handelt es sich um die Holzbildhauerei von Renner, Admiral« sirahe IS, auS der 130 Eisen entwendet wurden. Ein Teil des Werkzeuges ist an den Hesten mit„IT gezeichnet. In den früheren stallen hat der Täter daS Werkzeug in Holzbildhaucreicn zu der- kaufen gesucht. Die Handlungsweise des Betreffenden ist um so niederträchtiger, da die Bildhaucrgehülfen mit eigenem Werkzeug arbeiten und durch den Diebstahl nicht in der Lage sind, ihre Tätig- keit auszuüben. Der Spitzbube wird als eine Person von schlanker Figur mit schwarzem Haar und Schnurrbart bezeichnet und legt sich den Namen Philipp bei. Jedenfalls handelt es sich um einen Bildhauer. Bei Renner wurde der Diebstahl des Morgens vor 6 Uhr ausgeführt. eS soll noch ein Helfershelfer vorhanden gewesen sein. Es wird deshalb ersucht, beim Ankauf von gebrauchtem Holz. bildhauerwerkzcug borsichtig zu sein und den Verkäufer anzuhalten und der Polizei zu übermitteln. Zwei schwere Automobilunfälle werden vom gestrigen Nach- mittag gemeldet. Der bei der Bedag- Gesellschaft angestellte 4 l jähr ige Paul Frischwasser, Chausseestr. 3 wohnhaft, wurde am Rurfürstenvamm von einem Bedagwagen überfahren und so schwer verletzt, daß er nach Anlegung von Notverbänden auf der Unfall- station am Zoologischen Garten nach dem Schönebergcr Kranken, Hause gebracht werden muhte.— Auch der zweite Automobilunfall hat sich am Kurfürstendamm in der Nähe der Kaiser Wilhelm« Gedächtniskirche zugetragen. Der L9 Jahre alte Maurer Karl Dietrich aus der Suarezstr. 49 wollte um die Kirche herumgehen und bei der Einbiegung in die Kantstrahe wurde er von einem Privatautomobil angefahren und umgeworfen. Die Räder des Kraftwagens gingen ihm über die linke Körperseite hinweg. In schwerverletztein Zustande wurde D. in daß Krankenhaus Westend eingeliefert. Ein Kindermord ist im Tiergarten entdeckt worden. Ein Park- Wächter fand in der Nähe des Goldfischteiches in einem dichten Gebüsch versteckt den Leichnahm eines neugeborenen KindeS mann- lichen Geschlecht». Zweifellos ist der Knabe gewaltsam getötet worden. Es geht dies daraus hervor, daß der Schädel eingedrückt war. Die Leiche ist zur Obduktion nach dem Schauhause gebracht worden. Eingehüllt loar der tote Säugling in graues Packpapier und in einen dunklen Unterrock. Besuch auS höheren Regionen erhielt letzten Sonntag abend gegen 8 Uhr die idyllisch im Seddin-See liegende, aus Fontanes Erzählung her bekannte Insel„Seddin-Wall". auch Robins Eiland genannt. Nach etwa Lstündiger Fechrt landete hier ein Luftballon mittlerer Größe mit vier Insassen, einer jungen Dame und drei Herren, vom Schlohpark..Weihensee", wo der Aufstieg kurz nach b Uhr erfolgte, ging die Fahrt bei mähigem nordwestlichen Winde über jenes herrliche Seen- und Waldgebiet, das von den Seen der Dahme einerseits und der Müggelspree anderseits umschlossen wird. Der Weg führte u. a. über bie Orte Friedrichsfelde , Hirsch- garten, Müggelsheim(Bismarckwarte) in einer Höhe-von zirka 1000 Metern nach dem Ufer des prächtigen Seddinsees, wo der Ballon infolge veränderter Windrichtung den Kurs wechselte und unter zeitwciser Gefahr, ins Wasser zu geraten, nach Seddin-Wall getrieben wurde. Der Besitzer der Insel, Landwirt Kersten und seine Leute waren den kühnen Seglern der Lüfte bei der Landung behülflich, so daß dieselbe ohne zeden Unfall in einer Kiefern- gjonung auf der östlichen Jnselspitze vonstatten ging. Eine nach auscnoen zählende Menschenmenge sah dem eigenartigen Schau- spiele vom gegenüberliegenden Ufer aus zu. Erhängt hat sich gestern früh der 17jährige Barbierlehrling G. Gundlach, der bei dem Friseur Heinrich in der Wilhelmstr. 