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Dr. Peters, aus Verselben Zeit gegenüber, wie sie im amtlichen Kolonialblatt vom Jahre 1891 und 1892 veröffentticht sind. Er berichtet vom 4. August 1891 an den Gouverneur v. Soden(Amtl. Kbl. 1891 S. 457), daß er in der Landschaft Marangu   angekommen sei und dort die neue deutsche Station errichten werde.Mareale, der Sultan von Marangu, ist ein noch junger Mann von gut- , mutigem Wesen, sicherlich intelligenter als der Durchschnittsneger und srei von Bettelhaftigkeit. Er macht einen sehr angenehmen Eindruck."Derselbe habe", fährt er fort,29 000 Morgen Land an die kaiserliche Regierung abgetreten. Er berichtet weiter(Amtl. Kbl. 1891, S. 488), daß er am 30. August eine Expedition nach der Landschaft Rombo Mkulia sim Nordosten von Marangu  ) an- getreten habe, deren Bewohner einer ganz anderen Rasse ils die übrigen Kilimandscharobewohner angehörten und mit diesen seit jeher in Todfeindschaft lebten. Auf der Expedition begleiteten ihn 300 Soldaten der deutsch  - freundlichen Sultane Fumba, Malamia, Ma- reale, Bararia und Kinabo als Hülfstruppe, teilweise mit Flinten bewaffnet, welche die Warombo Mkulia geradezu verschmähen." An der Grenze von Kcroa sin Rombo Mkulia gelegen),wo meine beiden Boten ermordet waren", kommt es am 2. September zu einem Gefecht, in dem der SergeantSchubert als einziger fällt. Die Eingeborenen versuchten zweimal einen Massenangriff, wurden aber ohne weiteres durch die Salven der Schützenlinie zurückgeworfen. Bis zur Dunkelheit hatten wir bis zu 60 Dörfer verbrannt. Die Gegner hatten eine Reihe von Verlusten, unter denen sich zwei ihrer Sultane, Kalunguli und Kororo, befanden, während wir keinen Mann mehr verloren. Der Zweck der Bestrafung des Landes Keroa war jedenfalls erreicht." Eine neue Bestrafung des bereits totgesagten Kororo findet trotzdem schon drei Wochen später statt, am 27. September. sAmtl. Kbl. 1391 S. 649), als Dr. Peters mit dem englischen Grenzkommissar Batcman an Kcroa vorUber zum äußersten Osten am Kilimandscharo  , nach Useri, zieht und dort eine friedliche Bevölkerung vorfindet. Am 11. November 1891, also drei Wochen nach dem Abgange des Jahnke- Briefes und ztveiMonate vor der Hinrichtung der I a g o d j a, schreibt Herr Dr. Peters sAmtl. Kbl. 1892 S. 20): Ich betrachte den Aufbau der Marangu  -Station als beendet."Sie ist so stark befestigt, daß ich sie bei genügender Bewachung und richtiger Verteidigung nicht nur ftir»nein- » e h m b a r, sondern ftir Lanzen, mit denen wir doch hier hauptsächlich zu rechnen haben, fast unangreifbar erachte. Ich bin überzeugt, daß von nun ab die vorgesehene Besahung von 26 Mann für die Sicherheit dieser Stellung genügend ist." Da die Gefahr im Gefecht mit Lanzen vornehmlich darin liegt, daß die Gegner die Schützenlinie überrennen, was durch meine Befestigung pollständig unmöglich gemacht wird, s o können wir einem Angriff auch von Tausenden, sei eS bei Tage, sei es bei Nacht, ruhig entgegen- sehen. Des Nachts wird die Station regelmäßig von drei Posten bewacht." In einem Bericht vom 80. Dezember 1891, also etwa eine Woche vor der Hinrichtung der Jagodja, teilt Herr Dr. Peters mit sAmtl. Kbl. 1892 S. 141), daß er fünf Leute von Marangu  zunr Mandscharasee sim Westen) geschickt habe, um von dort Salz- proben zu holen.Sie haben ihren Auftrag von hier aus in 13, von Kibonoto sder am Kilimandscharo   im äußersten Westen ge- legenen Landschaft) in fünf Tagen hin und zurück gemacht. Dies ist zugleich ein Beweis dafür, welchen Wert die nervenschwache Auffassung hat, als müsse man