Einzelbild herunterladen
 
Die Jndepeudant Labor Party'(Unabhängige Arbeitspartei) fi keine sozialistische Partei, wenngleich einige der tätigsten rade-Unionisten, die ihr angehören, und eine gewisse Anzahl ihrer hervorragendsten Vertreter im Haus der Gemeinen Sozialisten sind. Der Anschluß an eine Partei, die nur von allen in England existierenden politischen Parteien unabhängig ist, die eS ablehnt sich gn irgend ein Programm zu binden, und die in ihren Reihen Mitglieder zahlt, welche nicht Sozialisten sind und weder der Heraufsehung de? schulpflichtigen Alters auf 16 Jahre, noch dem Achtstundentage, noch dem religionslosen Unterricht zustimmen der Anschluß an«ine solche Partei kann, glauben wir, nicht di« Basis zur Gründung einer geeinten sozialistischen   Partei ab geben.... ,.. Wir sind überzeugt, daß, wenn wir der I. L. P. an- gehörten, wir dazu gebracht werden könnten, Personen und Maß, nahmen zu unterstützen, die wir als Sozialisten vielleicht Pflicht gemäß bekämpfen müßten. Hierauf hat man oft erwidert, daß wir auf die Politik der Partei viel mehr Einfluß ausüben könnten, wenn wer innerhalb der Partei selbst alle die Kritiken vorbrächten, die wir als notwendig erachten. Wir wollen aber nicht Gefahr laufen, über Fragen des Prinzips oder sonst von Bedeutung m einer Gruppe, die eine große Zahl von Nicht Sozialisten umfaßt, in die Minorität versetzt zu werden, weil als dann das Gefühl der geneeinsamen Loyalität gegen die Mehrheit uns zwingen würde, uns Entscheidungen zu fügen, die unseren Anschauungen und unserer Pflicht als Sozialisten entgegen wären Wir könnten Fälle anführen, wo unsere freundschaftliche Kritik. öffentlich und außerhalb der L. P., viel wirksamer gewesen ist als wenn sie innerhalb der Partei vorgebracht und deren Ab- jtimmung unterbreitet worden wäre.,..* * * Ebenfalls aus Großbritannien   berichtet dieI n dePedant Labor Party"(Unabhängige Arbeiterpartei): .Die I. st. P. wurde als nationale britische   Organisation im Januqr ISSg gegründet, und zur Zeit des Internationalen Kon gresse? von Amsterdam   im Jahre 1904 zählte sie L{50 lokale Sektionen, einen Vertreter im Parlament und SVO Vertreter in den Lokalverwaltungen Großbritanniens  . Seitdem hat die Partei groß» Fortschritte gemacht und zählt gegenwärtig 7 Mitglieder im Parlament, 845 in den Lokalverwaltungen und fast 690 aktive Sektionen. Eine Abteilung für Veröffentlichungen ist gegründet und der.Labour Leader" als offizielles Wochcnorgan der Part erworben worden. Die Einnahmen und Ausgaben haben sich in perselden Zeit wie folgt vermehrt: Ausgaben. Einnahmen. Sßfb. St. 19045 1803(ca. 20 060 M.) 1905-6 4253(ca. 85 060 M.) 1906-7 9220(ca. 181 400 M.) 1087 Pfd. St.(ca. 21 740 M.) 4469 Pfd. St.(ca. 89 880 M.) 7000 Pfd. St.(ca. 140 000 M.) Diese Zahlen geben nur die vom Zentralbureau der Partei empfangenen und ausgegebenen Summen und enthalten wedcx die Einnahmen und Ausgaben des offiziellen Organs der Partei, noch die der Sektionen. Die I. L. P. hat der L. P<(ehemals.Komitee zur Vertretung der Arbeit") seit deren Gründung im Jahre 1900 angehört. Tie L. P. zählt 30 seiner Mitglieder im Haus der Gemeinen.... Die Abrechnung des Parlaments- und Wahlfonds füx die letzten zwei Jahre ergibt folgende Zahlen: Einnahmen. Pld.St. 19056 2369(ca. 47830 M.) 1906-7 3165(ca. 63 300 M.) Ausgaben. 