Grunde anderen Industrien zugezählt werden mußten. So wurde oie Industrie der Träger für elektrische Leitungen und zwar der Stangen, ob von Holz oder Metall, ferner die Herstellung einer Menge Produkte der Glas- und Porzellanindustrie, die ausschließlich für elektrische Zwecke Verwendung fanden, weiter Eisen und Kupfer sowie die ganze Gruppe der elektrochemischen und eleltro» .netallurgischen Produkte. Die dadurch von der Elektrizitätsindustrie abgezweigten Summen in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung rechnen ..ach Millionen; der Bericht schätzt sie auf rund 10 Millionen Mark. Um eine Anschauung zu geben von der Entwickeluug der amerikanischen Elektrizitätsindustrie, seien ihre statistischen Haupt- angaben in folgender Uebcrsicht wiedergegeben: isos 1900 1890 1880 Werte in 1000 Mark Zunahme in von 1900 1890 1880 bis bis 1900 1890 207,4 148,7 340,4 1158,3 bis 1905 34,9 108,1 1271 2870 109,6 139,5 43,9 54,7 641,9 445,5 877,8 355,6 692,5 561,2 75 400 28 600 4 840— 163,8 489.4— 281 000 208 000 37 000 4670 35,1 460,8 689,9 Zahl der Betriebe.. 784 581 189 76 Darin tveftiert. Kapital 732 000 350 000 80 000 6300 Lelchäftigte Beamte. Angestellte ufw... 10 619 5 067 683— Gehälter derselben.. 46 500 19 450 3 570 d» Arbeiter. � 60 466 42 013 8 802 Löhne derselben... 133 500 85 400 18 950 Diverse Ausgaben, Kosten..... Wert des verarbeiteten Materials.... Wert der hergestellten Produkte.... 592 000 388 000 80 100 11800 52,3 383,6 619,9 Diese Zahlen sind sehr lehrreich. Trotz der allgemeinen Tendenz der Betriebe, sich durch Vergrößerung oder Verbreiterung ihrer Operationsbasis zu konsolidieren, weisen die fünf Jahre von 1000 bis 1906 doch an Zahl eine Zunahme um 34,9 Prozent auf. Der weilen ist aber das in ihnen rnvestierte Kapital um über 108 Prozent gewachsen. Die Zahl der beschäftigten Arbeiter hat während der gleichen Zeit um 43,9 Prozent zugenommen, seit 1830 hat fie sich fast versechsfacht. Die Lohnsumme ist zwar seit 1900 etwas stärker gewachsen als die Zahl der Arbeiter, gegen die Zunahme der Ar beiter seit 1880 aber bleibt sie doch um über 30 Prozent zurück. DaS heißt nichts anderes, als daß die Leistungsfähigkeit der Arbeiter an sich mindestens um so viel gestiegen ist. In Wirklichkeit ist sie jedoch mehr gestiegen, denn das investierte Kapital hat seit 1880 um daS ll.Sfache zugenommen. ES ist mm kaum anzunehmen, daß das in die Betriebe hineingesteckte Kapital sich wesentlich ge ringer verzinst als früher, wenn auch über die Ge- Winne keine Angaben gemacht sind. Es bleibt also nur übrig anzunehmen, daß die hergestellten Produkte durchschnittlich geringer sind als früher. Vielleicht läßt hier eine eingehendere Untersuchung eine ähnliche Entwickelung feststellen, wie sie Parvus in seinem Buche„Die Kolonialpolitik und der Zusammenbruch' für diejenigen Länder konstatiert, welche für einen minderen Markt, für Kolonien, arbeiten, nämlich eine Disqualifikation der Produktion wie in England, die sich vielleicht bei der gerade in Amerika neben Delitschland außerordentlich emporgeschossenen Elektrizitätsindustrie schon