Die Durchschnittslöhne aller preußischen Bergleute zusammengenommen waren 1900 1138 m., 1906 1211 m. Gegen den amtlich ermittelten Durchschnittslohn sind die schlesischen Bergleute stets um rund 300 m. oder 30 Proz. zurückgeblieben. Wenn sie Gleichstellung mit den Berufsgenossen im übrigen Deutschland verlangen, so ist das nicht mehr wie recht.
Natürlich haben bei diesen Hungerlöhnen die schlesischen Bergproletarier den Unterhalt für die Familie nicht allein bestreiten können. Darum waren 6,5 Prozent der Belegschaft Frauen, außerdem eine sehr große Anzahl jugendliche Arbeiter und Kinder auf den Werken beschäftigt. Der Revierbeamte für den Bezirk Nord- Gleiwit berichtet, daß die Konsolidierte Konkordia und Michaelgrube 37 junge Burschen von 14-16 Jahren unter Tage beschäftigt hat und bemerkt dazu entschuldigend:
„ Bei der Beschäftigung dieser Arbeiterklasse liegt hiernach nicht die Absicht der Werksverwaltung vor, billig arbeitende Kräfte in größerem Umfange heranzuziehen, vielmehr besteht das Bestreben der Verwaltungen darin, junge Burschen, besonders Bergmannssöhne, welche Lust zu dem Berufe ihrer Väter haben, möglichst frühzeitig an die bergmännische Arbeit zu gewöhnen.
Der Nachsatz beleuchtet die oberschlesischen Zustände allerdings taghell:
"
Gleichzeitig wird in den meisten Fällen dabei den Anträgen der Familienhäupter entsprochen, welche für ihre Angehörigen ständige und lohnende Arbeit suchen."
Wie die„ lohnende" Arbeit aussieht, darüber belehrt uns folgende Tabelle, die der Revierbeamte für Ostbeuthen zusammengestellt hat. Es verdienten pro 10-12stündige Schicht im Steinkohlenbergbau:
9
B
1903
"
1904
"
1905
1906
M.
"
18.
Euerer Majestät sage ich meinen herzlichen Dank für die so- 1 eben gesprochenen gütigen Worte, welche die Freundschaft zum Ausdruck gebraht haben, die uns und unsere Länder berbindet. Es ist das erste Mal, daß meine Flotte unter dem Kommando meines Bruders die Ehre gehabt hat, vor Euerer Majestät zu manöverieren. Die anerkennenden Worte Euerer Majestät werden in den Herzen meiner Offiziere und Mannschaften fortleben. Wir alle sind von dem Wunsche durchdrungen, daß es Euerer Majestät vergönnt sein möge, den ein geleiteten Ausbau der russischen Flotte erfolgreich durchzuführen. Wie Euere Majestät bin auch ich erfüllt von dem Gedanken der unabänderlichen Freundschaft unserer Häuser und unserer Völker. Diese Freundschaft hat mehr als ein Jahrhundert überdauert, fie verbindet uns heute und wird weiter dauern. Ich erhebe mein Glas auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers Nikolaus. Seine Majestät der Kaiser von Rußland hurra!
Die Toaste erinnern auffallend an jene Festsprüche, die am September 1901 der Zar und der Präsident der franösischen Republik Loubet tauschten. Damals sagte der Zar:
"
an recht wenig Anklang gefunden. Dagegen wurde die Jdee der Verschmelzung von Krankenkassen mit Invaliden versicherungsanstalten eine geraume Zeit hindurch ernsthaft erörtert. Es sind in dieser Beziehung von den verschiedensten zuständigen Stellen eingehende Denkschriften ausgearbeitet und veröffentlicht worden. Bei dieser historischen Entwickelung der ganzen Frage ist es schon an sich nicht recht verständlich, weshalb man sich in einzelnen Erwerbstreifen und, wie gesagt, auch in Handelskammern darüber aufregt, daß die Existenz der Berufsgenossenschaften in Frage stände. Das ist ja gar nicht der Fall. War schon früher faun daran gedacht, die Berufsgenossenschaften, die sich für die Unfallversicherung so außerordentlich gut bewährt haben, fallen zu lasseir, jezt steht eine solche Eventualität noch viel weniger in Frage. Es handelt sich jetzt auch gar nicht un die Zusammenlegung der gesamten Versicherungsorganisationen, sondern in der Hauptsache um eine Vereinheitlichung der berschiedensten rechtlichen Bestimmungen bei den staatlichen Verficherungsarten."
