Butfl und stand zu diesem in einem besonders intimen Ver-HSlfmS. Lecomte nannte den Minnesänger von Liebenbergund Verfasser des„Sanges an Aegir"„Harfner", währendder Kosename des Monsieur Lecomte„Mein Süßer" war.Poplau verurteilt.Nach dem an anderer Stelle von uns mitgeteilten Prozehberichtist der ehemalige Geheime Sekretariatsassistent bei der Kolonial-abteilung Pöplau nach neuntägiger Verhandlung zu einer enorm hohenStrafe auf Grund des berüchtigten Arnimparagraphen verurteiltworden.Das im Jahre 1876 aus Anlaß der Bismarck-Verfolgung gegen denehemaligen französischen Botschafter von Arnim im Z 3S3aStr.-G.-B. geschaffene Ausnahmegesetz ist also auf einen Fallangewendet, auf den es seiner Richtung, seinem Zweck,seiner Entstehung nach sicherlich nicht hat angewendetwerde» sollen und auf den es auch seinem Wortlaut nach nichthätte Anwendung finden dürfen.§ 363 a Str.-G.-B. bedroht wohl-weise mit Geldstrafebis zu 5000 M. oder mit Gefängnis„einen Beamtenim Dienst des Auswärtigen Amtes des Deutschen Reiches, welcher dieAmtsverschwiegenheit dadurch verletzt, daß er ihm amtlich an-vertraute oder zugängliche Schriftstücke oder deren Inhalt anderenwiderrechtlich mitteilt". Heute gehört das Kolonialamt nicht mehrzum Auswärtigen Amt. Ein Beamter, der nunmehr genau die-selben Handlungen begeht, wie sie Pöplau begangen haben soll, würdealso zweifelsohne nicht auf Grund des§ 353 a des Strafgesetzbuchesstrafbar sein können.Und worin soll Pöplau gefehlt haben? Der StationsleiterHauptmann Kannenberg hat in einer Nacht ein Kindeiner Schwarzen, weil es in der Näh» seines Hauseslärmte, totgeschossen. Diese Tatsache hatte Bebel, ohne vonPöplau hierüber informiert zu sein, im Reichstag mitgeteilt. DerKolonialdirektor Stübel gab ihre Richtigkeit imReichS«tage zu, teilte auch mit, daß Kannenberg zu drei JahrenGefängnis wegen dieses schamlosen Mordes verurteilt undaus dem Dienste entlassen ist, verschwieg aber, daßdem Kannenberg dann später im Gnaden-wege Pension zugebilligt wurde. Die letztereTatsache, also die Wahrheit, ist durch MitteilungenPöplaus bekannt geworden. Weil er die Wahrheit mitgeteilt hatteund weil ihm als Beamten hätte bekannt sein müssen, daß dieWahrheit in Kolonialdingen verschwiegen bleiben muß— hater sich nach Ansicht deS Gerichts in diesem Falle strafbar gemacht:das des Pudels oder der Anklage und des Urteils Kern, wennman ihn von seinen juristischen Schalen befreit. Nicht andersliegt'S im zweiten Fall. Da find durch Pöplaus Vermittelung diebekannten Verfehlungen des Landeshauptmanns derMarschallinseln B r a n d e i s aufgedeckt— Grund genug, ihn zubestrafen.Der Zweck eines Strafverfahrens sollte die Ermittelung derWahrheit sein. Dem hat die neun Tage lange Verhandlung nichtgedient. Eine Reihe hoher Beamter, der Reichskanzler ander Spitze, waren vom Angeklagten als Zeugen geladen, um alsZeugen die Wahrheit auszusagen. Die Genehmigung zur Zeugen-aussage ist ihnen nicht erteilt. Verweigert werden durfte ihnen dieGenehmigung nach§ 53 Str.-Pr.-O. nur,„wenn die Ablegung desZeugnisses dem Wohle des Reiches oder eines BundesstaatesNachteil bereiten würde". Welche bösen Dinge müssen demnachdem Reichskanzler, Dernburg usw. bekannt sein, wenn deren Mit-teilung dem Wohl des Deutschen Reiches oder eines BundesstaatesNachteil bereitet hätte!Ein Beamter unter Anklage gestellt, weil er die Wahrheitmitgeteilt hat, hohen Beamten die Genehmigung zu Aus-sagen nicht erteilt, weil die Ablegung ihres Zeugnisses, alsodie Wahrheit, dem Deutschen Reiche Nachteil bereitet hätte.Mit Recht erinnerte der Angeklagte dieser Quintessenz des Prozessesan den Ausspruch Bismarcks über die Notwendigkeit, die Wahrheitder Oeffentlichkeit rückhaltlos im Interesse des öffentlichen Wohleszu unterbreiten.Nach diesem Prozeßergebnis muh man leider annehmen, daßder Kolonialdreck und die Kolonialschmach noch unendlich dicker istals die schlimmsten Kolonialgegner bislang anzunehmen Anlaßhatten. Welchen Zweck hätte sonst die BertuschungSpolitU gegenKolonialgreuel? Wird sich die Mehrheit des Reichstages dazuverstehen, nachdem so unzweideutig festgestellt ist. daß ihr unddem deutschen Volk die Wahrheit vorenthalten sein soll, endlichdie Gelder zur Fortführung solcher Wirtschaft abzulehnen?Die Anwendung deS Arnim-Paragraphen auf die Bekundungder Wahrheit durch Pöplau widerspricht so stark dem Rechtsgefühl,dem Zweck und dem Wortlaut dieser Strafvorschrift, daß vomReichsgericht wohl eine Aufhebung des gestern gegen Pöplau ge-fällten Urteils zu erwarten ist, wenn... ja, wenn das Reichs»gericht nicht das Reichsgericht wäre.politische(Jcbcrücht.Berlin, den 5. Juni 1907.Eine sozialpolitische Debatte im Herrenhaus.Im Herrenhaus führte am Mittwoch die Beratung desNesetzentwurfs betr. die Errichtung von Wanderarbeits-statten zu einer interessanten sozialpolitischen Debatte, dieuns aufs deutlichste zeigt, was es mit dieser so gepriesenen„sozialpolitischen" Maßnahmen auf sich hat. Graf von derSchulenburg- Grünthal, der Vertreter des Grafen-Verbandes der Provinz Brandenburg,"wandte sich in scharferWeise gegen die Vorlage, weil sie die Kreise nur belaste, ohneihren Zweck zu erfüllen.— So sehr wir auch mit dem Rednerdarin übereinstimmen, daß das für die Errichtung vonWanderarbeitsstätten verausgabte Geld hinaus-geworfen ist, so sehr müssen wir doch seine allgemeinen„sozialpolitischen" Anschauungen bekämpfen. Nach demGrafen Schulenburg nämlich gibt es genau so wie unterden oberen Zehntausend, die zu keiner ernsten Arbeitfähig sind und alljährlich nach Nizza fahren müssen, auch unterder minderbemittelten Bevölkerung Leute,'die nicht arbeitenkönnen und die nicht glücklich sind, wenn sie nicht heute hier,morgen dort herumwandern. Der Edle würde es am liebstensehen, wenn es gestattet wäre, jeden Arbeitslosen, den manauf der Landstraße trifft, ohne weiteres auf einige Zeit insArbertshaus zu sperren.— Sollte Graf Schulenburg,der die unglücklichen Arbeitslosen in dieser Weise zu verspottenden traurigen Mut fand, wirklich nicht ahnen, welch tieferUnterschied zwischen den Reichen besteht, die es sich erlaubenkönnen, mehrere Monate des Jahres in einem teuren Bade-orte zu leben, und jenen Aermsten der Armen, die als Opferunserer Wirtschaftsordnung die Landstraßen bevölkern undvon der Polizei von einem Orte zum anderen gehetzt werden?Hat der Herr Graf aus der Tragödie des„Hauptmanns vonKöpenick" gar nichts gelernt?— Gewiß, nicht alle„Tippelbrüder" sind schuldlos, aber auch diejenigen, die durchaUüobnliämuS. Arbeitsscheu oder dergleichen höllig herunter-gekommen, aü'ch sie sind letzten En5es Opfer der kapitä-listischen Wirtschaftsordnung, die sie erst schuldig werdenließ.Auf die übrigen tiefsinnigen Betrachtungen des GrafenSchulenburg einzugehen, lohnt nicht der Mühe. Höch-stens wäre seine Mitteilung zu registrieren, daß in einemKolonistendorf nahe bei„Hoffnungstal", in dem kl Kolonistenansässig waren, bei der letzten Reichstagswahl kl fozialdemo-kratische Stimmen abgegeben wurden!— Schließlich sei nochals Kuriosum erwähnt, daß der„wohlinsormierte" Grafglaubt, daß auch streikende Arbeiter in die Wanderstättengehen! Er warnte nämlich vor der Annahme des Entwurfsu. a. aus dem Grunde, damit nicht der Staat die fozialdemo-kratischen Arbeiterorganisationen unterstütze" II Fürwahr,der Mann ist des Herrenhauses würdig und das Herrenhausseiner.Alle übrigen Redner waren mit der Vorlage ein-verstanden, die dann auch in der Fassung des Abgeordneten-Hauses angenommen wurde.� �Zu Beginn der Sitzung hatte von Winterfeldt-M e n k i n den Bericht der sogenannten„Matrikelkommission"gegeben. Nach diesem Bericht bestehen für das Herrenhauszurzeit 353 Berechtigungen, und zwar 114 erbliche und 239auf Lebenszeit. Von letzteren sind berechtigt als Inhaber dergroßen Landesämter 4, aus besonderem„allerhöchsten" Ver-trauen 59, auf Grund von Präsentation 176, darunter 19 Ver-treter der Universitäten und 49 Vertreter der Städte. Esruhen zurzeit 42 Berechtigungen. Stimmberechtigt sindalso 311 Mitglieder, von denen aber 4 noch nicht eingetretensind, unter ihnen der kürzlich berufene Dr. Graf v. Posa-dowsky._Halbe Arbeit.Das preußische Abgeordnetenhaus trat am Mttwoch zu seinerersten Sitzung nach den Pfiugstferien zusammen und überwies zu-nächst nach längerer Beratung den Gesetzentwurf betreffend den er-wetterten Grunderwerb am Rhein-Weser-Kanal an die Budget-kommission. Die Vorlage ist in gewissem Sinne von sozialpolitischerBedeutung, indem sie die Möglichkeit gewährt, den Preistreibereienin Grund und Boden in der Nähe des Kanals entgegenzutreten.Es bleibt natürlich abzuwarten, ob der beabsichtigte löbliche Zweckerreicht wird, oder ob nicht doch schließlich wieder die privatenBodenspekulanten die Absichten der Regierung zuschanden machen.Den größten Teil der Sitzung füllte die Beratung des Nach-tragsetats aus, der acht Millionen als Teuernngsznlagen für dieUnterbeamten fordert. Der reiche preußische Staat, dessen Finanz-läge eine glänzende ist, bleibt damit weit hinter dem Reiche zurück,da? bekanntlich auch die mittleren Beamten bedacht hat.' KeinWunder daher, daß die Vorlage niemand befriedigte und daß dieRedner der verschiedenen Fraktionen dieser Unzufriedenheit inlängeren Reden Ausdruck gaben, die ganz offensichtlich denCharakter von Wahlrede'» auf der Stirn trugen. Für die imnächsten Jahre bevorstehenden Landtagswahlen sind ja die Stimmender Beamten besonders wertvoll! Die ganzen Jahre hindurch hattedas Haus für die Beamten nichts übrig: eS duldete die Attentateder Regierung auf das Koalitionsrecht der Beamten, es tat nichts'llr die Aufbesserung ihrer Lage, aber jetzt, wo besagte Neuwahlenvor der Tür stehen, da sucht man sich förmlich in Beamtenfreundlich-keit zu überbieten.Der Finanzmtnister Frhr. v. Rheinbaven widersetzte sichauf das entschiedenste der Ausdehnung des Nachtragsetats aufdie mittleren Beamten; er schilderte— wie das so seine vonHerrn v. Miguel übernommene Gewohnheit ist— die Finanzlageschwarz in schwarz und drohte sogar mit einer Erhöhung der Ein-kommensteuer— ein Mittel, das im Dreiklassenparlament niemalsversagt. Vorläufig