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tle6er Mißstände im Betriebe der Firma Gär» druLhken tvlr ?n Nr. 149 einen Bericht. In diesem sind einige Irrtümer unter- laufen. Der Meister, dem die unliebsamen Arbeiter zugeschoben werden, damit sie hinausgegrault werden, heißt Schmidtgunst, nicht Schmidt. In bezug auf die Ventilation in der optischen Ab- teilung wurde bereits vor drei Jahren Abhülfe und Verbesse- rung zugesagt. Weiter muß es heißen: Aus dieser Abteilung waren im Februar 29 Mann in ärztlicher Behandlung und 7 in Heilstätten. Der Tarifvertrag der Zuschneider und Zuschneiderinnen der Herren- und Knabenkonfektion wurde bekanntlich unter der Be- dingung abgeschlossen,-daß bis zum 1. September dieses Jahres mindestens 70 Proz. der Firmen, die mindestens 3 Zuschneider oder Zuschneiderinnen beschäftigen, ihn unterschriftlich anerkannt haben. Wird dieser Prozentsatz nicht erreicht, so ist dieser Vertrag hinfällig. Selbstverständlich ist es den organisierten Zuschneidern nun nicht allein darum zu tun, jene verlangten 79 Proz. der größeren Firmen für den Tarif zu gewinnen, sondern ihn vielmehr allgemein, und auch in den kleineren Geschäften, durchzu- führen. Sie sind auf diesem Wege schon ein gut Stück vorwärts gekommen, und es ist kaum daran zu zweifeln, daß binnen kurzer Zeit jener Prozentsatz von Tariffirmen nicht nur erreicht, sondern übertroffen Wieb. Haben doch von den Firmen, die bis 3 und mehr Zuschneider beschäftigen, schon 47 ihre Unterschrift geleistet! Sträubt sich nun auch noch eine Anzahl größerer Firmen gegen die An- crkennung des Tarifs, und behaupten auch einige Unternehmer, ihre Zuschneider seien ganz zufrieden mit den alten Verhältnissen, so daß für sie kein Grund vorliege, sich um die Tarifangelegenheit zu bekümmern, so werden diese Firmeninhaber sicherlich in wenigen Tagen genötigt sein, ihre Meinung zu ändern. Im ganzen kommen für die allgemeine Durchführung des Tarifs 194 Firmen in Betracht. Es mögen vielleicht hier und da noch einige kleine Unternehmer übersehen worden sein, die dann und wann einmal eine Person als Zuschneider beschäftigen und sich stolz als Konfektionsfirmen engros bezeichnen, wenngleich sie nur in Stube und Küche arbeiten. Es ist jedoch schon Vorsorge ge- troffen, daß etwa übersehene Firmen noch aufgefunden werden. Von jenen 194 sind der größte Teil kleinere Geschäfte. 69 Firmen beschäftigen nur 1 bis 5 Zuschneider und Zuschneiderinnen; LI Firmen 6 bis 19 und nur 14 Firmen sind es, die über 19 Zu schneider und Zuschneiderinnen haben. Die Zahl der Firmen, die 3 und mehr Zuschneider beschäftigen, ist 79, sodass also die 79 Proz., die derVerein der Herren- und Knabcnkonfcktionsfirmcn engros" als Bedingung für die endgültige Anerkennung des Tarifs verlangt hat, 49 Firmen ausmachen wüvden. Man ist also diesem Ziele schon sehr nahe gekommen. Bemerkenswert ist auch, daß die Firma Stern Gebr. u. Co., die sich lange mit der Ausrede sträubte, ihre Zuschneider verlangten gar nichts weiteres, nun ebenfalls den Tarif anerkannt hat, nach- dem sie bemerkte, daß alle ihre Zuschneider organisiert waren und ein längerer Widerstand gegen die Tarifforderungen nutzlos sein werde. Nun hatte die Ortsverwaltung deS Schneiderverbandes am Freitag wiederum