2748 Pfd. St. 3448 Pfd. St. ca. 54 960 M. ca. 63 960 M. 1, Der Erfolg unserer«Sozialistischen Bibliothek"(so betitelt sich die regelmäßige Herausgabe einer Reihe von Büchern üb'.r de» Sozialismus) hat mehrere Privatunternehmer veranlaßt, uns nachzuahmen, so daß jetzt mehrere Ausgaben von billigen Büchern über den Sozialismus und die sozialen Reformen existieren. Ungefähr 65 000 Versammlungen werden jährlich in einer großen Anzahl von Städten von Pen Sektionen der Partei vcr. anstaltet.... Während der verflossenen drei Jahre hat die Partei sich an- dauernd sehr aufmerksam mit der Bewegung zugunsten der Ar- beitSlosen beschäftigt. Im Parlament wie in den Gemeinderäten haben unsere Mitglieder eine kräftige Agitation zugunsten des Recht» auf Arbeit geführt. �Der Parteitag hat in diesem Jahre Einstimmig folgende Resolution angenommen: «Ter Parteitag nimmt mit Genugtuung Kenntnt» davon, daß ein Gesetzentwurf, der da« Recht aus Arbeit sichern soll, von der L. P. dem Parlament vorgelegt werden wird; er drückt die Hoffnung aus, daß alle möglichen Anstrengungen gemacht werden, um die Annahme diese« Entwurfes zu sichern, und erklärt als wünschenSivert die Errichtung eine» nationalen Departements, das gehörig ausgerüstet und mit den nötigen Geldmitteln versehen ist, um das Problem der Arbeitslosigkeit in seinem ganzen Umfange behandeln zu können, in dem Ginne, daß eine nützliche und zum Lebensunterhalt ausreichend dezahlte Arbeit jedem Arbeiter ermöglicht wird, und daß die als notwendig erachteten Mittel angewandt werden, um ihn für rden Ackerbau oder jede andere Form der Feldarbeit aus- zubilden."- Seit dem Kongreß von Amsterdam   ist die Bewegung für die Frauen-Emanzipation in England vorgeschritten. Die Mit- glieder der I. L. P. haben daran lebhaft teilgenommen. Man glaubt, daß die.Sache der Frauen-Emanzipation eine Position «robert hat, von der sie nicht mehr verdrängt werden kann, und daß die Aufhebung der gesetzlichen Minderwertigkeit der Frau nur noch»ine Frage sehr kurzer Zeit ist. Zum Schluß dieses Berichte» ist es nötig, zu sagen, daß die A. L. P. es für den guten Fortgang der Sache de» Sozialismus und der Arbeit in Großbritannien   für wesentlich hält, daß die I. L. P. ihre gegenwärtige Organisation, ihr Ziel und ihre .Politik beibehält." Die Marten der Diplomatie. Wenn auch dieNordd.Allgem.Ztg." die Begegnung ibeS deutschen Kaiser» mit dem Zaren in Swine- 'm linde al»vornehmlich persönlichem Verkehr" dienend dargestellt und versichert hatte, daß«bestimmte politische Zwecke die Zusammen- kunst nicht veranlaßt' hätten, so ergeht sich doch die bürgerliche Presse in langatmigen Artikeln über die politische Be- !deutung dieses Zusammentreffens. Di« reaktionäre Presse begrüßt selbstverständlich diese Wiederannähenmg der deutschen  Regierung an den Hort der europäischen   Reaktion, während einzelne linkSlibcrale Organe, z. B. die«Frankfurter   Ztg." bor einer allzugroßen Intimität mit Rußland   warnen. t Auch die«Freisinnige Zeitung' widmet der Zusammen- runft einen Leitartikel, in dem sie Betrachtungen über dieWand- lungen in der auswärtigen Politik" anstellt.. Das frei- sinnige Blatt erinnert schüchtern an die Marokkokonferenz und die ihr vorhergehenden deutschen   Aktionen, bei denen sich manches zu getragen habe,«was auch innerhalb der Grenzen des deutschen   Vaterlandes unliebsam vernrcrlt" worden sei. Der «Erfolg" der deutschen   Marokkoaktion sei die Isolierung Deutschlands   