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besitzer des Landes; er besitzt nicht nur in Mecklen- bürg einige der wertvollsten Güter, sondern auch noch im Königreich Sachsen. L>err v. Trenenfels, der ein Verwandter deZ Neichstagsabgeordneten gleichen Namens ist, kann sich also einen Scherz leisten. Einiges Aufsehen erregt nur die zum min- besten kernige Sprache, in der er diesen Scherz ankündigt. Das ist das reine entweder oder! Entweder der Staat zusamt NcgierungSanhängsel tut, was ich will, oder ich zeige ihm. was'ne Harke ist I Man sieht, unsere Ritter sind immer noch aufrechteLeute, wenn eS sich um ihren eigenen Vorteil handelt." DieFranks. Ztg.' sollte freilich solchaufrechte Leute" dem Freisinn als Borbild entgegenhalten. Denn dost die kleine aber mächtige" Partei der Junker trotz ihrer Minderzahl in Preutzen-Deutschland das Heft in der Hand hat, findet seine Er- Ilärung eben darin, daß diese Junker allezeitaufrechte Leute" ge- Wesen sind! Wollte der Freisinn im Kampf um das ReichstagSwahI- recht für Preußen nur einen Teil dieser junkerlichen Energie entwickeln, so könnte er die Reaktion zu Paaren treiben. Aber die Freisinnigen sind eben keineaufrechten Leute", sondern kuhhandels- lüsterneStaatsmänner", deren diplomatischer Ehrgeiz nur darin besteht, für einige der liberalenBourgeoisie gewährte Kon- zessioneu das entrechtete Volk abermals um feine wichtigsten poli- tischen Rechte zu prellen!_ Lappalie oder Landesfriedensbruch. Unter der Spitzmarke: Vom Terrorismus gegen die Sozial- demokratie berichteten wir kürzlich, daß einem Gasthofbesitzer bei Portitz einem Dorfe in der Nähe von Leipzig   die Polizeistunde auf 10 Uhr herabgesetzt wurde. Daß die Behörde nicht 9 Uhr fest- setzte, hat er nur dem Umstände zu verdanken, daß, seitdem er das Geschäft führt nämlich 16 Jahre niemals gegen ihn irgend etwas bei der Behörde vorlag. Alles wird dadurch erklärt, daß der Mann das Verbrechen beging, uns seinen Saal zu VereinSversamm- l u n g e n zur Verfügung zu stellen. Sein Konkurrent, auch der Gemeindevorsteher mit einer Zahl von Bauern aus Portitz haben alles getan, um den Mann in dasrechte" Licht bei der Behörde zu setzen. Jetzt treffen zwei Nachrichten gleichzeitig ein: l. hat die jireishauptmannschaft die Verfügung gegen den GasthofSbcsitzer be» stätigt, II. hat die Amtshauptmannichaft Mittwoch in aller Frühe je sechs Genossen auS Portitz und Taucha   aus dem Bette geholt und die zwölf Man» gefesselt in die Untersuchungshaft abgeführt. Sie sollen Landesfriedensbruch begangen haben. Was ist geschehen? An einem Abend in, Juli brachte die Gesangsabteilung von Portitz dem Sohne des Gastwirts Kamm in Thekla zu seinem Polterabend ein Ständchen. Die Singstunde in Taucha   fiel aus, da der Gesangsleiter in Thekla dirigierte. Darum »lachten die Tauchaer das Kränzchen mit. Man zechte dann in Thekla, zum Schluß in Porsitz. Angeheitert brach um 12 Uhr nachts das Häuflein Sänger auf. Es soll nun etwas laut zugegangen und zu einem Rekonter mit dem Ortspolizisten gekommen sein. Ausschreitungen und Ge- walttätigkcitcn sind nicht vorgekommen. Und das soll Landes- friedeusbruch sein I? Da erinnern wir unS der Nacht vom LS. Januar. Nicht nur im Rausche der Hottcntottenstimmung, sondern im Rausche schlechtweg zogen johlend Studenten und deutschnationale Jünglinge durch die Straßen Leipzigs  . Vor dem Volkshause drängte sie die Polizei mit Mühe zurück, sie kamen johlend, pfeifend, sinkend und brüllend wieder. Von einem Eingreifen der Gerichte bat man später nichts gehört! Das waren dieNationalen". Hier sind eS sozialdemokratische Arbeiter. Und da soll Landesfriedensbruch vorliegen. Wir haben gleiches Recht in Sachsen  ! Wer wagt es zu bezweifeln? Die Anarchie in der rcichsländischen Regierung ist anläßlich des vor einiger Zeit in Metz   abgehaltenen Eucharistischen   Kongresses eingerissen. Wir berichteten seinerzeit, daß die Regierung der gelegentlich des Kongresses veranstalteten Prozession keinerlei Hindernisse in den Weg legte, obwohl ein altes französisches Gesetz die Prozessionen in Orten mit verschiedener konfessioneller Bevölkerung verbietet. Wir sind keine Freunde derartiger die Freiheiten des Volkes einschränkenden Gesetze, um- somehr als andere ähnliche Gesetze bei Umzügen der klasscn- bewußten Arbeiter mit aller Schärfe angewandt werden. Aber das Gesetz besteht nun einmal und so hätte man wohl erwarten löiinen, daß es von der Behörde angewandt werde. Da dies nicht geschah, so reichte das Metzcr Konsistorium der evangelischen Kon- fcssion Protest gegen die Prozession beim Regierungspräsidenten von Metz ein. Der Bescheid, den dieser daraufhin an den Kon- ststorialpräsidenten gab, ist klassisch. Er lautet: Ew. Hochwürdcn beehre ich mich, den Empfang des Protest- schreibenS betreffend Abhaltung einer öffentlichen Prozession in Metz   vom 1. August 1907 Nr. 833 crgebcnst zu bestätigen. Eine Aenderung der durch die gesetzlichen Be- stimmungen gebotenen Auffassung ist keineswegs ein- getreten. Die Prozession ist vielmehr nur ausnah ms  - weise geduldet worden, weil es sich um eine außer- ordentliche Feierlichkeit handelte und die Prozession als ein Bestandteil des Eucharistischen   Kongresses zu betrachten war. Graf Zeppelin.". Leben wir denn in einem Rechtsstaat? So fragt man sich unwillkürlich, wenn man sieht, mit welcher Eleganz sich die Re- gierung über einen vollendeten Rcchtsbruch hinwegsetzt! Von der Gärung in Kamerun  . DaS Gouvernement in Busa meldet über die Bewegung in Adamaua folgendes: Die Bewegung ist mit dem Tode eines Malams sWanderpriester), der bei Djabake einen Tagemarsch östlich von Garua   fiel, als vorläufig beendigt anzusehen. Eine örtlich beschränkte Erhebung zwischen Garua   und Ngaundere wurde niedergeworfen. Vier Hauptanhänger des Malams wurden in Ubao  , drei Tage südlich von Garua. hingerichtet. Auch �er durch den Lamido sHäuptling) von Garua gefangen ge- nommene Fullah-Mahdi, der Anstifter der ganzen Bewegung, wurde hingerichtet. Die Bevölkerung der Samidate sHäuptlings- fchaften) Rei Buba und Ngaundere ist noch erregt; jedoch haben die beiden LamidoS sich als regierungstreu erwiesen. Die Bewegung hatte einen allgemein europäer- feindlichen Charakter. Im südlichen Benusbogen bei Jola(zu dem englischen Nordnigerien gehörig) wurden Send- linge der Senussi  -Sekte festgestellt. Am 18. d. M. ist ein Transport von 80 Mann mit einem Maschinengewehr unter Hauptmann v. Krogh über Burutu nach Garua   in Bewegung ge- setzt worden. Diese Verstärkung soll in der Hauptsache die Residentur Adamaua instand setzen, der deutsch  -englischen Grenz- expedition für die Strecke von Jola nach den Croßschnellen. die am 9. d. M. unter Major Höring die Ausreise von Hamburg   an- getreten hat und auf e,n bis zwei Jahre berechnet ist, das nötige Begleitkommando zu stellen. Nach Eintreffen der Verstärkung wird aber auch eine Klärung der Lage in denLamidaten Rei Buba und Ngaundere möglich werden. Eine weitere Verstärkung hält die Regierung nicht für unnötig. An der Küste ist alles ruhig. Borläufig" ist also durch eine Reihe von Hinrichtungen Ruhe" geschaffen, doch dauert die Erregung in mehreren Häuptlingschaften noch fort. Doch soll nach Eintreffen von Ver- stärkunge» weitereKlärung" geschaffen werden. Hoffen wir. daß dieseKlärung" nicht in allzu rigoroser Weise vor sich geht, damit nicht, wie in Südwestafrika, die Empörung der ohnehin europäerfeiudlich gesinnten Eingeborenen schließlich auch die Häuptlinge mit in die kriegerische Stimmung hineinreißt I Nur äußer st eS Maßhalten und möglich st e Scho» nung der Eingeborenen können den Ausbruch weiterer Unruhen verhüten I_ Berichtigung. In dem Leitartikel:Das Zentrum und das Landtagswahlrecht" der gestrigen Nummer hat sich ein sinnent» stellender Druckfehler eingeschlichen. In der ersten Spalte. 24. Zeile von unten muß esplatonische Liebeserklärungen" stattkatho- lische Liebeserklärungen" heißen. Schweiz  . Die Scharfmacher an der Arbeit. Zürich  , 26. August.(Eig. Ber.) In unserer Stadt stehen seit vier Monaten die Spengler im Streik für den Neunstundentag und andere Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen und da sie nun eine Genossenschafts- s p e n g l e r e i errichtet haben, die bereits 22 Arbeiter beschäftigt. so ist die Erregung der Spenglermeister aufs höchste gestiegen� Wie immer die Unternehmer, machen auch die Züricher   Spenglermcister für ihreNot" andere verantwortlich und zwar unseren Genossen Vogel sanger, den Polizeichef der Stadt Zürich  . Er läßt nicht wie sein Vorgänger die städtischen Polizisten als losgelöste Ketten- Hunde auf die streikenden Arbeiter los und darum muß er schuld daran sein, daß der Spenglerstreik noch immer nicht mit einer Niederlage der Arbeiter beendet worden ist. Die Speuglermeister richten deshalb folgenden bodenlos perfiden offenen Brief im Inseratenteil des Züricher  Tages-Anzeiger  " an Vogelsanger: Herr Polizeivorstand und Stadtrat! Sie haben bei Ihrer Wahl zirka 19 000 Stimmen auf sich vereinigt, von denen mehr als die Hälfte von Bürgerlichen   stammen,, welche glaubten, einen un- parteiischen Volksvertreter gewählt zu haben. Heute können wir konstatieren, daß zweierlei Recht gilt, Ihre Parteigenossen Gesetze und Verordnungen nach Belieben über- treten können und erst auf energische Reklamationen und Klagen von feiten der Belästigten der eine oder andere vor Gericht gezogen wird, um möglichst schonend behandelt zu werden. Haben Sie etwa Furcht? Furcht vor jener Schmutzpresse, der nicht« mehr heilig ist, welche die Regierung und alles, was der Schweizer   hochhält, schon durch bestraste Individuen angeifert. Furcht vor jener Presse, welche die Spitzbuben rühmt und hochleben läßt, und den ehrlichen, rechtschaffenen und fleißigen Menschen mit Kot bewirft. Wenn dem so wäre, Herr Polizeivorstand, dann würden Sie besser tun, Ihr verantwortungsvolles Amt niederzulegen, um eS Männern zu überlassen, welche die Gesetze nicht nur kennen, sondern auch handhaben, ohne durch die Parteibrille zu sehen, und gleiches Recht für alle walten lassen. Wenn Sie das nicht wollen, dann tun sie besser, wenn Sie die RegenSdorfer Pensionäre(Zuchthaussträflinge) laufen lassen und die rechtschaffenen Menschen einsperren, damit sie vor den Strolchen sicher sind. Kant. Spengkermeisterverband Zürich  ." Nur das eine sei zu diesem traurigen Pamphlet bemerkt, die Mehrzahl der auf Vogelsanger bei der letzten StadtratSwahl vor zirka drei Monaten gefallenen 19 000 Stimmen sozialdemokratische Stimmen waren. Die wildgewordenen Spießbürger im Züricher   Spenglergewerbe taten noch ein übriges und schickten ihre ausländischen Genossen mit einer Eingabe an die zürcherische Justiz- und Polizeidireksion vor, in der sie das Verlangen nachEntfernung derStreik- p oft e n wiederholen nnd zwar unter Berufung auf die Staats- Verträge, die jedem den ungehinderten Erwerb zusichern.Sollte dem Begehren, so heißt es weiter in der Eingabe, nach Entfernung der Streikposten, die die Meister materiell schädigen, nicht entsprochen werden, so würden sich die Meister an ihre Gesandt- schaften in Bern   wenden und von dort durch Intervention Abhülfe verlangen." In der Eingabe wird auch unser Genosse Vogelsanger als Stadtrat und Polizeichef heruntergemacht von ausländischen Spenglermeistern. Die kantonale Justiz- und Polizeidirektion hat das Gesuch ab- gelehnt, da die Zürcherische Bürgerschaft darüber zu entscheiden hat, was in Zürich   geschehen oder unterlassen werden soll, und nicht die Regierungen in Berlin  , Wien   und Rom   oder ihre Gesandtschaften in Bern  . Handelte es sich um ein ähnliches Vorgehen ausländischer Ar- bester, die bürgerliche Presse würde eine noch nilbt dagewesene fanatische Ansländerhctze betreiben nnd massenhafte Opfer fordern. Gegen das maßlos freche Vorgehen der ausländischen Spengler- melstcr erhebt sich aber keine einzige bürgerliche Stimme. Das schweizerische Unternehmertum hat den traurigen Ruhm, an der Spitze der Scharfmacher aller Länder zu marschieren. Die Berner   Mädchen gegen die Dorfmatadoren. Zürich  , 27. August.(Eig. Ber.) Wir haben von der unglaublichen Dreistigkeit des Gemeinderates von Kandergrnnd im Bern er Oberland berichtet, mit der er den Mädchen bei Strafe polizeilicher Verhaftung und weiterer Folgen verbot, mit italienischen Arbeitern zu tanzen, zu trinken oder zu spazieren. Dagegen lehnen sich die Mädchen energisch auf. Sie erklären, daß sie selber wissen, was sie zu tun und zu lassen haben. Wenn ein Mädchen mit einem Burschen, auch wenns ein aus- wärtiger sei, tanzen wolle oder auch ein Glas Wein zu trinken gehe, so werde es, wie die Mädchen sagen, niemand fragen; daS fei ihre Sache, mit wem sie tanzen und trinken wollen." Auch die Herren Ingenieure fühlen sich durch den Ukas be- leidigt. da sie meist Franzosen sind und sich somit auch zu den ftemden Elementen" zählen, deren Umgang die Mädchen meiden sollen. Diese Auflehnung der Mädchen, die sich mit Recht verletzt fühlen durch die Arroganz der Dorfgewaltigen, ist erfreulich, umsomehr, als sich die männlichen Einwohner gegen die unerhörte Bevormundung ihrer weiblichen Angehörigen nicht gewendet haben. War sie ihnen derunbeguemen Konkurrenz" der fremden Elemente wegen vielleicht gerade recht? Italien  . Florenz  , 30. Auugst. Hier haben neue antiklerikale Unruhen stattgefunden. Die Volksmenge versuchte die Elisabeth- kirche in Brand zu stecken, wurde aber durch die einschreitende Gendarmerie daran gehindert. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Inclien. Kalkutta  , 27. August. Bei der gerichtlichen Verhandlung gegen zwei Nationalfreiwillige, die verhaftet wurden wegen Angriffs auf die Polizei bei Gelegenheit der Boykottjahresfeier, veranstaltete eine Anzahl Studenten einen großen Tumult. Sie wurden auf die Straße getrieben, wo es zu einem neuerlichen Zusam- menstoße mit der Polizei kam; schließlich wurden sie durch be- rittene Polizei auseinandergetrieben. Der Führer der Radikalen, B e p i n Pal, der als Zeuge in der Aufruhrangelegenheit ver- nommcn wurde, verweigerte ungeachtet der Warnung des Vor- sitzenden jede Aussäge gegen die ZeitungBandemataram". Er wird sich jetzt unter der Anklage der Mißachtung des Gerichts- Hofes zu veranworten haben. Fünf National- Fr/ei- willige stießen in Chandpur den Zivilwundarzt Camilla in den Fluß; derselbe entging mit knapper Not dem Tode des Ertrinkens. Der Plantina-Bund in Behar befindet sich in großer Erregung, weil der oberste Gerichtshof in Kalkutta   das Todes- urteil aufgehoben hat, welches über die Männer, die den Pflanzer Bloomfield totgeschlagen hatten, gefällt war. Hmenka. Die Japaner in Kanada  . Seitdem ihnen die Vereinigten Staaten   verschlossen sind, kommen die japanischen Arbeiter in Massen nach Kanada  . Der Zu- ström ist seit einigen Monaten sq stark geworden, daß er unter der kanadischen' Arbeiterbevölkerung große Beunruhigung hervor« gerufen hat. Es soll versucht werden, die'Regierung in Tokio   zu veranlassen, daß sie fteiwillig die AuS- Wanderung nach Kanada   beschränke, wie es 1899 geschah, als Japan   das Zugeständnis machte, nicht mehr wie 600 bis 600 Arbeiter pro Jahr nach Kanada   auswandern zu lassen. Von der Legislatur aus ist schon öfter ein Verbot der japanischen Einwanderung beschlossen worden, aber die Negierung legte immer ihr Veto ein, um die guten Beziehungen zwischen de» Ländern nicht zu stören._ Hus der Partei. Zur Frage des Prefjbureaus. Das KasselerVolksblatt" widmet dem Preßburcau in seiner letzten Nummer einen Leitartikel. Es erkennt darin an, daß die Aufgaben, die dies Bureau zu erfüllen habe,zwar skizziert werden müssen"(der Sperrdruck des Wortesmüssen" stammt aus demBolksblatt" selbst), allein es macht trotzdem selbst nicht einmal einen Versuch, sich dieser Aufgabe zu unterziehen. ES begnügt sich mit der Bemerkung, daß der private Fünfer- Entwurf von fünf der befähigstcn parteigenössischen Journalisten ausgearbeitet worden sei und trotzdem ihm dasVolksblatt" nicht in allen Teilen zustimmen könne doch zweckmäßiger erscheine. als der Entwurf des P a r t e i v o r st a»des. Das ist alles, was, das Kasseler Parteiblatt über die Aufgaben deS PreßbureauS zu sagen hat! Im übrigen wendet es sich gleich derSächsischen Arbeiter- Zeitung" gegen die vermeintlicheGespensterscherei". Es schließt seinen Artikel mit dem Trumpfe: Vergißt man nicht, daß an die Redaktcure ber kleinen Blätter in der Provinz in beziig auf agitatorische und organi« salorische Tätigkeit naturgemäß viel höhere Anforderungen gestellt werden, als an die Kollegen in den großen Parteizeitungen, dann liegt klar zutage, wie hülfreich für sie ein von journalistisch tüchtigen Sozialdemokraten geleitetes Preßburcau jenr könnte. Aber könnte nicht ein revisionistisch angekränkeltes Redaktionsscheusal schließlich einer radikalen Redaktion enr Kuckucksei ins Nest legen? viktioilo est satiraw non soribero* sagt der Lateiner. Ein Donnerwetter möge die Gcspenstcr>ehcrci und Ge- simiungSschnüsfelesi hole» I" werden hoffentlich bald die sozial- demokratischen Arbeiter sagen." Wir halten die Arbeiter denn doch für zu geschult, als daß sie nicht einsähen, daß»ist ein paar burschikosen Redensarten eine wichtige Parteifrage, die ebenso gründlich wie sachlich zu diskutieren ist, nicht als erledigt gelten kann! Im vorteilhaftesten Gegensatz zu den Auslassungen der Sächsischen Arbeiter-Zeitung" und des Kasseler VolkSblatteS" steht ein Artikel, mit dem dieLeipziger Volkszeitung  " eine Erörterung der Frage des PreßbureauS beginnt. Eine Partei- und Preßfrage" nennt das Blatt mit Recht das Problem. DieLeipziger Volks zeitung" ver- zichtet auf eine Erörterung deS Vorschlages des FünferentwnrfeS, das Preßbureau mehr oder minder zu einem Organ derSelbst- v e r w a l t u n g" der Parteipresse zu machen. Dies Projekt könne bereits als begraben gelten. Ueber den Entwurf des Partei- Vorstandes macht unser Leipziger   Parteiorgan dann folgende Ausführungen: Wir wollen uns hier nicht näher über die Parteikorre- s p o n d e n z verbreiten, über deren Wert unseres Wissens die An- sichten innerhalb der Partei weit auseinandergehen; bei ihr handelt es sich nicht um eine prinzipielle Frage, sondern darum, ob sie technisch mehr oder weniger gut gemacht wird. Es ist eine Personenfrage, deren Erörterung hier ausscheidet. Auch bei dem dritten Punkt des ß,2 wollen wir nicht verweilen, da es hier wesentlich auch nur auf die technische Ausführung ankommt; gegen den Gedanken selbst ist nichts einzuwenden. Dagegen bedarf der zweite Punkt des§ 2 einer ungleich schärferen und, wie wir ohne Bedenken hinzufügen, einer ungleich engeren Fassung. Ein solch komplizierter Nachrichtendienst, wie er hier vorgesehen ist, verträgt sich nicht mit dem Wesen der Partei- presse, die keine N achrichten-, sondern eine P r i n z i p i c»presse ist. Deshalb ist eS auch keine Schande, sondern eine Ehre für «nS, daß unsere Blätter im Nachrichtendienst hinter den bürgcr- lichen Blättern zurückstehen. Dieser Nachrichtendienst ist ein wesentlicher und vielleicht der wesentlichste Hebel der bürgerlichen Pretzkorruption geworden; die umfangreichen Preßbeteiligungen, deren sich der Besitzer und der Handelsredakteur derFrank- furter Zeitung" in den Gründerjahren erfteuten, haben dies Blatt politisch nicht so in Grund und Boden korrumpiert, wie seinbe- rühmter" Nachrichtendienst, von dem dieFrankfurter Zeitung  " kürzlich mit immerhin anerkennenswerter Selbsterkenntnis sagte, daß die Ware die Flagge decken müsse. Man lese einmal acht Tage lang die Berliner   Nachrichten dieses Blattes, die in der Tat so zu- verlässig sind, wie unter den heutigen Verhältnissen, wo die so- genannte aktuelle Politik in einem verhältnismäßig engen Kreise von Personen gemacht wird, Nachrichten nur immer fein können, und wer sich dabei nicht vor Ekel schüttelt über all den elenden Klatsch und Kram, der muß schon Nerven wie Schiffstaue haben. Das größte und potenteste Blatt der bürgerlichen Presse als Schleppen- trägerin des ostelbischen Junkertums, die» ist das widerliche Zerr- bild, zu dem der NachrichtenkultuS der bürgerlichen Presse geführt hat. Und dabei wahrt dieFrankfurter Zeitung  " unter denbe- rühmten" Nachrichtenblättern dieser Art immerhin noch ein gewisses polittscheS Dekorum. Gewiß zu diesem NachrichtenkultuS sind die bürg er» lichen Blätter durch die Peitsche deS kapitalistischen   Konkurrenz« kampfes gezwungen. Sie können nicht anders, auch wenn sie anders wollten. Aber die Arbeiterpresse steht nicht unter diesem traurigen Zwange, und deshalb muß sie sich hüten, auch nur den ersten Schritt auf einem Wege zu tun, dessen letzter Schritt eine politische Korruption der ärgsten Art sein würde. Es ist selbstverständlich, daß kein Mensch in der Partei solche Zu- stände, wie sie gerade in den namhaftesten Organen.der bürgerlichen Presse hervortreten, herbeiführen will; obgleich es schon ganz selbstverständlich ist, so wollen wir doch ausdrücklich hinzufügen, daß wir auch jenem privaten Entwurf einiger Ne- dakteure, der dem geplanten Nachrichtenburcau die bedenkliche Auf- gäbe zuerteilen will,über die Unterströmungen der Politik, über das, waS im Werden sei", Nachrichten zu sammeln, nichts anderes unterstellen, als die ivohlmeinende Absicht, den Vorsprung einzuholen, den die bürgerliche Presse im Nach- richtendienst vor der Parteipresse voraus hat, einen Vorsprung, von dem auch wir anerkennen, daß er bis zu einem gewissen Grade die sozialdemokratische Propaganda schädigt. WaS wir beabsichttgen, ist nur eine scharfe Abgrenzung der Frage, bis wie iveit hier Abhülfe geschaffen werden kann, ohne ungleich wichtigere Fragen der Parteiagitation zu schädigen. bis wie weit eine Prinzipien presse, was unsere Presse nach unser aller Willen ist und bleiben soll, eine Nachrichten presse werden kann. Darüber m ü s s e n wir u n S klar fein, ehe das neue Bureau eingerichtet wird. . Nicht alS ob wir fürchteten, daß eS jemals auf diesem Wege zu einer wirMchen Preßkorruptton innerhalb der Arbeiterbewegung