Forderungen entgegenzunehmen. Anwesend sind die Gauleiter der mitteldeutschen Reviere des Bergarbeiterverbandes, der Genosse Muschik als Vertreter des Mctallarbeiterverbandes sowie die Ver> trauenSleute des Reviers und die Kommissionen sämtlicher SSerle. Ausserdem ist der Saal und die Nebenräume dicht gefüllt von Berg- arbeitern als Gästen. Im Auftrage der aus fünf Mitgliedern bestehenden Lohn- kommission erstattet den Bericht G a r b e- Senftenberg. Er führt aus, dass den Werkleitungen folgende Forderungen unterbreitet worden sind: I. a) Einführung der neunstündigen Arbeitszeit inklusive � einer stündigen Pause. Als Einführungszeit ist der 1. Oktober dieses Jahres festgelegt. d) Für alle Fabrikarbeiter ist bei einer ILstündigen Schicht zeit eine zweistündige Pause einzuführen. c) Ueberschichten und-Stunden sind zu vermeiden und nur bei Gefahr für das Leben der Arbeiter oder zur Sicherung des Betriebes zulässig. 2. a) Für sämtliche Arbeiter, welche auf dem Werke beschäf tigt sind, eine Lohnzulage von 15 Proz. Der Lohn für Hauer soll nicht unter 4,50 M., für Schlepper nicht unter 4,20 M., für bolljährige Fabrikarbeiter nicht unter 3,50 M., für fugendliche Arbeiter im Alter von 18 bis 21 Jahren nicht unter 3,25 M. 5e< tragen. b) Bezahlung aller Nebenarbeiten, als Schienen- und Plattenlegen, Holzstellen usw. c) Bei Betriebsstörungen, welche länger als% Stunde dauern, sollen die Arbeiter mit anderer Arbeit beschäftigt werden und die Zeit nach dem bestehenden Schichtlohn bezahlt erhalten. d) Abschaffung aller Prämiengedinge. e) Einfuhrung der achttägigen Lohnzahlung auf den Werken, wo dieselbe noch nicht besteht. Der Lohn soll am Freitag jeder Woche ausgezahlt werden. k) Die Arbeitsordnung ist den Forderungen entsprechend ab- zuändern. 3. Aushebung der Sperre. 4. Holz ist in genügender Menge und zugerichtet an die End- fkationen der Grube zu liefern. 5. Für gutes, frisches Trinkwasser haben die Verwaltungen in den Gruben und Fabriken zu sorgen. 0. Ausreichende Badeanstalten und Umkleideräume sind ein- zuführen. Wo der Tagebau weiter als 10 Minuten von der Fa- brik entfernt liegt, sind auch dort Badeanstalten zu errichten. 7. Bessere Transportmittel für Verletzte und Kranke sind an- Auschaffen. 8. Humane Behandlung der Arbeiter durch die Beamten. 9. Vollständige Bewegungsfreiheit für alle Arbeiter, welche <ti Werkshäusern und Kasernen wohnen. 10. Infolge dieser Lohnbewegung dürfen keine Mahrege- lungen erfolgen. Von den Werksbesitzern ist die Kommission überhaupt keiner Antwort gewürdigt worden! Redner führt einige Zahlen über Unternehmergewinne an, auS denen hervorgeht, dass der Geschäftsgang ein geradezu glän zender sei, die Ueberschüsse so hoch wie noch nie gewesen sind und dass es eine Provokation der die Werte erst geschaffenen Bergknappen ohne Gleichen darstellt. Redner ersucht die Belegschaftskommissionen, sich auszusprechen, und legt die Entscheidung in deren Hände. In der Diskussion kommen haarsträubende Dinge zutage. So hat man von Grube Elisabethsglück den Arbeitern versprochen, vom 1. A u g u st ab je 5 M. Mietsentschädigung zu gewähren; es ist aber bei der blossen Versprechung geblieben. Von Wagen, die nicht gut gefüllt waren, hat man die Marken weggenommen und die Arbeiter um den Lohn dafür geprellt. Wurde die Bezahlung verlangt, hiess eS:„Gut. Ihr bekommt ihn bezahlt— aber 50 Pfennige Strafe l' Die Bahnen sind in schlechtem Zustande, das Wagenmaterial taugt nichts. Ein Redner hat für 80 Pf. pro Schicht Briketts verladen. Als er sich einmal versah. kam der Meister„und latschte mir für die 80 Pf. noch eine kräftige Backpfeife'runter!" schliesst er unter grosser Bewegung der Ver- sammelten. Auf Grube Providentia ist schlechter Brand trotz der angebrachten Ventilawren. Bei der schlechten Wetterführung sind von Häuern 3,45 M. pro Schicht verdient worden. Auf„Hörlitzer Werk" ist die Leutestube jahrelang so schmutzig gewesen, dass der Dreck periodisch mit der Hacke weggeräumt werden musste. Von der Decke rieselte der schwarze Staub den Leuten aufs Brot. Ein Bergmann bezeichnet die Grubenarbeit im Niederlausitzer Revier als menschenunwürdig im höchsten Grade. Die Behandlung durch die Beamten sei skandalös; die Menschen könnten sich nicht baden, sie sind gezwungen, wie die Schweine zu leben!(In ihrer schlichten Unbeholfenheit machen die Darstellungen einen er- schüttelnden Eindruck.) Als infolge schlechter Wetterführung cS im Schachte nicht brannte, meinte der Beamte, zu dem sich die Leute um Abhülfe wandten:„Steckt den Finger in den Hintern, da habt Ihr Licht!" Beamte tragen Schusswaffen und drohen, davon Ge- brauch zu machen. Durch das schlechte Gedingesystem ist eS nicht möglich, die Pausen einzuhalten; die Beamten hetzen die Arbeiter gegeneinander, stiften Unftieden, um die Leistung aufS Höchstmatz zu steigern. Dann wird mitgeteilt, dass mündlich erklärt worden sei, man wolle keinen Pfennig bewilligen.(Bewegung und „Pfui".Rufe!)„Wir sind gezwungen, die Brocken hinzuschmeißen!" (Stürmischer Beifall.) Alle Bergleute betonen, dass unbedingt an der Forderung der neunstündigen Schicht festgehalten werden mutz. Sie bringen zur Geltung, daß man in den Massen bereits ungeduldig über den endlichen Ausgang zu werden beginnt. Auf das Verlangen nach Abstimmung erklärt der Vorsitzende, dass die endgültige Entscheidung erst die Versammlungen am Nachmittag zu fällen haben. Die Abstimmung darüber, ob die Forderungen auftecht zu erhalten sind, ergibt ein st immige Annahme. Der Vorsitzende gibt noch bekannt, dass die Unternehmer in der bürgerlichen Presse die Nachricht verbreiten, sie wollten chinesische Kulis ein- führen— offenbar nur zu dem Zwecke, um die Arbeiter ein- zuschüchtern. Der Vertreter des Metallarbeiterverbandes erklärt, dass in den nächsten Tagen auch seitens seiner Organisation Forde- rungen gestellt werden und dass sie gewillt seien, mit den Berg- arbeitern in einem eventuellen Kampfe Schulter an Schulter zu kämpfen.(Bravo l) Als Fazit der Konferenz ergibt sich, dass, falls die Versamm- lungen am Nachmittage das gleiche Resultat zeitigen, die Berg- leute deS Niederlausitzer BraunkohlenrevierS am Montag, den L. September, die Kündigung einreichen! .# Senftenberg . den 2. September. Die Nachmittagsversammlungen ergaben fast einstimmig, dass die Kündigungen im ganzen Reviere zu erfolgen haben. Merk. würdig und widerspruchsvoll war die Haltung der polnischen. Berufsvereinigung. Deren Leiter erklärten, nicht mitmachen zu wollen, weil man sie nicht verständigt habe!(Sie wollen also zweifellos, wie immer, Zersplitterung in die Massen tragen.) Erkundigungen von heute Abgaben, dass die Bergleute den Be- schluss hochgehalten und die Kündigung eingereicht haben. Von allen Werken liegt zurzeit da? Resultat noch nicht vor. Ob eS mög- lich sein wird, angesichts der Provokationen der Unternehmer die Kündigungsfrist einzuhalten, mutz sich in den nächsten Tagen zeigen. ».» Damit ist itt der Mark Brandenburg ein Lohnkampf ent- bräunt, der weite Kreise in Mitleidenschaft ziehen dürfte. Kommen doch nahezu 14 000 Bergarbeiter in Betracht, deren Tätigkeit unter Umständen auf Wochen unterbunden wird. Der Arbeitgeberverband des Niederlausitzer Bergbaues macht verzweifelte Anstrengungen, um die bürgerlichen Provinzblätter und die Oeffcntlichkeit über die elende Lage der Bergarbeiter hinwegzutäuschen. In einem so- genannten Waschzettel lassen die Grubenbarone erklären: Im Laufe der letzten Jahre ist von den Bezirksleitern des Bergarbeiterverbandes mehrfach der Versuch gemacht worden, auf verschiedenen Braunkohlenwerken der Niederlausitz Arbeiteraus- stände hervorzurufen, die offenbar lediglich den Zweck hatten, die Organisation in der Bergarbeiterschaft zu fördern. Zur Abwehr derartiger Angriffe haben sich die Braunkohlenwerke der Nieder- lausitz im Juli d. I. zu einem Arbeitgeberverbande vereinigt, der die Aufgabe hat, die Interessen des Niederlausitzer Bergbaues gegenüber diesen wirtschaftlichen Schädigungen mit ausreichenden Mitteln zu schützen. Alle Mitglieder dieses Verbandes gehören gleichzeitig dem Arbeitgeberverband des Deutschen Braunkohlen- Jndustrie-Vereins sowie der Hauptstelle Deutscher Arbeitgeber- verbände an. welch letztere die Arbeitgeber der Mehrzahl aller deutschen Industrien umschliesst. Wie bisher eine erspriessliche Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der Niederlausitz stattgefunden hat, so liegt auch gegenwärtig ab- solut keine Veranlassung vor, in d:e bestehenden Arbcitsverhäl- nisse in agitatorischer Weise störend einzugreifen. Die Löhne des Niederlausitzer Reviers sind ausweislich der staatlichen und privaten Lohnstatistik im Laufe der letzten zwei Jahre ent- sprechend der eingetretenen veränderten Lebenshaltungen um etwa 18 Proz. erhöht worden, während der Erlös für die Pro- duktion in dieser Zeit nicht in entsprechender Weise gestiegen ist, so dass der Mehrerlös in erster Linie der Bergarbeitcrschaft zu- gute gekommen ist. Im eigenen wohlverstandenen Interesse der Niederlausitzer Bergarbeiterschast wird es daher liegen, wenn sie sich auch in Zukunft den Einflüssen unverantwortlicher Agita- toren verschlietzt. Demgegenüber stellt die Verbandsleitung das Gegenteil fest! Während die in den in Betracht kommenden Betrieben beschäftigte Arbeiterzahl sich von 1904— 1906 nur um 169 Personen(das sind 1.6 Proz.) vermehrte, wurden 1906 16 601874 Hektoliter(10 Prozent) Braunkohlen mehr als 1904 gefördert; Briketts wurden 474 540 Tonnen(14,26 Proz.) mehr fabriziert wie 1904. Jeder Arbeiter lieferte also jährlich 1431 Hektoliter Braunkohle und 40 Tonnen Briketts mehr wie früher. Die Ergiebigkeit der Arbeit hat sich also ganz enorm gesteigert, während die Schichtlöhne(bei zwölfstündiger täglicher Arbeitszeit) während derselben Zeit besten- falls pro Schicht um 54 Pf. gestiegen sind. Es entspricht also nicht den Tatsachen, dass die Löhne um 13 Proz. gestiegen sind. ES verdienten im ergrevier West-KottbuS. ') Der höchste angegebene Lohn ist der der eigentlichen Berg arbeiter. Zwischen diesem und dem davor als niedrigsten an« gegebenen schwanken die Löhne der übrigen erwachsenen mannlichen Arbeiter, die unter und über Tage beschäftigt werden. Betrachtet man dagegen die Profite der Unter- n e h m e r. so merkt man sehr bald, wer den Vorteil auS dem „Mehrerlös" gezogen hat. So haben die Aktionäre der„Nieder- lausitzer Braunkohlenwerke" aus dem Schweisse ihrer Arbeiter den anständigen Gewinn von 1 350 000 M. gezogen, wovon 750 000 Mark abgeschrieben wurden, während die Aktionäre 10 Proz. Divi- dende erhielten(gegen 8 Proz. im Jahre vorher). Die Aktionäre der bekannten„Ilse" bekamen gar 18 Proz.(DaS sollen wahr- scheinlich die„Lohnerhöhungen" sein, von denen der Waschzettel faselt.) Ausserdem erhielten Verwaltung und Aufsichtsratsmit- glieder noch das nette Sümmchen von 231 435 M. Wer hier noch behaupten will, daß der Gewinn aus der Pro- duktion nicht einmal um so viel Prozent gestiegen sei. als die Löhne der Arbeiter, den strafen nicht allein die erhöhten Ab- schreibungen, die Erweiterungen der Werke, die Erhöhung der Divi- denden und Tantiemen Lügen, sondern auch die Tatsache, dass die Kohlenpreise trotz der erzielten Gewinne von den Bergwerksunternehmern fortgesetzt in die Höhe getrieben wurden und noch werden. Und doch kennt der EgoiSmuS der Kapitalisten keine Grenzen. In schroffster Weise werden die bescheidenen und berechtigten Forderungen der Bergarbeiter zurückgewiesen, und in ihrer Angst um die durch den Ausstand bevorstehende Schmälerung ihreS Profits, versuchen diese besonders bei den letzten Reichstagswahlen in Patriotismus ver- gehenden nationalen Maulhelden den Import von KuliS. Oder soll dies nur ein Schreckschutz sein? Wie dem auch sei, die Sym- pathie der Oeffentlichkeit ist auf Seiten der Bergarbeiterl Serlln und Omgegend. Der Boykott über den Arbeitsnachweis der Schmiedeinnung. In der letzten Versammlung der Schmiede gab Siering bekannt, dass der seinerzeit über den, JnnungSnachweiS und die Herberge verhängte Boykott ausgezeichnet wirke. Die Innung habe den Altgesellen Köhler zur Beseitigung deS Boykotts auf- gefordert. Auch seien gegen ihn zwei Klagen, eine seitens des WirteS und die andere seitens des Obermeisters, anhängig gemacht worden. ES liege aber gar kein Grund bor , dem Verlangen der Innung zu willfahren._ Der Mitgliederstand der Berliner Gewerkschaften. In unserer am Sonntag veröffentlichten Tabelle über den Mitgliederstand der Berliner Gewerkschaften hat sich in der Gesamtsumme der Organi- sierten für 1906, also in der letzten Ziffer unten rechts ein Fehler eingeschlichen. Diese Zahl beträgt nämlich nicht 254 798, sondern 252793. Dcutrchts Reich. Die Beendigung des Konfektionsschneiderstreiks in Stettin . Die Lohnkommission der KonfektionSschneidcr beschloh, die Sperre über 8 Firmen wieder aufzuheben. Daraufhin wird der Arbeitgeberverband die von ihm ausgesperrten Schneider wieder einstellen, so dass in sämtlichen 52 Kleiderfabriken die Arbeit in vollem Umfange wieder aufgenommen wird. Die Knappen des RuhrrevierS. Gestern fanden im Ruhrrevier 33 vom Verbände ein. berufene, durchwegs sehr stark besuchte Bergarbeiterversammlungen statt, in denen sich sämtliche Redner, auch die anwesenden Vertreter deS Gewerkvereins, scharf gegen den neuen Statutenentwurf aus- sprachen. In einer Versammlung in Linden erklärte ein Ver- treter deS christlichen Gewerkvereins, daß er dem Abgeordneten Letzte JMachnchtcn und Dcpelchen, Des Zaren Leibgarde. Odessa , 2. Sept.<W. T. B.)(Von einem Privatkorrespondenten.) Um dem Tod deS bei dem Entladen einer bei einer Haussuchung gefundenen Bombe verunglückten Offiziers und dreier Polizeileute zu rächen, organisierte der Verband russischer Leute gestern ein Pogrom, welches noch andauert. Die Raufbolde laufen auf die Juden schießend durch alle Strassen. Drei Juden find getötet, gegen 60 schwer verwundet, die Polizei ist untätig; es wurde kein einziger Raufbold verhaftet. ES herrscht eine grosse Panik. Streikbecndigung. Hamburg » 2. September.(W. T. B.) Der Ausstand der Be- sahungen der Schleppdampfer ist heute durch ein llebereinkommen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern beendet worden. Drei Firmen haben kleine Zugeständnisse gemacht, bei den anderen nehmen die Arbeiter die Arbeit morgen früh bedingungslos wieder auf._ Einberufung des bayerischen Landtage». München , 2. September. (W. T. B.) Der Landtag ist auf den 27. d. M. einberufen._ Niedergebrannte Ortschaft. Wien , 2. September. (B. H. ) Heute nacht ist die Ortschaft Breitenlee fast gänzlich niedergebrannt. Grubenkatastrophe. Johannesburg , 2. September. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) Infolge Einsturzes einer Schachtwand in der Neu- Kleinfonteingrube wurden 17 Chinesen verschüttet. Sirben wurden ernstlich verletzt hervorgezogen; vier find umgekommen. ES ist keine Hoffnung vorhanden, die übrigen zu rette«. Meuternde Truppen. Pretoria , 2. September. (W. T. B.) Nach einer Meldung deS„Transvaal Advertiser" hat eine Abteilung von Pionieren, die sich auf dem Marsche in» Manöver befand, als Protest gegen rücksichtslose Behandlung durch einen bestimmten Offizier ge- meutert und ihr Lederzeug zerschnitten. Die Meuterer sind durch __...__________________.......___„___________________ ein anderes Regiment nach Pretoria zurückgebracht worden. Lerantw. Redakteur: HanS Weber, Berlin . Inseratenteil verantw.: Th. Glocke, Berlin . Druck».Verlag: Vorwärts Puchdr. u. PxrlagSanstalt Ggul SingerLcEo., Berlin L\V, Hierzu 3 Beilagen u. UntcrhaltungSblgtt Hue seinen Tank dafür ausspreche, daß er mit seiner Oberhauseüer Rede den GewerkvcrrinSvorstand aufgestöbert habe, damit er mal wach geworden sei. Hierdurch seien auch die Kameraden im christ- lichen Gewerkvercin aufgerüttelt worden. Die Versammlungen nahmen folgende Resolution an: Die heutige BergarbeiterversammluNj, erklärt, dass für die Bergarbeiter eine bessere wirtschaftliche Lage erreicht werden kann nur durch geschlossenes Vorgehen aller Kameraden. Die Versammlung bedauert darum lebhaft, dass im Vorjahre die aus der Bergarbeiterschaft kommenden Anregungen auf dauernde Einigung der Bergarbeitcrorganisationen als„Einigungs- rummel" verhöhnt worden und ganz besonders verurteilt die Versammlung die von Herrn Hermann Jmbusch, Re- dakteur am„Bergknappen", herausgegebene Broschüre, in der zum Schaden des Einigungsgedankens alle Streitigkeiten, die zwischen den Bergarbeitern der verschiedenen politischen und religiösen Anschauungen innerhalb 15 Jahren vorkamen, aber» mals aufgewärmt worden sind. Wenn man in dieser Weise die alten Streitereien immer wieder aufrührt, dann kann es nimmer zur Bergarbeitervereinigung kommen. Die Versammlung fordert die Ortsverwaltungen und die Mitglieder aller Bergarbeitcrorganisationen auf, ganz energisch ihre Zentralvorstände zu ersuchen, sofort den Weg der Ver- ständigung über die Knappschaftsstatuten-Reform zu beschreiten. Diejenige Organisationsführung, die sich dieser im Interesse der Knappschaftsmitglieder unbedingt nötigen Verständigung wider- setzt, beweist dadurch, dass ihr der persönliche Streit über das Bergarbeiterwohl geht. Daraus werden dann die Bergleute ihre Lehre ziehen._ Hustand. Der Dockerstreik in Antwerpen . Antwerpen , 1. September. (Eig. Ber.) Nun, da es kein Zurück mehr gibt und die Hafen-ShhlockS auf ihrem Schein bestehen— bedingungslose Ergebung, Aushungerung—, führen die Streikenden den aufgezwungenen Kampf mit aller Energie und Entschlossenheit weiter. Dass trotz der mass- losen Erbitterung die Ruhe aufrechterhalten wird und es nur hier und da zu kleinen Zusammenstötzen kommt, ist einzig der be- sonnenen Streikführung zu danken— denn an Provokationen fehlt es wahrlich nicht. Was soll man z. B. zu dieser anmahcnden Keckheit sagen, dass die Unternehmer gegen das Sammeln der Streikenden mit Kollekten„protestieren"? UebrigenS steht die Bevölkerung sichtlich«Wf Seiten der Streikenden— der arbeitende Teil selbstverständlich auch mit der werktätigsten Shm- pathie. Hunderte von Streikenden erhalten Naturalien und Wohnungsmietszuschüsse und bis jetzt haben sich bereits 700 Fa- milien zur Aufnahme der Kinder von Streikenden in der Redaktion des hiesigen sozialistischen Blattes, dem..Werker", gemeldet. Selbst. verständlich sind, wie immer, die sozialistischen Korporationen mit Unterstützungen bei der Hand. Die Genter Docker, die auch früher schon durch ihre Weigerung, Arbeit für die Antwcrpener Kollegen zu verrichten, ihre rechtschaffene Gesinnung bewiesen, ver- pflichteten sich, jede Woche 2000 Brote zu schicken. Auch die Geschäftsleute bekunden durch Gewährung von Bons, durch Gratis-Rasieren usw. an Streikende, dass sie mit dem gerechten Kampf der Hafenarbeiter sympathisieren. Nicht besser kann die Situation des Häsens gekennzeichnet fein als durch den Ausspruch des redseligen Präsidenten der Unter- nehmervereinigung, Steinmann: eS gibt keine Schiffe im Hafen, infolgedessen keine Arbeit. In der Tat, wer das sonstige Hafen- leben gegen die gegenwärtige Oede vergleicht, kann selbst als Laie ermessen, welchen Riss dieser Streik in das weitest verzweigte Wirt- schaftsleben bringt. Dennoch: die Unternehmer(lies: Steinmann) erklären kühl:„Ob der Streik eine Woche dauert oder einen Monat, das ist uns ganz egal, wir geben nicht nach."— Und sie richten sich darauf wenigstens insofern ein, daß sie ihre Anstrengungen, von überall Streikbrecher herbeizuziehen, ver- mehren. In ihren Mitteln sind sie dabei freilich nicht prüde. Gestern erst ging eine Gruppe von 100 Deutschen aufs Kon- sulat, um Beschwerde zu führen, daß man sie unter falschen Borspiegelungen, d. h. inUnkenntnisdcSStreikS, nach Amsterdam gebracht habe. Möchten auch die übrigen beut- schen Arbeiter— die Unternehmer kündigten für die nächsten Tage die Ankunft von 1500 an— daSselbeEhrgcfühlbe. weisen und keine Arbeit annehmen. Damit der Zu- fluss der e n g l» s ch e n„Kroumirs" aushöre, werden bei den Trade- Union? Schritte gemacht werden, damit sie die Regierung zu ent- sprechenden Massnahmen veranlasse. Wie wenig den Herren Unter- nehmern an der wirtschaftlichen Existenz der einheimischen Arbeiter liegt, zeigt ihr Ausspruch, dass sie auch nach dem Streik Streikbrecher in Antwerpen behalten werden. Patrioten, diese Herren! Steinmann kündigte an, daß man 75 Proz. der Strei- kenden werde„ersetzen" können. Nun, vorläufig fehlt eS weniger an Arbeitern, denn an Arbeit in dem verödeten Hafen....
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