immer Hunderte von Mann als Bedeckung haben, wenn man in Afrika  auch nur einige hundert Schritt reisen iv i l l. Diese fünf Leute sind als Abgesandte von mir durch dichte Massen Von Massais gereist und wohlbehalten wieder zurückgekehrt, ob- wohl jeder von ihnen nur etwa zehn Schuß Munition besaß." Weitere Nachrichten des Herrn Dr. Peters, die alle nicht die geringste Besorgnis zum Ausdruck bringen, deren keine irgend etwas vom Tode des Mabruk, der Jagodja und dem Vorgehen wider ihren Schutzherrn Malamia enthält, drehen sich um Gemüse- dau u. dergl. Am 24. Februar 1892 verläßt Herr Dr. Peters den Berg. Ich hebe nun aus seinen vorstehenden eigenen Mitteilungen einige Punkte heraus. Der ganze Kilimandscharo   ist während der ganzen Zeit, in der Herr Dr. Peters an ihm weilt, der deutschen  Macht gegenüber durchaus friedlich. Eine einzige Ausnahme macht die drei Tage östlich von der Militärstation gelegene Landschaft Rombo Mkulia. Die rassenfremden Bewohner derselben sind Tod- feinde aller übrigen Kilimandscharo  -Bewohner: alle Häuptlinge, die in dem Gebiete zwischen der Militärstation und Rombo Mkulia herrschen, helfen Herrn Dr. Peters, sie zu bekriegen. Ich füge hinzu, die Bewohner von Rombo Mkulia, die vorher durch die Sklavenjagden des Häuptlings Mandara von Moschi viel zu leiden gehabt hatten, lassen niemand in ihr Gebiet hinein, sie gehen aber auch niemals aus dem- selben heraus. Sie verschmähen den Gebrauch von Schieß- Waffen und sind viel zu schwach an Mannschaft, um sich als An- S reifer gebärden zu können. Die deutsche Militärstation Marangu t zur Zeit, als Herr Jahnke seinen Brief schreibt, bereits so fest, daß sie dem Angriff Tausender widerstehen kann, selbst wenn sie nur mit 26 Mann belegt und nachts von drei Mann bewacht wird. Herr Jahnke aber schläft jede Nacht mit dem Gewehr im Arm und fürchtet in jeder Woche eilten lieber- fall. Entweder ist das nicht wahr, was Herr Jahnke schreibt, oder er ist ein jämmerlicher Hasenfuß." Es ist ein besonderes Pech des Peters, seinen wichtigsten Krön- zeugen in amtlichen Schriftstücken selbst widerlegt zu haben I hin epochemachender Sieg der englischen Sozialisten. . 1 London  , 21. Juli.  (Eig. Ber.) Am 19. Juli fand in der hochindustriellen Talstadt Colne Valley jene Nachwahl zum Parlament statt, die mit dem Stege des Sozialiston Genossen V. G r a y s o n endete. Das Stimmen- Verhältnis dieser Wahl ist folgendes: Grayson 3648, Philip Bright(liberal) 3496, G. Wheler(konservativ) 3227. Bei den letzten allgemeinen Wahlen im Jahre 1906 fand im Eolnetal kein Wahlkampf statt, der Liberale wurde ohne Oppo- sition als Abgeordneter des Kreises erklärt. Es ist jetzt überhaupt erst das zweitomal, daß ein Sozialist in diesem Wahlkreis auf- gestellt war und zwar das erstemal im Jahre 1896 der den deutschen   Genossen wohlbekannte Genosse Tom Mann, der bor  einigen Jahren nach vielen politischen Enttäuschungen nach Neu- Seeland   auswanderte. Damals war das Ergebnis noch folgendes: Sir I. Kitson(liberal) 4276, H. Thomas(konservativ) 3737, Tom Mann 1245 Stimmen. Bei der Wahl im Jahre 1900 stand außer dem Liberalen nur ein Konservativer im Kampfe und jener wurde mit einer Majorität von 623 Stimmen gewählt. Das Ergebnis der Wahl vom 19. Juli rief in allen politischen Kreisen riesige Ueberraschung hervor, und die große Bedeutung dieser Wahl wird von niemand bestritten. Es ist dies ja schon das zweitemal seit 1906, daß die Arbeiterklasse bei einer Nachwahl den Sieg davonträgt. Im ganzen allerdings hat sie seit den Hauptwahlen bereits an fünf Stellen den Nachwahlkampf