Die Notiz zeigt deutlich, welche Gründe die Regierung au Die Kaiserin und ich empfinden eine ganz besondere Freude ihrer Abwendung von den früheren Plänen veranlaßt haben: Rück darüber, nach Frankreich zu der befreundeten und verfichten auf die Wünsche der großen Unternehmerschaft.- bündeten Nation zu kommen. Mit der lebhaftesten Befriedigung habe ich soeben das glänzende Nordgeschwader bewundert.... Ich trinke auf die Wohl= fahrt der französischen Flotte....
Loubet sagte damals: Sire! Die französische Marine ist Ihnen außer ordentlich bankbar für die Ehre, die Sie ihr foeben erwiesen haben. Indem ich diesen Gefühlen Ausdruck gebe, erhebe ich mein Glas. auf das Gedeihen Ihrer Marine..."
Man sieht, man braucht nur das Konzept älterer Reden ein wenig zu verändern, anstelle der französischen die deutsche Marine zu setzen, und der neue Toast ist fertig!
Es wird weiter gerüstet, trotz aller Bündnisse und GegenBündnisse, trotz aller Friedenskonferenzen" und Kaiserzusammen
jugendliche Arbeiter 0,87 m. 0,89 m. 0,89 M. weibliche Arbeiter. 1,10 1,12 1,15" 1,17 Wie Figura zeigt, wissen oberschlesische Zentrumsgrafen fünfte! und Fürsten Proletarierfrauen und Kinder nicht nur auszunußen, sondern sie auch nach ihrer Weise zu entlohnen. Es wäre ein Wunder zu nennen, wenn die elende Entlohnung in Verbindung mit übermäßig langer Arbeitszeit und ſtrupelLoser Ausnutzung der weiblichen Arbeitskraft nicht auch eine große Unfallhäufigkeit zur Folge gehabt hätte. Folgende Tabelle gibt uns darüber Aufschluß:
Unfallfeftion
Zahl der Versicherten
Auf 1000 Versicherte kamen schwere und tödliche Unfälle ( entschädigte)
1906
1897
1906
122 029
9,86
15,58
Bochum
279 707
15,60
18,30
•
24 827
6,76
9,63
Halle.
88 112
7,23
10,23
Waldenburg
29 887
5,83
5,59
Tarnowit D.- G..
103 462
15,57
19,58
Bwidau.
30 279
9,32
12,12
10 945
9,02
9,87
-
aus
Die Geschichte des oberschlesischen Industrieproletariats ist ein einziger langer Leidensweg. In allen Statistiken fallen die oberschlesischen Zahlen unangenehm auf.- genommen die der Unternehmergewinne. Da wird das vorher so triste Bild von Not und Elend plößlich hell und glänzend. Der Staat hat Ueberschüsse erzielt 1896 28, 1904 27,6, 1905 30,6 Millionen.
Von privaten Werken verzeichneten Gewinne:
Königs- und Laurahütte Silesia Paruschowitz. Hohenlohehütte( 34 Jahr). Oberschlesische Kotswerte Oberschlesische Eisenindustrie
für Bergbau und Hütten Donnersmarckhütte Zabrze
1905 Mark
1906
Mark
6 590 507
8 245 256
866 000
1 090 000
6 688 267
7 326 564
1 860 000
2 210 000
1 498 811
3 539 205
1 799 094 8 581 887
a
Politische Ueberlicht.
