Nr. 188. 24. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt
andasituled
Mittwoch, 14. August 1907.
Partei- Angelegenheiten.
Zur Lokalliste. Der Inhaber des Lokals von Kettlig in Treptow , Herr zisch, weigert sich, seiner durch Unterschrift bestätigten Verpflichtung nachzukommen und das Lokal der Arbeiter schaft zu Versammlungen zur Verfügung zu stellen, infolge dessen ist die Sperre über dasselbe vei hängt. Within find in Treptow die Lokale Paradiesgarten" und" Kettlig", Juh. Czisch unter allen inständen seitens der Arbeiterschaft zu meiden. Die Lokalkommission.
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Briz- Budow. Am heutigen Mittwoch, abends 1/9 Uhr, findet im Lokal„ Landhaus"( Wosinski), Chausseestraße 97 die Mitglieder berfammlung des Wahlvereins statt. Tagesordnung: 1. Bortrag über: Lokal- und Zentralorganisation. Referent Gen. Schröder. Korreferent Gen. Cohen. 2. Diskussion. 3. Verschiedenes. Um pünktliches und zahlreiches Erscheinen der Mitglieder ersucht dringend
Der Vorstand.
Stralan. Der heutige Bahlabend des zweiten Bezirks fällt aus. Der Zahlabend des ersten Bezirks findet wie gewöhnlich am dritten Mittwoch jeden Monats im Lotal von Paul Schöps, Alt- Stralau 17 Der Vorstand. statt. Waidmannsluft und Umgegend. Die Generalversammlung des Wahlvereins findet Sonnabend, den 17. August, abends 81 Uhr, im Schweizerhäuschen, Waidmannslust , Dianastraße statt. Volksfest findet Sonntag, den 18. August im selben Lokal statt. Der Vorstand.
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Das
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bereits die sichere Gewähr zu einer vollständigen Erneuerung wunden in den Unterleib erhalten hat, befindet sich ebenfalls auf und Erweiterung des Instituts vorhanden wäre. Wer dem Wege fortschreitender Besserung, muß aber voraussichtlich noch Anzeigen zur Erhätte wohl damals, als die Sternwarte errichtet wurde, geglaubt, zehn bis zwölf Tage im Krankenhaus bleiben. daß das dürftige Gebäude in Ermangelung von Mitteln über ein mittelung des Täters laufen noch täglich ein, sie erwiesen sich aber bei der Gegenüberstellung sämtlich als haltlos. Jahrzehnt aushalten müsse. Das Land der" Denter und Dichter" hat bis jetzt wohl Milliarden zu Menschenzerstörungsmitteln übrig gehabt, aber noch nicht einmal hunderttausend Mark für ein Institut, in welchem der menschliche Geist Triumphe feiert. Die Stadt Berlin ist dem Institut in etwas entgegengekommen, aber immer noch genügt das nicht, um dasselbe auf eine neue Basis zu stellen.
Der Direktor der Sternwarte hat sich nun, wie aus dem Bericht über die letzte Sißung der Berliner Gewerkschaftskommission hervorgeht, an die Berliner Gewerkschaften gewandt und zum Zwecke eines Neubaues ein Anerbieten gemacht, wonach denselben für 80 000 m. 100 000 Doppelbilletts zur Verfügung gestellt werden sollen. Die Billetts gelten für Vortrag und Fernrohr und sind an keine Zeit gebunden. Es soll diese Frage nun in den einzelnen Gewerkschaften beraten und in einer anderen Sißung darüber berichtet werden. Wir zweifeln nicht daran, daß, wenn es sich um die Förderung eines wissenschaftlichen Instituts handelt, die organisierte Arbeiter fchaft Berlins ihre Unterstützung zusagen wird.
Zur Frage der Verkehrsgemeinschaft Groß- Berlin hat die hier für eingesetzte Kommission jetzt den Statutenentwurf fertiggestellt. Wir haben bereits vor einiger Zeit auf diesen Entwurf, der jett den zuständigen Körperschaften zur Beschlußfassung zugegangen ist, Bezug genommen.
