücksicht auf die jeweiligen Beitung", das Drgan des größten Staatsmannes der Welt, bürgerlichen Mehrheitsverhältnisse bei uns in Bayern   möglich findet, daß der bayerische   Liberalismus mit den er ist, dafür ist durch die Reform des Wahlgesezes und das zielten Erfolgen im ganzen wohl zufrieden stetige Ansteigen unserer Vertretungsziffer der genaue Beweis fein kann". Solcher Trost und solche Bescheidenheit ist geführt worden. Nichts törichter darum wie das Gerede rühmenswert und tut den Geschlagenen sicher sauwohl. der naturgemäß äußerst übelgelaunten Blockpresse, die Sozial- Das Zentrum hat dank der Taktik der Blockleute, deren demokratie sei infolge der Zentrumsmehrheit auch jezt hervorragendstes Licht, Herr Müller- Meiningen, in wieder" zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Das nämliche Hof beinahe ausgeblasen worden wäre, 99 Mandate erlangt. Geschwät, angenehm verbrämt noch durch eine grotest lügne- Nur ein inoffizielles ist darunter, im übrigen hat, wie vor rische Herabsetzung der sozialdemokratischen Landtagstätigkeit, auszusehen war, die Pfarrhofdisziplin gefiegt. An inneren ist von den Blockagenten und ihrer außerordentlich verbreiteten Wirren wird es der Zentrumspartei   aber doch nicht fehlen, Presse bis zur letzten Wahlstunde verübt worden: mit welchem denn die Gruppe Heim kommt gestärkt wieder. Erfolge", das hat man soeben gesehen. Nachwahlen haben nur in den zwei Streisen stattzufinden, Daß die Blockpresse infolge der fürchterlichen Niederlage in denen unsere Leute doppelt gewählt sind. Den Zweck, des freiheitlichen" Blocks aus allen Himmeln gerissen ist, Stichwahlen zu vermeiden, hat also die relative Mehr­daß sie sich auf der nüchternen Erde gar nicht wieder heit vollständig erfüllt. Sie hätte auch dazu dienen zu finden weiß und daß sie gar so kräftig schimpft, fönnen, die Zentrumsmehrheit zu brechen. Denn durch wie ihre goldene und akademische Jugend am ein Zusammengehen der Liberalen und Sozialdemokraten Abend des Wahltages bei Verkündigung der Ergebnisse ge- wären dem Zentrum ungefähr zwanzig Size abzunehmen ge­pfiffen und geheult hat, davon ist in Anbetracht der gegen wesen. So lange aber der Liberalismus reaktionärer ist wie wärtigen Gemütsverfassung der Vertreter von Bildung und das Zentrum und so lange er seine Hauptaufgabe darin sieht, Besitz nicht viel Aufhebens zu machen. Daß sie aber die sich an den Mauern des Proletariats den Kopf einzurennen,

Neichstagswahl zu seiner Begeisterung für die deutsche Kolo­lassen, daß fünftig die Kolonien nach kaufmännischen Grund­nialpolitik in erster Reihe durch die Hoffnung bestimmen fäßen", d. h. im speziellen Interesse der Bank­finanz wie des Handels- und Reederkapi. tal 3, berwaltet werden würden und nun reißt die Be­setzung der wichtigsten Stellen mit gewöhnlichen Bureau­halb nur allzu begreiflich, wenn in gewissen Finanz- und fraten in diese schönen Profitträume eine Lücke. Es ist des­Handelskreisen der Unmut über Herrn Dernburg  , den man sich allgemach als Agenten der kaufmännischen Interessen in der Reglierung anzusehen gewöhnt hatte, immer wieder hervorbricht, und wenn andererseits Herr Dernburg  , um diese Streise zu beschwichtigen, sich gemüßigt gefühlt hat, die Beseßung der Kolonialamtsposten in einem Zeitungsartikel entgegen den Traditionen der preußischen Bureaukratie öffentlich zu rechtfertigen. Ob diese Rechtfertigung allerdings geeignet ist, ihren Zweck zu erfüllen und die sich in ihren Erwartungen getäuscht Fühlenden zu versöhnen, ist eine andere Frage; denn Herr Dernburg   beweist mit seinen Aus­führungen, daß er die vulgär- liberale Regierungsillusion wenigstens teilweise überwunden und in seiner neuen Amts­stellung realpolitisch zu rechnen gelernt hat. So sagt er zum Beispiel:

Das staatliche Leben rechnet mit den Machta berhältnissen, und es ist klar, daß diejenigen Klassen, welche heute im Besik   staatlicher Aemter sich befinden und in den wichtigsten Barlamenten die Mehrheit stellen, dem Eindringen des Kaufmanns einen um so größeren Widerstand entgegenseßen werden, je stärker und ungestümer die Ambition hervortritt, eine Aenderung in den gegenwärtigen Machtverhältnissen herbei. zuführen."

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