bei Dräscl in der Neuen Friedrichstraße eine Mitgliederversammlung der Zuschneider und Zuschneiderinnen einberufen. Hier wurde Beschluß gefaßt über die Arbeitseinstellung bei den Firmen, die den Tarif noch nicht anerkannt haben. In dieser, übrigens zahlreich desuchten Versammlung berichtete Mähr zu- nächst über den bisher erzielten Erfolg der Tarifbewegung. So- dann wurden die Zustände und Organisationsverhältnisse in den grossen Firmen besprochen, deren Inhaber noch der Meinung sind, sie könnten ohne den Tarif auskommen. Einstimmig wurde darauf folgende Resolution angenommen: Die Versammlung beschließt: bei den größeren Firmen, die bis jetzt den Tarif nicht anerkannt haben, wird am Mon- tag die Arbeit nicht wieder aufgenommen, so- weit es der Ortsverwaltung nicht noch am Sonnabend gelingt, die Unterschrift zum Tarif zu erhalten." Die Tarifbewcgung der Herren- und KnahenkonfektionSschueider «nd-Schneiderinnen hat bereits einen immerhin bemtrtdnswerten Erfolg gehabt. Van den großen Firmen haben d, die ungefähr 899 Schneider beschäftigen, bewilligt, und zum Teil sind die Tarife schon endgültig abgeschlossen. Eine Reihe anderer Firmen hat die Vertreter tzes Verdandes zu Verhandlungen eingeladen. Die klagenden Bäckermeister. In der Klage des Ehren-ObermeisterS der Rix- dorfer Bäcker-Z Wangsinnung Stuhlmann gegen den Bäckermeister H i l m e r auf Zahlung der Konventionalstrafe von 89 M. aus dem bekannten Verpflichtungsschein, den die Innungen von ihren Mitgliedern unterschreiben ließen, stand gestern bereits zum zweiten Male vor dem Amtsgericht R i x d o r f Termin an. Der Anwalt des Klägers, Dr. P a t s ch k e, legte einen Schrift- satz bor , in dem bestritten wird, daß Stuhlmann Mitglied der Innung sei, oder im Auftrage derselben gehandelt habe. Vielmehr sei der Revers vom Arbeitgeber-Schutzverband aus­gegangen, der das Bestreben habe, die Meister zur Abwehr der unberechtigten" Forderungen der Gesellen zusammenzuschließen. Daß der Revers am Kopf die Ueberschrift:Bäckerinnungen Berlins und der Vororte" trägt, sei rein zufälliger Natur. Im übrigen könne auch eine Konventionalstrafe zugunsten dritter bestimmt werden. Hierfür beruft Kläger sich auf Dernburg , B. G. B. III,§ 199 4. Seite 2L1 und behauptet, daß der Revers nur für kurze Zeit Gültigkeit habe und nur eine geringe Summe als Konventional- strafe festsetze. Ebenso behauptet Kläger, der Vertrag verstoße weder gegen die guten Sitten noch gegen die Gewerbefreiheit oder gegen das öffentliche Recht, auch taste er nicht die Erwcrbsfähigkeit und Selbständigkeit oder die persönliche Freiheit in einem den guten Sitten zuwiderlaufenden Umfange an. Es wird hier wieder auf Dernburg, B. G. B. II l, 100, 191, III Nr. B und und ins­besondere Gruchot Band L4, Seite 946, Band 37, Seite 964, vcr- wiesen. Da der Zweck des Vertrages der sei, die durch den Boykott abspringenden Kunden zu zwingen, zu ihren alten Bäckermeistern zurückzukehren, indem ihnen die anderen Bäcker keine Ware liefern oder verkaufen, müsse man im Interesse der durch den Boykott ge- schädigten Bäckermeister den Vertrag als etwas Nützliches, sogar Lobenswertes betrachten. Der Vertreter des Beklagten führte dagegen aus: Wenn vom Kläger behauptet wird, daß die Innung mit dem Revers gar nichts zu tun habe, so stehe demgegenüber fest, daß derselbe überall gleichlautend mit dem Kopf der Innungen und nach einem B e- schluss der Jnnungsvor stände Berlins und der Vor- orte ausgefertigt und den Jnnungsmitgliedern zur Unterschrift von den Vorstandsmitgliedern vorgelegt wurde. Der Arbeitgeber-Schutzverband mußte, wenn er als Kontrahent gelten wollte, sich auch den Jnnungsmitgliedern auf den Reversen kenntlich machen. Dies ist nicht geschehen, er scheide infolgedessen hier vollständig aus. Soll Herr Stuhl mann, wie in dem klägerischen Schrift- satz und in der Verhandlung behauptet wurde, bei Abfassung des Reverses aus eigenem persönlichen Interesse gehandelt haben, so sei dies nach der Spruchpraxis der Gerichte und nach ZA 252 bis 255 Strafgesetzbuches als eine Erpressung zu betrachten, durch die Kläger sich oder einem Anderen einen rechtswidrigen Vermögens- vorteil verschaffen wollte. Kläger ist Rentner und betreibt kein offenes Bäckereigeschäft, kann also durch das Abgehen von Kunden auch nicht geschädigt werden. Im übrigen gibt Kläger zu, daß der Vertrag zu dem Zweck geschlossen war. eine Einwirkung auf die Gestaltung der Lohn- und Arbeits- bedingungen im Bäckergewerbe zu erzielen. § 152 der Gewerbeordnung läßt wohl derartige Verträge und Abreden zu; es leitet sich aber niemals ein klagbares Recht daraus her. Wenn behauptet wird, der Vertrag verstoße nicht gegen die guten Sitten, da seine Gültigkeit nur von kurzer Dauer und das Objekt nur ein niedriges sei, so steht nach den Auslassungen der Jnnungsblätter, wie auch nach dem Wortlaut des Vertrages fest» daß die Absicht vorliegt, jeden Bäckermeister, der während des LohnkampfcS itn Bäckergewerbe neue Kundeft annimmt, für j e d e n neuen Kunden um die Konventionalstrafe zu verklagen. Es be- deute dies für die Meister, welche infolge ihrer Einigung mit den Gesellen boykottfrei bleiben und neue Kunden gewinnen, einen Aderlaß, der zum vollständigen Ruin führen muß. Das Gericht will nunmehr die beiden Vorstandsmitglieder der Rixdorfer Zwangsinnung, Ecke und Bollmann, darüber ver- nehmen, ob Kläger Mitglied der Innung sei, und ob die Unter- breitung der Reverse auf Beschluß resp. Anregung der Innung erfolgte oder ob sie auf persönliche Initiative des Klägers zurück- zufiihren sind. Veurkcbeg Retch. Neue Erfolge des Verbandes der Töpfer. Der Streik der Töpfer in Guben ist mit Erfolg beendet. Erreicht wurden Lohnausbesserungen von 5 25 Proz., auch wurde die 19stündige tägliche Arbeitszeit auf 9M> Stunden verkürzt.- Die Scheibentöpfer in Königsbrück erreichten eine durchschnitt- liche Lohnerhöhung von 15 Proz. und 1 Stunde täglicher Arbeits- zeitverkürzung. In Naumburg a. Queis wurde nach kurzer Streikdauer«in verbesserter einheitlicher Tarif für Scheibentöpfer geschaffen. Der Erfolg hätte ein noch besserer sein können, wenn die zum Teil noch in Naumburg dominierendenFachahteiler" nicht als Arbeitswillige fungiert hätten. Die Töpfer in Wittenberg erreichten Lohnerhöhungen in Höhe von 5 9 Prozent und die Töpfer in H o f verbesserten ihren Stundenlohn von 49 bezw. 42 Pf. auf 43 bezw. 45 Pf., welcher Lohn vom März näckssten Jahres ab um weitere 3 Pf. pro Stunde erhöht wird. Der Streik der Töpfer in Oppeln wurde erfolgreich beendet durch Schaffung eines Tarifs, der 19 15 Proz. Lohn­erhöhung enthält und Verkürzung der täglichen Arbeitszeit um 1 Stunde. Der Stundenlohn wurde um 5 19 Pf. erhöht. Eine Tarifbewegung der Töpfer in Stendal brachte 19 12 Proz. Lohner�ihungen. auch wurde das Kost- und Logiswesen beseitigt. Auch in Schmiedeberg und Neudobra wurden Lohn- aufbesserungen erzielt. In Marienwerder ist ein Töpfer- streik ausgebrochen, weil die Unternehmer sich zu Verhandlungen nicht herbeilassen wollten. Im übrigen streiken bezw. sind aus- gesperrt die Töpfer in Danzig . Bütow i. P.. Giesen- brügge, Crinitz , Zeven und Pölitz in Pommern . Die Kohlenarbeiter und Kutscher Lübecks haben soeben eine Lohnbewegung erfolgreich beendet. Sie erzielten eine Lohnerhöhung für Kutscher von 23 M. auf 25 M. und eine Lohnerhöhung für Platzarbeiter von 29 M. auf 22 M. Außerdem sollen die Ueberstunden, die nach 7 Uhr abends gemacht werden müssen, bezahlt werden, was bisher nicht der Fall war. Huslanck. Zum Textilarbeiterkampfe in LandeShut in Schlesien . Die Situation ist bisher eine unveränderte. Die Streikenden sind guten Mutes und hoffen, daß ihnen bei einiger Ausdauer der Ersolg werden muß. Der Aussperrungsbeschluß der Fabrikanten be- steht immer noch, und wenn nicht die am heutigen Tage(5. Juli) in Breslau stattfindende Sitzung des Verbandes schlesischer Textil- industrieller den Beschluß rückgängig macht, wird Landeshut am 15. Juli an die 3999 Arbeiter und Arbeiterinnen ausgesperrt sehen. Trotz alledem lassen sich die Arbeiter nicht einschüchtern; sie sind fest entschlossen, den ihnen aufgezwungenen Kamps aufzunehmen und durchzuführen. Mittleriveile scheinen sich die Mehrwertschlucker zu bemühen, von anderswo Arbeits- träste in ihr Garn zu locken. Schon früher waren ihre Bemühungen darauf gerichtet. Leute aus Lodz herbeizuholen. Auch jetzt scheinen sie wieder ihre Netze dort ausgeworfen zu haben. In diesem Bestreben werden sie von einem Bureau unterstützt, das sich wohl den Anschein gibt, eine ausschließlich humanitäre Tätigkeit zu entfalten, tatsächlich aber den von demselben verschickten Leuten m den meisten Fällen keinen guten Dienst erweist. In erster Linie scheint es das Bestreben desselben zu sein, solchen Arbeitgebern Hände" zu vermitteln, die sich durch Streiks oder Aussperrungen in bedrättgttr- Lage befinden. So war eS auch im vorliegenden Falle. Zwei Arbeiter, die aus Lodz herüber kamen und sich an jenes Bureau um Arbeit wandten, erhielten folgendes Begleitschreiben aus- gehändigt: HiilfSausschuß für deutsche Rückwanderer in O st r o w o sProvinz Posen). Telegramm-Adresse: Hülfsausschuß Osirowo. Ostrowo , Prov. Posen, 2. Juli 1907. Fernsprecher 83. Journ.-Nr. 1609/97. Herren Methner u. Frahne in LandeShut . In Ueberbringern dieses überweisen wir Ihnen die Weber lhier folgen die Namen) aus Lodz (Russisch-Polen) und er- suchen Sie höflichst, selbige unterbringen zu wollen. DaS von uns verausgabte Reise- und Zehrgeld im Betrage von 14,15 M., welche Summen vom Lohne in Abzug gebracht werden können, wollen.Sie uns gefälligst nebst den bei uns üblichen Ver- mittelungsgebühren von SM. pro Arbeitskraft zur Deckung unserer Kanzleikosten einsenden. In dieser Erwartung verbleibend, zeichnet Hochachtungsvoll Der HülfSauSschuß für deutsche Rückwanderer auS Rußland . Der Geschäftsführer. I. V.: K. Ziegler. iL. S. Für(Namen) wurden 8.15 M. verausgabt. 00 6,99 Sa. 14,15 M. Also ein regelrechtes StreikbrechervermittelungSburean. das sich da aufgctan hat. Wie uns mitgeteilt wird, solle» auch während des Hafenarbeiterstreiks in Hamburg dem russischen Reich den Rücken kehrende Arbeiter den Reederprotzen verschrieben worden sein. Alles in allein genommen steht die Sache der Streikenden resp. der demnächst Ausgesperrten durchaus günstig. Hierzu trägt die beispiellos gute Konjunktur bei, die in der Leinenindustrie besteht. Haben die Unternehmer während der letzten Jahre Millionen ein- geheimst, so sind gewiß auch die darbenden Textilarbeiter berechtigt, ihr Leben etwas sonniger zu gestalten. Die Lohnstatistiken beweisen, daß der Lohn des größten Teiles der Weber sich unter 12 M. pro Woche bewegte. Wer würde es wagen, angesichts dieser Tatsache zu behaupten, die Forderungen seien ungerecht? Versammlungen. Die Bereinigung der Fliesenleger und HülfSarbeiter(Orts- verein Berlin ) hielt am Freitag imNeuen Klubhaus" eine gemeinsame Versammlung beider Abteilungen ab. Zunächst ver- handelte man über die Neuwahl der Schlichtungskommission. P u t l i tz sprach einleitend dazu. Der Tarif laufe bald ab. In vier Wochen müsse er gekündigt werden, falls dies beschlossen werde. Aber auch wenn er nicht gekündigt werde, würden Verhandlungen mit den Arbeitgebern über einzelne Punkte notwendig. Unter diesen Umständen wäre eine Verstärkung der Schlichtungskommission angebracht. Er schlage die Wahl von 5 Fliesenlegern und 2 Hülfs- arbeitern vor. Eine weitere, nachher zu entscheidende Frage wäre, ob man nicht gemeinsam mit den anderen Organisationen(Maurer - verband usw.) vorgehen wolle. Sollten diese sich beteiligen, dann müßten schließlich einige Kandidaten zugunsten der anderen Organi- sationen zurückgezogen werden. Hierzu machte Beiersdorf den Untervorschlag, daß von den sieben zu wählenden einige als Stellvertreter gelten sollten. Das wurde akzeptiert. Die Wahl gestaltete sich so, daß vier Fliesenleger und drei HülfSarbeiter die Majorität erhielten. Gewählt wurden die Fliesenleger P u t l i tz, Herfort h, Dittmann und K u h n i e, sowie die Hülfs- arbeiter Richard, Neumann und Fritz K l i e m a n n. Der Haupliassierer der Vereinigung, Hoizwark, hat sei>< Amt niedergelegt. An seine Stelle wird Luis Kliemann gewählt. Die Wahl eines Ersatzmannes für den Hauptvorstand fiel auf N i t s ch k e. Er wurde anstelle Knöppchens gewählt, der das Amt niedergelegt hat. Der Vorstand beantragt den Aus- schluß Knöppchens aus der Organisation, weil er jetzt alsBau- Herr" Akkordmaurer beschäftigt. Der Ausschluß wird einstimmig beschlossen. Ueber die Frage der Kündigung deS Tarifs referierte P u t l i tz. Angesichts der bedeutungsvollen Veränderungen in den anderen Bauberufen erscheine es nicht denkbar, es bei dem jetzigen Tarif zu belassen. Die Kündigung sei notwendig geworden. Die veränderten Verhältnissen hätten schon zu einer falzchen Auslegung der Bestimmung des bestehenden Tarifs geführt, wonach Maurer , die zur Fliesenlcgerei übertreten, mindestens den Maurerlohn er- halten müssen. Selbstverständlich kämen jetzt 89 Pf. pro Stunde in Betracht. Manche Arbeitgeber könnten das aber nicht begreifen und wollten jetzt übertretenden Maurern nur 77 Pf. aeben. Be- sonders aber habe Redner die Verkürzung der Arveltszeit im Auge. Schon wieder hätten einige größere Firmen bewilligt. Mit größter Wahrscheinlichkeit sei anzunehmen, daß Maurer, Zimmerer und Bauarbeiter binnen einigen Wochen die 84b stündige Arbeitszeit allgemein errungen haben werden. Im jetzigen Fliescn- legcrtarif sei noch die neunstündige Arbeitszeit vorgesehen. Daß die jetzt nicht beibehalten werden könne, werde selbst den Unter- nehmern einleuchten. Und zwar würden die Fliesenleger und ihre HülfSarbeiter gleich die achtstündige Arbeitszeit fordern müssen sowie eine entsprechende Erhöhung der Stundenlohne. Die eigent- liche Formulierung der Forderungen und etwaige Aenderungen anderer Paragraphen wäre der Schlichtungskornmission zu über- lassen, und zwar möglichst einer gemeinsamen Sch'lichtungskommission aller in Betracht kommenden Organisationen. Darum empfehle et auch folgenden Antrag: Um die diesjährige Lohnbewegung der Fliesenleger und HülfSarbeiter einheitlich zu gestalten, so wird hiermit die neu- gewählte Schlichtungskommission beauftragt, sich mit den Vor- ständen der außer unserer in Betracht kommenden Organisationen in Verbindung zu setzen, um eventuell die aufzustellenden Forderungen gemeinsam zu beraten und zu vertreten. Die Ver- sammlung hofft, daß dieser im Interesse der gesamten Kollegen- schaft gemachte Vorschlag bei den Kollegen der übrigen Organi- sationen Zustimmung finden wird." Dieser Antrag wurde nach einer zustimmenden Debatte ein- st immig angenommen und einstimmig wurde die Kündigung des Tarifs zum I.Oktober beschlossen. Der Vorsitzende teilte dann mit, daß dem Vorstand bereits ein Schreiben des Parteivorstandes zugegangen sei. wodurch der imVorwärts" angekündigte Versuch gemacht werde, in der Frage der Verschmelzung mit den Zentralverbänden sich direkt mit den Vorständen der derFreien Vereinigung der GeWerk- schaften Deutschlands" angeschlossenen Organisationen ins Ein- vernehmen zu sehen. Die Geschäftskommission derFreien Ver- einigung" habe bekanntlich mit Rücksicht auf die Beschlüsse des VII. Kongresses eine Verhandlung abgelehnt. Der Vorstand überlasse die Entscheidung darüber, wie das Schreiben des Partei- Vorstandes zu beantworten sei, den Mitgliedern. Der Vorstand habe seinerzeit gemeinsam mit dem Hauptvorstand bei einer Rück- frage der Geschäftskommission auf die Frage, ob die Geschäfts« kommission mit dem Parteivorstand in Verhandlungen treten solle, die den Anschluß an die Zentralverbände bezwecken, mitJa" ge- antwortet. Dagegen seien damals vom Vorstand die Fragen ver- neint worden:Ist Neigung vorhanden, sich mit den Zentral- verbänden zu verschmelzen?" und:Würde der Vorstand ohne die Geschäftskommission mit dem Parteivorstand verhandeln?" Die Ausführungen der Diskussionsredner liefen im wesentlichen auf eine Billigung des Standpunktes der Geschäftskommission hin- aus. Die Vereinigung der Fliesenleger habe in ihren Versamm- lungen den Beschlüssen deS VII. Kongresses zugestimmt. Sie müsse sich ebenfalls daran gebunden halten, bis ein anderer Kongreß etwas anderes beschließe� In diesem Sinne soll nach einstimigem Beschluß die Antwort an den Parteivorständ ausfallen. Im übrigen sielen inder Diskussion einige herbe Worte, die dahin gingen, daß versucht werde, die sogenannten lokalistischen Organi. sationen, die ihre historische Berechtigung hätten, mit Gewalt den Verbänden zuzuführen. Beiersdorf meinte:Wenn man uns später in der Partei nicht mehr will, dann werden sich noch andere finden zur Gründung einer jungen Partei. Sozialdemokrat bleibt man doch." Letzte JVacbncbtcn und DcpcFcbcn, Nachspiel zum PeterSprozeß. Altona . 6. Juli. (Privatdepesche desVorwärts".) Gegen den Polizeiassistent Neuhaus, Zeuge im Petersprozeß. hat die Behörde Untersuchnng eingeleitet. Unwetterschäben. Frankfurt a. M., 6. Juli. (B. H. ) Wie auS Diez gemeldet wird, hat gestern bort ein Unwetter, bei dem Schloffen in Taubenei- grüße niedergingen, schweren Schaden an der Ernte und den Obst- kulturen angerichtet._ Abgestürzt. Grenoble , 6. Juli. (W. T. B.) Von drei deutschen Studenten« die gestern einen Aufstieg auf einen hohen Gipfel der Grande Chartreuse unternahmen und sich dabei verirrten, stürzte einer, ein Bayer aus Landau in der Pfalz namens Steinfeld, 159 Meter tief in eine Schlucht. Seine Leiche wurde heute früh aufgefunden. Feuersbrunst auf dem Schiff. Toulon , 6. Juli. (B. H. ) An Bord des PanzerschiffesHoche" ist eine FeuerSbrunst ausgebrochen. Das Feuer entstand in der Nähe des Pluvermagazins und es herrschte einen Augenblick lang große Gefahr. Durch das schnelle Eingreifen der Mannschaften gelang es jedoch, jede Gefahr zu beseitigen. Die Ursache deS Brandes ist noch unbekannt._ Polizeitätigkeit im SufstandSgebiet. Rarbonne, 6. Juli. (B. H. ) Die Polizei nahm heute fünf Verhaftungen bor , welche im Zusammenhange stehen mit den Zwischenfällen anläßlich der Verhaftung des Bürgermeisters Ferroul. Ueber 39 Haussuchungen haben stattgefunden. Mehrere Personen, welche verhaftet werden sollten, sind flüchtig. Dockarbeiter im Ausstand. Cherbourg , 6. Juli. (B. H. ) Die hiesigen Dockarbeiter sind heute in den Ausstand getreten und durchzogen unter Absingu«? revolutionärer Lieder die Straßen der Stadt. GaSarbeiteransstand in Marseille . Marseille , 6. Juli. (W. T. B.) DaS Personal der GaS» gesellschaft hat beschlossen, in den Ausstand zu treten, nur die Laternenanzünder werden heute abend noch arbeiten. Die Arbeiter verlangen Lohnerhöhung und Bewilligung eines wöchentlichen Ruhetages. Die Polizei bewacht die Fabrikgebäude. Entlassungen spionageverdächtiger japanischer Arbeiten New Bork» 6. Juli.(B. H. )New Dork Herald" berichtet auS Manila , alle japanischen Arbeiter, welche an den Befeftigungs- werken und bei den Docks von Olongapo und gawite beschäftig« waren, sind entlassen worden. Man vermutet unter den Ver- abschiedeten zahlreiche japanische Offiziere, welche, wie seinerzeit in der Mandschurei , Arbeiterstellungen angenommen haben, um auf Rechnung ihrer Regierung Spionage zu treiben. Auch 69 Frauen stehen unter demselben Verdacht. Die Amerikaner planen in der Nähe von Olongapo kombinierte Manöver der Flotten- und Landtruppen zu veranstalten. Lerantw.Nedakt.: Carl Mermuth, BerliwRixdors. Jnserateyelantw.lTh. Glocke, Berlin . Krück».Lerlag: Vorwärts Bucl�dr. u. VerlagsaniraltPaul Siiigcr L-Cs.. Berlin S W« Hierzu IBeilagea,