In tfet Verhandlung bekundeten einige Zeugen, von Gelb-Verlegenheiten Haus könne nicht tvohl die Rede sein, dasie ihm gern 30-, 40- und 50 000 Mark ohne weitere Sicherheitgeborgt hätten, wenn er an sie herangetreten wäre.Die Schwägerin, des Angeklagten, FräuleinOlga Molitor, erklärte unter ihrem Eide auf das be-stimmteste, sie habe niemals nähere Beziehungen zu dem Ange-klagten gehabt, er habe ihr auch nicht die Kur gemacht, nochhabe sie je etwas wahrgenommen, was darauf schlichen liehe, daher ihr habe sich nähern wollen. Die Schwester Lina sei allerdings.aber ohne jeden Grund, eifersüchtig gewesen. Eine andere Schwesterbekundete, die verstorbene Schwester habe selbst zugegeben, dah siekeinen anderen Grund zu der Eifersucht Olga gegenüber habe alsden, dah diese einige Jahre jünger sei.Am 2 0. Juli spielte in die Verhandlung einsensationeller Zwischenfallhinein. Der Verteidiger machte die Mitteilung, dah ein frühererReferendar, jetziger Kunstmaler L e n ck, über die Sache nähereswisse. Er sei im Juni unter dem Verdacht eines Sittlichkeits-Verbrechens verhaftet gewesen, Zellengenosse des Angeklagten ge-worden, der sich unmittelbar nach dem Tode der Frau Hau ihmgegenüber über den Mordfall ausgelassen habe. L e n ck wurdedarauf als Zeuge geladen und erklärte nun: er habe amvorhergehenden Tage in einem Brief an Fräulein Olga Molitordiese um eine Unterredung unter vier Augen gebeten, da er ihrDinge zu sagen habe, die für sie und ihren Schwagerwichtig seien. Fräulein Molitor habe eine Unterredung aber ab-gelehnt. Der Angeklagte habe ihm in der gemeinsamen Zellewichtige Mitteilungen gemacht. Diese Mitteilungen habe er aberversprochen, nicht weiter zu geben, dies Versprechen bal�- er undsage deshalb nicht? aus.Der Zeuge wurde in eineZeugniszwangsstrafe von 30 Markgenommen, blieb aber bei seiner Weigerung.Daraufhin gibt der Angeklagte Hau Plötzlichfolgende Erklärung/ab: Ich bin nach dem Kontinent zurückgekehrt, um bor meinerAbreise nach Amerika noch einmal meine Schwägerin Olga zusprechen und zu sehen. Den eifersüchtigen Vorwürfen meinerFrau gegenüber fühlte ich mich schuldig, während freilich meineSchwägerin Olga davon absolut nichts wuhte. Ich hatte für sieleidenschaftliche Empfindungen und wollte mich ihr gegenüber aus-sprechen. Ich hatte nicht darauf gerechnet, dah meine Schwägerinmeine Schwiegermutter begleiten würde. Diese Erklärungen habeich vorher nicht abgegeben, weil sie für m,ch beschämend sind.Daß mein Verhalten ein eigentümliches war, gebe ich zu, kannober eine nähere Erklärung darüber nicht abgeben.Nach dieser Erklärung ruft der Z e u g e L e n ck erst dazwischen,tt sei bereit, jetzt eine Aussage zu machen, erklärt dann aber,er habe nur aussagen wollen, die sehr wichtigenMitteilungen, die er zu machen habe, seien nicht die,die der Angeklagte eben gemacht habe. Der Verteidiger erklärt,die Erklärungen deS Angeklagten feien auch für ihn neu. An-geklagter versichert wiederholt, er habe weder seine Schwieger-mutier, noch seine Schwägerin töten wollen. Mit dem Mordhabe er nicht das geringste zu tun.In der Verhandlung war zur Sprache gebracht, dah ein Dienerder Ermordeten, Wieland, sich in der Nähe des Tat-orte? aufgehalten! habe. Eigentümlicherweise vermochte derStaatsanwalt die Zustellung nicht zu bewirken. Der Zeugehatte sich ordnungSmähig von Potsdam nach dem RittergutWahrenbeck bei Kiel, wo er in Stellung sich befindet, abgemeldet.Sein Dienstherr hatte ihm mitgeteilt, dah gegen ihn ein Verdachtder Täterschaft rege gemacht sei. Darauf erbat er seine sofortigeVernehmung. Seine Aussage ergab aufs evidenteste, dah er derTäter nicht gewesen sein könne und dah auch nicht die Spur einesVerdachts gegen ihn gerechtfertigt wäre.Zu erwähnen ist noch folgender für das Verhalten der�Staatsanwaltschaft bezeichnender Umstand: Die Staats-onwaltschaft hatte am 10. Juli in einem badifchenBkatt der Wahrheit zuwider erklären lassen,Hau sei der Tat geständig. Gegenüber der Behaup-tung. Mitteilungen über die Anklage seien aus dem Bureau deSVerteidigers erfolgt, bekundet der als Zeuge vernommene Bericht-erstatter Schweder, dah das durchaus nicht zutreffe. DerStaatsanwalt richtete dann auch an den Berichterstatter dieFrage, ob er von der Familie Molitor Bezahlung erhalte. DieseFrage verneinte der Zeuge und erklärte später:„Ich habe die Frage des Staatsanwalts so aufgefaht, alsob ich von der Familie Molitor Bezahlung erhalte. Da dieseFrage mich aufs tiefste in meiner Berufsehre verletzt, ersucheich den Herrn Vorsitzenden um Schutz und stelle an den HerrnStaatsanwalt die Frage, ob er seine Frage wiederholen will.Vors.: Sie haben keine Fragen zu stellen.— Schweder((sehr erregt, mit erhobener Stimme): Ich erkläre die Fragedes Staatsanwalts für eine niederträchtige Infamie.(GroheBewegung im Zuhörerraum.) Vors.: Wie dürfen Sie sichunterstehen, derartig in einer öffentlichen Gerichtsverhandlungaufzutreten?— Schweder: Die Frage des Staatsanwaltsist geradezu Unerhört. Ich schreibe für 250 Zeitungen. Wenndie Frage des Staatsanwalts so durch die Presse geht, wirdmeine Existenz ruiniert. Der Gerichtshof beschlieht, sich zueiner Beschluhfassung zurückzuziehen. Auf Antrag des Ver-teidigerS wird dem Journalisten Schweder noch einmal dasWort gegeben. Dieser erklärt wiederholt, dah er durch die Fragedes Staatsanwalts aufs tiefste in seiner Berufsehre gekränktsei. Er bedauere die Schärfe seines Ausdrucks, beharre aberauf seinem Standpunkt.— Vors.: Wollen Sie ausdrücklichIhr Bedauern über den Ausdruck aussprechen?— Sch w e d e r:Ich habe das bereits getan. Das Gericht beschlieht danach,daß der Zeuge Schweder wegen Ungebühr vor Gerichtzu einer Geldstrafe von 30 Mark verurteilt sei.Insgesamt sind in dem Prozeh etwa 70 Zeugen vernommen.Trotz der vielen Verdachtsmomente, die gegen den Angeklagten vor-liegen, ist es nicht ausgeschlossen, dah die völlig ungenügendeVorbereitung der Anklage, der man«ine achtmonatliche Arbeitszeitnicht anzumerken vermag, und das eigenartige Auftreten desStaatsanwalts, der wiederholt mit dem Verteidiger in Konfliktgerät, einen Freispruch der Geschworenen zeitigenwird. Die Urteilsfällung wird vielleicht noch in späterer Nacht-stunde erfolgen.Öeriebtö- Zeitung.„Sie Dreckkops"und„HaltS Maul mit keinem nervösen dreckigen Gesicht"kostet Stück für Stück fünf Mark.In Jena findet kaum eine Schöffengerichtssitzung statt, inder nicht gegen einige radaulustige Studenten wegen Beleidigungvon Schutzleuten usw. prozessiert wird. Wir registrieren zweiin der letzten Woche verhandelten Fälle, die für das Be-nehmen der Studenten und die Strafhöhen charakteristisch sind.Im ersten Fall hatte ein Student im Verein mit einer An-zahl Bekannten in der Nacht vom 12. zum 13. Dezember einenso wüsten Skandal verübt, dah die Polizei einschritt. Mahnungender Beamten, ruhig zu sein, wurden verlacht. Darauf verlangteder Schutzmann die Studentenkarte. Die Karte erhielt der Schutz-mann nicht, vielmehr stellte der Student sich kampfbereit undrief dem Schutzmann entgegen:„So, Sie