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Nr. 162. 24. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Soziales.

Zur Leutenot im Oderbruch .

Von einem Landarbeiter wird uns geschrieben:

nicht. So steht's mit den guten patriarchalischen Arbeitsverhält issen in der Landwirtschaft". Da, wo halbwegs anständige Be­handlung und Löhnung ist, finden sich heimische Arbeiter in Hülle und Fülle. Mögen diese doch endlich in größerer Anzahl wie bis­lang den Organisationen beitreten!

Jugendliche Arbeiter.

Sonntag, 14. Juli 1907.

dann müßten sich die gesetzgebenden Körperschaften schon ent schließen, den von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion wiederholt gestellten Anträgen Folge zu leisten. So lange das nicht geschicht, wird an eine nennenswerte Abnahme der Kinderarbeit nicht zu denken sein, zumal die Strafen für Zuwiderhandlungen gegen das Gesez äußerst gering sind und die Kontrolle über die Durchführung unteren Verwaltungsbehörden überlassen ist, denen vielfach die hierzu erforderlichen Kenntnisse abgehen und denen nicht hinlänglich flar gemacht ist, daß das Gesek die Kinder gegen Ausbeutung schüßen, nicht aber den Unternehmern billige Arbeits­fräfte sichern soll.

Dies er

In vergangener Woche konnte man in den bürgerlichen Blättern der Provinz Brandenburg lesen, daß in Sachsendorf auf Eine Zunahme der Zahl der jugendlichen Arbeiter in Preußen dem Gute des Herrn Amtsrat Schmelzer 60 russische Schnitter wird in fast allen Berichten der Kreisärzte konstatiert. Im ganzen rebelliert hätten. Sie hätten maßlose Lohnforderungen gestellt waren im Jahre 1905 in Preußen in Fabriken und diesen gleich und man sei gezwungen gewesen, die Gendarmerie zu holen. Diese gestellten Anlagen 132 597 jugendliche männliche Arbeiter von 14 Unterliegen Militärkonzerte der Luftbarkeitssteuer? hätte alle Mühe gehabt, die russischen Schnitter zu beruhigen und bis 16 Jahren gegen 124 305 im Jahre 1904 und 69 054 weibliche Ein Gastwirt B. aus dem Rheinland war auf Grund der ört dieselben fortzubringen. Wie sieht es aber auf den Gütern des gegen 65 392 im Jahre 1904 beschäftigt, außerdem 1509 Knaben Herrn Amtsrat in Wahrheit aus? Auf dem Rittergut Hadnow, und 843 Mädchen unter 14 Jahren. Arbeiterinnen im Alter von lichen Steuerordnung für neun Militärkonzerte mit 90 M. zur Lust­welches demselben Herrn gehört, waren im Anfang April zirka 16-21 Jahren waren 214 571( gegen 201 044 im Vorjahre) vor- barkeitssteuer herangezogen worden. B. focht die Besteuerung an, 70 russische Schnitter. Mitte Juni nur noch 20-25: die anderen handen. Berstöße gegen die Schutzgesetze und Verordnungen für weil es sich um Darbietungen handle, bei denen ein höheres Kunst­find alle fortgelaufen, weil sie zu wenig verdienten. Wer die Ver- jugendliche Arbeiter und Kinder wurden von den Aufsichtsbeamten interesse obwalte. Der Bezirksausschuß erkannte auf hältnisse kennt, wundert sich darüber nicht. Die russischen Arbeiter in 2135 Fällen, Verstöße gegen die Vorschriften über die Beschäfti- abweisung der Klage, weil vorliegend Luftbarkeiten von stehen in demselben Affordlohn wie die deutschen . Der Afford- gungsdauer von Kindern in 476 Fällen ermittelt; bestraft wurden höherem Kunstinteresse nicht in Frage fämen. Mögen auch Militär­fapellen John wird wie folgt berechnet: Wenn z. B. 40 Leute in Afford 1291 Personen. befähigt sein, bei Musikaufführungen darzubieten, Im einzelnen ist zu bemerken, daß in Berlin die Zahl der in denen ein höheres Interesse der Kunst obwalte, so könne a Person 2 M. und 40 Leute in Tagelohn a Person 1,60 m. ver­dienen, so nimmt man den Akkordarbeitern 20 Pf. ab und legt der Heimarbeit tätigen Kinder sehr groß zu sein scheint und daß vorliegend von Mufitaufführungen, bei denen ein höheres sie den Tagelohnarbeitern zu, so daß alle auf den gleichmäßigen ihre Kraft teilweise über Gebühr in Anspruch genommen wird. Kunstinteresse obwalte, nicht die Rede sein, weil die Konzerte Lohn von 1,80 m. kommen. Nun find etwa 100 russische Schnitter ließ sich in einzelnen Fällen nachweisen, daß Kinder unter in einem Gartenlokal stattfanden, wo die Leute hin und her gingen auf den beiden Gütern Sachsendorf und Hadnom kontraftbrüchig 12 Jahren, sogar unter 10 Jahren, regelmäßig für Dritte be- und an den Tischen Bier tranfen. Diese Entscheidung focht B. durch geworden. Jeder dieser Leute hatte eine Kaution in der Höhe bis schäftigt wurden und täglich 8, in den Ferien" sogar 10 Stunden Revision beim Oberverwaltungsgericht an. 20 M. stellen müssen. Das bedeutet für die Gutskaffe einen Be- arbeiten mußten. Im Regierungsbezirk Potsdam ist die Zahl der klärte die Revision für unbegründet. Zu den Lustbarkeiten gehören trag von 2000 m., welcher angeblich zur Bestreitung der Kosten jugendlichen Arbeiter etwas gestiegen, relativ aber dieselbe ge- nach Ansicht des Oberverwaltungsgerichts alle Veranstaltungen, welche bei Beschaffung der Leute verwendet wird. Oft wird gegenüber blieben. Die meisten werden bei der Metall- und Holzbearbeitung nach Absicht des Veranstaltenden dazu bestimmt und geeignet sind, dem Vorwurf über Beschäftigung so vieler Ausländer erklärt: ja, beschäftigt. Es wurden 36 schulpflichtige Kinder in Fabriken bei zu ergößen und zu unterhalten. Es sei nicht rechtsirrtümlich, wenn wenn wir im eigenen Lande genug Leute in der Landwirtschaft der Arbeit angetroffen, davon 26 in Ziegeleien. Im Regierungs - der Bezirksausschuß aus den Umständen, insbesondere der Unruhe Aus dem Kreise der Leute im Konzertgarten folgere, daß vorliegend ein höheres betämen, so würden wir keine Ausländer holen. Woran liegt es bezirk Breslau erfolgten 51 Bestrafungen. aber, daß z. B. auf dem Gute Hacknom nicht genügend hiesige Nimptsch wird berichtet, daß die jugendlichen Arbeiter bei den Kunstinteresse nicht zur Geltung kommen konnte. Leute zu beschaffen sind? Nur ein paar Punkte über die elende Lage Erntearbeiten besonders seitens der Rübenindustriellen mißbraucht der Landarbeiter, die von den Konservativen als patriarchalische verden. Auch im Regierungsbezirk Hildesheim hat die Zahl der bezeichnet werde, mögen Erwähnung finden. Das Trinkwasser in der Maschinenindustrie und in den Rohzuderfabriken beschäf sieht, wenn es aus dem Brunnen kommt, schön flar aus: nach tigten jugendlichen Arbeiter auffallend zugenommen; ungeeignete Wie man sich in Halle bei Submissionen einigt", wurde durch 1 bis 2 Stunden ist es ganz schmutzig- gelb mit einer dicken Haut Beschäftigung jugendlicher Arbeiter wurde in 9 Fällen beseitigt. darüber und stinkt aus dem Eimer heraus. Die Kranten Im Regierungsbezirk Osnabrück waren von den Arbeitern nicht eine Privatflage des Obermeisters der Steinfegerinning Reinig versorgung ist miserabel. Ein deutscher Schnitter betam starten weniger als 7,8 Proz. 1751 jugendliche. Im Regierungsbegirt gegen den