Tabakarbeiter. Preisgabe Set Organisation, tvelche alleinin der Lage ist, den ungeheuren Schaden, den die Zollgesetz.gebung der Arbeiterschaft der Tabakindustrie gebracht hat,einigermaßen herabzumindern, verlangt das Unternehmer-tum.Neben dieser Aussperrung hat der Verband noch in15 Orten Kämpfe zu führen und ist das Verlangen des Vor-standes. hierbei von der gesamten Arbeiterschaft unterstützt zuwerden, deshalb durchaus berechtigt.Nachdem die Mehrheit der Vorstände der Zentral-verbände der Ausschreibung einer Sammlung zugestimmthat, richten wir an die organisierte Arbeiterschaft die Bitte,Beiträge zur Unterstützung der im Kampf befindlichen Tabak-arbeiter leisten zu wollen.Die Unterstützungsbeträge sind gemäß den in Köln ge-troffenen Bestimmungen nicht an die im Kampfe befindlicheOrganisation, sondern an die Generalkommission zu senden,und bitten wir für die Sendung folgende Adresse zu benutzen:Adresse: H. Kube, Berlin KO. 16, Engel-Ufer 15 IV.lieber die eingehenden Beträge wird im„Correspondenz-blatt" quittiert. Besondere Quittungen werden den Einsendern nicht zugestellt.Mit GrußDie Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands.C. Legten.Berlin. 11. Juli 1907.Sammellisten werden von der Generalkommission nicht au&gegeben. Die Gewerkschaften und GewerkschaftSkavtelle werdenersucht, die Sammlungen gemäß den für die einzelnen Organi-sationen getroffenen Bestimmungen zu organisieren, und Wo diesnotwendig ist. selbst Sammellisten herauszugeben.BcrKn und Umgegend«Die Berichtigung de» Herrn Prasse. Auf den Brief der FirmaO. Prasse, Blücherstr. 31, erklären die von ihm entlassenenArbeiter:1. Es ist unwahr, daß gegen Ortlepp agitiert wurde.2. Es ist unwahr, daß derselbe zur Organisation herangezogenVerden sollte.3. Es ist unwahr, daß Prasse sagte:..Sie wissen ja, wasSie zu tun haben." Wahr ist vielmehr, daß Prasse sagte:„Ihrkönnt alle aushören."4. Es ist ferner wahr, daß Prasse daS versuchte Eingreifender Organisationsleitung schroff ablehnte.Der Kleinkrieg um die Arbeitswilligen.Nach all den Bemühungen der Unternehmer, zum I. Juli sodiele Arbeitswillige heranzuholen, daß, wenn irgend möglich, dieBautätigkeit in vollem Matze wieder aufgenommen werden konnte,bei den großen Hoffnungen, die sie auf diesen Tag setzten, ist eSleicht begreiflich, wenn die organisierte Bauarbeiterschaft dem Tagemit gemischten Gefühlen entgegensah. Wenn man auch wußte, daßder Einfluß der Gewerkschaften im Reiche wie im Auslande so starkwar, daß die Unternehmer ihr Ziel sicherlich nicht erreichen konnten,so war nicht vorauszusagen, ob nicht doch aus den dunkelstenGegenden eine solche Zahl Streikbrecher herbeigeschafft wurde, daßder Kampf schwerer wurde und um so größere Opfer erforderte.Aber der kritische Tag ist vorübergegangen und hat der kämpfendenvauarbciterschaft statt Erschwerungen eigentlich nur mehr Arbeits-gelegenheit zu den neuen Bedingungen gebracht. Obwohl diebürgerliche Presse im Reiche, und namentlich die Amtsblätter, sichredlich oder besser gesagt unredlich, bemühten, aller Welt weißzu-machen, der Ausstand in Berlin sei beendet, die Arbeit sei am1. Juli in vollem Umfange wieder aufgenommen, war