Auf einem Dampfer gestorben ist der 38jährige Bigarren. händler Paul Mahler, Waldemarstraße 34 wohnhaft. Er hatte mit einem Feriendampfer einen Ausflug nach Woltersdorfer Schleuse unternommen. Am Abend bei der Rückfahrt befand sich M. auf dem Deck des Fahrzeuges, als er plötzlich über Uebelkeit flagte und bald darauf besinnungslos zusammenbrach. Der Erfrankte wurde an der nächsten Anlegestelle in Erfner an Land gebracht, damit ihm ärztliche Hülfe zuteil werden konnte. Ein teles phonisch hinzugerufener Arzt vermochte jedoch nur den infolge Herzschlag eingetretenen Tod des M. festzustellen.
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Zwei Opfer hat vorgestern der Tegeler See gefordert. Bei der Swinemünderstraße. Der junge Mann hatte ein Freibad geTegelort ertrank der 20 Jahre alte Kaufmann Ludwig Pietsch aus nommen und sich etwas zu weit in die Fluten hinausgewagt. Als er dann wieder ans Ufer zurückschwimmen wollte, versagten plöblich die Kräfte, er fant unter und ertrant. Die Leiche konnte bisher noch nicht geborgen werden. Nach einer bei der Tegeler Polizeibehörde eingelaufenen Meldung ist noch eine zweite Person im Tegeler See beim Baden ertrunken. Es handelt sich um den 31jährigen Bügler Georg Goldberg aus Berlin . G. hatte bei der Insel Baumswerder gebadet. Es vergingen Stunden, ohne daß G. wieder ans Ufer zurüdfam. Die Kleidungsstücke sind bei der Polizei abgeliefert worden. Zweifellos hat G. den Tod in den Wellen gefunden. Die Linienstraße von der Prenzlauer bis zur Alexanderstraße wird behufs Ausführung von Kanalisationsarbeiten von heute ab bis auf weiteres für Fuhrwerke und Reiter gesperrt.
Kleinen
In große Verlegenheit ist der Techniker Rudolf Effenberger geEine neue Straßenbahnlinie wird am morgigen Tage eröffnet. raten. Derselbe hat am Sonntag am Badestrande in Wannsee eine Es wird von diesem Tage ab die letzte Gemeinde Groß- Berlins, die Brieftasche mit einem Hundertmarkschein und wichtigen Dokumenten noch feine Straßenbahnverbindung mit der Reichshauptstadt hatte, verloren. Da derselbe für den Verlust ersatzpflichtig ist, wird der Am Dienstag haben die Schulen Berlins der mehr oder Rummelsburg , eine solche erhalten. Der Straßenbahnverkehr nach Finder der Tasche gebeten, dieselbe in der Fabrit Kessel u. Röhl, minder lernbegierigen Jugend wieder ihre Pforten geöffnet. Rummelsburg ist die Verlängerung der Linie 79( Ringbahnhof W., Lintstraße 15, abzugeben. Auch die 48. Knaben Gemeindeschule in der Halensee- Königsbergerstraße). Die Wagen fahren in einem AbFeuerwehrbericht. In großer Lebensgefahr schwebte gestern Scharnhorststraße hat das getan, obwohl auf ihrem stand bon 7½ Minuten unter Beibehaltung der alten Trace bis zur in der Königsbergerstraße 16 ein Kind, das von den Eltern unbe Grundstück ein Umbau ausgeführt wird, der einen geregelten Königsbergerstraße, von dort weiter durch die Frankfurter Allee , auffsichtigt in der Wohnung zurückgelassen worden war. Das Kind Borhagenerstraße, Borhagener Chaussee, Alt- Borhagen, Marktstraße, hatte in der Küche Betten in Brand gesteckt. Durch den Qualm Schulbetrieb zur Unmöglichkeit macht. Hinter dem Grundstück befindet sich die Pumpstation Sadomas und Türrschmidtstraße bis zum Rathaus in Rummels- wurden Hausbewohner