Steinfegmeister Wegener vor dem Schöffengericht am Gelentrheumatismus, so daß er nicht gehen noch stehen konnte. Münster hat die Zahl der jugendlichen Arbeiter gleichfalls zuge- Freitag aufgedeckt. Als die Bostverwaltung bei der Vergebung von Er wurde mit einem Ochsengespann zum Arzt im Nachbardorfe nommen, besonders in der Textil- und Konfettionsindustrie; auch Kabel und Erdarbeiten fünf Meister und den Obermeister zur gefahren. Derselbe verschrieb eine Einreibung. Die Apotheke be- die Zahl der Kinder ist um 42 gestiegen. Aehnlich im Regierungs- Submission herangezogen hatte, berständigten" sich die Meister findet sich in einem anderen Dorfe. Man fuhr trotz der großen bezirk Minden , wo sich fast in allen Betrieben die jugendlichen Ar- dahingehend: der Obermeister gibt das niedrigste Angebot ab, die Schmerzen des Kranken nicht sofort vom Arzt zur Apotheke. Erst beiter vermehrt haben; abgenommen haben sie nur in den anderen fünf fordern höhere Beträge; der Obermeister erhält die Arbeit und zahlt jedem der Höherbietenden dafür eine Entschädigung abends, als die Arbeitskollegen des Erkrankten um 8 Uhr in die Spinnereien. Meister Wegener, der gar nicht berücksichtigt worden 8war egiftiert ein Gefeß gegen die Ausnußung kindlicher von 300 M. Schnittertaserne kamen, jagte ein Kollege auf dem Rade nach der so lange ersehnten Einreibung. Der Krante lag während dieser Zeit| Arbeitskraft in Deutschland . Aber dies Gesetz macht einmal halt war, hatte das unlautere Manöver dem Telegraphen- Direttor hinter­auf seinem Strohlager, vor Schmerz wie ein kleines Kind weinend. vor der Landwirtschaft und dem Gesindedienst. Es ist ferner in- bracht und dabei gesagt, Reinis habe auch ihm 500 m. geboten, sofern nicht weitgehend genug, als es die Beschäftigung der Kinder damit er ihn nicht unterbiete. Dies war nicht richtig und Wegener Eine Stunde später kam der Kollege aus der Apotheke mit der- Nachricht, daß der Apotheker an die Schnitter des Herrn Amtsrats bei fremden Arbeitgebern mit Vollendung des 12. Lebensjahres wurde deshalb wegen Verleumdung mit 30 Mart bestraft. keine Medikamente ohne Geld verabfolgt. Denn der Herr Amtsrat und bei den Eltern sogar mit Vollendung des 10. Lebensjahres Wegeners Verteidiger bezeichnete aber das Verfahren der Sub­gibt nur den Doktor frei, und auch dann nur, wenn es die Kranken- gestattet, und es hat schließlich durchaus unzulängliche Kontroll- mittenten als Betrug. Die Postverwaltung sei dadurch übers Dhr schwester, welche in Sachsendorf stationiert ist, für nötig befindet, borschriften. Mit Recht wird in dem Bericht aus dem Regierungs- gehauen worden; der Obermeister fönne ja selbst gegen fich Anzeige daß der Kranke überhaupt in ärztliche Behandlung fommt. bezirk Potsdam darüber geflagt, daß die Durchführung des Gesetzes erstatten. Der Vertreter des Obermeisters entgegnete, das Verfahren Medikamente aus der Apotheke zahlt er nicht. Es wurden von infolge der Schwierigkeit der Kontrolle noch viel zu wünschen übrig bei Submissionen sei hier so üblich". mitleidigen Arbeitskollegen dem Kranken aus ihrer eigenen Haus- läßt. apotheke Einreibungen gegeben, damit der Krante wenigstens ettvas Erleichterung befam. Geld zum Kaufen von Medizin besaß er

Soll die in gesundheitlicher, geistiger und sittlicher Hinsicht so gefährliche Kinderarbeit wirklich mit Erfolg bekämpft werden,

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