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Nr. 51.
Erscheint täglich außer Montags. Abonnements Preis für Berlin : Bierteljährlich 3,30 Mart, monats lich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags: Nummer mit dem ,, Sonntags Blatt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband : Für Deutschland u.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetragen in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1891 unter Nr. 6469.
Vorwärts
8. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3 bis 7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Fefttagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Fernspredjer: Amt 6, Nr. 4106.
Redaktion: Beuth- Straße 2.
Sonntag, den 1. März 1891.
Die Brotvertheuerer. bie sich nun um so hartnäckiger sperrt, als sie feinen
Expedition: Beuth- Straße 3.
Dazu jammern sie über die steigende Verschuldung Reichskanzler mehr zur Stüße hat, der selbst Landwirth - des Grundbesitzes, gewiß das beste Zeichen, daß die Den Herren Agrariern wird denn doch nach- schaft treibt. Getreidezölle dem kleinen Bauer nicht helfen können. Die gerade bang um die Lebensmittelzölle. Mit Schrecken Wir sind überzeugt, daß der Wiederabdruck der Herren werden für den Parzellenbesitzer ihre Lockpfeife denken die Herren Rittergutsbesitzer an eine. Zeit, da Helldorff'schen und Mirbach'schen Reden mit ungeheurer vergebens blasen. Denn er ist es, der Noth leidet, und sie nicht mehr aus diesem goldströmenden Born werden Begeisterung aufgenommen werden wird von den Junkern, er muß sich sein Brot zum größten Theil oder auch ganz schöpfen können, und dann wird der„ Nothstand" bei der Großgrundbesitzern und Groß- Brennern. Das ist auch kaufen und hat sonach auch unter den erhöhten Brotpreisen bedürftigen Klasse der Großgrundbesitzer wieder ganz ganz selbstverständlich, denn wenn Jemand auf Kosten zu leiden. Die kleinen Besitzer aber, die sich auf ihrer graufig sein, denn die Söhne, die als Garde- Offiziere Anderer alljährlich ein nettes Sümmchen einstreicht und Barzelle nicht ernähren können, bilden in Deutschland die oder als Korpsburschen eine flotte Erscheinung machen ein Anderer kommt und sagt, das müsse so sein, so wird ungeheure Mehrheit gegenüber den Großbauern, Ritterwollen, müssen doch den gleichen Wechsel, die zu ver- der Zweite dem Ersten immer angenehm kommen. Wir gutsbesitzern, großen Schnapsbrennern und Rüben- Baronen forgenden Töchter die gleiche Aussteuer haben. Wo aber können uns natürlich nicht die Mühe nehmen, all die und bei ihnen wird, da sie die hohen Brotpreise wie der dies Alles hernehmen, wenn nicht die landwirthschaftlichen dreisten Verdrehungen und Aufschneidereien, die sich in industrielle Arbeiter verspüren, die schönste agrarische Rede Produkte die gegenwärtigen hohen Preise behalten? den Reden der Herren Agrarier befinden, im Einzelnen nicht verfangen.
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Von solchen Befürchtungen gequält, wenden sich die zu behandeln; es sind die alten, tausendmal widerlegten Herren Junker, Rittergutsbesitzer und Groß- Schnaps- Trugschlüsse und Unwahrheiten, denen man immer bebrenner an den Bruder Bauer" in einer Broschüre, gegnet, wenn die Schutzzoll- Politik als ein Segen für das in der ausgeführt wird, wie sie ohne die Zölle nicht be- gesammte Volk dargestellt wird. Politische Lebersicht. Es genüge zu stehen können und wie die armen Großbrenner ohne das sagen, day die Herren Agrarier für ihre Berlin , den 28. Februar. bekannte Millionengeschenk an den Bettelstab kommen Bölle, nur immer wieder das bekannte Bismarck'sche Die heutige Reichstagssigung war nach manchen müssen. Das Alles wird natürlich in der Form gesagt, Argument anführen können, die Zölle würden vom Richtungen hin recht interessant. Sie brachte uns von daß statt Junker, Rittergutsbesitzer und Groß- Brenner" Ausland bezahlt. Das nimmt man heute nicht mehr einem langweiligen konservativen Erguß abgesehen immer gesetzt wird die Landwirthschaft", ernst, noch weniger aber die Behauptung einer der zunächst eine Rede des Herrn Windthorst, welcher so daß der Bauer glauben soll, es handle sich um ihn, Herren, die Getreide- und Brotpreise seien infolge der dem Herrn Reichskanzler die Freundschaft des Zentrums, Statt um die Großgrundbesitzer mit und ohne Bon. Im Bölle herabgegangen. Darüber werden, wie sich nebst drei Vierteln der von der Siegierung geforderten Summe lebrigen enthält die Broschüre außer einigen einleitenden ein Junker einmal früher ausdrückte, selbst die Hühner auf dem Präsentirteller darbot. Nun- daß das Zentrum, Worten nur die Reden, die von den Agrariern im lachen". Und ein Anderer meinte, es käme gar nicht seit der Entfernung des Fürsten Bismarck, nach ZerReichstage gegen die sozialistischen und freisinnigen An- darauf an, ob die Bevölkerung gerade ungeheuer billiges felber Partei Drehscheibe geworden und bereit ist, die schmetterung der nationalliberalen Drehscheibe träge auf Beseitigung resp. Ermäßigung der Getreidezölle Brot" habe, sondern die Hauptsache sei, daß die Nationalliberalen in einem Regierungskartell zu ersetzen- gehalten worden sind. Auch den Bauern wird es nicht Arbeiter einen ausreichenden Verdienst das wissen wir längst. Die Hand- und Spanndienste, welche neu sein, was da vorgebracht wird, denn was die Herren hätten, unter dem sie leben könnten". Windthorst mit seiner schwarzen Brigade im Frühling von Helldorf, Mirbach u. s. w. über die agra- Nur immer gottesfürchtig und dreiste!" Es ist des vorigen Jahres der Regierung und dem Militarismus rischen Zölle sagen, kann nachgerade auf Ehrwürdigkeit wirklich pikant, zu sehen, wie die Vertreter der Klasse, die leistete, find in frischem Gedächtniß. Leider ist's aber Thatallen Anspruch machen. die schlechtesten Löhne zahlt, und zwar an sache, daß, wie der konservative Graf Behr seufzend beSie beschuldigen in der Broschüre die Opposition, die landwirthschaftlichen Arbeiter, sich hier mit solchem merkte, die welfisch- ultramontane„ Exzellenz" den Reichstag daß diese von Haß gegen den Landwirth erfüllt sei, und Bathos für hohe Löhne in die Brust wirft. Aber so mögen beherrscht, und daß das Haus nach seiner Pfeife zu behaupten, der Kampf gegen die Getreidezölle sei ein die Herren doch selber höhere Löhne zahlen und nicht nur tanzen hat". Kampf der Demokratie gegen die fest est en von solchen reden. Der ultramontanen Liebeswerbung folgte die fortSo lange noch alljährlich die schrittliche. Die seltsamen Gerüchte, die irgend ein Stügen des Thrones". Sachsengänger" zu Tausenden vor den schlechten Spottvogel in die Welt gezwitschert hat, nämlich daß der Löhnen und der schlechten Behandlung dieser Leute aus- Kaiser an ein Minister Portefeuille für Herrn reißen, so lange wird man auch ohne Statistik Eugen Richter gedacht habe, sind sonder wissen, wie es auf den Rittergütern und Latifundien aus- barerweise von dem Abg. Richter ernst genommen worden, Beiläufig sei bemerkt, daß die Regierung nicht auf sieht, und was die noch unvollkommene ländliche Statistik und er hatte sich heute den Bräutigamsrock angezogen und dem Standpunkt des Fürsten Bismarck steht, der die uns erzählt, kann die Haut schaudern machen. O diese machte eine ganz regelrechte Liebeserklärung. Er breitete agrarischen Interessen unbedingt in den Vordergrund modernen Ritter! Da war das mittelalterliche Ritter- all seine Finanzkenntnisse aus, wie ein auf Freiersfüßen gestellte und dem Andringen der Kartellbrüder auf Erhöhung thum bei all seinen Fehlern denn doch noch besser, denn hender Bauernsohn seine Kühe und Ochsen aufmarschiren läßt. Er bewies dem Herrn Reichskanzler in der überder landwirthschaftlichen Zölle freudig Folge gab, auch die es gelobte wenigstens beim Ritterschlag, dem Armen beizeugendsten Weise und wir selber wurden beinahe Grenzen für das fremde Schweinefleisch absperrte. Das zustehen. Diese Ritter aber theilen sich mit dem armen überzeugt- daß er- Eugen Richter der beste aller mög Haupthinderniß für eine Herabsetzung der landwirthschaft Manne in feinen geringen Verdienst und lassen sich auf lichen Finanzminister ist und im Kriegsministerium weit lichen Zölle ist die agrarische Majorität des Reichstages, seine Kosten Geschenke machen. besser Bescheid weiß als der jetzige Herr Kriegsminister. Es
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Mit solchen Dingen sind die Herren immer gleich bei der Hand, um die öffentliche Meinung von der Sache abzulenken, um die es sich eigentlich handelt.
Feuillefont.
Nachdruck verboten.]
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Die Falkner von St. Vigil") Roman aus der Zeit der bayerischen Herrschaft in Tirol
von Robert Sa, weichel.
Erster Band.
Erstes Kapitel.
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gefügt worden. Seitdem ruhte die Hoffnung des Tiroler liches, fast noch kindliches Gesicht, welches der flache, Landvolkes jenseits des Brenner auf diesem im Bilde auf schwarze Hut mit breitem Rande beschattete. Auf ihren erstandenen Erlöser, und hatte der neue Herrscher auch die runden Wangen waren noch die Spuren vergossener Thränen geschlossenen Wallfahrten und Prozessionen verboten, so erkennbar und ihre braunen Augen leuchteten unter den konnten seine Beamten doch nicht verhindern, daß an Sonn- langen Wimpern von einer frommen Verklärung. und Feiertagen viele Leute aus dem Pusterthale und den Anzug war ärmlich aber sauber. Das blaue Fürtuch über Ihr Nebenthälern nach St. Lorenzen kamen, um in dem Kirchlein dem kurzen, schwarzen Rocke , dessen unzählige Falten um Die mit Zwirnspitzen besetzten Hemdärmel,
auf der Frohnwieſe die Meſſe zu hören. Auch an dem rothe Strümpfe ſpielten, schien nur eben aus der Wäsche gegenwärtigen Sonntage war die Menge sehr zahlreich gekommen. und während nach Beendigung der heiligen Handlung welche bis zu den Ellenbogen reichten, waren zwar von ein Theil den Weg nach dem nahen Bruneck einschlug, grobem Leinen, doch weiß wie frischgefallener Schnee. Das auf dessen hochthronendem Schloßthurme das blauweiße Mieder aus einem schillernden Stoffe schloß eng an den Banner Bayerns in der Sommerluft des Jahres 1807 bräunlichen Hals. Das schwarzbraune Haar war sorgfältig Die Messe in dem Kirchlein auf der Frohnwiese von St. flatterte, bewegte sich ein anderer und größerer Theil über geglättet und in zwei dicke Zöpfe geflochten, die frei über Lorenzen war zu Ende. Auf der Stelle, wo das Kirchlein stand, die Frohnwiese nach dem Dorfe St. Lorenzen. Zerſtrent in den Rücken herabfielen. Die derbjohligen Schnürstiefelchen war zur Zeit, als in Frankreich der Konvent seine Schreckens der dunklen Masse bemerkte man manche hellblaue Soldaten- des Mädchens waren bestaubt. Gie trug einen verbetten herrschaft, übte ein Christusbild gefunden worden. Ein Kunst- jacke und manchen Czako unter den breitkrämpigen Spitz- Korb am Arm und ihre Hände waren über einem Rosenkranz verwerk war es gerade nicht. Die großen Meister, welche zur biten. Die Träger jener aber waren weit davon entfernt, schlungen. Ihr Begleiter, deffen Haar bereits stark mit Grau geewigen Seligkeit eingegangen waren, mochten drüben nicht die fromme Sammlung der Landleute zu theilen. Sie mischt war, hielt sich gebückt, als ob er die Sünden der ganzen mehr Pinsel und Balette führen. Die Busterthaler fragten hatten sich nur eingefunden, um ihren Spaß zu haben, Welt auf seinen breiten Schultern trüge, und sein Schritt jedoch nichts nach dem Kunstwerthe; die Hauptsache war, und die finſteren Mienen der Tiroler steigerten nur ihre war unsicher und schleppend. Sein rundliches Gesicht blühte daß ein Wunder geschehen. Denn dadurch hatte Gott der Ausgelassenheit, statt ſie zu dämpfen. Besonders hatten von Gesundheit. Es war glatt rajiit und trug an der verzagten Menschheit ein Zeichen gegeben, daß er noch lebe es die Soldaten auf die Frauen abgesehen, unter denen es linken Wange und dem Kinn die frischen Spuren des unund walte, obgleich die Franzosen ihn abgesetzt, seine Diener viele hübsche Gesichter gab, sowohl unter den kräftigen, geschickt gehandhabten Scheermessers. Eine fleischige Stumpffortgejagt und seine Stirchen geſchloſſen oder in heidnische blonden Töchtern des bajuvarischen Stammes, der im naſe ſtand zwischen wasserblauen Augen, die apathisch vor Tempel verwandelt hatten. Zu einem rechten Ansehen Busterthale selbst und in dessen nördlichen Abzweigungen sich hindämmerten. Sein Schlapphut, seine Joppe und aber war das Chriſtusbild erst gekommen, seitdem Dester- seinen Sitz hat, wie unter den bräunlichen und zierlichen kurzen Lederhosen waren ziemlich abgetragen. Auch er hielt reich nach Laugen, stets erneuerten Kämpfen zu den Füßen Ladinerinnen des Gader- und Vigilthales im Süden. in den braungebrannten Händen einen Rosenkranz. Napoleons lag und Tirol durch den Frieden von Preßburg Dem vielfach mit deutschem Blute gemischten romani- Plötzlich schrie seine Begleiterin erschreckt auf. Ein in die Krone des neugeschaffenen Königreichs Bayern ein schen Stamme gehörte wohl das junge Mädchen an, das, Arm hatte ihren Leib umfaßt, und ein schnurrbärtiges achtlos dessen, was umher vorging, an der Seite eines schon Gesicht beugte sich zu dem ihrigen, um es zu küssen, ältlichen Mannes seinen Weg verfolgte. Es war ein lieb- Bevor der Zudringliche jedoch seine Absicht ausführen konnte,
*) Von dem Verfasser neu bearbeitet.