Nr. 178. 24. Jahrgang.
Verfügung.
2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Partei- Angelegenheiten.
In lezter Zeit sind wiederholt Mitteilungen in Lofalangelegenheiten seitens der Parteigenossen direkt an die Nedaktion des " Vorwärts" eingesandt worden. Wir weisen daher nochmals darauf hin, daß alle derartigen Mitteilungen durch die nach verzeichneten Kommissionsmitglieder an den Obmann der Lokaltommiffion, Gen. Rich. Henschel, N. 28, Wollinerstraße 51, zu richten find: Für den I. Wahlkreis an den Genossen Jakob Ege, Neue NoßFür den II. Wahlkreis an den Genossen Heinrich Schröder, Hagelbergerstraße 27. Für den III. Wahlkreis an den Genossen Karl König , JahnStraße 24. Für den IV. Wahlkreis an den Genoffen Karl Rott, Straßmanusiraße 29. Für den V. Wahlkreis an den Genossen Albert Hahnisch,
ftraße 12.
Freitag, 2. August 1907.
bezeugung. Die jungen Krieger werden unfreiwillig zum Die Heiratslust hatte in den letzten Jahren in Berlin zu Gottesdienst geführt, wo sie Vergleiche anstellen können genommen. Nach der beträchtlichen Verminderung der Ehezwischen den Lehren jenes großen Nazareners und den Taten schließungen, die in den Jahren 1901 und 1902 eingetreten war, feiner Nachfolger". In Deutschland geht eben alles auf hatte das Jahr 1903 wieder einen Aufschwung herbeigeführt, und Bur Lokallifte. Im V. Kreise stehen uns die, Union Fest- Kommando, sogar das Beten. in den Jahren 1903-1906 war dann die Zahl der Eheschließungen fale", Greifswalderstr. 222, zu den bekannten Bedingungen zur Soeben erscheint eine Arbeiterfamilie, im sonntäglichen andauernd gestiegen. In 1900, 1901, 1902 waren 20 756, 19 838, Anzug. Vater trägt die Tasche mit den Mundvorräten am 19 138 Ghen geschlossen worden, es ging also damals sogar die Spazierstock auf dem Rücken und Mutter schleppt sich mit dem absolute Zahl der Eheschließungen zurüd, obwohl die BevölkerungsJüngsten, zwei größere Jungen haben grüne Botanisierbüchsen zahl Berlins weiter wuchs. Dagegen brachten die Jahre 1903, umgehangen, während das Mädchen Mutterns Umhang trägt. 1904, 1905, 1906 mit 20 141, 21 220, 22 276, 23 245 Eheschließungen Aus dem offenen Kirchportal brausen die Orgelklänge, und eine Steigerung der Heiratslust, die erheblich über die gleichzeitige die eintretenden Frauen werfen noch einen strengen, strafenden Bunahme der Bevölkerung hinausging. Vergleicht man für die Blick auf die„ Gottlosen". Diese kümmern sich aber nicht sieben Jahre 1900-1906 die jährliche Zahl der Heiratenden mit darum. Nach einer harten Arbeitswoche sehnen sie sich hinaus, dem jeweiligen Durchschnitt der Bevölkerungszahl, so ergeben fich aus der dumpfen Häuserenge, in lachende, grüne Fluren und auf ie 1000 Personen der Bevölkerung in den Jahren 1900-1902 rauschende Wälder. Die Kirche überlassen sie den anderen, 22,26, 21,02, 20,18 Heiratende, aber in den vier Jahren 1903-1906 denen ihre Armut im Geiste eine Anwartschaft auf die ewigen 20,95, 21,63, 22,16, 22,52 Heiratende. Die Heiratsziffer stand, Genüsse im Jenseits verbürgt. Sie aber werden unter den wie man sieht, im Jahre 1906 bereits wieder höher als in 1900. natürlichen Kuppeln der Eichen und Buchen sich erbauen und Aber die Betrachtung der ganzen Reihe dieser sieben Jahre läßt erkennen, daß der erneute Aufstieg, der mit dem Jahre 1903 besich stärken für die kommende, arbeitsreiche Woche. gonnen hatte, schon in 1905 und mehr noch in 1906 sich wieder berlangsamt hat. Wie wird nun die Heiratsziffer für 1907 ausfallen? Wenn man bereits jest nach dem Ergebnis der ersten Jahreshälfte urteilen darf, so ist zu erwarten, daß die Der erst in diesem Frühjahr ins Leben gerufene Arbeitgeber Steigerung der Heiratsziffer nicht nur zum Stillstand bund für das Steinfegergewerbe hatte kürzlich, um das Sub- kommen, sondern vielleicht sogar wieder durch einen Südmissionsunwesen im Berliner Steinfegergewerbe zu beseitigen, eine gang abgelöst werden wird. In den ersten sechs Monaten dieses Eingabe an den Magistrat eingereicht, in der um eine tarifliche Jahres wurden in Berlin nur 11 040 Chen geschlossen( Januar Festlegung der Preise, sowie um Einrichtung von Stadtbezirken, 1100, Februar 1224, März 2102, April 3376, Mai 1950, Juni wie sie bei den Schornsteinfegern eingeführt ist, gebeten wurde. 1288), während auf denselben Zeitraum des vorigen Jahres 11 114 Jezt hat die Tiefbaudeputation des Magistrats, wie wir hören, Eheschließungen entfielen. Es ist zwar möglich, daß der Fehl= eine Antwort dahingehend erteilt, daß vorläufig an einem festen betrag, den die erste Jahreshälfte erbracht hat, durch das ErTarifabschluß nicht gedacht werden könne. In nächster Zeit werde aber eine zufriedenstellende Regelung des Submissionswesens vor- gebnis der zweiten Hälfte dieses Jahres noch wieder ausgeglichen
Auguststr. 51.
Für den VI. Wahlkreis an den Genossen Richard Henschel, Wollinerstraße 51.
Für Teltow - Beeskow an den Genossen Karl Rohr, Rigdorf, Gelchowerstr. 22.
Für Nieder- Barnim an den Genoffen Robert Nied, Rummels burg , Kantstr. 22.
0
Für Potsdam Ofthavelland an den Genossen Karl Linz, Spandau , Mittelstr. 13.
Für die übrigen Orte der Provinz Brandenburg sind alle Mitteilungen dirett an den Obmann der Kommission zu richten und müssen letztere mit dem Stempel der betr. Drganisation sowie der Adresse des Einsenders versehen sein.
Wir ersuchen die Parteigenoffen, vorstehendes genau zu beachten. Einsendungen direkt an die Redaktion des Vorwärts" werden nicht berücksichtigt.
Die 2otaltommission.
Kreis Niederbarnim . Am Dienstag, den 6. August, abends 8 Uhr, findet in Lichtenberg eine öffentliche Versammlung der sozialdemokratischen Frauen des Reichstags- Wahlkreises Niederbarnim statt. Genosse Mar Schütte hält einen Vortrag über:„ Die Bedeutung des Parteitages für die Frauen und das Frauenwahlrecht". Ferner steht auf der Tagesordnung: Wahl einer Delegierten zum deutschen Parteitage sowie zur Provinzialfonferenz.
Submissionsunwesen im Berliner Steinsehergewerbe. Unter diesem harmlosen Titel lesen wir im„ Berliner Tageblatt" folgende Notiz:
genommen werden.
wird.
Dem neu gegründeten Arbeitgeberbund für das Steinsetzergewerbe, der die ganze Mark Brandenburg umfaßt, gehören alle Die sträfliche Knauferigkeit des Berliner Magistrats bezüglich Berliner Großfirmen bis auf zwei an. Bei dem bisher be des Bibliothekwesens erfährt im Zentralblatt für Bibliothekwesen stehenden System der Ausschreibung wurde von seiten der Meister eine scharfe Kritik: Wiederholt haben im Plenum der Stadtfast ausnahmslos mit Unterbilanz gearbeitet. Die Großfirmen verordnetenversammlung wie im Etatsausschusse verschiedene beteiligten sich daher nur in ganz geringem Umfange an den sozialdemokratische Stadtverordnete, wie Heimann, Borgmann, Ausschreibungen, zumal da die Preise der Rohmaterialien in Bruns darauf hingewiesen, daß der Magistrat die Cohnsche und den letzten Jahren fortgesetzt eine Steigerung erfahren haben. die Leosche Stiftung für Bibliothekzwede nicht zur Erhöhung des Die Stadt Berlin wird durch die Preissteigerungen vorläufig Etats der Bibliotheken, sondern zur Entlastung des Stadtsäckels noch nicht betroffen, da die abgeschlossenen Verträge noch bis zum verwende, und die Wiedereinsetzung der früher von der Stadt für März 1908 laufen." die Bibliotheken aufgewendeten höheren Summe in den Stat Die Genossinnen und Genossen aus allen Orten des Kreises Hinter dieser Gründung des Arbeitgeberbundes verbirgt sich beantragt. Sie fanden dabei zwar Unterstüßung durch die Stadtfind hiermit eingeladen. Allen tätigen Genoffinnen wird es zur nichts mehr und nichts weniger als die Bildung eines Ringes berordneten Nathan und Friedemann, aber der Oberbürgermeister Pflicht gemacht, für guten Besuch dieser Versammlung durch rege zum Treiben der Preise. Es flingt geradezu lachhaft, wenn es gunsten der Bibliotheken durchaus dem Willen des Teftators enterklärte, daß die Verwendung zugunsten der Stadt und nicht zuAgitation in ihren Orten Sorge zu tragen. heißt, die Meister hätten fast ausnahmslos mit Unterbilanz spreche, und die Versammlung stellte sich mit geringer Stimmen Die Kreisbertrauensperson. gearbeitet. Die armen" reichen Steinſegmeister! Was die fort mehrheit auf die Seite des Magistrats. Dieser Vorgang ist auf das Oranienburg . Den Genossen zur Nachricht, daß am Sonntag, gesezt steigenden Preise für Rohmaterialien anbetrifft, so tiefste zu bedauern. Man ist daran gewöhnt, daß die Berliner den 4. August, nachmittags 3 Uhr, im Lokal„ Waldhaus Sandhausen" werden die für die Stadt Berlin arbeitenden Meister davon Stadtverwaltung für die Aufgaben der höheren Geisteskultur nicht eine Bollsversammlung stattfindet; in derselben wird Genosse so gut wie gar nicht betroffen, da hier die Stadt die Steine entfernt die freudige Opferwilligkeit zeigt wie andere Weltstädte Albrecht Fülle über die gegenwärtige politische Lage sprechen. selbst liefert. Weil das aber so ist, so hätte es gerade die oder, im Verhältnis gerechnet, wie viele andere deutschen Städte, Die Genossen werden ersucht, für diese Versammlung ganz besonders Stadt Berlin leicht, mit der Vergebung der Steinfegarbeiten im und die Vertreter des preußischen Kultusministeriums haben wiederholt darüber im Abgeordnetenhause ernste lagen erhoben. zu agitieren, vorzüglich unter den Frauen. Submissionswege zu brechen, zugleich aber auch der durch die Ring- Daß die Verwaltung von Berlin aber in dem Augenblid, wo bildung beabsichtigten Preistreiberei ein Ende zu machen. Die Stadt private Freigebigkeit die Mittel bot, die ganz unzureichenden soll die Steinfegarbeiten in eigener Regie herstellen lassen und die städtischen Büchereien erheblich aufzubessern, es fertig bringen Preistreiber damit ausschalten. Die städtische Verwaltung darf nicht würde, sie um den Betrag der privaten Zuwendungen zu ver zugunsten einiger reichen Steinſegmeister die Steuergelder ver- fürzen, das hätte doch wohl niemand vorhergefagt. Wer also in schleudern. Was andere Städte können, kann auch Berlin ; schlimm Bukunft die Berliner städtischen Bibliotheken in seinem Teftament genug, daß wir die eigene Regie nicht schon längst haben. bedenken will, wird gut tun, die Klausel anzufügen, daß die Schenkung null und nichtig wird, sobald die Aufwendungen der Stadt herabgesezt werden. Ob man im Rathaus wohl glaubt, daß das beliebte Vorgehen geeignet ist, weitere Stiftungen zu ver anlassen?
Noch auf der Suche.
nuten brachte einer der Männer die Sachen wieder vor die
Wenn die letzten Sterne erbleichen und die anbrechende Morgenröte den Himmel in einen rosigen Schleier hüllt, wenn Immer noch auf freiem Fuße befindet sich der anscheinend die Sperlinge schlaftrunken auf der Dachfirst sizen und sich irrfinnige Verbrecher, der die Bluttaten in dem Prenzlauer Stadtbiertel berübte. Dabei läßt es die Polizei an der Mühe, täglich Zur Vorsicht mahnt ein Vorfall über den uns aus Leser mit ihrer Morgentoilette beschäftigen und einzelne Nacht eine Anzahl Verhaftungen vorzunehmen, nicht fehlen. Auch gestern freisen Mitteilung gemacht wird. Am Mittwoch vormittag boten schwärmer gröhlend ihrer Behausung zutorkeln, dann regt haben wieder eine ganze Reihe von Verhaftungen stattgefunden. herumziehende Scherenschleifer auch auf dem Hofe Cadinerstr. 8 fichs allmählich im alten Viertel Berlins . Hier und da öffnet sich ein Fensterladen und eine not. So wurde am Berlorenen Weg in Weißensee durch Berliner ihre Dienste an. Eine Frau übergab eine gewöhnliche Schere und ein dürftig bekleidete Frauengestalt wirft einen raschen, fragenden Kriminalbeamte ein Individuum festgenommen, auf das die Be- Backmesser mittlerer Größe zum schleifen. Nach etwa zehn Mi. Blick hinauf in den Machtbereich des alten Wettermachers 1hreibung des Mörders paßt. Der Verhaftete wurde in das fgl. Polizei Wohnung. Die Frau öffnete und wollte gleich an der Tür bePetrus; oder ein alter Mann, das Hauskäppchen auf dem präsidium eingeliefert. Bei seiner Vernehmung bestritt er jedoch, der Täter zahlen. Ghe sie sich jedoch versah, trat der Mann in die Küche zu sein. Vorläufig wird der Verdächtige noch in Haft behalten und forderte für die Schere 60 Pf. und für das Hadmesser spärlichen Haar, lehnt sich zum Fenster hinaus und schmaucht werden. Ebenso wurden in Steglitz zwei junge Leute festgenommen, 1,25 M. Die Frau bezahlte schließlich den etwas sehr hohen Betrag, gemütlich sein Pfeifchen. Nach und nach wird es lebendiger. Die Haustüren die sich unter Geldversprechungen an fleine Mädchen herangemacht weil ihr das dreiste Auftreten des Mannes eine gewisse Furcht einhatten und fie fortlocken wollten. Einer der Inhaftierten konnte gejagt hatte. Wir haben von der Mitteilung Notiz genommen, Knirschen in ihren verrosteten Angeln und durch die engen jedoch bald wieder in Freiheit gesetzt werden. Auch in der Nähe domit andere Frauen bei ähnlichen Vorfällen vorsichtiger sein Gäßchen huschen Frauen und Kinder, in Pantoffeln, und der Stellen, an denen die Bluttaten berübt worden sind, wurden mögen. schlenkern das kleine Körbchen, das beim Bäcker mit Schrippen, einige Verhaftungen vorgenommen. Sie konnten aber sämtlich nicht oder zur Feier des Tages mit Kuchen gefüllt wird. aufrecht erhalten werden. Der Kriminalpolizei scheint es, wie eine r. 177 ausnahmsweise wiedergaben, schreibt eine Leserin folgendes Dem gebildet sein wollenden Rüpel, dessen Anwürfe wir in Kühn recken sich die beiden schlanken Türme der alters- Korrespondenz mitteilt, nunmehr sehr wünschenswert, daß einmal alle ins Stammbuch:„ Schade, daß Sie nicht neulich mit mir zusammen grauen Nikolaikirche hinauf zu dem tiefblauen Himmel und Arbeitgeber in Fabriken, Werkstätten usw. ihre Arbeiterschaft daraufhin einen Straßenbahnwagen der Linie 30 benutten. Sie hätten dann, der Glanz der siegreich aufsteigenden Morgensonne spiegelt prüfen, ob sich etwa der Täter unter ihr befinden kann. Das Augenmerk wenn Sie nicht Behauptungen wider besseres Wissen aufstellen sich in den vergoldeten Kreuzen der beiden Turmspigen. Nacht wäre besonders darauf zu richten, ob am 26. Juli vielleicht jemand wollten, wahrscheinlich Ihre voreilige und unvorsichtige Anzapfung droschken humpeln müde und schwerfällig nach Hause, während in der Zeit von 1 bis 22 Uhr von der Arbeit weggeblieben ist Bäckerjungen, die neuesten Gassenhauer pfeifend, mit schlürfen- oder wenn er eine Arbeitspause hatte, nach dieser ein auffallendes den Schritten die Kundschaft besuchen und eilfertige Zeitungswesen zur Schau trug. frauen in die Häuser huschen. Zwei girlandenumwundene Daß der Täter gerade unter den Berliner Arbeitern zu suchen Kremser, aus deren Innern, dichtgedrängt, lachende, sorglose ist, kann doch wohl die Ansicht der auf dem toten Punkt angelangten Gefichter gucken, rattern, von dicken, plumpen Pferden ge- Kriminalpolizei nicht sein. Ebenso gut könnte der Täter auch unter zogen, durch die Straße. Durch das fröhliche Stimmengewirr den Arbeitgebern oder anderen Schichten gesucht werden. dringen die schmalzigen" Klänge einer Mundharmonika und dazwischen freischt in schrillen Tönen eine richtige Radauflöte.
Einige Frühausflügler eilen, mit den unvermeidlichen Stullenpaketen beladen, dem Bahnhof zu.
Daß aber auch das Publikum allzu leicht geneigt ist, unschuldige Bufälligkeiten zu Verdachtsmomenten zu stempeln, beweisen eine Anzahl leichtfertiger Verhaftungen.
Dem Berliner Tageblatt" teilt einer der Verhafteten folgendes
"
Erlebnis mit:
unterlaffen. Sie hätten aber gleichzeitig auch einen Beweis vom Gegenteil davon, womit Sie allgemein die Arbeiterschaft beschnußen, gefunden. Jenen Wagen betrat ein wie ein Arbeiter gekleideter Herr", der in Wirklichkeit ein Arbeitgeber war, in Schnaps setzte sich sofort im Innern des Wagens fest und legte fich start angetrunkenem Zustande. Eine wahre Wolle von Bier und uns auf Lunge und Geruchsnerven. Es tam aber noch besser. Der Herr" forderte plößlich in frechstem Tone eine Greifin auf, ihm ihren Edplag einzuräumen. Ihm sei die Bequemlichkeit nötiger wie ihr! Selbstverständlich lehnte die alte Dame, die sich nicht aufregen wollte, furz ab. Sie fand fogar nicht mal den Mut, dem Patron so zu antworten, wie er es verdiente. Nun aber legten sich andere Fahrgäste ein, und diese anderen Fahrgäste waren Die alte, dicke Gemüsehändlerin ist aus ihrem dumpfen, anständige, allerdings arbeitermäßig gekleidete und nicht betrunkene " Ich hatte gestern in dem Hause Behmestraße 28 geschäftlich zu Arbeiter. Sie verlangten vom Schaffner, daß der rohe Kerl aus feuchten Keller heraufgekrochen und hat sich breit und behäbig tun und war gerade im Begriff, mir eine Hausnummer zu notieren, dem Wagen gewiesen werde, was auch geschah, und hatten nicht übel auf der obersten Stufe aufgepflanzt. Mehrere Kinder, in als ich von einem Schußmann gefragt wurde, was ich denn Lust, ihm handgreiflich zu zeigen, wie er das Alter zu refrischgewaschenen und steifgestärkten Kleidchen, gehen mit schreibe. Nachdem sich der Beamte überzeugt hatte, daß es spektieren habe. An diesem einen Fall, der sich leicht wackelnden, wiegenden Schritten vorbei. Sie haben sich an die inhaltschweren Worte„ Weiche, weiche, in fünf Minuten verhundertfachen ließe, fönnen Sie, Herr Rüpel, ersehen, den Händchen gefaßt und singen in leierndem Tone, indem die eine Leiche" nicht waren, mußte ich ihm zur Wache folgen. In der daß es Rowdys in jedem Stande gibt. Wenn Sie bei fleinen Aeuglein schelmisch blizen: Guten Morgen, Frau wache wurde ich einem höheren Polizeibeamten gegenübergestellt, der Direktion der Straßenbahn beantragen wollen, daß ein Arbeiter, Meier, was fosten die Eier?. Die kosten 6 Dreier! Die sind der mich scharf firierend fragte, ob ich der Mörder sei, was ich bahn nicht benutzen darf, so müssen Sie folgerichtig auch verlangen, mir zu deier, adje Frau Meier!" Die Alte droht ihnen lachend natürlich mit einem„ Nein" beantwortete. Darauf begann ein daß junge Kaufleute und andere, nicht dem Arbeiterstande angehörige mit dem Finger. weiteres dreistündiges Verhör, dessen Ergebnis war, daß ich gefragt Bersonen, die aus der Kneipe kommen und ekelhaft nach Alkohol Inzwischen rückt der Zeiger an der Turmuhr immer wurde, ob ich schon mal mit der jrünen Minna" gefahren wäre. duften, von der Mitfahrt ausgeschlossen werden. Ich für meinen weiter. Jest beginnen die Glocken zu läuten. Dumpf und Nachdem man sich überzeugt hatte, daß ich keine Selbstmord- Teil ziehe einen nüchternen, wenn auch notwendigerweise nicht sehr gewaltig brausen die Klänge durch die Morgenstille, eine Flut versuche machen machen konnte, wurde ich in eine Belle ein- sauber gekleideten Arbeiter einem schnapsduftenden Fahrgast der sometallischer Töne wälzt sich über die Dächer der alten geschlossen. Ich blieb bei allem sehr vergnügt, da ich genannten besseren Streise entschieden vor." madeligen Häuser. Die ersten Kirchgänger, mit ernsten Ge- ein reines Gewissen hatte; Lange brauchte ich jedoch fichtern und dicken Gebetbüchern in Goldschnitt, verschwinden nicht mehr zu warten: nach ungefähr einer halben Stunde wurde in dem geöffneten, dunklen Portal. Plötzlich hört man eine meine Gefängnistür geöffnet und ich hatte meine Freiheit wieder. stahlharte Stimme kommandieren:„ Augen- links!" und das Draußen Klopfte mir ein Schußmann auf die Schulter und meinte Stampfen schwerer Männerschritte erschallt. Eine Truppe nach dem Signalement hinüberschielend:" Et wäre besser jewesen, Soldaten, aus den verschiedenen Waffengattungen bunt zu- wenn Se feenen Schnurrbart jehabt hät'n." sammengewürfelt, marschiert vorbei und erweist einem vor- Das Beispiel mag genügen, um zu zeigen, daß bei Verhaftungen übergehenden Vorgesetzten die vorschriftsmäßige Ehren- nicht immer mit der nötigen Gewissenhaftigkeit vorgegangen wird.
"
Nicht sonderlich erbaut waren bor mehreren Tagen einige Geschäftsleute in der Gerichtstraße, als ihnen eine Haustollette bergelegt wurde. Der Privatier Sch. glaubte sich für berufen, aus Anlaß des 25jährigen Dienstjubiläums des Kriminalbeamten R. eine Stollette zu veranstalten. Aus uns zugegangenen Zuschriften geht nun hervor, daß sich einige Geschäftsleute durch diese Bettelei belästigt fühlten. Auf der Liste waren bereits 100 M. gezeichnet, als das weitere Birkulieren derselben verboten