aufmerksam; sie brangen noch vor Ankunft burg . Der Fahrpreis der Gesamtlinie beträgt 20 Pf.; Teilstrecken der Feuerwehr in die Wohnung ein und holten das Kind heraus. des 4. Radialsystems, die dort an die Panke grenzt. a 15 Bf. find Rummelsburg ( Rathaus)-Lübowplab und Box-| Die Flammen konnten auf die Küche beschränkt werden. Gleichzeitig Diese Pumpstation hat bisher von der Scharnhorststraße her hagener, Ede Niederbarnimerstraße- Ringbahnhof Halensee. Als fam in der Wrangelstraße 23 in einem Laden Feuer aus, das Nonfeine eigene Einfahrt gehabt, so daß der gesamte Wagen- 10 Pf.- Strecken sind festgesetzt: Rummelsburg ( Rathaus)-Spittel- fektion ergriff. Um den Brand zu löschen, mußte tüchtig Wasser verkehr zur Station seinen Weg durch den für die Knaben martt, Neue Bahnhofstraße Potsdamerplay, Borhagener, Ede gegeben werden. Pregtohlenbrände beschäftigten die Feuerwehr in bestimmten Eingang des Schulhauses und über den Schulhof Niederbarnimerstraße- Uhlandstraße und Potsdamerplag- Ring- der Lindowerstraße 10, Weißenburgerstraße 46, Hochstädterstraße 22, Waldemarstraße 10 und anderen Stellen. In der Wildenowhinweg nehmen mußte. An manchen Tagen donnerten wohl bahnhof Halensee. ein halbes Hundert schwerbeladene Kohlenwagen durch das Das Freibad am Wannsee , das am Sonntag der Erholungsort straße 22/23 brannte ein Wagen mit Bretter auf offener Straße. Haus ein Zustand, der nicht nur den Schulbetrieb störte, Behntausender war, soll in Gefahr schweben, aufgehoben zu werden. Ferner hatte die Feuerwehr in der Usedomstraße 32, auf dem an den Ererzierplab, an der einsamen Pappel( Schwedterstraße), wo ein sondern auch die Schulkinder geradezu gefährden konnte. Die Die Fortverwaltung hat sich mit einer Beschwerde Schulverwaltung unserer Stadtgemeinde hatte hieran feinen Regierungspräsidenten gewandt und gegen die vielfachen Un Baum in Brand gestedt worden war und an einigen anderen zuträglichkeiten, die durch das badende Publikum hervorgerufen Stellen zu tun. Anstoß genommen, bis endlich das Provinzial- Schulkollegium werden, Klage geführt. Hauptsächlich sind es drei Punkte, die der fam und für die Pumpstation die An Forstverwaltung Beranlassung gegeben haben sollen, von der zuLegung einer besonderen Einfahrt forderte. Man ständigen Behörde die Zurücknahme der Badeerlaubnis zu erbitten: weiß ja, daß in unserer ganz und gar nicht rückständigen" erstens das Herumwerfen von Papier und anderen Abfällen, woStadt, in der Musterstadt" Berlin , die Schulverwaltung sich durch der Wald am Seeufer zu einer wahren Müllabladestelle gegern erst von der Regierung mit der Nase auf einen Miß- macht wird, dann das Wegschleppen der aufgeftapelten Holztloben, stand stoßen läßt, ehe sie sich dazu bequemt, ihn zu beseitigen. Die ins Wasser getragen und zu allerlei Spielereien benutzt werden, Mißbie und endlich das leberhandnehmen des Rauchens am und im Walde. Der Berliner Stadtfreisinn nennt dieses Verfahren Diese Nachrichten stehen allerdings im Gegensatz zu dem, was eine " Wahrung der Selbstverwaltung". Korrespondenz am Montag über das Verhalten der Besucher mitteilte. Danach soll die Haltung der Badenden eine musterhafte gewesen sein. Vielleicht ist für verschiedene Kreise der Massen besuch nur etwas unangenehm.