die Zahlderer, die sich täuschen oder sonst zu Streikbrecherdiensten anwerbenließen, so gerkng, daß manche Unternehmer gerade dadurch ein-sehen lernten, daß es vergeblich war, den Forderungen noch längerWiderstand zu leisten. Das zeigte sich, wie die gestern im„Vor-wärts" veröffentlichten Zahlen beweisen, ja auch recht deutlich imZimmerergewerbe. Wenn da ein Zimmermeister 4l) Gesellenbraucht und erhält nur einen und noch dazu einen, der besser mitder Schnapspulle als mit der Arbeit vertraut ist, so ist es ja keinWunder, daß er lieber die Forderungen unterschreibt, statt sichsein Geschäft ruinieren zu lassen.In der Zimmerervcrsmnmlung am Freitag führte K n ü p f e rauch die Zahlen an, die den Organisationsleitungen von Vertrauens-würdiger Seite über die angeworbenen Arbeitswilligen mitgeteiltworden waren. Mit Genugtuung konnte er feststellen, daß dieseDahlen durchaus mit den jetzt in der Unternehmerpresse veröffent-lichten übereinstimmen. Für den Zimmererberuf sind bis jetzt imganzen 232 Arbeitswillige gemeldet. Man irrt sich aber, wennman glaubt, daß diese nun alle noch in Arbeit stehen, so Verhältnis-mäßig gering ihre Zahl auch ist. Gar viele sind wiederabgereist, überzeugt davon, daß es ein schändliches, sie selbstwie die Allgemeinheit schädigendes Treiben wäre, wenn sie ihrenBerliner Kameraden den Kampf erschwerten. Alle Mühewaltungder Unternehmer, die Arbeitswilligen vor jeder Aufklärung zu be-hüten, ist in den meisten Fällen vergeblich. Selbst durch die strengbewachten Tore des Maffenquartiers oder ArbeitSwilligengefäng-nisses am Elisabethufer 44, wo Kisten voll Zigarren und Zigaretten,Bier im Ueberfluß und ein schöner großer Phonograph die be-dauernswerten unwissenden Leute bei Laune erhalten und für dieFreiheitsberaubung entschädigen sollen, vermag die Aufklärung,der Gedanke der Solidarität zu dringen. Selbst von diesen dortEingesperrten, die freilich keine größere Masse bilden, als daß sienicht im Kremser nach der Arbeitsstelle und zurück befördert werdenkönnen, ist es gelungen, dem Unternehmertum eine Anzahl ab-trünnig zu machen.Aber die meisten Arbeitswilligen, die man von auswärts heran-zuholcn sucht, kommen gar nicht so weit, dort oder anderswo unter.gebracht zu werden. Berliner Kollegen, im voraus von ihrer Ab-fahrt unterrichtet, reisen ihnen entgegen, und kommen sie wirklichbis Berlin, so landen sie meist am Engelufer IS, überzeugt von derVerwerflichkeit ihres Vorhabens.Es war em kleiner Zimmermeister aus der Gegend vonMeseritz, der suchte in seiner Heimat für eine Berliner FirmaArbeitswillige anzuwerben.„Am Sonntag reise ich mit den letztenZimmerern nach Berlin," verkündete er.„S8 Morgen Bauterrainhat unsere Firma. Das ganze Jahr über ist Arbeit. Auch Maurerkönnen sich melden. Unser Geschäft hat fortgesetzt weiter-gearbeitet."