Kulturfan, pstagen. hat das Zentnim, obgleich es später zur Regierungspartei avancierte, auch nicht ein einziges Mal seine Machtstellung benutzt, um daS ReichStagSlvahIrecht für Preußen zu erringen. Wenn die„Mark. VolkSztg/ das Gegenteil behauptet, mag sie eS dokumentarisch beweisen. Ihre bloßen Redensarten sind gänzlich wertlos.— Ein deutscher Hafen in Marokko . f Die„Rhein.-Westf. Ztg.", das Organ der Kohlen- und Eisen- Magnaten, hat seit den ersten Borfällen in Casablanca gefordert, die deutsche Regierung solle den marokkanischen Aufstand als günstigen Anlaß benutzen, die Scharte von AlgeciraS auszuwetzen und allerlei Vorteile für Deutschland zu erpressen. Jetzt hält das Blatt die Zeit für gekommen, noch einen Schritt weiter zu gehen und direkt die Abtretung eines marokkanischen Hafens an Deutsch- land zu verlangen. „Nachdem es uns", schreibt daS kolonialsüchtige Blatt,„bisher in der deutschen Presse fast allein überlassen worden war, auf das Deutschfeindliche in dem Borgehen Frankreichs gegen Marokko und auf die unsagbar klägliche Haltung unserer Diplomatie hinzuweisen, erstehen uns jetzt Helfershelfer, sogar in der offiziösen„Kölnischen Zeitung ", die ja mit der Regierung durch dick und dünn geht. Jetzt endlich veröffentlicht sie einen deutschen Brief aus Casablanca , der die längst bekannte und von unS stets hervorgehobene Tatsache bestätigt, daß dort der deutsche und der englische Handel seit langem an erster Stelle stehen, und daß von dort aus seinerzeit die geharnischten englischen Proteste gegen daS englisch -französische Abkommen gerichtet wurden. Das Fazit, das der Brief zieht, ist:„Der deutsche Handel in Casablanca ist vernichtet I und zwar absichtlich, denn„die Ehre Frankreichs sollte auf dem Ruin deS deutschen Handels wieder- hergestellt werden." Zur Wahrung unserer Interessen, nicht vor marokkanischen Angriffen, sondern vor der gleitznerischen ZivilisationS- tätigkeit Frankreichs fordern wir im Einverständnis und im Auftrage von Landsleuten in Marokko daSZeigen unserer Flagge in einem marokkanischen Hafen. Doch bei unS ist jetzt die Zeit deS KriegSspielS und der Paraden. Politik ist Nebensache." So gering man auch die Fähigkeiten der deutschen Auslands- Politik einschätzen mag, erscheint es doch als ausgeschlossen, daß sich die deutsche Regierung unter den heutigen Umständen darauf ein- läßt, daS traurige Experiment von Kiautschou in Marokko zu wieder- holen. Als ein Beispiel dafür, bis zu welchen Berrücktheiten sich die imperialistische Expansionssucht in Deutschland versteigt, ist aber die Forderung deS Zechenblattes immerhin beachtenswert.— Der Ministerialdirektor im Kultusministerium Dr. Althoff hat, wie verschiedene Blätter aus bester Quelle wissen wollen, bereits vor einer Woche sein Abschiedsgesuch eingereicht und wird, da sich sein Rücktritt in Uebereinstimmung mit dem neuen Kultusminister vollzieht, nicht mehr in sein Amt zurückkehren. Ueber sein Dienst- zimmer im Ministerium soll schon anderweitig verfügt, worden sein. Schulstreik. In dem Orte Glinde des Kreises Stormarn (Holstein) gibt es etwa zehn schulpflichtige Kinder, die schon seit Jahren die Schule nicht besuchen. Die Eltern der Kinder halten diese vom Schulbesuch zurück, weil, wie sie behaupten, der in dem Orte am- ticrende Lehrer ihre Kinder mißhandelt, und versucht hat, sie gegen ihre Eltern aufzuhetzen. Schon seit zehn Jahren führen die Be- wohner von Glinde eine heftige Fehde gegen den Lehrer. Alles mögliche haben sie versucht, um ihn aus seinem Amte zu ent- fernen, doch ohne Erfolg zu haben. Die Regierung hat dem Lehrer wohl das ZüchtigungSrccht entzogen und ihm auch mehrmals Per- weise erteilt, aber nicht aus seinem Amt entfernt. Die Eltern sind mehrfach mit Strafbcfehlen bedacht worden, doch wurden sie dann vom Schöffengericht wie vom Landgericht freigesprochen mit der Begründung, inan könne den Eltern nicht zumuten, ihre Kinder einem Lehrer anzuvertrauen, von dem sie befürchten müßten, daß er sie mißhandele und nachteilig auf ihren Geist einwirke. Die betreffende» Kinder wachsen ohne Unterricht heran, da sie in benachbarten Schulen auch keine Aufnahme finden. Die Re- gierung hat nichts anderes zu tun gewußt, als einen neuen Prozeß einzuleiten. Ueber die neuen Strafbefehle gegen die Eltern hat bereits das Schöffengericht im März zu befinden gehabt und wiederum auf Freisprechung erkannt. In der Berufungsinstanz verhandelte dieser Tage auch die Ferienstrafkammer des Altonaer Landgerichts über die Angelegenheit. Die Angeklagten wurden wiederum kostenlos freigesprochen. Ein Streiknrteil. Stettin , gl. August 1907. Während des Streiks auf der Zcmcntfabrik„Stern" Podejuch- Finkenwaldc�var der arbeitswillige HülfSinonteur Eigenbrot nachts, als er von Stettin kam, von einem Haufen Menschen umzingelt und schließlich arg mißhandelt worden. Wegen dieses an sich be- gräflichen, aber nicht entschuldbaren Exzesse? hatten sich heute vor dem Stettiner Schöffengericht sieben Arbeiter zu. verantworten. Geladen waren über 49 Zeugen. Bier der Angeklagten mußten frei- gesprochen werden, weil sie sich gar nicht am Tatort aufgehalten hatten, während die Arbeiter Wendland und Kleinke, welche bei Begehung der Tat stark angetrunken waren, zu 2 resp. C Monaten Gefängnis verurteilt wurden. Ein weiterer Angeklagter wurde wegen einfacher Körperverletzung zu S9 M. Geldstrafe ver- urteilt. Gegen Wendland und Kleinke, denen 2 Monate der Unter. suchungShaft angerechnet werden, waren Iii reiv. 1)4 Jahre Gefängnis beantragt. dngarn. Ter Stuhlwcifjcnburgcr Streik. Ter Generalstreik scheint zu Ende zu gehen. Der rllcksichtS- losen Gewalttätigkeit der städtischen Behörden gelang es, den Widerstand der Arbeiter vorläufig zu brechen. Die ausgewiesenen Genossen H a n d l e r und ForgacS wurden in ihre„Zu- tändigkeitSgemeinden" abgeschoben. Nach Banffyschen Methoden acht man nach Vorwänden, die lokalen Führer hinter Schloß und Riegel zu bringen. Die Genossen Stephan Bencsik, Maurer, und Karl Klein, Zimmermann, wurden unter der Anschuldigung, Gewalttätigkeiten gegen Behörden und Private verübt zu haben. verhaftet. Die Arbeiter verhalten sich ruhig. Die Schneider, Schlosser und Schriftsetzer haben die Arbeit wieder aufgenommen; voraussichtlich werden die übrigen Arbeiter folgen.— China . Peking , 1. September. Außergewöhnliche Beratungen über Sie Lage des Reiches haben heute begonnen. Die Kaiserin hat die einflußreichsten Berater der kaiserlichen Familie zusammen- berufen. Im Hinblick auf die Verschmelzung der Rassen tvurde unter Zustimmung deS Thrones ein Plan ausgearbeitet, der dahin geht, die Mandschu-Bannertruppen aufzulösen und auch andere Unterscheidungen zwischen Chinesen und Mand- schus zu beseitigen. Obgleich die Kaiserin infolge zweier Schlaganfälle, die sie innerhalb der letzten zwei Jahre erlitten hat, körperlich verfällt, faßt sie weitgehende Aenderungen in der Zentral-Regicrung ins Auge, einschließlich einer Umwand» lung der Großen Sekretariate in ein modernes Ministerium.— perfien. Der Grißwesir wurde am Sonnabend in dem Augenblick, als er das Parlament verließ, durch Revolverschüsse getötet. WolffS Bureau meldet hierzu: London , 2. September. Wie dem Reuterschen Bureau aus Teheran gemeldet wird, bestätigt es sich, daß der Mörder des Großwesirs— ein Geldwechsler Abbasali aus Baku — Selbstmord beging, nachdem er den Soldaten, der ihn festnehmen wollte, erschossen hatte. Ein Mitschuldiger, der den Mörder zu be- freien versuchte, wurde verhaftet. Briefe, die man bei beiden fand, zeigen, daß sie auf Befehl deS revolutionären Komitees in Baku gehandelt haben.— Der getötete Großwesir trieb ein Doppelspiel: er wollte es weder mit den Reaktionären noch mit den„Konstitutionalisten" verderben. Durch sein Verhalten hemmte er iedeufallS die Bestrebungen, die darauf abzielen, die autokratische Macht deS Schahs allmählich stärker einzudämmen. Es ist nicht unmöglich, daß daS Attentat auf den Großwesir nur den Anfang einer größeren Kette von Unruhen im gärenden Persien bildet.—_ Die russische Revolution. Wahlentrcchtnng der Arbeiter in Kiew . Nach dem Wahlrcchtsraub in der Moskauer Arbeiterkurie kam die Reihe nun an Kiew . Dieser Tage wurde daS Wahlrecht der Arbeiter in Kiew in dem Sinne„erläutert", daß sie in die Gouvernementsversammlung keine Wahlmänner entsenden, an den städtischen Wahlen nur auf Grund eines Zensus teilnehmen dürfen. Es können nun bestenfalls 2— 3000 Arbeiter in Kiew ihre Stimme abgeben, während die Mehrzahl der Arbeiter ihres Wahl- rechts verlustig geht.— Die„Erläuterung" des Arbeiterwahlrechts in Kiew läßt ver» muten, daß die Arbeiter auch in den übrigen Städten(Petersburg , Odessa und Riga ), denen jetzt direkte Wahlen„verlieben" sind, von Wahlentrechtung nicht verschont bleiben werden. Die Fortsetzung der Schrecken in Estland . Unglaubliche Foltern und Strafen hat das kleine Estenvolk seit 1)4 Jahren ausgehalten, aber das Maß ist noch nicht voll! Das Volk ist jetzt wieder vollständig den deutschen Junkern ausgeliefert, die es mit Hülfe des„Blutkönigs von Riga", Meller-Sako- m e l s k i, in die Zeit der Leibeigenschaft zurückversetzen. Nach allen nur erdenklichen Bestrafungen wird dem Volke jetzt noch all« mählich die geistige Nahrung fast völlig entzogen. Alle Zeitungen, die nicht unbedingten Gehorsam und Untertänigkeit gegen die Junker predigen, sind unterdrückt, und alle Versuche neue heraus- zugeben unmöglich gemacht. Selbst rein bürgerliche Organe, wie der„Postimus", das Blatt der estnischen Bourgeoisie, ist mit 1000 Rubel bestraft und verboten worden; zwei Versuche, ein neues Blatt herauszugeben, wurden vereitelt, d. h. die neuen Organe wurden bald nach dem Erscheinen ebenfalls verboten. Sobald die Polizei merkt, daß das neue Blatt ein verbotenes ersetzen soll « wenn z. B. einige Nedaktionsglieder dieselben sind, wenn das Blatt des unterdrückten Blattes zugestellt wird, dann erfolgt einfach daS deS unterdrückten Blattes zugestellt wird, dann erfolgt einfach daS Verbot I So schreibt es Stolypin in einem geheimen Zirkular seinen Kreaturen vor! Aber die Verfolgung geht noch weiter:> Der Druckereibesitzer Martua aus Reval , ein Sozialdemokrat, mußte flüchten. Seine Frau verkaufte die Druckerei. In dieser wird jetzt eine farblose, jedoch keine junkerfreundliche estnische Zeitung hergestellt. Das Blatt wurde bereits zweimal suspendiert und der Herausgeber außer Landes verwiesen. Das erste Mal konnte er jedoch bald wieder zurückkehren, und es gelang ihm, eine neue Zeitung herauszugeben. Jetzt soll aber nicht nur die Zeitung endgültig verboten, sondern auch die Druckerei geschlossen werden, weil— sie früher einem Sozialdemokraten gehört habe und weil schon damals dort eine radikale Zeitung herausgegeben worden sei!! Nicht nur die sozialdemokratischen indessen, sondern auch andere, ganz„unschuldige" Bücher und Broschüren werden von der Polizei beständig beschlagnahmt, auch solche, die die strengste Zensur passiert haben! Zur Konfiskation genügt es schon, wenn der Name des Autors der Polizei nicht gefällt! So ist denn die Literatur und die Presse in Fesseln gelegt. Die unheilvollen Folgen dieses Zustandes fangen schon an, sich zu zeigen. Vielerorts im Lande sind tödliche Seuchen ausgebrochen, z. B. Milzbrand, und zwar soll diese Seuche durch die Kosakenpferde der„Straf- expeditionen" ins Land verschleppt worden sein. Auch Cholera und Pest stehen vor der Tür. Das Volk bedarf also dringend der Belehrung und Anweisung. Es gibt nun aber keine Zeitungen mehr, mit deren Hülfe man das Volk unterweisen könnte!— Die Polizei hat wegen der Seuchen viele Jahrmärkte verbieten müssen. Die Verbote konnten aber in Ermangelung weitverbreiteter eitungen nicht bekannt werden, die Menschen kamen samt ihren iercn, und die Seuchen wurden weithin getragen. So droht von der Stolypinschen Schreckensherrschaft nicht nur der Kultur, sondern auch der Gesundheit und dem Leben der Bevölkerung die ernsteste Gefahr. „Glaubensfreiheit". Petersburg, 1. September. Ein kaiserlicher UkaS vom 21. August bestimmt ergänzend zu dem Gesetz über die Glaubens- freiheit, daß Juden, die früher zum orthodoxen Glauben übcrge» treten find und jetzt wieder den jüdischen Glauben annehmen, ihr durch den Uebertritt zum Prawoslaventum erworbenes Bürgerrecht verlieren und in daS Ansiedelungsgebiet auszuweisen sind. Hua der Partei. Bildungsausschuft. Die Geschäftsstelle richtet an sämtliche lokalen BildungS- ausschüsse die Bitte, ihr die Adressen einzusenden, damit ihnen die Materialien des Zentral-BfldungSausschusseS regelmäßig zugesandt werden können. Soweit die BildungSauSschüsse noch nicht im Besitze der„Ratschläge und Winke für ein Winterprogramm 1907/03" sind, werden sie ihnen auf Wunsch kostenlos geschickt; auch die Be- dingungen für die wissenschaftlichen Wanderkurse stehen zur Ver« fügung. Wo noch keine BildungSauSschüsse bestehen, werden die Partei- und Gewerkschaftsorganisationen gebeten, direkt mit dem BildüngSauSschuß in Verbindung zu treten. Alle Sendungen für den Bildungsousschuß sind zu richten an Heinrich Schulz, Berlin SW. 68, Lindenstr. 3. Fernsprecher Amt IV, 10170. DaS Grab Ferdinand Lassalles auf dem jüdischen Friedhof zu Breslau war am Sonntag, wie alljährlich an Lassalles Sterbe- tage, der Zielpunkt von vielen Hunderten von Arbeitern und Arbeiter- stauen. Wieder wie alljährlich beschien die Morgensonne in aller Frühe ein roteS Blumenmeer, das inmitten herrlicher Kränze der Grabstätte einen einzigartigen Schmuck verlieh. Riesen-Lorbeerkränze mit prächtigen roten Schleifen legten nieder: Der Sozialdemo- statische Verein, das Gewerkschaftskartell, der Schlesische Arbeiter- Sängerbund, die Arbeiter der Hoffmannschen Waggon- und die der Werkzeugmascbinenfabrik von Guttsmann, sowie zum erstenmal die sozialdemokratischen Frauen und Mädchen von Breslau . Ihr Kranz trug die Inschrift: In unser? Kreises dunkle Nacht Hast Du nach Kräften Licht gebracht, Daß größer ward des Lichtes Schein, Das soll unS Dein Vermächtnis sein. Der Kranz der Partei erinnerte an die aktuellste Frage der Gegenwart mit den Worten: Die Erinnerung an Dein Lebenswerk soll unS im Kampfe um das freie Preußenwahlrecht führen. Eine Neueinrichtung hatte diesmal die Polizei gestoffen, indem sie die„staatSgefährlichcn" Kranzschleifen bereits vor dem Eingange zum Friedhofe einer kritischen Musterung unterzog. Dagegen hat sie mit der Unsitte, zwischen den Gräbern versteckt Pickelhauben Wache stehen zu lassen, um auf etwaige Reden zu achten, gebrochen. Am Grabe stand diesmal nur ein einziger Schutzmann und auch der in respektvoller Entfernung. Ein Teil der Grabbesucher gedachte auch unseres unvergeßlichen Max Kahser, dessen Grabdenkmal, das ihm 1838 die Gesamtpartei Deutschlands gesetzt, sich in bei Nähe des Lassalleschen Begräbnisplatzes befindet. Das bewegtc Bild des Friedhofes und seiner Umgebung legte Zeugnis dafür ab wie rege unseres Vorkämpfers Andenken in den Herzen der Bres lauer Arbeiterschaft lebt._ Zum Essener Parteitag. In einer Generalversammlung deS sozialdemokratischen Vereins nahmen die Genossen der NeiibStagSivahlkieise München I und II Stellung zum Parteitag. Nach einem Referat des Parteisekretärs Genossen Franz Schmitt empfahl in der Nim folgenden lebhaften Diskussion Genosse Adolf Müller den Münchener Delegierten, die �um Punkte„ReichStagSivahlen und politische Lage" gestellten Antrage 49— öS(Stimmenthaltung bei Stichwahlen zwischen Freisinn und anderen bürgerlichen Parteien) zu bekämpfen. Es gehe nicht an, eine Stichwahltaktik, die sich jedesmal nach den besonderen Verhältnissen z» regeln habe, auf Jahre hinaus re- solutionär festzulegen: außerdem diskreditiere man die Parteitage nur, wenn man ihnen Beschlüsse zumutet, die in der Praxis undurch- führbar sind.(Beifall.) Die Schaffung eine? Nachrichten- b u r e a u S für unsere Parteipresse sei nanientlich für die von der politischen ReichSzentrale entfernten Partcibläcter geradezu eine Lebensfrage. DaS Bureau sollte schon mit Beginn der Reichstags- Verhandlungen organisiert sein. Daß man in den Redaknonen der Parteiblätter in Berlin »nd Leipzig weniger Interesse für das Bureau habe, begreife er, dort sitzt man eben an der Quelle. Ob das Bureau mit„Revisionisten " oder mit siebenfach revolutionären Radikalen besitzt werde, sei ihm gleichgültig. Die Haupt- fache sei, daß fähige Genossen berufen werden, die den richtigen Blick für die Nachrichtenbedürfnisse der Parteipresse haben. — Genosse Maurer wünscht, daß in daS Nachrichtenbureau auch ein tüchtiger Gewerkschaftsredakteur berufen werde, der imstande sei, daS für die GewerkschaflSbeweguug wichtige Nnchrichtenmaleriak vom Tage der Parteipresse schnell und iuformaiorisch zugänglich zu machen.— Als Delegierte wurden gewählt die Genossen Adoli Müller. K n i e r i e m und Alwin S a e n g e r. BildungSardeit. DaS Agitationslomitee für den Agitationsbezirk Frankfurt am Main plant Gemeindevertreter-Lehrkurse, die im Herbst diese? Jahres beginnen sollen, zu veranstalten. An den Lehrkursen sollen m erster Linie Genossen, die daS Amt eines Gc- meiudevertretcrS belleiden, teilnehmen, doch werden evenMell auch andere Genossen zugelassen._ Verdiente Zurechtweisungen werden dem Genossen Noske wegen der von unS schon niedriger gehängten Stelle seines Chemnitzer Referats über den Internationalen sozialistischen Kongreß von der „Leipziger Volkszeitung " und der„ R e u ß i s ch e n Tribüne"(Gera ) zu teil. Die„Leipziger Volkszeitung " sagt u. a.: .... er irrt, wenn er der Mehrheit der deutschen Delegierter da? nichtswürdige Motiv unterschiebt, sie habe unter dem Deck- mautel der gefährdeten Organisation ihr persönliches Müichen au der Genossin Luxemburg kühlen wollen. Speziell die Leipziger Delegierten, die zunächst beteiligt waren, haben ausdrücklich und widerholt erklärt, ihr Protest gegen den organisatorischen Verstoß der Leipziger Genossinnen richte sich in keiner Weise gegen die Person der Genossin Luxemburg , die ohne jedes Verschulden ihrer- seit? in eine peinliche Lage geraten sei und nach wie vor die Hoch- achtung der Leipziger Parteimitgliedschaft genieße. Aber auch die unS ferner stehenden Genossen Ulrich und v. Wollmar , die für die Kassierung des Mandats sprachen, sind über den schmählichen Ver- dacht erhaben, den Genosse NoSke äußert, wie überhaupt jedes Mitglied der deutschen Delegation, mit der einzigen, etwa möglicher, Ausnahme, daß Genosse NoSke. der ja auch dazu gehörte, in der Selbstkenntnis ebensoviel leistet, wie in militärischer Bravour." Die„Reußische Tribüne" überschreibt ihre Notiz „Eine Beleidigung der deutschen Delegation des Internationalen Kongresses" und sagt: „Wenn Genosse NoSke sich durch solche Erwägungen bei seiner Abstimmung leiten ließ, würde er dadurch bekundet haben, daß er sein Mandat mißbraucht hat. Wenn er aber der deutschen Delegation diese gehässige Molivierung ihrer Abstimmung unter- schiebt, so beleidigt er damit die deutschen Delegierten in einer bisher unter Genossen«roch nicht dagewesenen Art und Weise. Die Delegation hat, wie die ganze» Verhandlungen zeigten, ohne Rücksicht auf die Personen ihr Urteil ab- gegeben. Sie konnte auch gar keine„Verwarnung" aussprechen, denn die Gewäblten, die Genossinnen Luxemburg und Lewinsohn, sind an dem Formfehler, den die Leipziger Frauenoraanisation beging, vollkommen unschuldig und unbeteiligt. ES ist ties bedauerlich, daß Genosse NoSke den deutschen Dele- gierten eine solch niedrige Gesinnung unterschiebt, sie hätten auS persönlicher Abneigung gegen eine Delegierte, diese vom Kongreß „entfernt", wie sich Noske so sauber ausdrückt, während sie öffentlich erklärten, daß sie auS Rücksicht auf daS Organisations- fintut daS Mandat für ungültig erklären mußten. Was den per- sönlichen Anwurf NoSkeS gegen Genossin Rosa Luxemburg betrifft, so bedarf eS keiner Abwehr— NoSke richtet sich damit nur selbst. Dafür, daß er schon wieder daS persönliche Pech hat, mit seinen HerzenSoffenbaruugen das Freudengeheul unserer Gegner zu er« Ivecken, sprechen wir ihm unser aufrichtiges Beileid aus." DaS Begräbnis deS Genossen Tak. «» Amsterdam . 80. August. Einfach und füll, wie daS Wesen deS Hingeschiedenen selbst war, so gestaltete sich auch die Uebcrführung der lleberreste des Genossen Tak zum Friedhofe seiner GebnrtSstadt Middelburg . Auf Wunsch der Familie TakS sollten keine Reden am Grabe gehalten werden und wurden keine Fahnen und Banner im Leichenzuge mitgefiihrt. Der Parteivorstand der sozialdemokratischen Arbeiterpartei hatte deshalb im„SchütterShof" zu Middelburg eine Trauerversammlung ver« anstaltet, wo der Parteivorstand, die Redaktionen von„Het Volk' und der„Nieuwn Tyd", sowie zahlreiche politische und gewerkschaftliche Organisationen vertreten waren. Der Saal war mit Fahnen und Bannern und einer großen Anzahl von Kränze» geschmückt. Genosse Wibaut eröffnete die Versammlung und sprach tief ergriffen einige Worte als persönlicher Freund und nameuS der Parteigeuossen, Genosse Vliegen namens des Partei- Vorstandes, Genosse S ch a p e r für die sozialdemokratische Kammer- fraktion, Genosse Henrr Polak für die Gewerkschaftsbewegung. Noch zahlreiche andere Redner gedachten der Verdienste des toten Genossen. Die zu Hunderten zählenden Teilnehmer der Ver» sammlung begaben sich dann in gemeinschaftlichem Zuge zum Trauerhause, von wo auS sich der imposante Leichenzug nach dem Friedhofe bewegte._ 6ewerhrcbaftUcbe9s Ein Rieken-Bergarbeiterstreik im Riederlausitzer Kohlenbecken.» Senftenberg - Hüttendorf, 1. September. Die Tagung ist notwendig' geworden, um die Antworten der Unternehmer auf die ihnen feiten? der Bergarbeiter zugegangenen
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