weise dafür, wie die Agitation am besten und erfolgversprechendstenbetrieben werden kann. Der Vorstand empfiehlt, einen ständigen»besoldeten Geschäftsführer anzustellen.—In der Diskussion beklagt es Kaiser- Rixdorf. daß dieGewerkschaften das Bestreben des Verbandes nicht genügendwürdigen.Der Verbandstag bewilligt nachträglich die Beträge von je1000 M., die durch den Vorstand dem Parteivorstande als Beitragfür die Reichstagswahlen und den streikenden Schauerleuten inHamburg gewährt worden sind.Hierauf referiert von der Heyden- Köln überOrganisation und Agitation.Die Konzessionssteuer, die von einigen Stadtverwaltungen imAutomobiltempo eingeführt wird, leiste der Agitation gute Dienste.Viele Wirte glaubten freilich, schon genug getan zu haben, wenn sieeiner bürgerlichen Organisation beitreten. Die auf dem letztenVerbandstage der bürgerlichen Gastwirte laut gewordene Er-Wartung, daß sich der freie Verband bald bei der bürgerlichenOrganisation zur Aufnahme melden wird, würde nie in Erfüllunggehen. Gewiß habe die Klage viel Berechtigung, daß viele Arbeiternoch bei bürgerlichen Wirten verkehren und sich nicht verpflichtetfühlen, die politisch organisierten Gastwirte zu unterstützen; dochdas sei die Folge mangelhafter Erziehung. Andererseits habe manza auch Wirte, die heute Mitglied des freien Verbandes werdenund morgen volle Lokale haben wollen. Es müsse hüben wie drübendarauf hingewirkt werden, daß das Wort Solidarität keine Seifen-blase ist. Bei der Agitation dürfe man nie mit dem sozialdemo-kratischen Prinzip in Widerspruch geraten.(Beifall.) Der Referentlegte eine später einstimmig angenommene Resolution vor, nach derdas Reich in 13 Agitationsbezirke eingeteilt, deren Leitung Bezirks-vorständen in die Hände gegeben werden soll, die auf alljährlichstattzufindenden Bezirkstagen zu wählen wären. Diese Vorständesollen halbjährliche Berichte und Abrechnungen einsenden, die imOrgan veröffentlicht werden sollen. Die Resolution regelt fernerdie Kostenfrage für Agitation, Verwaltung usw.In der Diskussion erklärten sich alle Redner mit den Aus-führungen des Referenten einverstanden. Die meisten wenden sichbesonders gleich dem Referenten gegen den Antrag, daß der Pasiusdes Z 2 des Statuts, der lautet, daß nur aufgenommen werdenkann, wer sich mit den Grundsätzen der sozialdemokratischen Parteieinverstanden erklärt und politisch organisiert ist, gestrichen werdensoll. Einige Redner dagegen meinen, daß mit der Aenderung derfraglichen Bestimmung das Prinzip nicht aufgegeben werde. DerVertreter von Chemnitz wendet sich scharf gegen die Beibehaltungder Fassung, weil er meint, daß es für einen überzeugten Sozial-demokraten dieses Aushängeschildes nicht bedürfe. Keine einzigegewerkschaftliche Organisation habe eine derartige Bestimmung.In den bürgerlichen Organisationen befinden sich noch viele, dienur wenig von der Sozialdemokratie trennt. Die Leute müsse manzu gewinnen suchen und sie dann im Verbände zu überzeugtenSozialdemokraten machen. Die Masse betrachte die den politischenCharakter des Verbandes betonende Bestimmung als ein Aushänge-schild, durch das man Geschäfte machen wolle.