Einzelbild herunterladen
 

/ Versammlungen Veranstaltungen. Friedrichshagen . Montag, den 19. August, 8 Ys Uhr, im Restaurant Wilhelmsbad, Seestratze 45: Vortrag(nur für Frauen). Referentin: Frau Störmer. Versammlungen. Holzarbeiterverbanb. In der am Montag abgehaltenen Generalversammlung der Zahlstelle Berlin erstattete der Vorsitzende Glocke den Jahresbericht für 1996. Daß der Bericht erst jetzt fertiggestellt werden konnte, hat seine Ursache in dem großen gewerkschaftlichen Kampfe, der sich bis über das erste Quartal dieses Jahres erstreckte. Der allgemeinen Uebersicht, die der Redner über das Jahr 1996 gab, ist zu entnehmen, daß eine große Anzahl von Weristattsstreiks gegen solche Arbeitgeber geführt wurden, die in keinem Vertragsverhältnis mit dem Verbände standen. 299 999 M. wurden während des Jahres für Streiks aus- gegeben. Die Zahl der Streiks war größer als im Jahre 1995, aber es sind auch mehr erfolglose Streiks zu verzeichnen. Das erklärt sich darans, daß oft wegen Maßregelung einzelner Kollegen und ähnlicher Ursachen gestreikt wurde, was wenig Erfolg ver- sprach. Soweit es sich um Streiks aus bedeutenderen Ursachen handelt, sind keine Niederlagen zu verzeichnen. Auch in den einzelnen Branchen ist kein Rückgang der Arbeitsverhältnisse ein- getreten. Die Schlichtungskommission hatte viel Streitigkeiten in Vertragswerkstätten zu erledigen. Im allgemeinen gelang es, den Lohn etwas zu heben. Hinsichtlich der Einzelheiten verwies der Redner auf den umfangreichen gedruckten Bericht, der den Mit- gliedern soeben ausgehändigt wurde. Nun folgte die Berichterstattung über das erste Halbjahr 1997. Der Kassierer Miele, der über die Kassenverhältnisse berichtete, bemerkte unter anderem, daß bis 1. Juli an die Ausgesperrte» 1 617 265 M. und an Arbeitslose 524 169 M., zusammen also 2141435 M. gezahlt worden sind. Infolge der Aussperrung ver- lor der Verband eine Anzahl von Mitgliedern, die mit dem Beitrag im Rückstände geblieben waren. Im ersten Quartal waren es ungefähr 3999, im zweiten etwa 2999. Die Ausgetretenen lassen sich jetzt aber nach und nach wieder aufnehmen, so daß die Mit- gliederzahl wieder steigt. Sie beträgt jetzt ungefähr 22 599.. Glocke wies im Vorstandsbericht darauf hin, daß nach dem Vertragsabfchluß mit dem Arbeitgeberschutzverband auch ein Vertrag mit den Arbeitgebern für Innenausbau, sowie mit einzelnen Arbeit- gebern, die außerhalb des Vertrages standen, abgeschlossen worden ist. Auch mit den Fräscreibesitzern werde nächstens ein Vertrag abgeschlossen werden. Matz erstattete den Bericht der Kommissionen. Die Kontroll- kommission hielt 427 geschäftliche und 3168 Werkstattsitzungen ab. Im ersten Halbjahr 1997 wurden 29 Streiks mit 384 Beteiligten geführt. 11 Streiks endeten mit Erfolg, 3 ohne Erfolg, 5 sind noch nicht beendet. Die Schlichtungskommission hatte vom 1. Juni bis 12. August 96 Anträge zu erledigen. Ein Teil derselben betraf die Durchführung der Vertragsbestimmungen und die Zahlung der vertragsmäßigen Lohnerhöhung von 5 Proz. Die Versammlung nahm die Neuwahl der gesamten Orts- Verwaltung vor. Dieselbe ergab folgendes Resultat: 1. Vorsitzender Glocke, 2. Vorsitzender R. Leopold, 1. Kassierer Miele, 2. Kassierer I ä ck, 1. Schriftführer D ö h r i n g, 2. Schriftführer D a h I k e, Beisitzer F. Leopold, Plautz, Langhammer. Obmänner der Schlichtungskommission Maß und Reiche. Bibliothekar S p ä t h e. Krankcngeldauszahlcr N i t s ch k e. Hülfs- arbeiter K l e ß. Arbeitsvermittler Fechner, Güth, Gober. Das Resultat der Wahl eines Hülfsarbciters und der Revisoren war bei Schluß der Versammlung noch nicht festgestellt. Der Deutsche Transportarbeiter-Berband, Berlin II, hielt eine ordentliche Generalversammlung am Montag abend imGewerk. schaftshaufe" ab. Der Kassenbericht vom 2. Quartal 1997 lag den Mitgliedern vor. Am 1. April war der Kassenbestand 34 477,75 Vi. Dazu kamen an Einnahmen 82 939,75 M. Das ergab als Gesamtbestand 116 517,59 M. Die Ausgaben belicfcn sich auf 84 844,46 M. Der Kasscnbcstand am 1. Juli war also 31 673,94 M. Der Kassierer S t e i n i ck e machte darauf aufmerksam, daß durch die erhöhten Ausgaben für den Arbeitsnachweis und für den Courier" diesmal ein Defizit zu verzeichnen war. Der Vor- sitzende Werner legte den Antrag der Ortsvcrwaltung betreffend Vornahme einer Urabstimmung über die Erhebung eines Orts- beitrageS von 19 Pf. pro Woche für männliche und 5 Pf. für weibliche und jugendliche Mitglieder vor. Es soll dadurch ein Fonds geschaffen werden, um streikenden oder ausgesperrten Mitgliedern eine Mictsunterstützung zu gewähren. Der Antrag wurde an- genommen und bekannt gemacht, daß die Urabstimmung an einem Sonntage stattfinden werde. Frau Jahn und Frau Hoff- mann trugen der Versammlung eine Angelegenheit der Boten- frauen vor. Sie glaubten Grund zur Klage über die Verhältnisse bei Hinze u. Co. zu haben und fanden bei dem Verbände nicht die gewünschte Unterstützung; sie erhoben Beschwerde beim Haupt- vorstand, dessen Entscheidung noch aussteht. Die Verbandsleitung erklärte, daß es sich hier nur um die Wünsche einer kleinen Minorität unter den Botenfrauen handele, und sie verlangte, daß die Frauen Jahn und Hoffmann mit weiteren Beschwerden warten, bis die Entscheidung des Hauptvorstandcs gefallen sei. Der Antrag des Vorstandes auf Ausschluß von zwei Mitgliedern wurde von der Versammlung angenommen. Genosse Arons sendet uns eine Zuschrift, in der er sich über Mißverständnisse in unserem Bericht über die Versammlung des ersten Kreises beklagt. Speziell über seine Ausfuhrungen zur Budgetfrage sagt er:Ich habe ausgeführt, daß man heute noch kein endgültiges Urteil über die württemberger Genossen fällen sollte. Wenn eine Fraktion von 15 Mann, in der alle Richtungen vertreten wären, trotz der Parteitradition und trotz der Lübecker Resolution einen solchen Schritt getan hätte, so müßte sie sehr gewichtige Gründe gehabt haben. Die von den württembergischen Genossen imV." ausgeführten Gründe genügten zur Erklärung noch nicht, wie ja auch dieSchwäbische Tagwacht" eine weitere Begründung in Aussicht gestellt habe. Anknüpfend an die Be- merkung desV.", daß durch das häufige Bewilligen des Etats in den süddeutschen Staaten die Ablehnung des Reichsetats zu einer zweck- und inhaltlosen Demonstration" werden könne, bemerkte ich, daß erstens auch die Württembergcr nicht an eine Wiederholung der Bewilligung dächten und daß man zweitens fragen könne, ob die Ablehnung nicht umgekehrt noch wirksamer wäre, wenn sie nicht unbedingt, gleichsam automatisch erfolgen müßte, sondern wenn erklärt würde: Durch die Politik unserer Gegner sind wir stets und ständig gezwungen das Budget abzulehnen, während in seltenen Ausnahmefällen aus bestimmten Gründen eine Zustimmung erfolgt." Um unseren Lesern das Verständnis dieser Berichtigung zu er- leichtern, lassen wir noch einmal folgen» was derVorwärts" be- richtete. Unser Bericht lautete: Er sehe die gcmze Frage der Budgctablchnung als nicht so außerordentlich wichtig an. Als Demonstration sei diese Ab- Ichnung des Budgets von den Fortschrittlcrn in der Konflikts- Periode erfunden worden; den Charakter einer Demonstration ver» liere dagegen die ständige, unbedingte Ablehnung, denn sie würde inhaltlos und verpuffe wirkungslos. Eine Demonstration. die Wert besitzt, könnte erst dadurch erzielt werden, daß man sich auf den Standpunkt stellt: Nicht grundsätzlich lehnen wir ab, sondern wir sind gezwungen, aus diesen und jenen Gründen dies» mal abzulehnen." «lentenqueticheii. Nach dem Geschäftsbericht der nordöstlichen Baugewerks- Berufsgenosfenschaft für das Jahr 1996 waren in allen fünf Sektionen fl Berlin , 2. Brandenburg , 3. Pommern , 4. Wcstpreutzen, 5. Ostpreußen ) 22 977 Betriebe mit 254 145 Personen versichert. Insgesamt sind bei derNordöstlichen" 127 96 Unfälle gemeldet. Von diesen waren 1973 entschädigungspflichtig, d. h. nach Abschluß des Heilverfahrens nach der 13. Woche bestanden noch erwerbsstörende Folgen. Verausgabt wurden: an Unfallrente 3436495,99 M. für das Heilverfahren, innerhalb der ersten dreizehn Wochen nach dem" Unfall 21846,68 M. An Verwaltungskosten, einschließlich Unfalluntersuchungskosten usw. 375 983,38 M. An Vergütungen, Tagegelder an die Mitglieder des Genossenschaftsvorstandes 19231,33 M. und für die Ueberwachung der Betriebe nur 14 955,71 M. Demnach bezogen etwa ein Dutzend Vorstands- Mitglieder für ihre ehrenamtliche Tätigkeit an Spesen fast eben- soviel, als zwecks Ueberwachung der Betriebe zur Verhütung von Unfällen für Hunderttausende von Arbeitern aufgewendet wurde. Pro Betrieb hat dieNordöstliche" für die Ueberwachung ganze 61'/, Pf. oder pro Kopf der Versicherten 5% Pf. ausgegeben. Das ist eine lächerlich geringe Summe. Beachtet man, daß derBetrieb" im Baugewerbe wieder in mehrere, oft sehr viele Arbeitsstellen" zerfällt, dann können noch nicht einmal 67V» Pf. für die Ueberwachung und die Unfallverhütung gerechnet werden. Leider schweigt sich der Bericht über diese so wichtige Materie vollständig aus. Nicht einmal die Anzahl der Aufsichtsbeamten ist angegeben. Die Sektion 1 zählte im Berichtsjahre 7 9 3 7 Be- triebe mit 116655 versicherten Personen; 399 Betriebe mit 8957 Personen mehr als im Jahre 1995. An Entschädigung hatte die Sektion 1 1515 159,24 M. zu zahlen und zwar für das Heilverfahren innerhalb der ersten 13 Wochen nach dem Unfall 19 137,68 M.; an Renten für die Ver- letzten 1941789,81 M.; an Rente für Witwen 193 276,97 M.; an Kinder und Enkel Verstorbener 138 639,92 M. und an Sterbegelder 8253,98 M; für die Ueberwachung der Betriebe, einschließlich Führung des Bauten- rcgisters durchtechnische" Aufsichtsbeamte 9749,59 M.; an Unfalluntersuchungskosten usw. 48 628,46 M. Unter letzteremTitel" figuriert eine Position für einen Außcnbeamtcn", fürErmittelungen" undB e o b- a ch t u n g e n", mit 2 2 7 5,25 M.; an Reisekosten, Tage­gelder, Ersatz barer Auslagen usw. an die Vorstands- Mitglieder wurden 4 5 7 5,79 M. ausgegeben. Für die Fest- stellung derEntschädigungen" durch die Rentenkommission sind 2 63 9 M. aufgewendet. Insgesamt wurden bei derSektion 1" der Nordöftlichen im Berichtsjahre 7356 Unfälle gegen 7964 im Jahre 1995 gemeldet; darunter 797 entschädigungspflichtige, gegen 699 im Jahre 1995. Unfälle mit tödlichem Ausgang waren 66 l63 im Vorjahre) zu verzeichnen. Trotz der oben angeführten Ziffern, welche die Steigerung der Unfälle klar nachweisen, kommt der Vorstand der Sektion 1" dennoch zu dem Ergebnis, daß die Zahl der schweren 'Unfälle abgenommen habe. Wenn von einer kaum erwähnens- werten relativen Abnahme der Unfälle gesprochen werden kann, dann ist das den Organisationen der baugewerblichen Arbeiter zuzuschreiben. Dank der Belehrung und Aufklärung der Ar- beiter durch die Verbände, der Ausdeckung der auf den Bauten herrschenden skandalösen Zustände durch die Bau- kontrolle der Arbeiter werden die Unternehmer gezwungen, den gesetzlichen Arbeitcrschutzbestimmungen mehr als früher Rechnung zu tragen. In dem Berichte ist nicht einmal die Zahl dertechnischen" Aufsichtsbeamten angegeben. Die Arbeiter verlangen, daß zur Ueberwachung der Bauten Vcrtraucnspersonen der Arbeiter genommen werden. Wenn das geschieht, dann erst wird es möglich sein, die Zahl der Unfälle ganz bedeutend zu vermindern. Die so vielgepriesene«günstige" Stellung derNordöstlichen" in dersozialen Fürsorge" für die Unfallverletzten wird recht grell durch die Anrufung der Rechtsprcchungsinstanzen seitens der Versicherten bczw. Verletzten beleuchtet. Insgesamt erteilte die Sektion 3493 bcrufungsfähige Bescheide. Davon wurden durch Berufungen bei den Schiedsgerichten 1949 angegriffen, aus dem Vorjahre wurden 154 unerledigte Berufungen bezw. Anträge übernommen. Die Anträge wurden.bei den Schiedsgerichten in folgender Weise erledigt: 1354 Fälle_ 64,39 Proz. wurden zu­gunsten der Berufsgenossenschaft entschieden; 497 Fälle 2 3,63 Prozent zugunsten der Versicherten; 147 Fälle 6,99 Proz. in anderer Weise erledigt und 195 Fälle 4,99 Proz. sind unerledigt geblieben.> Die Schiedsgerichte haben durch die Entscheidungen zugunsten der Verletzten demSystem" desRentenquetschens" wenigstens teilweise Abbruch getan. In fast dem vierten Teil aller an- gegriffenen Bescheide mußte die vonsozialer Fürsorge" nur so triefendeNordöstliche" gezwungen werden, den Verletzten ihr Recht zu gewähren. Noch krasser tritt dasWohlwollen" derNordöstlichen" bei den am Reichs-Versicherungsamt anhängig gemachten Rekurs- verfahren zutage. Gegen die Entscheidungen der Schiedsgerichte wurden von der Bcrufsgcnossenfchaft 398 und von den Ver- sicherten 554 Rekurse eingelegt. Aus den Vorjahren kamen 313 unerledigte Sachen hinzu, so daß insgesamt 118 9 Rekurse zu er- ledigen waren. Von den Rekursen wurden 217 für begründet er- klärt. Davon entfallen auf die Berufsgcnosscnschaft 116 und auf die Verletzten 191; zurückgewiesen wurden 483 Rekurse, davon kommen auf die Berufsgcnosfcnschaft 83 und auf die Versicherten 493; auf andere Weise erledigt wurden 27 Sachen, davon cnt- fallen 13 auf die Verletzten; unerledigt blieben 182 Rekurse der Berufsgenosscnschaft und 266 Rekurse der Versicherten. Von sämt- lichcn(732) erledigten Rekursen sind demnach 191 oder rund ge­rechnet 13,89 Proz. zugunsten der Versicherten entschieden. Ehe die Verletzten endlich Ruhe und ihr Recht fanden, war erst monatelangcS Prozessieren notwendig. Wenn dabei die Verletztenneurasthenisch" oderhysterisch" werden, dann sind es natürlich nicht die Unfallfolgen, durch welche die Erwerbs- Unfähigkeit hervorgerufen ist, sondern dann ist es derK a m p f um die R e n t e", den die Verletzten, getrieben von derS u ch t", eine Rente zu erlangen, führen, um sich demsüßen Nichts- tun" und einembehaglichen Leben" hingeben zu können. Sie sirdeiterorgsniiatisneli Italiens im Jahre 1907. Rom , 12. August.(Eig. Ber.). Die Augustnummer desBulletins" deS ReichsarbeitsamteS .nthält die Statistik der italienischen Arbeiterorganisationen in der ersten Hälfte deS laufenden Jahres. Nach dieser Statistik waren in Arbeitskammern organisiert 392 889 Arbeiter gegen 298 446 im vorigen Jahre, in den zentralisierte» Gewerkschaften 204 271 gegen 173 333 im Vorjahre. Die Fortschritte der Arbeitskammern berteilen sich sehr ungleich über die verschiedenen Gegenden. Den Löwenanteil hat wie üblich die Emilia, die ihre Mitgliederzahl von 118 953 auf 151524 an- wachsen sah. eS folgte der Piemont, der von 19677 auf 31746 stieg, die Lombardei mit 46 674 gegen 38 254 im Vorjahr, Toskana mit 27 934 gegen 18 693, Campanien mit 19343 gegen 12798, Apulien mit 16419 gegen 11325 und Sizilien mit 39 738 gegen 11 164. Die Arbeitskammern L i g u r i e n s, der Marken und KalabrienS sind st a t i o n ä r geblieben, die Veneziens und des Latium sind von 16 999 auf 11999 und von 11999 auf 8999 Mitglieder gesunken. Materiell am besten gestellt ist noch inmier die Arbeitskammer von Mailand , die dank des starken kommunalen Zuschusses 47 999 Lire Jahreseinkommen hat. Auch eine Ausdehnung des Tätigkeitsgebiets zeigt die Statistik. So hatten im ersten Halbjahr 1997 49 Kammern einen Arbeitsnachweis gegen 39 im Vorjahr, 63 eine Rechtsschutzstelle gegen 59, eigene Aerzte 41(gegen 38), Fortbildungsschulen 36(28), Bibliotheken 49(38). Was die Gewerkschaft betrifft, deren Zuwachs wesentlich hinter dem der Arbeitskammern zurückblieb, so sind an ihr vor allem be- teiligt: die Bauarbeiter, Eisenbahner, die Arbeiter der chemischen Industrie, die Glasarbeiter, Porzellanarbeiter, Textilarbeiter und Schuhmacher. Einzig die Gewerkschaft der Seeleute weist einen Rückschritt auf. der sich wohl aus dem letzten verunglückten General- streik der Seeleute erklärt. Eue der f rauenbewegimg* Das beschränkte Frauenwahlrecht. *) Die klare Erkenntnis dessen, daß die Proletarierinnen in ihrem Kampfe für das Wahlrecht nicht auf nennenswerte, be» sonders aber nicht auf treue Unterstützung von bürgerlicher Seite hoffen dürfen, gewinnt dank eines UmstandeS in unseren Tagen erhöhte Wichtigkeit. Es ist die Rolle, welche das beschränkte Fraucnwahlrecht zu spielen beginnt, eine Rolle, die weniger be- deutsam für den Kampf um die politische Emanzipation des ge- samten weiblichen Geschlechts, als für den um die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat ist. In der Tat: wie heute die Dinge liegen, kann das beschränkte Frauenstimmrecht seiner praktischen Bedeutung nach nicht-in erster Linie als fort- schrittliche Errungenschaft, als Konzcssion an die Forderungen des weiblichen Geschlechts gewürdigt werden. Es tritt vor allem als reaktionäre Maßregel auf, bestimmt, dem wachsenden Einfluß der proletarischen Massen eine Fessel anzulegen. Bestimmte geschicht- liche Umstände, die später erörtert werden, bewirken, daß in den Klassen der Besitzenden die Neigung zur Einführung eines Frauen- Wahlrechts wächst, das an einen Zensus geknüpft ist. Ist aber ein beschränktes Frauenstimmrecht gleichbedeutend mit der politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts; muß die sozialistische, die Arbeiterbewegung, um ihrem Programm und ihrem Wesen getreu zu bleiben, auch den Kampf für ein be- schränktes Frauenstimmrecht führen? Das ist eine Frage, vor welche höchstwahrscheinlich in naher Zukunft die sozialistischen Arbeiterparteien aller Länder gestellt werden. Das ist eine praktische Frage, vor welcher die sozialistische Arbeiterbewegung in Norwegen schon gestanden ist, und vor welcher die von England steht. Bei der Antwort darauf muß unseres ErachtenS das Folgende berücksichtigt werden. Prüft man das beschränkte Frauenstimmrecht genau, so er- weist es sich im letzten Grunde immer als ein mehr oder weniger verhülltes Recht des Geldbeutels, des Besitzes. Es trägt ein demo- kratisches Mäntelchcn, hat aber eine plutokratische Seele. Es ist zwiespältiger Natur und charakterisiert sich dadurch schon als ein legitimes Kind des Kapitalismus . Seinem innersten Wesen nach bedeutet es weit weniger die erste Stufe zur politischen Gleich- berechtigung des gesamten weiblichen Geschlechts, als die letzte Stufe der sozialen, der politischen Emanzipation des Besitzes. Es verwirklicht nur die politische Gleichberechtigung zwischen den Be- sitzern von gleich großen Vermögen bezw. Einkommen. Es miß- achtet daher das Recht der Frau als Persönlichkeit und anerkennt nur ihre Macht al» Besitzerin von Eigentum. Es verleiht der Frau nicht Bürgerrecht, weil sie eine Frau, fondern obgleich sie eine Frau ist, nur weil sie als Besitzende auftritt. Was es emanzipiert, ist also nicht das weibliche Geschlecht, wohl aber den weiblichen Geldbeutel, daS weibliche Einkommen. Es läßt folglich auch die breiten Massen der nichtbesitzcnden Frauen nach wie vor rechtlos..... Die eingehende Prüfung deS Wesens eines beschränkten Frauenstimmrechts und im Zusammenhang damit die Darstellung des Kampfes um ein solches in England dünkte uns notwendig. Der Jubel über den Januarsieg des nationalen Blocks dürfte bald verrauscht sein und von neuem Jammer über das unaufhaltsame Anschwellen dersozialdemokratischen Gefahr" abgelöst werden. Wir wissen daher nicht, wie bald in Deutschland die Furcht vor der Sozialdemokratie die bürgerlichen Parteien mit ihrer prinzi- piellen Gegnerschaft gegen die politische Emanzipation des weib- lichen Geschlechts auf den Weg gen Damaskus treiben und zu Aposteln eines beschränkten FrauenstimmrcchtS bekehren kann. Und daß wir in diesem Falle von den deutschen bürgerlichen Frauenrechtlerinnen mehr demokratischen Sinn, eine tiefere theoretische Einsicht und eine festere prinzipielle Haltung erwarten dürften, wie von ihren englischen, holländischen und norwegischen Schwestern: das hieße ihnen mehr zumuten, als ihrem schwachen bürgerlichen Leibe frommt. Dafür spricht nicht nur unsere historische Auffassung, sondern eine Kette langjähriger praktischer Erfahrungen, von denen einige früher angeführt worden sind. Wir könnten nichts Verkehrteres tun. als angesichts der sich entwickelnden Verhältnisse in Vogclstrauhpolitik den Kopf in den Sand der ge- fühlsgcschwollencn Beteuerifngen zu stecken, der zur Frage von einem Bäckcrdutzendradikaler" Frauenrechtlerinnen aufgewirbelt wird. Nun liegt allerdings in Deutschland die Situation in mehr als einem Punkte anders als in England. Nicht zum mindesten auch insofern, als wir in Deutschland eine kräftige, zielklare sozialistische Frauenbewegung haben, die stetig an Einfluß auf das weibliche Proletariat gewinnt. Seit langen Jahren grundsätzlich scharf in Theorie und Praxis von der bürgerlichen Frauenrechtelei getrennt, hat sie je und je für daS allgemeine Frauenstimmrccht, für die vollste Demokratisierung des Wahlrechts überhaupt gekämpft. Allein die Genugtuung darüber darf uns nicht vergessen lassen, daß noch Millionen Frauen indifferent oder zum mindesten un° geschult außerhalb dieser Bewegung stehen. Da liegt die Ge- fahr nahe, daß große Kreise von ihnen durch die bürgerlichen Schaumschlägcreien mit dem Prinzip der Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts über die reaktionäre Natur eines beschränkten Frauenstimmrechts getäuscht werden könnten. Dem gilt es vor- zubeugen, und je früher und gründlicher wir das besorgen, um so besser. Die aufgezeigte Sachlage mutz den Massen der prolc- tarischcn Frauen zum Bewußtsein gebracht werden. Sie müssen die Ilcberzeugung gewinnen, daß sie im Kampfe für ihre volle soziale Emanzipation auf die eigene Kraft und auf die ihrer Klasse angewiesen sind. Lichtenberg . In der in Lichtenberg stattgefundenen öffcnt- lichen Versammlung der sozialdemokratischen Frauen des Kreises Niedcr-Barnim hielt Genosse Schütte einen Vortrag überDie Bedeutung deS Parteitages für die Frauen". Außer vom Re- ferenten wurde noch von einer Genossin betont, wie wichtig und notwendig es sei, daß bei der jetzt ständig wachsenden Zahl der sozialdemokratischen Frauen unseres Kreises diese auch auf dem Parteitage vertreten sein müßten. Zum deutschen Parteitage in Essen wurde Genossin N e u m a n n- Weißensee einstimmig ge- wählt; zur Provinzialkonferenz wurde Genossin Liebermann- Lichtenberg delegiert. ) Aus der Broschüre: Zur Frage deS Frauenwahlrechts von Clara Zetkin - Berciil der Lehrlinge, jugendlichen Arbeiter und Rrbeiterinne« Berlins und Umgegend, Abteilung VII. und XVII. Abends 8 Uhr Versammlung bei Nix, HagelSbergerswaße 2. Abteilung Charlottenburg Sonnabend, den 17. August, abends 8'/, Uhr, imVolkSyauS", Rosinen- strafte 3: Versammlung.