gewesen, die Lockerung des Dreivundes und dieEinkreisungspolitik" Englands. Die bestellte Rede deS Herr» B a s s e r m a n n im November vorigen Jahres, aus der als Leitmotiv die Besorgnis derEinkreisung" undIsolierung Deutschlands   vornehmlich herausgcklungen habe, sei durch die Er klärung des Fürsten Biilownur wenig abgeschwächt" worden Die damalige Verhandlung habe den Eindruck erweckt, als ob Deutschland   von offenen und heimlichen Gegnern umgeben sei. Sogar noch die Vorbereitungen zur Haager Friedenskonferenz feien unter dem Gesichtspunkte beurteilt worden, daß daL Anschneiden der Abrüstungsfrage nichts anderes als eine Intrige darstelle, die ihre Spitze gegen Deutsch  l a n d kehre. Seit einigen Wochen habe sich nun mit erstaunlicher Schnelligkeit ei» völliger Wandel vollzogen Keine Einkreisung und keine Isolierung mehr." Die Spannung zwischen Deutschland   und England habe sich gelöst. Der Dreibund sei stillschweigend verlängert worden. Von der Zusammenkunft Wilhelms II. mit Nikolaus in Swinemlinde erhoff» man eine Paralysierung des englisch  -japanischen Bündnisses, und sogar den bevorstehenden Bc such Eduards VII.   betrachtete man als günstiges Wetterzeichen für die internationale Politik  . Die«Freisinnige Zeitung" schließt den Artikel mit dem Satze: So sind die Winter unseres Mißver-gnügenS von einem Sommer abgelöst worden, mit dem wir zufrieden sein dürfen." Die«Kreis. Ztg." hat da in ihrer Art, scheinbar unbewußt, eine grausame Satire auf unsere«hohe Polilik" geschrieben. In der ganzen internationalen Konstellation ist nicht die geringste tat- sächliche Veränderung eingetreten. Und doch soll vor einem Jahre der Himmel grau und bewölkr gewesen sein, während jetzt wieder die Sonne behaglich durch die Wolken bricht I Wer aber bürgt dafür, daß nicht wiederum in einem Jahre infolge allerhand diplo- malischer Scheinaktionen die Situation ein vollständig verändertes Bild zeigt? Der ganze Artikel des freisinnigen Organs beweist, daß unsere auswärtige Politik, und die auswärtige Politik der Staaten über- Haupt, sofern sie sich nicht auf eherne wirtschaftliche Tatsachen gründet, blauer Dunst ist. Man äfft die Massen des Volkes mit allerhand Seifenblasen, um sie im Interesse der herrschenden Klassen für den Militarismus und Imperialismus nach allen Regeln der Kunst schröpfen zu können! In der Debatte über die Interpellation Bassermann erklärten sich im vorigen Jahre alle bürgerlichen Parteien dahin, daß die Nation die Fehler der deutschen   Diplomatie resp. unverantwortlicher Stellen einzig dadurch gutmachen könne, daß das deutsche  Volk ganz allein aufsich und feine Kriegs- rüstungen baue! Sei es hinlänglich zu Lande und zur See gewappnet, so könnten ihm alle Schachziige der ausländischen Diplomati« nichts anhaben. Nun ist angeblich wieder eine ganz andere internationale Situation eingetreten; aber daran, den Rüstungen Einhalt zu tun, Pas Verhältnis der Völker zueinander auf eine andere Basis als die Schneide des Schwertes zu'stellen, denkt innerhalb der bürgerlichen Kreise kein Mensch. Es wird einfach sortgerüstet, so oder so! Es ist allerhöchste Zeit, daß die Kulturnationen sich endlich ein demokratisches Selbstbestimmungsrecht erkämpfen, um sich nicht länger von den herrschenden Klassen und der Charlanterie ihrer Diplomaten übertölpeln zu lassen! Line Proteltalitlon des Vaflltans. Rom  , den 1. August.(Eig.©er.) Die große Anzahl klerikaler Skandale, für deren Bekanntwerden die Schandaffäre des Mailänder Kinderasyls das Signal gab, hat begreiflicherweise zu einer energischen Reaktion im ganzen Lande ge ührt. Neben den Protestkundgebungen findet sich eine zwar er- klärliche, aber doch unschöne Skandalschnllffelci, so daß kaum ein katholisches Erziehungsinstitut von Verdächtigungen verschont bleibt. Mehr Phantasie als Beobachtung scheint soweit man bis heute beurteilen kann-- den Anklagen gegen den Orden der Salesianer  in Varazze(LIgurien  ) zugrunde zu liegen. Jedenfalls haben die Anschuldigungen durchaus den Charakter der Unglaubwürdigkeit, auch steht man ihnen besonders deshalb skeptisch gegenüber, weil der Ankläger ein elfjähriger Knabe ist, und die Zeugenaussagen von Kindern erfahrungsgemäß wenig Glauben verdienen. Berichtet doch der Knabe, ein gewisser B e s s o n, von«schwarzen Messen", mit aljsen möglichen obskönen und -.kelhaften Riten, bei denen halbnackte Mönche und Nonnen, öwie Zöglinge mitgewirkt haben sollen! Angeblich hat der Knabe chon im Januar dieses Jahres seiner Mutter von unsauberen Vor gängen im Institut gesprochen. Statt den Knaben zu Hause zu be halten er war ein externer Schüler hat die Frau ihn weiter hingeschickt und ihn ausgetragen, alles aufzuschreiben, was er sähe. Dieses von Obscvnitäten aller Art, von ganz unglaublichen Wider- würtigkeiten strotzende Tagebuch bildet die Basis der Anklage, auf Grund deren gestern ein Priester und ein Diener der Anstalt der- haftet wurden und heute die Schließung des Instituts verfügt worden ist. In diesem Falle scheint also die Anklage nicht gerade auf festen Füßen zu stehen, während die polizeilichen und gericht- lichen Mahnahmen sehr energisch waren. Aus diesem Umstände sucht nun gleich der Klerus seinen Vorteil zu ziehen, um die ganze Rolle von Skandalen als Erfindung der Freimaurer   und Sozialisten, sich selbst als unschuldig verfolgt hin- zustellen. Die vatikan  -osfiziöse«Corrispondenza Romana' meldet, daß der Papst den Gedanken hege, als Protest gegen die heutigen Angriff« die Feste für sein bevor st ehendeS Priesterjubiläum abzusagen. Gleichzeitig werbe der Papst die Katholiken aller Kulturländer auffordern, ein Land zu meiden, da» nicht einmal die Katholiken vor den schimpflichsten Au- griffen zu schützen vermag. Di««Corrispondenza Romaua" schlägt einen scharfen Ton gegen die Regierung an. Fast scheint es, als ob das giolittisch-vatikanische Idyll durch die heutigen Differenzen ernstlich gestört werden könnte. Die vatikanischen Drohungen werden wohl nicht so heiß gegeffen werden, wie sie gekocht find, immerhin ist es aber bedauerlich, daß die Exzesse antiklerikaler Phantasie die ganze, im Grunde so segenS- reiche Kampagne gegen die klerikalen Erziehungsanstalten in schlechtes Licht setzt. Diese Uebertreibungen schaden einer Sache, die in ihrer nackten Wahrheit gerade laut genug gegen die klösterliche Erziehung Propaganda macht. Je weniger die Phantasie dazu tut, um so weitere Kreise werden den Enthüllungen klerikaler Mißbräuche Gehör schenken und ihr Tun dadurch beeinflussen laffen. )oUtiscke deberlkkt. Berlin  , den 3. August 1907. Schachermachei. DieN. Pol. Korresp." brachte jüngst eine Notiz aus Paria- mentarischeu Kreisen, in der die Vermutung ausgesprochen wird, daß die Aenderung des BörseugesetzcS im Reichstage vermutlich auf nicht unerhebliche Schwierigkeiten stoßen werde; die Freunde dieses gesetzgeberischen Werkes müßten deshalb einen wirksamen Gegenzug auf dem parlamentarischen Schachbrette machen; ein solcher Gegenzug sei, wenn man die Zustimmung zur Börsengesetz- Novelle zur unerläßlichen Vorbedingung für Zugeständnisse an die agrarisch-konservativen Interessen bei der Branntweinbesteuerung machen wollte; garantiere man den Agrarkonscrvativen die Berücksichtigung dieser Interessen, so würde bei dem Schwergewichte der allgemein-politischen Gesichts- punkte, die für das Zusammenhalten des Blockes sprächen, auf Er- folg gehofft werden können. Die«Deutsche Tageszeitung' zeigt sich über diese Notiz höchst entrüstet.Wir kennen", schreibt das Blatt,die parlamentarischen Kreise nicht, aus denen diese Zuschrift stammt, glauben aber be- haupten zu können, daß eS weder agrarische noch konservative Kreise sind. Was hier empfohlen wird, ist ein Kuh- Handel in unverhüllter Form. Das Börsengesctz hat mit der Branntweinbesteuerung so gut wie nichts zu tun. Aber selbst wenn das der Fall sein sollte, so dürsten sich die Agrar- konserbativen, wie wir sie kennen, kaum auf einen solchen Kuhhandel einlassen. Sie werden dielmehr jede Vorlage an und für sich darauf- hin prüfen, ob sie den landwirtschaftlichen Interessen gerecht wird oder sie schädigt." Die Entrüstung des ehrenwerten Blattes wirkt geradezu komisch, hat doch kaum irgend eine Parteigruppe in stärkerem Maße g e k u h h a n d e l t" als das profitlüsterne Agrariertum. So lange es allerdings seine Wünsche ohne Zugeständnisse durchzusetzen hofft, zeigt eS sich bockbeinig; sieht es aber, daß eS ohne Konzessionen nichts erreicht, schwinden seine Bedenken. Seit seiner Schacher« machet mit den Industriellen vor dem Zolltarif von 1879 hat es ständig bei allen Aenderungen des Zolltarifs mit verschmitzter Bauernschlauheit gefeilscht und hinter den Kulissen geschachert. Der Zorn des Blattes richtet sich denn auch nicht gegen den.Kuhhandel" an sich. Es ärgert sich nur, weil die«R. Pol. Korresp." tatsächlich mit ihrem Vorschlag eine wunde Stelle der Agrarier getroffen hat. Eine Aktion der Liberalen gegen die Branntwein-LiebeSgabe wäre ihnen höchst unbequem. Allerdings hat der Liberalismus, der aus dem Vorschlag der N. Pol. Korresp." spricht, nicht den geringsten Anspruch auf höhere Einschätzung. Erhält er für die Börsenspekulation ein steiereS Be- tätigungsfeld, dann ist er gerne bereit, seine volkswirtschaftlichen und politisch rechtlichen Bedenken gegen die Spiritus-LiebeSgabe zurück« zustellen und sogar den Agrariern noch ewige weitere Extraprofit« zu konzidieren.__ Tie Hände weg! Wir hatten bereits nachgewiesen und zwar auf Grund der letzten amtlichen Denkschrift über Kamerun  , daß der Fulbe-Aufstand nur auf das taktisch unklug« Ver» halten der Kolonialverwaltung zurückzuführen sein dürste. Diese unsere Auffassung findet ihre Bestätigung in einer Zuschrift des Stabsarztes a. D. Dr.