».« a»« i. Jltiliijc iitü.lütiiiitls" jittlinct iloltelilntl.»--»>»»» Die proletarifche Internationale in Stuttgart . Internationaler fozialiftilcber Kongreß. Stuttgart , 24. August. (Telegraphischer Bericht.) Singer eröffnet die Sitzung kurz nach 10 Uhr. Huysmans verlieft die eingegangenen Begrüßungsschreiben, darunter solche von oer sozialdemokratischen Lokalorganisation in Koschrech (Äöhmen), aus B u d a p e st, vom Sozialdemokratischen Verein in Kiel , vom Parteitag der sozialdemokratischen Partei Lit- t a u e n s und von einer Vereinigung naturwissenschaftlicher Fach. schriftsteller in Frankfurt a. M. Darauf tritt der Kongreß in die Tagesordnung ein: De « Militarismus und die internationalen Konflikte. Dazu liegt die folgende Resolution be» Kommission vor: »Der Kongreß bestätigt die Resolutionen der früheren inter» nationalen Kongresse gegen den Militarismus und JmperialiS« muS und stellt aufs neue fest, daß der Kampf gegen den Mili- tariSmuS nicht getrennt werden kann von dem sozialistischen Klassenkampf im ganzen. Kriege zwischen kapitalistischen Staaten sind in der Regel Folgen ihres Konkurrenzkampfes auf dem Weltmarkte, denn jeder Staat ist bestrebt, fein Absatzgebiet sich nicht nur zu sichern, sondern auch neue zu erobern, wobei Unterjochung fremder Völker und Länder eine Hauptrolle spielt. Diese Kriege ergeben sich weiter aus den unaufhörlichen Wettrüstungen des Militarismus, der ein Hauptwerkzeug der bürgerlichen Klassenherrschaft und der wirtschaftlichen und politischen Unterjochung der Arbeiter» klasse ist. Begünstigt werden die Kriege durch die bei den Kultur. Völkern im Interesse der herrschenden Klassen systematisch ge- nährten Vorurteile des einen Volkes gegen das andere, um da. durch die Massen des Proletariats von ihren eigenen Klassen. aufgaben sowie von den Pflichten der internationalen Klaüen- solidarität abzuwenden. Kriege liegen also im Wesen des Kapitalismus; sie werden erst aufhören, wenn die kapitalistische Wirtschaftsordnung be- seitigt ist oder wenn die Größe der. durch die militärtechnischc Entwickelung erforderlichen Opfer an Menschen und Geld und die durch die Rüstungen hervorgerufene Empörung die Völker zur Beseitigung dieses Systems treibt. Daher ist die Arbeiterklasse, die vorzugsweise die Soldaten zu stellen und hauptsächlich die materiellen Opfer zu bringen hat, eine natürliche Gegnerin des Krieges, der im Widerspruch zu ihrem Ziele steht: Schaffung einer auf sozialistischer Grund- läge beruhenden Wirtschaftsordnung, die die Solidarität der Völker verwirklicht. Der Kongreß betrachtet es deshalb als Pflicht der arbeitenden Klasse und insbesondere ihrer Vertreter in den Parlamenten, unter Kennzeichnung des Klassencharakters der bürgerlichen Ge- sellschaft und der Triebfeder für die Aufrcchterhaltung der nationalen Gegensätze, mit allen Kräften die Rüstungen zu Wasser und zu Lande zu bekämpfen und die Mittel hierfür zu verweigern, sowie dahin zu wirken, daß die Jugend der Ar- beiterklasse im Geiste der Völkerverbrüderung und des Sozia» lismus erzogen und mit Klassenbewußtsein erfüllt wird. Der Kongreß sieht in der demokratischen Organisation des Heerwesens, der Volkswchr an Stelle der stehenden Heere, eine wesentliche Garantie dafür, daß Angriffskriege unmöglich und die Ueberwindung der nationalen Gegensätze erleichtert wird. Die Internationale ist außerstande, oie in den verschiedenen Ländern naturgemäß verschiedenen, der Zeit und dem Ort ent- sprechenden Aktionen der Arbeiterklasse gegen den Militarismus in starre Formen zu bannen. Aber sie hat die Pflicht, die Be- strebungen der Arbeiterklasse gegen den Krieg möglichst zu ver- stärken und in Zusammenhang zu bringen. Tatsächlich hat seit dem Internationalen Kongreß in Brüssel das Proletariat in seinen unermüdlichen Kämpfen gegen den Militarismus durch die Verweigerung der Mittel für Rüstungen zu Wasser und zu Lande, durch die Bestrebungen, die militärische Organisation zu demokratisieren, mit steigendem Nachdruck und Erfolg zu den verschiedensten Aktionsformen gegriffen, um den Ausbruch von Kriegen zu verhindern oder ihnen ein Ende zu machen, sowie um die durch den Krieg herbeigeführte Aufrütte- lung der Gesellschaft für die Befreiung der Arbeiterklasse aus- zunutzcn: so namentlich die Berständigung der englischen und fran- zösischcn Gewerkschaften nach dem Faschodafall zur Sicherung des Friedens und zur Wiederherstellung freundschaftlicher Be- Ziehungen zwischen England und Frankreich ; das Vorgehen der sozialdemokratischen Parteien im deutschen und im französischen Parlament während der Marokkokrise! die Kundgebungen, die zum gleichen Zweck von den französischen und deutschen Sozia- listen veranstaltet wurden; die gemeinsame Aktion der Sozialisten Oesterreichs und Italiens , die sich in Trieft versammelten, um einem Konflikt der beiden Staaten vorzubeugen; weiter das nach- drückliche Eingreifen der sozialistischen Arbeiterschaft Schwedens zur Verhinderung eines Angriffs aus Norwegen ; endlich der heldenhafte opferwillige Kampf der sozialistischen Arbeiter und Bauern Rußlands und Polens , um sich dem vom Zarismus ent- fesselten Krieg zu widersetzen, ihm ein Ende zu machen und die Krise des Landes zur Befreiung der arbeitenden Klasse auszunutzen. Alle diese Bestrebungen legen Zeugnis ab von der wachsenden Macht des Proletariats und von seiner wachsenden Kraft, die Aufrcchterhaltung des Friedens durch entschlossenes Eingreifen zu sichern; die Aktion der Arbeiterklasse wird um so erfolg- reicher sein, je mehr die Geister durch eine entsprechende Aktion vorbereitet und die Arbeiterparteien der verschiedenen Länder durch die Internationale angespornt und zusammengefaßt werden. Der Kongreß ist der Ueberzeugung, daß unter dem Druck deS Proletariats durch eine ernsthafte Anwendung der Schieds- gerichte an Stelle der kläglichen Veranstaltungen der Regierungen die Wohltat der Abrüstung den Völkern gesichert werden kann. die es ermöglichen würde, die enormen Aufwendungen an Geld und Kraft, die durch die militärischen Rüstungen und die Kriege verschlungen werden, für die Sache der Kultur zu verwenden. Droht der Ausbruch eines Krieges, so sind die arbeitenden Klassen und deren parlamentarische Vertretungen in den be- teiligten Ländern verpflichtet, unterstützt durch die zusammen- fassende Tätigkeit des Internationalen Bureaus, alles aufzu- bieten, um durch die Anwendung der ihnen am wirksamsten erscheinenden Mittel den Ausbruch des KrivgeS zu verhindern, die sich je nach der Verschärfung des Klassenkampfes und der Verschärfung der allgemeinen politischen Situation naturgemäß ändern. Falls der Krieg dennoch ausbrechen sollte, ist es die Pflicht, für dessen rasche Beendigung einzutreten und mit allen Kräften dahin zu streben, die durch den Krieg herbeigeführte Wirtschaft- liche und politische Krise zur Aufrüttelung des Volkes auszu- nutzen und dadurch die Beseitigung der kapitalistischen Klassen. Herrschaft zu beschleunigen." Berichterstatter Banbervelde- Brüssel (mit lebhaftem Händeklatschen empfangen)—(die Uebersetzung wird von Viktor Adler gegeben): Im Namen der Kommission habe ich Ihnen die dort beschlossene Resolution zur Annahme vorzulegen. Sie ist lang, vielleicht die längste, die je einem internationalen Kongreß vorgelegt ist. Aber wir hatten nicht die Zeit, sie kürzer zu machen. Als wir eine Abkürzung versuchten, ergab sich sofort eine Trübung ihres klaren Sinnes und eine Lücke in ihrem In- halt. Die Resolution ist einstimmig angenommen worden.(Bravol) Das mußte sie. Ueber unsere Stellung zum Kriege und zum Militarismus konnte es Meinungsverschiedenheiten nicht geben, denn das wären Differenzen gewesen, die die Grundlagen des Sozialismus selbst berührt hätten. Wir haben einstimmig erst die internationale Solidarität als Pflicht der Arbeiter festgesetzt, und ich habe dieses Prinzip nicht lange zu erläutern vor einer Ver- sammlung, die die lebendige Verkörperung des Wortes von Karl Marx ist:„Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!"(Sehr gut!) Die Proletarier haben überall dieselben Partei- und Klassen- tnteressen, welchen Teil der Erde sie auch bewohnen, und haben mehr Gemeinschaft und Verwandtschaft untereinander, als mit den übrigen Klassen des Landes, das sie bewohnen. Weiter waren wir einig über das, was uns Vaillant und Bebel in so wu.nderbar klarer Weise in ihren Reden auseinander gesetzt haben, daß die Voraussetzung unserer Jnternationalität selbst das Bestehen freier und autonomer Nationen ist. Die Internationale der Arheiter ist nicht eine amorphe Masse ohne Gliederung und Gruppierung, sondern eine freie Vereinigung, ein Bund nicht nur von selb- ständigen Staaten, sondern auch von Nationen, denen die Inter - nationale ihre Autonomie wiedergegeben hat, wie den Polen.(Leb- hafter Beifall.) Wir haben die vollste Berechtigung der nationalen Gliederung anerkannt, rückhaltloser und ehrlicher, als das je eine bürgerliche Partei könnte. Nun wissen wir ja, daß trotz dieser nationalen Gesinnung, die uns alle beseelt, französische Zeitungen der Bourgeoisie nicht aufhören werden, die deutsche Sozialdemo- kratie als die einzig nationale zu bezeichnen, während die deutschen Zeitungen die Sozialdemokratie Frankreichs als diejenige„rühmen" werden, die allein fest am Vaterlande halte.(Sehr wahrl und Heiterkeit.) Diese Widersprüche der Anschauungen zerstören sich selbst, und unsere Resolution spricht erneut die Tatsache aus, daß man die Existenz der Nationen als notwendig anerkennen kann, ohne dadurch den internationalen Zusammenhang der Arbeiter irgendwie ahzuschwächen. Die notwendige Folge dieser unserer Ueberzeugung war die Anerkennung des unveräußerlichen Rechtes jeder Nation, ihre Unabhängigkeit gegen jeden Angriff von außen zu verteidigen.(Beifall.) Die Anerkennung der Nationen be- dingt auch die Notwendigkeit technischer Einrichtungen zu ihrer Verteidigung. Darum schlägt die Kommission die Miliz als Bolls- wehr vor, als Mittel der Verteidigung der Selbständigkeit der Nationen und als wirkliche Schutzwehr gegen die Unterdrückung des inneren Feindes durch den Militarismus. Denn im kapitali - stischen Militarismus ist die Pflicht, das Vaterland zu verteidigen, weniger wichtig für den Soldaten, als die, auf Vater und Mutter zu schießen.(Lebhafte Zustimmung.) Gegen die Forderung der Miliz sind von zwei Seiten Einwände erhoben worden. Die Schweizer Genossen haben ausgeführt, daß ihre Miliz von Offi- zieren aus den herrschenden Klassen befehligt werde, und daß die Bourgeoisie sich ihrer gegen das arbeitende Volk bediene. Unsere Antwort war, daß die Schweizer Miliz einen Klassencharakter trage, und weit entfernt von der Volksbewaffnung sei, die wir fordern. Einen weiteren ernsthaften Einwand haben die Eng. länder gemacht, die eine nationale Armee nicht haben. Sie sträubten sich gegen eine Ausdehnung der Rüstungen und gegen eine Ueber- tragung deS Militarismus auf ihr Land. Wir haben daher von der Forderung der Volksbewaffnung Abstand genommen für die glücklichen Länder, die kein stehendes Heer im kontinentalen Sinne haben. Bis hierher ist die Resolution einstimmig angenommen worden. Zweifel entstanden bei der Frage des wirksamsten Mittels, durch das die Kriege verhindert werden können. Die Resolution Bebel forderte die energische Anwendung aller Mittel, ohne sie zu nennen. Vaillant zählte sie auf: Intervention, die öffentliche Aklion, den Generalstreik und sogar die Insurrektion. Dagegen wurden von den deutschen Genossen ernsthafte Einwendungen er- hoben. Ich stelle fest, daß kein Gedanke daran sein kann, daß die deutschen Genossen das etwa aus Furcht vor Verfolgungen getan hätten. Es gibt keine Partei, die so viel Verfolgungen zu tragen gehabt hätte, mit Ausnahme selbstverständlich unserer russischen Parteigenossen, als die deutsche Partei. In einer Woche hat die deutsche Sozialdemokratie mehr Verurteilungen zu ertragen als nianche Nation das ganze Jahr, ja ich füge hinzu, als vielleicht Oesterreicher . Franzosen und Engländer zusammen.(Lebhafte Zustimmung.) Was den Protest gegen den Krieg anlangt, so ist es nicht notwendig, die Deutschen an ihre Pflicht zu erinnern. Es liegt im Bewußtsein aller, daß der erste Protest 1870 gegen den blutigen Krieg, gegen die Annektion erfolgt ist von deutschen Sozialdemokraten, deren einer hier in unserer Mitte weilt.(Leb- hafter Beifall.) Nicht die Furcht vor den Herrschenden, sondern die Bedürfnisse der Partei waren es, die uns veranlatzten, eine andere Form zu wählen, die unseren eigenen Notwendigkeiten ent- sprach. Wir sind dazu gekommen, daß keine Uniformregel aufgestellt werden kann, weder für den sozialdemokratischen Kampf überhaupt, noch auch für den antimilitaristischcn Kampf insbesondere. Wir sind dazu gekommen, daß wir keine andere Pflicht haben können, als im entscheidenden Augenblick das Maximum unserer Kräfte dem Militarismus und dem Krieg entgegenzusetzen, und daß jede Nation nur die Pflicht haben kann, nach eigenem Ermessen die Mittel zu wählen und anzuwenden, die ihr die besonderen Ver. bältnisse vorschreiben und ermöglichen. Wir sind uns alle bewußt, daß mit den Mitteln, die wir anführen werden,'wir lange keine vollständige Liste aufmachen könnten. Trotzdem sind wir heute schon in der Lage, hinzuweisen auf eine ganze Reihe von Fällen, in denen das Proletariat der verschiedenen Länder bereits wirksam seinem Willen Ausdruck gegeben. Die Resolution führt an das Eingreifen der Engländer und Franzosen in Sachen des Faschodafalles, den Protest der Oesterrcicher und Italiener gegen einen Krieg zwischen diesen Ländern, die großartigen Demonstrationen sowohl in Frank- reich als in Deutschland in der gesamten sozialdemokratischen Presse, in Versammlungen und in den Parlamenten anläßlich der Marokkoaffärc. und schließlich das große welthistorische Beispiel, das uns die russische Revolution gegeben hat, die an den Krieg zwischen Ruhland und Japan anknüpfte. Den folgenden Satz fügt Adler hinzu: So sind wir denn zu der Ansicht gekommen, daß der Kampf des sozialistischen Proletariats gegen den Militarismus und den Krieg in Wahrheit unbegrenzte Möglichkeiten hat(Lebhafte Zustimmung) und daß keiner voraussehen kann, welche, dieser Möglichkeiten zur Wirklichkeit werden wird. Unsere Pflicht aber ist es, und das wird in dieser Resolution vorgeschrieben. durch die Erziehung des Proletariats diese Möglichkeiten immer mehr zur Wirklichkeit werden zu lassen. Dabei nimmt die allererste Stelle auch ein die Erziehung der Jugend zum Sozialismus und zur Empfindung der Solidarität aller Völker, der Klassen- solidarität deS Proletariats. Wenn die Jugend in diesem Geiste er- füllt wird, und in fast allen Ländern sind dafür in den verschiedensten Formen Ansätze vorhanden, wenn die sozialistische Erziehung so mit der Jugend das ganze Volk erfaßt, dann wird auch die Zeit kommen, wo dem kämpfenden Proletariat nicht mehr werden entgegengestellt werden können Proletarier, die selbst die Bajonnette gegen ihre eigenen Brüder tragen.(Lebhafter Beifall.) Die Herrschenden sind nicht blind gegen diese Entwickelung. Sie spüren ganz gut, daß aus der Bewegung des Proletariats heraus ihnen ein mächtiger Feind entsteht. Sie fühlen ganz gut, daß die Kriege für die mcht gut ausschlagen, die sie führen. Sie wissen, daß der Krieg von 1370 für Frankreich nicht allein die bürgerliche Republik, sondern auch die Kommune, daß der Burenkrieg den Sturz der konservativen Regierung in England zur Folge gehabt hat und mit ein Hebel war sür das Erwachen der Arbeiterklasse und für ihre selbständige politische Vertretung im Parlament. Und am schlimmsten ist der Krieg auS- geschlagen für den russischen Zarismus, der als Antwort auf den Krieg die Revolution bekommen hat, die seine Existenz gefährdet hat, ja, hoffentlich seine Beseitigung bringen wird.(Lebhafter Beifall.) Erlauben Sie mir. sagt Adler werter, hinzuzufügen, daß für die Regierungen im Haag, von denen man ja hier nur mit Ehrfurcht sprechen darf(Große Heiterkeit.)— ich bin an Ehrfurcht aber ja gewöhnt(Erneute Heiterkeit.)— so schwach ihre Kräfte sind, um zu etwas Positivem zu gelangen, zweifellos als Triebfeder für diesen Versuch, den sie machen, nicht die Liebe zum Frieden haben, sondern die Furcht vor den Folgen deS Krieges. Und zwar wissen die Leute im Haag, daß die eigentliche Friedenskonferenz, die den Frieden bereitet und auch die Macht darstellt, den Frieden auf Erden herzu- stellen, weil er das Lebensinteresse des Proletariats ist, daß diese eigentliche Friedenskonferenz nicht im Haag, sondern hier in Stutt- gart tagt.(Erneuter lebhafter Beifall.) Glauben Sie mir, daß die im Haag genau so viel durchsetzen werden, als wir ihnen als Impuls dazu geben: genau so viel Friedensbedürfnis, als wir den Herrschenden emzubläuen vermögen, werden sie bekunden.(Lebhaftes Sehr richtig I) Ich fahre fort im Referat Bandervelde: So lang die Resolution ist, so hat sie doch ein großes Verdienst, vielleicht mehr, als man ihr zunächst ansieht. Die bürgerlichen Blätter, die natürlich sehr schnell fertig sind mir dem Urteil über das, was wir sagen, haben bereits geschrieben: Einstimmigkeit hat man wohl erzielt, aber man hat eS nur um den Preis getan, daß man aus der Resolution eine rhetorische Formel gemacht hat, die mehr als nichts besagt. Darauf antworten wir: Das Gegenteil ist richtig. Die Resolution ist nicht eine Formel, aus der man alles Lebendige und Aktionsfähige heraus- genommen hat, sondern im Gegenteil, sie ist eine kräftige Aktion. Man hat in sie jede Möglichkeit der Aktion hineingelegt, nicht auS- geleert, sondern verstärkt. Erfüllt ist die Resolution von dem gemein- famen Sinn der ganzen Macht des Sozialismus in allen Ländern, die hier repräfenttert sind.(Lebhaftes Bravo I) Diese Resolution wird nicht nur ein Wort bleiben, sondern sie wird auch Wirkung haben. In Amsterdam haben wir in einem denk- würdigen Kampfe der Geister Regeln aufgestellt. Es wurden der sozialistischen Partei Ratschläge gegeben, wie sie ihre Taktik einrichten sollte, vor allem in bczug auf ihre eigene Organisation. Es wurde gewissermaßen den sozialisti- schen Parteien das imperative Mandat gegeben: Vereinigt Euch l Und jene Beschlüsse sind kein leeres Wort geblieben, sondern das Ergebnis von Amsterdam war die Einigung der Sozialisten der ein- zelnen Länder, das wichtigste Ereignis der letzten Jahre.(Bravo I) So wird auch diese Resolution kein leeres Wort bleiben, sondern sie wird dazu dienen, die sozialistischen Parteien in allen Ländern auf- zusordern, gewissenhast zu prüfen, welche Mittel sie in Wirklichkeit zur Verfügung haben und ob sie auch alles tun, um alle ihre Kräfte in den Dienst des Kampfes gegen den Kapitalismus und Militarismus zu stellen, Die Annahme der Resolution wird weiter die Wirkung haben, daß die Aiistrengimgen in dieser Richtung in den einzelnen Ländern nicht isoliert bleiben, sondern daß sie in Verbindung ge» bracht werden durch die Internationale, so daß an Stelle der un» bewußten Aktionen in den einzelnen Ländern die bewußte zusammen« gefaßte Aktion der gesamten proletarischen Internationale gesetzt lvird.(Bravo I) Wir haben nicht die Absicht, Vorschriften zu machen im einzelnen, aber wir verlangen von jeder einzelnen Partei das Maximum ihrer Kraft und ich setze für meine Delegation hinzu und kann, glaube ich, für sehr viele Delegationen in diesem Saale dabei sprechen: Wir stehen auf dem Standpuntt, wir wollen die Aktion des Proletariats weder auf diese, noch auf eine andere Taktik festlegen, wir wollenste aber ebenso wenig einschränken. Wir wollen, daß wir in der Lage sind, zu jeder Stunde das zu tun, was uns die Stunde gebietet.(Lebhafter Beifall.) Die Taktik, die wir im allgemeinen anerkennen, besteht darin, daß wir alles Menschliche, ja Ueber» menschliche tun, um im internationalen Proletariat die Kräfte lebendig zu machen, die durch die einstimmige Annahme dieser Re» solution— vorläufig durch die Kommission und, wie ich erwarte, auch durch den Kongreß verdoppelt werden—, die durch ihre Ge- schlossenheit den Regierungen zeigt, was sie bei jedem Attentat auf die Völler zu gewärtigen haben. So wird das internationale Proletariat mit wachsender Mehrheit eintreten in den Kampf gegen den MilitarisniuS, gegen den internationalen Kapitalismus !(Anhaltender Beifall und Händeklatschen.) Vorsitzender Singer: Ich habe dem Kongreß namens deS Internationalen Bureaus einen Vorschlag zu machen. In Rücksicht darauf, daß die Kommission einmütig die Resolution akzeptiert, in Rücksicht darauf, daß, wie allerdings erst jetzt sich, ergeben hat, der Bericht der Kommission den jubelnden Beifall und die Zustimmung deS ganzen Kongresses gefunden hat, in weiterer Rücksicht darauf, daß Amendements nicht gestellt sind, ftagt das Internationale Bureau durch mich an, oft es nicht richtig sei, um den Wert der Annahme dieser Resolution durch eine machtvolle Demonstration zu unterstützen, dies? Resolution ohne Diskussion per Akklamation anzunehmen.(Stürmischer Beifall bei allen Nationen.) Gustave Hcrvö: Ich verlange das Wort vor Schluß der Debatte.(Zuruf: Ab» stimmen l Abstimmen I) Vorsitzender Singer: Einer der Unterzeichner der Resolution, Genosse Hervö, will gegen die debattclose Annahme protestieren.(Heiterkeit.) Ich muß ihm das Wort geben, mache aber ausdrücklich darauf aufmerksam, daß er nicht in die sachliche Debatte eintreten, sondern nur gegen die Annahme per Akklamation sprechen darf. Gustave HervS (zur Geschäftsordnung): Die elegante Form dieses SchlußmachenS macht der Gewandtheit der Subkommission, an der ich nie gezweifelt habe, alle Ehre. Aber diese elegante Form ist allzu durchsichtig, um nicht eine ungeschickte Finte zu sein. Wen wollen Sie denn iäuschen? Glauben Sie vielleicht, daß die ganze Welt den Unter» schied nicht sehen wird zwischen der Resolution, die jetzt ein- stimmig angenommen wird, und den Reden, die da oben im Saal gehalten worden sind? Der Unterschied'ist so groß, daß ich, der ich doch wirklich kein Diplomat und kein Taktiker bin(Heiterkeit), dieser Resolution mit beiden Händen zugestinunt habe und nur wünsche, daß sie Wollmar mit gleicher Freude unterschrieben hat. Denn die Reden Bebels und Vollmars in der Kommission waren schwarz und die Reiolulion ist weiß.(Heiterkeit.) Ich kann deshalb nicht zugeben, daß ohne eine loyale Erklärung der deutschen Delegation, in der sie diesen Widerspruch aufklärt, Schluß gemacht wird. Vandervelde hat in
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