(Lebhafter Wider-spruch.) In längeren Ausführungen trat Ewald-Berlin diesen Aus»führungen unter lebhafter Zustimmung entgegen. Von dem Ge-baren der blauen und schwarzen Organisationen angeekelt, habeman seinerzeit den Verband gegründet; man wollte mit Hurra-schreicrn und Spalierbildncrn nichts mehr gemeinsam haben. Wolleman jetzt den Namen m?dern, dann werde man sich mit Recht sagenlassen müssen, daß die freien Gastwirte kein Jota besser sind alsdie anderen. Berbandsvorsitzender L i t f i n macht einen Ver-mittelungsvorschlag, die jetzige Fassung des§ 2 zu belassen, aberhinzuzufügen, daß dem Vorstande daS Recht zusteht, im Verhands-interesse Ausnahmen zuzulassen. Der Verbandstag habe es ja inder Hand, sich einen Vorstand zu wählen, der die Verbandsinteressenwahrt. Nach weiterer Debatte, in welcher auch der VermittelungS-Vorschlag Litfins bekämpft wird, wurde durch einen Schlußantragder Debatte, für die noch 13 Redner vorgemerkt waren, ein Endegemacht. Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte wurde der Ver-mittelungsvorschlag Litfins mit großer Mehrheit abgelehnt und so-dann in namentlicher Abstimmung mit 49 gegen16 Stimmen beschlossen, die jetzige Fassung desStatuts beizubehalten.Ueber dieSchankkonzefsionSsteuer in Preußenreferiert Obst- Schöneberg. Er zeigt, was in den letzten zwanzigJahren den Gastwirten alles aufgehalst worden ist. Es bleibenicht mehr viel übrig, um sie vollends zu ruinieren. Die preußischeSchankkonzcssionsstcucr ist ein weiterer Schritt dazu, denn sie läßtes zu, daß die Kommunen nach den Gewerbesteuerklassen Sätze biszu 6000 M. erheben. Die meisten Kommunen schicken sich auch schonan, von der Einführung dieser Steuer den ausgiebigsten Gebrauchzu machen. Es müsse von Verbands wegen mit aller Entschieden-heit gegen eine solche Steuer protestiert werden, denn auf einmannhaftes Vorgehen der gegnerischen Organisationen sei nicht zurechnen. Sie werden zwar momentan sich entrüsten, bei den Wahlenahcr wieder diejenigen wählen, die solche Steuern erst schaffen.Lasse sich gegen die neue Besteuerung nichts ausrichten, so sei dieSchuld jenen zuzuschreiben, die in Patriotismus aufgehen und keinVerständnis dafür haben, wie der eigene Stand zu schützen ist.iBravo.)— Nach kurzer Debatte wurde einstimmig beschlossen, denVorstand zu beauftragen, eine Resolution auszuarbeiten und allesaufzubieten, um die Sache vor dem Forum des Reichstages zurSprache zu bringen.Hierauf referierte v. d. Heyden- Köln über dasBrenntwcinschankverbot vor 8 Uhr früh und die Alkoholfrage.In verschiedenen Regierungsbezirken Preußens besteht seitJahren ein Verbot des BranntweinschankeS vor 8 Uhr früh, das mitZunahme der Antialkoholbewegung immer schärfer in Anwendunggebracht wird. Die hohen Herrschaften, deren Keller von Weinüberfüllt ist und die für ein Fuder Wein mehr ausgeben, als eineArbeiterfamilie im Jahre verdient, dieselben Herrschaften gönnenes dem Arbeiter nicht, daß er vor 3 Uhr früh sein Schnäpschentrinkt. Dabei wendet die Polizei allerhand Tricks an, um dieWirte zu bespitzeln, und vergünstigt jene Wirte, die nicht im Ver-dachte stehen, sozialdemokratisch gesinnt zu sein. Die Antialkohol-bewegung ergreift aber auch weitere Kreise innerhalb der Partei.Der Kampf gegen den Mißbrauch des Alkohols sei gewiß durchausberechtigt, heute nimmt aber dieser Kampf vielfach fanatischeFormen an und wende sich gegen die Verkäufer des Alkohols,während die Erzeuger dieses„Teufels" Millionen und Aber-Millionen Liebesgaben in die