Nr. 143.
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Cridelat täglich außer Montags.
Vorwärts
Berliner Volksblatt.
24. Jahrg.
Die Infertions Gebühr beträgt für die fechsgespaltene Rolonek geile oder deren Raum 50 Big., für bolitische und gewerkschaftliche Vereins. und Bersammlungs- Anzeigen 30 Big. ,, Kleine Anzeigen", das erste( fett. gedruckte) Bort 20 Bfg., jedes weitere Bort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlaf stellen Anzeigen das erste Wort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte, Inserate für die nächste Nummer müssen bis 5 1hr nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition i bis 7 Uhr abends geöffnet.
Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. ernigrecher: Amt IV. Mr. 1983.
Parteigenossen!
Sonntag, den 15. September, abends 7 Uhr,
As provisorische Tagesordnung ist festgesetzt:
Sonnabend, den 22. Juni 1907.
Die Kolonialpolitik
als Kulturgefahr.
II.
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt IV. Mr. 1984.
Unter der Rohstoffeinfuhr nehmen die Textilstoffe den ersten Rang ein, nämliche rohe Baumwolle mit 398 Millionen Mark, Baumwollgarn mit 65 Millionen Mark, Jute mit 48 Millionen Mart, Schafwolle mit 327 Millionen Mart. Bekanntlich agitieren unsere Kolonialfere mit dem Argument, daß unsere Kolonien dazu dienen sollten, uns in Bezug auf Baumwoll- und Wollproduktion von dem Aus
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Laut Beschluß des letzten Parteitages findet der dies- Der frühere Kolonialhandel entsprang hauptsächlich dem lande möglichst unabhängig zu machen. Bei der bereits jetzt jährige in Essen a. d. Ruhr statt. Auf Grund der Bestimmungen Bedürfnis nach Kolonialprodukten. Als die so kolossalen Produktion an Baumwolle ist's aber ganz ausder§§ 11, 12, 13, 14 und 15 der Parteiorganisation beruft Portugiesen und Spanier, die Holländer und Engländer nach geschlossen, daß die in Togo oder Ostafrika produzierte BaumDie Parteileitung den diesjährigen Parteitag auf Ostindien gingen, geschah es zu dem Zwecke, die ostindischen wolle von der Qualitätsfrage ganz abgesehen, obwohl auch Schätze, Gold und Silber, Diamanten, Perlen, Gewürze, diese eine sehr erhebliche Rolle spielt zu billigeren Preisen feine Baumwollgewebe, Seidenstoffe, Färbemittel von dort zu geliefert werden könnte, als die amerikanische, die indische oder holen. Vordem war dieser Handel mit Indien über den ägyptische Baumwolle. Sind doch die Baumwollpreise seit nach Essen in das Lokal des Herrn Maas, Rüttenscheid . Drient und Venedig gegangen. Durch die Entdeckung des den 70er Jahren im Preise beständig herabgegangen und zwar Essen, ein. Seeweges nach Ostindien war ein direkter Seeverkehr möglich, in einem Maße, daß zeitweilig fogar die Baumwollspinnereien und die seefahrenden Nationen brachten nunmehr durch koloniale und Webereien, die doch an den billigen Rohstoffpreisen Erwerbungen in Ostindien den Handel an sich. interessiert sind, dies Herabgehen des Preises als eine Störung Sonntag, den 15. September, abends 7 Uhr: Allmählich vollzog sich eine Umwälzung dieses der Produktion empfanden, da ihre Fabritate durch jede neue Borversammlung. Konstituierung des Parteitages. Fest der Markt erweiterte durch Erstarken der Städte und EntHandelsverkehrs. In dem Maße, wie sich in Europa Baumwollzufuhr entwertet wurden. Ebensowenig wie an billigerem Baumwollbezug aus fezung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl der Mandats- wickelung der fapitalistischen Produktion- trat neben dem unseren Kolonien zu denken ist, ist auch zu erwarten, daß brüfungskommission. gesteigerten konsumtions bedarf nach Kolonial. Südwestafrika die Wolle billiger liefern könne, als produtten nunmehr auch der Produktionsbedarf die konkurrierenden Auslandsstaaten. Zwar gehört Südwestauf, die Nachfrage nach gewerblichen Roh- und Hülfs- afrifa zu den Wolllieferanten Europas , aber es ist längst von stoffen. Die Gewürze wurden im kolonialen Handels- Australien überflügelt worden. Auch ist, wie schon be berkehr durch Produkte eines größeren Massenverbrauchs ver- merkt, der Wollepreis ganz erheblich herabgegangen. Schließ drängt, durch Tabat, Kaffee, Tee, Zucker. Die koloniale Aus- lich bemerkt Parvus durchaus zutreffend: beutung, die bis dahin eine bloße Ausplünderung der Naturschäze der fremden Länder gewesen war, verwandelte sich in Plantagenwirtschaft. Gleichzeitig aber entstanden gewaltige Siedelungstolonien, denen
Montag, den 16. September, und die
folgenden Lage:
1. Geschäftsbericht des Vorstandes:
a) Allgemeines.