eingestellt. Der amerikanische Bericht, der übrigens von einem Sachverständigen für das betreffende Gebiet verfaßt ist,— eine Neuerung, deren Einführung auch bei uns in Deutschland dringend zu empfehlen wäre— führt diese Erscheinung, dieses Mißverhältnis in dem Anwachsen deS investierten Kapitals und dem Werte der hergestellten Produkte auf eine ungebührliche Ueberkapitalisation uruck. Wie weit das zutrifft, vermag natürlich nur eine Spezial- utersuchung zu entscheiden.— Bei dieser Betrachtung soll übrigens nicht der Fortschritt ver- esien werden, der den amerikanischen Ingenieuren zufällt und amit ihr Anteil an der Steigerung der Industrie und ihrer LeistungS- Lhigkeit. Außerordentlich stark ist fchon die Frauenarbeit in der Elektrizitäts- ndustrie vertreten, 1905 arbeiteten 10 902 über 16 Jahre alte Frauen n diesem Gewerbe. Außerdem find noch 588 Kinder beschäftigt, -eren Zahl jedoch seit 1900 stehen geblieben ist. Die Elektrizitätsindustrie ist namentlich in den Staaten New jorl, Illinois . Ohio , Pennsylvanien und Massachusetts stark ent- vickelt; zwei Drittel aller Betriebe liegen in diesen Staaten. öericdts- Leitung. Zither-Unterricht. Eine große Anzahl junger Mädchen im Alter von etwa 13 bis zu 17 Jahren war gestern vor die Ferienstrafkammer des Land- gerichts I geladen, um Zeugnis abzulegen gegen bezw. für den Glaser und Zitherspieler Oswald M a t t h e s, der beschuldigt war. in mehreren Fällen die Schülerinnen, die bei ihm Zither-Unterricht nahmen, unsittlich berührt zu haben. Der Angeklagte, ein bejahrter Mann und Familienvater, ist noch nicht vorbestraft. Er ist seit vielen Jahren in der Werkstatt der Eisenbahn« Verwaltung beschäftigt und hat im vorigen Jahre auch eine Auszeichnung erhalten. In seinen dienstfreien Stunden erteilte er teils in seiner Wohnung in der Mainzorstraße 8, teils in den Wohnungen der zahlreichen jungen Mädchen, die ihn als Lehrer in Anspruch nahmen, Zitherunterricht. Er wurde nun in drei Fällen beschuldigt, sich gegen Schüleriimen unsittlich vergangen zu haben, und da er diese Beschuldigung in energischer Weise bestritt, so war eine sehr umfangreiche Beweisaufnahme notwendig, die sich unter Ausschluß der Oeffentlichkeit abspielte. Dem � Vernehmen nach war die HauptbelaftungSzeugin ein dreizehnjähriges Mädchen, welches behauptete, wiederholt in schamloser Weise von dem Angeklagten berührt worden zu sein. Das Mädchen hat von diesen Belästigungen weder ihrer Schwester, noch ihren Freundinnen, noch ihrer Mutter je ein Sterbenswort mitgeteilt und ist erst nach Jahr und Tag, als fie krankheitshalber von einem Arzt körperlich untersucht wurde und letzterer eine kleine Abnormität an ihr fest- stellte, mit der Behauptung hervorgetreten, daß sie der Angeklagte mehrfach in unsittlicher Werse angegriffen habe. Diese Behauptung deS kleinen Mädchen«, der der Angeklagte lebhaft entgegen trat, gab zu weiteren Recherchen Veranlassung und aus der großen Zahl der Schülerinnen des Angeklagten wurden noch zwei Mädchen heraus- gefunden, die gleichfalls behaupteren, daß der Angeklagte während des Zitherunterriches Gelegenheit gesucht habe, um sie am Oberkörper unzüchtig zu berühren. In diesen Fällen behauptete der Angeklagte, daß es ihm lediglich darauf� angekommen sei, die Mädchen zurecht zu rücken, um ihnen die richttge Körperstellung für das Zither- spiel beizubringen. Gegenüber diesen drei Belastungszeuginnen be- kündeten zahlreiche andere ehemalige Schülerinnen des Angeklagten, daß dieser ihnen gegenüber nichts Anstößiges unternommen habe. Referendar Fürle als Verteidiger verlvieS darauf, daß sich unter diesen Zeuginnen mehrere befanden, deren körperliche Entwickelung eine Entgleisung des Angeklagten erklärlicher erscheinen lassen würde, als dieS bei den drei Belastungszeuginnen der Fall sei. Diese blieben aber bei ihren Angaben, obgleich der Verteidiger auf verschiedene Widersprüche namentlich in der Aussage des kleinen 13jährigen Mädchens hinwies.— Der Staatsanwalt hielt die Schuld des Angeklagten für erwiesen und beantragte gegen ihn drei Jahre Zuchthaus und vier Jahre Ehrverlust. Auch der Ge- richtShof kam über die bestimmten Beschuldigungen der drei Mädchen nicht hinweg und verurteilte den Angeklagten zu zwei Jahren Gefängnis. Die schon bejahrte Eheftau des Verurteilten brach auf dem Wandelgange des GerichtsgeoäudeS in lautes Jammer- geschrei aus._ Im Rausch hat der Zimmermann Karl Riemer aus Charlottenburg sich und seine Familie in tiefeS Unglück gestürzt. Wegen Körperver» letzung mittels einer das Leben gefährdenden Behandlung mußte sich R. gestern bor der 1. Strafkammer des Landgerichts III verantworten. Der Angeklagte wird sonst als ruhiger und nüchterner Mann geschildert, der für seine aus Frau und vier Kindern be» stehende Familie stets in ausreichender Weise gesorgt hat. Nur wenn er im Kreise seiner Arbeitskollegen hin und wieder einmal etwas über den Durst trinkt, geht mit ihm eine völlige Veränderung vor. Er wird jähzornig und brutal und hat in einem derartigen Zustande in einem Anfalle von„Blaukoller" schon einmal einen Exzeß gegen einen Schutzmann verübt, der ihm eine längere Ge- fängnisstrafe einbrachte.— Am 6. April d. I. suchte der Angeklagte das Lokal des Schankwirts Harnack in Charlottenburg auf. Nach- dem er mehrere Gläser Bier und verschiedene Schnäpse getrunken hatte, geriet er mit einem Arbeiter Becker in Streit, weil dieser sich weigerte, noch etwas„zum Besten" zu geben. Von einem Plötz. tichen Wutanfall gepackt, zog Riemer sein Taschenmesser hervor und wollte auf Becker eindringen. Nur durch das Da- zwischentreten des Wirtes wurden in dem Lokal Tätlichkeiten ver- hindert. Als Becker nach einiger Zeit auf die Straße trat, sprang der Angeklagte plötzlich aus einem Hausflur, in dem er sich versteckt gehalten hatte, hervor und versetzte dem ahnungslos seines WegeS Gehenden von hinten mit einem schweren Zimmermanns- Hammer einen wuchtigen Schlag auf den Kopf, der B. sofort zu Boden streckte. Dem Bewußtlosen versetzte der fast Tobsüchtige noch mehrere Schläge mit dem schweren Hammer, die einen Bruch der Schädeldecke zur Folge hatten, sodann griff er zum Messer und stach wie unsinnig auf den schon schwerverletzten Becker ein. Erst nach langem Krankenlager ist B. nunmehr einigermaßen wieder- hergestellt und erwerbsfähig geworden.— Vor Gericht gab der An- geklagte als einzigen Milderungsgrund seine damalige Trunkenheit an. Das Gericht erkannte in Anbetracht, daß der Angeklagte es nur einem Zufall zu verdanken habe, daß er nicht als Totschläger vor dem Schwurgericht stehe, auf eine Gefängnis st rafe von 2 I a h r e n. Zugleich wurde R. wegen vorliegenden Fluchtverdachts sofort verhaftet. Ein Mann mit sieben Namen und 35 Borstrafen wurde gestern der 1. Ferienstraflammer des Landgerichts II vorgeführt. Der zur- zeit in dem Arbeitshause befindliche Händler Robert Nöhring mußte sich wegen intellektueller Urkundenfälschung verantworten. Der Angeklagte hat ein selten umfangreiches Strafregister; er ist außer wegen zahlreicher Eigentumsvergehen wiederholt wegen Bettclns. Arbeitsscheu und Landstreichens vorbestraft. Zuletzt wurde er wegen eines in Rixdorf begangenen Diebstahls von der dortigen Polizeibehörde inhaftiert. Bei seiner Einlieferung in das Amtsgefängnis nannte er sich„Henneberg". Da er sich wiederholt in Widersprüche verwickelte, wurde er nach dem Berliner Polizei- Präsidium übergeführt, um hier nach dem Bertillonschen System ge- messen zu werden. Der Kriminalwachtmeister Waterkamp, der diese Messungen vornahm, erkannte sofort in dem angeblichen„Henne- berg" einen alten Bekannten� der wiederholt unter dem Namen „Hoffmann" die Polizei beschäftigt hatte. Außerdem erkannte ihn auch noch ein Mitgefangener unter dem Namen„Sehring". Mit Hülfe des daktyloskopischen(Fingerabdruck.) Verfahrens wurde ferner festgestellt, daß der Verhaftete auch unter dem Namen „Weiner" schon vorbestraft worden war. Die Zweifel über die Per- sönlichkeit wurden immer größer, so daß die Behörde schließlich die Photographie des Angeklagten an sämtliche Polizeiverwaltungen im Deutschen Reiche gelangen ließ, um den wirklichen Namen zu ermitteln. Dies führte zu dem eigenartigen Resultat, daß festgestellt werden konnte, daß der Angeklagte nicht weniger a ls[ i eben verschiedene Namen geführt hat und unter diesen auch bestraft worden ist.— Mit Rücksicht auf die vielfachen Vorstrafen des Angeschuldigten beantragte der Staatsanwalt eine Gesang- nisstrafe von 4 Monaten. Das Gericht erkannte diesem Antrage gemäß._ Man darf noch frische Luft schnappen. Das ist für Preußen doch immer noch etwas. Aus Halle a. S. berichtet man uns unterm 5. August: Eine heitere Episode spielte sich vor dem Schöffengericht ab. Der Schloffer Franz Stein, der außerhalb der Stadt auf der Büschdorferstraße in einer Maschinen« fabrik beschäftigt ist, setzte sich in der Mittagspause an einem Mai- tage in den vor der Fabrik befindlichen Chausseegraben, um frische Lust zu schnappen. Der Ortsgendarm ging vorbei, witterte etwas Strafbares, nahm die Personalien des Luftschnappers zu Protokoll; der Amtsvorsteher tat ein Uebriges und schickte dem Schlossergesellen ein Strafmandat über 5 M. Und warum? Weil der Schlossergesellle eine öffentliche Anlage er. heblich beschädigt haben sollte. Selbstverständlich bean- tragte Schloffer Stein gerichtliche Entscheidung, da er es absolut nicht faffen konnte, inwiefern er aus der öden Landstraße im Ehausseegraben, wie das Strafmandat besagte, eine öffent- liche Anlage erheblich beschädigt haben sollte. Er erklärte vor Gericht, er habe sich in dem Graben nur ausgeruht. Amtsanwalt und Richter konnten auch nicht begreifen, inwiefern der Angeklagte eine öffentliche Anlage beschädigt haben sollte. Der als Zeuge geladene Gendarm löste jedoch mit Geschick den gordischen Knoten, indem er erklärte,„die Anlage" 7" dadurch beschädigt worden, daß der Angeklagte bei dem Sitzen das Gras in dem Graden niedergedrückt habe. Richter und Amtsanwalt wechselten einige humorvolle Blicke und es erfolgte ohne weitere Beratung die beantragte Freisprechung des„AnlagenbeschädigerS". Man darf sich also doch noch m den Ehausseegraben setzen— und Luft schnappen.__ Tie patriorische Unterhaltung. Das Landgericht in Kempten (Schwaben ) verurteilte einen patriotischen Bürger namens Hug, der sich mit anderen guten Bürgern über„unsere großen Heerführer" unterhielt und dabei über den Prinzen Leopold von Bayern eine respektwidrige Aeuße- rung machte, zu einem Monat Gefängnis, Em der frauenbeivegung. Säuglingssterblichkeit und Frauenarbeit Die beiden Monate Juli und August haben in jedem Jahre eine Erscheinung im Gefolge, die sozialpolitisch überaus be- klagenswert ist: die Säuglingssterblichkeit, mit der Deutsch- land, abgesehen von Ungarn , Mexiko und Rumänien , leider an der Spitze sämtlicher Kulturnationcn steht �(1905 starben 20,5 Proz. aller Lebcndgeborenen— 34,2 Proz. sämtlicher Sterbefälle), schnellt unter Einfluß der sommerlichen Witterung zu einer teilweise geradezu erschreckenden Höhe empor, und zwar ist die Steigerung am größten in denjenigen Orten, die vorzugsweise Arbeiterbevölkerung aufweisen, in denen die Frauen mitarbeiten müssen, Orte, die auch unter normalen Verhältnissen relativ böhere Sterblichkeitszahlen aufweisen. So starben in den west- lichen, arbeiterarmen Vororten Berlins im Durchschnitt des Jahres 1905 15,06 Proz., in den nichtwestlichen, mit über- wiegender Arbeiterbevölkerung 23.76 Proz.. dagegen im August desselben Jahres allein in der ersten Ortsgruppe 27,80 Proz., in der letzteren 02,52 Proz. sämtlicher Lebendgeborenen im Säug- lingsalter! Die Sterblichkeit der Arbeitersäuglinge ist von Haupt- einfluß auf die Gesamtsäuglingssterblichkeit. Die häufigste Todes- Ursache sind Erkrankungen der Verdauungsorgane, die bei Ar- beitersäuglingen ebenfalls häufiger auftreten als bei denen anderer Schichten, am häufigsten bei den unehelichen Kindern. Hervor. gerufen werden sie in den allermeisten Fällen durch unsachgemäße Ernährung, eine Erscheinung, die mit dem Rückgang der Still. tätigkeit zweifellos im Zusammenhang steht. Man kämpft gegen die hohe Sterblichkeit durch Aufklärung und Belehrung über Säuglingspflege, durch Einrichtung von Säuglingsfürsorgestellen, in denen Rat für die Mütter. Aufnahme erkrankter Säuglinge. Beschaffung guter Milch gewährt wird, durch Errichtung von MIchsterilisierungSanstalten u. dergl., und endlich, und das ist daS wichtigste, durch Gewährung von Still- Prämien. Reichen diese Mittel aus, um die stärkste Quelle der Säug- lingssterblichkeit, die Sterblichkeit der Arbeitersäuglinge, zu ver- stopfen? Man muß sagen: Nein! Der Hauptfaktor der Erhaltung des jungen Lebens ist die Pflege seiner ersten Lebenszeit durch die Mutter, und die kann die Mutter gewordene Arbeiterin bei unserer heutigen Organisation der gewerblichen Frauenarbeit ihrem Kinde nicht zuteil werden lassen. Zunächst kommt die materielle Seite in Frage, die besonders für die unehelichen Kinder eine Rolle spielt. Die uneheliche Mutter, die in den meisten Fällen über besondere Geldmittel nicht verfügt, gibt ihr Kind sobald als möglich in billige Ziehpflege, die besonders in den Großstädten, wo Verschleppung und Verheimlichung der Säuglinge nicht schwer ist. außerordentliche Schäden aufweist, und damit ist dem Säugling in vielen Fällen sein Urteil gesprochen. Hier zu- nächst Wandel zu schaffen, mühte Aufgabe einer schon so oft vergeblich geforderten Mutterschaftsversicherung sein. Aber auch diese allein kann nichts helfen, wenn der Mutter gewordenen Ar- beiterin nicht die genügende Zeit zur Verfügung steht, um ihrer Mutterpflicht zu genügen. Ist die ganz unzulängliche Schenkfrist von sechs Wochen abgelaufen, so fängt für die erwerbstätige Mutter die Arbeitszeit genau so zeitig an und hört genau so spät auf als früher. Das Kind bleibt, wenn es nicht der gewerbs- mätzigen Ziehpflege oder im Bedürftigkeitsfalle der Armenpflege anheimgefallen ist, derweil der Obhut anderer Personen über- lassen. Solange in dieser Beziehung keine Aenderung eingetreten ist, helfen alle Säuglingsfürsorgestellen und Milchanstalten, helfen alle Versuche zur Hebung der Stilltätigkeit, alle Stillprämien den Arbeitersäuglingen nicht viel. Nach dem Verwaltungsbericht der Stadt Leipzig , der, man beachte das, eine Zunahme der Stilltätigkeit im allgemeinen kon- statiert, entbehrten von 100 nichtgestillten Kindern 21,5 der natür- lichen Ernährung wegen Rückkehr der Mütter zur Erwerbs- tätigkeit I Diese Tatsachen bieten ein Argument mehr für die Forderung der Verkürzung der Arbeitszeit für die erwerbstätigen Frauen zum Schutze der Gesundheit unseres Volkes. Versammlungen— Veranstaltungen. Wilmersdorf . Donnerstag, den 8. d. Mts.. abends 8% Uhr, im „Luisenpark ", Wilhelmsaue 112, Vortrag:„Die Ent- wickclungsgeschichte der Musik". Versammlungen. Die Arbeitervaugenossenschaft„Paradies" zu Berlin , E. G. m. b. H., hielt am 28. Juli 1907 tu den Rittersälen ihre fünfte ordentliche Generalversammlung ab. An der Hand d�s Geschäftsberichtes, der gedruckt vorlag, gab der Vorsitzende Oppenborn einen kurzen Ueberblick über die bisher geleistete Tätigkeit seitens der Genossenschaft, namentlich auch mit Bezug auf die Umwandlung des eigenen Wasserwerkes in clektrisch-automatisch wirkende Anlage und der Einführung eine? hygienisch vollständig einwandfreien biologischen Hausabwässerklärverfahrens für die alten und noch in diesem Monat in Angriff zu nehmenden 4 neuen 6 Familienhäuser an der neuen, von uns erbauten Straße 21 in Bohnsdorf . Dem Kassenbericht, den Genosse Stempel gab, war zu entnehmen, daß die Bilanz des verflossenen Geschäftsjahres in Einnahme und Aus- gäbe mit 385 258,41 M. abschließt, der Verlust vom vorigen Jahre bereits um 320,20 M. geringer geworden ist und jetzt nur noch 382,72 M. beträgt, welcher auf Antrag auf neue Rechnung vor- getragen wurde. Bei einem eigenen Grundbesitz von 144 Morgen sind seitens der 932 am 31. März 1907 der Genossenschaft an- gehörenden Mitglieder aufgebracht worden an Geschäftsanteilen und Pflichtsparcinlagen, sowie Sparkassengeldcr, gegebenen Dar- lehen und ausgegebenen Schuldverschreibungen 163 836,14 M., und ist somit eine erfreuliche Festigung des Bestandes der Genossenschaft zu verzeichnen. Nach Annahme einiger seitens der Verwaltung eingebrachter Anträge betr. die Höhe aufzunehmender Beleihungen sowie Sparsondsgelder der Genossen, sowie über die Verwendung ver ausgegebenen Schuldverschreibungen und einem kräftigen Appell an die Mitglieder, auch im folgenden Geschäftsjahre ihre volle und ganze Schuldigkeit zu tun, wurde die gut besuchte Versammlung geschlossen. Aus den Wahlen zum Vorstand gingen einstimmig her- bor Oppenborn, Müller. Dorner, Thunack, Wer- nicke, Großkopf und R e i n i ck e. Der AufsichtSrat besteht aus Schiffke. Peschel. Tauchmann. Schulze. Langer. Zimmermann, Milschewski. Liesicke, und als Ersatzleute Wedekind. Steiner und Hoppe. verltner Marktpreise. Bus dem amtlichen vettcht der fiidtilchet» Martthallen-Divektion.(Großhandel) Rindfleisch I» 70-72 pr. 100 P d., Ha 64-69, Ola 59-60, Bullenfleisch la 65—70, IIa 55-64, Kühe, fett 52—60, do. mager 40—50, Fresser 54—66, Bullen, dän. 56—64, da. Holl. 0,00. Knwfleisch, Doppellcnder 100—120, Mastkälber la 75-85, Ca 66—74, Kälber ger. gen. 47— 69, do. Holl. 0,00, dän. 0,00. Hammelfleisch MasUömmer 80—84, Hammel la 75—79, Ha 69—74, Schale 66—68. Schweinefleisch 63—68. Rchbock la per Bsund 0,60— 0,75. IIb 0,40—0,59. Rothirsch 0,45—0,57. Damhirsch 0,30. Wildschweine 0,35— 0,48. Frischlinge 0,00. Kaninchen per Stück 0,46—0,50, do. australische 0,65. Wildenten per Stück 1,00—1,50. Krickenten per Stück 0,75. Hühner, alle, per Stack 1.40-72,10. Ha 0,80—1,30, do. jimge 0,60—1,25. Tauben 0,30—0,55, italienische 0,00. Eulen per Stück 1,30—2.00, do. Hamburger per Stück 2,30— 3,00. Gänse per Pfund 0,60— 0,70, do. per Stück 2,00—4.00, do. Hamburger per Pfd. 0,00, per Stück 0,00, do. Oderbrucher per Pfund 0,00. Poulet « per Stück 1,10—1,35. Ehalonshühner 0,00. Hechte per 100 Pfund 113—127, do. matt 110, do. mittel und groß 0,00, do. groß 0,00. Zander, mittel 0,00, do. Hein, matt 0,00. Schleie, mittel 0,00, do. groß 0,00, do. 125—140. tlale. groß 95—97, do. klein und mittel 88—91, mittel 95— lOl. do. unsortiert 88—91, do. groß-mittel 0,00, do. klein 60—69. Plötzen, matt 0,00. Roddow 0,00. Karpfen 98—101. Bleie 0,00, do. klein 50—52. Bunte Fische 0,00. Barfe 85—90, dito matt 70, dito klein 0,00. Karauschen 87-97, do. klein 72-77. Bleifische 0,00. Wels 0.00. Slland 0,00. Quappen 0,00. Amerikanischer Lachs la neuer, per 100 Pfd. 110—130, da. Ha neuer 90—100, do. nia 60. Seelachs 10—20. Flundern, Kieler, Stiege la 3—6. mittel per Kiste 2, Hamb. Stiege 4—6, halbe Kiste 2—3, pomm. la Schock 2—8, na 1,00. Bücklinge. Kieler Per Wall 2—3, Strals. 