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Fröhlich wurde wegen Veröffentlichung des Artikels zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Der Borsitzende des Schö..... Assessor Hoffmann führte begründend aus: Die Presse habe kein Recht, in dieser Weise vorzugehen. Täglich werde systematisch gegen die Arbeitgeber in der sozialdemokratischen Preffe gehetzt. Der Schutz des§ 103 sei dem Beklagten nicht> zugebilligt worden und der Artikel müsse, als von einer gemeinen Gesinnung zeugend, ge brandmarkt werden. Herr Affesior Hoffmann darf diese Beleidigung ungestraft aus- sprechen denn er vertritt damit natürlich ein berechtigtes Interesse. GcwcrfcrcbaftUchee. Christliche Arbeiter im Kampfe mit katholische» Unternehmern. In der äußersten Ecke des Niederrheins, an der holländi- schen Grenze, dort, wo das Zentrum noch uneingeschränkt herrscht, gärt es seit längerer Zeit unter den Arbeitern und Lohnbewegungen sind dort sehr häufig. Bis jetzt endeten die meisten dieser Bewegungen erfolglos, eine Ausnahme machten die Streiks der Tabakarbeiter in mehreren Orten. An diesen Streiks war der Deutsche   Tabakarbeiter-Verband, der in den Kreisen Cleve-Geldern sowie Mörs-Nees ziemlich diel Mitglieder zählt, beteiligt. Schlechter schnitten die chrisb lichen Holzarbeiter und auch die Bauarbeiter in Cleve   und Umgegend ab; ihre minimalen Forderungen wurden zurück- gewiesen. Momentan stehen die christlichen Bauarbeiter in Kcvelar im Streik; sie fordern 10'/- stündige Arbeitszeit sowie 42 Pf. Stundenlohn für Maurer und 32 Pf. für Hülfsarbeiter. Diese Forderungen werden von den frommen katholischen Unternehinem als unverschämt bezeichnet und steht es fest, daß die Streikenden zu Kreuze kriechen müssen. Ein großer Teil der Bürger KevelarS steht auf feiten der Unternehmer, sie sind erbittert auf die Streikenden, weil durch den Lohnkampf ein großes Pilgerheim, das im Bau begriffen ist. zum WallfahrtSgeschäft nicht benutzt werden kann. Auch die Ve- Hörde stellte sich den Streikenden entgegen und bereitet den- selben allerlei Schwierigkeiten. Die Unternehmer dagegen werden, wie es auch anderwärts geschieht, in den Bestrebungen, Streikbrecher heranzuziehen, unterstützt. Das nahe gelegene Holland   liefert nun auch Streikbrecher, und wird diesen Leuten von der Behörde der weitgehendste Schutz zuteil. Infolge dieser Dinge sind die Streikenden, lvie leicht erklärlich, in eine erbitterte Stimmung hineingetrieben worden. In der Nacht vom 2. bis 3. Juni ist nun ein Streich verübt worden, der leicht einigen der Streikbrecher das Leben hätte kosten können, wenn er nicht zufällig entdeckt worden wäre. Es waren nämlich an dem Geriist vor dem Pilgerheim die Stricke durchschnitten worden, und zivar so, daß die Kata strophe, der Zusammenbruch des Gerüstes, erfolgen mußte. wenn die Streikbrecher in Tätigkeit getreten waren. DaS Gerüst hätte dann die Belastung nicht ausgehalten. An dem Vormittage fanden sich zwei Streikbrecher vorzeitig auf der Arbeitsstelle ein, und durch das leise Schwanken des Gerüstes, als sie dieses betraten, aufmerksam gemacht, fanden sie die Bescherung. Diese Tat wurde sofort den Streikenden zur Last gelegt und zwei derselben, als dringend verdächtig, in Haft genommen. Nun hat man auch den christlichen Gau leiter der Bauarbeiter, Schwarz in Krefeld  , wegen Anstiftung zu der Tat verhnftet. Einen sonderbaren Scherz hat sich nach der Verhaftung jemand mit dem Bürgermeister von Kevelar erlaubt. Als derselbe an dem nächsten Morgen erwachte-, sah er an seiner Haustür einen mit Trauerflor umwickelten Toten köpf, flankiert an jeder Seite von einer Kerze. Eine Versammlung, in welcher der Generalsekretär des katholischen Bolksvereins, Dr. Branus aus M.-Gladbach, über den Bauarbeiterstreik sprechen sollte, darf nicht stattfinden; die Bevölkerung in Kevelar befindet sich in großer Aufregung. Ueber alle diese Vorgänge schweigt sich die ZentrumSpresie vollständig aus, sind es doch auch keine freien Gewerkschaftler, welche hier in Betracht kommen. Wir können uns aber auch leicht vorstellen, wie un angenehm der genannten Presse die Vorgänge in dem frommen Wallfahrtsorte sind, wo der Kampf zwischen katho lischen Arbeitern und echt christlichen Unternehmern solche Formen angenommen hat._ ßcrlln und Umgegend« Zum Kampf im BSckergewerbe. An die organisierte Arbeiterschaft Berlins   und der Bororte! Parteigenossen l Arbeiter und Arbeiterinnen! Im Bäckcrlohnkampsi hat die Polizei in einer unerhörten, bis Aer noch nie dagewesenen Weise eingegriffen. Der Terrorismus des Hefesyndikats hat die Staatsgewalt nicht zum Schutze, sondern zu verstärkter Parteinahme gegen diejenigen Bäckereien und die Wiedcrverkäufer bewogen, die mit den Arbeitern Frieden geschlossen haben! Die Arbeiterschaft ist an solche Behandlung gewöhnt, nicht aber die Kleingewerbetreibenden, die sich leider vielfach einschüchtern ließen. Die Plakate sind von Juristen, auf Grundlage der letzten Gerichtsentscheidungen» ausgearbeitet. Ein Polizeibeamter hat er- klärt, er stütze sich auf den Groben-Nnfug-Paragraphcn, nicht auf das Pretzgcsetz. Sotoeit sind wir im Polizeistaat Preußen schon gekommen. Die Bäcker-Jnnungszeitnngen frohlocke» natürlich über die Polizeimaßnahmen, durch welche dem Boykott die Wirkung ge­nommen würde. Die Innungen hoffen, daß die Arbeiterschaft nun- mehr erlahmen, und der Boykottbald einschlafen" werde. Möge die Arbeiterschaft dafür sorgen, daß dieser Freudenrausch der Innungen einem klägliche» Katzenjammer Platz mache. Das Plakat kann die Polizei ja wohl mit Gewalt aus den Schaufenstern, ohne jedes gesetzliche Recht, entfernen. Im Laden hat die Polizei aber nichts zu sagen. Dringe daher die Arbeiter- schaft überall darauf, daß die Geschäftsinhaber, Bäckermeister und Wicderverkäufer das Plakat an sichtbarer Stelle im Laden aus- hängen!!! Genossen, sorgt bei allen Gelegenheiten dafür, daß diese Auf- forderung bekannt und beachtet wird. Die Blottnersche Großbäckerei hat die Bewilligung zurück- gezogen, ebenso der Brotfabrilant Wittler. Beachtet das und achtet auch auf die Wiederverkäufer, die die Waren jener Firmen vertgufen. Ucbcrhaupt ist mehr darauf zu achten, daß nicht durch Inanspruchnahme von Wiedcrverkäufern die Brot aus Bäckereien absetzen, die nicht bewilligt haben, die Wirk- samkeit des Boykotts abgeschwächt wird. Arbeiter! Genossen! Freunde und Töchter des Volkes! Setzt der Untcrnehmerwillkür und dem Polizeigeiste die Arbeilrrfolida- rität entgegen! Mit solidarischem Gruß Die Streikleitung. » Die Hefehändler sind zurzeit eifrig bemüht, die Rute, welche sie sich durch den Hefeboykott selbst gebunden haben, wieder zu brechen. Obgleich der Boykottbeschluß deS Hefesyndikats noch be- steht, beachtet ihn kaum noch jemand von denen, die ihn durch- führen sollen. Die Bäckermeister, über welche die Hefesperre ver hängt werden sollte, bekommen auch bon Händlern so viel Hefe wie sie nur haben wollen. Nicht offen, aber unter der Hand und hinten herum wird der Boykottbeschluß gebrochen und Hefe in jeder ge> wünschten Menge an jeden beliebigen Käufer geliefert. Die Hefe- Händler bestürmen den Vorsitzenden deS Syndikats, daß er die Auf- Hebung des Boykotts veranlassen möge. Es ist deshalb sehr wahr- scheinlich, daß der Hefeboykott, welcher in Wirklichkeit niemals durchgeführt worden fft, auch durch Beschluß in aller Form dem- nächst aufgehoben wird. Damit hat dann die eine Hülfstruppe der JnnungSmeister, vollständig geschlagen, daS Feld geräumt. Ein anderer Bundesgenosse der JnnungLherren, nämlich die Polizei, kann dagegen auf einen augenblicklichen Scheinerfolg zurückschauen. Dem ungesetzlichen Vorgehen der Polizeiorgane ist es tatsächlich gelungen, die tariftreuen Bäckermeister zur Entfer- nung der Plakate aus den Fenstern zu bewegen. Das ist erklärlich, denn in den Augen der meisten Bäckermeister ist der Schutzmann, und nun gar erst der Polizeileutnant, eine Autorität, gegen deren Anordnungen sie nicht zu widersprechen wagen. Strafbefehle gegen den Aushang des Plakats sind seitens der Polizei in dem einen oder anderen Vororte erlassen, soweit jedoch Berlin   selbst in Frage kommt, ist von Strafbefehlen noch nichts bekannt geworden. In einigen Fällen haben Polizeibeamte die Plakate, welche sie ein- gezogen hatten, den Bäckermeistern wieder zurückgebracht, jedoch haben sie den Bäckermeister in jedem Falle ersucht, das Plakat nicht wieder anzubringen. Soviel scheint also der Polizei schon klar ge- worden zu sein, daß die Konfiskation der Plakate eine ungesetzliche Handlung ist. Vielleicht hat man auch schon eingesehen, daß der ganze Feldzug gegen die Plakate keine gesetzliche Grundlage hat. Doch, diese bessere Einsicht, falls sie sich inzwischen bei den Polizei- organen eingestellt haben sollte, ändert nichts an der Tatsache, daß der Erfolg, den das ungesetzliche Vorgehen der Polizei haben sollte, wirklich eingetreten ist, das heißt, nur soweit, als die Bäckermeister sich nicht mehr trauen, das Plakat wieder auszuhängen. Der Er- folg, den die Jnnungsführer von dem gesctzwirdrigen Eingreifen der Polizei erwarteten, ist allerdings nicht eingetreten. Die Kund- schaft, welche sich den tariftreuen Bäckermeistern während deS Kampfes zuwandte, ist natürlich nicht wieder zu den die Forde- rungen der Gesellen ablehnenden Meistern gelaufen. Die Streik- leitung wird nunmehr Plakate anderen Inhalts drucken lassen und die tariftreuen Bäckermeister zum Aushang derselben bewegen. Es wird sich ja zeigen, ob die Polizei auch gegen das neue Plakat einen widerrechtlichen Feldzug eröffnet. Selbstverständlich wird auch gegen daS bisherige Vorgehen der Polizei der Rechtsweg beschritten und kein Mittel unversucht gelassen werden, um gerichtlich fest- stellen zu lassen, daß die Polizei durch ihren Plakatkrieg Recht und Gesetz verletzt hat. Dr. Hugo Remmler, Fabrik pharmazeutischer Präparate und Gewerkschaftsorganisation. Bereit? bor zwei Jahren wurde vom Fabrikarbeiterverbande der Versuch untornommen, für die in obigem Werk beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen durch Zuführung zum Verbände eine Aufbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen herbeizuführen. Die Fabrik setzte alle Hebel in Bewegung den gefürchteten Verband fern zu halten. Maßregelung über Maßregelung der dem Ver- bände bereits beigetretenen Arbeiter, Arretierungen der Zettel» Verteiler, welche Einladungen zu Fabrikbesprechungen ausgaben, ängstliches lleberwachen der Eingänge zu dem Lokal, wo die Zu- sammenkünfte stattfinden sollten und anderes mehr. Es fiel auch damals, als auf Grund der Entlassungen wegen Verbandszugehörig- kcit ein Vertreter der Organisation den Herrn Dr. Remmler intcr- pellierte, die bekannte Redensart vomHerrn im eigenen Hause". Was aber mit diesen Maßnahmen nicht erreicht wurde, sollte daS Versprechen einer Lohnzulage zustande bringen. Es kann auch nicht Wunder nehmen, daß von den dort beschäftigten jungen Ar- beiterinnen und von den älteren Leuten viele auf den Köder an- bissen. Annähernd zwei Jahre sind seitdem in» Land gegangen. In den letzten Tagen wurde aufs neue der Versuch gemacht, mit den bei Remmler Beschäftigten eine Zusammenkunft herbeizuführen. Flugs griff man von feiten der Werksleitung zum alten bewährten System. Proletarier im Stehkragen mußten Spalier bilden vom Fabrikhause bis zum Versammlungslokal, um dadurch jedermann vom Besuch der Zusammenkunft abzuhalten. Wir glauben, daß Herr Dr. Remmler Ursache hat. das Ein- dringen der Organisation zu fürchten, sind doch die Lohn- und Arbeitsbedingungen, ganz zu schweigen von den sanitären und hygienischen Einrichtungen in seinein Werk derart, daß dort noch unendlich viel gebessert werden muß. Wir hoffen auch, daß die im Werk Beschäftigten durch die an den Tag gelegte Scheu vor dem Verbände der Arbeiter endlich zu der erforderlichen Einsicht von der Notwendigkeit der Organisation gebracht werden. Achtung! Rohrleger und Helfer! Bei der Firma Henning und Markgraf  , Gleimstr. 17, befinden sich die Kollegen wegen Taris- differenzcn im Ausstand. Wir ersuchen dringend, den Betrieb zu meiden. Deutscher   Metallarbeiterverband, Ortsverwaltung Berlin  . Berichtigung! Auf die Notiz vom ö. 6. 07 des LokalvcrbandcS deutscher   Barbiere, Friseure und Perückenmachergehülfen gebe ich folgende Erklärung: Es ist unwahr, daß ich jemals die Forde- rungen des Verbandes durchbrochen habe, und bezeichne die gegen- teilige Behauptung als Erfindung. Ich habe auch noch niemals Veranlassung gegeben, daß mein Name als Arbeitgeber genannt werden mußte. Friseur Ritter. Oevtkcsies Rclch. 10. deutscher   HandlungSgchiilfentag. Der in Dresden   tagende HandlungSgehülfentag stellte folgende Grundsätze für die Durchführung der gesetzlichen Regelung der Arbeitszeit in den Kontoren auf: 1. Völlige Sonntagsruhe. 2. Höchst- arbeitstag von 0 Stunden bei mindestens zweistündiger Mittags- pause in Kontoren und den dazu gehörenden Lagerräumen mit ge- teilter Arbeitszeit, von 8 Stunden in solchen mit ungeteilter Arbeits- zeit; Angestellte(Gehülfen und Lehrlinge) unter 18 Jahren sowie weibliche Arbeitskräfte je eine Stunde weniger. 3. Geschäftsschluß in den Kontoren und den dazu gehörenden Lagerräumen mit ge teilter Arbeitszeit spätestens um 7 Uhr, in solchen mit ungeteilter Arbeitszeit spätestens um 5 Uhr. 4. Die Einführung des Sonnabend- frühschlusieS mit zwingendem Rechte ist durch Erlaß gesetzlicher Vor- schriften, analog den Bestimmungen deS§ 139 f der Gewerbe­ordnung zu ermöglichen. S. Ausnahmen sind nur zulässig bei Arbeiten, die in Notfällen oder im öffentlichen Interesse oder zur Durchführung einer gesetzlich vorgeschriebenen Inventur vorgenommen werden müssen. l§ 105 o Ziffer 12 der Gewerbeordnung.) 6. Gesetzlicher ununterbrochener Urlaub von mindestens 14 Tagen für jedes Dienstjahr. 7. Die Vorschriften der 8§ 139 g und h der Gewerbeordnung finden auf diese Kontorangcstellten entsprechende Anwendung. Ter Streik der Seeleute in be« Hafenstädten Königsberg  «ad Pillao wird von Tag zu Tag umfangreicher. Auf den beiden im Pillauer Hafen liegenden DampfernAlbertus" undOstpreußen  " haben die Seeleute abgemustert, ebenso auf den aus der Fahrt nach Königsberg   befindlichen DampfernPlanet  " undOttokar". Auf dem im Königsberger Hafen befindlichen TourendampferC»per- nikuS" ist die Mannschaft noch unentschlossen, ob sie die nächste �ahrt noch machen soll, da der Kapitän alle möglichen Ver- prechungen macht, die Leute zu halten. Die Reeder suchen über- Haupt mit allen Mitteln einer Verhandlung mit dem Verband der Seeleute aus dem Wege zu gehen und versuchen, die einzelnen Personen für sich zu gewinnen, oft mit der Zusicherung, noch höhere Lohnsätze zu zahlen, als der Verbandstarij vorschreibt. Neuer Streikbrecherbun». Die Lorbeeren der Butz usw. in Augsburg  , die mit der Züchtung der gelben Gewerkschaften gewissermaßen bahn- brechend vorangingen, lassen auch die Porzellanprotzen nicht ruhig schlafen. Die Herren, die in einer Vereinigung über ganz Deutschland   zusammengeschlossen, durch ihre Organisation dem Publikum die Verkaufspreise ohnehin schon diktieren, versuchen jetzt dem ihnen unbequemen Porzellanarbeiterverbande, dem söge- nanntenBerliner  " swie er bezeichnet wird) das Wasser abzu» graben durch eine Unter st ützungskasse der Ver- einigten Porzellanfabriken. Dem gedruckt vorliegen» den Statut nach zu schließen, soll diese neueste Gründung sich über ganz Deutschland   erstrecken. Oberfranken  , mit seiner nach taufenden zählenden Porzellanarbeiterschaft scheint zunächst daS Versuchskaninchen abgeben zu sollen. In R e h a u, wo der sehr liberale" millionenschwere Kommerzienrat Zeh   über diele Hunderte von Arbeitssklaven der genannten Industrie sein Zepter schwingt, wurde damit der Anfang gemacht. Eine Unmasse von Unterstützungen, wie Kranken-, Wöchnerinnen-, Ar» beitslosenunterstützung, Sterbegeld, Er» holungsurlaub, Urlaubsbeihülfe und Rechtsschutz soll gewährt werden, deren Kosten, soweit sie nicht aus den Ar- b e i t e r beitrügen und densonstigen Mitteln"(welcher Herkunft diese wohl sein mögen?) gedeckt, vom Wohlfahrtsverein deutscher Porzellanfabriken bezahlt werden. Selbst- verständlich werden die Leistungen dieser Kasse nurtreuer Mitarbeiterschaft" zugewandt und wird die Auf- nähme jedermann verweigert, der einer den Interessen der Unternehmer feindlichen Be- rufsorganisation an gehört. Wer seine Zugehörigkeit zu einem solchen Verbände verschweigt, oder ihm nachträglich bei» tritt, wird mit Verlust seiner Anrechte ausgeschlossen. Die Beiträge für diese neueste Streikbrecherzunft bewegen sich in 5 Abstufungen(1 3 für männliche, 45 für Lehrlinge und weibliche), mit 12 Pf. in der 5. bis 60 Pf. in der 1. Klasse. Dafür können" die Arbeiter, sofern sie hübsch brav und ordentlich sind, Krankengeld in der Höhe von 3 10 M., je nach der Klasse, in der sie gesteuert haben, erhalten. Fernerkann" den Mitgliedern der Klasse 1 3 ein jährlicher Urlaub von einer Woche gewährt werden, wofür die Beihülfe 15, 20 und 25 M. beträgt. Ueber den Antritt des Urlaubs entscheidet natürlich die Fabriklcitung. Auch bei unfreiwilliger Stellenlofigkeitkann" Unterstützung gewährt werden, wie auch für den Todesfall eines Mitgliedes ein Sterbe- geld inwöchentlichen Raten" in Aussicht gestellt wird. Wöchnerinnen erhalten bei Niederkunft 12 bezw. 18 M. Alle diese Unterstützungen, wozu nochRechtsschutz" kommt, über dessen Gewährung die Geschäftsführung dieser sonderbaren Kassebe- findet", sind natürlich freiwillige, ein Recht hierauf steht keinem Mitglieds zu. Das schönste ist nun, daß alle diese Unterstützungen der Verband der Porzcllanarbeiter mit dem Sitze in Charlottenburg   bereits seit langen Jahren gewährt, ja teilweise in noch höheren Sätzen, als sie hier seitens derwohlfahrtwütigen" Unternehmer in Aussicht genommen sind. Dort haben die Arbeiter das Bestimmungsrecht selbst in Händen, während hier der Wohl- fahrtsverein zu dem aus 10 Personen bestehenden Vorstand allein fünf stellt. Wenn ferner noch in Berücksichtigung gezogen wird, daß nurtreue Mitarbeiter" als Mitglieder aufgenommen werden, so ist zu ermessen, welcher Geist der Unterwürfigkeit und Unter- tänigkeit in dieser Kasse vorherrschend sein wird, falls sie überhaupt das Licht der Welt erblickt, bezw. lebensfähig werden wird. Die Porzellanarbeiter Deutschlands   werden gut daran run, sich den Beitritt reiflich zu über« legen, und nicht ihr Koalitionsrecht um ein Linsengericht preisgeben, wie eS der Beitritt zu dieser Kasse zur Folge hat. Eine Tertilarbritrraussperrung in Sicht. Die Arbeiter der Firma Kruhen, Weberei in M.-Gladbach. fordern eine 20prozentige Lohnerhöhung und sind gewillt, diese Forderung eventuell mittels Arbeitseinstellung durchzudrücken. Der Arbeitgeberverband der Textilindustrie, an welchen sich die Firma sofort gewandt, hat die Sache zu der seinigen gemacht. Den Arbeitern wurde eine fünf- prozentige Lohnerhöhung angeboten, ein Mehr zu zahlen, sei der Firma unmöglich. Wird dieses Angebot nicht angenommen und kommt es zum Streik, dann würden sämtliche Textilarbeiter M.-Gladbachs und Umgegend ausgesperrt, so lautet der Beschlutz des Arbeitgeberverbandes. Die Arbeiter haben noch nicht Stellung genommen,_______ Letzte JVacbricbten und Dcpcfcbea; Bllckerstreik in Pilsen  . Pilsen  , 10. Juni.  (B. H.  ) Die hiesigen Bäckergehülfen sind heute morgen in den Ausstand getreten. Sie fordern Lohnerhöhung Verkürzung der Arbeitszeit und einen Ruhetag in der Woche, Erdbebe». Bukarest  , 10. Juni.  (B. H.  ) Gestern nachmittag erfolgten hie, und in mehreren Landesteilen eine Anzahl Erdstöße, ohne nenurnso werten Schaden anzurichten.____ Soldaten fraternisieren mit den Weinbauern. Pariö, 10. Juni.  (W. T. B.) In Narbonne   begrüßten eiwA 300 Soldaten des 100. Infanterie-Regiments von der Mauer deS Kasernenhofes aus die vorüberfahrenden Eisenbahnzüge mit den Weinbauern mit Händeklatschen und Zurufen. Mehrere Unter» offiziere, welche einschritten, wurden beschimpft und mit Steinen beworfen. Infolge des Einschreitens der Offiziere gehorchte der größte Teil der Soldaten, nur etwa 50 derselben setzten die Demon- stration fort und stimmten dieInternationale" an. Erst dem Obersten und dem Brigadcgeneral gelang es, die Ruhe wiederher, zustellen-__ Die kleinen Diebe hängt man... Rom  , 10. Juni.  (W. T. B.) Der Kassationshof Verhandeltd heute über die Berufung der Staatsanwaltschaft gegen den Beschluß des Schwurgerichts, das sich zur Aburteilung der gegen den früheren Minister Nasi erhobenen Anklagen für kompetent erklärt hatte. Der Kassationshof beschloß, der Berufung der Staats« anwaltschaft ftattzugrbcn und erklärte daS gewöhnlich« Gericht für inkompetent. Infolge dieses Beschlusses kann Nasi frei nach Italien   zmückkehren, er kann eventuell nur vom Senat als Ausnahuiegerichtshof abgeurteilt werden. Roosevelt   fordert Arveiterschntz. Norfolk  (Virginia  ), 10. Juni.  (W. T. B.) In einer Rede, di« Präsident Roosevelt   auf der Ausstellung in JameSstown hielt, befürwortete er das Eintreten der Bundes- und Einzelstaatsgesetz. gcbung für eine Entschädigung der in Erfüllung ihres Berufes zu Schaden gekommenen Arbeiter bezw. ihrer Familien im Falle des Todes solcher Arbeiter. Dir Lasten müßten die Unternehmer tragen» die ihrerseits diese durch Erhöhung der Weltpreise ihrer Erzeugnisse auf das Publikum abwälzen könnten. Für eine Unter- scheidung zwischen Unfällen, die durch Nachlässigkeit oder korce majeure verursacht seien, liege kein gesunder wirtschaftlicher Grund vor. Eine Entscheidung müsse ohne weiteres erfolgen, statt baß darum erst prozessiert werden müßte. Bttanta. Ätfafteut; Hanl Weber. Berlin  . Inseratenteil verantM� Tt.VIecke, Berlin  . Druck».Verlag: vorwär:SBuchdr.u.BirIag»anß«g PaulSingerLiEo..BerlinL1V. Hierzu L Beilagen«.UnterhaMingSbloU