Dreckkopf, Sie Dreck-köpf, nun fasten Sie mich einmal an, dann sollen Sie mal sehen".Das Urteil lautete: wegen Ruhestörung 5 M. Geldstrafe eventuelleinen Tag Haft, wegen Widerstand mit Beamtenbeleidigung15 M. Geldstrafe eventuell 3 Tage Gefängnis.Im zweiten Fall hatten zwei Schutzleute einen des NachtSstark randalierenden Studenten gebeten, sich ruhiger zu verhalten.Darauf brüllte der Musensohn einen Polizisten mit den Wortenan:„Halts Maul mit Deinem nervösen, dreckigen Gesicht", demanderen schnarrte er zu:„Sie mit Ihrem dämlichen, langen Ge»ficht müssen Ihre dumme Nase auch in alles hineinstecken". DasUrteil lautete: wegen Ruhestörung 5 M. eventuell einen TagHaft, wegen Beamtenbeleidigung in zwei Fällen je 10 M. even-tuell 2 Tage Gefängnis. Was hätten Arbeiter zu erwarten ge-habt, die sich nur annähernd so betragen hätten? Aber esgibt keine Klassenjustiz._Ein liebenswürdiger Schutzmann.Vor dem Schöffengericht in Köln stand der Schutz-mann Karl Müller unter der Anklage, im Dienste dieEhefrau des Fabrikanten Friedrich Boosdadurch beleidigt zu haben, daß er sie in die Wange kniff,als er füx den Fabrikanten ein Strafmandat(wegen Ueber-tretung der für Hundebesitzer in Köln gültigen Polizeiregeln)überbrachte. Hierbei fragte er die Frau, ob sie die Gattindes abwesenden Fabrikanten sei. Als das bejaht wurde, über-reichte er ihr das Papier und kniff sie in die Wange.Die mit dieser Vertraulichkeit beehrte Frau war hoch-schwanger. Der Schutzmann bestritt den von derFabrikantin als Zeugen bekundeten Borfall. DerStaatsanwalt erklärte, die Beleidigung sei nicht ein-facher Art; wohin solle es kommen, wenn die Polizei-beamten, die von den Gerichten st etsin Schutzgenommen würden(Ein bemerkenswertes Ein-geständnis. Di» Red.)» in solcher Weise vorgingen. EinemDienstmädchen gegenüber hätte man das Vorgehenals einen allerdings nicht zu billigenden Scherz auffassenkönnen. Er beantrage, da eine besonders schwereHandlungsweise vorliege,— 80 Mark Strafe. Das G e-r i ch t erklärte im Urteil, es sei eine nachdrücklicheStrafe geboten— und erkannte auf 60 Mark Geldstrafe.Wenn ein Arbeiter einen Streikbrecher scheel ansieht,kommt er nicht so billig weg, wie der„nachdrücklich" bestrafteSchutzmann. Die beleidigte Frau kann froh sein, daß sie keinarmes Dienstmädchen ist: sonst wäre gar noch gegensie ein Strafverfahren wegen Verleumdung eingeleitet.—Es geht nichts über die Rechtssicherheit und Güte der Recht-sprechung in Preußen._Der alkoholisierte Schlächtermeister.Vor dem Schöffengerichte des Amtsgerichts Bcrlin-Mitte hättesich gestern der Roßschlächtermeister Wilhelm Benner wegen Tier-quälerei, Bedrohung, Widerstandes gegen die Staatsgewalt undUebertretung der Straßenordnung zu verantworten. Am 18. Aprild. I. veranlatzte er in der Meyerbecrstraße durch sein unglaublichesBetragen eine turbulente Stratzenszene. Zunächst mißhandelte ersein Pferd, weil es nicht ziehen wollte, in Aergernis erregenderWeise, indem er mit der linken Hand es am Ohr zerrte und mitder rechten Faust unbarmherzig auf Maul, Augen usw. losschlug.Als auch dieses Mittel ohne Wirkung blieb, zog er sein Taschen-messer und wollte auf das Tier losstcchen. Als der KaufmannJakob, der sich unter der angesammelten Menschenmenge befand,empört ihn von dieser Mißhandlung zurückzuhalten suchte, wandtesich der Angeklagte gegen ihn. Jakob ergriff die Flucht. Wut-entbrannt» Schaum vor dem Munde und grün und blau gefärbt,raste ihm Benner nach. Die wilde Jagd ging mehrmals um einenMöbelwagen herum, bis der Angeklagte schließlich von seinem Opferabließ. Unterdessen war ein Schutzmann herbeigeholt worden, dernach Lage der Sache Benner zur Wache sistieren wollte. Diesengriff er auch sofort tätlich an, so daß der Beamte, nachdem B. durchdas Eingreifen eines handfesten Arbeiters widerstandsunfähig ge-macht worden war, ihn fesselte mußte und ihn erst so unter großenSchwierigkeiten zur Wache zu befördern vermochte. Dort gebürdetesich B. weiter wie ein Rasender, so daß er in die Zelle gesperrtwerden mußte. Nach etwa zwei Stunden holte ihn seine Frau ab. Erverließ die Polizeiwache mit gebrochenem Schlüsselbein und anderenVerletzungen, so daß sofort ärztliche Hülfe in Anspruch genommenwerden mußte. Der Angeklagte behauptete, zur Zeit der Tat der-artig unter dem Einflüsse des Alkohols gestanden zu haben, daß erseiner Sinne nicht mächtig war. Durch die Beweisaufnahme wurdefolgendes festgestellt: Des Morgens war er in Geschäften auf demZentralviehhofe gewesen und hatte von 9 Uhr morgens an mitzwei Schlächtermeistern um die Wette gezecht. Er hatte sich ge-rühmt, ebensoviel vertragen zu können, wie einer seiner Partner,ein sogenanntes„Siebenmonatskind". Bier, Branntwein undWein wurde von den Dreien in unglaublichen Quantitäten ver-tilgt. Benner hatte sich doch mehr zugetraut, als er zu leisten im-stände war. In dem Trinkduelle blieb sein Gegner der Sieger.Dieser war großmütig genug, den Unterlegenen auf dessen Wagenzu heben und ihn nach Hause zu kutschieren. Unterwegs wurdezedoch nochmals Station gemacht und das Zechgelage begann vonneuem. Hier nahm den Bezechten dessen Kutscher, der gekommenwar, ihn abzuholen, in Empfang und übernahm die weitere Be-förderung. In der Meyerbeerstrahe ereigneten sich sodann die bor-her geschilderten Vorgänge. Während der Amtsanwalt für dieunter Anklage gestellten Straftaten eine Gefängnisstrafe von sechsWochen und eine Hafistrafe von 1 Woche für eine angemesseneSühne hielt, gelangte daö Gericht zu der Ueberzeugung, daß derAngeklagte tatsächlich infolge hochgradiger Trunkenheit unzurech-nungsfähig gewesen sei und sprach ihn deshalb von Strafe undKoste» frei.Hud der frauenbewegung,Als Delegierte zum internationalen Kongreß und zur Frauen-koiifercnz sind in Oesterreich- Ungarn gewählt: FrauEmmhfreundlich, Mährisch-Schönberg, Frau Therese Schlesinger. Wien VI,illy Lippa, Wien XVI, Anna Boschek, Wien VI, Adelheid Popp,Wien VI. Budapest entsendet zwei Delegierte.— Für die Ge-nossinnen B a tz e r n s ist Genossin Frau Marie Greifenberg,Augsburg, gewählt worden.Versammlungen.Zur Aufklärung. In dem Versammlungsbericht vom Sonntag,den 21.' Juli vom Verband der Töpfer steht unter anderem:Die achtstündige Arbeitszeit soll allgemein eingeführt WerdernHierzu haben wir folgendes zu bemerken: In unserem Beruf bestehtiir Bauarbeit die achtstündige Arbeitszeit schon seit dem Jahre 1330,was auch tariflich festgelegt ist. Nur für Privatarbeiten lRepara-turen) besteht die neunstündige Arbeitszeit; hier kommen aber nurzirka 10 Prozent der Kollegen in Frage; aber auch von diesenarbeiten viele, wenn sie auf Privat neue Oefen zu setzen haben achtStunden.__ Die Vervandsleitung.Vermischtes.Opfer der Grube. Im luxemburgischen Orte Esch verunglücktenbei einem Grubenunglück vier Arbeiter. Wie aus Trier gemeldetwird, sind alltz vier gestorben',Merkwürdiger SchifsSuNsall. Der Schnelldampfer„KaiserWilhelm II.", welcher zurzeit im Kaiserhafen zu Bremerhaven liegtund heute wieder abgefertigt werden sollte, erlitt vorgestern abendeinen Unfall, indem sich das Schiff beim Kohlenübernehmen Plötz-lich auf die Seite neigte, so daß durch die offenen Kohlenpfortenund Seitenfenster Wasser in die Kessel-, Maschinen- und Bunker-räume eindrang und diese füllte. Die übrigen Räume, Kajüten,Wohnräume usw. sind völlig intakt geblieben und es ist in diesekein Wasser eingedrungen. Mit dem Auspumpen des Wasserstvurde sofort begonnen; das Schiff dürfte binnen kurzem wiederleer sein. Der Schaden ist durch laufende Versicherung gedeckt.Die bevorstehende Reise muß wegen der vorzunehmenden Instand-setzungsarbeitcn ausfallen. Nach dem bisherigen Ergebnis derUntersuchung ist der Unfall darauf zurückzuführen, daß der Dam-pfer bei fallendem Wasser an eine unter der Koje liegende Schlick-bank hakte und bei auflaufendem Wasser plötzlich abglitt, wodurchdas Schiff sich stark auf die Seite legte und die unteren Räumedurch die offenen Kphlenpforten voll Wasser liefen. Zu der vonanderer Seite gemeldeten Vermutung, daß es sich bei dem Unfallum einen Racheakt handelt, liegt keinerlei Grund vor, und»>"solcher Racheakt scheint vollständig ausgeschlossen.Ein Eisenbahnunfall. Auf dem Bahnhof Neuenmarkt(Bayern)wurde der 18jährige Bahnarbeiter Beierlein aus Feuln beimWeichenreinigen vom Zuge überfahren und getötet.Eine Feuersbrunst zerstörte in der vergangenen Nacht inBrügge eine große Zigarrcnfabrik, welche an das Museum derschönen Künste anstößt. Die Zigarrcnfabrik brannte völlig nieder.Der Schaden beläuft sich auf 150 000 Frank. Ueber 100 A r b e i t» rsind obdachlos. Das Museum wurde gerettet.Abgestürzt. Aus Innsbruck wird gemeldet, dah am Sonntagein Herr und eine Dame, die zu den Kurgästen von Jgls gehörten,vom Habicht abstürzten und lebensgefährlich verletzt wurden.Nach Züricher Meldung stürzte vom Toul-Gletscher ein U»-bekannter russischer Tourist ab. Der Tod trat sofort ein.Der Helfershelfer deS Juwelendiebes Lütte, der SchauspielerFritz Hörschel, hat sich gestern selbst gestellt. Gestern mittag kamein junger Mann auf das Polizeipräsidium und stellte sich im An-meldezimmer der Kriminalpolizei als der„Komplize des Lütte"vor. Als man ihn zu dem Kommissar, der den Wien-NürnbergerJuwelcnschwindel bearbeitet, führte, trat er diesem mit den Wortenentgegen:„Ja, ja, ich bin der Hörschel, der mit Lütte befreundetwar!" Er erzählte dann, daß Lütte ihm große Versprechungengemacht und ihm angegeben habe, wo sie sich treffen wollten; derangebliche Freund, in dessen Auftrag er die Nichte des WienerJuweliers Herzl hingehalten und dadurch die Verspätung der An-zeige bewirkt hatte, habe ihn aber„versetzt". Lütte hätte ihm vonseiner Beute nichts gegeben, und so sei er gezwungen gewesen, vonseinen früheren Ersparnissen die Ausgaben zu bestreiten, die ihmseine Verfolgungsreiscn in Frankreich, Belgien und Deutschlandverursachten. Nirgends habe er den Schwindler getroffen. Mehr-fach habe er, Hörschel, seine ursprüngliche Tätigkeit als Kellneraufnehmen müssen, um zu weiterem Gelde zu kommen. Schließlichhabe er sich gesagt, daß er doch der Verhaftung sich dauernd nichtentziehen könne: und so sei er zu dem Entschluß gekommen, sich selbstzu stellen. Hörschel, der gut gekleidet war und einen neuen, ele-ganten, rindlcdernen Koffer bei sich führte, hatte noch etwa 500Mark bei sich.lieber Unwctterschädcn wird aus Königsberg unterm22. Juli berichtet: Nach Rachrichten, die aus der Provinz vorliegen,hat das in den letzten Tagen herrschende Regenwetter und derNordweststurm an den Sommersaaten, in Gärten und Obstkulturenerheblichen Schaden angerichtet. Infolge der anhaltenden Nieder-schlüge sind Flüsse und Seen stark gestiegen, wodurch besonders inder Gegend am Haff Ueberschwemmungen von Wiesen und Lände-reien verursacht wurden. Die Heuernte in den betroffenenDistrikten ist größtenteils vernichtet. Auch die Kartoffeln habeninfolge der Nässe vielfach stark gelitten. Mehrfach wird auch überHagelschlag berichtet.An der Frischen Nehrung kenterte die schwedische Kuff„Wilhelm", die mit einer Kalkladung nach Pillau bestimmt war.Die Besatzung konnte sich retten. Auf dem Kurischen Haff ist einKahn gestrandet. Von den Insassen werden, nach der„HartungschenZeitung, drei Personen vermißt, die vermutlich ertrunken shgd.Der Regen hat auch heute fast ununterbrochen angehalten.Bubenstreich. Gestern nacht sind nach einer Meldung ausKüstrin auf dem Güterbahnhof Werbig in verbrecherischer Absichtkurz vor Durchfahrt der Schnellzüge 6 und 13 Schwellen undJsolierhaken auf die Schienen gelegt. Zug g fuhr auf eine, Zug 13auf vier Schwellen auf. Verletzt wurde niemand, die Lokomotivensind leicht beschädigt. Die Züge erlitten jeder 20 Minuten Ver-spätung. Zwei dringend verdächtige Personen, deren Hände kar-bolineumartigen Geruch-Und entsprechende Farbabdrücke aufweisen,wurden mit nächstem Zuge durch den Gusower Gendarmen demPolizeipräsidium in Verlin zugeführt.Die verunglückten Luftschiffer. Das Lotsenboot„Scebrügge"hat in der Nordseö eitte Leiche aufgefischt, die als die des Lust-schiffers Thannay erkannt worden ist. Thannay war der Begleiterdes Luftschiffers Pülkens, dessen Leiche bereits vor 8 Tagen ge-funden worden ist. Beide hatten am 24. Juni von Dünkirchen auseine Ballonfahrt unternommen; der Ballon war in der Nordseeverunglückt.Untergegangen.San Francisco. 22. Juli. Nach hier eingetroffenen Nach-richten sind der Passagierdampfer Columbia und der DampferSan Pedro bei Shelter Cove an der kalifornischen Küste zu-sammengestotzen. Die Columbia sank und hundert Personen er-tranken. Der Zusammenstoß erfolgte nachts bei dichtem Nebel.San Pedro, der mit Holz beladen war, spaltete die Columbia, dieinnerhalb einer Viertelstunde sank.SpelteriniS Alpenfahrt. Sonntag früh MIO Uhr erfolgte, wieein Telegramm aus Zürich meldet, in Andermatt der AufstiegSpelteriniS, der zum dritten Male die Fahrt über die Alpen an-tritt. Der Ballon faßt zirka 1700 Kubikmeter und ist mit groß-artigen Apparaten zur photographischen Aufnahme der Landschaftausgerüstet. Ein besonders konstruierter Kinematograph wird dieeinzelnen Phasen der interessanten Reise so weit wie möglich imBilde festhalten. Das Weier war so günstig wie nur denkbar. Einschwacher Nordwest trieb den Ballon, dem eine große Zuschauer-menge das Abschiedsgcleit gab, sogleich nach dem Aufstieg in derRichtung des Gotthardpasses.>Ein Massrnunglück.Tokio, 22. Juli. �(Meldung des Rcuterschen BureauS.si Am20. Juli fand in dem Kohlenbergwerke Tohooka in der ProvinzBungo eine Explosion statt. Dem amtlichen Bericht zufolge be-finden sich 471 Bergleute in dem Bergwerke und man befürchtet�daß die meisten von ihnen umgekommen sind.Den Spuren SpelteriniS ist ein Berliner Ballon gefolgt. EinTelegramm aus Innsbruck meldet: Der Aufstieg des Ballons vondem Verein für Luftschisfahrt in Berlin zur Ilebcrquerung derAlpen ist gestern früh 8 Uhr bei schönem Wetter hier glatt vonstatten gegangen.Tragisches Ende der Knebelschen JSland-Expebition. AusIsland ist die traurige Kunde ejngetrojfen« daß der Privat-»