Berlin , den 6. August 1907. Wo bleibt das Zentrum?
Die sozialdemokratische Kritik des völligen Versagens des Zentrums in der preußischen Wahlrechtsfrage beginnt der ultramontanen Presse sichtlich unangenehm zu werden. So verteidigt heute die Köln . Voltsztg." die Haltung des Zentrums:
Ganz toufuſe Ansichten aber werden über das Zentrum entwickelt; der Vorwärts" will es zwingen, mitzutun. Das ist sehr überflüssig. Just zur rechten Zeit wurde im Herbst 1906 auf den Bezirksdelegiertentagen der rheinischen 8entrumspartei die Frage der preußischen Wahlreform angeschnitten. Das Zentrum war noch bei der Mehrheit, es hat damit bewiesen, daß es auch in der Sonne der Negierungsgunft die Volksforderungen nicht vergißt. Ueberall ist damals einstimmig die Einführung des Reichstagswahlrechts gefordert worden. Kaum war die preußische Zentrumsfraktion versammelt, als fie auch ihren Antrag im Januar 1907 einbrachte und damit dem Willen der Wähler entsprach. Es braucht also gar keinen 8wang und fein Drängen; das Zentrum nimmt nur den Faden von 1878 wieder auf. Da inzwischen bereits nationalliberale Blätter an den Freifinn eine Absage ergehen ließen, so wächst die Bedeutung dieser Bentrums altion sehr hoffentlich aber geht es nicht wie 1878, wo der ge samte Freifinn schließlich das Zentrum im Stiche ließ."
Die Unsinnigkeit des Gamaschendrills
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wird heute von der Kreuz- 38tg." einer ätzenden Kritik unterzogen! Unser Gamaschendrill, der nach dem Zeugnis eines Herrn v. 3 ep elin, der in der Kreuz- 3tg." einen Zeitartikel veröffentlicht im wesentlichen noch auf einem Reglement aus dem Jahre 1812 basiert, wird von dem genannten Sachverständigen des führenden konservativen Drgans folgendermaßen beurteilt:
9
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Die fremden Beobachter unserer Armee pflegten in Hinblick auf die Erscheinungen der Uebungspläge vor Unterschäßung der preußisch deutschen Infanterie zu warnen:„ Die Armee hat eine andere Exerzierplag- wie Gefechtstaktit!" Aber we I dj e Denn Gefahren lagen doch in dieser Rückständigkeit. während die Nachbararmeen aus ihren Reglemente längst die Formen der alten Zeit verbannt hatten, bestand noch bei uns bis 1888 die dreigliedrige Aufstellung zu Recht. Aus eigener Erfahrung weiß ich noch, daß, als ich einst die Ehre hatte, Gast des österreichischen Feldzeugmeisters Herzog Wilhelm von Württemberg zu sein, er mich lächelnd fragte: „ Sagen Sie mal, mein Generalstabsoffizier behauptet, Ihre Infanterie hätte noch die dreigliedrige Aufstellung. Das ist doch wohl unmöglich?" und daß ich beschämt die gewundene Erklärung über die Bedeutung des Ererzierplates" abgeben mußte.
im
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Diese Bedeutung des Ererzierplages lag aber wesentlich in der Vorstellung, daß die Strammheit des Egerzierens geschlossener Massen unentbehrlich sei, wenn auch nicht zur Niederkämpfung des Feindes, so doch zur Erzielung der Manneszucht und des inneren haltes im Ernstfalle. Wer aber aus den Erfahrungen der neuesten Kriegsgeschichte weiß, wie schwer es im Ernstfalle tvar, bie mühsam einstudierten Formen des Egerzierplages feindlichen Feuer zu be wahren, wie sie in dem vernichtenden Feuer des Feindes zusammengeschmolzen, der konnte nur bedauern, daß tatsächlich der größere Teil der Ausbildung dem Egerzieren, nur der kleinen, dem Gefecht galt. So egerzierte man schließlich mehr, als man im Gelände übte. Dieser gefährlichen Scheidung von Egerzierplaß und Uebungen hat erst das Neglement von 1906 ein Ende gemacht- wenn in entsprechender Weise besichtigt würde. Denn hiervon hängt es ab, ob die Truppe triegsgemäß ausgebildet wird."
Konfliktelüfterne Kolonialphantaften.
Das ist eine geradezu bemitleidenswert schwächliche Ver militärische Beurteiler, die der Sozialdemokratie durchaus fern Nicht nur die Sozialdemokratie, sondern auch einfichtigere teidigung des Zentrums, das bisher die Aufrollung der militärische Beurteiler, die der Sozialdemokratie durchaus fern preußischen Wahlrechtsfrage nur dergestalt für sich und seine standen, haben ja oft genug mehr oder minder unverblümt auf die armseligsten Fraktionsinteressen zu fruftifizieren suchte, daß es sinnlosigkeit unseres Gamaschendrills hingewiesen. Aber es ist doch durch seine Presse die Konservativen gegen die be- nicht ganz uninteressant, nunmehr im Hauptorgan der Konservativen einem solchen Urteil über die Ueberflüssigkeit, ja gehrlichen Freisinnigen aufzuheten suchte! Darin ganz allein bestand bis jetzt das Eintreten des Schädlichkeit dieses Gamaschendrills zu begegnen, der stets als Zentrums für die preußische Wahlrechtsreform! Hauptargument gegen die weitere Berkürzung der Diese Zahlen nebeneinander gestellt enthüllen den ganzen Und nun heuchelt das Zentrum gar die Besorgnis, daß Dienstzeit ins Feld geführt wird! Widersinn der göttlichen" Weltordnung: Auf der einen Seite der Freisinn es bei der Fortseßung seiner Attion von Millionen blutarmer Proletarier, die aus Verzweiflung zuwer lacht da!- Anno 1873 am Ende gar im Stiche planlosen Hungerstreits greifen, auf der anderen Seite die Lassen könnte! Auch wir trauen dem Freijinn nicht über den Der Rhein . Weftf. 8tg." ist es durchaus nicht recht, daß die handvoll Großkapitalisten, darunter der Vater" Staat, die Weg; aber wer, wie das Zentrumt, seit Jahrzehnten Re- Regierung nicht die Unruhen in Casablanca als Anlaß benutzt, um märchenhafte Geivinne einheimfen. gierungspartei war und trotzdem niemals auch nur den ihre frühere aggressive marokkanische Politik wieder aufzunehmen, Leider ist ein Sieg der Arbeiter wenig wahrscheinlich. leisesten Versuch gemacht hat, seine ausschlaggebende die Franzosen , Spanier und Engländer zu brüstieren, auf eigene Durch das Nationalpolentum, das Herr Korfanty im Ver- Stellung zur Beseitigung der Dreiklassenschmach in Hand deutsche Truppen an der atlantischen Stüfte zu landen und dort band der gegenseitigen Hülfe" kultiviert, werden die Arbeiter Preußen auszumuten, der hat wahrhaftig teine Ursache, eine neue Pachtung nach ostasiatischem Muster vorzunehmen. Das einander entfremdet und verdummt. Schwülstige nationale" sich nun gar als den demokratischen Vorspann und Antreiber Blatt schreibt nämlich: Phrasen und kein Geld! Die Geistlichen flehen von allen des Freisinns auszugeben! In der Wahlrechtsbewegung hat Kanzeln Pech und Schwefel herab auf die Heger; Versamm sich bis jetzt das Zentrum noch nicht einmal ins Schlepptau lungsfäle gibt's nicht. Polizei, Behörden und Unternehmernehmen lassen!