94/95 in der Lehre war. Der Grund zu der Tat soll darin zu suchen sein, daß der junge Mensch etwas leichtsinnig war und die Folgen eines solchen Fehltritts fürchtete. Um einer Gefälligkeit willen den Tod gefunden. Einem ver- bängnisvollen Unfall ist die S3 Jahre alte Portiersfrau Wilhelmine Wrogel aus der LandShuterstr. LS zum Opfer gefallen. Da» in demselbenHause Bedienstete Kindermädchen Drammwitz bat gestern nachmittag Frau W., sie möchte ihm doch dabei helfen, den Kinder- wagen vom Keller heraufzuholen. Die PortierSfrau lieh sich auch nicht lange nötigen und half der D. AIS sie den Wagen, oben an der Treppe angelangt, vorschieben wollte, prallte er plötzlich gegen einen Pfosten und fuhr wieder zurück nach der Treppe zu. Frau W. erhielt infolgedessen einen so heftigen Stoß vor die Brust, daß sie das Gleichgewicht verlor und die Treppe hinabstürzte. Die Un- glückliche schlug mit dem Kopfe auf die steinernen Stufen und zog sich einen schweren Schädelbruch zu. Bald darauf starb die Ver- unglückte. Wegen eines großen Dachstuhlbrandes wurde gestern mittag um Uhr die 4. Kompagnie nach der Dortmunderstr. S in Moabit (Hanfa-Viertel) gerufen. Nahe dem BundeSratS.Ufer stand ein großer erst kürzlich vollendeter Bau in Flamme». Um diesen zu loschen, muhte die Wehr mit mehreren Dampfspritzen tüchtig Wasser geben. Der Dachstuhl des neuen Gebäude» konnte nicht mehr gerettet werden; er ist niedergebrannt und muh erneuert werden. Der Schaden ist beträchtlich und die Ursache des Feuer» noch unbekannt. Da» Polizeipräsidium teilt mit: Am 13. 0. 07 gegen 11 Uhr abends wurde vor dem Hause GreifSwalderstrahe L02 der Arbeiter Emil Filsch. 11. 10. 59 in Berlin geboren, in hülflosem Zustande mit schweren Kopfverletzungen aufgefunden. Filsch ist am 14. 8. 07 im Krankenhaus Friedrichshain an einem Schädelbruch verstorben. Er ist anscheinend von einem Radfahrer überfahren worden, da seine letzten Worten waren:„Radfahrer." Durch die Leichen- öffnung ist festgestellt, dah Filsch an Schädelbruch und Gehirnver- leyungen gestorben ist. Zeugen, welche von diesem Unglücksfall etwa« gesehen haben und hierzu Angaben machen können, wollen ihre Wahrnehmungen auf einem Polizeirevier oder bei der Kri- minalpolizei, Zimmer 326, schriftlich oder mündlich zum Akten- zeichen 5096 IV/S. 07 angeben. Gesperrt ist die Dessauerstrahe von der Asphaltgrenze der Strahe am Hafenplatze bis zur nördlichen Bordschwellenflucht der Ladestrahe am Hafenplatz behufs Asphaltierung vom 11. d. M. ab. Zur Jvustratton der gegenwärtigen Zustände im deutschen Eisenbahnwesen sendet unS ein Beamter, der sich die Reise naöh einem Seebade erlauben kann, folgenden Notschrei:„1. Am Frei- tag, den 28. Juni d. I.. brachte ich morgen» meine grau zur Bahn und gab ihren Reisetorb, der infolge eines Mihverständnisses nicht, wie beabsichtigt, als Passogiergepäck mitgehen konnte, sofort als trachtgut auf, nachdem der Stationsvorsteher mir erklärt hatte, ah der Korb in längstens S— 6 Tagen an Ort und Stelle sein werde. Seitdem sind zwölf Tage verflossen und der Korb ist nicht nur nicht angekommen, sondern überhaupt nicht mehr aufzufinden. Die Beamten erklären achselzuckend, er sei wahrscheinlich„verschleppt". Das passiere jetzt in der Reisezeit öfter; eS komme vor, daß Badereisende 3— 4 Wochen und länger warten müssen, ehe sie ihr rechtzeitig abgegangene? Gepäck er- halten. Ich füge hinzu, dah ich den betreffenden Frachtbrief unter den Augen und nach Anweisung dcS betreffenden StationSvor- steherS ausgefüllt habe, sodah in dieser Hinsicht kein Irrtum vor- liegen kann. Der Korb enthält unsere gesamten Kleider und Waschestücke für den Aufenthalt im Seebade, sodah wir die ange. nehme Aussicht- haben, einige Wochen mit dem kampieren zu müssen, was wir am Leibe tragen und als notwendige» Nachtzeug bei un» hatten. 2. Heute früh wollte ich selbst nun meinen Urlaub antreten. Als ich das Billett bezahlen wollte, fehlte mir zirka 1 M. am Metallgeld, das ich noch hatte; ich legte deshalb eine größere Bank» note hin. Darauf wurde mir kalilächelnd erklärt, mit dieser könnte ich nicht bezahlen. Denn eS sei eine sächsische Bank- note und solche würden bei den preuhischen Eisen- bahnver waltungen nicht genommen! Ich lies ver- geblich— eS waren noch zirka 20 Minuten Zeit bis zur Abfahrt des Zuges— zu allen„Direktoren",„Inspektoren" und was sonst an hohen Bureaukraten im Bahnhofsgebäude existierte. Ueberall wurde ich achselzuckend abgewiefen, obgleich ich erklärte, dah ich unter diesen Umständen zunampt überhaupt nicht abfahren könne. demnach heute nicht mehr an Ort und Stelle käme und sogar der morgige Geburtstag meines Kindes, zu dem ich die Geschenke im Koffer hatte, nicht gefeiert werden könnte. An den heiligen Para- graphen prallten sämtliche Vernunftsgrunde eindruckslos ab, Nicht einmal leihweise wollte man mir gegen L e g i t i- m a t i o n und H i n t e r l e g un g der 500 Mark-Note soviel Geld verabfolgen, daß ich das Billett bezahlen könnte!! Da auch weit und bceit beim Lehrter Bahnhof keine Wechselkasse existiert(!) und man weder im Wartesaal, noch sonst irgendwo auf dem Bahnhof die Note wechseln konnte oder wollte, so blieb mir tatsächlich nichts übrig, alS den Zug abfahren zu lassen und einen Tan später zu fahren I Angesichts solcher unerhörter Zustände ist doch wirklich die Frage berechtigt, wozu wir diese Gesellschaft am grüne» Tisch denn eigentlich bezahlen, wenn sie entweder so unfähig oder so gleich- gültig gegen die Interessen des Publikums sind, dah'diese? gerade- zu Schindluder mit sich treiben lassen mutz!" Arbeiter-Sängcrbund Berlin » und Umgegenb. Ausschuß, sitzung vom 7, Juli 190 7. Vor Eintritt in die Tages- ordnung widmete der Vorsitzende dem verstorbenen SangeSbruder, früherem Vorsitzenden des Bundes. Ott» Rasche, ehrende Worte der Anerkennung für sein langjähriges Wirken im Interesse des Berliner Arbeiter-Sängerbundes, für sein Mühen untz Kämpfen für den Arbeitergesang überhaupt. Ganz besonders habe sich der Verstorbene als Obmann verdient gemacht um die„Liedergeinetn- schast der Arbeiter-Sängervereinigungen Deutschlands ". Zu Ehren des Andenkens des Verstorbenen erhoben sich die Anwesenden von ihren Plätzen.— Aufgenommen in den Bund, nach Absingen des ProbcliedeS, wurde der Verein„Freies Lied"(Berlin ) und„Maiengrün" (Berlin ); der Verein„Vorwärts(Heegermühle) beantragte durch seinen Vertreter Aufnahme, welchem Antrage auch stattgegeben wurde.