Berichterstatter: F. Ebert.
b) Kaffe und Presse.
Berichterstatter: A. Gerisch. c) Parteischule und Bildungsausschuß. Berichterstatter: H. Schulz. 2. Bericht der Kontrollkommission.
Berichterstatter: A. Saben.
8. Parlamentarischer Bericht.
Berichterstatter: A. Südekum. 4. Bericht vom Internationalen Kongreß.
5. Maifeier.
Berichterstatter:. Singer.
Berichterstatter: N. Fischer.
6. Die letzten Reichstagswahlen und die politische Lage.
Berichterstatter: A. Bebel.
7. Die Alkoholfrage.
Berichterstatter: E. Burm.
8. Sonstige Anträge.
9. Wahl des Parteivorstandes, der Kontrollkommission des Drtes, an dem der nächste Parteitag
zu
die kapitalistische Umwälzung der Produktionsweise den Anstoß gab. Durch die Proletarisierung der Massen in europäischen Staaten, namentlich England, aber auch Deutschland und den übrigen Ländern, floß ein folossaler Auswandererstrom nach Nordamerika , und diese Auswanderung legte den Grund zu der größten tolonialen Entwidelung aller Zeiten.
Die billige Produktion von Rohstoffen kann ebensowenig Ziel der modernen Kolonialpolitik der europäischen Staaten sein, wie die billige Produktion von Nahrungs. mitteln, denn es fehlen dazu die tatsächlichen Voraus fegungen. Und tvenn es Deutschland wirklich gelingen sollte, eine erhebliche Baumwollkultur in Afrika zu entwickeln, so wird die erste Folge davon sein, vorausgesetzt, daß nicht eine grundsätzliche Aenderung der Handelspolitik des Reiches eintritt, die Belegung der außerkolonialen Baumwolle mit einem Einfuhrzoll. Wie man die Lebens. mittel durch den Zoll verteuert und wie man das Baum wollgarn, trotzdem es dem Produktionsbedarf der Webereien bient, mit einem 8011 belegt hat, so wird man auch sehr zum Schaden der deutschen Textilindustrie einen Bon für robe Baumwolle einführen, um die koloniale Baumwollfultur zu fördern. Schutzölle und Kolonialpolitik gehen jetzt Hand in hand, so daß man die Kolonialpolitik Europas nur noch voll begreift, wenn man sie in Verbindung sezt mit seiner Schutzollpolitik."
Bordem bestand die europäische Auswanderung nach den Kolonien vornehmlich aus Abenteurern, die rasch reich werden wollten. Wo sie Plantagen errichteten, bereicherten sie sich durch die Ausbeutung der Sklavenarbeit. Sie gingen auch mit Vorliebe nach den Tropen und den subtropischen Gebieten, deren Klima zwar für den Europäer wenig berträglich ist, die aber die größte Ausbeute ermöglichten. Wie recht Genosse Parvus mit dieser Auffassung hat, beDie proletarisierten Bauern, die nach Amerika gingen, suchten weist ja die im Vorwärts" wiedergegebene Petition der vor allen Dingen Grund und Boden, um ihre eigene Bosener Landwirtschaftstammer, die ausdrücklich und Arbeitskraft produktiv berwerten zu können. dagegen protestiert, daß eine„ tapitalistische" Kolonialſtatt- Gebiete, die ihren Klimatischen und Bodenverhältnissen nach Sie wählten sich deshalb auch zur Ansiedelung diejenigen politit getrieben werde. Die Landwirtschaft könne nur eine agrarische" Kolonialpolitik unterstützen, d. h. eine den europäischen am meisten entsprachen. Mit der Besiedelung Kolonialpolitik, die nicht die Industrie und die IndustrieParteigenossen! Der Parteivorstand richtet an Euch die Nordamerikas begann der amerikanische Getreide- arbeiter fördert, sondern in erster Linie unseren KolonialAufforderung, die Vorarbeiten für den Parteitag- also die bau, der allmählich so gewaltige Exportüber agrariern nüßt. Nicht die Verbilligung der Lebensmittel Wahl von Delegierten wie die Stellung von Anträgen schüsse für Europa lieferte. Bu gleicher Zeit blühte die und der Rohstoffe wird durch diese Kolonialpolitik bezweckt, Baumwollkultur in den südlichen Teilen der Union sondern lediglich die Bereicherung fleiner Schichten von rechtzeitig zu bewirken. rasch empor. Nur tam freilich diefe kolossale Entwickelung Stolonialinteressenten: der Plantagenbefizer, der südwestDie Anträge müssen spätestens am 19. August im Besige Ameritas nicht dem Mutterlande zu statten, da sich die afrikanischen Farmer, der Kolonialerporteure und jener Börsenbes Vorstandes, Adresse: amerikanischen Ansiedler bereits im 18. Jahrhundert ihre Un- freise, für die die kolonialen Eisenbahnbauten, wie wir wiederabhängteit erkämpft hatten. holt nachgewiesen haben, das dentbar profitabelste Geschäft darstellen.
finden soll.
Lindenstr. 69,
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Die kapitalistische Wandlung der europäischen Staaten und der veränderte Charakter der kolonialeu Ausbeutung sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 14, Abdrücken sich deutlich aus in der Zusammensetzung der Waren fatz 2 der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht und einfuhr. So zeigte die Wareneinfuhr des Deutschen Reiches in die gedruckte Vorlage Aufnahme finden sollen. im Jahre 1905 nach ihren Hauptgruppen folgende Zahlen: Nahrungs- und Genußmittel, Vieh 2513 Mill. Mart Rohstoffe für Industriezwecke Fabrikate.
Anträge von einzelnen Parteigenossen bedürfen der Gegens zeichnung der Vertrauensperson oder des Vorstandes der örtlichen bezw. Streisorganisation, falls sie zur Veröffentlichung und Beratung gelangen sollen.
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für Nahrungsmittel und Rohstoffe in Frage So wenig aber die Kolonien als billige Bezugsquellen kommen können, so wenig spielen sie für den aus. wärtigen Handel Deutschlands eine Rolle. Der aus wärtige Handel Deutschlands verteilte sich 1905 nach den einzelnen Erdteilen folgendermaßen: Einfuhr nach Deutschland Ausfuhr aus Deutschlant ( in Millionen Mart) 4633 4380 1014
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Die Nahrungs- und Genußmittel, in erster Linie das Die Parteigenossen, die zum Parteitag kommen, werden eine gewaltige Rolle. Brotgetreide, spielen also im Warenbezug Deutschlands Sie machen allein 30 Proz. feiner Südamerika ( auch Zentralamer.) 833 erfucht, von ihrer Delegation dem Vorstande und dem Lokal- Wareneinfuhr aus. Und gerade diese Wareneinfuhr sucht Südamerika ( auch Zentralamer.) 833 tomitee rechtzeitig Mitteilung zu machen, damit ihnen die man nicht nach Möglichkeit zu erleichtern, sondern Australien Vorlagen und eventuell weitere Mitteilungen zugesandt werden nach Möglichkeit durch Schutzölle und andere Ein- Afrita
fönnen.
Die Adresse des Lokalkomitees lautet:
Wilhelm Oftkamp, Effen a. d. Ruhr, Kirchftr. 20. Mandatsformulare sind durch das Partet bureau: 2. .Pfannkuch, Berlin SW. 68, Lindenstr. 69 zu beziehen, der Versand erfolgt vom 19. August an.
Die Genossen, die Anträge einreichen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß etwaige den Anträgen beigegebene Motive weder im Vorwärts", noch in der den Delegierten zugehenden Vorlage Aufnahme finden können. Es steht den Genossen das Recht zu, ihre Anträge selbst oder durch befreundete Genossen auf dem Parteitag mündlich zu begründen. Ein Abdruck der Motive verbietet sich aber aus räumlichen Gründen und um Wiederholungen zu vermeiden.
Der Parteivorstand.
fuhrfchitanen zu erschweren! Unter der Wareneinfuhr befanden sich ferner: Staffee 170 Millionen Mart, Tabakblätter 122 Millionen Mart, Kakaobohnen 33 Millionen Mark.
Afien
508
164
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228
Busammen 7340
565
392
817
53
123
5830
Diese Gestaltung der Handelsbeziehungen beweist, daß Auch diese Produkte sind mit einem hohen Zoll belegt, heute ein Gegensatz zwischen dem Industrieland und der 1905 beim Katao 31 Proz., beim Raffee 42 Proz. und dem industriellen Absakgebiet nicht mehr beim Tabat zirka 50 Proz. des Wertes der Einfuhr betrug. epiftiert. Das wichtigste Absatzgebiet für die Industrie Bekanntlich haben diese Produkte in den Kolonialflugblättern find gerade die Industrieländer. Gehen doch 21 Proz. während der letzten Wahl eine große Rolle gespielt. Mit Recht der deutschen Warenausfuhr nach England, 9 nach den Ver einigten Staaten , nach Frankreich , Belgien , Holland und die sagt aber Parvus: Schweiz zusammen weitere 23 Proz.
Wenn nun diese überfeeischen Erzeugnisse für Deutschland nach Ansicht der Regierung wichtig genug find, um die Kolonialpolitit konnten aber erst zum Bewußtsein kommen, nachdem neben ,, Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Ste mit ihren Kolonialfriegen und ihren Marineausgaben zu recht fertigen weshalb hindert man ihre Zufuhr durch England sich noch andere Industriestaaten entwickelt hatten. 8ölle und weshalb berteuert man fie? Man braucht Denn bis dahin war das tatsächliche Verhältnis auf dem Schutzölle, um die Marine ausgaben zu bezahlen; die Weltmarkt ein anderes. England bezog seine Rohstoffe aue Marine ausgaben, um die Solonien zu fügen; die den Kolonien, die Nahrungsmittel vom europäischen Festland Kolonien, um jenen Rata o zu liefern, den man billig und benutzte dieses als Absatzgebiet für seine Fabrikate. Diese und einfach haben könnte, wenn man die Schutzölle Sonderstellung Englands wurde aber nur bedingt durch die
nicht hättel
Man nimmt dem deutschen Arbeiter das Brot und das geringe Entwickelung der Industrie und des Weltmarktes und Fleisch vom Munde, um ihm auf dem Präsentierteller die Rückständigkeit der sozialen Entwickelung Europas . Das etliche Rataobohnen aus Ostafrita zu überreichen, 19. Jahrhundert hat mit diesen Bedingungen der industriellen die er mit Goldesgewicht bezahlen muß, wenn er fie genießen Vorherrschaft Englands gründlich aufgeräumt. Es hat die maschinelle Technit auf wissenschaftliche Grundlagen gestell
will."