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Ar. 297.

Gefcheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Viertels jährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer Big. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Belt" 10 Pfg. Poft- Abonnement: 8.30 Mr.pro Quartal. Unter Kreuz­ band : Deutschland u. Desterreich­Ungarn 2 M., für das übrige Kusland 3 Mit.pr.Monat. Gingetr. in der Boft- Beitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652,

Vorwärts

9. Jahrg.

Snfertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Betitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 fa Inferate für die nächste Nummer nüffen bis 4 Uhr Nachmittags in ber Expedition abgegeben werden. Die Expedition ift an Wochen tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn­und Festtagen bis 9 Uhr Vor: mittags geöffnet.

Bernfpre- and

Amt I, Mr. 4186.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.

Bürgerliche

Kliquenwirthschaft.

Sonntag, den 18. Dezember 1892.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

stimmungen gesucht wurde." Nun, dieselben fielen da- Gemeindevertretungen, das uns noch vielfach versagt ist, nach aus; die bürgerlichen Herren Stadtväter wissen bedeutet also auch einen großen Schritt zu besseren und ja, daß fe3 beſſer iſt, ſie wahren den äußerlichen reinlicheren Zuständen. es Schein, dann können sie desto ungestörter weiter wirth­

Politische Lebersicht.

In Thätigkeit waren im Jahre 1891 überhaupt 112 Be­rufsgenossenschaften und zwar 64 gewerbliche und 48 landwirth­schaftliche; dieselben waren in 913( 911) Sektionen eingetheilt. 1086( 1083) Mitglieder der Genossenschaftsvorstände, 5247 ( 5244) der Sektionsvorstände und 22 795( 21 723) Vertrauens­männer bewirkten die Selbstverwaltung der Berufsgenossen­schaften, für welche außerdem 165( 148) angestellte befoldete Beauftragte als Revisionsingenieure 2c. thätig waren. Bei 1000 Schiedsgerichten wirkten 4019( 4072) Arbeitervertreter mit. Versichert waren 5 181 761( 5 234 248) Betriebe mit 17 383 827 ( 13 015 370) versicherten Personen, doch dürften unter den letzteren 1 bis 2/2 Millionen Personen doppelt erscheinen, die sowohl in gewerblichen wie in landwirthschaftlichen Betrieben beschäftigt und versichert sind. Außerdem sind in der Zahl der Versicherten mitenthalten die versicherten landwirthschaftlichen Unternehmer, deren Zahl kaum sehr weit hinter der Zahl der versicherten landwirthschaftlichen Betriebe von 4776 520 zurück­bleiben dürfte.

Es kracht und knackt in allen Fugen der bürgerlichen schaften. Man ging also auf die Suche nach beschränkenden Birthschaftsordnung, nicht blos im Staat, nicht blos in Bestimmungen". Und was man dabei aus anderen Städten en Geschäftsbetrieben eines Baare und Löwe, sondern auch erfuhr, hilft ebenfalls mit dazu, der schönen Affäre eine so in den kleinen Kreisen, in denen sich bürgerliche Stadtväter interessante allgemeine Bedeutung zu geben. bisher so wohl gefühlt haben. In den letzten Tagen ist| Danach bestehen in Kassel und Frankfurt a. M. Berlin , den 17. Dezember. keine Vorschriften. Aus Leipzig wurde geschrieben, daß Säulniß in der Gemeindeverwaltung zu Tage getreten. In die Stadtverordneten sich dort bei öffentlichen Submissionen Die Rechnungsergebnisse der Berufsgenoffen her mitteldeutschen Stadt haben sich zwei Stadtverordnete betheiligen, bei engeren aber meistens nicht aufgefordert schaften für 1891 werden jezt im amtlichen Berichte mitgetheilt. öffentlicher Versammlung gegen den Vorwurf zu verwerben. Die Mitglieder des Raths betheiligen fich nicht. Wir entnehmen demselben folgende Angaben, denen wir die ntworten gesucht, daß fie in ihrer Ehrenstellung" per- In Braunschweig sind bei engeren Submiffionen ver- abweichenden Ziffern des Vorjahres in Klammern beifügen: fönliche Geschäftsinteressen verfolgten." Ihre Verantwortung einzelt Stadtverordnete aufgetreten, aber keine Mitglieder bar so lahm und zahm, wie die von Drückebergern. In des Magistrats. In Berlin hat man gleichfalls auf An­einer Nachbarstadt wurde es nöthig, in das neue Orts- regung eines Bürgervereins die Frage weiter geprüft, hat aber Statut über die Gehaltsfeststellung der Magistrats davon Abstand genommen Magistrats davon Abstand genommen aus den oben mitgetheilten mitglieder die Bestimmung aufzunehmen, daß kein Gründen, die auch hier für die Entschließung der Finanz­folches befoldetes Mitglied ohne vorherige Genehmigung kommission maßgebend gewesen find, einen völligen Aus­don Rath und Stadtverordneten ein Nebenamt oder eine schluß der Mitglieder städtischer Kollegien zu verlangen. Rebenbeschäftigung übernehmen solle". Was mögen da für Dagegen ist es in Berlin Gebrauch, daß kein Mitglied einer Dinge vorangegangen sein. Das Schönste aber spielte sich Berwaltungsdeputation Arbeiten oder Lieferungen übernimmt, den Kreisen der Stadtverwaltung einer musterliberalen welche von der Deputation vergeben werden oder für An­niederdeutschen Stadt ab, es verdient, etwas näher betrachtet stalten bestimmt sind, die unter Aufsicht dieser Deputation stehen. In Magdeburg besteht die Vorschrift, daß Mit Dort hat die Vergebung städtischer Arbeiten an glieder einer Verwaltungsdeputation innerhalb des Wirkungs­Mitglieder der städtischen Verwaltung schon seit längerer freises der Deputation, welcher sie angehören, Arbeiten oder Beit großen Staub aufgewirbelt. Die Stadtverwaltung Lieferungen für die Stadt nicht übernehmen dürfen. Gine elbst that aber natürlich nichts in der Sache, bis sich interessante Uebersicht über die bürgerliche Kliquenwirth­Bereine ihrer annahmen.. Da erwachte die Angst bei den schaft in den deutschen Städteverwaltungen! Da haben in der Wolle sigenden Stadtvätern, und man juchte durch die Genossen überall noch einen schönen Augiasstall auszubald aufhören, wenn sie nicht bei der Regierung selbst ein Flausen den Anschein zu erwecken, als solle nun wirklich miften. Ueberall die herrlichste Geschäftshuberei in den as zu geneigtes Ohr fände. So schreiben die Berliner Boli Mathhause geschehen. In einer Gigung der städtischen um keinen Breis rühren zu lagt. Bestean berselben tischen Nachrichten", daß die Absicht fortbestehe, die Aus­fam es zur eingehenden Berhandlung, der Sache natürlich auch bei den oben erwähnten Stadtführungsbestimmungen über die Sonntagsruhe für Ju­Deren Kenntnißnahme lehrreich für jeden Genossen vätern. Man nahm die Magdeburgische Bestimmung des duſtrie und Handwerk vor ihrem Erlasse Sachverständigen an, als wenn und Wassermesser Lieferungen Senatoren" vers großen Unterschied machte, ob der bürgerliche Unternehmer Rommission zusammentreten, welche sich dieser Aufgabe zu geben hatte, wie sich die dortigen" Stadtväter stolz als Mitglied der Gemeindeverwaltung ungenen der unterziehen haben würde. nennen. Es stellte sich heraus, daß bei der Begebung von Spezialkommission sizt oder nicht, in welcher die städtischen|

ill werden!

Kollegien

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Die Opposition gegen die Sonntagsruhe würde

Zur lex Heinze und lex Ahlwardt , welchert Beis

namen man den neuen Bestimmungen im Gesezentwurf regelmäßig die Hand im Spiele hatte. Sogar ohne jede als Mitglied der Verwaltung, städtische Aufträge zu verüber den Verrath militärischer Geheimnisse bereits gegeben Submission waren Spezialarbeiten und Reparaturen an Mit- schaffen weiß; in der einen Spezialkommission siht hat, dürfte sich nach versteckten offiziösen Andeutungen eine glieder der städtischen Kollegien vergeben worden. der ihm etwas zuschanzt, und in der lex 25 we gesellen, d. h. ein Gesetz, welches die Lieferung Löwe Aus- anderen sißt er, um seinem Freund etwas zuzuwenden. So von Waffen an auswärtige Staaten verböte. Freilich schluß der Mitglieder städtischer Kollegien von sämmtlichen wäscht eine Hand die andere. Die ganze Reform" ist würde von diesem Gesetz nicht blos Löwe, sondern auch Städtischen Arbeiten würde dahin führen, entweder der Schein, wie alle bürgerliche Reform. Krupp, Schichau , Gruson und andere getroffen werden. Städtischen Verwaltung schäßbare Kräfte zu entziehen oder So laffen sich auch auf dem Gebiete der Gemeindever- Soweit geht aber das patriotische Gefühl der Patrioten" auch direkt das städtische Interesse zu schädigen". Danach waltung die bösen Spuren der Bourgeoisherrschaft je länger nicht, den Patriotismus über das Geschäft und den Profit find also bürgerliche Geschäftshuber die schäßbarsten" Mit je deutlicher verfolgen. Die Abhilfe liegt auch hier einzig zu stellen.

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glieder für städtische Verwaltungen im Bourgeoisstile! und allein in den Händen des arbeitenden Volfes, welches Natürlich war nach der Versicherung des Stadtdirektors bestrebt sein muß, unbescholtene, von fapitalistischer Profit- Die Prinzipien des Herrn Engen Richter er alles in bester Ordnung. Wunderbar mußte es uns ersucht freie Vertreter in die Verwaltungen der deutschen fahren in der Konservativen Korrespondenz" folgende Be fcheinen, daß, trozdem"" nach beschränkenden Be- Städte zu schicken. Die Eroberung des Wahlrechts für die leuchtung:

Feuilleton.

Badbrud verboten.)

Bel- Ami. Roman

von Guy de Maupassant .

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nur gesagt: Ach was! Früher oder später kommt er doch zu dir zurück."

" Ich wagte es nicht. Ich wußte ja nicht, wie ich aufgenommen werden würde. Ich wagte es nicht, aber ich hatte große Lust dazu. Aber, da fällt mir ein: was hat denn Laurine eigentlich? Sie hat mir ja taum guten Tag gefagt und ist dann gleich mit zornigem Gesicht hinaus­gegangen."

" Ich weiß auch nicht. Aber seit Du verheirathet bist, Am nächsten Tage begab er sich in der That gleich kann man nicht mehr von Dir zu ihr reden. Ich glaube nach Mittag nach der Rue de Verneuil. Dasselbe Dienst wirklich, sie ist eifersüchtig." mädchen öffnete ihm die Thür und fragte ihn in der ver­traulichen Art der Dienstboten in kleinbürgerlichen Haus-|

haltungen: Wie geht's denn, Herr Duroy?"

" Oh, sehr gut, liebes Kind," erwiderte er.

Ach, geh!"

" Nein, wirklich, Du kannst mir glauben. Sie nennt Dich nicht mehr Bel- Ami, sondern nur noch Herr Forestier." Du Roy erröthete. Dann näherte er sich der jungen

Er trat in den Salon, wo eine ungeschickte Hand Frau und sagte:" Gieb mir einen Kuß."

Fingerübungen am Klavier machte. Es war Laurine. Er erwartete, daß sie ihm an den Hals springen werde. Sie erhob

fich aber ernst, grüßte so zeremoniell, als wenn sie eine erwachsene Person wäre, und zog sich würdig zurüd.

baß er völlig überrascht war. Ihr Bimmer. Er erfaßte ihre Hände und füßte sie zärtlich.

Benehmen war so ganz das einer beleidigten Frau, Ihre Mutter trat ins

Wie oft habe ich an Sie gedacht," sagte er.

" Ich auch an Sie", erwiderte fie.

Sie jetzten sich und blickten sich lächelnd tief in die Augen. Sie hatten Lust, sich zu füssen .

"

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Theure, tleine Clo, wie liebe, ich Sie."

Und ich Sie auch."

So

so... so bist Du mir nicht mehr böse?"

dann aber habe ich eingesehen, daß Du Recht hatte und

Ja nud nein. Es war ein großer Schmerz für mich;

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"

Wo können wir uns wiedersehen?" fragte er. Nun... in der Rue de Conftantinople."

Ach! Ist die Wohnung denn nicht vermiethet?" " Nein... Ich habe sie behalten."

# 1

Behalten hast Du sie?"

Ja, ich dachte mir ja, daß Du wiederkommen würdest." Em Strom stolzer Freude schwellte seine Brust. Ja, fie liebte ihn, liebte ihn mit wahver, tiefer, treuer Liebe! " Ich liebe Dich!" flüsterte er. Dann fragte er: 2ie geht's Deinem Mann?"

"

" Oh, sehe gut! Er war eben einen Monat lang hier; porgestern ist er abgereist."

Du Roy konnte sich nicht enthalten lachend zu sagen: Das trifft sich ja ausgezeichnet!"

" Ja, es trifft sich ausgezeichnet," erwiderte sie naiv.

" 0

Aber er stört ja auch nicht, wenn er selbst hier ist. Nicht wahr?"

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" Ja, das stimmt. Er ist übrigens ein ganz reizender Mensch!"

Und wie gefällt Dir," fragte sie, Dein neues Leben? " Nicht gut und nicht schlecht. Meine Frau ist mir eine Kameradin, eine Verbündete."

Und nicht mehr?"

" Nicht mehr... was das Herz aubetrifft. " Ich versteh schon. Aber sie ist doch hübsch." Ja, aber sie läßt mich falt."

Er näherte sich wieder ihrem Dhr und flüsterte:" Waus sehen wir uns wieder?"

Nun morgen, wenn es Dir recht ist."

" Ja. Also morgen, um zwei Uhr etwa?" Um zwei Uhr."

Er erhob sich, um zu gehen, stotterte aber zuvor ein wenig verwirrt:" Natürlich habe ich die Wohnung in der Rue de Constantinople gemiethet. Ich will es so. Das fehlte gerade noch, daß Du sie länger bezahlen solltest." Nun küßte sie zärtlich seine Hände und flüsterte: Ganz wie Du willst. Ich bin schon zufrieden, daß ich sie für unis bis jetzt behalten habe."

Du Roy ging. Seine Seele war befriedigt.

Als er vor dem Schaukasten eines Photographen vor über tam, erinnerte ihn das Bild einer großen Frau mit tiefen Augen an Frau Walter: Gleich viel," fagte er fich, fie muß noch gar nicht übel sein. Wie kommt es nur, daß mir das früher nicht aufgefallen ist? Ich bin neugierig, wie sie am Donnerstag zu mir sein wird."

Er rieb sich die Hände, während er weiter ging. Eine innere Freude erfüllte ihn, die Freude des Erfolges in allen seinen Formen, die egoistische Freude des geschickten, glück­