Tasche gesteckt erhalten. Wissenschaft-liche Autoritäten weisen einwandfrei nach, daß der Alkohol nur beiübermäßigem Genuß Schaden anrichten kann. Antialkoholikeraber, wie Katzen st ein, sagen demgegenüber, daß die Minder-Wertigkeit der Kinder und alles Unglück in der Familie nur dieFolge des Alkohols sei. Da müssen sich ja Marx, L a s s a l l eund die englischen Fabrikinspektorcn gründlich geirrt haben, als sienachwiesen, daß die erwähnten Schäden durch die Auspowerung derzum Darben'lerurtcilten Arbeiter in den stinkenden Fabriken ein-treten. Und haben etwa unsere Klassiker ihre besten Sachen undunsere größten Meister ihre schönsten Melodien bei Selterswassergemacht? Kein anständiger Wirt habe ein Interesse oaran, daß sichseine Gäste berauschen.(Sehr richtig I) Aber alle Wirte müßtensich darüber empören, daß sie als die Schuldigen der angeblichenAlkoholschäden verurteilt werden, während die Erzeuger des her-meintlichen Uebels, die Schnapsjunker, Prämien erhalten. Einsolcher Fanatismus fordere zum schärfsten Protest heraus.(Bei-fall.) Der Referent legte folgend« Resolutionen vor:1. Zu dem Verbot des Branntweinausschankes vor 8 Uhrmorgens:„Der Verbandstag der Freien Gastwirte Deutschlands pro»testiert mit aller Entschiedenheit gegen die ungleichartige undrigorose Behandlung der Gast- und Schankwirte in den ver»schiedcnen Provinzen des preußischen Staates durch die Polizei-liche Einschränkung des Branntweinverkaufs vor 8 Uhr morgens.Du der Verbandstag fest davon überzeugt ist, daß das Ver-bot mehr zur Förderung als Herabminderung?er Trunksuchtdient und die ungleiche Behandlung der Schankwirte und der Be-völkerung innerhalb ein und desselben Staates einen ausnahms-gesetzlichen, schikanösen Charakter an der Stirn« trägt und damitdas Rechtsbewußtsein untergräbt, verpflichten sich die Delegierten,mit allen zulässigen Mitteln das Verbot tu bekämpfen und ausder Welt zu schaffen."2. Gegen die Antialkoholbewegung:„Der Verbandstag der Freien Gastwirte Deutschlands hältvolkstümliche Belehrungen über die schädlichen Wirkungen desübermäßigen Alkoholgenusses für dringend geboten, protestiertaber zugleich ganz entschieden gegen die teils übertriebenen, teilsalbernen Lehren sogenannter Abstinenten, die alles Elend, allemenschlichen Gebrechen und UnVollkommenheiten und sogar dieDegeneration oer Arbeiterklasse aus dem Schnaps- und Bier-genusse herleiten und damit absichtlich und unabsichtlich denMachthabern und besitzenden Klassen alle Verantwortung fürdie Not und elende Lage des eigentlichen Volles abnehmen. Wenndas wahr wäre, was von vielen Abstinenten behauptet wird, dannwürden die Lehren der Statistik über die schädlichen Wirkungender staubgeschwängerten Luft in Fabriken und Bergwerken, dermangelhaften Ernährung und der überlangen Arbeitszeit aus denmenschlichen Organismus nichts als eine große Lüge sein, undein Q u e t e l e t. ein M o I e s ch o t t. ein Marx, einL a s s a l l e hätten umsonst gelebt.Der Verbandstag bezeichnet es ferner als plumpen Schwindel,daß der Deutsche Verein gegen den Mißbrauch geistiger Ge-tränke in Traktätchen und Broschüren den Bier- und Schnaps-genuß der Arbeiter bekämpft und in für andere Kreise bestimmtenliterarischen Erzeugnissen die ostelbischen Kartoffelbrennereienund Spritfabriken geschützt wissen will, ja sogar die Beibehaltungder sogenannten Liebesgabenpolitik befürwortet. Wenn es demgenannten Verein wirklich ernst ist mit der Bekämpfung desAlkoholismus, dann muß er ein Verbot der Kartofselbranntwein-erzeugung herbeiführen, womit eine Hauptquelle des Uebels ver-stopft werden würde. Solange aber die Tonangeber besagtenVereins nur in der höheren Besteuerung der von der arbeitendenKlasse konsumierten geistigen Getränke und in der stärkeren Be-lastung und polizeilichen Schikanierung der Gastwirte das Heildes Volkes erblicken, wird der Verband der Freien GastwirteDeutschlands dieselben als falsche Propheten, als Alliierte desostelbischen Junkertums und als Schrittmacher des Steuerfiskusmit allen gesetzlich zulässigen Mitteln bekämpfen."Beide Resolutionen wurden einstimmig angenommen. DieResolufion zur Alkoholfrage soll dem Parteivorstande übermitteltwerden.Die Anträge auf Abänderung des Statuts und desRechtsschutzreglements wurden einer Kommission über-wiesen. Angenommen wurden zwei Anträge v. d. Heyden-Köln.die besagen, daß die Frage der Einrichtung einer Kranken- undeiner Darlehnskasse dem Vorstande zu überweisen ist mit dem Auf-trage, dem nächsten Verbandstag« eine Vorlage zu machen. EinAntrag der Zahlstelle Gera, bei der Generalkommission der GeWerk-schaften Deutschlands dahin zu wirken, daß durch einen Vertragsestgelegt wird, daß bei Uebertritt eines Gewerkschaftsmitgliedeszum freien GastwirtSverbande, sowie bei Uebertritt eines Verbands-Mitgliedes zu einer Gewerkschaft die Betreffenden als vollberechtigtaufzunehmen sind, wurde debattelos einstimmig angenommen.Weiter beschloß der Verbandstag ein st immig. imWege einer Petition den preußischen Kriegs-mini st er um Aufhebung der Militärboykotts zuersuchen, die über Wirte verhängt sind, deren Lokale zu sozial-demokratischen Versammlungen zur Verfügung stehen.Die Frage derStellung des Verbandes zu Boykott?ist zwar von der Tagesordnung abgesetzt worden; auf Antrag derDelegierten für den Halberstädter Bezirk findet aber dennoch eineBesprechung dieser Angelegenheit statt. Die Parteiwirte jenes Be-zirks sind Konsumenten einer Brauerei, über die wegen Entlassungeines Arbeiters von den Gewerkschaften der Boykott verhängtworden ist. Infolgedessen ist diesen Wirten das Kapital gekündigtworden. Einige davon hatten Verträge unterschriebe», laut derensie, wenn sie anderes Bier beziehen, pro Tonn« 5 Mk. Entschädigungbezahlen müssen. Der Verbandstag möge sich äußern, wie sich dieMitglieder in solchen Fragen verhalten sollen. Der Vertreter fürWeimar bringt die dortigen Boykottverhaltnisse zur Sprache. Eswird auch von anderer Seite bemängelt, daß vielfach Boykotts ver-HÄngt werden, ohne vorher mit den Wirten, die in Mitleidenschaftgezogen werden, Rücksprache zu nehmen. Der Verbandstag beschloßdaher, den Vorstand zu beauftragen, mit der Generalkommission derGewerkschaften oder mit dem Zentralvorstande der Brauerei-arbeiter darüber zu verhandeln, daß bei Boykottsverhängungen dieMitglieder des Verbandes freier Gastwirte am Orte zur Beratungzugezogen werden.Zur Frage derStellung des Verbandes zur Partei und zu den Gewerkschaftenwurde noch folgende Resolution angenommen:„In Anbetracht, daß wir bei Erweiterung unserer Organi.sation vielfach auf Widerstand seitens der Partei- und Gewerk-schaftSorganisationen in den einzelnen Orten stoßen, beschließtder dritte Verbandstag, den Vorstand zu beauftragen, ein Flug-blatt auszuarbeiten und über gan� Deutschland zu verbreiten,in welchem die Bestrebungen und Ziele des Verbandes klargelegtwerden, so daß die organisierte Arbeiterschaft begreift, daß wirgegenüber sämtlichen bestehenden Gastwirtsorganisationen dieeinzige sind, die auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegungsteht, wie dies auch statutarisch festgelegt ist. Es soll dadurch dieMöglichkeit geschaffen werden, in jene Orte einzudringen, wodie Partei- und Gewerlschaftsorganisationen bereits festen Fußgefaßt haben.Daß der Vorstand nach diesen Grundsätzen handelt, beweisendie in großen Massen von den einzelnen Zahlstellen geleistetenfinanziellen Unterstützungen bei Streiks und Aussperrungen.Der Verbandstag erwartet daher, daß in Zukunft die Partei-und Gewerlschaftsorganisationen diesen Bestrebungen mehr Ent-gegenkommen bezeigen werden."Zum Punkt„Presse" beantragt die Beschwcrdekommission,daß vom 1. Oktober ab die Zeitung wöchentlich erscheinen soll.Der Posten eines Redakteur? soll ausgeschrieben werden.— AlsOrt für den nächsten Verbandstag wurde Köln bestimmt. Vor-sitzender L i t f i n und Kassierer G i n k e wurden fast einstimmigwiedergewählt. Mit einem Hoch auf den Verband und die Parteiwurde der VerbandStag geschlossen.Huö Induftm und Kandel.Ueberschiisse.Soweit Ausweise vorliegen, haben die Bergwerksunternehmenin der ersten Hälfte des laufenden Jahres mit erhöhten Ueberschüssenabgeschlossen, so daß daS Juyr 1907 aller Voraussicht nach, wennnicht ganz erhebliche Veränderungen auf dem Wirtschaftsmarkt ein-treten, noch glänzendere Gewinnziffem bringen wird als daS Vor-jähr. Es betrug z. B. der Gewinn im ersten Semester resp. imzweiten Quartal 19071907 1908M. M.Steinkohlenbergwerk Graf Bismarck. 1511746 1509 302Bochumcr Bergwerksverein.... 195 494 141 129Aplerbecker Altienverein..... 293 952 285 326Zeche Ewald(3. Quartal).... 1 318 554 1 303 909KönigSborn......... 1700 020 1 296 153Essener Bergwerksver. König Wilhelm 1 443 163 1 402 283Harpe»(2. Quartal)...... 6 373 000 6 003 600Gewerkschaft Tremonia..... 174 452 108 809Mülheimer Bergwerksverein... 1 358 826 1 285 608Bergwerks-A.-G. Maßen..... 671 721 627 967Hibernia(2. Quartal)...... 3 973 883 3 723 894Die angegebenen Summen sind teils als Betriebsüberschuß.teils als Ueberschuß ausgewiesen; sie zeigen durchgängig für duletzte Periode eine Steigerung. Die Berg-Kapitalisten erfreuen sichemer kräftigen— Lohnzunahme.Lage drS deutschen Arbeitsmarktes. Die Lage des Arbeits-Marktes, so schreibt die Arbeitsmarktkorrespondenz, hat im MonatJuli eine bedenkliche Wendung erfahren: der Andrang auf hundertoffene Stellen ist von 94,4 im Juni auf 116,1 im Juli hinaufge-gangen. Das Bedenkliche in dieser Bewegung liegt nun nicht etwadarin, daß eine Zunahme eingetreten ist. denn die Zunahme desAndranges von Juni auf Juli ist eine alljährlich wiederkehrende Er-scheinung; was vielmehr Besorgnis erregt, ist die Schärfe, mit derder Andrang emporgeschnellt ist, des treueren aber die Tatsache, daßnunmehr die Besserung des ArbeitsmarkteS gegenüber dem Vorjahrnicht nur verschwunden, fondern sogar eine auffallende Ver-Ichlechterung gegenüber der Vergleichszeit deS Vorjahres eingetretenist. Nach der ganz besonderen Gunst im