«rning, der bereit« im Juni in den.Nationalliberalen Blättern" über die deutsche Politik im Adamauagebiet das Folgende schrieb: «Das tiefere Innere des Landes nach dem Tschadsee zu hofft man durch geringere Besetzung in der Form von Refidenzschasten festhalten zu können. Ob dieses auf die Dauer möglich sein wird, muh dahingestellt bleiben. Immerhin liegen hier Bevölkerungs­verhältnisse vor, die«inAusfpielendeSeinen Stammes gegen den andern möglich machen. Dadurch kann eine wachsende Gefahr für uns zunächst hmtan gehalt werden; andererseits aber ist es möglich, daß durch dieics Ausspielen des einen Stammes gegen den anderen im Laufe der Zeit ein Zustand der Anarchie geschaffen wird, der uns später das Bielfache von dem Gelbe kosten würde, welches wir heute aufwenden müßten, um eine wirkliche Herrschast in diesen Ländern auszuüben." Dr. Arning ist der Meinung, baß man Gebiete, die man nicht wirklich unterwerfen könne, sich selbst überlasse. Die Vorbedingung llr die Unterwerfung des AdamauagebietS wäre die Fortführung der Manengubabahn bis zum Tschadsee. Da diese Bahn elbst wenn sie bewilligt werden würde wogegen sich ja selbst derFreisinn energisch erklärt hat erst nach einer Reihe vonJahren fertiggestellt sein könnte, wäre eS dringend geboten, daß sich die deutsche Verwaltungstätigkeit auf die Küste beschränkte und nicht im fernen Innern deS Landes die verhängnisvollsten Kolonialabenteuer anzettelte! Drohende Finanznöte. Ueber denReichsinvalidenfondS" schreiben die H am b. Nachr.": Der Staatssekretär des Reichsschatzamts hat sich jüngst ge- äußert, daß eS ihm voraussichtlich möglich sein würde, die im Reichs in validenfonds befindlichen Wertpapiere nicht aus den Marlt zu bringen, vielmehr die auf den Fonds angewiesenen Verpflichtunaen so zu decken, daß die Wertpapiere auf den Hinte   rbliebenenversicherungS-FondS übertragen und von diesem dafür die entsprechenden Mittel verlegt würden. Der Schatzsekretär hatte eine ähnliche Andeutung schon bei den NcichStagSverhandlunaen über den Hinterbliebenen- vcrstchcnmgSfondS gemacht. Für die EntWickelung des Bestandes des ReichSinvalidemonds bleibt eS gleich, ob seine Wertpapiere verkauft oder in einen anderen Fonds übergeführt werden. Um die Summe, die ihm entnommen wird, verringert sich sein Bestand doch. Daß«S damit jetzt recht schnell bergab geht, ersieht man am besten au» den Zinssummen, die der Fonds zur Deckung der auf ihn angewiesenen Ausgaben zur Verfügung stellen kann. Im EtatSjahr 1905 konnte der Fonds an Zinsen noch 7.7 Mill. Mark liefern, 1906 waren eS 5,9 Millionen und 1907:mr noch 4,6 Mill. Mark. Für das Jahr 1908 wird diese Summe sich wieder um mehr als 1 Million Mark vermindern. Um so höher muß natürlich im Etat für 1908 der Kapitalzuschuß angesetzt werden. der mit Zinsen zusammen zum Ausgleich bestimmt ist. Das gleiche Spiel wird sich aller Voraussicht nach noch für die Etats vow 1009 bis 1911 wiederholen können, dann aber werden weder Zinsen noch Kapital vorhanden sein. Der Reichsinvalidenfonds, der anfangs der siebziger Jahre aus der französischen   Kostenentschädigung mit 561 Mill. Mark dotiert ward, wird dann aufgehört haben. Da aber die auf ihn ange» wiesenen Ausgaben nicht zu gleicher Zeit demselben Schicksal vcr- fallen sein werden, wird für ihre Deckung gesorgt werden müssen. Es handelt sich hier um einen Posten, der nahezu 40 Millionen Mark ausmacht. Wenn man diese drohende Eventualität in» Aug« faßt, wird man eS begreiflich finden, daß die zuständigen behördlichen Stellen bemüht sind, die ReichLeinnahmen zu vermehren. Demi wie anders die bisher aus dem Reichöinvalidenfonds bestrittenen Ausgaben gedeckt werde» sollen, ist nicht recht erfindlich. Zu all den übrigen neuen Lasten wird also spätestens 911 eine ständige Ausgabe an das Reich von jährlich iO Millionen binzutreten!