auf- genommen, nämlich außer in Jarrow und jetzt in Colne Valley, vorher noch in den hochindustriellen Städten Huddersfield  , Cockermouth   und Belfast  . Auf alle diese Städte schon hatte die llichefterklaffe große Hoffnungen gesetzt, aber Cockermouth   wählte konservativ, und in Huddersfield, wo ein tüchtiger So- zialist im Kampfe stand, gewann der Liberale ganz bedeutend an Stimmen! In weiten Kreisen des Liberalismus versuchte man seit damals die 1?ehre zu verbreiten, daß in einem regelrechten Kampfe gegen die Theorien des Sozialismus der Libe- ralismus doch immer als Sieger hervorgehen müsse. Diese ein- fältigen Großprahlereien wurden natürlich von den ein- sichtigen liberalen Führern nicht mitgemacht, die nicht müde wurden, zu erklären: Liberalismus und Arbeiterpartei sei eins. Aber doch wächst das Mißtrauen der Liberalen gegen die er- starkende junge sozialistische Bewegung, die immer machtvoller gegen die Tore des Liberalismus pocht. Schließlich sah man Wohl bei den Liberalen selber ein, daß in Huddersfield anno 1906 der Liberale nicht etwa deshalb gesiegt hatte, weil das arbeitende Volk die Theorie des Sozialismus verwarf, sondern weil die große Masse des Volkes glaubte, die Liberalen, die eben erst ans Ruder gelangt waren, würden ihre Wahlversprechungen einlösen und eine Reformbewegung im großen Stile einleiten. Nun aber, da diese Partei annähernd zwei Jahre die Macht in Händen hat, ist man bereits imstande, eine Bilanz zu ziehen, und die Tatsache, daß die liberale Partei auch in diesem letzten Wahlkampfe eine Niederlage erlitt, beweist, daß die Ar- beiterklasse sich voller Enttäuschung vom Liberalismus zurückzieht und immer mehr zu der Ueberzeugung kommt, daß sie sich als selbständige Klasse organisieren mutz, um den Kampf auf politischem und ökonomischem Gebiete aufzunehmen, eingedenk des Spruches, daß die Befreiung der Arbeiterklasse das Werk der Arbeiterklasse selbst sein muß! Die Bekanntwerdung des Wahlresultats erzeugte im Par- lament unter den Liberalen, von den Ministern angefangen bis zu demgewöhnlichsten" Abgeordneten, eine wahre Panik. Wie der parlamentarische Berichterstatter derDaily News", der selber liberaler Abgeordneter ist, mitteilte, war man sich allgemein einig darüber, daß die legislativen Mißerfolge der Regierung die Schuld an dem Wahlresultat trage. Der rechte Flügel innerhalb der Regierung verhindere eben jede ernsthafte Reform. Die Nachwahl war übrigens dadurch nötig geworden, daß die liberale Regierung, die ja vorgibt, die Macht der Lords brechen zu wollen, vor einigen Wochen vier neueliberale" Lords ernannt hat, und einer von diesen Glücklichen ist der frühere langjährige Abgeordnete der Stadt. Denjenigen gegenüber, die da glauben, daß durch Ernennungliberaler" LordS das Oberhaus etwa einen liberalen Anstrich erhält, sei bemerkt, daß nahezu zwei Drittel aller Lords, die in den letzten hundert Jahren er- nannt wurden, unter einem liberalen Regime zu Lords er- hoben wurden, was nichts an der Tatsache ändern konnte, daß das Oberhaus eine so große Gefahr für die liberale Regierung' bildet! Vom sozialistischen   Standpunkte aus ist diese Wahl deshalb so bedeutungsvoll, weil der Kandidat der Arbeiter ohne alle Um- schweife als revolutionärer S o z i a l i st vor die Wähler trat. Ja noch mehr, er siegte, trotzdem er nicht die offizielle Unterstützung der parlamentarischen Gruppe der Arbeiterpartei hatte. Nach der Konstitution der Arbeiterpartei dürfen die Kan- didaten derselben nämlich nur unter dem TitelArbeiter- kandidat" vor ihre Wähler treten. Genosse Grayson wollte aber nicht als..Arbeiterkandidat" fungieren, er trat als revolutionärer Soziali st vor dieselben, und mit Stolz konnte er am Schlüsse des Wahlkampfes darauf hinweisen, daß nur S o z i a l i st e n für ihn gestimmt haben dürften. Dieser Wahlkampf ist jedenfalls ein Beweis dafür, daß sich im englischen Volksgeiste gewaltige Veränderungen vollziehen; er ist gleichzeitig eine Aufforderung an die junge Arbeiterpartei, sowohl innerhalb wie außerhalb des Parlaments die stolze Fahne des Sozialismus zu entfalten. politische Gcbcrficbt Berlin  , den 23. Juli 1907. Block-Geschwätz. Dementschiedenen" Liberalismus, bisher Freisinn genannt, ist das Mißgeschick widerfahren, von dem stark agrarisch angehauchten und ob seinerHeiligkeit" übelberufenen nationalliberalen Professor Paaschs seines politischen Opfermutes wegen belobigt zu werden. In einer nationalliberalen Versammlung äußerte sich Herr Paasche über die Entsagungstaktik des Freisinns folgendennaßen: Wer die Arbeiten im Parlament genauer verfolgt habe, werde zugeben müssen, daß kleine Gegensätze vielfach beiseite gesetzt seien, daß namentlich die beiden linksstehenden Parteien. die freisinnige und deutsche Volkspartei sich alles Ernstes bemüht hätten, mit dem sogenannten Block die Arbeiten durchzuführen. Er müsse es hoch anerkennen und tue dies ausdrücklich und aus vollster Ueberzeugung, daß gerade die Herren vom Freisinn manches Opfer ihrer Ueberzeugung gebracht und Bedenken gegen diese und jene Posten zurückgestellt hätten, nur um nicht an mehr oder minder untergeordneten Fragen die Politik des Blocks zu hindern. Er glaube, die Fühlung zwischen den Liberalen sei eine viel freundschaftlichere und bessere geworden als sie früher war. wo man häufig um Kleinigkeiten zu Zwistig- leiten gekommen sei. Jede Partei müsse dabei ein gewisses Opfer ihrer Ueberzeugung bringen und keine könne sagen, sie wolle ihren Willen durchsetzen: jede müsse etwas nachgeben und man müsse sich auf einer Mittellinie vereinigen. Auch die Konservativen würden nachgeben und von ihren Anschauungen manches opfern . müssen, wenn gemeinsame Arbeit dauernd durchgeführt werden solle." Es sollte den Freisinn denn doch stutzig machen, daß er ein solches Lob so yon einem Nationalliberalen einheinfft, der ebenso gut der freikonservativen Partei angehören könnte. Selbst das Berliner Tageblatt" empfindet das K o m p r o- mittierende solchen Lobes. Es schreibt: Diesem Lob der freisinnigen Parteien hat Herr Paasche nach einem anderen Bericht allerdings noch hinzugefügt, daß zur Durchführung der Reichsfinanzreform unbedingt neue Steuern notwendig seien. Man werde zur Deckung der Bedürfnisse auch die breiteren Schichten der Bevölkerung heranziehen müssen; es sei unausführbar, die neuen Lasten lediglich den Wirt- schaftlich stärkeren Schultern aufzuerlegen. Das alte Rezept der Freisinnigen, durch Sparen der Finanzmisere ein Ende zu machen, sei überlebt und unbrauchbar geworden. Danach scheint Herr Paasche dieMittellinie", für die er so lebhaft schwärmt, etwa in der Richtung der bisherigen natioualliberalcn Politik zu suchen. Wollten die Freisinnigen aber weiter nichts, als in Zukunft nationalliberale Politik machen. dann hätten sie ja gleichnationalliberal wählen können." Trotz dieser Bedenken des Mosseblattes wird der Freisinn auch weiterhin bemüht sein, sich die Anerkennung der Paasche und des Fürsten Bülow zu erwerben! Auch die süddeutschen Volksparteiler haben sich wieder in diversen Reden über die Blockpolitik vernehmen lassen. In der Versammlung der württembergischen Volks- Partei sprachen die