— Er hatte glücklich 2 Mann zusammengebracht. Alser aber in Berlin ankam, da konnte er der Firma nur noch2 Lehrburschen präsentieren. Alle anderen hatten eS vor-gezogen, Berlin wieder den Rücken zu kehren. Gleich darauf kamein Trupp von 4 Maurern und 2 Zimmerern aus der Gegend vonPrag. Sie wurden bis ins Massenquartier am Elisabethufer ge-bracht. Aber sie kamen wieder heraus und fanden den Wegnach dem Engelufer. Sehr schlau, aber doch nicht schlaugenug hatten 2 Streikbrecherwerber einen Transport au» Ober-s ch l e s i e n arrangiert. Es waren 10 Zimmerer. Man hatte»hnen gesagt, daß sie auf der Reise auf keine Frage Antwort gebensollten, oder doch nichts anderes sagen, als daß sie Landarbeiterfeien, die nach Stettin reisten. Danach handelten sie. DieBerliner Kameraden, die ihnen entgegen reisten, sagten ihnen aufden Kopf zu:„Ihr lügt ja, Ihr seid doch Zimmerer." Aber eSnutzte nichts; sie leugneten. Doch ihr scheues, bedrücktes Gebarenzeigte nur zu deutlich ihre Bestimmung an. Morgen?%5 Uhrerreichte man den Bahnhof Friedrichstraße. Hier wurde auSge-stiegen. Von den Arbeitswilligen ging einer in dieser, der andere,n jener Richtung, aber schließlich fanden sich doch alle in ein unddemselben Hotel am Oranienburger Tor ein. Dort ließen sie ihrGepäck. Dann ging man in eine Gastwirtschaft zum Kaffeetrinken.Die Berliner blieben selbstverständlich nicht zurück. In der Wirischaft kam eS zu einem Wortwechsel zwischen einem der BerlinerZimmerer und dem einen der beiden Begleiter der Arbeitswilligen,einem Bautechniker. Der glaubte sich beleidigt, verlangte Fest-stellung der Personalien seines Gegners. Beide gingen nach demPolizerbureau. Als man von dort zurückkam, waren inzwischen8 der Arbeitswilligen in zwei Droschken unter zuverlässiger Be-gleitung nach dem— Engelufer abgefahren. Die übrigenbeiden suchte nun der Bautechniker zu retten. Er fuhr mit ihnenin der Droschke davon; Berliner Zimmerer folgten in gleicherWeise. Am Bahnhof Friedrichstratze wurde ausgestiegen. Dannfolgte ein Dauermarsch im schnellsten Tempo bis nach dem Hoch-bahnhof Bülowstraße; von hier wieder Droschkenfahrt. Nach ver-geblichem Warten vor einer Polizeistation und abermaligerDroschkenfahrt verschwanden die beiden Arbeitswilligen schließlichin einem Privathause in Schöneberg. Aber selbstverständlich nichtauf immer. Sie kamen wieder heraus, trafen ihre geduldigwartenden Berliner Kameraden, stiegen mit ihnen in die Droschke,fuhren zunächst zurück nach dem Hotel, um ihre und ihrer Reise-geführten Gepäck zu holen, und dann— nach dem G c w e r k-s ch a f t s h a u s, wo die übrigen 8 Oberschlesier schon lange ein-getroffen waren und freundliche Aufnahme gefunden hatten. DerBautechniker mußte mit leeren Händen zu seiner Firma zurück-kehren. Die Solidarität der Arbeiter hatte wieder einmal gesiegt.Wo sich die Macht des Organisationsgedankens der Arbeiter sostark erweist, ist es leicht begreiflich, daß die Unternehmer, selbstdie organisierten, dem nicht widerstehen können. Am Freitag warenes, wie Knüpfer mitteilt, 88 der Mitglieder des Verbandes derBaugeschäfte, die die Forderungen der Bauarbciterschaft bewilligthatten, unter ihnen 37. die für das Zimmerergewcrbe in Betrachtkommen, in dem ja im ganzen am selben Tage 663 Bewilligungenzu verzeichnen waren. Stünde ihre Sache nicht so günstig, sohätten die Zimmerer auch sicherlich nicht die Herabsetzung ihresStreikbeitrages von 75 auf 25 Pf. beschlossen.Ein Pechvogel.Herr Regierungsbaumeister H ö r n e ck e hat die Ausführungder Kochherde auf seinem Bau Tile Wardenbergstr. 3/4 dem gänz-lich mittellosen angeblichen Töpfermeister Krüger, Schöncberg,Eifenacherstr. 64. übertragen. Die Töpfer konnten von HerrnKrüger ihr Geld nicht erhalten. Sie nahmen an— man hatwohl das Gefühl bei ihnen erweckt oder bestärkt— daß Herr Re-gierungsbaumeister H ö r n e ck e Herrn Krüger finanziell imStiche gelassen hätte. Wie dem auch sei, da die Arbeiter nicht vonder Luft leben können, sperrte der Verband den Bau Tile Warden-bergstr. 3/4. Herr H ö r n e ck e schickt uns nun eine eidesstattlicheVersicherung seines Buchhalters, wonach er Herrn Krüger außerLieferung sämtlicher Materialien 550 M. für die Arbeit versprochenund ihm 298 M. a conto gezahlt habe. Die Sperre seines Bauesveranlatzte den Herrn Regierungsbaumeister, sich nach einem an-deren„Töpfermeister" umzusehen, mit welchem Erfolg, zeigt fol-gende Bekanntmachung der Verbandsleitung:Achtung! Töpfer!Die gesperrte Firma Regierungsbaumeister Gustav Hör-necke hat den Töpfermeister Fritz Krüger, welcher den ge-sperrten Bau Tile Wardenbergstraße bis jetzt für die Firmaausführte, abgeschoben und den Bau an den TöpfermeisterRunge, Voigtstraße, übertragen. Runge ist aber eben-falls noch seit dem Frühjahr her von un» ge»sperrt. Der Bau ist darum auf alle Fälle zu meiden.Die Verbandsleitung.Warum Herr Regierungsbaumeister Hörnecke sich, wenn erdie Materialien selbst liefert und den Lohn a conto zahlt, über-Haupt noch zu einem Verkehr mit den Arbeitern einer überflüssigenMittelsperson bedient, in deren Händen das Geld ganz oder we-mgstens teilweise als..Unternehmergewinn" kleben bleibt, ist unsunklar. Hätte er die Arbeit den Töpfern direkt übergeben und be-zahlt, dann wäre sie längst fertig.Achtung! Militärsattler! In der Militäreffektenfabrik vonFranz Pretzel u. Co., Große Hamburgerstr. 32, sind wegenerfolgter Abzüge Differenzen ausgebrochen. Wir ersuchen die Kol-legen, jeglichen Zuzug nach dieser Werkstelle fernzuhalten.Die Ortsverwaltung Berlin des Verbandes der Sattler.Achtung! Steinarbriter Berlin I. Wegen Maßregelung einesKollegen ist die Firma C. Vetter, Am Bahnhof Puttlitzstraße,gesperrt. Arbeitsangebote sind zurückzuweisen.Die Ortsverwaltung.Veutkcbe» Reich,Textilarbeiteraussperrung in LanbeShut.LandeShut i. Schi.(Privatdepesche des„Vorwärts".) DieDextilfabrikanten Methner und Frahne verlangten bedingungsloseAufnahme der Arbeit. Die Streikenden lehnten das Ansinneneinmütig ad. Hierauf wurde durch Anschlag die Aussperrungsämtlicher Arbeiter für Montag bekanntgegeben. Die Betriebestehen fomit still.Eine neue Lohnbewegung scheint sich auf der„Königshütte"vorzubereiten. Die Verwaltung zahlt den Hochofenarbeitern biszu einer bestimmten Tonnenzahl Roheisens„volles" und für diedarüber erzielte Tonnenzahl nur„halbes" Gedinge. Die Arbeitersind damit nicht zufrieden und wollen um Festsetzung eines Nor-mal-Durchschnitts-GedingsatzeS vorstellig werden. Ferner erhaltensie für die Sonntagsschichten, die im Hochofenbetriebe unerläßlichsind und deshalb regelmäßig verfahren werden müssen, zu ihremgewöhnlichen Gedinge-Schichtlohn einen Aufschlag von 59 Proz.Die Arbeiter sind jedoch jetzt dahinter gekommen, daß dieser Auf-schlag keinen Mehrverdienst bedeutet, weil er aus der den ganzenMonat über ins Verdienen gebrachten Summe entnommen wird.Der Arbeiter müßte daher, wenn ihm am Sonntag nur eine Schichtgutgeschrieben würde, im ganzen Monat genau ebensoviel ver-dienen, als wenn er IlH Schicht erhält, nur würde sich der Tages-verdienst etwas erhöhen, weil der Monatsverdienst durch eine ge-ringere Anzahl von Schichten zu dividieren wäre. Die Arbeitererhalten also im Grunde genommen für die Sonntagsarbeit keinebesondere Entschädigung und wollen daher an die Verwaltung mitdem Ersuchen herangehen, diese Frage klarzustellen. Gerade derHochofenbetrieb erfordert einen Stamm erfahrener und abge-härteter Arbeiter, die ein außerordentlich schweres Tagewerk zubewältigen haben, und da die Hochofenanlage ständig im Betriebeerhalten werden mutz, wenn nicht schwere Verluste eintreten sollen,so ist die in der Vorbereitung begriffene Lohnbewegung auch fürFernstehende von hohem Interesse.Lohnbewegung im Erfurter Baugewerbe. Obgleich der Kampfnun schon 19 Wochen dauert, ist noch keine Aussicht vorhanden, daßderselbe beigelegt werden könnte. Die Ende Mai angebahntenVerhandlungen sind resultatlos verlaufen. Obgleich versprochenwar, dieselben nicht wieder abzubrechen, hat es der Arbeitgeber-bund bis heute noch nicht für notwendig erachtet, auf den ihm vonden Arbeitnehmerorganisationen unter dem 21. Juni unter-breiteten VermittelungSvorschlag zu antworten. Zu dieserStellungnahme sind die Arbeitgeber jedenfalls nur durch diekleinen Erfolge ihrer Drohung:„Heranziehung ausländiger Ar-beitSkräfte" veranlaßt worden. Daß sie jedoch nicht in der Lagesind, ihren Bedarf zu decken, geht aus dem fortwährendenAnnnoncieren in Erfurter und auswärtigen Zeitungen hervor,in denen Bauarbeiter, Maurer und Zimmerer zu gewissenStundenlöhnen und für Akkordarbeit nach Erfurt gesucht werden.Um dieselben sicher zu machen, lanciert man noch die unwahrenMitteilungen in die bürgerlichen Blätter und speziell in auS-wärtige, der Kampf im Erfurter Baugewerbe fei beendet. Daherwende man sich stets, wo dieses geschieht, betreffs Aufschluß überden Stand des Kanipfes an die Streikleitung der drei Berufe inErfurt, Magdeburgerstr. 51, Tivoli. Der Stand des Kampfes istals ein guter zu bezeichnen. Drei Viertel der am Streik Be-teiligten sind abgereist resp. anderweitig untergebracht und 59Beendeter Generalstreik.Brod, 13. Juli.(B. H.) Infolge Freilassung>*.r verhaftetenFührer der Ausständigen ist der hiesige Generalstreik beendetworden.Verantw.Redakt.: CarlWermvtb, Berlin-Rixdorf. Inserate verantw.: Th. Glocke. Berlin. Druck u. Perlag: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer L- Co., Verlin S W. Hierzu 1 Beilagen.—arbeiten zu den neuen Bedingungen.— Mit den den Arbeitgebernzur Verfügung stehenden zirka 259 Arbeitswilligen aller drei Be»rufe inklusive der bis jetzt herbeigeschafften Italiener, gegenüber2999 Arbeitnehmern, welche vor dem Kampfe gearbeitet haben,werden die Unternehmer wohl nicht in der Lage sein, die Bau»arbeiter Erfurts zwingen zu können, die Arbeit zu ungünstigenBedingungen oder erfolglos aufzunehmen. Vielmehr halten die-selben ihren letzten VermittelungSvorschlag aufrecht. Solange dieArbeitgeber daher ihren Standpunkt nicht ändern, sind auch dienoch jetzt am Kampfe Beteiligten bereit, auszuharren. Zuzug vonBauarbeitern ist daher nach wie vor von Erfurt streng fernzu,halten._Zur Steigerbewegung im Ruhrkohlengebiete.Die kürzlich ins Leben gerufene Organisation der Gruben»bcamten macht erfreuliche Fortschritte. So fand vor einigen Tagenim„Köln. Hof" zu Dortmund eine Versammlung statt, an derrund 399 Steiger teilnahmen. Der gemaßregelte SteigerWerner, der Vorsitzende dieser neuen, für die Arbeiter-bewcgung im rheinisch-wcstfälischen Kohlengebiete vielversprechendenOrganisation, verwies seine Kollegen auf die Organisationen derArbeiter, wies hin auf die durch die Organisationen erlangtenVerbesserungen im Lohn- und Arbeitsverhältnis und stellte über-Haupt seinen Kollegen, den Grubcnbeamten, die Organisationender Arbeiter sowohl in prinzipieller wie taktischer Hinsicht(alsoals Kampfes organisationen) als nachahmenswertes Muster hin,nach welchem sich die Steigerorganisation, wolle sie etwas für dieGesamtheit der Grubenbeamten erreichen, richten möge. Dascharakteristische der augenblicklichen Situation sowie der neuen Be-wegung überhaupt war, daß sich sämtliche zu der Angelegenheitäußernden Redner im Sinne des gcmaßregelten Vorsitzenden aus-sprachen. Noch vor ganz kurzer Zeit hätte man so etwas einfachfür unmöglich gehalten.Daß der kapitalistische Raubtierspürsinn sofort wußte,„waSdie Glocke geschlagen", nachdem die bisher als festeste Stütze derKohlenherren angesehenen Grubensteiger anfingen, sich zusammen-zuschließen, ist eigentlich selbstverständlich. Ebenso selbstverständ-lich aber ist, daß mit der Erkenntnis der Sachlage das Gruben-kapital darauf bedacht war, Gegenminen zu legen— parallel denüblichen plumpen Maßregelungen. Als eine solche Gegenminegegen die Organisation der Steiger betrachten nun diese nicht mitUnrecht die unter der kapitalistischen BiedermannSmaske geplanteGründung einer neuen Bergfchule direkt imKohlenrevier. Die Gründung einer neuen' Bergschule bed-uteteine Verdoppelung der Heranbildung geschulter Grubenbeamtenund somit die Schaffung einer Reserve-Armee geschulterSteiger, die dann zu gegebener Zeit der Steigerorganisation inden Rücken zu fallen haben. Diese Absicht ist indes auch von denSteigern erkannt, und so beschäftigte sich die Steigerversammlungin Dortmund denn auch mit dieser Frage. Das Resultat der Be-sprechung war die Annahme folgender Resolution:„Die im„Kölnischen Hof" zu Dortmund versammeltenSteiger der Zechen des Dortmunder Reviers erheben energischenProtest gegen die im Bochumer Bezirk geplante Gründung einerBergschule. Die Versammelten sind der einstimmigen Meinung.daß in den Bergschulen in Bochum und Essen Steiger hinreichendgenug ausgebildet werden, um dem Bedarf Genüge zu leisten,daß sogar schon ein Ueberschuß von Steigern vorhanden ist. Siesehen daher in der Schaffung einer weiteren Schule nur daSBestreben der Grubenbesitzer, sich einen übermäßig großen Be»amtenstand zu schaffen, und bitten die staatliche Behörde, dieGenehmigung zum Bau der Schule zu versagen."An der Gründung der neuen Bergschul« werden sich dieGrubenverwaltungen durch die staatliche Behörde am allerwenigstenhindern lassen, wenn es den Bergherren sonst ernst mit derGründung ist; vielleicht war der Beschlutz gegen die Gründungeiner neuen Bergschule auch nicht gerade der klügste. Als Zeichender Spannung jedoch und als ein Symptom des Geistes, der zurzeitdie Grubensteiger im Ruhrgebiete beseelt, ist eine solche Kund-gebung immerhin beachtenswert.Aussperrung der Seeleute.Der Vorstand des Vereins Hamburger Reeder beschloß, dieam Streik beteiligt gewesenen Seeleute nicht eher wieder ein-zustellen, bis der Streik an sämtlichen deutschen Hafenplätzen voll-ständig beendet und die Arbeit zu den früheren Lohnsätzen wiederausgenommen ist. An einigen Ostseeplätzen ist dies bisher nochnicht der Fall und in Bremen ist die Wiederaufnahme der Arbeitan Bedingungen geknüpft._Was eine Organisation zu erzielen vermag, wenn die Arbeiternur einmal einsehen, daß nur durch Einigkeit etwas erreichtwerden kann, zeigt ein kurzer Ueberblick über die Tätigkeit derOrganisation der Käsereiarbeiter im Allgäu. Seitdem Einsetzen der Organisationsarbeit im Jahre 1994 wurden er-reicht: Lohnerhöhungen von 4 bis 6 M. pro Woche, Herabsetzungder Arbeitszeit von 14 und 15 Stunden auf 19 und 9Ä Stunden.Abschaffung von Kost und Logis beim Unternehmer und noch eineReihe anderer Verbesserungen.— Daß die Käsebarone einenamenlose Wut haben auf die organisierten Arbeiter ist nur zubegreislich. Auch der Räuber ärgert sich, wenn man ihm seineBeute abnimmt._Letzte JVaebnebten und vepeleken.Unter pcstverbiichtigen Umständen erkrankt.Hamburg, 12. Juli.(W. T. B.) Auf dem gestern von Kai«kutta eingetroffenen Bremer Dampfer„Trifels", der wegen Pest»verdacht für den Verkehr gesperrt ist, war während der Reise einMann der Besatzung unter peftverdächtigcn Umstünden erkrankt.Der Dampfer ist isoliert vertauet und ein Polizeiposten ist an Bordstationiert._Eine Gasexplosion.Zeitz, 13. Juli.(B. H.) Als heute vormittag der Wirt derneuen Schützenhaushalle, Island, mit brennendem Streichholz nachder Ursache von ausströmendem Gas suchte, erfolgte eine heftigeExplosion, durch die das Gebäude zertrümmert wurde. Island isttödlich verletzt.Der Eisenbahnnnfall.Schwerte, 13. Juli. �Amtliche Meldung.) Nachmittag 3 Uhr59 Minuten fuhr der D-Zug 8 Berlin-Köln auf der ZugmeldestelleSteinhausen der Strecke Schwerte-Hagen infolge Ueberfahrens desHaltesignals dem in den Güterbahnhof Schwerte einfahrendenGüterzug 7281 in die Flanke. Reisende des D-Zuges 8 wurdennicht verletzt. Vom Zugpersonal des D-Zuges 8 erlitt der Zug-führer leichte Verletzungen. Untersuchung ist eingeleitet.Die sozialdemokratische Gefahr.Greiz, 13. Juli.(B. H.) Der sozialdemokratische Bürgermeister in Hohenölsen wurde von der hiesigen Regierung scincSAmtes enthoben.Eine Bombenexplosion.Odessa, 13. Juli.(W. T. B.) In der Arrantskajastratze ex»plädierten im Hause eines KolonialwarenhiindlerS zwei Bomben,wobei 4 Männer und 1 Frau getötet wurden, die mit der Anfcrti-gung von Bomben beschäftigt waren. Die Explosion richtete großenSchaben an. Das Treppenhaus stürzte ein, 9 Verhaftungen wurdenvorgenommen.