Juni, die durch ein starkesWiederangebot von Arbeitskräften gekennzeichnet war, muß die Plötz-liche relative Unguitst im Juli natürlich um so schärfer ins Augefallen._Aktienbrauereien.Der Absatz der 489 deutschen Aktienbierbrauereien betrug imletzten Jahre 30 839 994 Hektoliter; im Vorjahre erzielten 486 Braue-reien 29 539 776 Hektoliter. Der Rohgewinn wuchs von 98 563 274Mark oder 3,33 M. per Hektoliter auf 106 564 810 M. oder 3.45 M.per Hektoliter. Einen höheren Reingewinn erzielten 237 Gesell-schaften; 185 erreichten das Vorjahr nicht und 17 blieben auf derletztjährigen Höhe. 14 Gesellschaften mit einem Absatz von 188 048Hektoliter erlitten einen Betriebsverlust von 366 722 M. oder 1.95 M.per Hektoliter, welcher jedoch vom obigen Rohgewinn bereits inAbzug gebracht wurde; die gewinnbringenden 475 Aktienbrauereienmit 30 651 946 Hektoliter Abiatz erzielten somit einen Roh-gewinn von 106 931 532 M. oder 3,49 M. per Hekto-liter gegen 3,33 M. im Vorjahre. Der Reingewinnvermehrte sich von 57 190 565 M. oder 10.16 Prozentdes Aktienkapitals um 4732867 M. oder 0,69 Proz. auf 61923432 M.oder 10,85 Proz. Einen höheren Gewinn verzeichnen 317 Brauereien,während 152 hinter dem Ertrage des Vorjahres zurückblieben und20 auf der letztjährigen Höhe bcharrten. 33 Gesellschaften mit einemAktienkapital von 15 243 675 M. verzeichnen einen, vom obigenReingeivinn allerdings bereits gekürzten Verlust von 1 963 737 M.oder 12.91 Proz. des Aktienkapitals; bei den 456 gewinnbringendenBrauereien mit einem Aktienkapital von 555 448 750 M. berechnetsich der Reingewinn von 63 892 169 M. somit auf 11,50 Proz. gegen11,03 Proz. t. V. Die Dividende stieg von 42 850 913 M. oder7,61 Proz. um 1 366 806 M. oder 0,14 Proz. auf 44 217 724 M.oder 7,75 Proz. Höhere Dividende verteilten III Gesellschaften,58 geringere und 320 blieben auf der vorjährigen Höhe. 84 Gesell-schalten mit einem Aktienkapital von 55 418 676 M. konnten keineDividende bezahlen._Die russischen Geslügelzufuhren auf dem Magerviehhofe inFriedrichsfelde nehmen von Woche zu Woche beständig zu. DieZufuhren waren in der Zeit vom 12. bis 13. Juli 38 100 Gänse,1500 Enten und 1800 Hühner. Auf 45 950 Gänse und 1325 Entenstiegen die Zufuhren vom 19. bis 25. Juli. Eine ganz gewaltigeZunahme brachten die beiden letzten Wochen. Vom 26. Juli bis1. August trafen 62 100 Gänse, 3115 Enten und 500 Hühner einund vom 2. bis 8. d. M. sogar 79 200 Gänse, 3310 Enten und 2200Hühner. Trotzdem die Zufuhren in den beiden letzten Wochenbedeutend größer waren, sind die Preise für Gänse von 2,80 bis3,70 M. auf 3,00 bis 4,20 M. gestiegen. Die Preise für Entensind in der Zeit vom 26. Juli bis 1. August auf 1,50 bis 1,75 M.gestiegen, gingen aber in den letzten Tagen auf 1,40 bis 1,60 M.zurück. Für Hühner sind die Preise gefallen. Es wurden fürjunge 80 Pf. und für alte 1,80 M. gezahlt.Die amerikanische Koksindustrie hat in den letzten 25 Jahreneinen enormen Aufschwung genommen. Das nimmt natürlichnicht wunder; hat doch die Kohlenförderung in Amerika ein Wachs-tum erfahren, gegen das alle anderen Länder, sogar England,zurückgeblieben sind. Amerika ist damit an die Spitze der Kohlen-Produktion getreten; seine Förderung macht bereits über einDrittel der gesamten der Erde aus. Nach dem soeben erschienenenZensusbcricht 1905 hat sich die Zahl der Koks produzierenden Be-triebe(278) seit 1880 mehr als verdoppelt, das in ihnen investierteKapital aber hat sich verachtzehnfacht, cS beträgt jetzt 381 000 000 M.Die Zahl der in diesen Betrieben beschäftigten Arbeiterhat sich verfünffacht und beträgt jetzt 18 931. Die Lohn-summe hat dagegen natürlich stärker zugenommen, von 5 Mill. M.(1880) auf 39,3 Millionen Mark im Jahre 1905, also um 677 Proz.Der Wert des Geldes ist ja in den letzten 25 Jahren erheblich ge»funken. Entsprechend der technischen Vervollkommnung der Be-triebe weist der Wert des verarbeiteten Materials aber eine nochstärkere Steigerung auf. 1880 wurde für 12,6 Millionen MarkMaterial verarbeitet, 1905 dagegen für 125 Millionen Mark,darunter für 123 Millionen Mark Kohle. Das bedeutet eineSteigerung um fast 900 Proz. Der Wert der hergestellten Produkteist fast ebenso stark gestiegen. Er betrug 1880 nur 22,5 MillionenMark, 1905 dagegen 217 Millionen Mark, die Steigerung macht hieralso 865 Proz. aus. Die Nebenprodukte nehmen jetzt mit 11,5Millionen Marl Wertfumme Anteil.— Die Betriebe befindensich naturgemäß in erster Linie in der Nähe der amerikanischenKohlenlager. Allein 112 liegen in Pennsylvanien(südlich an denStaat New?}ork grenzend), 80 in Wcst-Virginicn(füdlich vonPennsylvanien), 24 in Alabama(am Golf von Mexico) usw. Dem-gemäß entfiel auch der größte Anteil des verbrauchten Materialsch2 Proz.) sowie deS erzeugten Wertes an Produkten(65 Proz.)auf Pennsylvanten, wo auch infolgedessen die größte Ausbeute ausdem verarbeiteten Rohmaterial erreicht wird(70 Proz.). Sodannfolgen West-Vtrginien, Alabama, Virginien, Colorado, Tennessee,Ohio usw. Die Zahl der int Betrieb befindlichen Koksöfen beträgtin Pennsylvanien 37 205, in West-Virginien 9910, in Alabama5247, in Virginien 3426, in Colorado 2250 usw., in der ganzenUnion 62 972. Der ZcnfuSbericht arbeitet auch mit Anfchauungs-mittel»; er enthält eine ganze Reihe von Abbildungen, die dieAusdehnung und die Gewaltigkeit der Betriebe und Anlagen klarerkennen lassen.Der Wert der gewonnenen Nebenprodukte beträgt 13,1 MillionenMark, davon entfielen 2,6 Millionen Mark auf Teer, 3,4 MillionenMar! auf Ammoniumsulfat, 3,2 Millionen Mark auf flüssigesAmmoniak, 3,6 Millionen Mark auf gewisse Gase und der Restvon 0,45 Millionen Mark auf andere Produkte.Infolge dieses Wachstums der Koksindustrie ist natürlich auchder Export an Koks stark gewachsen. 1896 betrug er erst 2,1Millionen Mark, 1905 aber schon 9,4 Millionen Mark. Die Ein-fuhr an Koks ist trotzdem erheblich gestiegen. 1896 betrug sie nochnicht Vi Millionen Mark, 1905 dagegen schon 3% Millionen Mark.Der Import an Nebenprodukten geht dagegen zurück, während dieAusfuhr wächst. Nur Ammoniaksalze werden tu steigender Masseeingeführt, 1905 für 3,4 Millionen Mark.Saateitstand in Amerika. Nach dem Monatsbericht deS Ackerbau»bureauS betrug der DurchschnittSstand am 1. Aiiguft: Frühjahrs-Weizen 79,4, Mais 32,8. Gerste 34,5, Hafer 75,6, Roggen 83,9 gegen86,9, 83,1, 90,3, 82,8 und 90,8 im Vorjahr, alles in Prozenten. Nachvorläufiger Schätzung dürfte Winterweizen ein Durchschnittsergebnisvon 14,6 Bushelö per Acre gegen 16,7 im Borjahre ergeben.Soziales.Amtlich bestätigt!Die Unzulänglichkeit des Arbeiterschutzes wird dokumentiert indem Bericht der Gewerbeaufflchtsbeamten in Elsaß-Lothringen fürdaS Jahr 1S0S.