Abgeordneten Payer und Konrad Hauß- mann. Payer griff besonders das Zentrum an: Es habe schwere Opfer gekostet, das Zentrum aus seiner bisherigen Stellung im Reiche zu beseitigen. Man lverde dafür sorgen. daß das Zentrum nicht mehr auf den Bock des BeichSwsgenS zu sitzen komme. Bis jetzt wisse man aller- dings nicht, wer an seiner Stelle den Platz auf dem Bock ein» nehmen werde. Von dem Reichskanzler wisse man, daß er einmal so und einmal so spreche. Daß das Zenttum nicht mehr hinauf komnie, werde die Volkspartei sich etwas kosten lassen, zuviel aber auch nicht." Konrad Haußmann bemerkte zur Blockpolitik: Man verlange, daß die Volkspartei im Reiche mit dem Block zusammenarbeite, und zwar mit den N a t i o n a l l i b e- r n l e n das gehe und mit den Konservativen das erscheine unmöglich. Der Block bilde ein G e f ä ß, bei dem es einzig und allein auf den Inhalt ankomme, ein Gefäß, das wert sei, zusammengeschlagen zu werden, wenn es einen schlechten Inhalt bekomme. Als eine der vornehmsten Aufgaben des Blocks müsse es bezeichnet werden, dem preußischen Volke das Dreiklass enwahlrecht abschaffen zu helfen. Die Volkspartei werde die Probe der Blockpolitik zunächst mitmachen, schon deshalb, daß man die Volkspartei nicht als den Sündenbock hinstelle. Man werde aber nur mittun, wenn der Block ein Element des Fortschritts werde, andern- falls nicht." Das ist freilich nichts, als das landesübliche unentwegte Phrasengedresche. Der Freisinn sollte doch endlich einsehen, daß die politische Bettgemeinschaft mit den Hintersassen der Oertel, Stöcker und Arendt mindestens ebenso pervers ist, wie eine liberale Paarung mit den Gröber und Hertling I Die Renommisterei von der Verdrängung des Zentrums vomBock des Reichswagens" ist so lange eine geradezu lakaienhafte Prahl- hauserei, als die konservativen Kraut- und Schlotjunker den Reichs- wagen kutschieren! Die Drohung, daß die auf dem Rücksitz plazierten Livrierten des Freisinns streiken würden, wenn für sie nicht genügend Trinkgelder abfallen, wirkt durch ihre ewige Wiederholung nur noch mitleiderregend I Auch die tönenden Phrasen des Herrn Haußmann täuschen über die armselige Lakaienrolle des Freisinns einschließlich der süd- deutschenDemokratie" nicht hinweg. Hat doch das Hauptorgau dieserDemokratie", dieFranks. Ztg.", erklärt, daß der Freisinn gar nicht damit rechne, daß die Regierung bereits der nächsten Landtagssession einen Wahlrechtsentwurf vorlege! Man will sich mit einem faulen Wechsel auf die Zukunft begnügen. einem bloßen Versprechen, obwohl selbst Herr Payer meinte, daß der Reichskanzlereinmal so und einmal so spreche". Wann endlich wird der Freisinn einmal vom politischen Ge- schwätz zu ernsthaften politischen Taten übergehen? I Die südwestafrikanische Kolonialarmee. Die Organisation der südwestafrikanischen Schutztruppe, ist jetzt, so lesen wir in der bürgerlichen Presse, vom Oberkommando der Schutztruppen festgelegt worden. Zu- nächst werden alle überzähligen Truppen und die- jenigen Mannschaften, deren Verpflichtungen demnächst ablaufen, in die Heimat mittels Truppentransporten gesandt. Als überzählig werden 3000 Mann zurückgesandt, ferner 2000 Mannschaften, deren Dienstverpflichtung abgelaufen ist. im ganzen müssen also von den am 1. April in der Kolonie an- wesend gewesenen 7160 Mann 5000 Mann zurückgehen, so daß 2100 in der Kolonie bleiben würden. Von diesen 2100 scheiden etwa 400 als Ansiedler noch aus, so daß schließlich nur 1700 als Rest in der Kolonie bleiben. Da die Schutz- truppe vom 1. Oktober d. Js. ab 4999 Mann stark sein soll, müssen also in der Heimat 2300 Mann neu angeworben und in die Kolonie entsandt werden. Die Heimsendung obiger 5000 Mann kann aber nur allmählich erfolgen, da die Stationsbesatzungen, die nach Deutschland   zurückkehren sollen, erst abgelöst werden können, wenn die Ersatzmannschaften aus Deutschland   ein- getroffen sind. Diese Ablösungen und die Heimsendungen werden noch den ganzen Sommer in Anspruch nehmen. Nach den neuesten Bestimmungen wird sich die Schutz- truppe vom 1. Oktober d. I. zusammensetzen a) aus der soge­nanntenfechtenden Truppe", b) aus Etappen. Rück- wärtsverbindungen, Lazaretten und Depots, sowie aus den technischen Truppenkörpern. Die fechtende Truppe besteht aus 3029 Köpfen(179 Offiziere, 2850 Mannschaften). Sie wird gegliedert in 17 Feldkompagnieu, durchschnittlich 129 Mann, 4 Maschinengcwehrsziigen, 3 Feld- und 3 Gebirgsbatterien. Die Infanterie wird 2034, die Artillerie 980 Mann stark sein. Die nichtfechtenden Truppen bestehen aus 2 Piomertrupps (108 Mann), 4 Signalabteilungen(418 Mann), 12 Proviant­ämtern, 6 Lazaretten. 10 Depots(295 Mann), insgesamt 3988 Mann inklusive fechtender Truppe. Zu dieser Schutztruppe kommt bekanntlich noch eine Polizeitruppe von 1290 Mann I An dem Dislozierungsplan der Schutztruppen ist interessant, daß im Herero  -Gebiete nur 777 Mann garnisoniert werden sollen, in dem Gebiet der friedlich ge- bliebenen Damara- und Hottentottenstämme gar nur 169 Mann. Der Rest von mebr als 3000 Mann verteilt sich auf die Besetzung des Ovambo-Landes und des Gebietes der völlig niedergeworfenen und zum größten Teil ausgerotteten kriegerischen Hottentottenstämme. Die ganze Verteilung der Truppe bc- weist, daß die 4000 Mann Schutztruppen nichts anderes sind. als jene Äolonialarmee, die nian seinerzeit bereits in Ostasien  zu schaffen gedachte, die man aber nunmehr nach Südwest- afrika verlegt hat._ Uebcr die Zentrnmspreffe. Der Arbeiter", das Verbandsblatt der katho- lischen Arbeitervereine Süddeutschlands  , erörtert in seiner letzten Nummer das ThemaKatholische Presse und Arbeite rbewegun g." Das Blatt ist der Meinung, wenn auch die hauptstädtischen Organe der katholischen Presse den Fragen der Sozialpolitik und der Arbeiterbewegung den nötigen Spielraum schenkten, so zöge doch bei vielen Zei- tungen der Provinz das Verständnis für die Forde- rungen der Arbeiterschaft an die bestehende Gesellschaft allzusehr nach einer Seite hin. Darüber könnten Leute, die in ihrer Tätigkeit als Beamte der christlichen Arbeiter- bewcgung auf die Mitarbeit der katholischen Presse an- gewiesen seien, ein gar beweglich Lied singen: Es gibt immer noch eine ganze Reihe von Zeitungen, deren sozialpolitische Wirksamkeit sich in dem Abdrucke von Vereins- anzeigen, Versammlungsbcrichten und, wenn es hoch geht, einigen Korrespondenzartikeln über allgemeine soziale Themen im Jahre aber erschöpft, um nur j a nirgends anzii- stoßen. Die Sachen, die aber hier als Neuheit geboten werden, müssen sicherlich schon jahrelang ausgeprobt sein, ehe man sich entschließt, sie der staunenden Welt kundzugeben. Für neue Erscheinungen in der modernen Arbeiter- bewegung ist das Verständnis nicht selten weit unter dem Gefrierpunkt. Wir greifen nur ein paar Momente heraus, als da sind Konsumvereinsbewegung und aus neuester Zeit die Organisation der Dien st- boten und der Landarbeiter. Als wenn man sich fürchten müßte, der Allgemeinheit Tatsachen aus dem Getriebe unseres Wirtschaftslebens vor Augen zu führen, geht man um dieselben herum. Gerade in bezug auf die Dienst. botenprgcmisatiwi uyd die Landsrbeiterfrage geschieht es nicht