sollen denn also die mittleren Beamten keineTeuerungszulage erhalten, die Regierung ist jedoch mit den„Bor-arbeiten" für eine„generelle Aufbesserung" der Beamten-gehälter beschäftigt, in die auch die mittleren Beamten eingeschlossensind, das heißt auf deutsch: Einstweilen werden die mittleren Beamtenebenso wie die Lehrer wieder einmal vertröstet, wieder einmalmit einem faulen Wechsel auf die Zukunft abgespeist.Die Vorlage wird ohne KoinmissionSberatung sofort im Plenumerledigt werden und die zweite Lesung soll bereits am Donnerstagölgen.—_Blockleute drängeln nicht!Der deutsche Freisinn hat wieder einmal eine Tat getan. Eine„nationale" Tat natürlich— zu liberalen langt'S bei ihm ebenso-wenig wie bei der ReichSregierung. Er hat beschlossen, in dieserSession des preußischen Landtages gegen die preußische Drei-klassenschmach— nicht vorzustoßen! WährendeS dieser Tage hieß, die freisinnigen Fraktionen würdenfordern, baß ihre Wahlreformanträge noch in dieser Woche im Ab-geordnetenhause beraten wurden, wird heute mitgeteilt:Die beiden freisinnigen Fraktionen des Ab-eorrnetenhauses haben beschlossen, davon abzusehen, aufie Verhandlung ihres Antrages auf Aenderung desWahlrechts zum preußischen Abgeordnetenhaus noch vor Schlußder gegenwärtigen Session zu dringen. Es wird aber dafür ge-sorgt werden, daß der Antrag gleich zu Beginn der neuen Herbst-session zur Verhandlung kommt.Die liberalen Taten werden auf den Herbst verschoben! DerHerbst wird alles gutmachen! Dann löst Bülow seine Ver-prechungen im Reiche ein, dann wird auch der Freisinn in Preußendem Dreiklassenwahlrecht zu Leibe gehen. Jetzt ist keine Zeit dazu.Die Landtagsboten wollen in die Ferien und die konservativen Block-brüder, die sich ja ohnehin schon über die freisinnigen Wahlrechts-anträge ärgern müssen, dürfen nicht durch das Verlangen gekränktwerden, um dieser Anträge willen noch länger auf die Ferienruhezu verzichten.Die freifinnigen Wähler müssen sich also damit abfinden, daßdie erste Parlamentssession der konservativ-liberalen Paarung nichtnur ohne jedes positive Erträgnis für den Liberalismus ge-blieben ist, sondern auch noch mit einem Verzicht auf eineliberale Demonstration schließt. Den Herren Kommerzienräten wirdeS freilich kaum sehr unangenehm sein, daß der Vorstoß zugunsten desallgemeinen gleichen Wahlrechts verschoben wird. Denn im innerstenHerzen sind sie keine Freunde dieses Wahlrechts, das doch vor-nehmlich dem Proletariat günstig ist. Und die übrigen frei-sinnigen Wähler? Ob sie still bleiben, ob sie diese kühle BeHand-lung ihrer wichtigsten Interessen ruhig hinnehmen werden?Das arbeitende Volk Preußens wird gegebenenfalls aus diesemVerzicht der Freisinnigen auf die Behandlung der Wahlreform-anträge in dieser Session mit Recht schließen, daß eS ihnen nichtallzuernst mit ihrem Vorstoße gegen das Dreiklassenwahlrecht ist.Wäre eS anders, so dürfte er keine Session ohne solchen Vorstoßhingehen lassen. Denn wenn er eS schon zu außerparlamentarischerAktion gegen die Dreiklassenschmach nicht bringen kann, so müßteer um so mehr darauf bedacht sein, wenigstens durch so oft wiemöglich wiederholte parlamentarische Demonstrationen die öffent-liche Meinung gegen das preußische Wahlunrccht in Bewegungzu setzen I Aber von solcher BerMchtuna iuürt der deutsche Freisinnnichts. So wird die klassenbewußte Arbeiterschaft Preußens immerwieder daran erinnert, daß es ihre Aufgabe ist, den preußischenKarren vorwärts zu stoßen, daß die Wahlrechtsbewegung, die durchdie Ereignisse im Reich in den Hintergrund gedrängt wurde, zu ihrerZeit mit frischer Kraft wieder einsetzen muß.—Fürstcnwerk.Eine seltsame historische Weisheit hat auf dem Festmahl,das jüngst zu Ehren der Deutschland bereisenden englischenWasserstraßenkommission im Kaiserhof stattfand, der Finanz-minister Freiherr v. Rheinbaben verkündet. Er hat nach einemBericht der„Nordd. Allgem. Ztg." der englischen Kommissionfolgenden Vortrag über die Ursachen des heutigen kulturellen,besonders des wirtschaftlichen Entwickelungsstandes gehalten:Großbritannien sei in seiner insularen Lage, mit seiner seitJahrhunderten stark entwickelten gewerblichen Tätigkeit, seinemweltumspannenden Handel ein Anhänger des Freihandels, währendDeutschland, inmitten des Kontinents belegen, mit langenGrenzlinien, seine meist auf geringe Böden angewiesene,mit ungünstigen klimatischen Verhältnissen rechnende Landwirtschaft und seine mächtig aufstrebende Industrie durch Er-richtung eines gemäßigten Schutzzollsystems schützen müsse. Ver-schieden sei auch die EntWickelung auf dem Verkehrsgebiete ge-Wesen, sowohl hinsichtlich der Eisenbahnen als der Wasser-straßen. In Großbritannien habe Jahrhunderte hindurch einKampf zwischen den Machtbefugnissen der Krone und deS Parlaments obgewaltet. In Deutschland seien parlamen-t a r i s ch e Formen erst seit etwa einem halben Jahrhundert inUebung, und das, was Deutschland heute politisch bedeute, wäreim wesentlichen das Werk seiner Fürsten, die es verstandenhätten, aus dem sandigen Boden der Mark Brandenburg denmachtvollen Staat der Gegenwart zu schaffen. Naturgemäßsei deshalb auch der Einfluß des Staates auf wirtschaftlichemGebiete ein sehr weitgehender gewesen, und er habe— zumWohle der Nation— namentlich die Eisenbahnen in seine Handund Verwaltung gebracht. Hieraus sei wiederum für den Staatdie Verpflichtung erwachsen, auch den anderen wichtigen Teildes Verkehrswesens, die Wasserstraßen, weiter zu entwickeln.Ander» habe sich das in England gestaltet. Dort hätten dieallein vorliegenden Privatbahnen schon bald nach ihrem Ent-stehen die vorhandenen Wasserstraßen an sich gebracht, und dieEntwickelung der britischen Wasserstraßen wäre nicht in umfang-lichem Maße wie in Deutschland gepflegt worden.Die englischen Gäste werden sich über diese eigenartigewirtschaftshistorische Weisheit rechtsehr gewundert haben, dennin englischen urteilsfähigen Kreisen gilt die wirtschaftliche Ent-Wickelung eines Volkes nicht als Werk der Monarchen, sondernals Resultat des eigenen Ringens und Strebens der Völkernach höheren Lebensformen. Doch vielleicht trieb Freiherr«v. Rheinbaben bei seinen Ausführungen ein guter Zweck: erwollte zeigen, mit welchen geringen sozialwissenscha Glichenund historischen Kenntnissen man in Preußen Minister werdenkann.—_Die Rundfahrt der englischen Jourualiste«.Die Rundreise der englischen Journalisten in Deutschland wirdvon der liberalen Presse noch imnier als großes politisches Ereignisbehandelt und jeder an vollbesetzter Tafel zwischen dem fünften undsechsten Gang gehaltene weinselige Toast getreu nach dem Wolff-scheu Telegramm berichtet, als machten in England nicht die Handel«treibenden und industriellen Mittelschichten, fondern ein Dutzendgrößtenteils von ihren Verlegern abhängiger Redakteure die englischeAuslandspolitik. Viel richtiger weiß, wie sie in ihren Urteilen beweist,die konservative Presse die gegebenen Vorbedingungen für ein freund»schaftliches Verhältnis zwischen Deutschland und England einzu»f chätzen. So schreibt z. B. die„Kreuz-Ztg." in ihrer letzten Wochen-Übersicht über die auswärtige Politik:„Was sie(die englischen Journalisten) jetzt gesehen haben, wirdwahrscheinlich für sie unerwartet und neu gewesen sein. Deutsch-land ist friedfertiger, arbcits- und waffenkräftiger, als mandrüben glaubt. Es ist auch fester zusammengekittet. Und dasalles zu wissen, kann nur nützlich sein. Aber wir glaub««nicht, daß nun mit einem Schlage in den deutsch-englischenBeziehungen eine Wandlung eintreten kann. Die englische Politikruht in anderen Händen. Von den Zeitungen waren diejenigen,welche noch immer die größte Verbreitung haben und die unsmit entschlossener Feindieligleit gegenüberstehen:„Times",„Morning Post",„Daily Mail" nicht vertreten; sie werden ihraltes Treiben fortsetzen. Sind Handel, Bürgerstand und gelehrteKreise uns ftcundlich gesinnt, so gilt das nicht von gewissenGruppen der Marine, der Berufspolitiker und des HofeS. Wirwerden nach wie vor ihnen gegenüber unsere defensive Stellungbehaupten müssen; auch glauben wir nicht, daß in dieser Hinsichtbei uns Illusionen bestehen."—Dcrnburgs Afrikareise.Staatssekretär Dernburg wird nun doch in nächster Zeit feintlangangekündigte Reise nach den deutschen Kolonien antreten— aller-dings nicht nach den von ihm in phantasievollen geistigen Dämmer-stunden erschauten südivestafrikanischen Dattelpalmenhainen, sondernnach Deutsch-Ostafrika. Wie die„Köln. Ztg." berichtet, wird Dernburgam 15. Juli mit dem„Feldmarschall" von Neapel auS die Ausreisenach Dar es Salam antreten. Nach einigem Aufenthalt im deutsch-ostafrikanischen Schutzgebiete wird er sich von Mombassa mit derUgandabahn nach Muansa begeben, wo jedenfalls die Aussichten derNordbahn über den Meruberg nach Muansa und der Baumwoll-anbau den Hauptgegenstand seines Studiums bilden werden. Aufder Rückreise wird Herr Dernburg in Bot die Ugandabahn verlassen,um über Moschi am Kilimandscharo durch die Panganisteppe undWest-Usambara bis zur Erreichung der Tanga-Bahn in Mombo zumarschieren. In West-Usambara ist der Besuch des Tschumme«Zedcrnwaldes, der landwirtschaftlichen Station Quai und der land-wirtschaftlichen Anlagen des Hauptmanns von Prince beabsichtigt.—Zum Peters-Prozeß.In dem schwebenden Prozeß des Dr. PeterS gegen die„Münchener Post" ersuche ichden früheren Lazarettgchiilfcn der deutschen Schntztrnppein Ostafrika, Otto Neuhaus,mir umgehend seine Adresse mitzuteilen.Die Parteigenossen des In- und Auslandes bitte ich umihre Unterstützung bei der Ermittelung des Aufenthalte» des HerrnC4to Neuhau«.Die Parteipresse aber ersuche ich um eine möglichst all-gemeine und wirksame Verbreitung dieses Aufrufs.Martin Gruber,Redakteur der„Münchener Post",__ München, Brieffach ILEin neuer Puttkamer-Prozeßsoll bevorstehen. JeSeo hat sich gegen die bekannte, ihn arg be»lastende Veröffentlichung seiner einstigen„Cousine", der Frauv. Germar, dieser Tage in einer Zuschrift an das„Kleine Journal'zu wehren gesucht, worin er u. a. behaupter, Frau v. Germar habedie Unwahrheit gesagt, wenn sie behauptet, daß sie nur eiumal md