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Der notwendig gewordene Umbau ist nun noch jett in vollem Gange. Die neue Einfahrt muß zwar gleichfalls durch das Schulhaus hindurchgeführt werden, sie wird aber wenigstens an die Grenze des Schulgrundstückes Unglüdsfälle im Straßenverkehr. berlegt. Der alte Eingang ist für die Kinder unpassierbar; der Schulhof ist mit Baumaterialien aller Art bedeckt, so daß Montagnachmittag gegen 3 Uhr wurden zwei Kinder am er in den Bausen nur teilweise benutzt werden kann; Hof und Alexanderplatz von einem Dreirad- Automobil überfahren. Der Haus hallen wieder von dem Lärm, den die Umbau von einem Hausdiener einer hiesigen Konditorei geführte Kraftarbeiten verursachen. Hierdurch hat man sich aber wagen fuhr, aus der Königstraße tommend, über den Platz, wobei nicht hindern lassen, den Schulbetrieb voll aufzunehmen. Am der neunjährige Schüler Karl Ritter und ein achtjähriger un Dienstag mußten die Kinder dieser Schule durch die bekannter Stnabe fast gleichzeitig von dem Automobil erfaßt und Räume der in demselben Gebäude hausenden Mädchen- zu Boden geschleudert wurden. Dem R. ging das Rad über den schule in die Räume des Knabenschulhauses hinein Kopf hinweg, während der andere Knabe anscheinend unverlegt geführt werden. Zum Teil mußten sie auf den Fluren und blieb und, bevor seine Personalien festgestellt werden konnten, fort Korridoren des Knabenschulhauses über Eisenträger, Stein- lief. Der Kleine Ritter hatte eine so schwere Kopfberlegung erhaufen, Mörtelfästen usw. usw. in ihre Klassen förmlich hinein- litten, daß er von der Unfallstation in der Reibelstraße, wohin flettern. Während des Unterrichts wurde natürlich flott weiter- man ihn zunächst brachte, nach dem Krankenhause Friedrichshain gearbeitet. Durch das Haus dröhnte ein Lärm, daß man übergeführt werden mußte. Von einem Automobil- Omnibus mitunter in den Zimmern sein eigenes Wort nicht verstand. überfahren wurde nachmittags an der Ebertsbrüde der 24jährige Unmittelbar vor den Türen einiger Zimmer, in denen unter- Hausdiener Linke. Er versuchte auf der genannten Brücke zwischen richtet wurde, war auf dem Korridor eine fauchende einem Handwagen und dem Automobil- Omnibus Nr. 24 der Feldschmiede in Betrieb, die ihren rußigen ihren rußigen Qualm Linie A hindurchzufahren. Hierbei stürzte der Radfahrer und fiel in dicken Wolken zur Decke emporsandte. Eltern, deren Kinder so unglüdlich, daß ihm das rechte Vorderrad des Kraftwagens über die 48. Schule besuchen, haben sich sofort bei uns über diesen standalösen Zustand beklagt. Aber es handelt sich ja nur um eine Gemeindeschule, da haben die Eltern alles hinzunehmen, was man ihnen und ihren Kindern bietet. Daß man einer höheren Lehranstalt derartiges zumuten würde, ist ganz undenkbar.
beide Beine hinwegging. 2. erlitt schwere Verlegungen, die seine Ueberführung nach der königlichen Klinik erforderlich machten. Ein schwerer Automobilunfall ereignete sich noch in der gleichen Beit an der Ecke der Wichmann- und Keithstraße. Der Kellner Karl Siebrecht aus der Zimmerstraße 46 hatte beim Ueberschreiten des Fahrdammes nicht das Herannahen des DroschkenWir machen uns darauf gefaßt, daß man im Rathause automobila Nr. 9919 beobachtet. Er lief gegen den Kraftwagen diesmal um eine Ausrede nicht verlegen sein wird. Wahr- und wurde zu Boden gerissen. Die Räder des schweren Gefährtes scheinlich wird man hinauspofaunen, an all dem sei nur der gingen dem Bedauernswerten über die Brust hinweg. Eine kurze Maurerstreit schuld, der die Umbauarbeiten aufgehalten Strecke wurde S. noch mitgeschleift. In besinnungslosem Zustande habe. Es ist wahr: Der Maurermeister, der diesen Umbau wurde der Verunglückte nach der Unfallstation am Zoologischen ausführt, gehört zu jenen Unternehmern, die„ keine Arbeiter Garten gebracht, wo der Arzt schwere innere und äußere Berfriegen konnten", weil sie nicht durch Bewilligung der letzungen feststellte. In bedenklichem Zustande fand S. im Gehülfenforderungen ihren Profit ihren Profit schmälern wollten. Krankenhause Moabit Aufnahme. Aber das ist doch keine Entschuldigung für die Schul- Ein tragischer Automobilunfall hat sich gestern berwaltung, die sich nicht rechtzeitig darum gefümmert hat, ob nachmittag an der Ecke der Manteuffel- und Oranienstraße ereignet. in diesem Hause die Aufnahme des Schulbetriebes in vollem Die 27jährige Ehefrau Marten aus der Stalizerstraße war, ihren Umfange möglich war. Uebrigens könnte die Gemeinde vor alten Bater am Arme führend, über den Fahrdamm geschritten, als solchen Verdrießlichkeiten bewahrt bleiben, wenn sie den Unter- plöglich ein Privatautomobil in scharfem Tempo auf die beiden nehmern, mit denen sie sich einläßt, auch bei Streits zugefahren fam. Die Tochter versuchte den Vater noch schnell für berspätete Fertigstellung hohe Kon- zurückzureißen, es war jedoch bereits zu spät. Der alte Herr wurde oentionalstrafen androhte. Aber dem Freisinn, der von dem Kraftwagen umgerissen und die Räder gingen ihm über in unserem Rathause regiert, gilt das ja als" Parteinahme beide Unterschenkel hinweg. In einer Droschke wurde der Schwerzugunsten der Arbeiter". Partei nehmen sollen doch Frei- verletzte von der Tochter sofort nach dem Krankenhause am Urban gebracht. innige bekanntermaßen nur für das Unternehmertum.
Die Existenzfrage der Treptower Sternwarte. Ein Opfer des Kindermörders, die fünf Jahre alte Tochter Das wissenschaftliche Institut, draußen am schönen Treptower Elfe des Bigarrenhändlers Knispl aus der Prenzlauer Allee 25 fonnte gestern vormittag das Krankenhaus am Friedrichshain verBart gelegen, befindet sich, wie wir bereits vor etwa fünf Wochen lassen. Sie ist jetzt fast ganz geheilt und braucht nur noch einige einmal mitteilten, in einem äußerst üblen Zustande. Noch immer Male die Poliklinik zu besuchen. Das zweite Opfer, das mit dem amgeben die kostbare Bibliothek und Apparate das primitive und Leben davon gekommen ist, das dreijährige Töchterchen Hertha des urch die Jahre morsch gewordene Mauerwerk, ohne daß Friseurs Sens aus der Heinersdorfer Straße 21, das acht Stich
Vorort- Nachrichten.
Der Wahlverein hielt vergangene Woche eine außerordents liche Generalversammlung im„ Rheinschloß" ab, um zu der Tagesordnung des Essener Parteitages Stellung zu nehmen. Das ein leitende Referat hierzu gab Genoffe Thielice. Redner wünschte, daß der Vorstandsbericht den Genoffen etwas früher zugänglich gemacht würde. Der Aufruf des Parteivorstandes zur Stichwahl müßte auf dem Parteitag einer Stritit unterzogen werden, da es seiner Meinung nach angebracht wäre, bei Stichwahlen feinem bürgerlichen Kandidaten seine Stimme zu geben. Das Verhalten der württembergischen Landtagsfraktion unterzog der Redner gleichfalls einer scharfen Kritik. Zur Alkoholfrage nahm Ges noffe Rabenstein das Wort. Obwohl die Alkoholfrage auf der Tagesordnung steht. sei es doch nötig, sich mit der Frage zu be schäftigen. Der Parteitag müsse diese Frage recht gründlich und im wissenschaftlichen Sinne behandeln. Ebenfalls sei es Aufgabe ber Arbeiterpresse, dieser Frage mehr Intereſſe entgegenzubringen. Bur Landarbeiterfrage weist Genosse Kaßenstein auf den Stimmenrückgang in Ostpreußen , Mecklenburg usw. hin. Hier sei es nötig, Material zusammenzustellen, um es den Genossen zu ermöglichen, die Ursachen des Stimmenrüdganges tennen zu lernen. Um eine bessere Agitation unter den Landarbeitern betreiben zu können, befürwortet Redner die Errichtung von Landarbeiterfekretariaten und Gründung einer Landarbeiterorganisation, in welcher für einen geringen Beitrag Rechtsschutz, Krantenunterstützung und auch eine Beitung gewährt werden müßte. Genosse Rabenstein stellte zu beiden Fragen folgende Anträge:
Antrag 1: Die Kreis- Generalversammlung erwartet von dem Parteitag einen träftigen Anstoß zur Förderung des Kampfes gegen die verheerenden Wirkungen des Altohols. Sie erklärt die planmäßige Belehrung über die Schäden und Gefahren des Alkohols, insbesondere für die Aufgaben des kämpfenden Proletariats und die Nachkommenschaft des arbeitenden Boltes, für eine Pflicht der Arbeiterpresse und der Organisationen. Sie erklärt für notwendig, daß die zur Alkoholenthaltung sich bekennenden Arbeiter sich keiner bürgerlichen Abstinenzorganisation, sondern nur dem auf dem Boden der modernen Arbeiterbewegung stehenden Arbeiter- Abstinentenbund anschließen." Antrag 2:„ Die Generalversammlung beantragt:
1. Auf die Tagesordnung des nächstjährigen Parteitages zu sehen:" Die Landarbeiterfrage".
2. Den Parteitag zu beauftragen: Vor dem nächsten Parteitage eine Darstellung der landwirtschaftlichen Arbeiterverhältniffe des auf dem Gebiete des Landarbeiterschutzes und der Landin den verschiedenen Teilen des Reiches, eine Zusammenstellung arbeiterorganisationen bisher von der deutschen Partei wie von den ausländischen Arbeiterparteien Geleisteten zu veröffentlichen. 3. Unter Zuziehung von Fachleuten den Entwurf eines umfassenden Arbeiterschutzprogramms auszuarbeiten."
In der Diskussion trat Genosse Grunwald der Meinung Thielickes, sich bei Stichwahlen der Stimme zu enthalten, entgegen; es müsse hier von Fall zu Fall entschieden werden. Zur„ Alkohol. frage" betont Redner, daß er die Schädlichkeit des Alkohols auf fozialem Gebiete wohl anerkennt, er auch ganz entschieden für Bekämpfung des Alkoholmißbrauchs eintritt. Die Begründung durch Genoffen Kabenstein veranlasse ihn jedoch, die Versammlung zu bitten, den von Rabenstein hierzu gestellten Antrag abzulehnen. Gleichfalls ersuchte Redner, den zweiten Antrag abzulehnen, und nur den Beschluß zu fassen, die Landarbeiterfrage auf die Tages ordnung des nächstjährigen Parteitages zu sehen. Die zwei Anträge wurden hierauf angenommen und der Kreis- Generalversammlung überwiesen.
Zur Kreis- Generalversammlung wurden die Genossen Döring, Betri und Klemann, zur Ergänzung des Vorstandes als zweiter Borsigender Genosse Richter II und als Revisor Genoffe Saaen gewählt.