— ließet die Beteiligung der Mitglieder der einzelnen Ver. eine bei der diesjährigen Maifeier entspann sich eine lebhafte Debatte, in welcher auch die Tätigkeit einzelner Dirigenten scharf kritisiert wurde. Um jedoch da» Material besser überblicken zu können, um so zu einem positiven Resultat zu gelangen, wurde be- schlössen, die Maifeicr-Statisttk drucken zu lassen und die weitere Debatte bis nach Fertigstellung derselben zu vertagen. Bon 2895 Sängern beteiligten sich bei der Maifeier am Gesänge 1839 Sänger. — Das am 4. August in Weihcnsee stattfindende Sänger- fest veranlahte den Vorsitzenden zur Aufforderung an die Vereine, die dort zu singenden Lieder fleihig zu üben und sich auch den Ber - trieb der Billette recht angelegen sein zu lassen.— Mit Be- friediguim wurde von der Verschmelzung ber Vereine„Freiheit, West",„Frohe Hoffnung" und„Gerechtigkeit" Kenntnis genommen; dieser vereinigte Chor führt jetzt den Namen„Freie Liedertafel" (Berlin -Weit). Ebenso wurde die Mitteilung mit Genugtuung be» grüht, dah sich dem„Berliner Männerchor 1905" die„Freie Lieder- tafel" angeschlossen habe. Hierbei wurde seitens des Vorsitzenden wiederholt darauf hingewiesen, dah es nur im Interesse des Ge, sangcs sowohl, wie im Interesse des Bundes liege, wenn die klei. neren Bergine immer mehr und mehr zu der Erkenntnis gelangen, dah die Bildung grohcr, leistungsfähiger Chöre von Vorteil, ja geradezu eine Notwendigkeit sei. Der Vorstand werde nach wie vor dieser Frage seine ganze Aufmerksamkeit widmen. Verloren wurde am Montagabend im Saale bei Litfin ein Portemonnaie mit zirka 160 M. Der Finder wird gebeten, dasselbe bei Schulze, Naunynstr. 60, Ouergeb. III, abzugeben.— In der Badeanstalt in Heiligensee ist am Sonntag ein Portemonnaie mit 40 M. in Gold und etwas Silber abhanden gekommen. Um Abgabe wird gebeten in der Schuhmacherwerkstatt Luisenstr. d2 1. Tie im Berliner Aquarium während der jüngsten Tage ein- gelaufenen Sendungen von Meercsticren brachten insbesondere für die Vertretung einer der umfangreichsten Gruppen des Tierreiches, der Stachelhäuter oder Echinodermen. erwünschte Ergänzungen, und zwar nicht nur Seesterne, sondern auch Seeigel und See- gurken. welche Klassen bei aller Mannigfaltigkeit tn der äußeren Gestaltung ihrer Mitglieder doch darin übereinfttmmen, daß die vielen Hunderte von Arten ein aus kohlensaurem Kalk gebildetes festes inneres Skelett besitzen und sich vermöge zahlreicher, über die LeibeSoberfläche vorstehender hohler Saugfuhcken fortbewegen. Von den Seesternen fallen den Besuchern vornehmlich der Purpur- stern und der Riesenstern, ersterer durch die prachtvoll rote Färbung, letzterer durch seine gewaltige Größe(bis Meter im Durchmesser) ins Auge, und neben diesem Riesen erscheinen die nur kirschgrotzen, in einem kleinen Becken ihm gegenüber unterge- brachten blaugrünen Asterinen wie Zwerge. Bei dem größeren Breitfuhstern sind zwar auch die fünf Arme durch häutige AuS. breitrmgen verbunden, indessen ist der Körper oben und unten plattgedrückt und nebst den Armen auf weihem Grunde mit roten Stachelhäufchen versehen. Die Seeigel und Seegurken zeigen so» wohl in der Form wie in der Gröhe weniger Abwechselung. Feuerwehrbericht. Wegen eines großen DachstuhlbrandeS wurde der 11. Zug nach der Jahnstr. 5 alarmiert. Das Vorderhaus stand in Flammen. Brandmeister v. B o r ch fand bei seinem Ein- treffen schon einen ausgedehnten Brandherd vor. Die Treppen waren bereits verqualmt. ES muhte deshalb ein Sauerswffhclm beim Vorgehen benutzt werden. Eine große mechanische Leiter erleichterte da» Vordringen der Mannschaften ganz wesentlich. Durch kräftige» Wassergeben mit mehreren Schlauchleitungen ge- lang eS. den Brand auf den Dachstuhl zu beschränken. Die Eni- äehung war nicht mehr zu ermitteln. Zahlreiche Mieter, von ?enen einige verreist sind, haben den Verlust von Hausrat zu be» klagen. Em zweiter Dachstuhlbrand beschäftigte die Wehr«n der DreSdenerstr. 37. Dort brannte das Ouergcbäude. Die Löschung gelang,»och bevor die Flammen den angrenzenden Dachstuhl er- aßt hatten. Grober Unfug lag einer yeuermeldung zu Grunde, die das Ausrücken der Wehr nach dem Rudolfplatze veranlahte. Da» Auslaufen von Säure au« einem zersprungenen Glasballon war die Ursache einer Alarmierung der Wehr nach der Reichen- bergerstr. 19. Prchkohlenbrände muhten auf dem Seblesischen und Moabiter Güterbahnhof und anderen Stellen gelöscht werden. Schwefel brannte Ält-Moabtt, Ecke Kirchstr. 107, Gardinen usw. Lothringerstr. 65. Außerdem liefen noch Feuermeldungen auS der JablonSkiftr. 25, Neuenburgerstr. 10, Stromstr. 41, Langettr. S6s, Alt-Moabit 125 und anderen Orten ein. Vorort- Natbriebten. Nixdorf. Ein Opfer de» Automobil». Seinen Verletzungen erlegen ist der 14jährige Sohn Walter de» Arzte» Dr. Nagel aus der Berg- strahe 3 in Rixdorf. Wie wir vor einiger Zeit mllteilten. war der Knabe beim Verlassen eines StrahenbahnwagenS in der Friedrichstrahe von einem AutomobilomnibuS überfahren und so schwer verletzt worden, dah er in bedenklichem Zustande in die Charit« gebracht werden mußte. Dort ist er jetzt den schweren Verletzungen erlegen. vrim Gommerfest deS sozialdemokratischen Wahlvercins zu Rix. darf, am Sonnabend, den 6. Juli, in der Neuen Welt sind folgende Sachen gefunden resp. abgegeben worden: eine Pelerine für Damen, ein Kinverstrohhut, eine Damentasche. Abzuholen in der Partei» spedition Rixdorf, Neckarstrahe 2. Schöneverg. Ein tötlicher Strahenunfall ereignete sich gestern nachmittag in der Hohenfriedbergstrahe. Auf dem Bütgersteig vor dem Hause Nr. 20 stand ein Sportwagen, in dem sich der 2 Jabrc alte Sohn des Arbeiters Duda befand. Der Wagen fetzte sich plötzlich in Be. wegung, fiel an der Bordschwell» um und das Kind stürzte auf den Fahrdamm. In diesem Augenblick fuhr an der Unfallstelle ein mit eisernen Trögern beladen« Wagen der Eisengießerei A. Druckenmüller vorüber, und der Kleine geriet unter die Räder des schweren Gefährts. Das rechte Vorder» und Hinterrad gingen dem Knaben über den rechten Oberarm hinweg und streiften auch die Schädeldecke. Ein sofort hinzugerufener Arzt stellte fest, daß der kleine Duda einen Schädelbruch erlitten hatte, an dessen Folgen er nach kurzer Zeit verstarb. Wilmersdorf . Eine entsepliche Ueberraschuug wurde dem in der Ringbahn» strahe 265 in Wilmersdorf wohnenden Rentier K. zuteil, als er vorgestern von einer Reise zurückkehrte. Als ihm auf wiederholtes Klingeln nicht geöffnet wurde, lieh er die Korridortür durch einen Schlosser aufbrechen, und nun fand K. seine b3jährige Schwägerin, die ihm die Wirtschaft führte, im Wohnzimmer erhängt vor. Der Tod der Dame, die den Selbstmord vermutlich in einem Anfall von Geistesstörung verübt hat, muh schon vor mehreren Tagen erfolgt sein, da die Leiche bereits Spuren von Verwesung zeigte. Tegel . Die neue Hafenanlage in Tegel , über die jetzt nach der Ber- leihung des Enteignungsrechtes an die Gemeinde öffentlich be- richtet worden ist, ist bereits feit dem 3t. Mai dieses Jahres be- schlösse»« Sache. Allerdings wurde der Beschluh nur in geheimer Sitzung gefaßt und den Beteiligten war es somit zur Pflicht ge- macht solang» zu schweigen, wie eS möglich war, dah Spekulanten den Wert der benötigten Grundstücke künstlich erhöhten. Das ist jetzt nicht mehr der Fall. Das EntcignungSrccht ist gewährt und die Kaufabschlüsse mit den jetzigen Besitzern sind in aller Gttlle erledigt. Der künftige Hafen soll im engsten Anschluß an den Berlin - Stettiner Groh-Schiffahrkskanal geschaffen werden. Der Hafen soll daher groh genug sein, um zwanzig Schiffen der durchschnitt- lichen Kanalschisfgröhe Ladegelcgenheit zu bieten. Der Kanal soll neben der jetzigen Mündung des Mühlcnfliehes beginnen und dort 38 Meter breit sein. Bei einer Länge von 556 Meter verbreitert der Hafen sich dann bi» auf 62.50 Meter am Ende der Anlage. Zwischen den, etwas zu verlegenden Mühlenflieh und dem Hafen- decken wird Platz genug sein, um dort die KreiÄabnhaltestelle mit Gleiskonstruktion, Gebäuden, Zufahrtsstraßen und Ladegelegen- heit anzulegen. Für die Zwecke der Krcisindustriebahn, also für den Umschlagsverkehr soll die ganze nördliche Hafenseite und die daran stoßende Hälfte des oberen Teiles dienen, während für den Ladeverkehr der Gemeinde die südliche Hafenseite und die andere Hälfte deS oberen Endes bestimmt sind. Zur schnelleren Erledi- gung des Umschlages soll zunächst an jeder Seite ein elektrisch zu betreibender Laufkrahn errichtet werden. Für die Zwecke der Ge- meinde zum Abladeplatz sind noch 15 000 Quadratmeter(zurzeit 5000 Quadratmeter) vorlldnden. Für«ine spätere Erweiterung der Hafenanlagen wird baS ganze Gebiet bis zur Schlohstrahe HI» erworben werden. Die Koste » trägt, soweit es sich um die Befestigung der Hafenufer handelt, die für die Kreisindustriebahn bestimmt sind, der Kreis, alles übrige, wie Kosten des Grunderwerbs, der Uferbefestigung, der Erd- und Baggerarbeiten usw. hat die Ge- meinde T?gel zu tragen. Für den Grunderwerb sind 1V6 Millionen. für den Hafenbau 550 000 M. nötig. ES wurde beschlossen, eine Anleihe in Höhe von 2 060000 M. zur Deckung der gesamten not- wendigen Kosten zu beschaffen. Hohe»- Schönhansen. Die letzte Gemeindepertretersitzung beschäftigte sich nochmals mit der Pflasterung der Berlinerstrahe. Beschlossen wurde, den bereits gefaßten Beschluh, 20 000 M. zu den Pflasterkosten zu be- willigen, bestehen zu lassen. Der nächste Punkt betraf das Eni- eignungsverfahren des Zaubcrschen Grundstücks. Dasselbe wird durch den Bau der Kreisbahn Tegel -FriedrichSfclde gebraucht. Der Eigentümer verlangt für die nicht ganz zwei Morgen große Parzelle 11515 M. Schöffe GenSler ersuchte die Versammlung, Ke geforderte Summe zu bewilligen, da im Enteignungkverfahrcn dieselbe sich noch erhöhen dürfte. Als Bauland habe es eine» be- deutend höheren Wert. Genosse Thiele erinnerte daran, daß bei der Einschätzung dieses Grundstückes zur Grundwertsteuer eine ganz entgegengesetzte Susfassung vorhanden war. Die Herren schwiegen sich gegenüber diesem Einwand auS und bewilligten die geforderte Summe. Auf eine Anfrage des Herrn Kreutz, wie es mit den Unterschlagungen des Gemeindesekretärs Linhardt stehe. antwortete der Schöffe GenSler, daß bei der amtlichen Revision eine Veruntreuung von 2000 M. festgestellt worden sei. Schaden erwachse der Gemeinde nicht, da der Gemeindevorsteher für die fehlend« Summe haftbar sei. Genosse Thiele bemängelte noch, daß bei eintretendem Gewitterregen die Sommerstraße vollständig über- schwemmt sei. Der Gemeindevorsteher erklärte, hierfür nicht zu- standig zu sein, da die Straße eine Privatstratze sei. Marienfelde . Ueber den Kampf der bürgerlichen Parteien gegen die Sozial» demokratie referierte in einer Volksversammlung Genosse Groger- Rixdorf. Die gründliche Charakteristik, die der Redner den Ver» sammelten über die niedrige Kampfesweise der bürgerlichen Parteien im letzten Wahlkampf gab. wurde mit Beifall begleitet. An der Diskussion beteiligten sich die Genossen Greulich,«ereuz- berg, Schulz und Berger. Scharfe Verurteilung fand noch eine Acußerung, die der bürgerliche Gemeindevertreter Marten? getan hat und— wonach sich Arbeiterfrauen in den Schmuckanlagen in der Dorfstraße nur aufhielten, um ihre faule Zelt zu verbringen. Zum Schluß wurde der Petersprozeß noch Gegenstand einer regen Debatte. Köpenick . Pferd« und Wagen in die Spree gestürzt. In Köpenick hat sich vorgestern Nachmittag gegen 5 Uhr ein aufregender Vorfall abgespielt. Während der Kutscher des Bäckermeister« Succow aus Schönefelde in einem Haufe in der Berlinerstraße Brot abtrug. gingen die Pferde mit dem Wagen durch und rasten auf die Spree zu. Vergeblich versuchten einige Personen die noch jungen Tiere aufzuhalten. An der Badeanstalt liefen die Ausreißer direkt in die Spree und mitsamt dem Wagen verschwanden sie unter der Oberfläche des Wasser». Die Bemühungen, die Tiere zu retten. waren erfolglos. Elend mußten sie ertrinken. Vorläufig war es noch nicht möglich, Wagen und Pferde wieder ans Tageslicht zu befördern. Erst vor 14 Tagen hatte der Bäckermeister S. die leiden Tier« für 3000 M. gekauft MahlSdorf a. d. Ostbahn. „Einige» au» den Kolonien" war das Thema eine» Vortrages, den Genosse K ä m i n g in der Generalversammlung deS Wahl. Vereins hielt. Redner verstand e». den Anwesenden in packender Weise die materiellen und kulturellen Schädigungen deS deutschen Volkes durch die gegenwärtige Kolonialpolitik vor Augen zu führen. Eine Diskussion über den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag wurde nicht beliebt. Sierauf erstattete der Kassierer die Abrechnung vom ll. Quartal. Au» derselben geht hervor, daß ein erheblicher Teil der Einnahmen für die Unterhaltung der Zeitung?. spedition verwendet worden ist. Die Neuwahl für den ftatuten» gemäß ausscheidenden Teil dcS Vorstandes ergab folgendes Resultat" zweiter Vorsitzender Genosse Scheibe, erster Kassierer Genosse A. Schmidt, erster Schriftführer Genosse Fuchs, zweiter Schrift- führ« Genosse Hanne, Revisor Genosse Trageheim. Vermischtes. Ger 8. deutsche Kongreh für Volks- und Jugendfpiel« tagt- am 8. und 7. Juli in T t r a ß b u r g i. E. Die Beteiligung an dem Kongreß und seinen Veranstaltungen war sehr stark. Der Zweck der Vereinigung für Volk», und Jugend. spiele, der Jugend aller BcvölkcrungSschichten Gelegenheit und Möglichkeit zur körperlichen Ausbildung im Turnen, Spielen, Man. der», Ruder», Schwimmen usw. zu geben, die ihr in großen Städten immer mehr verkümmert werden, erweckten und verdienen all- scitigeS Interesse.
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten