Einzelbild herunterladen
 
Nr. 198. 24. Jahrgang. 4. Mn« des Jottuirts" fittlinet WsdlM Sonntag, 25. Angnß 1907. Partei- �ngelegenkeiten. Schöneberg  . Parteigenosicn! Am Dienstag, den 27. d. M., abends 8 Uhr, findet in E. Obsts Festsälen, Mciningcrstr. 8, die Versammlung des Wahlvcreins statt. Die Tagesordnung lautet: I. Vortrag:Der Wert des Parlamentarismus". Referent: Ge- nosse H. Molkenbuhr, Reichstagsabgeordneter. 2. Bericht von der Kreisgeneralversammlung. 3. Verschiedenes. Genossen! Wegen der Wichtigkeit der Tagesordnung ist das Erscheinen aller notwendig. Der Vorstand. Wilmersdorf  . Am Dienstag, den 27. August, abends 8� Uhr, findet imLuisenpark  ". Wilhelmsaue 112, eine öffentliche Ver- sammlung für Männer und Frauen statt. Tagesordnung: 1. Be- richterstattung vom Internationalen Kongreß. 2. Diskussion. 3. Wahl eines Delegierten zum Parteitag und zur Provinzialkonfe- renz. 4. Verschiedenes. Zahlreiches Erscheinen dringend geboten. Die Vertrauenspcrson. Lankwitz  . Am Dienstag, den 27. August, findet bei Rettger die Mitgliederversammlung des Wahlvercins statt. Tagesordnung: Vortrag des Genossen Grunwald überDie materialistische Ge- schichtsauffassung". Bericht von der Kreis-Generalversammlung. Schmargendorf  . Dienstag, den 27. August, abends Uhr, findet im Wirtshans Schmargendorf die Mitgliederversammlung des Wahlvereins statt. Auf der Tagesordnung steht unter anderem: Bericht der Delegierten v.on der Kreis-Generalversammlung. Um zahlreiches Erscheinen der Mitglieder bittet Der Vorstand. Johannisthal  . Die Mitgliederversammlung des Wahlvereins fandet am Dienstag, den 27. August, abends Uhr, bei Schulz (prüher Krüger) Friedrichstr. 10 statt. Tagesordnung: 1. Bericht von der Generalversammlung Grotz-Berlins  . 2. Bericht von der Kreis-Generalversammlung. 3. Aufnahme neuer Mitglieder. Vcreinsangclegenheiten und Verschiedenes. Um pünktliches und Zahlreiches Erscheinen ersucht Der Vorstand. Nieder-Schöneweide. Der Wahlverein hält am Dienstag, den 27. August, abends 844 Uhr, im Lokal von Paul Müntzel, Sedan- straße 15(Oberspree), seine Mitgliederversammlung ab. Tages­ordnung: Bericht von der Generalversammlung Groß-Berlins  , Bericht von der Kreisgeneralversammlung, Diskussion, Vereins- angelegenheiten und Verschiedenes. Es ist Pflicht der Genossen, in dieser Versammlung zu erscheinen. Gäste haben Zutritt. Der Vorstand. Wohlvercin Eichwalde  . Dienstag, den 27. August, abends 3 Uhr, Generalversammlung imSeglcrschloß"(Heinrich) in Hankels Ablage. Tagesordnung: Bericht des Vorstandes, der Bezirksführer und der Lokalkommission. Berichterstattung von der Verbands- und der Kreis-Generalversammlung. Wichtige Vereinsangelegenheiten. Ilm zahlreichen und pünktlichen Besuch ersucht Der Vorstand. Niebcr-Schönhausen. Am Dienstag, den 27. August, abends S% Uhr, findet im LokaleNeu-Karlshof", Beuth-, Ecke Ccharlotten» straße, die Wahlvcreinsversammlung statt. Tagesordnung: 1. Re- zitation des Genossen Stripp über:Ludwig Anzengruber  ". 2. Vcrcinsangclegenheiten. 3. Verschiedenes. In Anbetracht der inter  - essanten Tagesordnung wird pünktliches und zahlreiches Erscheinen der Mitglieder mit ihren Frauen erwartet. Gäste haben Zutritt. Der Vorstand. Reinickendorf  -Ost. Am Dienstag, den 27. August, abends UV: Uhr, findet beim Genossen Kirsch, Markstr. 2/3, die Mitglieder- Versammlung statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genoffen Block:Die preußische Verfassung". 2. Diskusston. 3. Vereinsangelegenheiten. 4. Verschiedenes. Genossen I Euer Erscheinen ist in Anbetracht des wichtigen Vortrages, der ein wich- tiger Beitrag zu den kommenden Wahlrechtskämpfen fein wird, unerläßlich. Der Vorstand. Hohen-Schönhaufen. Dienstag, den 27. August, abends 8% Ohr, findet die Mitgliederversammlung des Wahlvereins im Lokale des Genossen Herschleb, Berlinerstr. 83, statt. Tagesordnung: 1. Vortrag des Genossen Barge überUrgeschichte der Kultur". 2. Berichterstattung von der Vcrbands-Generalversammlung. 3. Ver- einsangelegcnheiten. 4. Verschiedenes. Pünktliches und zahl- reiches Erscheinen erwartet Der Vorstand. öfter als einmal zu benutzen. Der König ist überhaupt in allen Toilettefragen sehr konservativ. Auch seine Hüte bezieht er ständig von demselben Lieferanten, der sie aus feinstem Seidenfilz her- stellen muß, wobei der König zur Bedingung macht, daß sie von größter Lei htigkeit seien. Eduard ist bekanntlich auch ein leidenschaftlicher Raucher. Aber er raucht nicht jedes beliebige Kraut, sondern nur seine eigenen Zigarren, die eigens für ihn in Havanna   hergestellt werden, und zwar aus grünen Blättern, die während des ganzen Wachstums mit größter Sorgfalt beaufsichtigt werden. Neben einem ge- hörigen Vorrat dieser Spezialmarke führt der König ständig seine kurze Pfeife mit, die seine treue Begleiterin ist und ihn nie ver- läßt. Ohne diese wäre jede Reiseausrüstung in den Augen, des Königs unvollkommen." Im Anschluß an diese Mitteilungen wird nun noch auf die um- fangreichen und luxuriösen Zimmer verwiesen, die der König in Marienbad   bewohnt. Es ist sonst nicht unsere Mode, unseren Lesern aufzuzählen. was eine solche Spitze der Gesellschaft zur Erhaltung und Not- dürft seines LebenL aufs dringendste gebraucht. Im allgemeinen ist es den Preßlakaien unserer Sensationsblätter überlassen, dies auszuschnüffeln und es dann in behäbiger Breite ihren Lesern zu servieren. Doch wir tun es, um einmal zu zeigen, bis zu welcher schwindelhaften Höhe sich bereits die Lebensgewohnheitcn einer solchen Spitze entwickelt haben. Wie hier, so sehen wir es bei den oberen Klassen der kapitalistischen   Gesellschaft. Tausende und Millionen werden von diesenAuserlesenen" im Vorübergehen ver- braucht, ohne daß auch nur einer derselben Werte für die Gesell- schaft geschaffen hätte. Wie eine gewaltige Pyramide türmt sich der gegenwärtige Gesellschaftskörper auf, deren Grundlage die alle Werte und allen Reichtum schaffenden Millionen der Arbeitsbienen sind. Aber auch sie werden es müde, in ewiger Entbehrung den ungeheuren Ballast zu tragen, der plump auf ihren Schultern lastet. Die jedes ausgebeutete Individuum belebende Idee des Sozialismus gibt die Kraft, den Ballast abzuwerfen, der Kultur, Glück und Gerechtigkeit in Fesseln hält. Berlimr JVacbncbtm Wie ein König reist. Die gegenwärtige Epoche hat, was Luxus und VerschwendungS- sucht anbelangt, viel Aehnlichkeit mit dem alten Rom  . Genutz- sucht, Prunk, Verschwendung hatten eine erstaunliche Höhe erreicht, bevor das römische Weltreich zusammenkrachte. Nur daß die Ver- kehrsmittel mit all ihren luxuriösen Einrichtungen den Parasiten des damaligen Roms fehlten. Die Herrschenden von heute leben überall in gleicher Pracht. Eigens dazu hergestellte Luxuszüge und -Schiffe befördern sie zu xbeliebiger Zeit an die schönsten Fleckchen der Erde. Der technische Fortschritt hat insofern den Mächtigen von heute das Leben noch angenehmer und abwechselungsreicher gestaltet. Das Reisen ist bei unseren Fürsten und gottbegnadeten Spitzen der Gesellschaft zu einer ständigen ja sogenanntenNot- wendigkeit" geworden. AIS Lenker der Völkergeschicke müssen an- geblich Fürsten und Könige in ständigen Kontakt treten, sich gegen- seitig Besuche abstatten usw. Wenn heute ein König reist, geht es stets etwas umständlich her. Da genügen keine fünf bis sechs Anzüge und ebensoviel Stiefeln und anderes mehr, da geht es gleich ins riesenhafte. Anläßlich der Zusammenkunft König Eduards von England und Kaiser Wilhelms in Wilhelmshöhe  , als es wiederum galt, ungetrübte Freundschaft zu besiegeln, wurde in einem Berliner   Blatte vom König Eduard als von einemMode- Helden" gesprochen und dessen Reisegarderobe einer eingehenden Betrachtung unterzogen.Seine(des Königs) Reiesvorbereitungen, heißt es, sind sehr umfangreicher Art, und endlose Kisten, Koffer und Kofferschränke werden auf dem Schiff verstaut, das den König auf den Kontinent trägt. Acht große Koffer enthalten 30 Zivil- anzüge, die hauptsächlich für die Promenade benutzt werden. Da- neben gibt es noch einige Kisten mit Gesellschaftstoiletten zum abendlichen Essen oder zu Audienzen, Uniformen werden dagegen weit weniger verladen, da die Abneigung des Königs gegen die unbequeme militärische Bekleidung bekannt ist. Davon wird nur das allernotwendigste mitgenommen, und man erinnert sich vielleicht noch, daß der König vor Jahren einer Parade im grauen Anzug und Filzzylinder, bequem in die Polster der Equipage zurück- gelehnt, abnahm. Ganz besondere Aufmerksamkeit muß der Garderobier deS Königs, dem dieser wichtige Teil der Hofhaltung untersteht, aus das Schuhwerk verwenden. Der König läßt schon seit vielen Jahren bei einem und demselben Meister seine Schuhe herstellen, die gleicherweise der Gipfelpunkt der Eleganz, wie der Bequemlich- keit sein müssen. Von diesen Schuhen werden auf die Reise nicht weniger als 40 Paar mitgenommen. Endlos ist die Zahl der Krawatten und Schleifen, die mitgeführt werden, da der König aus feinen Prinzentagen noch die Gewohnbeit bat. eine Krawatte nicht Importierte Arbeiter werden von einem Kaufmann Leider beschäftigt, der auf dem Grundstück Schwedterstraße 263 die Fabrikation von Kompott betreibt. Naturgemäß gibt es in diesem Betriebe fast nur Saisonarbeit. Die erforderlichen Arbeits- kräfte werden dem Unternehmer alljährlich von außerhalb durch Agenten herangcschafft, die mit billiger Menschenware handeln. Jetzt im August legt Herr Leider saure Gurken ein, und er hat sich hierzu sechs Arbeiterinnen und zwei Arbeiter besorgen lassen. Diese Leute werden nun von ihm fast so behandelt, wie wenn sie nicht freie Arbeiter und Arbeiterinnen, sondern Gefangene wären, über die er als Wächter gesetzt ist. Er hat sie auf dem Grundstück Schwedterstraße 263 in einem Räume untergebracht, der über seinem Pferdestall liegt. Dieser Raum, in dem ein richtig aus- gewachsener Mensch wohl knapp aufrecht stehen kann, soll eigentlich als Futterboden dienen. Aber dem Herrn Leider gilt er als gut genug für die wenig kultivierten, noch nahezu bedürfnislosen Arbeitssklaven, die solche Unter- nehmer aus Ostelbien beziehen. Die Ausstattung dieser Massen- schlafstelle besteht hauptsächlich in einer Schütte Stroh, auf der Herrn Leiders Leute allnächtlich dem nächsten Arbeitstage entgegen- träumen dürfen. Warum er sie in diesem Versteck interniert hat, das ist nicht recht klar. Fürchtet er. daß sie ihm nur zu bald wieder weglaufen würden, wenn er sie außerhalb des BetriebSgrund- stückeS in eigenen Schlafstellen hausen ließe? Doch es ist möglich, daß bei den Löhnen, die er zahlt, eS gar nicht zu einer eigenen und anständigen Schlafstelle langen würde. Wissen möchten wir, ob L. seine Leute angemeldet hat, wie die polizeiliche Vorschrift es fordert. Was sagt denn die Polizei zu dieser Massenschlafstelle? Kennt sie sie überhaupt? Der Sedantag rückt wieder heran, und an den zuständigen Stellen werden die Vorbereitungen getroffen, ihn in gewohnter Weise zu begehen. Das Kultusministerium hat schon vor Wochen angeordnet, daß wieder, wie alljährlich, den Leitern der Schulen eingeschärft werde, die Feier des Sedanfestes auch diesmal beileibe nicht zu unterlassen. Da wird es also für die schulpflichtige Jugend wieder den üblichen unterrichtsfreien Tag geben. Der 1. September ist ein Sonntag, die vorgeschriebene Sedanfeier mutz von den Schulen am Montag absolviert werden, mithin hat die Schuljugend zwei freie Tage hintereinander. In Berlin   und wohl auch in den näheren Vororten wird sie voraussichtlich sogar drei freie Tage hintereinander haben ein Vergnügen, das ihr umSedan  " herum schon öfter zuteil geworden ist. Wenn wir recht unterrichtet sind, so wird die Herbstparade am 31. August ab- gehalten. Wir wagen nicht zu bezweifeln, daß wieder auch an diesem Tage der Unterricht auf höheren Befehl ausfallen wird, wie da? in neuerer Zeit üblich geworden ist. Gewissenhafte Eltern und sorgsame Pädagogen sehen solchen Parade- und Sedanferien nicht ohne mancherlei Be- fürchtungen entgegen. Der hurrapatriotische Taumel, in den bei dieser Gelegenheit die Schuljugend Grotz-Berlins künstlich hinein- gedrängt wird, zeitigt gewisse wenig angenehme Nebenerscheinungen. Am Paradetage sollen die Kinder möglichst in den Straßen Spalier bilden; so wird eS gewünscht(und vielleicht erleben wir'S noch, daß eS sogar befohlen wird), weil die Erwachsenen verständigerweise immer mehr dem soldatisch-höfischen Schaugepränge fernbleiben. Es gilt sonst nicht als besonders wünschenswert, daß unsere Jungen und Mädel sich in den Straßen aufhalten und Maulaffen feil- halten. Die Radaulust faulenzender Straßen- b u m m l e r, die nach Schluß solcher Veranstaltungen sich Luft zu machen liebt und gewöhnlich durch die Polizeifaust gedämpft werden muh, ist wahrlich mcht geeignet, auf zuschauende Kinder erzieherisch zu wirken. Noch bedenklicher äußert der Hurra- Patriotismus sich am Sedantag. Die Illumination, die am Sedan- tag früher üblich war und von Hoflieferanten und von solchen, die eS werden wollen, notgedrungen immer noch veranstaltet wird. hat von jeher sich auch auf die in den Straßen aufgestellten An- schlagsäulen erstreckt. Eine Sedanfeier war in Berlin   nicht voll- ständig, wenn nicht so und so viele Anschlagsäulen in Flammen aufloderten, zur höheren Glorie des Vaterlandes und zum Gaudium der müßigen Straßenjugend. Hurrapatriotische Radaulust hat an diesem gefährlichen Brauch bis auf den heutigen Tag festgehalten. wiewohl die Polizei Jahr für Jahr vor jedem Sedantag öffentlich bekannt macht, daß solche BcgeisterungSausbrüche verboten sind und bestraft werden. Auch diesmal hält das Polizeipräsidium es für nötig, wieder die übliche Warnung zu veröffentlichen, die mit zu den notwendigsten Vorbereitungen des SedanfesteS gehört. Fremdenfahrten zu Wasser sollen jetzt auch in Berlin   zur Hebung des Fremdenverkehrs eingerichtet werden. Sie nennen sich Internationale Gescllschaftsfahrten und werden auf den Havel  - Seen, dem Glanzpunkt in der Umgebung Berlins  , ausgeführt. Die leuerung verdankt ihre Entstehung einer Anregung Berliner  Hotelbesitzer. Sie werden wöchentlich einmal veranstaltet und be- ginnen schon am nächsten Mittwoch, den 28. August. Ausgeführt werden sie von den neuesten Sterndampfern, den Doppelschraubcn- damvfcrnWerner v. Siemens" und �Leovold v. Ranke". Die Fahrt wird im Anschluß an die Züge ab Friedrichstratze 9,17 und 9,47 Uhr, ab Wannseebahnhof 9,30 und 9,50 Uhr unternommen. Sie beginnt um 10,45 Uhr an der Dampfschiffsstation beim Bahn- Hof Wannsee   und erstreckt sich über Nedlitz, Paretz  , Werder  , Geltow» Caputh  , Potsdam  , Pfaueninsel   sowie zurück nach Wannsee  . An der Pfaucninsel wird Halt gemacht, um den Fremden unter fach» gemäßer Führung Gelegenheit zu einem Spaziergange auf der Insel zu geben. Auf dem Dampfer befindet sich eine Künstler- kapellc und ein reich besetzter Frühstückstisch. Teilnehmerkarten zum Preise von 12 M. einschließlich der Verpflegung sind vom 27. August an in den Hotels und bei der Stern-Gcsellschaft, Brückenstr. 6b. zu haben. Gegen die Anlegnng von Niveaubahncn in der Nähe der Groß- städte nehmen die landespolizeilichen Behörden jetzt grundsätzlich Stellung. Die Genehmigung für Anlegung neuer Eisenbahn- strecken wird davon abhängig gemacht, daß bei allen zu kreuzenden Straßenzügen und Chausseen eine Ueberführung oder Unter- tunnelung der Bahnstrecke erfolgt, der Bahndamm ober in der Nähe von Ortschaften derartig angelegt wird, daß bei Erweiterung der Baupläne auch die neuen Straßen über oder unter den Bahn- körper hinwcggeführt werden können. Auch Erweiterungsbauten bestehender Bahnen, wie die Anlegung neuer Gleise für den Vor- ortsverkehr usw., dürfen nur unter Jnnehaltung der oben aus- gesprochenen Grundsätze vorgenommen werden. Demgemäß werden bei den um Berlin   stattfindenden Erweiterungsbauten gegen­wärtig bei der Görlitzer- und Nordbahn auch die alten Bahn- tracen in entsprechender Weise umgebaut. Abermals weist die Chronik drei spurlos verschwundene Mädchen auf. Am vergangenen Montag entfernte sich die sechzehn- jährige Tochter Josepha des in der Straße Alt-Boxhagen 51 in Rummelsburg   wohnhaften Arbeiters Wcdde aus der elterlichen Wohnung, um sich nach ihrer Arbeitsstelle, einer Druckerei in Berlin  , zu begeben. Hier ist das junge Mädchen aber nicht ein- getroffen und seitdem fehlt jede Spur der W. Es wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß das hübsche gut entwickelte Mädchen ver- schleppt worden ist. Bekleidet war die Verschwundene mit schwarzer wollener Bluse, dunkelgrauem Mantel, schwarzen Schnürstiefeln und weißem Strohhut mit grünem Samtbande. Vermißt wird auch die 18 Jahre alte Charlotte Busch aus der Boxhagener Chaussee 8. die in einem Berliner   Kaufhause angestellt war. Am Donnerstag verließ das junge Mädchen nach dem Ladenschluß das Geschäft und ist seitdem verschwunden. Ihre Angehörigen nehmen an, daß sich die Verkäuferin das Leben genommen hat. Bekleidet war die Busch mit hellgrauem Rock, roter Kattunbluse, schwarzem Jackett und weißem Strohhut. Verschwunden ist ferner das elf- jährige Mädchen Meta Rempfcr, Oppelnerstr. 45, seit dem vergangenen Montag abend. Daß Kind ist etwa 1,35 Meter groß. trägt rotes Kleid mit weißen Blümchen und halbwcitze schwarz lackierte Stiefeletten. Personen, die über den Verbleib des Mädchens Angaben machen können, werden gebeten, dies bei den Eltern zu tun. Jedenfalls ist das Kind verschleppt worden. Zwei Kindeßleichen wurden am Freitag aufgefunden. Auf dem Thomaskirchhof   entdeckte ein Friedhofsbesucher zwischen Gräbern eine Zigarrenkiste, die den zusammengedrückten Leichnam eines neugeborenen Knaben enthielt. Der tote Körper war mit aller Gewalt in die Kiste hineingezwängt worden. Von der Mutter konnte noch nichts ermAtelt werden. Die zweite Kinderleiche wurde in dem Hause Georgenkirchstr. 36 gefunden. Auf dem Treppenstur stieß ein Hausbewohner auf ein Paket, in dem sich die bereits stark in Verwesung übergegangene Leiche eines neugeborenen Mädchens befand. Die Umhüllung bestand aus grauem Packpapier und mehreren Zeitungen. Die Leichen wurden beide nach dem Schauhause gebracht, um dort durch die Obduktion feststellen zu können, ob die Säuglinge einen gewaltsamen Tod gefunden haben. 6000 Mark veruntreut hat. wie eine Korrespondenz meldet, der Rendant des Gastwirtsvereins Wedding, GasperS. Die Ver- untreuungen haben um so größere Ueberraschung hervorgerufen, als G. allgemein als ein begüterter Mann galt und fein in der Müllerstraße gelegenes Restaurant gut ging. Mit dem Thema:Der Herr Kommerzienrat vor dem Kauf- mannsgericht" wird sich morgen, Montag abend 8 Uhr, in den Rittersälen, Ritterstr. 75, eine öffentliche Versammlung der Handlungsangestellten beschäftigen. Die Versammlung ist eine Protestversammlung gegen die Konkurrenzklausel, eS wird deshalb zahlreicher Besuch erwartet. Arbeiter-Samariter-Kolonne. Montag abend 9 Uhr, 1. Ab- teilung, Dresdenerstr. 45. Vortrag der praktischen Aerztin Frl. Dr. Profe über:Krankenpflege". Daran anschließend praktische Transportübungen. Die neuen Lehrpläne für den Winterkursus werden ausgegeben. Derselbe beginnt am 7. Oktober. Neue Mit- glieder können jederzeit eintreten. Gäste haben einmaligen freien Zutritt. Heute nachmittag im Dresdener   Garten nur für Mit- glieder und deren Angehörige: Humoristische Unterhaltung und Tanz. Im Wissenschaftlichen Theater der Urania in der Taubenstraße finde» am Sonntag, Dienstag und Donnerstag Wiederholungen des Vortrages:Im Lande der Mitternachtssonne", der dem Zu- schauer die herrlichen Naturszenerien Norwegens   an der Hand zahlreicher farbiger Bilder vor Augen führt und einen lebens- wahren Ausschnitt aus den nordischen Landen gibt, statt. Am Montag und Freitag wird der Vortrag:Die Gletscher der Hoch- gebirge und die Eiszeit unserer Heimat" gehalten, während am Mittwoch und Sonnabend der Vortrag:Von der Zugspitze zum Watzmann  " zur Darstellung gelangen wird. Zeugen gesucht! Am 27. Juli, vormittags 8,40 Uhr, ver- unglückte eine ältere Dame am Bahnhof Savignyplatz beim Be- steigen des Stadtbahnzuges. Die junge Dame, die der Ver- unglückten bereitwilligst ihre Hülfe anbot, sowie derjenige Herr, der gesehen hat, wie die Verunglückte von dem Bahnwärter zwischen Bahnsteig und Trittbrett hervorgezogen worden ist, werden gütigst gebeten, sich bei Frau Große-Charlottenburg, Grolmanstr. 18, zu melden. Feuerwehrbericht. In der letzten Nacht um 12 Uhr kam in einer Tischlerei in der Wcberstr. 8 Feuer aus. Regale, Spinden und anderes standen dort in Flammen. Durch kräftiges Wasser- geben gelang es, den Brand zu löschen. Gestern früh um 4 Uhr mutzte in der Zehdenickcrstr. 15 ein Kellerbrand gelöscht werden, der durch Selbstentzündung ausgekommen war. Um 6 Uhr wurde die Feuerwehr nach der Krefelderstr. 1 alarmiert. Fett u. a. war dort in Brand geraten. In der Togostr. 1 brannten Decken usw. auf einem Balkon und gleichzeitig in der Bergmannstr. 91 ein Schornstein u. a. Ferner lief eine Feuermeldung von einem Neu- bau aus der Köthenerstr. 27 ein. Vorort-]>fadmcbten. Eharlottenburg. Schuldepntation und Freie Tnrnerschaft. Unsere NotizDie Charlottenburger Schuldeputation gegen den Verein Freie Turnerschaft" hat das sogenannte freisinnige Blatt, die CharlottenburgerNeue Zeit", ganz aus dem Häuschen gebracht. Wie immer, wenn es sich darum handelt, in echt frei- sinniger Manier gegen Unrecht anzukämpfen, so unternimmt eS das Blatt auch diesmal, zunächst die Gründe aufzudecken, die die Schuldeputation veranlaßten, den Verein Freie Turnerschaft aufs