3,50—5,00, Bornh. 0,00. Aale, groß per Psd. 1,10 bis 1,40, mittelgroß 0.80—1,10, klein 0,60—0,80. Heringe per Schock 5— 9. Schellfische Kiste 3—4.00, l/. Kiste 1,50-2. Sardellen. 1902« per Anker 98, 1904« 98, 1905er 98, 1906er 90—95. Schottische Vollherwge 1905 0,00, large 40— 44, füll. 38—40, med. 36— 12, deutsche 37—44. Heringe, neue Matje«, per'/, To. 50—120. Sardinen, russ., Faß 1,50—1,60. Bratheringe Faß 1,20—140, do. Büchse(4 Liter) 1,40—1,70. Neunaugen. Schvcksaß 11, do. Keine 5—6, do. Riesen- 14. Eier, Land-, unsortiert per Schock 3—3,25, do. große 4,00. Krebse per Schock, große 0,00, do. mittelgroße 0,00, do. Keine 0,00, do. wr. sortiert 0,00, do. Galizier groß 0,00, do. unsortiert 0,00. Butter per 100 Psd. la 114—117, Ha 106—114, lila 100—106, abjallende 90-95. Saure Gurken, neue. Schock 3,50— 4. Pjefsergurken 3,50— 4. Kartoffeln per 100 Psd. weiße runde 2,25—3,00, blaue 2.75-3.75. Rosen. 2.00 bis 2,50, Nieren- 2,75—3,00. Porree, Schock 0,50—1,00. Meerrettich, Schock 5—15. Spinat per 100 Pstmd 25. Sellerie, per Schock 2,00—6,00. Zwiebeln per 100 Pfd. 5,50— 6,50, do. Keine 0,00, do. biesige(Perl-) 0.00. Charlotten 0,00. Peterfilie, grün. Schockbund 0,75—1,00. Kohlrabi Schock 0,75—1,00. Rettich, bayr., neue Stück 0,07—0,10, do. hiesige, Schock 3—4. Mohrrüben, Schockbund 1,60 bis 2,50. Karotten, hiesige, schockbund 2,00— 3,00. Wirfing kohl ver Schock 4,00 bis 8,00. Rotkohl. Schock 6—12. Weißkohl 6-8. Blumenkohl, hiesiger 100 Stück 8—14, do. Hamburger 100 Stück 0,00, da. Ersurt« 100 Stück 0,00. Kohlrüben, schock 4,00—6,00. Pelersilienwurzeln, Schockbund 4,00—5,00. Schoten per 100 Psund 15—20. Psefferlwge per 100 Psd. 5—7. Steinpilze per 100 Psund 15— 36. Radieschen per Schock 0,75 bis 1,00. Salat per Schock 1,50—2.50. Gurken, Einmache«, Schock 10,00— 18,00, do. böhmische Schock 0,00, do. Liegnitz« Schock 3,50—4,50. Bohnen, grüne, 100 Pfd. 4—8. Stachelbeeren, per 100 Psund 7—12. Erdbeeren. hiesige 100 Psund 0,00, do. Walderdbeeren 0,00, do. Hamburg « 20 bis 30, do. Holländer 0,00. Himbeeren 100 Pfund 30. Blaubeeren, 100 P d. 8—16. Johannisbeeren. 100 Pfd. 7—10. Kirschen, per 100 Pfund Schlesische 0,00, Werdersche 0,00 Sachsische 14-15, Thüringer 8—16, Ratten 18—30, sauere 14—16. Birnen, ilal., 100 Psund 20-35, Muskateller 0,00, hiesige 10-16. Pfirsiche, p« 100 Pfund 15-30. Slprikofen, ital., per 100 Pfund 0,00, französ. 23—30, Aepsel, ttalientsche, per 100 Psund 10—25, ung. 14-21. Pflaumen, ital, p« 100 Psund 18 bi« 25, Reineclauden 16—28, biesige 12—15. ungarische 10-13. Wein- trauben, Algier , per 100 Psd. 20—25, italienische 23—26. Anana» I, per 100 Psd. 1-1,15, do. II 0,00. Zitronen. Mclstna. 300 Stück 12.00-18,00, do. 360 Stück 8,00-12,00. do. 200 Stück 6,00—12,00, do. 150 Stück 5,00 bi» 8,00. Bananen, gelb, per 100 Psd. 15.00 bis 22,00, grün 0,00.
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