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Die stadtische Straßenreinigung wird durch Einstellung neuer Maschinen zum Abwaschen des Asphaltpflasters eine weitere Aus- gestaltung erfahren. Unentgeltlicher Unterricht in Säuglingspflege für Frauen und Mädchen findet im Monat August im KinderhauS, Blumenstr. 78 einmal wöchentlich statt. Meldungen im Bureau des Kinderhauses, Blumenstr. 78, vorn links 1 Treppe, vom Montag, den 29. Juli bis zum Sonnabend, den 3. August, täglich von 2 4 Uhr. Dacheinsturz in der Rosenstraße. Im Hause Rosenstratze 11 stürzte vor kurzem ein Teil des Daches ein. Die nähere Besichti- gung ergab eine so bedrohliche Situation, daß die sofortige gründ- liche Renovierung des Gebäudes angeordnet wurde. Das ge- nannte Grundstück ist gegenwärtig das älteste in der Roscnstraße und dadurch bemerkenswert, datz hier seit seinem mehr als zwei- hundertjährigem Bestehen noch keine bessernde Hand angelegt worden ist. Auf demHofe", der lediglich einen Lichtschacht von einigen Quadratmetern Fläche darstellt, sieht man jetzt von unten bis oben in die vom Mauerwerk freigelegten Wohnungen hinein. Die Balkenlage war völlig vermorscht, das Mauerwerk stark brüchig, sodatz die Bewohner in einer Gefahr schwebten, deren Größe sie nicht ahnten. Das ganze Gebäude besteht überhaupt nur aus Löchern und Winkeln, in denen trotzdem Generationen sich wohl gefühlt haben. Diese alteingesessenen Leute würden die Zwangs- weise Räumung ihres Heims schmerzlich empfinden. Es ist aber hohe Zeit, daß auch an dieser verräucherten Stätte Alt-Berlins mit alten Traditionen gebrochen wird und bauliche Zustände, die auf fernere längere Zeit unhaltbar sind, endgültig beseitigt werden. Schlangen in der Wohnung! In Aufruhr versetzt durch diesen Schrei wurde am letzten Sonn- tagnachmittag die Familie eines Handwerksmeisters in Berlin , Gubener- straße, als sie in der Erkerstube am Kaffeetische saß. ES hatte sich nur bereits die 16 Jahre alte Tochter entfernt und sich auf das Sofa in der Balkonstube in der Nähe der Balkontür, welche offen stand, hingesetzt, wo sie sich mit Spiel auf einem kleinen Tischbillard beschäftigte. Diese kam mit lautem Geschrei in die Erkcrstube ge- stürzt:Schlangen in der Wohnung I" Erschrocken sprangen alle anderen sieben Familienmitglieder auf, nichts anderes denkend als: Das Mädchen sieht Gespenster . Indes ist aber der 22jährige Sohn mit ein paar Sätzen und hinter ihm alle anderen bis auf den Hausvater in der Balkonstube. Ebenso schnell aber kommt die 20 Jahre alte Tochter, die Mutter, bleich vor Angst und Schrecken, zurückgestürzt:Vater, wirklich eine lange Schlange in der Stube I" Ach, Ihr seid alle verdreht, wie soll denn eine Schlange in die Wohnung kommen!?" Im nächsten Augenblicke tritt der Sohn in die Stube, in der Hand eine über Meter lange Schlange am Schwänze frei vor sich wagend zum Entsetzen der ganzen Familie, die vor Furcht und Grauen schrie. Die Schlange selbst, wohl erschreckt und in Angst ge- raten, gab Kot von sich, der schauderhaften Gestank verbreitete. Nunmehr zischte und züngelte sie, wand sich mit dem Kopf nach oben, so daß es der junge Mann mit der Angst zu tun kriegte. Er wollte sie gerade loslassen, weil er glaubte, sie könnte ihn doch wohl in die Hand beißen, hielt das Reptil aber fest, als der Vater rief, daß es ihm unmöglich sei, sich soweit zu erheben. Schließlich wurde das Biest in einen Wassereimcr gesteckt, dieser mit Stoff bedeckt und zu- gebunden auf den Balkon gestellt. Mit der Ruhe, mit der Lust zum Sommerfest zu gehen, war eS ans; aber auch nicht minder mit der Sicherheit. Wo eine Schlange hingekominen, könnten da nicht noch mehr sein? Könnten sie sich nicht bis in die Betten verkrochen haben?... ES kann sich jeder das Gefühl vorstellen, sich zur Ruhe zu be- geben, ohne zu wissen, ob nicht doch noch mehr solche Reptilien sich in der Wohnung befinden, von denen man nicht weiß, ob es giftige sind und durch irgend welche Niedertracht in die Wohnung gesteckt wurden. Man kann sich auch daS Gesühl vorstellen, daS die Tochter empfand, als sie von der Schlange ein paar Mal am Fuße berührt und erst so der Schlange ansichtig wurde. Als das Reptil in Sicherheit gebracht war, wurde in ein- gehender Weise die Frage nach dem Woher besprochen, ohne eine tatsächliche Aufklärung zu finden, man blieb auf Vermutungen an- gewiesen: vielleicht ist es irgendwcm davongegangen. Nachträglich ist das Biest in einen erst gekauften Glasbehälter gesteckt worden, nachdem festgestellt wurde, daß es nicht giftig sei. Diese Erzählung ist keine Hundstagsente oder die bekannte Seeschlange, sondern ein tatsächlicher Vorgang, wie besonders be- tont werden soll._ Sturz einesBallons" in den Müggelsee. Auf dem Müggel- see herrschte vorgestern große Aufregung. Ein großer Luftballon, der von der Richtung aus Berlin gekommen war, kam über dem Müggelsee plötzlich zum Sinken und in der Nähe der Wasserwerke fiel er in den See. Natürlich glaubte man nichts anderes, als daß eS sich um einen mit Menschen besetzten Ballon handele und von allen Seiten eilten Rettungsboote und Dampfer herbei, um zu retten, was noch zu retten war. Selbst der Polizeidampfer des Müggelsees war bald hülfsbereit zur Stelle. Zum allgemeinen Erstaunen stellte sich jedoch heraus, daß es sich nur um einen Ballon aus Seidenpapier handelte. Menschenleben waren also nicht in Gefahr. Der Ballon war von einem Sommervergüngungsplatz aufgelassen worden. Nächtliche Abenteuer. Mit einer Verhaftung, die gestern nacht erfolgt ist, glaubte die Krimnalpolizei auf die Spur des Raub- Mörders geraten zu sein, der die Wirtschafterin Amanda Plath in der Schmidstr. 42 ermordet und beraubt hat. Seit einiger Zeit wurden Straßcndirnen in der Umgebung des Dönhoffplatzes von einem jungen Manne, der sie abends in ihre Wohnung begleitete, bedroht und teilweise bis zur Bewuffrlosigkeit gewürgt. Es war dabei meistens auf Raub abgesehen. In vielen Fällen wurde aber aus leicht begreiflichen Gründen von einer polizeilichen Anzeige abgesehen. Erst nach dem Morde in der Schmidstraße erstatteten verschiedene Überfallene Mädchen Anzeige bei der Polizei, da sie ihre Abenteuer mit dem Mörder der Plath in Verbindung brachten. Die Kriminalpolizei hielt eine solche Kombination nicht für der- fehlt und suchte sich zunächst eine möglichst genaue Beschreibung von dem Würger zu verschaffen. Dieser sollte einen grünen weichen Filzhut mit blauweißer Kokarde in Herzform tragen. In der vor- letzten Nacht wurde der Mann von einem Mädchen in der Stall- schreiberstraße gesehen, worauf er von einigen Schutzleuten ver. haftet wurde. Auf dem Polizeipräsidium entpuppte er sich als der im Jahre 1831 zu Woschütz in Oesterreich geborene Schuhmacher Gottlieb Niemsch, der seit einiger Zeit in der Brandenburgstr. 21 wohnte. Die Kriminalkommissare Wannowski und Klinghammer. die die Raubmordaffäre in der Schmidstraße bearbeiten, vernahmen gegen Mittag drei Mädchen, die der Verhaftete gewürgt haben sollte. Bei der Gegenüberstellung erkannten alle drei in dem Niemsch den Mann, der sie gewürgt hatte, wieder. Dieser versuchte nicht zu leugnen, machte aber geltend, daß er sich lediglich mit den Mädchen Wegen ihrer Geldforderungen gezankt habe. Die Polizei nimmt an. daß Niemsch auch noch in anderen Fällen derartige Würgeversuche an Mädchen angestellt hat. Die Gegenüberstellung dcS N. mit den drei Zeugen in der Plathschen Mordaffäre ergab jedoch keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß der Verhaftete identisch mit dem Mann ist, der am Nachmittag vor dem Mord in der Schmidstraße mit Frau Plath gesehen wurde. Als N. hierauf einem der Mädchen gegenübergestellt wurde, die ihn angezeigt hatten, versuchte er sich loszureißen. Er wurde jedoch von den Beamten festgehalten und gefesselt abgeführt. Fünfter Wahlkreis. Beim Sommers est im Schweizcr-Garte» ist eine goldene Brosche verloren gegangen. Der Finder wird ge- beten, solche auf dem VerbaudSburcau, Lindcnstr. 69, abzugeben. Gefunden wurde beim selben Fest ein K i n d e r j a ck e t t, welches gleichfalls im Verbandsbureau in Empfang genoimneu werden kann. Theater an der Spree" wird das Deutsch -Amerikanische Theater unter der neuen Direktion des Herrn Philipp Spandow heißen. Es soll, wie schon der Name zeigt, ein spezifischberli- nischcs" Theater werden, das versuchen will, die alte Berliner Posse und das heitere wie auch ernste Volksstück literarischen Charakters neu zu beleben. Fcuerwehrbericht. Gestern früh um 6 Uhr hatte der 7. Zug einen größeren Kellerbrand in der Rigaerstr. 14 zu löschen. Um die Gefahr zu beseitigen, mußte die Wehr kräftig Wasser gebon. Haus- rat und Brennmaterialien wurden ein Raub der Flammen. Ein Wohnungsbrand beschäftigte den 3. Zug in der Chorinerstr. 33. Möbel usw. brannten dort. Durch Umfallen einer Petroleumlampe kam in der Cotheniusstr. 6 abends nach 10 Uhr Feuer aus. In der Jerusalemerstr. 43 war abends Feuer ausgekommen, das schnell gelöscht werden konnte. Im 3. Stock des Seitenflügels Wrangel- straße 10 brannten Gardinen und KüchcneinrichtungZgegenstände. Ferner wurde die Feuerwehr nach der Puttbuserstr. 11, Dorothcen- straße 29 und mehreren Güterbahnhöfen alarmiert, wo Kohlen und anderes brannten. Vorort- s�admebten. Charlottenburg . Das Schicksal eines gestohlenen SchliichtergespannS. Durch dreiste Wagenmarder wurde vorgestern in der Spichernstraße ein Fuhrwerk des Schlächtermeisters Gerbsch Joachiinsthalerstr. 7/8 gestohlen. Das Gefährt hatte noch eine größere Ladung an Fleisch- und Wurstwaren enthalten. Gestern wurde nun in der Sophie Charlottenstraße der leere Wagen einsam und verlassen aufge- funoen. Die Pferde waren ausgespannt und die Ladung fehlte. Zweifellos werden die Täter versuchen, die Pferde zu verkaufen, falls dies nicht schon geschehen sein sollte. Für die Fleischbcute dürften sie jedenfalls schon einen Abnehmer gefunden haben Nixdorf. Die Generalversammlung des sozialdemokratischen WahlvereinS fand am 23. Juli bei Hoppe statt. Vor Eintritt in die Tages- orduung ehrt die Versammlung das Andenken zehn verstorbener Mitglieder in der üblichen Weise. Den Vorstandsbericht erstattet Genosse Zirkel. AuS demselben ist zu entnehmen, daß im letzten Quartal 5 Mitgliederversammlungen stattgefunden haben, die in Anbetracht der großen Mitgliederzahl am Orte sehr schwach besucht waren. Redner ermahnt die Anwesenden, bei künftigen Versamm- hingen für besseren Besuch zu sorgen. Je 60 000 Flugblätter wurden zweimal verteilt. 705 neue Mitglieder wurden aufgenommen. Aus- getreten durch Fortzug 203, wegen Restierens von Beiträgen ge- strichen 90, ihren Austritt erklärt haben 13, während 10 Mitglieder gestorben sind. Der Mitgliederstand betrug am 30. Juni 7555. Die Abonnentenzahl desVorwärts" beträgt 10 480 und hat sich um ein geringes vermindert, was wohl auf die schlechte Geschäfts- konjunktur zurückzuführen ist. Den Kassenbericht erstattet Genosse Wildgrube. Die Einnahme betrug 11 171,45 M., Ausgabe 2421,85 Mark. An die Kreiskasse abgeliefert 5312,94 Mark, bleibt ein Bestand am Orte von 3436,66 Mark. Die Abrechnung der ReichStagSwahl ergab eine Einnahme von 4226,82 Mark, Aus- gäbe 3359,51 Mark, so daß ein Uebcrschuß von 867,31 Mark verbleibt. Dem Kassierer wird auf Antrag der Revisoren einstimmig Decharge erteilt. Neber die LuSschlußanträge berichtet Genosse Scholz. Der Gastwirt Hans Ponick, Wildenbruchplatz. sowie der Bäckermeister Franz Pietsch, Elsenstraße, haben bei der Stadt- verordnetenwahl unseren Gegnern ihre Stimme gegeben. Der Ar- beiter Schwichtenberg und Gärtner Friedrich Kühne haben Streik- bruch begangen. Der Kohlenhändler August Räbke , Wißmann- straße 27. hat sich ein ehrloses Vergehen zuschulden kommen lassen. Der Gastwirt Panzer, Nogatstraße, hat Streikbrecher begünstigt. Gegen vorgenannte Personen soll das Ausichlußverfahren beantragt werden. Die Versammlung stimmt dem einstimmig zu. Der Protest gegen die Auf- nähme dcS Gastwirtes Gohlke. Weisestraße, wird nach dem Vorschlag der Kommission abgelehnt. Den Bericht der Bibliothekare gibt Genosse Fröhlich. Ausgeliehen wurden 999 Bände, darunter Partei, Agitation, Volkswirtschaft 76, Geschichte 79, Naturwissenschaften 30, Philosophie, Religion 31, Reisen, Länder- und Völkerkunde 99, Romane, Gedichte 643, Zeiffchriften 16, Fachwissenschaften 5, Gesetze 5, Verschiedenes 13, Protokolle 2. Da wieder 86 Bände neu angelegt ivvrden sind, ist der Bücherbestand jetzt 949 Bände und ist dem Lesebedürfnis in weitgehender Weise Rechnung getragen. Die Genossen sollten noch mehr wie bisher die Bibliothek benutzen. Genosse Wutzky erstattet Bericht von der Kreis-Generalversammlung. Eingangs seiner Ausführungen beleuchtet er die Zusammensetzung derselben: er kritisiert aus dem Referate des Genossen Hirsch über den Internationalen Kongreß dessen Ausführungen über den Militarismus. Wenn er sich auch nicht zu dem Hervsismus bekenne, so müsse doch etwas geschehen, um die jungen Leute aufzuklären. Der Antrag Rirdorfs, den Dele- gierten auch zur Maifeierfrage kein gebundenes Mandat zu geben, sei leider abgelehnt worden. Die Gründe seien ihm nicht stichhaltig. Einverstanden sei er mit dem Genossen Zubeil in bezug auf die Lehren der ReichStagSwahlen: doch glaube er, daß auch in den Städten noch ein gutes Stück Arbeit zu verrichten sei. Daß die Rixdorfer Delegierten den Antrag Rixdorfs auf gerechtere Vertretung zu der Kreisgeneralversammlung dem Vorstand als Material überweisen ließen, sei aus taktischen Gründen erfolgt. Im ganzen können wir mit der Arbeit und der Zentralisation unseres Kreises sehr zufrieden sein. Sie hat uns ein gutes Stück vorwärts gebracht. In der Diskussion bedauert der Genosse Siegerist, ebenso auch die Genossen Rcuschel und Beiersdorf , daß Genosse Wutzky feine krittschen Auslassungen nicht auf der Generalversammlung vorgebracht habe. Die Rixdorfer Anträge seien nicht energisch genug vertreten worden. Genosse Zirkel sowie Genosse Wutzky in seinem Schlußwort weisen dies zurück, sie hätten nach Lage der Sache garnicht anders handeln können. Ein unter Vereinsangelegenheiten eingebrachter Antrag des Genossen Breitzka:In der Parteispedition dürfen nur gewerkschaftlich organisierte Austräger und Austrägerinnen beschäftigt werden", zeitigte eine längere Debatte. Die Versammlung erklärt sich mit übergroßer Mehrheit mit der Haltung des Vorstandes einverstanden. Einer Anregung des Genossen Siegerist, die Plenarsitzungen des Stadtverordnetenkollegiums imVorwärts" bekannt zu geben, will der Vorstand nachkommen. Es wird bekannt gegeben, daß am Mitt- woch, den 31. Juli, ein Extrazahlabend sowie am 6. August eine außerordentliche Generalversammlung stattfindet. Die Genossen werden aufgefordert, vollzählig zu erscheinen. Laut Beschluß der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands sollen für die ausgesperrten Tabakarbeiter Deutsch . lands Sammlungen veranstaltet werden. Das hiesige Gewerkschafts- kartell gibt hierzu Sammellisten heraus und sind dieselben von den Kartelldelegierten oder in Ausnahmefällen vom stellvertretenden Obmann Hendrischke, hier, Thomasstr. 16, abends von 80�! Uhr, in Empfang zu nehmen. Pankow . Der Notauslaß, über dessen Bau Wir gestern nach einer Ma- gistratskorrespondcnz berichteten, wird nur innerhalb der Grenzen Pankows gebaut. Die alten Ortsgräbcn, in denen sich bisher das Regenwasser sammelte, werden zugeschüttet und das Grabcnland wird an die anliegenden Grundstücksbesitzer verkauft. An Stelle des Eschengrabens, der im vorliegenden Falle speziell in Frage kommt, wird ein entsprechend großer Strahcnkanal durch die Espla- nade, Steeger-, Wollank- und Gottschalkstratze gebaut und das Regen- wasser auf diese Weise in die Panke geleitet. Für den Bau sind 600 000 M. in den Etat der Gemeinde eingestellt. Gebaut wird schon seit einem Vierteljahre. Die früheren Abzugsgräben sind von den Scparationsintcr- essenten, den Nachfolgern der bäuerlichen Grundbesitzer von Pankow , an die Gemeinde verkauft. Letztere verkauft das Grabenland, das bei der Zuschüttung der Gräben gewonnen wird, weiter. Der von den Separationsinteressenten beanspruchte Kaufpreis wurde nicht gezahlt; vielmehr wurde daraus ein Fonds zur Unterstützung unbc- mittelter Kranker im neuen Pankower Krankenhause gegründet. Adlershof . Steuerwesen" lautete das Thema eines Vortrages, den Ge- nosse G r u n w a l d in der Generalversammlung des Wahlvereins hielt. An den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen cinstündigcn Vortrag schloß sich eine kurze Diskussion. Der Kassenbericht des Genossen Hitze wies eine Einnahme von 387,93 M. und eine Aus­gabe von 453,71 M. auf. Der Mitgliederbestand beträgt 438. Dem Speditionsbcricht des Genossen Steuer ist zu entnehmen, daß die Einnahme 2221,38 M. und die Ausgabe 2086,68 M. beträgt. Der Abonnentenstand desVorwärts" betrug am Schlüsse des Quartals 573. Zur Generalversammlung Groß-Bcrlin wurden die Genossen Otto. Ligner, Schwarzlose. Riemann, Rob. Krüger und Göpel gewählt. Zum Schluß wurden noch einige Mißstände auf dem hiesigen Gemeindcfriedhofe zur Sprache ge- bracht und der Vorstand beauftragt, die Fälle zu untersuchen und unseren Genossen in der Gemeindevertretung als Material zu über- weisen. Weißensee . Zum dritten Male beraubt wurde in der borgestrigen Nacht ein Erbbegräbnis auf dem Friedhof der jüdischen Gemeinde in Weißens«. Frevelnde Diebe stahlen von dort zwei bronzene Ziertrauben im Werte von 200 M. Es ist dies nun bereits zum dritten Mal der Fall, daß die Trauben von dem Begräbnis cnt- wendet wurden. Sie wurden immer wieder gefunden und sind nun zum dritten Mal verschwunden. Jedenfalls handelt es sich um einen Racheakt. Nnmmelsburg. Die Generalversammlung des Wahlvereins am letzten Diens- tag nahm, bevor zur Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten geschritten wurde, ein treffliches Referat des Genossen S t ü ck l e n überDie Sozialdemokratie im Kampfe gegen die Reaktion" cnt- gegen. Eine Diskussion über den Vortrag wurde nicht beliebt. Hierauf gab der Kassierer Genosse N o l l st a d t den Kassenbericht. Einer Einnahme von 1360,19 M. steht eine Ausgabe von 471,10 M. gegenüber. Seit der letzten Versammlung waren 121 neue Mit- gliedcr eingetreten. Leider mutzten 9 Genossen wegen rcstiercndcr Beiträge gestrichen werden. Unter Verschiedenes rügte der Vor- sitzende Genosse W a r t i g das unentschuldigte Fernbleiben meh- rcrer Delegierten zur Kreis-Generalvcrsammlung. Ebenso wies er noch auf den Extra-Zahlabend am 31. d. M. hin und ersuchte um rege Beteiligung. Potsdam . Elimahmen aus den Stenern. Bei dem etwas über 4,/o Millionen Mark betragenden Etat werden an direkten und indirekten Steuern 1833 000 M. vereinnahmt und zwar zirka Vz Million aus indirekten und zirka 1'/« Million aus direkten Abgaben. Die Einnahmen aus den indirekten Stenern setzen sich folgendermaßen zusammen: 381 000 M. aus der Schlachtsteuer, die nach dem neuen Reichssteuer- gesetz bekanntlich mit dem Jahre 1910 aufgehoben wird(hiervon gehen natürlich die Ausgaben für ErhcbungSkosten mit 60 000 M. und die der steuerfreien Gnrnisonverwaltung zu erstattende Summe mit zirka 30000 M. ab), 30 000 M. für Wildpret- und Geflügel- steuer, 41 000 M. für Biersteuer, und zwar Biersteuerzuschlag und Biereingangssteuer(diese drei Steuern werden an den Toren resp. in den au der Grenze der Stadt errichteten Steuergeväuden zusammen erhoben), 24 000 M. für Hundesteuer, 54 000 M. für Umsatzsteuer, 15 000 M. für die Lustbarkeitssteuer(die einzelnen Bergnügungs- arten bis zu den automatischen Musikinstrumenten in den Restaurants haben verschiedene Steuersätze) und 6 M. für Nachtigallensteuer(jede Nachtigall unterliegt einer Steuer von 6 M.; es dürste wohl ander« wärtS so leicht nicht vorkommen, daß man solche Steuern, die nichts einbringen, beibehält). An direkten Steuern werden em- genommen: An Gemeindeeinkommensteuer(bei einem Steuersatz von 110Proz. der StaatSeinkommensteuer) 740 000 M.; ans den Abgaben der aktiven Militärpcrsonen für Gcmeindezwecke 51 000 M.; aus der Gebäudesteuer bei 160 Proz. 390 000 M.; aus der Warenhaussteuer 25 000 M.(diese Summe wird aber bei der Gewerbesteuer auf die Klasse IV und III in Anrechnung gebracht, so daß sie als eigentliche Einnahme nicht in Betracht kommt); aus der Gewerbe- und Betriebssteuer, 135 Proz., zirka 100 000 M.(einschl. der Waren« hauSsteuer). Gegen das Vorjahr weisen sowohl die Einnahmen aus den indirekten wie auch aus den direkten Steuern wesentliche Ab- oder Zugänge nicht auf, nur an Gemeindesteuer hofft man 60000 M. mehr einzunehmen, indem man die Veranlagungen etwasgenauer" vornimmt. Anderseits weist auch der Zuzug in letzter Zeit er- freulicherweise recht steuerkräftige Zahler auf. Soziales. Fünfter deutscher Abstinententag. Am Donnerstag trat in Flensburg der fünfte deutsche Abstinententag zusammen, auf dem mit Ausnahme des auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden deutschen Ar« beiter-Abstinenten-Bundes alle deutschen Abstinenzorganisationen vertreten sind. Zwei Referate waren der sehr wichtigen Frage der Be- Ziehungen zwischen Kind und Alkoholismus gewidmet:Der Ein- fluß des Alkohols auf den kindlichen Organis- m u S" undAlk.ohol und RhachitiS"(englische Krank» heit). Von sonstigen wichtigen Vorträgen ist noch hervorzuheben das Referat überDie Bedeutung der Alkohol frage für unsere Kolonien". Von den Ausführungen des Referenten, Dr. med. Fiebig-Jena , Oberstleutnant a. D. des Sanitätsdienstes der niedcrländisch-ostindischen Armee, sind folgende bcmerkens» wert: Der Alkohol ist bei vielen Personen ein dauerndes Hindernis für die Anpassung des Blutgefäßsystems an das Tropcnklima, weil er durch seine gefäßlähmende Wirkung das, was die Natur erstrebt, verhindert. Personen, die sich alkoholisieren, ist daher die Akklima- tisierung ebenso erschwert oder unmöglich wie Neurasthcnikcrn und Menschen, die mit Gefäß- oder Herzschwächen in die Tropen kommen. Außerdem werden sie besonders empfänglich für allerlei Krankheiten und haben daher eine viel größere Sterblichkeit als Aichtalkoholisierte. Die Eingeborenen in den Kolonien werden durch den Schnaps außerordentlich geschädigt.Wir töten die Henne, die uns die Eier legen soll." Auch die Kolonialtruppcn werden durch den Alkohol außerordentlich geschädigt. Die Alkohol- einfuhr betrug in Südwestafrika im Aufstandsjahr 1904: 880 000 Mark. AnLiebesgaben" bekamen die dort kämpfenden Truppen 6815 Kisten alkoholischer Getränke!Die Alkoholisierung der Europäer und Eingeborenen erschwert die wkrtschaftliche Er- schlietzung der Kolonien und gereicht damit uns und unseren Kolonialvöllern zum größten Schaden." Redner schlägt zum Schlüsse seines Vortrages u. a. folgende Maßnahmen zur U n t e r b r e i t u n g an die deutsche ReichSregierung vor: 1. Verbot der Einfuhr und Herstellung von Schnaps und anderen Spirituosen in den Kolonien, Besteuerung aller übrigen eingeführten alkoholischen Getränke mit einer hohen, dem Gradf des Alkoholgehalts entsprechenden Steuer. 2. Anempfehlung de« Enthaltsamkeit an die in den Kolonien tätigen Beamten um Offiziere seitens der Regierung. 3. Alkoholmerkblätter für Beamte, Offiziere, Soldaten und Kolonisten. 4. Zurückweisung der Alkoholliebesgaben für unsere Truppen durch die Regierung.