"
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tum arbeiten gemeinschaftlich auf oberschlesische" Art- und Geradezu lächerlich nimmt sich auch die Berufung der das arme geknechtete Bergvolt Oberschlesiens friecht wieder Köln . Volksztg." auf die Bezirksdelegiertentage im Herbst 1906 ins verhaßte Joch! Die Agitations-, Drganisations- und Auf- aus. As ob nicht vorher das Zentrum im Reichstag die flärungsarbeit im Sinne des Sozialismus findet unter den Behandlung der preußischen Wahlrechtsfrage aus fadenUmständen nur sehr schwer Eingang. Darum werden sich scheinigsten Kompetenz"-Bedenten abgelehnt und im wilde Streits in Oberschlesien auch noch öfter wiederholen. Landtag die Stellung von Wahlrechtsreformvorschlägen großmütig der Regierung überlassen hätte! Im Inzwischen scheint die Bewegung schon abzuflauen, vorausgesetzt, Januar 1907 endlich sah es sich gezwungen, den Faden von daß man den offigiösen Depeschen trauen darf. 1873 wieder aufzunehmen! Diese melden: Die ,, Köln . Volfsztg." muß uns also schon ob mit Breslau , 6. August. Wie die„ Schlesische Zeitung" aus Königs- oder ohne ihre freundliche Einwilligung gestatten, daß hütte meldet, hat auf dem Krugschachte der Königshütte die Zahl wir auch ihrer Wahlrechtsbewegung etwas Leben einder Arbeitswilligen zugenommen; bei der gestrigen Abendschicht flößen! fuhren bereits dreihundert Mann an. Abends kam es wiederum zu Ruhestörungen, so daß die Polizei wiederholt nach den Schächten zum Schuße der Arbeitswilligen ausrüden mußte. Drei Personen. wurden verhaftet, eine durch einen Säbelhieb verlegt.
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Vereinheitlichung der Arbeiterversicherung.
Graf Bosabowsky hat verschiedentlich vor seiner Verabschiedung als die größte der Aufgaben, die seiner Arbeitskraft harre, die Ver Zabrze , 6. August. Nach einer Mitteilung der königlichen Berg einheitlichung der Arbeiterversicherung bezeichnet und fast allgemein werksdirektion find zur gestrigen Abendschicht rund 600 Mann mehr ist unter dieser Vereinheitlichung eine Zusammenlegung der bereingefahren als am Sonnabend. Bu der heutigen Frühschicht sind schiedenen Versicherungszweige oder doch zum wenigsten ihre auf dem Dstfeld von 1140 Mann 276, auf dem Marienschacht von Busammenfassung zu einem einheitlichen System verstanden worden, 164 Mann 32, auf dem Sübfelde von 470 Mann 144 eingefahren; ließ sich doch auch aus den gefallenen Aeußerungen faum etwas das sind gegen gestern 164 Mann mehr.
anderes entnehmen. Der jezige Leiter des Reichsamtes des Innern ist anderer Ansicht. Er hält allem Anschein nach höchstens für die Kranken- und Invalidenversicherung eine etwas engere Verbindung bleiben. Die„ Berl. Pol. Nachr." berichten nämlich in einer offiziösen Notiz:
Hoch der internationale Militarismus! angebracht; die Unfallversicherung ſoll in der heutigen form erhalten
Bei der Abschiedsfeier bei der Kaiserbegegnung in Swinemünde brachte der Bar folgenden Trintspruch aus: " Ich bin glücklich, daß ich diese Gelegenheit habe, Guerer Majestät für die mir bereitete so herzliche Aufnahme aufrichtig zu danken und den ganzen Wert zum Ausdruck zu bringen, den ich auf die Fortdauer der Beziehungen überlieferter Freundschaft und Verwandtschaft lege, die beständig ein enges Band zwischen unseren Häusern und Ländern gewesen sind. Nachdem ich mit lebhaftem Intereffe und großer Bewunderung den Manövern der schönen deutschen Flotte beigewohnt habe, erhebe ich mein Glas auf die Gesundheit Kaiser Wilhelms, des obersten Chefs diefer Flotte, und auf das Gedeihen der tapferen deutschen Marine."
28ilhelm II. erwiderte:
"
Wo
Frankreich geht ruhig und mit Energie auf dem Wege zur Wahrung seiner Interessen vor und wird von Spanien und England hierbei unterstützt und von Italien zum Mandatar ernannt. Nur von einer Bertretung der deutschen Interessen hört man nichts, die doch wahrlich denen anderer Nationen nicht nachstehen, sondern seinerzeit sogar der Einsetzung der Person des Kaisers für wert befunden wurden. Im Festestrubel und unter dem Begrüßungssalut von Swinemünde scheinen jedoch die maroklanischen Händel als störend empfunden zu werden; denn worauf fönnte man sonst das absolute Schweigen der deutschen Reichsregierung über das allerdings mit einem bösen Omen für uns behaftete Marolfo zurückführen. Doch sei dem, wie ihm wolle. Die unabhängige nationale deutsche Presse muß dafür umso lauter ihre Stimme erheben und die Frage stellen: bleibt die deutsche Vertretung in Marokko ?" Hier handelt es sich um deutsche Lebensinteressen, denn Casablanca liegt an der Westküste Marokkos am atlantischen Ozean, dort, wo wir vor allem unseren Einfluß geltend machen wollen, während die Nordküste am Mittelmeer und die an Algier grenzende Dftgrenze naturgemäß mehr dem französischen Einfluß unterliegt und ihm auch überlassen werden soll. Trotz dieser von uns schon verschiedentlich vertretenen und fast allgemein anerkannten Lage der Verhältnisse hört man nichts von deutschen Plänen gegenüber dem französischen Vorgehen. Nun denn: mit Rücksicht darauf, daß auch dieser legte Zwischenfall lediglich auf französische Schuld zurückzuführen ist, auf die noch immer nicht zu Recht, aber in der Tat bestehende Besetzung Udschdas und die Vornahme französischer Bahnbauten vor Errichtung einer ordentlichen Polizei, also mit Rücksicht auf diese Schuld Frankreichs verlangen wir, daß, um dem franzöfifchen Druce ein vollwichtiges Gegenstück zu geben, umgehend an der atlantischen Küste Marokkos deutsche Truppen zur Wahrung deutscher Interessen gelandet werden. Denn man wird uns wohl nicht einreden wollen, daß sie allein durch französische Truppen wahrgenommen werden, während wir uns viel von einem Zusammenarbeiten deutscher und französischer Soldaten im Interesse des europäischen Gleichgewichts" in Marokko bersprechen."
,, Ueber die in Aussicht genommene Vereinheitlichung der Arbeiterversicherung sind inner noch ganz irrtümliche Vorstellungen verbreitet. Man geht vielfach von der Jdee aus, daß es sich dabei um eine Zusammenlegung der bers schiedenen Versicherungszweige handele. Es ist beshalb erneut darauf aufmerksam zu machen, daß man sich im Irrtum befindet, wenn man von der Annahme ausgeht, daß es sich bei der in Aussicht genommenen Maßnahme um die Befeitigung jezt bestehender Versicherungsträger handelt. Gewiß gab es eine Zeit, in der man daran dachte, die Arbeiter- Wie sich aus einem uns vorliegenden vertraulichen Rundbersicherungsorganisation zu vereinheitlichen. Aber auch danials schreiben des Arbeitgeberberbandes zu Köln ergibt, versendet war der Kreis derer, die alle drei Kategorien von Versicherungs- man die schwarzen Listen der deutschen Arbeitgeberverbände sogar trägern in einen verschmelzen wollten, doch nur recht flein. In schon, wenn die Arbeiter die Kündigung einreichen; man wartet maßgebenden behördlichen Kreisen hat diese Idee von Anfang gar nicht erst, bis sie wirklich in den Streit eintreten. Das
In der Nedaktion des patriotischen Blattes scheint tatsächlich die Augusthige bereits arge Verwüstungen angerichtet zu haben.- Das System der schwarzen Listen. Aus Köln wird uns geschrieben: