wird, darüber hatte am Donnerstag das Landgericht in O l d e n« bürg i. Gr. zu entscheiden. Angeklagt war der Genosse M e tz e vom„Norddeutschen V o l k s b l a t t" in Bant-Wilhelmshaven. Ein Landmann war in Wilhelmshaven von der falschen Seite in eine schmale Strasse gefahren. Er setzte, in dem Glauben, richtig in die Straße gefahren zu sein, seiner Verhaftung Widerstand cnt- gegen und wurde gewaltsam zur Wache gebracht. In der Kritik dieser Festnahme ist das Wort„polizeiwidrig" gebraucht und deshalb ist Strafantrag gestellt wegen Veamtenbeleidigung. Nach der um- fangreichen Zeugenvernehmung beantragte der Staatsanwalt 100 M. Geldstrafe eventuell 10 Tage Gefängnis. Das Gericht erkannte aus Freisprechung. Eine weitere Verhandlung gegen den Genossen Metze führte zu seiner Verurteilung zu einem Monat Gefängnis. Im Dezember vor. Js. übernahm er einen längeren Artikel aus der„Brauerei- arbeiter-Zeitung", der sich mit der Verurteilung zweier Genossen in Norden beschäftigte, die anläßlich des Boykotts der Firma Doornkaat daselbst wegen Vergehens gegen die ßZ 152 und 153 der Gewerbeordnung vom Schöffengericht Norden zu sechs resp. vier Wochen Gefängnis verurteilt worden waren. Der Artikel trug die Ueberschrift:„Die blinde Göttin Justitia ". Obwohl auf ihre Berufung hin die beiden Genossen von der Strafkammer in Nurich freigesprochen wurden, stellte der Präsident des Landgerichts Aurich doch Strafantrag gegen das„Norddeutsche Volksblatt" wegen �eS dem Schöffengericht Norden gemachten Borwurfs der parteiischen Ncchtjprechung. Nach Verlesung beider Gerichtsurteile beantragte der Staatsanwalt drei Monate Gefängnis. Das Gericht kam zu obiger Strafe, weil der Vorwurf der Parteilichkeit der schwerste sei, der einem Gericht gemacht werden kann. Taö Gefängnis verlassen hat Genosse Dickreiter von der »Al.tenburger Volkszeitung" nach längerer Haft. Verlln und Qmgegena. Achtung, Sattler, Täschner , Portefeuiller? Der Streik bei der Firma Ludwigs u. Casparius, [unterschreiben, werden nach Bedarf eingestellt." Nach„Bedarf", das heißt mit anderen Worten: alle unliebsamen Elemente sollen weiter ausgesperrt bleiben, sollen weiter mit Weib und Kind dem co li v. � � Elend preisgegeben werden, da sie es wagten, ihren Arbeitsbrüdcrn Nitterstr. 27, dauert unverändert fort. Nach wie vor weigert stch©olidaritätsgcfiihl entgegenzubringen. Die Getreidcträgcr haben die Firma den zwischen den.lrbeitnchmern der �.ranche und der. einen Aufruf an die Königsbergcr Arbeiter erlassen, in welchem „Lederwarenfabr.kanten-Verelnigung vor dem E.n.gungsamt des � fje � Klasscngcnosjen um moralische Unterstützung im schweren Berliner (�ewerbegerichts abgcjchlosienen Tarifvertrag an- bitten, da sie nicht gesonnen sind, sich zu unterwerfen. zuerkennen, der unter anderem für die Arbeiter eine Lohnerhöhung Ö 1 ♦ ü GewerklcbaftUcbc**. Die gewerkschaftliche Bewegung in Rußland . Zum bevorstehenden allrussischen Gewerkschaftskongreß hat die mit seiner Einberufung betraute Agitationskommission sich der mühevollen Arbeit unterzogen, statistische Materialien über den gegenwärtigen Stand der gewerkschaftlichen Bewegung Rußlands zu sammeln. Obwohl die gewonnenen Zahlen nach dem Geständnis der Kommission selbst nicht als einwandsfrei gelten können— in hohem Maße infolge der geheimen Existenz vieler Gewerkschaften— so verdienen sie, als erster Versuch dieser Art, trotzdem große Beachtung und wir geben sie daher im Auszug wieder. Im Frühjahr 1907 bestanden in ganz Rußland 652 Ge- werkschaften mit 246272 Mitgliedern. Ihre Verteilung auf die einzelnen Industrien ist folgende: Die geographische Verteilung der Gewerkschaften bietet folgendes Bild: Organisierte Arbeiter: Maskauer Industriegebiet 60 842 Nordisches Gebiet... 53 514 Polen ....... 47 712 Kaukasus ...... 16 172 Andere Gebiete erreichen Organisierten. Betrachten wir Schwarzmeergebiet Nordwestgebiet.. Wolgagebiet... Kleinrußland... nicht die Zahl von 15 498 14 553 12 345 11309 10000 die Verteilung der Organisierten nach Städten, so finden wir ein ausgesprochenes Vorwiegen von Großstädten, deren 3 ca. 180000 Organisierte, das heißt über 70 Prozent der Gesamtzahl umfassen; Petersburg und Moskau allein weisen fast 100000 gleich über 40 Proz. auf. Es entfallen auf Petersburg Moskau. Lodz .. Warschau . 51 723 Organis. 48 051 26 193 17 117 Baku ... Odessa ... JekaterinoSlaw Wilno... 11 813 Organis. 9 730 7 382 7 375 Ihrer Größe nach sind die Gewerkschaften äußerst ver- schieden, es dominieren jedoch kleinere mit geringen Mitglieder- zahlen: lieber 5000 Mitglieder haben: 6 Gewerksch. mit inSges. 54 293 Von 3000— 5000,, 9„. 35 627 K „ 1000-3000., 80„, 42 393 S „ 500-1000, 45. 34 561= „ 100-500„, 213..„„ 50 473 ST Wenig, als 1000„, 349, 27 983" Interessant ist auch das Verhältnis der Zahl der Organi- sierten mit derjenigen aller Arbeiter einzelner Industrien: es erweist sich, daß nur im Buchdruckgewerbe ein bedeutender Teil der Arbeiterschaft organisiert ist— nämlich 28000 gleich 48 Proz. der Gesamtzahl; von diesen 28 000 entfallen allein auf Petersburg 11000. Dem Buchdruckgewerbe folgen die Metallindustrie mit 8,6 Proz., die Nahrungsmittelbranche mit 7.2 Proz., die Lederindustrie mit 7,1 Proz. der in diesen be- schäftigten Arbeiter. Andere wichtige Industrien erreichen nicht einmal diese bescheidenen Zahlen, so weist z. B. der Bergbau 1,1 Proz. auf. Auf die Gesamtzahl der industriellen Arbeiter berechnet(nachher neuesten Arbeit vonPogoschew— 7 Millionen) beträgt ber Prozentsatz der Organisierten nur 3,5 Proz. Es sind somit für den gegenwärtigen Stand der geWerk- schaftlichen'Bewegung in Rußland drei Tatsachen charakteristisch: die geringe Zahl der Organisierten im Vergleich zur gesamten Arbeiterschaft, ferner ihre Zersplitterung in kleine Vereine mit geringen Mitgliederzahlen, endlich auch das Dominieren der Großstädte in der Bewegung, Diese Tatsachen finden einer- seits in der kurzen Dauer der Gewerkschaftsbewegung— sie zählt kaum zwei Jahre—, andererseits in den ungünstigen äußeren (politischen) Verhältnissen, die ihre Entwickelung hemmen, vollauf Erklärung. Es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß bei einigermaßen gesunden Existenzbedingungen die gewerkschaftliche Bewegung in Rußland einen ungeahnten Aufschwung nehmen wird. Dafür bürgt uns das mächtige Streben des Proletariate nach Organisation und Zusammenschluß, welches in bewogen hat. in den dem Oktobermanifest gefolgten kurzen Freiheits- tagen zur Organisation von Kampfverbänden gegen das Unternehmertum zu schreiten und jetzt alles in den zwei Jahren Geschaffene mit zäher Kraft gegen den geeinten An- -m der politischen Reaktion und der industriellen Scharf- 'r zu verteidigen._ von 5 Proz. vorsieht. Da die Firma der Fabrikantenvcrcinigung nicht angehört, haben wir verschiedentlich versucht, Verhandlungen wegen Einführung des Vertrages anzuknüpfen, wurden aber jedes- mal mit dem Hinweis auf die schlechte Konjunktur hinaus- komplimentiert. Die Erbitterung darüber stieg mit jedem Tage. Als dazu nun noch die willkürliche, durchaus unberechtigte Eni- lassung eines Kollegen kam, war es mit jeder Zurückhaltung vorbei, die Anerkennung des Vertrages wurde gefordert, und da auch jetzt noch sich die Firma weigerte, die Arbeit kurzerhand eingestellt. Allerdings mit wenig Erfolg wendete nun die Firma alle Mittel auf, um Arbeitswillige für ihren Betrieb zu bekommen. Um jedes Jnverbindungtreten der streikenden Kollegen mit den Arbeitswilligen zu verhindern, unterzogen sich die Herren Ludwigs sen. und Ludwigs jun. sowie auch unser ehemaliger Kollege Georg Standke in höchst eigener Person der Mühe, die„teuren Arbeitskräfte" nach Hause zu begleiten. Daß dieser Kampf der Firma sichtlich unangenehm ist, beweist die Tatsache, daß die Firma sich müht, die Sache so darzustellen, als hätte sie die Kollegen entlassen und sonst wäre alles in bester Ordnung. Ueber den Schaden, den die Firma bisher schon hatte, lassen wir am besten die Firma selbst reden, ging uns doch durch den Rechts- beistand der Firma, dem Herrn Rechtsanwalt Dr. Ludwig Fla tau folgendes Schreiben per Rohrpost zu: Berlin , den 22. August 1907. An den Verband der Sattler , Berlin . Die Herren Ludwigs u. Casparius hier, Ritterstr. 27, haben mich mit Wahrnehmung ihrer Rechte beauftragt. Namens und in Vollmacht derselben ersuche ich hiermit den Verband, sofort nach Empfang dieses Schreibens die vor dem Hause Ritter- straße 27 seit 26. Juli 1907 aufgestellten Streikposten zu ent- fernen, da dieselben die Arbeitswilligen der Firma Ludwigs u. Casparius überfallen, bedroht und mißhandelt haben. Wegen dieser Straftaten ist bereits bei den Polizeirevieren 4l und 48 zu Berlin das Ermittelungsverfahren eingeleitet. Sollte diese Aufforderung fruchtlos verlaufen, so wird die Firma Ludwigs u. Casparius den Verband für den entstehenden Schaden, welcher sich auf wöchentlich 560 bis 1000 M. bcläuft, verantwort- lich machen. Es dürfte dem Verband denkbar genau bekannt sein, daß es sich vorliegend nicht um einen Streik, sondern lediglich um Leute handelt, welche am 25. Juli er. ent- lassen sind, so daß eine Entscheidung des Gewerbegerichts nicht herbeigeführt werden kann. Hochachtungsvoll Der Rechtsanwalt Dr. F l a t a u. Zu diesem Schreiben wäre noch kurz zu bemerken, daß wir Wirklich denkbar genau wissen, daß es sich um einen Streik handelt, daß wir aber allerdings nicht dafür können, wenn die Firma samt ihrem Rechtsbeistand etwas anderes daraus machen möchte. Was die Drohung bezüglich des Schadenersatzes betrifft, so wundert es uns wirklich, daß ein Jurist derartiges mit seinem Namen zeichnet, denn wir haben immer geglaubt, daß das juristische Studium auch an dem§ 152 der Gewerbeordnung vor- überführt. Im übrigen sehen wir dem weiteren Verlauf der Sache in aller Ruhe entgegen. Wir werden unsere Streikposten so lange ausstellen, bis die Firma Ludwigs u. Casparius den Vertrag auch für sich als rechtsverbindlich anerkennt. Nur darum führen wir den Kampf und erwarten, daß alle unsere Berufskollegen uns durch Fernhaltung jeglichen Zuzuges in diesem Kampfe untev stützen werden. Die Ortsverwaltung Berlin des Verbandes der Sattler . Achtung, Kleber! Gesperrt und streng zu meiden sind: Firma Feh, Bauten Kaiser Friedrich- und Reuterstraße-C!ke in Rixdorf, und die Bauten der Firma Kamm, Rixdorf, Hermannstr. 66. Steinmetzstraße Ecke Schillerpromenade.Ockerstr. 3, Hermannstr. 171 und in Berlin , Greifswalderstraße Ecke Pasteurstratze. Verbandsleitung der Tapezierer. Achtung, Weber! Bei der Firma I. Elsbach u. Co.(Doppel Plüschweberei) bestehen Mißhelligkeiten zwischen den Geschaftsl inhabern und den Webern, die ihre eigentliche Ursache in dem starken Arbeiterangebot haben dürften. Die dort vorhandenen 22 Stühle sind sämtlich besetzt; gleichwohl haben sich 40 Weber aus Berlin und Umgegend— keineswegs Arbeitslose— dortselbst vormerken lassen. Vor etwa vierzehn Tagen erkrankten zwei Weber, denen man sofort erklärte, die Stühle würden sofort besetzt werden. Dies geschah auch, obgleich der Ausschuß um eine nur aushülfs- weise Besetzung bat und obgleich zu der nämlichen Zeit einige der dort beschäftigten Weber wegen Materialmangels(Poile) feiern mußten. Die Antwort, welche die Arbeiter bekamen, charakteri siert das„Harmonieverhältnis" zur Genüge:„Das machen wir, wie wir wollen!"„Darüber lassen wir uns keine Vorschriften machen!" usw. Auch geniert sich einer der Herren Chefs vor Titulatoren wie„Gewissenloser Arbeiter" und ähnliche durchaus nicht. Die Firma war, ehe sie mechanische Stühle hatte, bei den Hauswebern wegen der von ihr gezahlten überaus niedrigen Löhne geradezu be— rühmt. Alle Umstände deuten darauf hin, daß diese Berühmtheit auch bei den Fabrikwebern erreicht werden soll.— Wir möchten die Kollegen draußen deshalb warnen, sich zu Lohndrückern brauchen zu lassen. Die Beschäftigten, sämtlich organisiert, geben iederseit aern Auskunft, wie die Dinge liegen. Also Vorsicht I Zentralverband der Textilarbeiter. Deutfcstea Reith. Achtung, Klempner! Seit 16 Wochen stehen die Klempner in Bremerhaven und Umgegend im Streik. Wir erwarten von unseren Kollegen, daß etwaige Arbeitsangebote zurückgewiesen werden. Bremerhaven ist auf weiteres für Klempner gesperrt. Deutscher Metallarbeiterverband. Zur Aussperrung der Getreideträger in Königsberg i. Pr. Als der Friede im Königsberger Hafen durch Vertrag vor dem Einigungsamt des Gewerbegerichts wieder hergestellt war. blieben, wie bekannt, die Getreideträger ausgesperrt, die am 3. Mai d. I. mit den gemaßregelten und ausgesperrten Schiffsarbeitern ge- meinsame Sache machten, da sie nicht Streikbrccherarbeiten ver- richten wollten. Damals hieß es beim Vertragsabschluß, daß die Kaufmannschaft in naher Zeit auch mit den Getreideträgern wegen tariflicher Vereinbarung in Verhandlung treten werde. Der erste Herbstmonat, der September, rückt heran, bis zur Stunde haben sich aber die Königsber�er Handelsherren nicht veranlaßt gesehen, ihr Versprechen einzulösen, obgleich die ausgesperrten Getreide- träher wiederholt ehrlich und mannbar eine Annäherung ver- suchten. Vier Monate bald hat also die Königsberger Kaufmann- schaft die Hungcrsperre über die Getreideträgcr aufrecht erhalten, das ist doch wahrhaftig von diesen Herren, die zumeist der so- genannten„Freisinnigen Volkspartei " angehören, echt„liberal". Die Getreideträger haben bisher, im Vertrauen auf ihre gerechte Sache, treu zusammengehalten. Die Arbeit im Hafen beginnt jetzt umfangreicher zu werden und die Handelsherren lassen es sich Mühe und Geld kosten,„Arbeitswillige" heranzuziehen, und muten gleichzeitig den Ausgesperrten zu, sich bedingungslos zu unter- werfen. Auf eine Eingabe an das Gcwerbegericht zum Zwecke der Vermittclung erhielten die Ausgesperrten folgende Nachricht:„Die Getreideträgcr, die sich im Arbeitsnachweis der Kaufmannschaft melden und die Bedingungen, die ihnen dort vorgelegt werden, Die Königsbergcr Hafenarbeiter-Aussperrung zeitigte in böser Folge am letzten Donnerstag vor der Strafkammer auch noch ein Trauerspiel. Auf der Anklagebank nahmen fünf Personen Platz; sie sollten einige Arbeitswillige von der„Guahzba" verpriigelt haben und befanden sich seit dem 13. Mai d. I., das ist der Tag der Schlägerei, im Untersuchungsgefängnis. Anfänglich waren über zwanzig Personen verhaftet worden, die dann im Lause der JUit bis auf die angeführten fünf Hafenarbeiter wieder freigelassen wurden, da das Antlagematcrial nicht ausreichte, um mit Gewiß- heit eine Bestrafung hcrbcizusührcn. Auch bei der Gerichts- Verhandlung schwebte alles zwischen Himmel und Erde. Die als Zeugen geladenen Arbeitswilligen konnten nicht ermittelt werden, sie mögen wohl schon wieder irgendwo das„heilige Kapital" retten, und so mutzte sich die Anklage darauf beschränken, ihre Aussagen aus der Voruntersuchung zu verlesen. Da hieß es denn immer: „Wer mich geschlagen, kann ich nicht sagen!"— Nur einer führte mündlich aus:„Er habe einen Schlag über den Kopf und einen Messerstich in den Arm erhalten, und sei acht Tage arbeitsunfähig gewesen." Der Staatsanwalt schlägt hohe Strafen bor, obwohl auch er zugibt, daß die Tat der Ausgesperrten menschlich erklärlich sei, da sie gegen die fremden Arbeiter crbitert gewesen. Er be- antragt gegen den Hauptangeklagtcn Staats drei Jahre Gc- fängnis. Das Gericht fällt folgendes Urteil: Die Angeklagten Gutzeit und Ha man werden freigesprochen, der Angeklagte Staats wird zu einem Jahre drei Monaten, B r e i t a g zu neun und Pultke zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt. Als verbüßt durch die Untersuchungshast werden für Staats und Breitag je zwei Monate, für Pullke ein Monat in Anrechnung gebracht. Am Tage nach der Schlägerei brachten die bürgerlichen Zeitungen Königsbergs , voran wie immer die edle„Hartungsche", das Organ des seligen Eugen Richter , lange Artikel, in welchen sie die Bolzerci als Landfriedensbruch zu schildern suchten.— Das sind so die traurigen Begleiterscheinungen des wirtschaftlichen Klassenkampfes. In den Filzfabriken von Julius F e i n s Söhne. Hermann Müller und Paul Otto zu Hartha i. S. sind die Arbeiter wegen Lohndifferenzen in den Ausstand getreten. Die Zahl der Streikenden beträgt 400._ Nicht betteln, nicht bitten! Die Kutscher des städtischen Fuhrparks in Nürnberg hatten bisher nur alle vier Wochen einen freien Sonntag. Sie baten in einer Eingabe an den Stadtmagistrat, ihnen alle drei Wochen einen freien Sonntag zu gewähren. Der vortragende Stadtrat beantragte Genehmigung. Ein anderer Rat meinte jedoch vor der Abstimmung, nur alle drei Wochen einen freien Sonntag sei ein bißchen wenig. Darauf der vortragende Rat:„Die Kutscher v e r» langen ja nicht mehr als alle drei Wochen einen Sonn. tag. sie„bitten" ja„untertänigst" und schreiben„Hoch- derselbe". Der andere Rat:„So? Ja, dann ziehe ich meinen Antrag zurück."_ Eine gelbe Gewerkschaft wurde nun auch unter den Textil» arbeitern in Bayreuth gegründet, und zwar genau nach dem Muster der gelben Vereine in Augsburg . Vorläufig zählen aber nur Ober-, Untermcister und Vorarbeiter zu den Mitgliedern. Um die Arbeiter als Mitglieder zu bekommen, wird erst— wie überall— der„erlaubte" Terrorismus einsetzen. IZusland. Die passive Resistenz haben die Eisenbahner in Basel , wie bereits telegraphisch berichtet, mit allen gegen 30 Stimmen grund- sätzlich beschlossen und sie soll Ende September zur praktischen Anwendung gelangen, wenn bis dahin die Forderungen des Per- sonals nicht erfüllt sind. Diese betreffen in erster Linie dje Ver- mehrung des Personals, hauptsächlich der Eisenbahnarbeiter, deren Zahl absolut unzulänglich ist. so daß sie sich im Zustande be- ständiger Ueberanstrengung befinden. Daneben handelt es sich um die Bezahlung der Uebcrstunden, die von der Post bereits ge- währt wird, von den Bundesbahnen aber schmählicherweise nicht. Bereits am 27. April dieses Jahres hat das organisierte Personal eine bezügliche Eingabe an die Kreisdirektion gerichtet, jedoch bis heute noch keine Antwort erhalten. Es wurde nun beschlossen, sich auch noch an die Basler Regierung und an den VerwaltungSrat der Bundesbahnen zu wenden. Der Hafenarbeiterstreik in Antwerpen . Mehrere Getreidedampfer ersetzten die Engländer durch Ele- vatoren. Ernste Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. Die Schiffsagenten der regelmäßigen Dampferlinien nach Antwerpen beschlossen. 1 Million Gulden zur Fortsetzung des Widerstandes gegen die Streikenden zu bewilligen. Die Dockarbeiter in Gent weigern sich, die aus Antwerpen kommenden Schiffe zu entladen. Der Streik kann sich leicht noch auf andere Plätze übertragen. Letzte JVaebnehten und Depefeben, Ungetreuer Beamter. Gelsenkirche», 24. August. (W. T. B.) Der Steuerkaffenassistcn« Laos wurde verhaftet unter der Beschuldigung, eine Summe von 18—20 000 M. unterschlagen zu haben. Explodierte Feuerwerkskörper. Bari , 24. August. (W. T. B.) Während ein Wagen mit Feuer- werkskörpern durch das Dorf Capurso fuhr, explodierten diese. Bier Personen wurden getötet zehn verwundet; die Häuser in der Nähe wurden beschädigt._ Schneiderstreik. Budapest » 24. August. (B. H. ) In der hiesigen Damen - konfektionsbranche ist heute der Generalstreik ausgebrochen. Ten Schergen ausgeliefert. Odessa , 24. August.'(W. T. 23.) Der Matrose Matuschenko. der Führer der Meuterei auf dem Panzerschiff„Fürst Potemkin" im Juni 1905. der nach seiner Rückkehr aus Rumänien untex falschen Namen in Nikolajew lebte, ist hier verhaftet worden, Eisenbahnunglück in Ruhland. Petersburg, 24. August. (W. T. 23.) Zwischen Petersburg und PawlowSk erfolgte ein Zusammenstoß zweier Eiseubahnzüge, beide Lokomotiven wurden beschädigt, der Gepäckwagen und ein Wagen dritter Klasse zertrümmert. Ter Zugführer und zwei Passagiere wurden getötet und mehrere verletzt. SchiffSkatastrophe. K-npantinopel, 24. August.<W. T. B.) Bon dem infolge ein« Kesselcxplosion gesunkenen griechischen Dampfer„LycaviyeS" sind zwölf Personen gerettet worden. Die Zahl der Opfer beträgt 18. Verantm Redakteur: Sans Weber. Berlin . Inseratenteil verantw.: Tb. Glocke, Berlin . L&ick u.Verlaa: Vorwärts Buchdr. u. Verlagsanstalt Paul Singer Lc Co.. Berlin 8 W. Hierzu 4 Beilagen»
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten