seinem Referat die Resolution noch verstärkt. Aber er ist ja ein ffranzoje aus Belgien (Heiterkeil) und seine Erklärungen haben nicht den Wert, den eine Erklärung der berufenen Vertreter der deutschen Sozialdemo- kratie von dieser Tribüne aus hätte. Gibt die deutsche Delegation nicht die Erklärung ab, daß sie den Standpunkt Bebels und Vollinars nicht mehr einnimmt, sondern sich auf den Boden der Resolution gestellt hat, so kann ich mich mit der Annahnie der Resolution durch Akklamation nicht einverstanden erklären. Ich habe aber noch einen anderen Grund, eine Debatte herbeizuführen. Wir haben in Deutschland im Moment unbeschränkte Redefreiheit. Wir riskieren höchstens, aus Deutschland ) hinausgeworfen zu werden(Heiterkeit). lind das ist keine Strafe, oder wir bringen die Regierung in die lächerliche Situation, den Kongreß, der seine Arbeiten schon beendet hat, auszulöscn.(Heiterkeit.) Diskutieren wir also und zwingen wir die deutsche Sozialdeniokratie, Farbe zu bekennen und sich voll und ganz mit dem Sinn der Resolution eiuberstanden zu erklären. (Beifall und Zischen.) Vorsitzender Singer: Ich konstatiere, daß der Antrag auf debattelose Annahme nicht von der Subkontmisston, sondern einstimmig vom Jnterilatlonalen Sozialistischen Bureau gestellt worden ist. Hierauf wird der Antrag aus Fortfall jeder Diskussion und Ab- stimmmig durch Akklamation mit großer Mehrheit angenommen. Die Resolution der Kommission wird sodann ciilstimmig an- genommen.(Stürmischer, langanhaltendcr, sich vielfach wieder- holender Beifall, insbesondere die französische Delegation ist enthusiasmiert. Herb« ist auf den Tisch gestiegen und hat zum Zeichen seiner Zustimmung bei der Abstimmung beide Hände hoch- gehoben.) Damit sind die auf der Tagesordmmg stehenden Gegenstände erledigt. Von der nimäuischen Delegation ist ein Protest gegen die Greuel- taten der rumänischen Regierung am städtischen und ländlichen Proletariat und gegen die barbarische Behandlung der in Rumänien wohnenden Juden vorgelegt. Er hat folgenden Wortlaut: „Das Internationale Sozialistische Bureau ist von der rumänischen Delegation in Kenntnis gesetzt worden von den Unterdrückungen, die die Regierung Rumäniens gegenüber dem städtischen und ländlichen Proletariat ausübt. In Erwägung dessen, daß durch diese Politik Tausende von Landarbeitern ihr Leben einbüßen, daß sie durch das Regime der Unterdrückung und der Ausbeutung aus den unheilvollen Weg der Empörung gedrängt werden und daß jetzt diese Politik auch auf die gewerkschaftlichen und politischen Arbeiterorganisationen über- tragen wird, indem man ihnen die Ausübung jedes Rechts unter- sagt und Masscnverhastungen und Massenausweisungen vor- nimmt, daß diese Ausweisungen nicht allein gegen die in der rumänischen Industrie beschäftigten ausländischen Arbeiter gerichtet sind, sondern auch gegen eine ganze Kategorie rumänischer Bürger — die Juden—, die gegenwärtig nirgends Schutz finden und denen die Aufnahme in jedem ausländischen Staat verweigert wird, in fernerer Erwägung, daß die jeder Humanität höhn- sprechenden grausamen Verfolgungen in Widerspruch stehen mit den iiiternationalen Verpflichtungen der rumänischen Regierung, beantragt das Bureau, der Kongreß möge den klassenbewußten rumänischen Proletariern, die für ihre Rechte kämpfen, seine Wünsche auf vollen Erfolg zur Anfeuerung aussprechen und zugleich seinen Protest und seiner Entrüstung über diese gräßliche Politik der rumänischen Regierung ausdrücken und den sozialistischen Abgeordneten der einzelnen Parlamente zur Pflicht machen, in den Parlamenten die Forderung aufzustellen, daß die rumänische Re- gierung ihrer Pflicht gegenüber den verschiedenen Kategorien rumänischer Bürger nachkommen solle, die sie nach den inter - nationalen Bertrügen unter ihren Schutz genommen hat. Er empfiehlt den Arbeitern der einzelnen Länder, nicht den Auf- forderungen der rumänischen Arbeitgeber Folge zu leisten, da jeder Akt der Solidarität mit ihren rumänischen Genossen ihre Aus- Weisung herbeiführen würde. Die rumänische Delegation wird beauftragt, den sozialistischen parlamentarischen Fraktionen der verschiedenen Länder ein de- tailliertes Memorandum ihrer Angelegenheit zu unterbreiten.* Die Resolution wird ohne Debatte unter lebhaftem Beifall an- genommen. Eine große Anzahl Delegierter aus England, Oesterreich, Frank- reich, Belgien , Holland , Italien und den Bereinigten Staaten be- antragen, daß der Kongreß de» russischen Revolutionskämpfern seine Bewunderung und Sympathie ausdrücken möge. Die Erklärung hat folgenden Wortlaut: „Der Kongreß stellt die Tatsache fest, daß die russische Revolution, die erst begonnen hat, schon ein mächtiger Faktor in dem Kampfe zwischen Kapital und Arbeit geivorden ist und richtet seinen brüder- lichcn Gruß an die heroischen Kämpfer und an daZ revolutionäre Proletariat in Rußland in Stadt und Land?" Vorsitzender Singer: Gemäß den wiederholten Sympathiebezeugungen, die das Proletariat der ganze» Welt den russischen Brüdern schon dargebracht hat, können wir wohl auch heute ohne Diskussion aussprechen, daß wir unsere russischen Genossen bewundern als Vorkämpfer nicht nur der russischen Freiheit, sondern auch der Befreiung des gesamten Proletariats und ihnen von ganzem Herzen Glück wünschen.(All- fettige Zustimmung und lebhafter Beifall.) Die Resolution wird einstimmig angenommen. Die Delegierten aller Nationen gruppieren sich um den Tisch der russischen Delegation und überschütten sie mit stürmischem Beifall und Hochrufen. Die Russen erheben sich zum Zeichen de» Dankes von ihren Plätzen. Die Delegationen Spaniens und Frankreich » schlagen gemeinsam folgende Resolution vor: „Der Kongreß macht in Anbetracht seiner Resolution gegen die koloniale Eroberungspolitik und gegen den Militarismus da? internationale Proletariat auf die Begebenheiten aufmerksam, die sich augenblicklich in Marokko anläßlich de» französisch- spanischen Feldzuges abspielen, und die wie immer in ivlchen tälleu der finanziellen Spekulation des Kapitalismus entspringen. �er Kongreß verdankt dieses neueste Beispiel der steten Praxis der Bourgeoisie, daß Blut fließen muß, damit der Profit erhöht werde, und fordert die sozialistischen Parteien aller Länder, insbesondere die Frankreichs und Spamens, auf, mit aller Energie dahin zu streben, der französisch-spanischcn Marokkoexpedition Einhalt zu tun, zumal sie die Gefahr eines Weltkrieges in sich birgt." Auch diese Resolution wird unter lebhaftem Beifall einstimmig angenommen. Eine große Anzahl der Delegierten aus den Bereinigten Staaten Nordamerikas fordert den Kongreß zu einer Sympathiekundgebung für William Haywood auf, und legt folgende Resolution vor: „Der internationale Kongreß sendet an William Haywood die Glückwünsche der sozialistischen Bewegung der Welt zu dem großartigen Kampf, de» er im Interesse der organisierte» Arbeiterschaft der Vereinigten Staaten ausgcfochten hat. Er brandmarkt nachdrücklichst den Versuch der Grubenbesitzer, einen Unschuldigen nur wegen seiner Verdienste um die Sache der organisierten Arbeiterschaft gerichtlich verurteilen zu lassen. In dem Prozeß und in dem systematischen Feldzug der Verleumdung, der gegen Haywood geführt wurde, von der gesamten kapitakistischen Preße, erblickt der Kongreß den Ausdruck der iuimer schärfer hervor- tretenden Klassenpolitik der Bourgeoisie Amerikas und ihres voll- ständigen Mangels an Toleranz undEhrgesiihl in alle» Angelegenheiten. ne ihren Prosit und ihre Macht bedrohen. Gleichzeitig beglück- wünscht der Kongreß die Sozialisten der Vereinigten Staaten zu der Geschlossenheit und dem Enthusiasmus, mit dein sie bieten Angriff abgewehrt haben. Das klassenbewußte Proletariat Europas sieht in der großen Macht, die dieser solidarische Akt gezeigt hat. das Band und die Gewähr für die Zukunft und hofft,' daß vieselbe Geschlossenheit und Solidarität des amerikanische » Proletariats für seine volle Emanzipation eingesetzt wird." unter lebhaftem Beifall wird die Resolution einstimmig an- genommen. Die britische Delegation gibt folgende Erklärung ab: „Die britische Delegation wünscht ihrem Bedauern Ausdruck zu geben, daß in der Frage der Beziehungen zwischen Sozia- lismus und Syndikalismus sowie in der der Ein- und AuS- Wanderung die beiden von der Delegation aufgestellten Redner nicht zum Wort gekommri sind. Die britische Delegation möchte darauf hiuweiscii, daß sie in der Debatte über die Beziehungen zwischen Syndikalismus und Sozialismus die Ansicht der ältesten und mächtigsten Gcwerkvereine der Welt zu dieser Frage zum Ausdruck gebracht hätten, und daß der Redner in der AuS- wanderungs-frage die Ursachen erklärt hätte, und wie es kommt, daß zum ersten Mal in der Geschichte sich eine Einwanderung englischer Streikbrecher vollzogen hat. Die Delegation wünscht ferner ihr Bedauern darüber auszusprechen, daß, als durch ihren Vorsitzenden die Abstimmung nach Nationalitäten verlangt wurde, dies nicht in der geforderten Weise erfolgte und e» dadurch zu unliebsamen Austritten kam." Eine weitere Erklärung der englischen Dele- g a t i o n erkennt die Geschäftsführung des Borsitzenden Singer als vollkommen richtig und korrekt an. Die dänische Delegation beantragt, den nächsten internationalen Kongreß in Kopenhagen abzuhalten. Zur Begründung führt Knudsen- Dänemark aus, daß das kleine Dänemark sich durch die Abhaltung des inter - nationalen sozialistischen Kongresses in seinen Grenzen sehr geehrt fühlen würde. Zugleich würde durch den Kongreß die Arbeiter- bewegung nicht nur Dänemarks , sondern der drei skandinavischen Länder agitatorisch sehr gefördert und gekräftigt werden. Däne- mark habe seit 1871 eine starke Arbeiterbewegung, die auf sozia- listischer Grundlage beruhe, und die der arbeitenden Klasse große materielle und moralische Vorteile errungen hätte. Der Kongreß werde die Fortschritte des Sozialismus im Norden Europas be- schleunigen. Redner hebt die günstige Lag- Kopenhagens und seine Schönheiten hervor und verspricht, daß die dänische Sozialdemo- kratie den Kongreß gut aufnehmen werde. Einstimmig wird hierauf Kopenhagen zum nächsten Tagung»- ort gewählt.(Beifall.) Die Delegationen Oesterreichs , Deutschlands , Hollands und Schweden beantragen, dem Internationalen Bureau in Brüssel und insbesondere den belgischen Genossen, die das Sekretariat vcr- walten, für die umsichtige, energische und unermüdliche Arbeit, die sie der Exekutive der Internationale gewidmet haben, den Dank des 5tongresses auszusprechen. Bandervelde-Brüssel: Im Namen deS Internationalen Bureaus danke ich Ihnen für diese Kundgebung. Ein großer Teil unseres Verdienstes entfällt auf die Person meines trefflichen Freundes, des internationalen L-ekretärs Camille Huysmans. (Lebh. Zustimmung.) Ich habe mir aber das Wort erbeten, zu einem anderen DankeSvorschlage. Da ich nach Herbes liebenswürdigen Worten ein Franzose aus Belgien bin, hat mich die französische Delegation beauftragt, in ihrem Namen den deutschen Kameraden für ihre herzliche brüder lichc Gastfreundschaft zu danken.(Lebhafter Beifall.) Alle Na iionen, die im Internationalen Bureau vertreten sind, teilen diese Gesinnung. Wir haben in diesen 10 Tagen sehr viel gearbeitet, haben aber auch Tage der Ruhe, der Erholung und deS Genusses gehabt. Die großen Massenmeetings am Sonntag gaben herrliche Beweise für die Grüße der deutschen Sozialdemokratie und der liebenswürdige Empfang im Schützenhause wird uns allen un» vergeßlich sein.(Bravo.) Wir haben zahlreiche Beweise inter - nationaler brüderlicher Gesinnung gefunden, und können ein- stimmig konstatieren, was ein Redner in einem anderen Saale in etwas bissiger Weise gesagt hat, daß die Schwaben sehr gemütliche und brave Leute sind, daß sie aber auch ein offenes und gastfrei. s HauL haben. Deshalb rufe ich noch einmal der ganzen schwäbischen und deutschen Sozialdemokratie ein herzliches: Danke schön! zu. (Lebhafter Beifall.) Hhnbman-England: Es ist mir eine angenehme Pflicht, nicht nur namens der eng- tischen Delegation, sondern der gesamten Internationale noch ein- mal nach Vandervelde dem Internationalen Bureau und den deutschen Genossen für die Organisation des Kongresses unseren herzlichsten Dank abzustatten. Wir Engländer haben die Gewohn- heit, uns für ein eminent praktisches Voll zu halten. ES konnte aber nicht Praktischeres, nichts Freundlicheres geben, wie die Or- ganisation dieses Kongresses.(Bravo.) Die Art, wie das Lokal. lomitee für die Aufnahme der Brüder aus der Fremde gesorgt, wie es alles vorgesehen, alles so schön eingerichtet hat, daß eS den Delegierten der Internationale nur Freude bereitet hat. wie die Tische verteilt, die Mappen für jeden Delegierten bereit gelegt waren: lauter Kleinigkeiten und im Zusammenhang doch wichtig— alles hat uns gezeigt, daß das Lokalkomitee an alles gedacht und für alles aufS beste gesorgt hat. Wir danken dafür insbesondere dem Genossen Dietz.(Lebhafter Beifall.)— Weiter danke ich namens der englischen Delegation für die lebyiiste Sympathie- kundgcbung. die sie uns aus Anlaß der Ausweisung deS Genossen Ouelch dargebracht haben. Die Worte, die Bebel und Singer dabei gesprochen haben, werden dauernd in unserem Gedächtnis bleiben. (Bravo !) Und noch einem Mann sind wir tiefsten Dank schuldig, dem Vorsitzende» Paul Singer.(Bravo !) Ich weiß ja, wie schwer es ist, das Präsidium bei einem Internationalen Kongreß zu führen,(Heiterkeit) sich den internationalen Gewohnheiten und Temperamenten anzupassen.(Erneute Heiterkeit.) Wir bewundern den guten Humor, oie kalte Ruhe, die Freundlichkeit und den Takt, mit dem Singer die Verhandlungen geführt hat.(Lebhafter Bei. fall.) Selbst in den schwierigsten Momenten, wo der größte Tumult gemacht wurde(große Heiterkeit) hat er die Ruhe rasch wieder hergestellt und die bewegten Wogen geglättet. Deshalb sage ich nancens des Kongresses dem Präsidenten Singer herzlichsten Dank, wünsche ihm Gesundheit und langes Leben, daß er noch recht viel internationale Kongresse leiten möge.(Stürmischer Beifall.) Vorsitzender Singer: Ich möchte zunächst dem Genossen Hyndman und Ihnen allen, die Sie seine Worte mit Beifall begleitet haben, herzlichen und aufrichtigen Dank für die freundlichen Worte sagen. Ich bin von diesem Ihrem Tank tief ergriffen. Wenn eS überhaupt in der sozialdemokratischen Partei aller Länder nötig wäre, Dank abzu- statten für das, was man für die Partei tut, so wäre jedenfalls der Dank, dey Hyndman mir in Ihrem Namen gewidmet hat, ein über alles Erwarten freundlicher und rühmender. Wenn ich das hohe Amt, das Sie mir übertragen haben, nach besten Kräften und Wissen ausgefüllt habe, so war es in dem Bewußtsein der Verpflichtung, die jeder Sozialdemokrat hat, das Amt, das das Vertrauen der Genossen ihm überträgt, auch mit seiner ganzen Kraft auszufüllen. Jedenfalls sage ich Ihnen herzlichsten Tank für die Anerkennung, die Sie mir haben zu teil werden lassen, und kann mir mit Hyndman keinen schöneren Lohn denken, als daß ich imstande wäre, noch recht vielen internationalen Kongressen beizuwohnen. Ob freilich als Präsident, das ist eine andere Sache. (Heiterkeit.) Was meine Präsidentschaft zu einer kraftvollen ge- macht hatj ist die imposante Demonstration, die dieser Kongreß darstellt.(Lebhafter Beifall.) Der Kongreß hat nicht nur mich, sondern alle Teilnehmer inspiriert, ihr Beste? für eine voll- kommene. glückliche Erledigung der Geschäfte einzusetzen. Die deutsche Sozialdemokratie ist stolz auf die Worte, welche Hyndman an sie gerichtet hat und die die Internationale aiklamiert hat. tch muß auch namenö der deutschen Sozialdemokratie den größten eil dieses Dankes auf die Stuttgarter Parteigenossen übertragen, die mit unfäglicher Mühe, mit vielem Eifer und unverdrossen für die zweckmäßige Erledigung der Geschäfte deS Kongresses gewirkt haben. Sie haben sich damit ein Verdienst um die Internationale erworben, das ihnen unvergessen bleiben wird.(Stürmische all- festige Zustimmung.) Die festlichen Arrangement», die machtvolle Demonstration auf den Cannstatter Wasen , da» reizende Fest, da» den Charakter echt schwäbischer Gemütlichkeit trug, haben sicherlich. das Gefühl der Jnternationalität und Brüderlichkeit gestärkt, tvenn das überhaupt noch möglich war. Auch namens der deutschen Partei sage ich allen Stuttgarter Genossen wärmsten Dank. (Bravo !) Ich muß dann noch wohlverdienten Dank den Ucbcr- setzern sagen, die ihre Aufgabe mit so viel Fleiß wie Geschicklichkeit erfüllt haben.(Lebhafte Zustimmung.) Dieser Kongreß war der erste internationale Kongreß auf deutschem Boden. Die Inter - nationale hat durch den zahlreichen Besuch, durch die hier ge- haltenen Reden, durch die hier gefaßten Beschlüsse aufs neue be- kräftigt, daß die internationale sozialistische Partei durch ihre Organisation eine Macht darstellt, die von der bürgerlichen Ge- sellschaft nicht mehr überwunden werden kann.(Lebhafter Bei- fall.) Das internationale Proletariat aller Länder hat bewiesen, daß es fest entschlossen ist, auf der Bahn fortzuschreiten, und kein Machtmittel wird eS verhindern, sein Ziel zu erreichen.(Stür- Mischer Beifall.) Heute dürfen wir stolz und fröhlich bekennen, daß die Internationale marschiert(Sehr gut!) trotz aller Re- gierungcn, trotz aller Kapialisten und trotz der ganzen bürger- lichcn Gesellschaft. Wenn dieser Kampf auch große Opfer fordern wird, so wissen wir doch, daß das Blut der Märtyrer der revolutio- näre Samen ist, und daß au? diesem Blute neue Kämpfer für die große proletarische Armee erwachsen, bis sie die ganze bürgerliche Gesellschaft beseitigt.(Stürmischer Beifall.) Zu diesem Erfolge hat auch dieser Kongreß ein gutes Stück beige5ragen. Die Nicht« linien, welche er den sozialistischen Parteien aller Länder gegeben hat, werden befolgt werden. Dann werden wir auf dem nächsten Kongreß in Kopenhagen mit derselben Freude auf Stuttgart zurück. blicken können, wie von diesem Kongreß auf Amsterdam . Jeder gehe mit dem Bewußtsein in sein Land zurück, weiter zu arbeiten, weiter zu wirken, die Arbeiterklasse der Welt zu organisieren, ihre Herzen und Köpfe zu revolutionieren, um sie reif zu machen für den einstigen großen Entscheiduugskampf.(Stürmischer, lang. anhaltender Beifall.) Kameraden! Mit dem Wunsche auf Wieder. sehen in Kopenhagen schließe ich mit dem alten Kampfrufe: Hoch die international», revolutionäre Sozialdemokratie und das Prole- tariat aller Länder! Der Kongreß stimmt dreimal begeistert in da? Hoch ein. Dann singen nacheinander die Deutschen den Sozialistenmarsch, die Franzosen die Internationale und die Engländer und Slaven dh» „Rote Falrne". Schluß 1% Uhr. � � Die genaue Präsenzliste lautet: Argentinien ...... 8 Australien ....... 1 Deutschland ...... 289 Oesterreich....... 75 Böhmen ........ 41 Belgien ........ 27 Bulgarien....... 5 Dänemark ....... 17 Vereinigte Staaten.... 22 Spanien ........ 6 Frankreich ....... 78 Finnland ....... 2 Großbritannien ..... 123 Holland........ 8 Ungarn ........ 25 Italien ........ 13 Japan ........ 1 Norwegen ....... 8 Rumänien ....... 4 Rußland(Sozialdemokratie). 39 Rußland(Soz.-Revolutionäre) 24 Polen P. P. S...... 18 Polen P. S. P...... 12 Schweden ....... 19 Schweiz ........ 21 Südafrika ....... 1 Serbien ........ t Zusammen 884. Huö Induftnc und Rande!. Beweglichkeit be» Grundbesitzes. Auf dem letzten Verbandstage der HauS- und Grundbesitzer- vereine haben die Herren es so darzustellen versucht, als ob der HauSbesitz etwas Stabiles, der seßhafte HauSbcsitzerstand der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht sei. Und auS ihrem Auf- treten könnte man schließen, auf ihr Wohlbefinden und ihre ruhige Gemütsstimmung beruhe der Gesellschaft Existenz und Sicherheit. Damit Hie Grundrentenenwsänger ruhig und zufrieden werden, sollen alle Maßnahmen der Regierung und der Behörden bestimmt sein von dem Sonderinteresse der HauSagrarier. Als eine unbestreit« bare Domäne zur Wahrnehmung ihrer Portemoimaic-Juteressen be- trachten sie die Kommunalvcrwaltungen: hier sollen die Hausbesitzer dominieren. Dabei tut man, als ob der Haus- und Grundbesitz ein Vermögen darstelle, das durch verdienstvolle Arbeit erworben sei und darum Anspruch auf schonende Behandlung bei Ver- teilung öffentlicher Lasten habe. Gerade die Grundstücke, bebaute und unbebaute, sind aber hervorragend Spekulationsobjckte, die sehr oft den Besitzer wechseln. Durch die Spekulation wird die Grundrente in die Höhe getrieben und zwar zu Lasten der Gesamt- heit. Wie stark der HauS- und Grundbesitz wechselt, geht auS einer vom Statistischen Amt der Stadt Charlottenburg aufgestellten Grundstücksstatistik hervor. AuS den Erhebungen über die Besitzzeit des Eigentümers ergibt sich folgendes: Von den bewohnten Grund« stücken haben im Jahre 1905 10,7 Proz. den Besitzer gewechselt, weitere 10,3 Proz. im Jahre vorher und 8 Proz. im Jahre 1903. Im letzten Jahrfünft sind 40,9 Proz. aller Grundstücke in andere Hände übergegangen, da» sind ungefähr die Hälfte, wenn man berücksichtigt, daß von 10,45 Proz. nichlS über die Bcsiyzeit erkundet werden konnte. Daß die Beweglichkeit des Hau»- und Grundbesitzes noch viel größer ist, al» die obige Feststellung ergibt, illustrieren folgende Angaben: '"„ÄÄ S-!' i«--»«w-ch,-, be- unbe- �»Tcke' öe- mibe- ins» bauten bauten bautet bautet gesamt Grundstücke Haupt Grundstücke 1900..——— 294 147 441 1901..——— 263 129 897 1902. 814 169 483 1003..——— 285 220 505 1004.. 8370 1077 4447 348 265 613 1906.. 8453 689 4443 849 858 704 1906.. 8657 1082 4939 317 344 661 Danach hat in den letzten 8 Jahren im Durchschnitt fast jedes zweite Grundstück einmal den Besitzer gewechselt. DaS Gemeindegebiet von Charlottenbiirg umfaßte Ende März 1903 2148.4609 Hektar. Davon waren Privatbesitz l379 Hektar. Die hiervon bebaute Fläche umfaßte 584.1032 Hcklar, die un- bebaute 794,9200 Hektar. Der Preis eine» Quadratmeter bebauter Fläche stieg von 113,52 M. im Jahre 1898 auf 161,56 M. im Jahre 1906; für unbebaute Flächen ging der Preis in derselben Zeit von 13,87 M. pro Quadratmeter aus 19,86 M. hinauf. Der Gesamtpreis rrsp. der ermittelte Verkanfswert der Privatbesitzern ge- hörenden bebauten Grundstücke zeigt folgende Veränderung: Anfang 1904.... MZ ZSS 000 M. , 1908.... SS» 071 000, , 1906.... 943678000, Im Jahre 1904 wurden 171 Neubauten aufgeführt. Wenn man für jeden Neubau im Durchschnitt 160 000 M. einstellt, dann bleibt zwischen den Preisen der Jahre 1904 gegen 1906 immer noch eine Differenz von 38 Millionen Mark; für da» folgende Jahr würde sich bei 224 Neubauten unter denselben Voraussetzungen eine Diffc- renz von rund 22'/, Millionen Mark ergeben. Das wären die Epe- kulationSgewinne bei den bebauten Grundstücken. Das Anfang der letzten drei Jahre im Privatbesitz befindliche unbebaute Areal hatte gegeniiberden respektiven Vorjahren einen um 5'/„ 7«/, und ISMillionen Mark höheren LerkaufSwert. Solche Spekulationsgewinne.
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