Nr. 300.
Grfcheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Biertelfährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mr, wöchentlich 28 fg. frei in's Haus. Einzelne Summer 6fg. Sonntags- Nummer mit luftr. Sonntags- Beilage Neue elt" 10 Pfg. Poft- Abonnement: 8,30 Mt.pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. Desterreich Ungarn 2 m., für das übrige Kusland s Mr.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1892 unter Nr. 6652.
Vorwärts
9. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 fg Inserate für die nächste Nummer müffen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen. tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Fefitagen bis 9 Uhr Vor mittags geöffnet.
Fernsprey- Anschlug Amt 1, Nr. 4186.
Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Donnerstag, den 22. Dezember 1892. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.
Nothstands- Arbeiten. mehr vor ihm verschließen können
niemand"
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und doch nur klägliche Straße umstürzen, Verbrechen begehen, um nur Gefängniß
halbe Maßregeln. In Mannheim , wo die Stadtbehörde nahrung zu bekommen, vou frierenden und wimmernden Kindern " Für das Wild in den königlichen, herzoglichen oder unter dem Drucke der Arbeitervorstellungen die Arbeiten in den Wohnhöhlen der Arbeiterviertel - für den Berliner Mafürstlichen Jagdforften wird im Winter beim Futtermangel wenigstens direkt im Afford an die Arbeiter vergab, handelt giftrat herrscht kein Nothstand in der Reichshauptstadt, es burch Aufschütten von Nahrung gesorgt, für uns sorgt es sich im Ganzen bei weit über 1000 Arbeitslosen um ca. fällt ihm nicht ein, Arbeiten zu unternehmen, bei welchen Be-so haben die Genossen in Saalfeld ( Thüringen ) 10 000 Zagewerke, also um 14 Tage Arbeit, wenn die schäftigungslose Verdienst finden. Und ebenso erklärt der fürzlich ganz richtig in einer Versammlung Arbeitsloser Hungernden wirklich alle beschäftigt werden sollen! Zu Oberbürgermeister von Magdeburg , die Noth sei„ noch gejagt. Ja foftbares Jagdwild und elende Proletarier: mehr tann sich die bürgerliche Behörde vorläufig nicht auf keine so große, um zu außergewöhnlichen Mitteln zu greifen", bas ist eben ganz etwas anderes! Die neuesten Vorgänge schwingen! Dabei will man aus den Arbeitslosen womöglich noch in Leipzig wartet man trotz aller Schritte der Arbeitslosen einer ganzen Reihe deutscher Städte bestätigen die besonders billige Arbeit herausschlagen. Man will ihnen wahrscheinlich wieder das Frühjahr ab, um dann die Richtigkeit dieses Sazes. Naturgemäß wenden sich die bei Straßenbauten 25 Pfg. pro Quadratmeter zahlen, Hungernden mit Armenunterstützungen abzuspeisen, bei denen Arbeitslosen an diejenige Behörde, die ihnen zunächst während die Kommission der Arbeitslosen 40 Pfg. für sie womöglich des Wahlrechts verlustig gehen. In Hamliegt, an die Gemeindeverwaltungen; deshalb kommen angemessen erklärt. So hat man schon vorigen Winter burg verlautet auch so gut wie nichts über die Ausführung biese bürgerlichen Klassenvertretungen gegenwärtig in in Magdeburg die Beschäftigungslosen gedrückt, so des Bürgerschaftsbeschlusses vom 30. November, nach welchem bie Lage, ihre Arbeiterfreundlichkeit mit der sie will man sie in Mühlhausen mit 13 Pfg. Stunden- alle projektirten Staatsarbeiten mit größter Beschleunigung so oft prahlen, auch einmal praktisch beweisen zu lohn abspeisen; all Vorwänden hierfür fehlt es in Angriff genommen werden sollten. Vom Niederrhein
tönnen.
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Wie sie dieselbe beweisen, soll gleich näher den bürgerlichen Verwaltungen ja niemals! Der kommen Nachrichten von erschreckender Arbeitslosigkeit in den ausgeführt werden. Damit aber der Staat und das Lohn müsse niedriger sein als gewöhnlich, damit das Industriebezirken, aber die Behörden von Essen und MühlReich nicht glauben, sie wären nun aller Mühewaltung Buströmen aus noch beschäftigten Berufen verhindert werde, heim sind die einzigen, welche außerdem ganz unzureichende und Sorge um den beispiellosen Nothstand dieses Winters so heißt es gewöhnlich. In erster Linie ist dies ein Ein- Summen für Notharbeiten bewilligten bie Schlotbarone überhoben, hat bekanntlich die sozialdemokratische Fraktion geständniß davon, daß die Behörden über die augenblick in Dortmund , Bochum , Krefeld , Bielefeld und Köln ſizen des Reichstages eine Interpellation an den Reichskanzler lichen Arbeitsverhältnisse so schlecht wie möglich unterrichtet ja warm in ihren Luxusstuben, was rühren sie die Vereingebracht, die natürlich erst nach Neujahr zur Beant- find. Wüßten sie auf Grund einer guten kommunalen sammlungen der Leute, die nach Brot schreien! Und noch wortung kommt, wenn sich der Herr Reichskanzler mit Arbeitsstatistik, wer zur Zeit der Jnangriffnahme von Noth- mehr Ruh will der bayerische Philister haben; er scheert allem Material darüber versehen hat, daß der bürgerliche standsarbeiten beschäftigungslos ist und wer nicht, so sich den Zeufel um die Nothschreie aus München und NürnStaat für die Arbeitslosen so gut wie. nichts thun kann könnten die angemessenen Löhne sehr gut an alle gezahlt berg. In Darmstadt hat man die im November wegen und wo er könnte, an allen möglichen Bedenken scheitert, werden, welche zu dieser Zeit schon arbeitslos waren. Nothstandsarbeiten in der Stadtverordneten- Versammlung die mit der Natur des bürgerlichen Staates ver- Außerdem aber tragen diejenigen Gemeindeverwaltungen, gestellte Anfrage längst vergessen, und in Stuttgart wird fnüpft find. Die sozialdemokratische Presse, Presse ja welche niedrige Lohniäbe sablen. geradezu zur das nationalliberale Prozenthum schon nervös, wenn burgerliche Blätter, nie die Frankfurter " und Berewigung des Elends be Sie zeigen den unser Genoje Kloß überhaupt vom Nothstand im Gemeindebie Magdeburger Beitueg", haben ihn seit Monaten Unternehmern, wie weit mat den Lohn brücken rathe spricht. Das„ feine" Stuttgart will nicht in den auf seine Pflicht aufmerksan gemacht, auf die Millionen kann, wenn der Arbeiter muß, und das nennt man üblen Geruch einer Sammelstelle für hungernde Proletarier hingewiesen, die z. B. für Bahnbauten schon längst be- dann Sorge für die Arbeiter! Ausgerechnet haben die gerathen, und die Intriguen gegen den vom„ rothen Kartell" willigt sind. Aber Militärsorgen liegen den Reichsbehörden Herren, die für niedrigere Säße plädiren, wohl noch nie- gewählten Stadtvater liegen den Herren" Stadtvertretern näher, und mögen den Hunger Tausender von Proletarier- mals, welchen Betrag eine Familie haben muß, wenn sie weit mehr am Herzen, als das Elend des Volkes. familien in den Hintergrunt drängen. Es geschieht nichts, nicht geradezu thierisch leben soll. So sieht's im deutschen Vaterlande" mit den Vorche das Proletariat sich rühct. Aber das sind ja noch goldene Ausnahmen, wo die kehrungen" der Bourgeoisie gegen die Noth der Proletarier Daß ein furchbarer Nohstand im ganzen Reiche herrscht, Bourgeoisverwaltungen überhaupt etwas für die Beschäfti- in diesem Winter aus, der ein würdiger Abschluß für die davon zeugen die Anläufe, die wenigstens einige Städte auf gungslosen thun! Der größte Theil der deutschen Städte beispiellose Bedrückung der Arbeiter in der nunmehr beiVorstellungen der Arbeiter hin zu Notharbeiten ge- fieht dem Glend verstockt und mit verschränkten Armen zu. nahe drei Jahre dauernden letzt en Wirthschaftskrise bilden nommen haben. Lübeck hat schon Ende Oktober ds. s. Die Reichshauptstadt mit ihrer freisinnigen" Verwaltung zu sollen scheint. Nach Neujahr wird ja unsere Partei, 133 000 M., Braunschweig im Dezember 25 000 M., Halle marschirt an der Spitze dieser Gemeinwesen. Bereits im wie schon erwähnt, dafür sorgen, daß im Reichstage im November ca. 100 060 M., Weißenfels ganze 2500, März hat Genosse Singer die Stadtverordneten Staat und Städten nachgewiesen wird, wie sie unter und Mühlhausen i. Th. ganze 5000 M. für Nothstandsarbeiten Bersammlung durch eine Anfrage auf das wachsen de bürgerlicher Verwaltung kaum einmal mehr einfache bewilligt. In Essen will man Vorarbeiten für Kläranlagen Elend aufmerksam gemacht, im September und Oktober Menschlichkeitspflichten zu erfüllen im stande sind gegenund Flußregulirung vornehmen lassen, in Mainz beschloß hat er die Anfrage wiederholt, und zu Beginn dieses über dem anormalen Elend dieses Winters. Staats- und bie Gemeindeverwaltung Ausschachtungsarbeiten für den Monates ist die freisinnige Mehrheit im rothen Hause über Gemeindeverwaltung können sich würdig die Hände reichen. Schlacht- und Vichhof in Betrage von 194 000 Mart, in alle Anregungen durch Gutheißung des abwartenden" die Unthätigkeit der letzteren wird sanktionirt durch die UnMannheim vergab man ebenfalls Wege- und Pflasterungs- Standpunktes des hochwohlweisen Magistrats einfach zur thätigkeit des ersteren. Beim geringsten politischen Anlaß arbeiten an die Arbeiter direkt, um den Nothstand in Etwas Tagesordnung übergegangen. In der Deputation für Unter- fühlt sich sonst der Staat bewogen, den Städten sein Auf- aber alle diese Anläufe sind eben nur zu stüßungszwecke wird festgestellt, daß die etatsmäßigen fichtsrecht fühlbar zu machen; wegen der städtischen Be geständnisse, die den städtischen Behörden von den Arbeitern Summen nicht im entferntesten ausreichen, um der vor- gehungs- und Unterlassungsfünden in puncto Beschäftigung abgerungen werden mußten, Beweise für das unsägliche Elend, handenen Noth zu begegnen, das Asyl für Obdachlose ist der Arbeitslosen fällt es ihm nicht ein, sich zu rühren. bas so hoch gestiegen ist, daß selbst die Bourgeois auf den überfüllt, alle Augenblicke melden die Zeitungen von Fällen Dazu ist der Hunger der Proletarier nicht wichtig genug. molligen Sesseln der Gemeindeverwaltung die Augen nicht grauenhaften Elends, in welchen Halbverhungerte auf der Dieses Verhalten ist auch so ein Zeichen des endenden Jahr
die
zu lindern
Feuillefont.
Macbrua verboten.]
gehen
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eines Notars, und Laroche hatte sie geheirathet, als er noch ein mittelmäßiger Advokat war. Frau Rissolin eine alte vor nehm thuende Dame, erinnerte an eine ehemalige Hebamme mit Leihbibliotheksbildung. Die Gräfin von Bercemur aber sah auf alle von oben herab. Nur widerwillig berührte ihr weißes Pfötchen" die gemeinen Hände der andern.
Clotilde war ganz in Spizen gehüllt. Dein Diner war ausgezeichnet", sagte sie zu Madeleine, als sie aus der Entreethur trat. Ju kurzer Zeit wirst Du den berühmtesten politischen Salon von Baris haben."
Sobald sie mit Georges allein war, schloß sie ihn in Ich ihre Arme." Oh, süßer Bel- Ami. Ich liebe Dich täglich
Er aber dachte an Frau Walter.
Roman von Guy de Maupassant . Dann fagen Sie mir, wo ich Sie treffen kann auf der Straße... wo es auch ist. zu welcher Stunde Sie auch wollen... damit ich Sie nur sehe. werde Sie grüßen und sagen: Ich liebe Sie!" und mehr." Sie schwankte rathlos. Als aber der Wagen in das Bortal ihres Hauses einbog, flüsterte ste rasch: Gut, morgen um drefeinhalb Uhr bin ich in der Dreieinigkeitstirche." Sie Herrn Tu Noy wieder nach Hause." Dann stieg sie aus und rief ihrem Kutscher zu:" Fahren warft Du denn?" Als er in den Salon trat, fragte ihn seine Frau:„ Wo
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IV.
Fast verlassen lag der Dreieinigkeitsplatz im leuchten den Strahl der Julisonne da. Eine drückende Schwüle lag über Paris , als wenn eine träge, brennende Luftschicht von oben herauf auf die Stadt gefunken wäre, dicker, kochender Dunst, der das Athmen erschwerte.
Kirchen nügen ihr doch zu allen Dingen," sprach er zu sich selber. Sie trösten sie, daß sie einen Juden geheirathet hat, sind für sie in der politischen Welt ein stummer Proteft, verleihen ihr die nöthige Würde in der Gesellschaft und dienen ihren galanten Abenteuern als Obdach. Ja, man benützt die Religion eben, wie einen En- tout- cas. Ist schönes Wetter, so leistet er als Stock Dienste, scheint die Sonne, so dient er als Sonnenschirm und regnet es, als Regenschirm; geht man aber nicht aus, dann läßt man ihn im Vorzimmer stehen. Und so wie fie, giebt es Hunderte, die den lieben Gott narren, aber dabei niemals ein Spottwort über ihn dulden würden. Dafür benutzen sie die Kirche gelegentlich als Kupplerin. Würde man ihnen den Vorschlag machen, in ein Hotel mitzufommen, so würden sie das gemein finden. Bu Füßen des Altars aber Liebe anzuspinnen, erscheint ihnen ganz selbstverständlich."
Langsam ging er um den Springbrunnen herum. Dann sah er wieder nach der Uhr, diesmal aber nach der Thurmuhr, die gegen seine Taschenuhr zwei Minuten vorging. Sie wies auf fünf Minuten über drei. Er dachte, daß es in der Kirche angenehmer sein müsse, draußen und trát hinein.
wie
Selbst die Springbrunnen vor der Kirche ließen ihr Ich war auf dem Telegraphenamt, um eine eilige Wasser langsamer herabfallen. Auch sie schienen von dem Depesche aufzugeben," erwiderte er leise. ewigen Rinnen ermüdet und fant und schlaff zu sein, und Eine wahre Kellerkühle schlug ihm entgegen. Er athmete mich dech nach Hause, Bel- Ami," sagte fie." Sie wissen ja, schwammen, sah grünlich dick und grau aus. Sie begleiten das Wasser im Becken, worin Blätter und Papierschnitzel sie vergnügt ein und ging einmal um das Schiff herunt, um den Ort kennen zu lernen. nur unter dieser Bedingung scheue ich den weiten Weg hierher nicht." Ein Hund war über den Steinrand gesprungen und badete sich in dem zweifelhaften Naß. Auf den Bänken Dann wandte sie sich an Madeleine.„ Du bist doch in der kleinen Anlage am Kirchenportal faßen einige Leute und sahen dem Thiere neidisch zu.
Frau von Marelle näherte sich ihnen.
nicht eifersüchtig?" " Nein, nicht sehr," erwiderte Frau Du Roy langsam. Du Roy zog seine Uhr hervor. Es war erst drei. Die Gäste gingen. Frau Laroche- Mathieu sah wie ein hatte noch eine halbe Stunde vor sich. Rindermädchen aus der Provinz aus. Sie war die Tochter Er lachte, als er an das Stelldichein dachte.
Aus der Tiefe des mächtigen Gebäudes erwiderte ein anderer, regelmäßiger, zuweilen unterbrochener, dann wieder fortgefeßter Schritt dem Geräusch seiner Füße, das dröhnend an die hohe Wölbung schlug. Er wurde neugierig, den anderen Spaziergänger fennen zu lernen und sah sich nach ihm um. Es war ein dicker kahlköpfiger Herr, der den Die Hut auf dem Rücken trug und die Nase in die Luft streckte.
Er